Die Sendung Passage steht für radiophone Exzellenz auf SRF 2 Kultur. Hier verbinden sich Wort und Musik, Ton und Stille. Passagen berühren, verführen, informieren: mit dem präzise gebauten Feature, mit dem packenden Porträt, mit dem aufschlussreichen Interview. Die drei tragenden Elemente der Passage sind Musik, Storytelling und Tondokumente. Leitung: Sandra Leis, Redaktion: Bernard Senn Kontakt: [email protected]
Im rasenden Strom – wie die Elektrifizierung unser Leben verändert
Erneuerbare Energien, steigende Preise, Angst vor dem Blackout – Elektrizität ist heute weniger selbstverständlich als noch vor ein paar Jahren. Zeit, in die Geschichte des Stroms einzutauchen: vor 150 Jahren revolutioniere er alles.
Zwischen 1880 und 1920 zog die Elektrizität zunächst in die Großstädte und etwas später auch in den ländlichen Raum ein. Die Pariser Weltausstellung 1900 prunkte mit einem über und über illuminierten «Palast der Elektrizität». Elektrizität und Moderne wurden gleichgesetzt: Sie ermöglichte Kino und Varieté und die Ausweitung der Arbeit, da Fabrikanlagen nun durchgehend beleuchtet waren. Die Entwicklung der modernen Gesellschaft ist ohne Elektrizität nicht denkbar. Bis heute steigt der Bedarf immer weiter. Eine Geschichte der Elektrifizierung – vom Blitze schleudernden Gott bis zur Fotovoltaik.
10/18/2024 • 59 minutes, 4 seconds
Widerliches und Wertvolles vom Speichelfluss – Spuck’s aus!
Wer in die Hände spuckt, packts an. Wer in die Suppe spuckt, versauts. Wer die großen Töne spuckt, kann gehen. Auch als Geifer oder Sabber ist das Sekret der Speicheldrüse in die Sprache eingegangen und meint viel mehr als nur die Körperflüssigkeit.
Die Salivation, so der medizinische Begriff für den Speichelfluss, hat es in sich: wichtig zum Erhalt der Zähne, weil er hilft, Speisereste zu entfernen. Aufschlussreich für den Kriminalisten, um Täter zu überführen. Notwendig, da ohne ihn kein Schmecken, Schlucken, Sprechen gelänge. Krankheiten kann die Spucke auch übertragen, und daher mögen sich speiende Wesen bitte möglichst bedeckt halten. Kulturell wird Sabbern oft als widerwärtig eingestuft, dabei ist Spucke sehr viel mehr als einfach nur eklig.
10/11/2024 • 55 minutes, 20 seconds
Albanien: Kleines Balkanland im grossen Umbruch
Albanien war unter dem sozialistischen Diktator Enver Hoxha Jahrzehnte lang von der Aussenwelt abgeschnitten. Seit 30 Jahren sind die Grenzen offen, heute hofft Albanien auf eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Doch das Land hat auch massive Probleme.
Immer mehr Menschen entdecken Albanien als Reiseziel: Das kleine Land auf dem Balkan lockt mit endlosen Stränden und wilden Bergen. Die Bewohner sind gastfreundlich, und entgegen vielen Vorurteilen ist Albanien ein sicheres Reiseland. Viele Albaner sprechen gut Englisch, und das Internet ist blitzschnell. Doch es gibt auch Schattenseiten: Die Diktatur wurde kaum aufgearbeitet, und die grassierende Korruption treibt zehntausende junger Leute ins Ausland: Sie sehen in ihrer Heimat keine Zukunftschancen. Gleichzeitig werden riesige Hotel-Ressorts ohne Umweltplan in Naturschutzgebiete gebaut.
10/4/2024 • 13 seconds
Albanien: Kleines Balkanland im grossen Umbruch
Albanien war unter dem sozialistischen Diktator Enver Hoxha Jahrzehnte lang von der Aussenwelt abgeschnitten. Seit 30 Jahren sind die Grenzen offen, heute hofft Albanien auf eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Doch das Land hat auch massive Probleme.
Immer mehr Menschen entdecken Albanien als Reiseziel: Das kleine Land auf dem Balkan lockt mit endlosen Stränden und wilden Bergen. Die Bewohner sind gastfreundlich, und entgegen vielen Vorurteilen ist Albanien ein sicheres Reiseland. Viele Albaner sprechen gut Englisch, und das Internet ist blitzschnell. Doch es gibt auch Schattenseiten: Die Diktatur wurde kaum aufgearbeitet, und die grassierende Korruption treibt zehntausende junger Leute ins Ausland: Sie sehen in ihrer Heimat keine Zukunftschancen. Gleichzeitig werden riesige Hotel-Ressorts ohne Umweltplan in Naturschutzgebiete gebaut.
10/4/2024 • 55 minutes, 40 seconds
Caterina Valente: Hommage an einen großen Star
Caterina Valente ist der größte Star, den die deutsche Unterhaltungsbranche nach dem Krieg hervorgebracht hat. Das Zirkuskind mit italienischen Wurzeln hat das internationale Show-Business mit Charme, Witz, Grazie, Temperament und vor allem mit betörendem künstlerischen Können erobert. Eine Hommage.
Allein in den USA war «Caterina, die Große» in den 1950er und 1960er Jahren in mehr als 100 Fernsehsendungen zu Gast. «Ohne Disziplin kommt kein Künstler aus», brachte die Hochbegabte das Geheimnis ihres Erfolgs auf den Punkt. Nur zwei Mal im Laufe ihrer Karriere musste Caterina Valente einen Auftritt absagen. Sonst aber war sie immer zuverlässig zur Stelle. Dass sie dabei auch über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit ging, glaubte sie ihrem Selbstverständnis als professionelle Künstlerin schuldig zu sein. Am 9. September ist Valente im Alter von 93 Jahren in ihrem Zuhause in Lugano verstorben.
9/27/2024 • 54 minutes, 51 seconds
Das absolute Auge – ein Porträt der Fotografin Sabine Weiss (W)
Sabine Weiss, geboren 1924 im Walliser Dorf Saint-Gingolph und aufgewachsen in Genf, zählt in Frankreich zu den stilbildenden Fotografinnen der Nachkriegszeit. Aus Anlass ihres 100. Geburtstags wiederholen wir eine Sendung von 2017, als wir sie in ihrem Atelier in Paris besucht haben.
Es ist ein Ort der Ruhe inmitten der Geschäftigkeit von Paris: In einem Hinterhof liegt das Atelier von Sabine Weiss, wo sie seit 1946 lebte und arbeitete. In Frankreich wird sie als letzte Vertreterin der «photographie humaniste» gefeiert – eine fotografische Bewegung, die Menschen und ihre Emotionen in Alltagssituationen ins Zentrum rückten. Sabine Weiss arbeitete für renommierte Reportage-Magazine und als Werbefotografin, zu einer Zeit, als es in diesem Beruf noch kaum Frauen gab. Bis zum 12. Januar 2025 sind Bilder von Sabine Weiss im Photo Elysée in Lausanne zu sehen.
Erstsendung: 27.10.2017
9/20/2024 • 54 minutes, 23 seconds
Teamwork ist alles. Cellistin Sol Gabetta und das Musikbusiness
Für eine gelingende Musikerkarriere braucht es Beharrlichkeit, Glück und eine positive Ausstrahlung, aber auch die Bereitschaft, sich auf Teamwork einzulassen, also auf die Künstleragentur, die Presseagentur, das Plattenlabel.
Als erfolgreiche Musikerin muss man immer wieder Entscheidungen treffen: Wo möchte ich selbst in Führung gehen und wo brauche ich Unterstützung? Mit welchen Leuten umgebe ich mich, die mir die nötige Marktpräsenz geben, aber auch den Freiraum, in dem ich mich geschützt weiterentwickeln kann? Grundvoraussetzung für solche Entscheide ist eine starke Persönlichkeit. Sol Gabetta hat sie. Im September bekommt sie den Grand Prix suisse de musique 2024 verliehen. Das Gespräch mit der Preisträgerin dreht sich für einmal nicht über die Kunst des Cellospiels, sondern über die Mechanismen des Musikmarkts.
9/13/2024 • 56 minutes, 13 seconds
100 Jahre Vogelwarte Sempach: Erfolge und Herausforderungen
Alles begann mit einem Einmannbetrieb im April 1924 in Sempach. Heute arbeitet für jeden der 200 Vögel, die in der Schweiz brüten, eine Person. Vogelforschung, Vogelschutz und Information der breiten Bevölkerung sind die Ziele der Institution.
Die freiwillige Helferin Jolanda Rupli klettert behände die Leiter hinunter, in der einen Hand eine schwarze Tasche mit fünf fauchenden Schleiereulenjungen. Jeder Jungvogel kommt auf die Waage und erhält einen Aluminiumring. Das Beringen hilft, den Bestand der Schleiereulen in der Schweiz zu überwachen. Am Anfang war das Beringen von Vögeln zentral, um den Vogelzug zu erforschen. Heute sind intensive Landwirtschaft, Klimawandel und Lebensraumverlust die grössten Herausforderungen der Vogelwarte.
9/6/2024 • 52 minutes, 15 seconds
Das Kulturhaus SRG
Ob zu emotionalen Höhenflügen, zur geistigen Landesverteidigung, zum inneren Zusammenhalt, zur Bildung oder zur Unterhaltung: Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft leistet seit fast 100 Jahren einen gewichtigen Beitrag zur Schweizer Musikgeschichte.
Ab den 1930er Jahren übernahm die SRG die Musikunterhaltung in den Schweizer Stuben: Aus der Ferne erklang Musik über Radiogeräte. Jeder Landesteil hatte dafür ein eigenes Radio-Orchester und eigene Konzertsäle. Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft unterhielt sie jahrzehntelang und war damit eine bedeutende Arbeitgeberin im Kultursektor. Ihre Auftragskompositionen – vornehmlich an Schweizer Komponisten – sowie Mitschnitte von unzähligen Konzerten und Uraufführungen dokumentieren fast ein Jahrhundert Schweizer Musikgeschichte. Sie bilden ein wertvolles Archiv sowie ein Stück Schweizer Identität.
Die Musik- und Medienwissenschaftler Stefan Sandmeier und Tatjana Eichenberger forschen zum Kompositionsauftragswesen des grössten Medienhauses der Schweiz und geben Einblicke in die Kulturproduktion der SRG. Norbert Graf, einer der Musikproduzenten von SRF, gibt Einblicke in die heutige, hauseigene Musikproduktion mit Schwerpunkt Klassik vor dem Hintergrund des tiefgreifenden Medienwandels. Und die SRF-Kulturchefin und designierte Generaldirektorin der SRG, Susanne Wille, spricht über die Bedeutung der Kulturförderung für das öffentlich-rechtliche Medienhaus der Schweiz, jetzt und in Zukunft.
8/30/2024 • 56 minutes, 5 seconds
1938 – Die Grenzgeherin Martha Schwartz
Die Basler Kommunistin Martha Schwartz war als Kurierin und Fluchthelferin im Einsatz, hat Flugblätter gegen Hitler verteilt, bis sie am 6. April 1938 in Lörrach von der Gestapo verhaftet und zum Opfer des Nationalsozialismus wurde.
Nach einer schweren Kindheit als Verdingkind kämpfte Martha Schwartz zeitlebens für Arbeiter- und Frauenrechte und gegen den Nationalsozialismus. Doch ihr Engagement für die Gerechtigkeit wurde ihr zum Verhängnis: Martha Schwartz wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt. Sie war schon vor ihrer Verhaftung gesundheitlich stark angeschlagen, und während sich der Ehemann und die Kinder für ihre Freilassung einsetzten, verlor sie in der Gefangenschaft den Verstand. Die Schweizer Behörden weigerten sich lange, ein Gnadengesuch einzureichen. Als sie dies schliesslich doch tun wollten, war es zu spät: Martha Schwartz war bereits verstorben.
Raju Schwarz, Autor und Urenkel von Martha Schwartz, hat sich zusammen mit der Dramaturgin und Autorin Ursula Werdenberg auf eine mehrere Jahre dauernde Spurensuche begeben. Gemeinsam haben die beiden versucht, die Geschehnisse von damals zu rekonstruieren. Entstanden ist ein fiktives Hörspiel, ein Anfang der Aufarbeitung der Geschichte der Widerstandskämpferin Martha Schwartz. Als Grundlage dienten über siebenhundert Seiten Akten und Aussagen von Zeitzeugen.
Erstausstrahlung: 10.6.2024 (als «Hörspiel»)
8/23/2024 • 52 minutes, 28 seconds
Sommer-Reihe: Festival «Warschauer Herbst»
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt.
Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen.
In der fünften Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es nach Polen, zum internationalen Festival für zeitgenössische Musik «Warschauer Herbst», kurz vor den Wahlen des polnischen Parlaments im Oktober 2023. In dieser Zeit war die politische Stimmung aufgeheizt. Aber der Warschauer Herbst meisterte den heiklen Balanceakt zwischen Stimulus und Provokation. Das neuntägige Festival zeigte sich unbeirrt modern, vielfältig und auch thematisch am Puls der Zeit und lockt auch eine junge Generation an, die sich für neue Klänge und gesellschaftliche Themen interessiert.
Erstausstrahlung: 4.10.2023 (als «Musik unserer Zeit»)
8/16/2024 • 55 minutes, 55 seconds
Sommer-Reihe: Schnecke, Vogel und Chamäleon: Die Musikerin Maja Osojnik
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt.
Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen.
In der vierten Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es um die Wiener Musikerin Maja Osojnik. Sie ist Komponistin, Sängerin, DJ, Klangtüftlerin, Elektronikerin, Flötistin. Sie macht Musik, Lyrik und Live-Performances. Sie sucht in ihrer Kunst das Reale, das Surreale, das Fragile, das Abgründige, aber auch Schönheit und Eleganz. Maja Osojnik ist vor allem eines: vielschichtig. Und ein Phänomen, immer in Bewegung, immer sich neu erfindend.
Erstausstrahlung: 10.6.2020 (als «Musik unserer Zeit»)
8/9/2024 • 59 minutes, 1 second
Sommer-Reihe: Die Klangwelten von Spielautomaten und Seilbahnen
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt.
Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen.
In der dritten Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es um den Urner Komponisten Michel Roth. Er verschafft verborgenen Klängen Gehör, zum Beispiel, indem er Mikrofone an den Tragseilen und an den Kabinen von Seilbahnen im Schächental montiert und die Aufnahmen in Kompositionen verwebt. Aber nicht nur das: Roth lässt seine Stücke von Flipperkugeln und Spieleautomaten beeinflussen, denn Neue Musik komponieren heisst für ihn immer auch spielen.
Erstausstrahlung: 28.2.2024 (als «Musik unserer Zeit»)
8/2/2024 • 16 seconds
Sommer-Reihe: Die Klangwelten von Spielautomaten und Seilbahnen
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt.
Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen.
In der dritten Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es um den Urner Komponisten Michel Roth. Er verschafft verborgenen Klängen Gehör, zum Beispiel, indem er Mikrofone an den Tragseilen und an den Kabinen von Seilbahnen im Schächental montiert und die Aufnahmen in Kompositionen verwebt. Aber nicht nur das: Roth lässt seine Stücke von Flipperkugeln und Spieleautomaten beeinflussen, denn Neue Musik komponieren heisst für ihn immer auch spielen.
Erstausstrahlung: 28.2.2024 (als «Musik unserer Zeit»)
8/2/2024 • 1 hour, 17 seconds
Sommer-Reihe: Üben! Eine Versuchsanordnung, mit Carolin Widmann
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt.
Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen.
In der zweiten Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es um das Phänomen des Übens: Üben, das heisst: Ständiges Wiederholen, sich Vertiefen, Variieren, sich Aneignen. Irgendwann öffnet sich eine Welt, von der man nicht ahnen würde, dass es sie in diesem Detailreichtum überhaupt gibt. Musikerinnen und Musiker kennen die Freuden und Leiden des Übens. Und manche können darüber auch mitreissend reflektieren. Zum Beispiel die Geigerin Carolin Widmann.
Erstausstrahlung: 3.5.2023 (als «Musik unserer Zeit»)
7/26/2024 • 1 hour, 3 seconds
Sommer-Reihe: Üben! Eine Versuchsanordnung, mit Carolin Widmann
«Musik unserer Zeit» ist das Format auf Radio SRF 2 Kultur, das die musikalische Gegenwart ins Haus holt, eingefleischte Hörgewohnheiten aufbricht und nachspürt, was Komponistinnen und Musiker der zeitgenössischen Musik umtreibt.
Mit den besten Sendungen des letzten Jahres ist «Musik unserer Zeit» diesen Sommer in der «Passage» zu Gast – mit Musik-Geschichten, die von faszinierenden Klängen, von Leidenschaft und Zweifel erzählen.
In der zweiten Sendung der «Passage»-Sommerserie geht es um das Phänomen des Übens: Üben, das heisst: Ständiges Wiederholen, sich Vertiefen, Variieren, sich Aneignen. Irgendwann öffnet sich eine Welt, von der man nicht ahnen würde, dass es sie in diesem Detailreichtum überhaupt gibt. Musikerinnen und Musiker kennen die Freuden und Leiden des Übens. Und manche können darüber auch mitreissend reflektieren. Zum Beispiel die Geigerin Carolin Widmann.
7/26/2024 • 59 minutes, 50 seconds
Irène Schweizer – aus Liebe zum Jazz (W)
Irène Schweizer verliebte sich mit 12 in den Jazz, als sie eine Studentenband proben hörte im Schaffhauser Gasthof, in dem sie aufwuchs. Seither eroberte sie diese Musik mit kompromisslosem Einsatz. Nun ist sie im Alter von 83 Jahren gestorben.
Nach dem Vorbild des unbändigen Jazzpianisten Cecil Taylor haute Irène Schweizer in die Tasten und nahm blaue Flecken an den Unterarmen in Kauf. Sie war vorne mit dabei, als der europäische Jazz von einer eingeschworenen Szene neu erfunden wird, und sie nahm als erste Pianistin Europas Solo-Platten auf. Vierzig Jahre her sind diese Premieren. In den Jahrzehnten danach spielte Irène Schweizer in vielen Konstellationen und entwickelte eine sanftere Spielweise.
Erstausstrahlung: 14. September 2018
7/19/2024 • 9 seconds
Irène Schweizer – aus Liebe zum Jazz (W)
Irène Schweizer verliebte sich mit 12 in den Jazz, als sie eine Studentenband proben hörte im Schaffhauser Gasthof, in dem sie aufwuchs. Seither eroberte sie diese Musik mit kompromisslosem Einsatz. Nun ist sie im Alter von 83 Jahren gestorben.
Nach dem Vorbild des unbändigen Jazzpianisten Cecil Taylor haute Irène Schweizer in die Tasten und nahm blaue Flecken an den Unterarmen in Kauf. Sie war vorne mit dabei, als der europäische Jazz von einer eingeschworenen Szene neu erfunden wird, und sie nahm als erste Pianistin Europas Solo-Platten auf. Vierzig Jahre her sind diese Premieren. In den Jahrzehnten danach spielte Irène Schweizer in vielen Konstellationen und entwickelte eine sanftere Spielweise.
Erstausstrahlung: 14. September 2018
7/19/2024 • 1 hour, 17 seconds
Braunvieh, Ziegenmist und Bergkartoffeln – bäuerliches Leben in den Alpen
Das bäuerliche Leben in den Alpen ist mühsam und der Verdienst gering. Viele Bergbauern haben bereits aufgegeben. Auf drei Höfen in Deutschland, der Schweiz und Italien gehen die Menschen mit viel Leidenschaft weiter ihrer Arbeit nach, trotz aller Schwierigkeiten.
Im bayerischen Oberallgäu bewirtschaftet eine Familie ihren Bauernhof mit 25 Milchkühen. Die Gemeinde will die Berglandschaft touristisch vermarkten. Der Hof ist ihr dabei im Weg. Im Bergell baut ein junges Paar Esskastanien an, hält Ziegen, Schafe und Esel. Doch die Agrarbehörden machen immer wieder neue Vorschriften. Im italienischen Veltliner Tal kultiviert ein Paar alte Sorten, die früher in den Alpen verbreitet waren. Die Berglandwirtschaft ist nachhaltig und erhält die typische alpine Landschaft mit ihrer Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Aber sie ist zunehmend bedroht.
7/12/2024 • 55 minutes, 15 seconds
Infrasound und Ultraschall – Erfahrungen jenseits des Hörbaren
Unser Gehör ist eingeschränkt. Alle Schallereignisse unter 20 Hertz und über 20 000 Hertz finden eigentlich ohne unser Zuhören statt. Elefanten, Fledermäuse, Wale und Delfine sind uns hier voraus, sie haben sich Infrasound und Ultraschall als ihre Kommunikationsräume erobert. Wie klingt diese Welt?
Ausgerüstet mit Detektoren und Sensoren, hören Menschen erst seit wenigen Jahrzehnten in diese nur scheinbar stillen Geräuschwelten, um zu berichten, was unterhalb der tiefsten Basstöne und oberhalb der fiepsigsten Hochtöne zu hören ist. Künstlerinnen und Künstler erschliessen sich langsam diese Gebiete als Kulturräume, verwandeln Erdbeben in Musik, bringen die Kurzwellen unserer Umgebung zum Klingen oder führen uns mit ihrer Kunst an die Ränder des Gerade-noch-so-Erfahrbaren. Eine Berg-und-Tal-Fahrt durch die Frequenzen.
7/5/2024 • 54 minutes, 9 seconds
Im Schatten von Konfuzius (W)
Kein Tag vergeht ohne Nachrichten aus dem Reich der Mitte. China ist omnipräsent als neue Weltmacht und geopolitischer Akteur, der Einfluss nimmt auf der Weltbühne. Doch wie denkt China, was wissen wir über Chinas philosophischen Unterbau?
Nach dem Tod des charismatischen Staatslenkers Mao Tsetung rückt vermehrt das altchinesische Erbe Chinas in den Vordergrund. Der in der Kulturrevolution verschmähte Denker Konfuzius beginnt mehr und mehr an Ansehen, und dient sogar als Vorbild für Parteikader. Steht aber das über Jahrtausende entwickelte, Mass und Mitte suchende Denken nicht im eklatanten Widerspruch zu den geopolitischen Interessen einer neuen Weltmacht. Eine Spurensuche.
Erstsendung: 15.9.2023
6/28/2024 • 52 minutes, 39 seconds
Eine Reise durch das jüdische Sarajevo
Die bosnische Hauptstadt Sarajevo galt Jahrhunderte lang als «Jerusalem Europas». Muslime, Christen und Juden lebten friedlich miteinander. Die Kriege im 20. Jahrhundert zerstörten diesen Frieden und führten gleichzeitig zu gegenseitiger Hilfe – vor allem zwischen Muslimen und Juden.
Während des zweiten Weltkriegs retteten bosnische Muslime in Sarajevo viele ihrer jüdischen Nachbarn vor den Fängen der Nationalsozialisten. Und während der Belagerung der Stadt Sarajevo in den 1990er Jahren, nutzte die jüdische Gemeinschaft ihre internationalen Verbindungen, um allen Menschen in der Stadt zu helfen – vor allem die bosnischen Muslime profitierten davon. So ist ausgerechnet das kriegsgebeutelte Sarajevo ein Beispiel, wie interreligiöses Zusammenleben gelingen kann – mit Blick auf die Ereignisse im Nahost-Konflikt, wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer.
6/21/2024 • 56 minutes, 25 seconds
Eine Reise durch das jüdische Sarajevo
Die bosnische Hauptstadt Sarajevo galt Jahrhunderte lang als «Jerusalem Europas». Muslime, Christen und Juden lebten friedlich miteinander. Die Kriege im 20. Jahrhundert zerstörten diesen Frieden und führten gleichzeitig zu gegenseitiger Hilfe – vor allem zwischen Muslimen und Juden.
Während des zweiten Weltkriegs retteten bosnische Muslime in Sarajevo viele ihrer jüdischen Nachbarn vor den Fängen der Nationalsozialisten. Und während der Belagerung der Stadt Sarajevo in den 1990er Jahren, nutzte die jüdische Gemeinschaft ihre internationalen Verbindungen, um allen Menschen in der Stadt zu helfen – vor allem die bosnischen Muslime profitierten davon. So ist ausgerechnet das kriegsgebeutelte Sarajevo ein Beispiel, wie interreligiöses Zusammenleben gelingen kann – mit Blick auf die Ereignisse im Nahost-Konflikt, wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer.
6/21/2024 • 56 minutes, 35 seconds
Olee, Olee, Olee – Einblicke in die Welt der Fussballgesänge
Die Tatsache, dass Musik und Fussball zusammengehören, ist fast schon eine Binsenweisheit. Ob Vereinshymne, Fangesang oder Kommerzschlager: Auf und neben dem Platz wird gesungen und dröhnen die Lautsprecher. Mal platt und sentimental, mal genial und unverschämt, aber immer voller Leidenschaft.
Wenn der Ball ins Tor knallt, ist es nicht still im Stadion: Eine Woge aus Fangesängen, Schmährufen, verballhornten Schlagern schwappt von den Rängen. Der Kosmos der Fussball-Musik ist riesengross und nicht nur auf den Fussballplatz beschränkt. Wie kurios, politisch und frech die Welt der Fussball-Gesänge sein kann, erzählen Schallplatten-Sammler und unerschütterliche Fussball-Fans wie Pascal Claude und Gunnar Leue. Eine schweizerisch-deutsche Spurensuche durch das tönende Vielerlei aus Rock und Pop, Schlager und Rap – zum Auftakt der Europameisterschaft 2024.
6/14/2024 • 50 minutes, 48 seconds
Was in Erinnerung bleibt – die Schriftstellerin Alice Munro
Die im Mai verstorbene kanadische Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro erzählte Geschichten, die unser Leben bestimmen: Immer wieder ging es um das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern, ums Altern, um Sex und vor allem um die unüberbrückbaren Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Als »Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte« wurde die kanadische Schriftstellerin Alice Munro 2013 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Munro beherrschte auf unvergleichliche Weise die Fähigkeit, Geschichten nicht zuletzt durch Auslassungen zu erzählen. Lebensgeschichten gewannen bei ihr nicht in erster Linie durch Handlung an Bedeutung, sondern durch Stimmungen, schnell aufflammende Gefühle und mühsame Erkenntnisse. Ihr Erzählton war voll lakonischer Empathie.
Aus Anlass von Alice Munros Tod wiederholt SRF 2 Kultur ein Porträt aus dem Jahr 2016.
Erstausstrahlung: 1.7.2016
6/7/2024 • 54 minutes, 9 seconds
Franz Kafka in einem Satz
Über Kafka ist eigentlich alles gesagt. Er gehört zu den meistdiskutierten Autoren der Weltliteratur. Gleichzeitig berührt er noch heute unmittelbar. So präsentieren Anaïs Meier, Michael Fehr und Peter Stamm einen Lieblingssatz aus dem Werk ihres grossen Kollegen und erläutern, was sie daran bewegt.
Franz Kafka (1883-1924) war ein genialer Künstler und brillanter Geist. Widersprüche, ob persönlich oder allgemein, konnte er sezieren wie kein Zweiter. Seine Themen waren Macht und Ohnmacht und das prinzipielle Ausgeliefertsein des Menschen. Was er darlegte, war kaum je nett, aber nie larmoyant und oft witzig: «Die Welt ist nicht geheizt», schrieb er zum Beispiel einmal. Eine typische Kafka-Formulierung, und einer der vielen seiner Sätze, die zu denken geben.
5/31/2024 • 49 minutes
Gefährliche Freundschaften – im Hungern nicht allein
Auf Multimedia-Plattformen greift ein gefährliches Phänomen um sich: gemeinsames Hungern um die Wette. In sogenannten «ProAna»- und «ProMia»-Gruppenchats werden Essstörungen wie Anorexie und Bulimie nicht nur gefördert, sondern als Möglichkeit, Disziplin und Selbstkontrolle auszuüben, verherrlicht.
Die Betroffenen treffen sich in Chatgruppen und Foren mit einem gemeinsamen Ziel: Gewichtsreduktion. Ein krankhafter BMI – body mass index – wird zum Ideal, Unterernährung zur Norm. Die Gemeinschaft und das Gefühl der Zugehörigkeit machen die Online-Communities attraktiv und den Ausstieg schwer. Für die Betroffenen von Magersucht kann das tödlich enden.
5/24/2024 • 50 minutes, 56 seconds
Klaus Merz und Barbara Gasser – Begegnung von Lyrik und Klang
Klaus Merz, Träger des «Grand Prix Literatur 2024», ist mit seinem aktuellen Lyrikband «Noch Licht im Haus» zu Gast bei Felix Münger. Die Cellistin Barbara Gasser improvisiert zu den Gedichten musikalische Klangwelten.
Klaus Merz verdichtet in seiner Lyrik die Sprache auf ihren innersten Kern und entwickelt dabei eine leise und eindringliche Musikalität. Ob Merz über die Natur, die Vergänglichkeit oder Momentaufnahmen im Alltag schreibt – immer klingen existenzielle Grundfragen an. Und immer sind unterschiedliche Deutungen möglich.
Die in Rodersdorf lebende preisgekrönte Cellistin Barbara Gasser reagiert musikalisch auf Klaus Merz sprachliche Welten: Vers und Ton verschmelzen zu einem neuen Ganzen.
Buchhinweis: Klaus Merz: Noch Licht im Haus, Haymon 2023.
5/17/2024 • 56 minutes, 9 seconds
Auf Hermann Hesses Spuren im Tessin: Eine Zeitreise
1919 zog der weltweit meistgelesene deutsche Schriftsteller Hermann Hesse ins Tessin. In Montagnola schrieb er bedeutende Werke wie «Siddharta» oder «Das Glasperlenspiel». Wie war das Verhältnis zwischen der italienischsprachigen Bevölkerung und ihrem deutschen Nobelpreisträger? Eine Spurensuche.
Hesse setzte sich für den kleinen Mann ein, erinnert sich der langjährige Gemeindepräsident von Montagnola, Flavio Riva, voller Achtung. Dennoch: Für das Werk des Nobelpreisträgers konnte sich die Tessiner Bevölkerung nicht wirklich erwärmen, sagt die ehemalige Leiterin des Hesse Museums, Regina Bucher. Erst mit der Zeit entdeckten die Tessinerinnen «ihren» Nobelpreisträger. Zum offiziellen Schulstoff im Tessin gehört Hesse nicht. Aber: Einige Schülerinnen und Schüler verschlingen Hesses Bücher geradezu – sie helfen ihnen bei der Identitätsfindung.
5/10/2024 • 50 minutes, 3 seconds
Native Americans und die langen Schatten der Vergangenheit
Das Pine Ridge Reservat im US-Bundesstaat South Dakota gilt als einer der ärmsten Bezirke in den Vereinigten Staaten. Im Reservat liegt auch Wounded Knee, ein Ort von historischer Bedeutung. Hier fand im Jahr 1890 eines der letzten Massaker an Ureinwohnern in den USA statt.
Im Februar 1973 besetzten Anhänger des American Indian Movement den Ort aus Protest gegen gebrochene Verträge und die miserablen Lebensbedingungen und schafften es damit in die nationalen Nachrichten. Die Lage der Native Americans hat sich seither kaum verbessert. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei das Phänomen der vielen Vermissten und Ermordeten ein. Die Gründe für die Gewalttaten liegen mitunter weit in der Vergangenheit. Das Pine Ridge Reservat steht dabei stellvertretend für andere Reservate in den Vereinigten Staaten.
5/3/2024 • 55 minutes, 59 seconds
Die Macht der Musik – der kraftvollste Jazz war immer Widerstand
Kein Wunder, wollte der rassistische Drogenfahnder Harry Anslinger nicht nur Billie Holiday zur Strecke bringen, sondern auch «Strange Fruit» auslöschen. Der Song geht unter die Haut: «Die Bäume im Süden tragen seltsame Früchte ... schwarze Körper bewegen sich sanft in der südlichen Brise».
Eindringlich beklagt Billie Holiday in «Strange Fruit» die Lynchjustiz. Als sie mit 44 stirbt, von der Drogenfahndung ans Bett gekettet, lebt «Strange Fruit» weiter. Der Song steht am Anfang einer ganzen Playlist von Stücken, die bis heute für den kraftvollsten Jazz steht: den Jazz des Widerstands.
Peter Kemper hat die Geschichte der politischen Ästhetik des Jazz kürzlich aufgearbeitet. Er ist zu Gast in der Passage, und zu Wort kommt u.a. auch Matana Roberts: Mit dem mehrteiligen «Coin-Coin»-Projekt ist die non-binäre Saxophonist:in eine der heutigen Erb:innen von Billie Holiday und deren Kampf für mehr Rechte und Gerechtigkeit.
4/26/2024 • 56 minutes, 34 seconds
Immanuel Kant – Philosoph der Mündigkeit
Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Aus diesen Fragen hat der Königsberger Meisterdenker Immanuel Kant seine Philosophie entwickelt. Die Antworten, die der Gelehrte – vor 300 Jahren geboren – formuliert hat, beschäftigen die Welt bis heute und taugen als Handlungsanweisung.
Immanuel Kant wird in der anekdotischen Überlieferung gern als pedantisch und humorlos gezeichnet. Dieses parodistische Zerrbild verfehlt den realen Menschen: «Kant war alles andere als ein verschrobener Stubengelehrter», betont der Tübinger Philosoph Otfried Höffe: «Man muss ihn sich vielmehr als gesellige und ausgesprochen geistreiche Persönlichkeit vorstellen.»
Immanuel Kants Leitspruch war zugleich das Motto der europäischen Aufklärung: «Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!» Eine Aufforderung, die Demokratinnen und Demokraten in aller Welt bis heute hochhalten.
4/19/2024 • 53 minutes, 56 seconds
Zukunftsmusik
40 Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Schweiz machen sich Gedanken über eine mögliche Musik, die in hundert Jahren das erste Mal für ein heute noch ungeborenes Publikum erklingen soll. Wie aber lässt sich so eine Zukunftsmusik denken, komponieren und schliesslich auch spielen?
Zum hundertjährigen Bestehen der SUISA, der Gesellschaft zum Schutz der Urheberrechte, forderte der Ethnologe Johannes Rühl Musizierende wie Erika Stucky, Patrick Frank oder Joke Lanz auf, Musik für die Zukunft zu komponieren. Diese haben sich der Herausforderung auf ganz unterschiedliche Weise gestellt: Einige Kompositionen nehmen das Geräusch von schmelzenden Gletschern auf oder schicken Morsezeichen in ferne Zukunft, andere tanzen im Walzerschritt durch die Generationen. Die 40 Vorschläge werden von der Nationalphonothek in einem hermetisch verschlossenen Behälter 100 Jahre aufbewahrt.
4/12/2024 • 56 minutes, 7 seconds
An das Wilde glauben: Schreibende auf radikalen Wegen
Existenzielle Erfahrungen finden sie ausschliesslich in der Begegnung mit Natur. Einige führt die Radikalität ihrer Suche direkt in lebensgefährliche Situationen und körperliche Versehrungen. Schreibend erzählen sie davon – und warnen vor der kapitalistischen Ausbeutung der Natur.
Wenn für die französische Anthropologin Nastassja Martin das Leben mit dem Volk der sibirischen Ewenen höchstes Glück bedeutet, sind es für den Extremkletterer Sylvain Tesson jene wochenlang erwarteten Momente im fernen Tibet, in denen sich der Schneeleopard zeigt. Andere Schreibende führt die Sehnsucht nach der wilden Natur nicht in die Ferne, sondern in ein trockenes Flussbett in einer brandenburgischen Nacht. Aber auch für Björn Kern und Isabel Fargo Cole bedeuten die Authentizität von Naturerfahrung persönliches Glück – und eine unbedingt konsumkritische Lebenshaltung.
4/5/2024 • 57 minutes, 15 seconds
Faszination Amateurfunk
Einst war er ein beliebtes Hobby, heute aber hat der Amateurfunk mit einem etwas verstaubten Image und Antennenfeindlichkeit zu kämpfen. Dabei spielt der Amateurfunk in Krisensituationen eine zentrale Rolle und bietet überraschend viel Unterhaltung.
Aktuell sind in der Schweiz 5200 Personen im Besitz einer Amateurfunk-Lizenz. Wer sind diese Menschen, welche Faszination hegen sie fürs Funken und mit welchen Widrigkeiten haben sie zu kämpfen? Die Spurensuche führt in den Kanton Jura, wo ein Funkamateur mit seinen Funksprüchen Züge ausbremste, ohne es zu merken. Im Kanton Solothurn hat sich ein Ehepaar komplett dem Amateurfunk verschrieben und 16 Antennen rund ums Haus aufgestellt. Und im Archiv des Museums für Kommunikation wird offensichtlich, dass Amateurfunk nicht nur Landesgrenzen, sondern auch Ideologien überbrückt.
3/29/2024 • 44 minutes, 13 seconds
Lyrik als Lebenselixier – ein Gespräch mit Karl Otto Conrady (W)
Die Lyrik-Anthologie «Der Grosse Conrady» galt während Jahren als Referenzschrift deutschsprachiger Lyrik. Verfasser war der 2020 verstorbene Literaturexperte und Schriftsteller Karl Otto Conrady.
Der Grosse Conrady - Das Buch deutscher Gedichte gilt als die Lyrik-Sammlung im deutschen Sprachraum schlechthin. Das Buch erschien erstmals 1977 und wurde immer wieder aktualisiert und erweitert. Darüber hinaus galt Conrady als einer der führenden Experten für Leben und Werk Johann Wolfgang von Goethes, über den er u. a. eine umfangreiche Biografie schrieb. Im Gespräch mit Bernard Senn und entlang von ausgewählten Gedichten erläuterte Conrady 2012 seinen persönlichen Bezug zur Lyrik, der wider Erwarten kein ungebrochener ist.
Erstsendung: 28.12.2012
3/22/2024 • 56 minutes, 19 seconds
Die ungeheuer normale Welt des J. J. Voskuil
Er arbeitete 30 Jahre lang als Volkskundler in einem Amsterdamer Institut. Nach seiner Pensionierung schrieb er sich sein Arbeitsleben in über 5'000 Seiten von der Seele. Mit der siebenteiligen Romanreihe «Das Büro» landete J. J. Voskuil (1926-2008) in den Niederlanden einen gigantischen Erfolg.
Aus Voskuils Nachlass erschien kürzlich ein weiteres Buch auf Deutsch. «Die Nachbarn» seziert das Zusammenleben und erzeugt mit seinen 300 Seiten einen ähnlichen Sog wie der Mammutroman «Das Büro». Was Voskuils ungeheuer normale Welt so packend macht, erläutern die Literaturredakteurin Katharina Borchardt, der Übersetzer Gerd Busse, die Verlegerin Nelleke Geel und die Literatursoziologin Carolin Amlinger.
Buchtipp:
J. J. Voskuil. Das Büro 1-7. Aus dem Niederländischen von Gerd Busse. Verbrecher Verlag.
J. J. Voskuil. Die Nachbarn. Aus dem Niederländischen von Gerd Busse. Wagenbach Verlag.
3/15/2024 • 54 minutes, 12 seconds
Wird die Welt lauter? Ein Streifzug durch die Lärmgeschichte
Seit es Menschen gibt, wird es lauter auf der Erde. Doch tatsächlich befinden wir uns nicht auf dem Höhepunkt der Lärmgeschichte. Das schreibt der Historiker, Journalist und Schlagzeuger Kai-Ove Kessler in seiner aktuellen Geschichte des Lärms. Ein Gespräch entlang von Klangbeispielen und Zitaten.
Welche Geräusche als Lärm empfunden werden, darüber lässt sich streiten. Das taten bereits die Bewohner antiker Städte, wie Briefe belegen. Mit welchem Lärm unsere Vorfahren in verschiedenen Epochen zu kämpfen hatten, und wie er sich mit der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung veränderte, davon erzählt Kai-Ove Kessler mit klingenden Beispielen. Doch Lärm hat nicht nur mit Lautstärke zu tun hat: Der Autor, der selbst unter Tinnitus leidet, spricht über die zutiefst subjektive Wahrnehmung von Lärm – ein Phänomen, das nicht leicht zu fassen ist, obwohl wir es alle zu kennen glauben.
3/8/2024 • 59 minutes, 57 seconds
Ich widersetze mich! Die türkische Menschenrechtlerin Pinar Selek
Kritische Stimmen in der Türkei werden unterdrückt und verdrängt. Die Soziologin Pinar Selek kämpft aus dem Exil gegen Islamismus, Militarismus und das Patriarchat am Bosporus.
Trotz Repressalien widmet sich die türkische Soziologin Pinar Selek Tabuthemen in der Türkei und macht aus ihrer Parteinahme für die unterdrückte kurdische Bevölkerung kein Hehl. Dafür musste sie 1998 zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Auch nach ihrer Freilassung wird sie mit einem Strafverfahren verfolgt. Als 2009 das Kassationsgericht den ersten Freispruch aufhebt und eine lebenslange Haftstrafe fordert, flüchtet Selek ins Exil nach Deutschland. Später zieht Selek nach Straßburg, später nach Nizza. Im September 2023 war erneut eine Verhandlung angesetzt.
3/1/2024 • 53 minutes, 56 seconds
Vogelfrei – der Querschnitt durch die Basler Fasnacht 2024
Die Zeichen stehen auf Sturm: Krieg im Nahen Osten, Krieg in der Ukraine, die wirtschaftliche Situation und die Krise der Demokratie. Und über allem der Klimawandel. Höchste Zeit, all dem mit fasnächtlich-satirischen Mitteln etwas entgegenzusetzen. Mit «Schnitzelbängg» zum Beispiel.
Denn tatsächlich gibt es ja auch Erfreuliches. Zumindest aus Basler Sicht. Immerhin gibt es jetzt eine starke Vertretung der Nordwestschweiz in Bundesbern. Der Nationalratspräsident Eric Nussbaumer, die Ständeratspräsidentin Eva Herzog und der frischgewählte Bundesrat Beat Jans – gefühlt der erste Basler Bundesrat seit dem Rütlischwur – werden mithelfen, die Schweiz daran zu erinnern, dass sie jenseits des Juras noch Land hat. Den Rest in Sachen «In Erinnerung bleiben» erledigen die Baslerinnen und Basler selbst. Mit «Schnitzelbängg» und anderen fasnächtlichen Mitteln.
2/23/2024 • 55 minutes, 56 seconds
Vogelfrei – der Querschnitt durch die Basler Fasnacht 2024
Die Zeichen stehen auf Sturm: Krieg im Nahen Osten, Krieg in der Ukraine, die wirtschaftliche Situation und die Krise der Demokratie. Und über allem der Klimawandel. Höchste Zeit, all dem mit fasnächtlich-satirischen Mitteln etwas entgegenzusetzen. Mit «Schnitzelbängg» zum Beispiel.
Denn tatsächlich gibt es ja auch Erfreuliches. Zumindest aus Basler Sicht. Immerhin gibt es jetzt eine starke Vertretung der Nordwestschweiz in Bundesbern. Der Nationalratspräsident Eric Nussbaumer, die Ständeratspräsidentin Eva Herzog und der frischgewählte Bundesrat Beat Jans – gefühlt der erste Basler Bundesrat seit dem Rütlischwur – werden mithelfen, die Schweiz daran zu erinnern, dass sie jenseits des Juras noch Land hat. Den Rest in Sachen «In Erinnerung bleiben» erledigen die Baslerinnen und Basler selbst. Mit «Schnitzelbängg» und anderen fasnächtlichen Mitteln.
2/23/2024 • 55 minutes, 56 seconds
Zuhause? Wenn irgendwo, dann in New Orleans. Richard Ford wird 80
Er ist ein unerbittlicher Chronist des American Way of Life. Der im Süden der USA geborene Schriftsteller Richard Ford. Als «Southerner» hat sich Ford allerdings nie gesehen. Ausser es geht um New Orleans und dessen einzigartige, ethnisch vielfältige Kultur.
Schon als kleiner Junge sass Richard Ford auf einem Barhocker im traditionsreichen Hotel Monteleone im French Quarter, dem Herzstück von New Orleans. Mit seiner Frau Kristina lebte er später an über 30 Wohnorten in den USA, aber hatte immer einen Fuss in New Orleans: Hierhin kam er, als er mit seinem ersten Roman nicht weiterkam. Hier schrieb er den Hauptteil von «Independence Day», seinem grössten Erfolg. Hierher sind die Fords nun, nach Erscheinen von «Be Mine», Fords letztem Frank Bascombe-Roman, zurückgekehrt.
Haben sich Kreise geschlossen? Ein Spaziergang voller Erinnerungen und Fragen.
2/16/2024 • 56 minutes, 13 seconds
BLIND DATE IN DELHI – die unglaubliche Mrs. Monga
Preeti Monga lebt in Delhi. Sie ist eine Frau und sie ist blind. In Indien ist diese Kombination ein fast unüberwindbares Handicap für eine erfolgreiche Selbstverwirklichung. Preeti Monga aber lässt sich nicht einschränken. Eine weibliche Erfolgsgeschichte unter äusserst erschwerten Bedingungen.
Die blinde Preeti Monga fing an als Gurkenverkäuferin und Aerobic-Lehrerin. Sie ließ sich scheiden, war alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und heiratete neu. Sie schrieb Bücher, wurde Unternehmerin, bekam zahlreiche Auszeichnungen. Preeti hat schon gemodelt, ist Auto gefahren und auf Bäume geklettert. Heute leitet sie eine eigene NGO. So ein Lebensweg ist in Indien für eine Frau an sich schon besonders – für Preeti war und ist er eine extreme Herausforderung. Aber sie sieht nicht ein, weshalb sie auf irgendetwas verzichten soll, nur weil ihr ein Sinn fehlt.
2/9/2024 • 55 minutes, 6 seconds
Ich bin ich, weil mein kleiner Hund mich kennt – Gertrude Stein
Die Amerikanerin Gertrude Stein war über drei Jahrzehnte der Star der avantgardistischen Szene in Paris. Ihre scheinbar spielerisch-leichten Texte sind Arbeiten einer spirituellen und hochsensiblen Persönlichkeit. Am 2. Februar vor 150 Jahren kam Gertrude Stein in Pittsburgh zur Welt.
Der Name Gertrude Stein hat sich fest im literaturhistorischen Kosmos eingebrannt – doch kaum jemand kennt mehr von ihr als die berühmt gewordene Gedichtzeile «Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose». Gertrude Steins literarisches Schaffen war abhängig vom unbedingten Ja ihrer Freundin Alice B. Toklas, und ihre Berühmtheit hat sie sich mit nagenden Selbstzweifeln und obsessivem Nachdenken über Identität erkauft. Gertrude Steins 150. Geburtstag ist eine gute Gelegenheit, dieses Ausnahmetalent wiederzuentdecken.
2/2/2024 • 55 minutes, 2 seconds
Ich bin ich, weil mein kleiner Hund mich kennt – Gertrude Stein
Die Amerikanerin Gertrude Stein war über drei Jahrzehnte der Star der avantgardistischen Szene in Paris. Ihre scheinbar spielerisch-leichten Texte sind Arbeiten einer spirituellen und hochsensiblen Persönlichkeit. Am 2. Februar vor 150 Jahren kam Gertrude Stein in Pittsburgh zur Welt.
Der Name Gertrude Stein hat sich fest im literaturhistorischen Kosmos eingebrannt – doch kaum jemand kennt mehr von ihr als die berühmt gewordene Gedichtzeile «Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose». Gertrude Steins literarisches Schaffen war abhängig vom unbedingten Ja ihrer Freundin Alice B. Toklas, und ihre Berühmtheit hat sie sich mit nagenden Selbstzweifeln und obsessivem Nachdenken über Identität erkauft. Gertrude Steins 150. Geburtstag ist eine gute Gelegenheit, dieses Ausnahmetalent wiederzuentdecken.
2/2/2024 • 1 hour, 2 seconds
Ich bin ich, weil mein kleiner Hund mich kennt – Gertrude Stein
Die Amerikanerin Gertrude Stein war über drei Jahrzehnte der Star der avantgardistischen Szene in Paris. Ihre scheinbar spielerisch-leichten Texte sind Arbeiten einer spirituellen und hochsensiblen Persönlichkeit. Am 2. Februar vor 150 Jahren kam Gertrude Stein in Pittsburgh zur Welt.
Der Name Gertrude Stein hat sich fest im literaturhistorischen Kosmos eingebrannt – doch kaum jemand kennt mehr von ihr als die berühmt gewordene Gedichtzeile «Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose». Gertrude Steins literarisches Schaffen war abhängig vom unbedingten Ja ihrer Freundin Alice B. Toklas, und ihre Berühmtheit hat sie sich mit nagenden Selbstzweifeln und obsessivem Nachdenken über Identität erkauft. Gertrude Steins 150. Geburtstag ist eine gute Gelegenheit, dieses Ausnahmetalent wiederzuentdecken.
2/2/2024 • 55 minutes, 3 seconds
Patricia Kopatchinskaja im Gespräch über Musik (W)
Musik ist existentiell! Das ist das Credo der Stargeigerin Patricia Kopatchinskaja. Und es ist auch das Motto des Musiktalks in der Passage, zu dem Musikredaktorin Annelis Berger eingeladen hat.
Im Gespräch stellt Patricia Kopatchinskaja Musik vor, die sie jetzt gerade umtreibt oder die seit Jahren in ihrem persönlichen Speicher liegt und darauf wartet, entdeckt zu werden. Also: Lieblingsstücke, die berühren, umhauen, verstören, beglücken. Auch Musikredaktorin Annelis Berger bringt ihre Lieblingsstücke mit. In dieser Passage geht es darum, gemeinsam hinzuhören und im Gespräch den Zauber der Musik zu erfahren und diesen mit den Hörerinnen und Hörern zu teilen.
Erstsendung: 18.6.2021
1/26/2024 • 1 hour, 4 seconds
Flammenwerfer der Revolution – zum 100. Todestag von W. I. Lenin
Er hat das 20. Jahrhundert geprägt wie wenige andere. Wladimir Iljitsch Uljanow – genannt Lenin – war Revolutionär, Staatsgründer und kühl kalkulierender Massenmörder. Eine politische Bilanz.
Lenin war von einer Idee besessen: die bestehende Ordnung zu stürzen und den Kommunismus zu errichten. 1917 ging sein Plan auf. Doch Bürgerkrieg und kommunistischer Terror löschten Millionen Menschenleben aus. Lenins Herrschafts- und Machterhaltungstechnik wurde als Marxismus-Leninismus das Schnittmuster für kommunistische Diktatur und Massenverbrechen. Vor hundert Jahren ist Lenin gestorben, sein geistiges Erbe wirkt bis heute nach. Eine Spurensuche.
1/19/2024 • 56 minutes, 9 seconds
Mosaik der Zukunft – das Orquestra de Músiques d’Arrel de Catalunya
Katalonien, der Nordosten der iberischen Halbinsel, tickte schon immer eigensinniger als der Rest Spaniens. Mit dem jungen Orquestra de Músiques dArrel drückt sich das auch musikalisch zwischen Volksmusik, Jazz, Klassik, Poesie und Tanz aus.
30 Musikerinnen und Musiker um die 30 Jahre aus Barcelona und Umland, den Pyrenäen und von den Balearen. Regionale Blasinstrumente, eine Jazz-Sektion, klassische Streicher, eine atemberaubende Sängerin und ein vor Ideen sprudelnder Komponist und Dirigent. Das sind die Zutaten für einen mitreißenden Sound, der die Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft baut. Stefan Franzen hat sich vor Ort auf die Spuren eines einzigartigen musikalischen Unternehmens begeben und dabei eine der kulturell reichsten Regionen Europas kennengelernt.
1/12/2024 • 59 minutes, 57 seconds
Apnoetauchen – Sinnsuche in der Atempause
Dutzende Meter taucht Julia Tobler ohne Sauerstoff in die Tiefe. Auf dem Rückweg muss sie der Schwerkraft trotzen, minutenlang ohne Luft. Die 32-Jährige wird 2019 Schweizer Meisterin. Heute hilft sie am Roten Meer gestressten Menschen, runterzufahren. Wie geht das unter solchen Extrembedingungen?
Auch die Antwort ist extrem. Ohne Entspannung geht gar nichts. Apnoetauchen gelingt nur jenen, die körperlich und mental loslassen und sich auf den gegenwärtigen Moment fokussieren können. Beim Sturz in die Tiefe ist die achtsame Haltung lebenswichtig, und so wird der Tauchgang zum Lernfeld. Welche entscheidende Rolle dabei Atmung und Gastaustausch spielen und was wir davon für den Alltag lernen können, verraten die Freitaucherin Julia Tobler und die Atemtherapeutin Brigitte Ruff.
1/5/2024 • 56 minutes, 34 seconds
(K)eine Kopie – eine Guadagnini-Geige, made in Brienz
Wie an der einzigen Schweizer Geigenbauschule eine erstklassige Violindoublette entsteht – mit modernster Technik, vor allem aber in der Tradition einer Handwerkskunst, wie sie schon vor hunderten Jahren in den Cremoneser Werkstätten eines Stradivari oder Guadagnini entwickelt und praktiziert wurde.
Im Sommer 22 bekam der international bekannte Schweizer Geiger Sebastian Bohren den «Goldenen Bogen» der Geigenbauschule Brienz verliehen. Und war von der besonderen Aura der Schule so angetan, dass er sein millionenteures Instrument einem der Brienzer Nachwuchs-Geigenbauer zur Verfügung stellte: Adrian Pfeiffer erforscht und kopiert die Guadagnini für sein Abschlussdiplom und lässt sich bei seiner faszinierend sorgfältigen Arbeit eng begleiten. Klingt Adrians Geigenkopie ähnlich, wenn von Sebastian Bohren im direkten Konzertvergleich gespielt? Vielleicht am Ende sogar besser als das Original?
12/29/2023 • 58 minutes, 23 seconds
Rätselhaft berührend: Auf den Spuren sephardischer Lieder
Diese Melodien lassen kaum jemanden kalt. Verschriftlicht wurden die Lieder der im Mittelalter in Spanien lebenden Sepharden erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Schweizer Klezmer Band Bait Jaffe interpretiert diese noch relativ unbekannte jüdische Musik auf ihrem Album «Sephardim» neu.
Bei Konzerten von Bait Jaffe zeigen sich Menschen berührt von den melancholischen Melodien und den Geschichten, die auf den ersten Blick von Liebe handeln, doch auf den zweiten eine grosse, unerfüllte Sehnsucht in sich tragen. Was macht die Wirkung dieser Musik aus? Was erzählen diese Lieder, deren Entstehungsgeschichte weitgehend im Dunkel liegt? Die «Passage» geht auf Spurensuche und folgt der Sängerin Ana María Pérez in ihre Heimatstadt Granada. Die Aufarbeitung der jüdisch-spanischen Geschichte steht hier erst am Anfang.
12/22/2023 • 58 minutes, 42 seconds
Rätselhaft berührend: Auf den Spuren sephardischer Lieder
Diese Melodien lassen kaum jemanden kalt. Verschriftlicht wurden die Lieder der im Mittelalter in Spanien lebenden Sepharden erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Schweizer Klezmer Band Bait Jaffe interpretiert diese noch relativ unbekannte jüdische Musik auf ihrem Album «Sephardim» neu.
Bei Konzerten von Bait Jaffe zeigen sich Menschen berührt von den melancholischen Melodien und den Geschichten, die auf den ersten Blick von Liebe handeln, doch auf den zweiten eine grosse, unerfüllte Sehnsucht in sich tragen. Was macht die Wirkung dieser Musik aus? Was erzählen diese Lieder, deren Entstehungsgeschichte weitgehend im Dunkel liegt? Die «Passage» geht auf Spurensuche und folgt der Sängerin Ana María Pérez in ihre Heimatstadt Granada. Die Aufarbeitung der jüdisch-spanischen Geschichte steht hier erst am Anfang.
12/22/2023 • 58 minutes, 39 seconds
Lacht da wer? Was hat es mit dem Humor auf sich?
Kriege und Katastrophen umfluten uns. Daher ist die Passage heute – dem Gegenteil gewidmet. Dem Humor. Der so wichtig ist. Der mal leicht daherkommt, mal schwarz oder platt, fein oder brachial und in vielen verschiedenen Formen. Wir gehen auf Spurensuche: mit einem Psychologen und einer Musikerin.
Rund 15-mal am Tag lachen wir: über Witze, peinliche Situationen oder weil jemand anderes lacht. Humor hilft zum Überleben, ist ein zwischenmenschlicher Kitt, reguliert Beziehungen und Emotionen. Individuell ist er und hat viele Seiten, kommt als Witz und Komik daher, als Ironie, Satire und Comedy. Aber lässt Humor sich eigentlich greifen? Welche Ebenen hat er und wie hat er sich verändert im Lauf der Zeit? Bei der Klärung solcher Fragen hilft der Psychologe und Humorforscher Willibald Ruch. Und die Musikerin Maria Goeth untersucht den Zusammenhang zwischen Humor und Musik.
12/15/2023 • 56 minutes, 6 seconds
Lemkins Gesetz – der Vater der Völkermord-Konvention
Sein Leben lang kämpfte Raphael Lemkin um Gerechtigkeit für die Opfer staatlicher Gewalt. Die Völkermord-Konvention, die vor 75 Jahren von den Vereinten Nationen angenommen wurde, gilt als sein Lebenswerk. Doch sie ist noch immer fragil.
Paris am 9. Dezember 1948: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen nimmt einstimmig ein Gesetz zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord an. Im Mittelpunkt des internationalen Interesses steht an diesem Tag ein polnischer Jurist, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, dem Vernichtungswahn ein Ende zu bereiten. Sein Name: Raphael Lemkin. Die Völkermord-Konvention ist sein Lebenswerk – eine Art Epitaph für seine Eltern, die in Auschwitz umgebracht wurden. Einst wurde er als «Einstein des Völkerrechts» gefeiert; nach seinem Tod 1959 geriet Lemkin weitgehend in Vergessenheit.
12/8/2023 • 55 minutes, 17 seconds
«Das letzte Märchen» – Maria Callas zum 100. Geburtstag
Als Sängerin hat Maria Callas den Belcanto neu definiert, als Bühnenerscheinung den Opernrollen Glaubwürdigkeit zurückgegeben. Als Privatperson durchlebte sie komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen und als sich selbst inszenierende Diva stand sie im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.
All diese Facetten von Maria Callas sind nicht voneinander zu trennen und ließen sie zur wohl bedeutendsten Opernsängerin des 20. Jahrhunderts werden, die von der Nachwelt zum Mythos stilisiert wurde. Ein klangvoller Gang durch die Karriere der Callas von den Anfängen in Athen über den triumphalen Aufstieg an der Mailänder Scala bis zu ihrem letzten Opernauftritt und dem Versuch eines Comebacks – zusammen mit Biograf:innen, Theaterschaffenden und noch verbliebenen Bühnenkolleg:innen, die dem stimmlichen, menschlichen und gesellschaftlichen Phänomen Maria Callas auf den Grund gehen.
12/1/2023 • 55 minutes, 36 seconds
«50 Cent für einen Dollar» – die Schriftstellerin Willa Cather
Truman Capote bezeichnete Willa Cathers Romane über den wilden Westen einmal als «vollkommene Kunstwerke». Ihre Geschichten handeln immer vom amerikanischen Traum; dem Traum der Siedler und insbesondere ihrer Frauen. Vor 150 Jahren kam Willa Cather zur Welt.
Willa Cather stellt ungewöhnliche und heroische Frauenfiguren ins Zentrum. Ihre Heldinnen zieht es nicht in die großen Städte, sondern in die weite Prärie. In rauen Gefilden, am Rande der Zivilisation müssen sie sich bewähren und ihr Glück finden, was nicht oft gelingt. Nebenbei kritisiert Cather den Materialismus ihrer Zeit und vermag obskure finanzielle Transaktionen zu schildern, als trügen sie sich heute zu. Willa Cather, Pulitzer-Preisträgerin von 1923, wird durch Neuauflagen ihrer Werke neu entdeckt: als amerikanische Klassikerin und Chronistin der nordamerikanischen Pioniergeschichte.
11/24/2023 • 54 minutes, 31 seconds
Georg Elser und der Tyrannenmord
Am 8. November 1939 verübte der Schreiner Georg Elser in München ein Bombenattentat auf Adolf Hitler. Der Tyrannenmord scheiterte knapp. Bis heute steht Georg Elser im Schatten anderer Widerstandskämpfer. Wie stehen wir heute zu einer solchen Tat – Blut vergiessen, um Leben zu retten?
Georg Elser war ein Handwerker aus dem württembergischen Dorf Königsbronn. Hitler entging seiner Bombe nur durch Zufall. Der deutsche Historiker Wolfgang Benz setzt dem noch immer wenig bekannten Georg Elser mit einer neuen Biografie ein Denkmal. In der Elser-Gedenkstätte in Königsbronn diskutieren Jugendliche, was uns der Attentäter heute noch zu sagen hat. Der Tyrannenmord könne – unter gewissen Bedingungen – auch heute noch ein legitimes Mittel des politischen Widerstands sein, sagt die Philosophin Katrin Meyer.
Buchhinweis: Wolfgang Benz: Allein gegen Hitler. Leben und Tat des Johann Georg Elser, C.H. Beck 2023.
11/17/2023 • 56 minutes, 16 seconds
Loriot – der preussische Bajazzo
Sein Humor ist definitiv nicht von der lauten Sorte. Und trotzdem hat er Generationen zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln gebracht. Ein Feature zum 100. Geburtstag des deutschen Humoristen und Humanisten Loriot.
Der preußische Offiziersspross Vicco von Bülow, im November 1923 geboren, hat die angeblich so humorlosen Deutschen – und die Schweizerinnen und Schweizer – das Lachen gelehrt. Ob als feinsinnig-schelmischer Zeichner oder als Schöpfer der legendären TV-Sketche, die in den Glanzzeiten des Fernsehens in den 1970er-Jahren Millionen Zuseherinnen und Zuseher vor die Bildschirme lockten: Die loriotsche Komik lebte und lebt von der Fallhöhe, die sich zwischen bürgerlichen Umgangsformen und den Peinlichkeiten allzumenschlichen Missgeschicks auftun können.
11/10/2023 • 56 minutes, 6 seconds
Klänge der Freiheit: Das Folk-Festival auf der Lenzburg (W)
Das Folk-Festival auf der Lenzburg (1972-1980) gilt als erstes Openair-Festival der Schweiz. Es war die treibende Kraft hinter der Schweizer Folk-Bewegung, in der junge Menschen danach suchten, musikalische und gesellschaftliche Grenzen zu sprengen.
Die jungen Schweizer Folkies sahen sich in den 1970er Jahren mit einer biederen, einengenden, gutbürgerlichen Gesellschaft konfrontiert. Eine Möglichkeit, sich aus diesen Zwängen zu befreien, bot die Folk-Musik. Hier konnten Menschen frei musizieren, sich austauschen, ihre Gedanken in sozialkritischen Liedern ausdrücken. Das Folk-Festival auf der Lenzburg gilt als Höhepunkt dieser alternativen, liberalen, grünen und musikalisch spannenden Bewegung. Wir sprechen mit bekannten Musiker:innen der Schweizer Folk- und Liedermacherszene und lassen mit ihnen dieses wichtige Festival Revue passieren.
Erstsendung: 20.1.2023
11/3/2023 • 59 minutes, 51 seconds
No Limit – der Sound der 90er als Spiegel der Gesellschaft
Grenzenlose Freiheit: Die 90er Jahre begannen nach dem Fall der Mauer und dem Ende des kalten Krieges vielversprechend. Der Autor Jens Balzer erklärt anhand von Musikstilen der 90er – Techno, Grunge, Hip Hop – die gesellschaftlichen Entwicklungen: eine popkulturelle Tour de Force durch die 90er.
Aus heutiger Sicht ist dieses Jahrzehnt ein Vorbote vieler Probleme, die wir heute haben: Klimakrise, Terror (9/11) und Turbokapitalismus. Aber damals, als die Technoszene in Berlin aufkam, schien für kurze Zeit alles möglich. Auch in der Schweiz. Hier verkörperte DJ Bobo den Techno, und die Street-Parade lockte Tausende an, um nächtelang durchzutanzen. In den leeren Kellern des Ostens von Berlin entstanden «Temporäre Autonome Zonen», Clubs, die Urlaub von der Geschichte boten. Aber eben, nur temporär: Das nächste Jahrzehnt beginnt mit 9/11. Doch es gibt auch Hoffnung: Die Transsängerin Antony (heute Ahoni) zeigte in ihrer Musik Ende der 90er, wie Queerness nach und nach salonfähig wird.
10/27/2023 • 54 minutes, 7 seconds
Slowenien – Land der Lyrik
Slowenien ist Ehrengast an der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Die Literatur des kleinen Landes ist bei uns noch immer wenig bekannt. Zu Unrecht! Eine Entdeckungsreise in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana zeigt den Reichtum, den die slowenische Lyrik zu bieten hat.
Die Lyrik ist seit jeher die «Königsdisziplin» der slowenischen Literatur. Seit France Prešeren im 19. Jahrhundert, dem «Goethe Sloweniens», sind Gedichte in Slowenien überaus populär und identitätsstiftend. Nirgendwo sonst erscheinen pro Kopf jedes Jahr so viele Gedichtbände.
Ein literarischer Spaziergang durch Ljubljana führt zu prägenden Dichter-Persönlichkeiten der Vergangenheit. Begegnungen mit den aktuellen Autorinnen und Autoren Aleš Šteger, Miljana Cunta und Anja Zag Golob verdeutlichen, wie lebendig die Lyrik in Slowenien bis heute geblieben ist.
Erwähnte Gedichtbände:
* Miljana Cunta: Tagesgedichte, aus dem Slowenischen von Matthias Göritz u. Amalija Macek, Edition Thanhäuser 2022.
* Anja Zag Golob: dass nicht, aus dem Slowenischen von Liza Linde, Edition Korrespondenzen 2022.
* Aleš Šteger: Atemprotokolle, aus dem Slowenischen von Matthias Göritz, Wallstein 2023.
* Mathias Göritz u.a. (Hrsg.): Mein Nachbar auf der Wolke. Slowenische Lyrik des 20. und 21. Jahrhunderts, Hanser 2023.
10/20/2023 • 54 minutes, 9 seconds
Adam Smith – Kapitalist mit sozialer Ader
Der Einfluss von Adam Smith auf die ökonomische Theorie ist immens. Für den schottischen Aufklärer war der Mensch jedoch ein geselliges und zur Empathie fähiges Wesen – und der Markt keineswegs die alleinseligmachende und alles regelnde Instanz.
Adam Smith gilt vielen als der Vordenker des (Neo-)Liberalismus, einer ökonomischen Denkrichtung, die den Einfluss des Staates auf das Wirtschaftsgeschehen möglichst geringhalten will. Die starke Rolle des Marktes, die von Neoliberalen so oft propagiert wird, hat der schottische Ökonom allerdings niemals in Reinform eingefordert. Eine Gesellschaft ohne starken Staat kann ihm zufolge genauso wenig funktionieren wie eine Gesellschaft ohne freien Markt. Aufs Ganze gesehen war Adam Smith weitaus sozialer eingestellt, als seine Apologeten gerne behaupten. Eine Neubewertung.
10/13/2023 • 55 minutes, 28 seconds
Vom Geschmack in der Musik
«Es gibt keine gute oder schlechte Musik, sondern nur gut oder schlecht gespielte», sagte einst Louis Armstrong. Wirklich? Die «Passage» geht der Frage des Geschmacks in der Musik nach. Mit einer, die darüber Bescheid weiss: Melanie Wald-Fuhrmann, Professorin für empirische Ästhetik in Frankfurt.
Wir alle haben unsere Lieblingsmusik. Und solche, die wir nicht ausstehen können. Unser Geschmack ist angelernt, anerzogen. Bestimmend sind unsere Lernfähigkeiten, die persönliche Disposition, ebenso wie das familiäre und soziale Umfeld. Prägend sind auch so genannte Schlüsselerlebnisse. Deren gibt es oft zwei. Das erste erfolgt mit etwa zwanzig Jahren. Wir tauchen erstmals in einen Stil ein, werden geprägt. Manche ein Leben lang. Andere haben später ein zweites Schlüsselerlebnis. Dabei kann sich, so die Melanie Wald-Fuhrmann, der musikalische Kompass nochmal ganz neu einstellen.
10/6/2023 • 59 minutes, 58 seconds
Passage XL - Beethoven – Stunde Null für alle Neun
Die Sinfonien von Ludwig van Beethoven. Allgemeingut, x-fach aufgeführt. Aber für einmal sind wir mittendrin im Entstehungsprozess einer neuen Interpretation: die fesselnde Reise von Meret Lüthi - vom ersten Blick in Beethovens Partituren bis hin zur Aufführung mit «Les Passions de lÂme».
Tonnenschwer wiegt der Druck, wenn man zu all den Aufnahmen und Aufführungen der 9 Beethoven-Sinfonien noch etwas Neues, ja: Unerhörtes, beisteuern möchte. Für die Berner Geigerin Meret Lüthi ist der Beethoven-Zyklus das bisher grösste Projekt in 15 Jahren Ensemblegeschichte der «Passions de lÂme», Aufwand und Risiko enorm. Und das letztlich für ein Resultat ohne «Nonplusultra»-Garantie, denn auch andere können und machen Beethoven. Umso bemerkenswerter, wie sehr sich die charismatische Meret Lüthi in die persönlichen Karten schauen lässt – so viel Einblick in eine Interpretation ist selten!
9/29/2023 • 2 hours, 51 minutes, 38 seconds
Singvogel/Mensch: Eine Beziehung aus Klang
Vögel können in aller Regel fliegen – und viele Vögel können wunderschön singen! Vogelgesang tut den Menschen wohl, verbessert gar ihre Gesundheit, sagt die Wissenschaft. Kommt das daher, dass wir Menschen auch «Singtiere» sind? Haben wir das Singen gar von den Vögeln gelernt?
Wer einmal ein Nachtigallenkonzert gehört hat, wird es nie mehr vergessen. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass solche Meistersinger den Menschen Gesang und Dichtung brachten. Kaum zu glauben, dass Vögel nur als Mittel zum Zweck singen. Doch genau davon gehen viele Biologen aus. Ist die Tatsache, dass Vogelgesang Menschen gut tut und Künstlerinnen und Künstler inspiriert, mit der Gesangsverwandtschaft von Vogel und Mensch verknüpft? Die Passage sucht Antworten und bespricht auch die Effekte menschlichen Verhaltens auf die Vögel.
Diese Sendung wurde von der Stiftung für Radio und Kultur unterstützt: www.srks.ch
9/22/2023 • 55 minutes, 45 seconds
Im Schatten von Konfuzius
Kein Tag vergeht ohne Nachrichten aus dem Reich der Mitte. China ist omnipräsent als neue Weltmacht und geopolitischer Akteur, der Einfluss nimmt auf der Weltbühne. Doch wie denkt China, was wissen wir über Chinas philosophischen Unterbau?
Nach dem Tod des charismatischen Staatslenkers Mao Tsetung rückt vermehrt das altchinesische Erbe Chinas in den Vordergrund. Der in der Kulturrevolution verschmähte Denker Konfuzius beginnt mehr und mehr an Ansehen, und dient sogar als Vorbild für Parteikader. Steht aber das über Jahrtausende entwickelte, Mass und Mitte suchende Denken nicht im eklatanten Widerspruch zu den geopolitischen Interessen einer neuen Weltmacht. Eine Spurensuche.
9/15/2023 • 52 minutes, 38 seconds
Erik Truffaz: Gewinner des Schweizer Grand Prix Musik 2023
Seit er in den 90er Jahren Drum'n'Bass mit Rap und seinem lyrischen Klang vermischt hat, steht der Trompeter Erik Truffaz für einen ganz eigenen Bandsound. Wie es dazu gekommen ist – und wie er es geschafft hat, sich seit diesem frühen Erfolg immer weiterzuentwickeln – das erzählt er in der Passage.
«Die Musik ist wichtiger als der Solist, das ist völlig klar.» Wenn der Trompeter Erik Truffaz über seine Musik spricht, merkt man schnell: Hier geht es um eine Summe, die mehr ist als die Einzelteile. Schon als er in den späten 90er Jahren mit «The Dawn» durchstartete, war das ein kollektiver Prozess mit langjährigen Bandkollegen. Der Kollektivgedanke zeichnet alle weiteren Projekte aus, von der Zusammenarbeit im Duo mit dem Vokalkünstler und Beat Boxer Sly Johnson über die verschiedenen Projekte mit Sängerinnen bis zur Zusammenarbeit mit mehreren Alphornisten kürzlich am Alpentöne Festival.
9/8/2023 • 0
Passage-Sommerreihe: Im Universum von Erika Stucky – «Come Closer. Welcome To My Show» (W)
Wer Erika Stucky je beim Performen erlebt hat, wird sie nie mehr einfach als Sängerin bezeichnen. Mit ganzem Körpereinsatz schauspielert sie, erzählt Geschichten, sie singt, spielt Akkordeon, jodelt – und zeigt selbst gedrehte Super 8 Filme, in denen sie eine schrille Parallelwelt inszeniert.
In diesem Kaleidoskop kultiviert Stucky die Reduktion. Einer von vielen scheinbaren Widersprüchen. Die Endfünfzigerin ist zwischen San Francisco und einem Walliser Dorf aufgewachsen und hat früh gelernt, ihre extrovertierte Seite mit der ländlichen zweiten Heimat zu versöhnen. Das ermöglichte ihr eine bemerkenswerte innere Freiheit. Und ein einzigartiges musikalisches Vokabular: Singer/Songwriter, Jazz und Blues tanzen mit urtümlicher Folklore und Jodel. 2020 wurde sie dafür mit dem mit 100'000 Franken dotierten Grand Prix Musik geehrt.
Erstsendung: 18.9.2020
8/11/2023 • 59 minutes, 56 seconds
Passage-Sommerreihe: La Nüvla da Pra Davant – von Feen und anderen Klängen (W)
Eine Diala ist eine Fee. Eine Bergfee, beheimatet im Unterengadin und im Münstertal. Ein paar Dialas soll es noch geben. Aber sie sind gut versteckt im Innern der Felsen. Mit ihnen Kontakt aufzunehmen ist heikel, doch Martin Bezzola hat es versucht.
Der Hörspielmacher und Klangkünstler Martin Bezzola hat mit seinem Mikrophon eine Exkursion in die Welt der Dialas gemacht. Seine Reise durch die östlichsten Täler der Schweiz beginnt mit der Erinnerung an den Geschichten erzählenden Vater. Und wie er durch die Zähne pfiff, wenn die Diala als Puppe mit silbernem Haar hinter dem Berg hervor geflogen kam.
Erstsendung: 14.10.2016
8/4/2023 • 45 minutes, 5 seconds
Passage-Sommerreihe: Echo – von der Suche nach Widerhall (W)
Im Projekt Echo-Topos-Schweiz vermisst der Schweizer Sänger Christian Zehnder den Alpenraum akustisch. Im Widerhall der Berge ertönen antike Mythen, eine Kulturgeschichte der Vermessung, die Alpenwahrnehmung der Romantik und die ewige Suche des Menschen nach sich selbst im Resonanzraum des anderen.
Im Mythos kann die Nymphe Echo ihre Stimme nicht von selbst erheben. Wie Felswände in den Alpen muss sie auf Rufende warten, um den Schall zurück zu wenden. Der antike Dichter Ovid verbindet Echos Widerhall mit der Geschichte von Narziss, der auf der Suche nach sich selbst scheitert. Spinnt man die antike Geschichte weiter, so die Klassische Philologin Antje Wessels, dann suchen wir im Widerhall der Berge heut noch immer uns selbst – mit besseren Chancen.
Erstsendung: 13.5.2016
7/28/2023 • 54 minutes, 53 seconds
Passage-Sommerreihe: Glück auf! Reich an armen Bergwerken – Bergbau in der Schweiz (W)
Einst war die Schweiz ein Bergbauland. In den Alpen und im Jura wurde gegraben und geschürft, was der Berg hergab: Eisen, Mangan, Zink, Blei oder Kohle. Doch wirklich gelohnt hat es sich kaum – heute sind von dieser einst so wichtigen Industriekultur nur noch Relikte übrig.
Wir steigen tief hinab ins Schaubergwerk Gonzen bei Sargans, wo ein Verein von Nostalgikern mit viel Liebe das letzte grosse Eisenbergwerk der Schweiz als Museum für die Öffentlichkeit erschlossen hat. Wir erkunden die vergessenen Stollen und Kavernen eines Zink- und Bleibergwerks bei Goppenstein, wo die Anlagen seit rund 60 Jahren still stehen und ein Sinnbild sind für den einst so stolzen Industriezweig. Wir werfen einen Blick in das älteste Bergwerk der Schweiz in Olten, wo die Menschen der Jungsteinzeit vor rund 5000 Jahren nach Feuerstein gruben.
Erstsendung: 1.4.2016
7/21/2023 • 54 minutes, 49 seconds
Passage-Sommerreihe: Seide, Wolle und Leinen Swiss made (W)
Flachs und Hanf haben in der Schweiz als Textilrohstoffe eine lange Tradition. Die St. Galler Leinwand war Jahrhunderte lang ein Exportschlager. Seit dem 2. Weltkrieg produziert die Schweiz kaum noch Textilrohstoffe. Innovative Projekte wollen das jetzt ändern.
Wir wünschen uns nachhaltig und naturschonend produzierte Textilrohstoffe und Kleider, die nicht um die ganze Welt reisen, bis sie in unseren Läden landen. Dieses Anliegen teilen innovative Schweizer Denker und Bauern. Wolle, Leinen und Seide aus der Schweiz sind auf dem Markt. Drei langlebige, kostbare Textilrohstoffe aus der Natur. Wie stehen die Chancen für Textilien Swiss made? Kann ein Hochlohnland wie die Schweiz Textilien herstellen? Und findet sich genügend Kundschaft?
Erstsendung: 11.11.2022
7/14/2023 • 55 minutes, 47 seconds
Amapiano – aus Südafrika rund um die Welt
Amapiano ist Pop: Clubmusik aus Südafrika, die weltweit die Tanzflächen begeistert und die Charts stürmt. Speziell in Johannesburg ist diese Kultur ein Spiegel der politischen und sozialen Realitäten, die das Land seit Jahrzehnten prägen.
Amapiano ist ein südafrikanisches House-Genre, das Zeugnis davon ablegt, warum Südafrika international eine Sonderrolle zukommt, wenn es um «Dance Music» geht. Amapiano ist beispielhaft dafür, wie in Südafrika ein kulturelles Ökosystem funktioniert. Beispielhaft auch, wie sich die Clubkultur in den letzten Jahrzehnten globalisiert hat. In Südafrika hat «Dance» eine politische Komponente: Als 1994 das Ende der Apartheid kam, wurde Clubmusik für die Jugend zum Soundtrack der eben errungenen Freiheiten.
7/7/2023 • 59 minutes, 50 seconds
«Nichts geschieht zweimal»
Die Dichterin Wislawa Szymborska beherrschte die Kunst, philosophische Fragen in einfache Worte zu fassen – lebensnah und mit feiner Ironie. Zu ihrem 100. Geburtstag stellen die Autorin Elke Heidenreich und die Übersetzerin Renate Schmidgall ihre liebsten Gedichte der polnischen Lyrikerin vor.
«Meine besonderen Kennzeichen sind: Ich begeistere mich und verzweifle.» Das schreibt Wislawa Szymborska in einem Gedicht. Als sie 1996 den Nobelpreis bekam, staunte die literarische Welt über diese Autorin, die zurückgezogen in Krakau lebte, obwohl sie in Polen längst eine Grösse war. Poesie komme aus dem Schweigen, sagte sie einmal. In aller Stille schuf sie ein schmales Werk von zeitlosen, grundmenschlichen Gedichten. Am 2. Juli 2023 wäre Wislawa Szymborska 100 Jahre alt geworden. In der «Passage» sprechen Elke Heidenreich und Renate Schmidgall über ihre Leidenschaft für Szymborskas Lyrik.
6/30/2023 • 56 minutes, 10 seconds
Lässt sich Glück in der Schule lernen? Eine Erkundungsreise
Vor fünf Jahren kam das Schulfach Glück aus Deutschland in die Schweiz. Ziel: Kindern und Jugendlichen Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie ihr eigenes Glück schmieden können. «Wohlstand haben wir, aber zu wenig Wohlbefinden», sagt Lucia Miggiano. Sie leitet Ausbildungen zur Glückslehrperson.
Das Schulfach Glück fusst auf der positiven Psychologie und hat das langfristige Glück der Lernenden im Auge. Leben in Beziehung und persönliche Entwicklung führen nach dieser Theorie zum psychologischen Wohlbefinden – der Voraussetzung für langfristiges Glück. «Vieles im Leben ist gegeben, je nachdem, wer wir sind und wo wir aufwachsen», sagt der Glückslehrer Patrick Schmitt. «Vieles können wir aber auch selbst beeinflussen, wenn wir unsere Stärken kennen, uns Ziele setzen und lernen, diese umzusetzen.» Klingt nach einem wertvollen Schulstoff. Doch hat das Glück nicht noch andere Gesichter?
6/23/2023 • 52 minutes, 51 seconds
Lässt sich Glück in der Schule lernen? Eine Erkundungsreise
Vor fünf Jahren kam das Schulfach Glück aus Deutschland in die Schweiz. Ziel: Kindern und Jugendlichen Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie ihr eigenes Glück schmieden können. «Wohlstand haben wir, aber zu wenig Wohlbefinden», sagt Lucia Miggiano. Sie leitet Ausbildungen zur Glückslehrperson.
Das Schulfach Glück fusst auf der positiven Psychologie und hat das langfristige Glück der Lernenden im Auge. Leben in Beziehung und persönliche Entwicklung führen nach dieser Theorie zum psychologischen Wohlbefinden – der Voraussetzung für langfristiges Glück. «Vieles im Leben ist gegeben, je nachdem, wer wir sind und wo wir aufwachsen», sagt der Glückslehrer Patrick Schmitt. «Vieles können wir aber auch selbst beeinflussen, wenn wir unsere Stärken kennen, uns Ziele setzen und lernen, diese umzusetzen.» Klingt nach einem wertvollen Schulstoff. Doch hat das Glück nicht noch andere Gesichter?
6/23/2023 • 52 minutes, 59 seconds
Brasiliens Amazonen – moderne Kraft dank alter Mythen
In Brasilien gehen indigenen Frauen offen in den Widerstand: Sie wollen ihre Territorien erhalten. Kraft ziehen die modernen Amazonen unter anderem aus alten Mythen. Unter Jair Bolsonaro war das lebensgefährlich, inzwischen jedoch ist Hoffnung angesagt.
Die Territorien der indigenen brasilianischen Bevölkerung werden seit Jahrhunderten geplündert und zerstört. Unter Bolsonaro waren die Bedingungen besonders schlimm. Das hat die indigenen Frauen mobilisiert. Sie treten in den Vordergrund, verteidigen ihre Rechte, erobern die sozialen Medien. Kraft und Inspiration ziehen sie aus alten Mythen, in denen seit der Eroberung Brasiliens die Sage mächtiger, kämpfender Frauen kursiert. Selbst Brasiliens grösster Fluss wurde nach den sogenannten «Amazonen» benannt. Bis heute werden diese Mythen weitertradiert und nun handfest in Politik umgesetzt.
6/16/2023 • 50 minutes, 28 seconds
Die Black Panther Party – Erinnerungen an einen Aufbruch
Lange Zeit erinnerte sich im Kalifornischen Oakland kaum mehr jemand an jene Bewegung, die in den 1960 Jahren ein bedeutender Zweig der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung war: Die Black Panther Party. Seit wenigen Jahren aber rückt Oakland ins Zentrum eines erstarkenden schwarzen Bewusstseins.
Befeuert durch die Black Lives Matter-Bewegung und die Tatsache, dass schwarze Menschen in den USA noch immer vielfältig benachteiligt sind, wächst auch das Interesse an der Geschichte der Black Panther Party. Im Rückblick wird die BPP im Wesentlichen als militanter Zweig der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wahrgenommen. Diese Zuschreibung aber greift zu kurz, ebenso die Einschätzung, dass es sich bei den Aktivisten der BPP vornehmlich um Männer gehandelt habe. Oakland, die Gründungsstadt der BPP, ist nun dabei, die Erinnerung an die Ursprünge und Wirkung der Black Panthers neu auszurichten.
6/9/2023 • 56 minutes, 10 seconds
Motorengesang – Elektromobilität und Musik
Elektroautos bringen neue Töne in die urbanen Geräuschkulissen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Warngeräusche sollen vor allem zur Verkehrssicherheit beitragen. Doch aufwendige Sounddesigns können auch fahrende Kunstwerke schaffen – mit der lenkenden Macht der Musik.
Für große Autohersteller spielen Musiker:innen eine zentrale Rolle beim Design von künstlichen Motorgeräuschen. Die Autoindustrie nutzt den großen gestalterischen Freiraum für emotionale Markenbotschaften. Aber: wieviel Inszenierung verträgt die Verkehrssicherheit? Der akustische Wandel, der sich im Bereich Mobilität vollzieht, sät auch Ängste vor atonalen Blechlawinen und verwirrenden Klangrätseln. Gleichzeitig entsteht hinterm Lenkrad ein neues Kapitel automobiler Kulturgeschichte. Die fahrenden Synthesizer könnten Aggressionen im Verkehr reduzieren oder zum Rasen verleiten.
6/2/2023 • 53 minutes, 7 seconds
Andreas Neeser und Viviane Chassot – Begegnung von Lyrik und Musik
Der Autor Andreas Neeser ist mit seinem aktuellen Lyrikband «Nachts wird mir wetter» zu Gast bei SRF-Literaturredaktor Felix Münger. Die Akkordeonistin Viviane Chassot lässt zu Neesers Gedichten musikalische Klangwelten entstehen.
Andreas Neesers Lyrik verbindet unterschiedliche Stilrichtungen: Neben klassischen Formen stehen hoch verdichtete Dreizeiler. Dabei bedient sich der Aargauer Autor Metaphern der Natur, arbeitet mit Kindheitserinnerungen und tastet sich subtil zu Fragen der Endlichkeit oder dem Sinn des Daseins vor. Immer wieder gelingt es diesen Gedichten, Leserinnen und Leser zu irritieren.
Die in Basel lebende preisgekrönte Akkordeonistin Viviane Chassot reagiert musikalisch auf Andreas Neesers sprachliche Welten, sodass Vers und Ton zu einem neuen Ganzen verschmelzen.
Buchhinweis:
Andreas Neeser: Nachts wird mir wetter, Haymon 2023.
5/26/2023 • 56 minutes, 10 seconds
Shirin Ebadi. Friedensnobelpreisträgerin
Shirin Ebadi ist eine der ersten iranischen Richterinnen. Zwei Jahrzehnte lang hat sie als Anwältin Kinder, Frauen und Regimegegner:innen verteidigt. 2003 erhielt sie als erste muslimische Frau den Friedensnobelpreis. Ihre Erfahrungen geben Aufschluss über die aktuelle Situation der Frauen im Iran.
Als die Feature-Autorin Renate Maurer im vergangenen Herbst die 75-jährige Nobelpreisträgerin zu ihrem Leben befragte, sassen die Mullahs noch fest im Sattel. Und doch liessen Ebadis Erinnerungen und Analysen wenig Zweifel, dass ein Aufstand nur eine Frage der Zeit war. An Ebadis Biografie lässt sich nachvollziehen, wie aus einer Revolution des Ayatollah Khomeini gegen den Feudalismus ein theokratisches Regime entstand, das sich mit Terror an der Macht hält.
5/19/2023 • 54 minutes, 32 seconds
Indien und die Beatles – Auf den Spuren einer Faszination
Im Februar 1968 reisten die Beatles mit ihren Ehefrauen nach Rishikesh in Indien, um im Ashram des Gurus Maharishi Mahesh Yogi zu meditieren. Es war ein medienwirksames Aufeinandertreffen von westlicher und östlicher Kultur. Doch wer hat eigentlich wen inspiriert?
Blumenbekränzte Beatles am Ufer des Ganges – die Fernsehbilder gingen rund um den Globus. Musikalisch war es beileibe nicht der erste Kontakt zwischen den Welten: Jazz und Beat waren längst in Indien angekommen. Tatsächlich aber bedeutete der Besuch in Rishikesh eine tiefe Zäsur. Der Westen begann sich für die klassische indische Musik zu interessieren. Und für indische Musiker veränderte sich durch die Beatles der Blick auf Musik überhaupt. Eine Spurensuche in Delhi, Rishikesh, Mumbai und Goa.
5/12/2023 • 54 minutes, 23 seconds
«Never give up!» (W)
Er war der letzte noch lebende Chefankläger der Nürnberger Prozesse: der US-Amerikaner Benjamin Ferencz. Anfang April ist er 103-jährig gestorben. Drei Jahre davor hat ihn Rita Schwarzer getroffen und mit ihm auf sein Leben zurückgeschaut, das ganz im Zeichen der Gerechtigkeit stand.
Er war einer der ersten bei der Befreiung der Nazi-Konzentrationslager. Ohne ihn wären die kaltblütigen Massenerschiessungen von über einer Million meist jüdischer Zivilisten durch SS-Einsatzgruppen in Osteuropa wohl nie vor Gericht gekommen. Leid und Grauen des Zweiten Weltkriegs haben Benjamin Ferencz für den Rest seines langen Lebens geprägt. Seither kämpfte er unermüdlich für eine gerechtere, friedlichere Welt ohne militärische Konflikte. Am 7. April verstarb der 1.54 kleine, grosse Mann im Alter von 103 Jahren.
Erstsendung: 28. Februar 2020
5/5/2023 • 1 hour, 3 seconds
Österreichische Literatur von der Wiener Moderne bis heute
Was ist österreichische Literatur? Welches sind die Höhepunkte und was macht sie aus? Die Passage zum österreichischen Auftritt als Gastland an der Leipziger Buchmesse geht diesen Fragen nach und macht eine Entdeckungsreise durch hundert Jahre österreichische Literatur.
Arthur Schnitzler, Joseph Roth, Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Elfride Jelinek. Wer kennt sie nicht, die grossen österreichischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die mit ihren Namen und ihrer Qualität für hundert Jahre österreichische Literatur stehen? Aber wer kennt die Geschichten von Marie von Ebner-Eschenbach, der ersten grosse österreichischen Erzählerin, oder die Lyrik von Albert Ehrenstein und Theodor Kramer, die man auch als Gegenstimmen zu Hoffmannsthal und Trakl sehen kann? Wer kennt die Exilliteratur eines Diego Viga, einer Hertha Pauli oder einer Hilde Spiel, die erst jetzt wiederentdeckt wird? Wer erinnert sich an die Nachkriegsliteratur eines Hans Lebert oder einer Marlen Haushofer und an die Antiheimatliteratur eines Franz Innerhofers? Und wer kennt bereits die aktuellen Autorinnen und Autoren wie Birgit Birnbacher, die einen ganz anderen, unvoreingenommenen Blick auf die österreichische Provinz werfen als ihre Vorgänger? Die Passage von Michael Luisier mit den Gästen Daniela Strigl und Karl Markus Gauss macht eine Entdeckungsreise durch hundert Jahre österreichische Literatur und stellt neben Bekanntem auch sehr viel neu zu Entdeckendes vor.
4/28/2023 • 53 minutes, 11 seconds
Wie die Shoah ins Gedächtnis rufen, wenn niemand mehr spricht? (W)
Sie haben die Shoah erlebt und sind dem Tod entronnen. Viele Holocaust-Überlebende widmeten viel Zeit ihres Lebens dem Erinnern. Jetzt sind die letzten von ihnen hochbetagt. Wer tritt an ihre Stelle, wenn sie nicht mehr sind? Was braucht es, um nicht zu vergessen?
Jede Nacht fragt sich der gebürtige Pole Bronislaw Erlich, welches Schicksal seine Eltern ereilte, bevor sie starben. Als 16-Jähriger hat er 1939 seine Familie in Warschau verlassen, um dem sicheren Tod zu entgehen. Auf seiner abenteuerlichen Flucht legte er zeitweise seine jüdische Identität ab. Der heute 100-Jährige wohnt im Kanton Bern und ist einer der letzten Zeitzeugen. Seine Erinnerung hält auch unsere Erinnerung an den Holocaust wach. Doch was, wenn niemand mehr lebt und sich erinnert? Wie lässt sich ein wachsamer Umgang mit Antisemitismus auch weiterhin garantieren?
Erstsendung: 4. Mai 2018
4/21/2023 • 56 minutes, 9 seconds
Eberhard W. Kornfeld – ein Leben für die Kunst (W)
Der Kunsthändler und leidenschaftliche Kunstsammler Eberhard W. Kornfeld ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Im langen Leben des Baslers spiegelt sich auch der Wandel des Kunstbetriebs im 20. Jahrhundert. Ein Porträt.
Eberhard W. Kornfeld ist seit Jahrzehnten eine feste Grösse in der Kunstwelt. Seine Galerie in Bern war eine der renommiertesten Adressen im globalen Auktionsgeschäft. Und er hat Freundschaften gepflegt mit Künstlern wie Sam Francis, Pablo Picasso oder Alberto Giacometti. Unliebsame Aufmerksamkeit erfuhr Kornfeld im Herbst 2013, als der Fall Gurlitt publik wurde – der Galerist stand in einer langjährigen Geschäftsbeziehung zu Cornelius Gurlitt.
In «Passage» erzählte 2019 Eberhard Kornfeld aus seinem Leben: Wie er die Welt der Kunst geprägt hat – und wie sie ihn geprägt hat.
Erstsendung: 4. Januar 2019
4/14/2023 • 56 minutes, 10 seconds
«Through the Looking-Glass ...» – Die Metapher des Spiegels
Auf seiner glänzenden Oberfläche erkennen wir uns selbst. Er bringt die Wahrheit an den Tag, auch die unverkennbaren Zeichen des Alterns – und also den Tod. Der Spiegel war immer ein ambivalentes Symbol – die Vieldeutigkeit der Beziehung von Ich und Welt, Gott und Mensch wird so ins Bild gefasst.
In der Literatur ist der Spiegel oft ein schonungsloser Richter: Ob Schneewittchens Stiefmutter oder Narcissus vor seinem Spiegelbild auf dem Wasser – wohin einen die Selbstreflexion führt, hängt auch davon ab, welche Haltung und Reife man mitbringt. Auch im Volksglauben spielt der Spiegel eine wichtige Rolle: Beim Tod eines Menschen werden die Spiegel verhängt, damit die Seele des Toten nicht im Totenzimmer verharrt. Eine Reise durch unterschiedlichste Spiegel- und Seelenlandschaften, die zugleich eine Geschichte der Menschheit, der Dichtung, des Glaubens und der Philosophie ist.
4/7/2023 • 51 minutes, 21 seconds
Der Serpent oder das Geheimnis der singenden Schlange (W)
Es war Liebe auf den ersten Ton. Der Klang des barocken Musikinstruments berührte Stephan Berger so tief, dass der Multihandwerker sich entschloss, das Geheimnis der singenden Schlange zu lüften. Koste es, was es wolle.
Der Serpent hat einen vierfach gewundenen Klangkörper aus Walnussholz. Der Holzkern ist mit einer Tierhaut überzogen. Das Wissen, wie die Tierhaut auf den noblen Holzkörper kam, war verloren. Die Passage erzählt die erstaunliche Geschichte, wie der Multihandwerker Stephan Berger zum Instrumentendetektiv wurde und wie er das Geheimnis der singenden Schlange nach zweijähriger Suche schliesslich löste.
Heute ist Stephan Berger der beste Serpentbauer, die Konzertbühnen der Welt sind frei für das schwarz glänzende, elegant geschwungene Klangjuwel.
Diese Sendung wurde von der Stiftung für Radio und Kultur unterstützt.
Erstsendung: 14. Oktober 2022
4/7/2023 • 59 minutes, 53 seconds
Maestro der Comebacks
Der brasilianische Pianist und Dirigent João-Carlos Martins gehört zu den zu Unrecht vergessenen großen Bachinterpreten des 20. Jahrhunderts. Er hat eine Lebensgeschichte, die so ungewöhnlich ist wie seine Musik.
Jeder in Brasilien kennt ihn unter dem Namen «Maestro». Als Wunderkind gefeiert und gefördert, startet der 1940 geborene brasilianische Pianist João Carlos Martins in eine glänzende Zukunft. Sein Auftritt in der Carnegie Hall 1962 macht ihn schlagartig berühmt. Doch dann behindern Krankheit und Unfälle seine Karriere, denen er mit unglaublichem Überlebenswillen und Kreativität trotzt. Immer wieder startet er erfolgreiche Comebacks. 2002 streiken seine Hände dann endgültig. Er wird Dirigent und gründet in São Paulo sein eigenes Orchester.
3/31/2023 • 55 minutes, 6 seconds
Von Gott, Kakerlaken und einem maskierten Helden (W)
Der 1917 geborene amerikanische Comic-Autor Will Eisner war der große alte Mann der amerikanischen Comics. Während 70 Jahren hat sich Will Eisner immer wieder neu erfunden und dabei die amerikanischen Comics geprägt wie kein anderer.
Superhelden sucht man bei Will Eisner vergeblich, dafür schuf er 1940 mit «Spirit», einem maskierten Detektiv, eine der interessantesten und komplexesten US-Amerikanischen Comic-Figuren. Über 30 Jahre später, mit 61 Jahren, revolutionierte er mit «Ein Vertrag mit Gott», einem der ersten amerikanischen Comic-Romane für Erwachsene, 1978 die Comic-Szene erneut. In diesem Alterswerk thematisierte er sein jüdisches Erbe, ethnische Vorurteile, Immigration und den amerikanischen Traum. Bis Juni 2023 widmet das Cartoonmuseum Basel dem Godfather der Graphic Novel eine umfassende Retrospektive.
Erstsendung: 3. März 2017
3/24/2023 • 54 minutes, 1 second
Langston Hughes, Zora Neale Hurston und die Harlem Renaissance
Zwischen den beiden Weltkriegen etablierte sich im New Yorker Stadtteil Harlem eine afroamerikanische Bewegung, die nicht nur Keimzelle der späteren Bürgerrechtsbewegung war, sondern vielen als die wichtigste US-amerikanische Kulturbewegung des 20. Jahrhunderts gilt: The Harlem Renaissance.
Die Harlem Renaissance erforschte die bislang unterdrückte und verachtete afroamerikanische Kultur, rückte sie selbstbewusst ins Rampenlicht und entwickelte sie kometenhaft weiter. Die Anthropologin und Schriftstellerin Zora Neale Hurston und der vor allem als Lyriker bekannte Langston Hughes gehörten zu den bedeutendsten Protagonisten der Bewegung. Ihre Werke sind in den USA heute Schulstoff und, wie die Bewegung überhaupt, erstaunlich modern geblieben. Wie sonst hätte sich die Lyrikerin Amanda Gorman an Joe Bidens Inauguration auf Langston Hughes ikonisches Gedicht «I, Too» von 1926 berufen?
3/17/2023 • 57 minutes, 35 seconds
Querschnitt durch die Basler Fasnacht
Die aktuellen Zeiten sind nicht nur erfreulich: Krieg, Klimaerwärmung, Inflation. Grund genug, diesen bedrückenden Zeiten satirisch auf den Zahn zu fühlen und die Befindlichkeiten auszuloten. Der Querschnitt durch die Schnitzelbänke der Basler Fasnacht ist einmal mehr eine Art Seismograf.
Die Schauspielerin Bettina Dieterle ist selbst eine begeisterte Fasnächtlerin. Sie lässt sich durch die Strassen und Cliquenkeller treiben, lauscht den offiziellen Bühnen und sammelt die besten und aufregendsten fasnächtlichen Momente und Schnitzelbänke. Einzelne davon präsentiert sie dann als würzigen einstündigen Querschnitt. Ein Querschnitt durch die vielseitigen lokalen, nationalen und internationalen Sujets, die von den Cliquen, Guggen, Wagen und verschiedenen Gruppen ausgespielt werden.
3/10/2023 • 56 minutes, 28 seconds
Eigentlich seit immer
Frauenliebende Frauen jenseits der 80 erzählen ihre Lebensgeschichten: Christine verliebt sich während der Geburt ihrer Tochter in die Hebamme. Margrit weiss schon im Kindergarten, dass ihr Frauen gefallen, Ruth wiederum erlebt die grosse Liebe erst nach ihrer Pensionierung.
In der intimen Audiocollage erinnern sich Frauen, wie sie Liebe gelebt haben, wie sie den gesellschaftlichen Widerständen ihrer Zeit begegnet sind und wie sie ihre inneren Widersprüche ausgehalten haben. Mit berührender Beiläufigkeit wirft das Feature aktuelle Fragen auf: Was macht eine Liebesbeziehung aus? Welche Selbstdefinitionen machen uns stark? Und was wollen wir gerne undefiniert lassen?
Ausgezeichnet von der Stiftung Radio Basel mit dem Audio-Förderpreis KatalysatOHR 2021 und unterstützt durch die Stiftung Radio und Kultur Schweiz, SRKS.
3/3/2023 • 54 minutes, 26 seconds
Bern, Berlin, Osijek. Ukrainische Musiker:innen in der Diaspora
Ein Jahr nach Putins Angriffskrieg. Knapp acht Millionen Menschen flüchteten aus der Ukraine. Unter ihnen sind auch zahlreiche Musikerinnen und Musiker. Vor acht Monaten haben wir drei von ihnen getroffen – und jetzt mit ihnen darüber gesprochen, wie sich ihr Leben in der Diaspora entwickelt hat.
Durch Kontakte, welche die Musiker:innen in Friedenszeiten geknüpft hatten, war der Fluchtweg ins Ausland geebnet. Cellistin Anna Sabanina hatte sich am Konservatorium in Bern beworben – und wurde aufgenommen. Jazzpianist Yuryi Seredin in Berlin gibt zahlreiche Konzerte und versucht, sich als Komponist zu etablieren – dabei inspiriert ihn ein Papagei. Harfenistin Veronika Lemishenko hat durch die Harfengemeinschaft – ein Netzwerk, das sie vor dem Angriffskrieg gründete – eine feste Stelle in Kroatien gefunden. Dennoch reist sie immer wieder in die Ukraine, um Freunde und Verwandte zu treffen.
2/24/2023 • 58 minutes, 13 seconds
Die Wand der Tränen
In Montgomery, Alabama, steht seit fünf Jahren das «Mahnmal für Frieden und Gerechtigkeit.» Es ist die erste nationale Gedenkstätte für schwarze Opfer weissen Terrors. Im Verbund mit einem Museum erinnert es an den Lynchmord an Tausenden von Schwarzen nach Ende des Bürgerkriegs bis ins 20. Jhdt.
Initiiert hat diese Erinnerungsstätte der Afroamerikaner Bryan Stevenson, einer der bedeutendsten Bürgerrechts-Anwälte der Vereinigten Staaten. Vor drei Jahren erhielt der Harvard Absolvent aus armen Verhältnissen den Alternativen Nobelpreis. Seine Autobiographie «Just Mercy», wurde in seiner Heimat zum Bestseller, deren Hollywood-Verfilmung weit über die USA hinaus zum Kino-Erfolg. – «Ich glaube wirklich, dass uns in Amerika etwas Besseres erwartet», sagt der 63-Jährige, «aber nur, wenn wir uns zu einem Prozess der Wahrheit und Versöhnung verpflichten.» Eine Reportage von Rita Schwarzer.
2/17/2023 • 59 minutes, 58 seconds
Simone Lappert und Marena Whitcher: Begegnung von Lyrik und Musik
Zu Gast bei Felix Münger ist die Autorin Simone Lappert mit ihrem aktuellen Lyrikband «längst fällige verwilderung». Die Multi-Instrumentalistin Marena Whitcher entwickelt zu den Gedichten musikalische Klangwelten.
Simone Lapperts Gedichtband ist – nach mehreren Prosawerken – das erste Lyrikbuch der mehrfach preisgekrönten Schweizer Autorin. Die fein gewobenen Gedichte erzählen vom Stillstand, von der seelisch-körperlichen Erstarrung, von Krisenerfahrungen, von der Suche nach einem selbstbestimmten Leben. Und von der Sehnsucht nach der Liebe.
Die schweizerisch-amerikanische Sängerin und Klangkünstlerin Marena Whitcher reagiert auf Simone Lapperts Lyrik mit eigens für den gemeinsamen Auftritt komponierten musikalischen Impressionen.
Buchhinweis:
Simone Lappert: längst fällige verwilderung, Diogenes 2022.
2/10/2023 • 59 minutes, 1 second
Gerettet vor dem Holocaust
1944 werden in Ungarn eine halbe Million Juden deportiert und getötet. Viele erhoffen sich Hilfe durch die Schweizer Gesandtschaft. Auch Berta Rottenberg. Sie hatte durch die Heirat mit einem Ungarn ihr Schweizer Bürgerrecht verloren. Ihr Schicksal als ungarische Jüdin schien ausweglos.
Dank der Hilfe des Diplomaten Harald Feller kann Berta Rottenberg mit ihren kleinen Töchtern über Österreich in die Schweiz fliehen. In Wien verbringen sie eine Nacht im Gestapo Hauptquartier – die Deutschen ahnen nicht, dass sie Jüdinnen beherbergen. Harald Feller rettet weiteren Juden das Leben, indem er sie in seiner Wohnung in Budapest versteckt. Kurz vor Kriegsende gerät er selbst in russische Gefangenschaft und wird erst 1946 im Austausch mit zwei russischen Piloten freigelassen. Kurz vor seinem Tod, 1999, wird er mit der Auszeichnung «Gerechter unter den Völkern» von Yad Vashem geehrt.
1/27/2023 • 55 minutes, 51 seconds
Klänge der Freiheit: Das Folk-Festival auf der Lenzburg
Das Folk-Festival auf der Lenzburg (1972-1980) gilt als erstes Openair-Festival der Schweiz. Es war die treibende Kraft hinter der Schweizer Folk-Bewegung, in der junge Menschen danach suchten, musikalische und gesellschaftliche Grenzen zu sprengen.
Die jungen Schweizer Folkies sahen sich in den 1970er Jahren mit einer biederen, einengenden, gutbürgerlichen Gesellschaft konfrontiert. Eine Möglichkeit, sich aus diesen Zwängen zu befreien, bot die Folk-Musik. Hier konnten Menschen frei musizieren, sich austauschen, ihre Gedanken in sozialkritischen Liedern ausdrücken. Das Folk-Festival auf der Lenzburg gilt als Höhepunkt dieser alternativen, liberalen, grünen und musikalisch spannenden Bewegung. Wir sprechen mit bekannten Musiker:innen der Schweizer Folk- und Liedermacherszene und lassen mit ihnen dieses wichtige Festival Revue passieren.
1/20/2023 • 59 minutes, 50 seconds
José Afonso – musikalischer Pionier zwischen Poesie und Politik
Sein Lied «Grândola, Vila Morena» gab am 25. April 1974 das Startsignal für die Nelkenrevolution in Portugal. Für viele Portugiesinnen und Portugiesen ist José Afonso eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Landes. Nun wird sein Werk im eigens gegründeten Verlag Mais 5 neu aufgelegt.
Lehrer, Sänger, Antifaschist – die biographischen Facetten des 1987 verstorbenen Liedermachers sind vielfältig. Mit bildreicher Poesie kämpfte José Afonso gegen die Diktatur, wurde zum Sprachrohr der Arbeiter und Studenten, zur Ikone des Neubeginns. Seine Musik gilt als pionierhaft: Sie vereint Volksliedtraditionen mit afrikanischen Einflüssen, eine ausdrucksstarke Stimme mit spannenden Arrangements. Im Gespräch mit Afonsos Tochter Helena und anhand seiner musikalischen Meilensteine zeichnet Stefan Franzen das Bild eines Mannes, der mit seinem humanistischen Ansatz wieder hochaktuell ist.
1/13/2023 • 59 minutes, 59 seconds
Umyma El Jelede: Wiener Ärztin aus dem Sudan
Seit 15 Jahren setzt sich die Ärztin für Frauen aus afrikanischen und arabischen Communities in Österreich ein. Umyma El Jelede vermittelt zwischen Fronten mit Geduld, Empathie und erstaunlich kreativen Strategien.
Geboren im Sudan studiert Umyma El Jelede Medizin in Libyen, Fachgebiet Chirurgie. Zurück in ihrer Heimat hat sich die politische Situation für ihre Familie dramatisch verschärft. 2004 beschließt sie zu fliehen. Drei Jahre später erhält Umyma El Jelede in Österreich Asyl. Bald darf sie arbeiten, denn ihr medizinisches und kulturelles Fachwissen wird dringend gebraucht. Für das österreichische Frauengesundheitszentrum soll die sudanesische Ärztin Frauen aus afrikanischen und arabischen Communities in ihren Muttersprachen beraten – mit Schwerpunkt auf weiblicher Genitalverstümmelung.
1/6/2023 • 54 minutes, 32 seconds
Unverkrampft und voll dabei – wie Gianandrea Noseda Richard Wagner neu denkt
Es ist erst seine zweite Spielzeit als Musikchef am Zürcher Opernhaus, aber bereits jetzt klingt das Orchester anders als noch vor Gianandrea Noseda: frisch und feurig. Davon profitiert auch der neue «Ring»: Wagners Opern-Zyklus zu stemmen, gilt noch immer als grösste aller Herausforderungen.
Zunächst habe er abgelehnt, gesteht der 58-jährige Italiener, bis anhin wenig Wagner-willig. Ein paar Tage später rief er aber doch in Zürich an: «Steht das «Ring»-Angebot noch?»
Inzwischen ist mit «Rheingold» und «Walküre» bereits die Halbzeit der Opern-Tetralogie erreicht, und Noseda begeistert selbst jene, die bisher wenig bis gar nichts mit Richard Wagner anfangen konnten. Wie macht er das nur?
Antworten in einer Begegnung aus nächster Nähe. Mit Gianandrea, aber auch Lucia Noseda. Eine Seltenheit, dass Nosedas Frau und Seelen-Zwilling über die Besonderheit ihres Teamworks spricht.
12/30/2022 • 59 minutes, 59 seconds
Der letzte Atemzug – vom Sterben auf der Intensivstation (W)
Rasante Fortschritte in der Medizin bringen es mit sich, dass der Tod eines Menschen immer öfter hinausgezögert werden kann. Doch vermeiden lässt er sich nicht: irgendwann wird der Mensch von den lebenserhaltenden Maschinen getrennt. Ein schwerwiegender Moment.
Wenn es keinen Sinn mehr macht, einen Menschen künstlich am Leben zu erhalten, müssen Maschinen abgestellt, lebensverlängernde Medikamente abgesetzt werden. Ziel ist ab dann nicht mehr die Heilung, sondern ein menschenwürdiges Sterben. Was passiert genau in dem Moment, wo eine Maschine abgestellt und das Sterben eingeleitet wird? Ein Ehepaar, das seinen Sohn verloren hat, ein Chefarzt, zwei Pflegefachleute und ein Pfarrer erzählen, wie sie diese schwierige Situation auf der Intensivstation des Basler Universitätsspitals erlebt haben und erleben.
Erstausstrahlung: 28.5.2021
12/16/2022 • 50 minutes, 22 seconds
«Einmal hat mir mein Mann zu Weihnachten einen Besen geschenkt»
Die amerikanische Schriftstellerin Grace Paley «gehört zu einer seltenen Gattung von Schriftstellern mit einer Stimme, wie niemand sonst sie hat: komisch, traurig, bescheiden, energisch, genau». So schwärmte einst Susan Sontag von der 2007 gestorbenen und in den USA hoch angesehenen Autorin.
Grace Paley kam am 11. Dezember 1922 in New York als Tochter jüdischer Einwanderer zur Welt. Berühmt wurde die Autorin mit ihren Kurzgeschichten, in denen sie – fast immer aus weiblicher Perspektive – von den «kleinen Widrigkeiten des Lebens» erzählt. Paley war engagierte Feministin, Friedensaktivistin und eine der prägenden Autorinnen der amerikanischen Frauenbewegung. In den vergangenen Jahren wurden ihre Short Stories in neuen deutschen Übersetzungen wiederentdeckt und damit eine literarische Stimme, welche die absurden Wendungen des Alltags ins Zentrum rückt.
12/9/2022 • 54 minutes, 37 seconds
Herzwäsche – Romance Scam: Liebesbetrug im Netz
Es beginnt im Herbst 2017. Mit einem Fehlläufer ihrer Email. Sagt sie. Sie, das ist Madi, eine Französin, die in Burkina Faso lebt. Er, das ist M., ein Witwer in Berlin. Es entwickelte sich ein reger Chatverkehr. Sie verliebten sich. Sie will ihn in Deutschland besuchen. Er schickt Geld.
Immer wieder kommt etwas dazwischen, dass das Kommen von Madi verhindert. M. schickt mehr Geld und mehr und mehr. Am Ende ist er verschuldet, kann seine Miete nicht mehr bezahlen und wird krank. Aber er ist abhängig von ihrem täglichen Kontakt. In einem ihrer letzten Chats fragt sie ihn: „Bist Du wütend auf mich? Er antwortet: «Nein, ich bin nicht wütend, sondern nur traurig, dass es Dir nur ums Geld ging.» Aber es gab kein «Dir». «Dir», das waren die anderen. M. ist eines der Tausenden von Opfern eines Romance Scams geworden.
12/2/2022 • 56 minutes, 10 seconds
Maria Farantouri – Stimme des Widerstands
Die griechische Sängerin Maria Farantouri gilt in Griechenland – aber auch über die Grenzen des Landes hinaus – als lebende Legende. Sie wurde in Zeiten der griechischen Militärdiktatur (1967–1974) zur Stimme des Widerstandes. Am 28. November feiert die Mezzosopranistin ihren 75. Geburtstag.
Mit 16 Jahren wird Farantouri vom griechischen Komponisten Mikis Theodorakis entdeckt und gilt als ideale Interpretin seiner Lieder. Diese zu Liedern gewordenen Gedichte bewirken, dass ein ganzes Land die Texte seiner großen Dichter auswendig kennt. Zu Juntazeiten ist die politisch motivierte Musik verboten. Farantouri geht ins Exil und gibt weiterhin Konzerte. Heimlich werden ihr dort neue Kompositionen zugespielt. So macht sie beständig auf die Militärdiktatur in ihrer Heimat aufmerksam.
Parallel zur griechischen Musik singt Farantouri auch Jazz und Volkslieder aus der Türkei oder Lateinamerika.
11/25/2022 • 59 minutes, 50 seconds
Mani Matter: Kunscht isch geng es Risiko
Am 24. November 1972 starb Mani Matter bei einem Autounfall. Er war der Värslischmied und Querdenker, der längst ein Stück Heimat ist. Und dessen Werk immer noch Musiker:innen inspiriert: vom Tik-Tok-Rap zu Elektropop, von Instrumentaljazz zu Indiesounds.
Lieder von Mani Matter erfreuen sich auch fünfzig Jahre nach dessen Tod grosser Popularität – diese schillernden Lieder, die so eingängig wie hintergründig sind, so witzig wie nachdenklich. Wer war Mani Matter? Wie ist er zum Chansonnier geworden? Und warum inspiriert Matters Kunst immer noch? Wir sind ins Archiv gestiegen, lassen Mani Matter und Zeitzeugen zu Wort kommen. Und wir haben uns mit den Musiker:innen Evelinn Trouble, Jürg Halter, Puma Mimi, Pato, Roman Nowka und Max Urban über den Sog von Mani Matters Musik unterhalten.
11/18/2022 • 56 minutes, 4 seconds
Seide, Wolle und Leinen Swiss made
Flachs und Hanf haben in der Schweiz als Textilrohstoffe eine lange Tradition. Die St. Galler Leinwand war Jahrhunderte lang ein Exportschlager. Seit dem 2. Weltkrieg produziert die Schweiz kaum noch Textilrohstoffe. Innovative Projekte wollen das jetzt ändern.
Wir wünschen uns nachhaltig und naturschonend produzierte Textilrohstoffe und Kleider, die nicht um die ganze Welt reisen, bis sie in unseren Läden landen. Dieses Anliegen teilen innovative Schweizer Denker und Bauern. Wolle, Leinen und Seide aus der Schweiz sind auf dem Markt. Drei langlebige, kostbare Textilrohstoffe aus der Natur. Wie stehen die Chancen für Textilien Swiss made? Kann ein Hochlohnland wie die Schweiz Textilien herstellen? Und findet sich genügend Kundschaft?
11/11/2022 • 55 minutes, 48 seconds
Denkmaschine vs Daddelkiste? Frühe Computerwelten – Ein Streifzug
Was ist ein Computer? Natürlich unser Smartphone oder der Laptop. Vernetzte Maschinen, die Berufsalltag und soziales Leben dominieren. Vor 40 Jahren waren Computer recht plumpe Maschinen, mit denen man spielen, programmieren und hacken konnte.
Computer waren ein Versprechen, die Welt berechenbar zu machen. Zunächst als Rechner für das Militär, für Verwaltung und Forschung. In den 1970er Jahren erlebte der Computer eine erstaunliche Wandlung – er wurde privat und kam in die Haushalte. Der Homecomputer und spätere Personal Computer wurde zu einem Werkzeug individueller Technik- und Spieleuphorie. Historikerinnen und Techniker blicken heute differenziert und mit Wehmut auf diese gern als Steinzeit des Digitalzeitalters verunglimpfte Episode zurück. Rechner waren damals ein Symbol individueller Freiheit – jenseits von Google und Apple.
10/28/2022 • 51 minutes, 48 seconds
Bildung gegen Unterdrückung – Theaterarbeit im Flüchtlingscamp (W)
Seit mehr als 30 Jahren setzt sich die Theaterfrau Anina Jendreyko immer wieder mit der kurdischen Kultur auseinander. Es ist eine Kultur, die von der Türkei unterdrückt wird und sich nur unter grossen Anstrengungen aufrechterhalten lässt.
Bildung und die Arbeit mit der nächsten Generation bilden das grosse Widerstandspotential kurdischer Kultur. Dazu gehört, dass in kurdischen Flüchtlingslagern wie Machmur das Ideal einer umfassenden Bildungsarbeit hochgehalten wird. Ein Teil davon findet über Theaterarbeit statt; mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vor Ort. Anina Jendreyko setzt dabei auf interkulturellen Austausch und engagiert sich im Flüchtlingslager. Dabei lernt sie viel über die Kraft kurdischer Frauen und muss immer wieder auch die eigene Position als eine in Machmur engagierte Europäerin hinterfragen.
Erstausstrahlung: 1.7.2022
10/21/2022 • 56 minutes, 9 seconds
Der Serpent oder das Geheimnis der singenden Schlange
Es war Liebe auf den ersten Ton. Der Klang des barocken Musikinstruments berührte Stephan Berger so tief, dass der Multihandwerker sich entschloss, das Geheimnis der singenden Schlange zu lüften. Koste es, was es wolle.
Der Serpent hat einen vierfach gewundenen Klangkörper aus Walnussholz. Der Holzkern ist mit einer Tierhaut überzogen. Das Wissen, wie die Tierhaut auf den noblen Holzkörper kam, war verloren. Die Passage erzählt die erstaunliche Geschichte, wie der Multihandwerker Stephan Berger zum Instrumentendetektiv wurde und wie er das Geheimnis der singenden Schlange nach zweijähriger Suche schliesslich löste.
Heute ist Stephan Berger der beste Serpentbauer, die Konzertbühnen der Welt sind frei für das schwarz glänzende, elegant geschwungene Klangjuwel.
Diese Sendung wurde von der Stiftung für Radio und Kultur unterstützt.
10/14/2022 • 59 minutes, 59 seconds
Wiederentdeckt – der Schweizer Sinfoniker Joseph Lauber
Tschechien hat Dvorák, Norwegen hat Grieg: Komponisten der Romantik, deren Musik das vielstimmige Wesen einer Nation einfängt. Für die Schweiz könnte Joseph Lauber diese Lücke füllen - die Erstaufnahme seiner 6 Sinfonien durch das Sinfonie Orchester Biel Solothurn hat das Zeug zur Sensation.
Dirigent Kaspar Zehnder sass vor einem ungehobenen Schatz, als er 2017 in der Lausanner Kantonalbibliothek den Nachlass Laubers sichtete. Der zwischen Zürich und Genf tätige, in München und Paris ausgebildete Komponist war allenfalls Fachleuten ein Begriff. Als belächelter Verfechter der Melodie geriet Lauber unter die Räder der Avantgarde. 70 Jahre nach seinem Tod fällt das Urteil umso erstaunter aus: wie konnte ein solches Grosskaliber nur übersehen werden?
Eine Reise quer durch Laubers Schweiz, während Zehnder sehr persönlich von den Hintergründen dieser spannenden Wiederentdeckung erzählt.
10/7/2022 • 59 minutes, 44 seconds
Propagandaschlacht um Mariupol
Die Stadt Mariupol steht für den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Während der ukrainische Präsident sie «Herz des Krieges» nennt, versucht die russische Propaganda, die Ukraine für das Leid der Bevölkerung verantwortlich zu machen.
Die Hafenstadt am Asowschen Meer wurde seit Kriegsbeginn bombardiert und beschossen. Seit dem 20. Mai ist die Stadt vollständig unter russischer Kontrolle. Ein anderer Kampf um Mariupol tobt aber weiter: der Propagandakrieg. Die russische Seite holt Kriegs-Influencer in die Stadt, die in die Kameras des russischen Staatsfernsehens hinein beteuern, dass die Kriegsruinen allein das Werk der Ukrainer seien. Auch die ukrainische Seite wird nicht müde, das Wüten der russischen Armee in der Stadt anzuprangern. Was dabei vergessen geht, ist das reale Leid der Kriegsopfer aus Mariupol.
9/30/2022 • 52 minutes, 56 seconds
«Ich bin dadurch ein Mensch geworden.» – Carl Laszlo, Kunstsammler
Der Mediziner Carl Laszlo flüchtet nach der Befreiung aus Auschwitz nach Basel, schreibt psychiatrische Aufsätze, Theaterstücke, verlegt eine Zeitschrift – verschuldet sich. Hans Arp hilft ihm aus der Patsche, überlässt ihm Bilder zum Verkauf und entzündet damit eine Besessenheit für die Kunst.
Carl Laszlo erfindet sich neu, beginnt frühe Expressionisten, Jugendstil und Art Déco zu sammeln, gründet eine Galerie. Plötzlich Kunsthändler nutzt er das Trauma von Auschwitz zur eigenen Wiedergeburt. Er entdeckt die Beatniks und die Popart in New York, verliert sich im Rausch und kommt dafür, sechzigjährig, in Haft. Weil seine Villa vor Kunstwerken bald aus den Nähten platzt, mitbegründet er die Art Basel und gibt damit der Stadt Basel, die ihn einst nur geduldet hat, etwas zurück Der gebürtige Ungar betrachtet alles mit jüdischem Humor, ist religiös, gebildet – Weltbürger.
9/23/2022 • 39 minutes, 12 seconds
Äs guäts Word – Der Mundartdichter Julian Dillier
Julian Dillier gehört zu den bedeutendsten Mundartschriftstellern der Schweiz. Seine sprachliche Genauigkeit und Sensibilität sind einzigartig. Seine Angriffe auf Heuchelei und Heimattümelei ebenfalls. Ein Porträt zum 100. Geburtstag des Obwaldner Lyrikers, Theater- und Radiomanns Julian Dillier.
In seiner Obwaldner Mundart zu dichten beginnt Julian Dillier erst in Basel, wohin es ihn nach über zwanzig Jahren in der Verwaltung und dank einer Redaktorenstelle am damaligen Radio Basel verschlagen hat. Ganz offenbar braucht er dazu die räumliche Distanz zu seinem Kanton und seinem früheren Leben dort. Was aber bei seiner lyrischen Arbeit entsteht, gehört zum Besten, was Schweizer Mundartdichtung je hervorgebracht hat. Dazu kommen sein umweltpolitisches Engagement, das unter anderem in seinem legendären Gedicht «Ave Nagria» seinen Ausdruck findet, seine Zeit als Autor und Regisseur diverser Stücke an Obwaldner Laienbühnen und sein Engagement für die Mundart generell, die ihn als Präsident des Internationalen Dialektinstituts IDI sogar zu einer Art Mundart-Funktionär werden lässt.
Michael Luisier hat sich zu Julian Dilliers 100. Geburtstag in diesem Jahr auf dessen Spuren gemacht und sich mit Julian Dilliers Halbbruder Geri Dillier unterhalten, der von Julian Dillier die Liebe zum Theater und die Liebe zur Sprache geerbt hat, mit Geri Dilliers Sohn Jul Dillier in Wien, der als Musiker derzeit Julian Dilliers Texte vertont, und mit dem Mundartspezialisten Christian Schmid, der einst Julian Dilliers Nachfolger als Radio-Mundartredaktor geworden ist.
9/16/2022 • 55 minutes, 32 seconds
Beyond ‘Rule Britannia’ – Henry Wood zum Gedenken (W)
Henry Joseph Wood begründete 1895 die bekannte Konzertreihe Promenade Concerts in London, kurz Proms. Wood fungierte als erster Dirigent der Konzerte, und es wird auch heute noch jährlich an ihn erinnert, indem seine Büste anlässlich der Last Night of the Proms mit Lorbeer bekränzt wird.
Die sogenannten «BBC-Proms» werden längst nicht mehr durch das gemeinsame Singen von «God save the queen/king» eröffnet, das der Dirigent Henry Joseph Woods jeweils angestimmt hatte. Aber der Erfolg der ältesten und grössten Konzertreihe der Welt lebt noch immer von Ritualen und Gedanken ihres Gründers: ein Maximum an Qualität für ein Minimum an Disponibilität. Das Konzept der Niederschwelligkeit wurde oft kopiert, aber selten erreicht: Klassik für alle!
Erstausstrahlung: 23.8.2019
9/9/2022 • 55 minutes, 13 seconds
Musik und Architektur – Iannis Xenakis zum 100. Geburtstag (W)
Der griechisch-französische Komponist und Architekt Iannis Xenakis erfand in den 1950er-Jahren nicht nur visionäre Musik mit Riesenglissandi und Schwarmklängen. Als Assistent von Le Corbusier hat er auch futuristische Bauten entworfen, wie den Philips-Pavillon an der Weltausstellung in Brüssel 1958.
Gelebt hat Iannis Xenakis von 1922 bis 2001. Er studierte Ingenieurswissenschaft in Athen, war Widerstandskämpfer, wurde zum Tode verurteilt, floh nach Paris, arbeitete mit Le Corbusier und entwickelte gleichzeitig völlig neue Klangwelten. In seiner Musik wie in seinen Bauwerken verbindet er musikalische und architektonische Prinzipien. So auch bei der eindrücklich rhythmisierten Fensterfront im französischen Kloster La Tourette. Eine Annäherung an Iannis Xenakis mit Ausschnitten aus einem teilweise unveröffentlichten Interview für DRS2 von 1986. Eine Sendung von Cécile Olshausen.
Erstausstrahlung: 25.5.2022
9/2/2022 • 1 hour, 7 seconds
Yello – Musikexperiment und Videokunst erhält Grand Prix Musik (W)
Oh Yeah! Unverkennbar, die dunkle Stimme von Dieter Meier und die groovigen Elektrosounds von Boris Blank: Yello, das Schweizer Elektropop-Duo, wurde mit dem Song in den achtziger Jahren unerwartet weltberühmt.
Yello ist weit mehr als «Oh Yeah», eingängig-schnelle Rhythmen und bunte Videos. Als Gesamt-Kunstprojekt prägt Yello die Musik- und Videoszene nachhaltig. Mit 13 weiteren Alben über rund vierzig Jahre, immer quer zum grad Gängigen, und zahlreichen experimentellen Videos, schrieb das Duo Geschichte und überrascht weiterhin.
Wer steckt hinter dem Phänomen Yello? Wo bewegen sich Blank und Meier vor und neben Yello? Was bringt jeder von ihnen ein und wie funktionieren sie zusammen? Boris Blank und Dieter Meier geben im Gespräch in ihren Zürcher Ateliers Einblick in ihre Welten, in ihr Schaffen und ihr Denken.
Erstausstrahlung: 27.7.2022
8/26/2022 • 59 minutes, 11 seconds
Sommer-Passage: Omara Portuondo: «Zeitreise durch Kuba»
Sie ist eine der letzten grossen Diven Lateinamerikas. 2015, mit 84 Jahren, blickte die Grande Dame des Buena Vista Social Clubs auf ihr turbulentes Leben zurück und liess dabei fast ein Jahrhundert kubanische Musikgeschichte Revue passieren.
Omara Portuondo ist in Kuba eine nationale Institution der Musikszene. Von ihrer Kindheit in Havannas Viertel Cayo Hueso als Tochter eines schwarzen Baseballstars und einer reichen Spanierin zur frühen Karriere als Tänzerin im berühmten Cabaret Tropicana führten sie ihre ersten Schritte. Als «Verlobte des Filin» sang sie romantische Lieder, begegnete mit dem Frauenensemble Cuarteto D'Aida in den Fünfzigern Nat King Cole. Als Duettpartnerin von Ibrahim Ferrer und Compay Segundo war sie die Muse des Buena Vista Social Clubs, mit dem sie 2015 auf Abschiedstournee ging.
Erstausstrahlung: 20.2.2015
8/19/2022 • 1 hour, 14 seconds
Sommer-Passage: Musik als Weltsprache: Wunschtraum oder Wahrheit?
Was passiert, wenn man sieben Musikerinnen und Musiker aus sechs verschiedenen Musik-Kulturen während 10 Tagen zum Musizieren, Diskutieren und Reflektieren zusammenbringt und ihnen völligen Freiraum lässt?
Im Rahmen des Projektes «Building Bridges» liess sich das Centro Incontri Umani in Ascona im Jahr 2015 zum zweiten Mal auf diesen Versuch ein – der Ausgang: ungewiss. Wie nähern sich die Musikerinnen und Musiker einander an? Wo fruchten die musikalischen Begegnungen am besten? Wo sind die Grenzen der Vereinbarkeit verschiedener Musikkulturen?
Erstausstrahlung 13.11.2015
8/12/2022 • 1 hour
Sommer-Passage: Rock’n’Roll in Phnom Phen
Während bei den östlichen Nachbarn der Vietnam-Krieg wütete, entstand im Kambodscha der 1960er- und frühen 70er-Jahre eine einzigartige Musikszene: Die Jugend tanzt in Phnom Phen zu eigenem Rock'n'Roll. Bis die Roten Khmer ihren tödlichen Fokus auf die Kultur richten.
Vieles klingt vertraut: Da sind die typischen Rockn Roll Beats, rollend und mitreissend. Und doch klingt dieser Rock'n'Roll ganz anders. Die Stimmfarben sind andere, die Instrumente teilweise auch und die Sprache ist Khmer. In den 1960er- und frühen 70er-Jahre kreieren kambodschanische Musikerinnen und Musiker ihren ganz eigenen Rock'n'Roll.
Erstausstrahlung 18.3.2016
8/5/2022 • 59 minutes, 50 seconds
Sommer-Passage: Wo ist das Didgeridoo?
Vor einigen Jahren waren sie oft in den Strassen anzutreffen, die Didgeridoo-Spielerinnen und Spieler, die mit ihren Obertönen Passanten beschallt haben. Heute ist es ruhiger geworden um das australische Musikinstrument, aber verstummt ist es nicht.
Eine Begegnung mit der Schweizer Didgeridoo-Community und ein Treffen mit Musikern aus drei Generationen: Willi Grimm, der als erster in der Schweiz das Didgeridoo gespielt hat, Roman Buss, Musiker der zweiten Generation und Sämi Buob und Michi Köng. Letztere sind Vertreter der jüngeren Generation, die das Instrument nicht nur spielen, sondern auch bauen und zeigen, dass sogar ein Staubsaugerrohr als Didgeridoo ganz schön gut klingt.
Erstausstrahlung: 25.4.2014
7/29/2022 • 59 minutes, 59 seconds
Sommer-Passage: Die Odyssee des Banjos
Das Banjo ist ein Instrument, das vor allem mit amerikanischer Countrymusik identifiziert wird. Allerdings ist sein stilistisches Spektrum viel breiter und reicht von Jamaika bis hin in die Türkei. Urformen des Zupfinstruments kamen einst durch den Sklavenhandel von Afrika nach Amerika.
In den USA fasste das Banjo zuerst in den Minstrel-Shows Fuss, dann im Blues, Jazz und der Hillbilly-Musik, während es in Jamaika im Mento-Stil Verwendung fand. Um die Wende zum 20. Jahrhundert war der Höhepunkt seiner Populärität erreicht, als in den USA und Europa Virtuosen mit artistischem Banjo-Spiel auftraten. Heute ist das Zupfinstrument in Folk und Alternative Country wieder hochgefragt und gelangte mit der Folk-Popgruppe Mumford & Sons sogar in die Hitparaden.
Erstausstrahlung 12.2.2016
7/22/2022 • 59 minutes, 50 seconds
Sommer-Passage: Eine kleine Kulturgeschichte des Pfeifens
Manchmal merken wir es kaum, wenn wir pfeifen - so einfach ist ein Pfeifton mit dem Mund zu erzeugen, so selbstverständlich ist das Pfeifen Teil unseres Alltags. Mit dem Pfeifen verbunden ist eine ganze Kulturgeschichte. Sie ist überraschend, streckenweise kurios, auf jeden Fall aber klangvoll.
Die Kulturgeschichte des Pfeifens ist eine Geschichte von Verboten: In der Nacht, im Theater, im Bergwerk, auf einem Schiff durfte man nicht pfeifen und Frauen wurde der Hals umgedreht, wenn man sie beim Pfeifen erwischt. Hinter diesen Verboten steckt mehr als nur Glaube und Aberglaube. Erst Ende des 19. Jahrhunderts konnten die Kunstpfeifer den Ruf des Pfeifens aufbessern - heute aber sind sie eine aussterbende Zunft. Theresa Beyer spürt in Musik der Welt der Faszination am schrillen, kuriosen Pfeifton nach.
Erstausstrahlung 4.7.2014
7/15/2022 • 59 minutes, 59 seconds
Stimmen gegen das Trauma – «Female Voice Of Afghanistan»
Mit dem Abzug der westlichen «Befreier» aus Afghanistan 2021 kehrten die alten Machthaber zurück. Zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Situation für sie dramatisch verändert hat, gibt das Streaming-Festival «Female Voice of Afghanistan» einigen Sängerinnen des Landes eine globale Plattform.
Noch im Juli reisten die iranische Musikethnologin Yalda Yazdani und Andreas Rochholl, Leiter der Zeitgenössischen Oper Berlin, nach Kabul. Sie porträtierten junge, mutige Musikerinnen, die sich dem islamischen Verhaltenskodex und westlicher Fremdbestimmung entgegenstellen. Sie filmten Konzerte und leiteten Teamworks mit europäischen Künstler:innen in die Wege. Unter den neuen Vorzeichen ist «Female Voice of Afghanistan» zum Politikum geworden. Die Passage lässt die Festivalmacher, vor allem aber die Sängerinnen zu Wort kommen. Einige mussten mittlerweile unter erschütternden Umständen fliehen.
Erstausstrahlung 26.11.2021
7/8/2022 • 57 minutes, 2 seconds
Bildung gegen Unterdrückung–Theaterarbeit im Flüchtlingscamp
Seit mehr als 30 Jahren setzt sich die Theaterfrau Anina Jendreyko immer wieder mit der kurdischen Kultur auseinander. Es ist eine Kultur, die von der Türkei unterdrückt wird und sich nur unter grossen Anstrengungen aufrechterhalten lässt.
Bildung und die Arbeit mit der nächsten Generation bilden das grosse Widerstandspotential kurdischer Kultur. Dazu gehört, dass in kurdischen Flüchtlingslagern wie Machmur das Ideal einer umfassenden Bildungsarbeit hochgehalten wird. Ein Teil davon findet über Theaterarbeit statt; mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vor Ort. Anina Jendreyko setzt dabei auf interkulturellen Austausch und engagiert sich im Flüchtlingslager. Dabei lernt sie viel über die Kraft kurdischer Frauen und muss immer wieder auch die eigene Position als eine in Machmur engagierte Europäerin hinterfragen.
7/1/2022 • 56 minutes, 5 seconds
Fenster nach Osten: Literatur aus Belarus und der Ukraine
Schmerz und Schönheit gehen Hand in Hand in der ukrainischen und belarussischen Gegenwartsliteratur. Einen Einblick in die Erfahrungsräume von Autorinnen und Autoren aus diesen Ländern gibt eine aktuelle Textauswahl, zusammengestellt von den Kulturvermittlerinnen Ilma Rakusa und Iryna Herasimovich.
Angaben zur besprochenen Literatur in deutscher Übersetzung:
* Serhij Zadan: «Antenne», Gedichte, Suhrkamp 2020
* Yevgenia Belorusets: «Glückliche Fälle», Matthes & Seitz 2019
* Ostap Slyvynsky: «Wörterbuch des Krieges»,https://www.toledo-programm.de/cities_of_translators/4156/worterbuch-des-krieges
* Ostap Slyvynsky: «Im fünften Jahrtausend erwachen», Gedichte, edition.fotoTAPETA 2017
* Juri Andruchowytsch: «Moscoviada», Roman, Suhrkamp 2012
* Zmicier Vishniou: «Kopf-Hämatom Nr. 2», Gedicht, in: «Grand Tour: Reisen durch die junge Lyrik Europas», Hanser 2019
* Artur Klinau: «Acht Tage Revolution. Ein dokumentarisches Journal aus Minsk», Suhrkamp 2021
* Ales Rasanau: «Das dritte Auge. Punktierungen», Urs Engeler Editor 2008
* Valzhyna Mort: «Tränenfabrik», Gedichte, Suhrkamp 2009
6/24/2022 • 56 minutes, 10 seconds
Not. Lust. Seyn. Zu Fuß auf Spuren des Dichters Friedrich Hölderlin
Im Frühjahr 1795 unternahm Friedrich Hölderlin nach einem dunklen Winter „eine kleine Fußreise", 300 km in sieben Tagen, von Jena nach Halle, Dessau und Leipzig.
Die Autorin begibt sich mit der Sängerin Anne Schneider und der Akkordeonistin Susanne Stock, die einen Konzertabend zu Friedrich Hölderlin entwickeln, auf Spurensuche. Sie laufen einen Teil seiner Strecke nach, 20 bis 25 Kilometer am Tag.
Sie spüren Rhythmus und Musikalität seiner komplexen Sprache nach, die sich im Schreiten entfalten, nähern sich dem scheinbar schwer zugänglichen Dichter und transportieren seine Themen ins Heute: Unterwegssein, Grenzen überschreiten, Scheitern, Weitermachen.
6/17/2022 • 55 minutes, 44 seconds
Mehr Stürme, mehr Regen: Das Wattenmeer im Klimastress
Die Folgen des Klimawandels lassen sich im Wattenmeer an der Nordseeküste wie unter einem Brennglas beobachten: Die UNESCO führt dieses global einzigartige Ökosystem wegen seiner herausragenden geologischen und ökologischen Bedeutung als Weltnaturerbe. Ein Erbe das heftig bedroht ist.
Das größte zusammenhängende Sand-Schlickwattsystem der Welt ist geprägt vom ewigen Wechselspiel zwischen Ebbe und Flut. Mehr als 10.000 Arten sind an die extremen Lebensverhältnisse perfekt angepasst: an Salzwasser und Schlick, Sonne, Wind und Stürme. Von einzelligen Organismen über Algen, Muscheln und Würmer bis hin zu Robben und Schweinswalen leben sie alle in einem fragilen Gleichgewicht. Noch – denn die Erderwärmung lässt nicht nur die Meeresspiegel steigen, sondern auch die Wassertemperatur der Nordsee. Starkregen werden immer häufiger. Deiche müssen für viel Geld erhöht werden.
6/10/2022 • 55 minutes, 11 seconds
Der Lyriker Rolf Hermann – ein Virtuose der Momentaufnahme
Zu Gast bei Felix Münger ist der Schriftsteller Rolf Hermann mit seinem aktuellen Gedichtband «In der Nahaufnahme verwildern wir». Die Musikerin Nadja Stoller reagiert mit klanglichen Impressionen.
Der aus dem Wallis stammende Rolf Hermann gibt Einblicke in sein dichterisches Schaffen. Es erzählt melancholisch und dennoch heiter von der Entfremdung des Menschen von der Natur. Und von seiner unstillbaren Sehnsucht, sich dennoch als Teil von ihr zu fühlen.
Zur vorgetragenen Lyrik lässt die im Kanton Bern geborene Multi-Instrumentalistin Nadja Stoller musikalische Klangwelten entstehen.
Hinweise zu Rolf Hermanns Werken:
In der Nahaufnahme verwildern wir. Gedichte, Der Gesunde Menschenversand 2021.
Flüchtiges Zuhause. Erzählungen, Edition Blau 2018.
6/3/2022 • 57 minutes, 31 seconds
Die Kinder von Ceuta - aus Marokko geflohen, gestrandet vor Europa
Im Mai 2021 öffnete Marokko für zwei Tage die sonst streng bewachte Grenze zur spanischen Enklave Ceuta. Mehr als 10.000 Menschen kamen, darunter viele Minderjährige. Bis heute sind rund 500 dieser Kinder in der Stadt.
Die unangekündigte Grenzöffnung war eine Drohgebärde Marokkos gegenüber Spanien und der EU. Im Auftrag der EU drängt Marokko mit zum Teil rabiaten Methoden Migrantinnen und Migranten zurück. Nun aber verlangt Marokko weitere politische Gegenleistungen, Ceuta ist zum Brennpunkt der Krise geworden.
Wie ist die Stadt mit dem Ansturm der Flüchtlinge im Mai 2021 zurechtgekommen? Wie bewältigt sie die nahezu täglichen Versuche von Migranten, schwimmend oder über die hohen Stacheldrahtzäune kletternd auf europäischen Boden zu gelangen? Das Feature erkundet eine durch die politische Krise seit fast zwei Jahren isolierte Stadt.
5/27/2022 • 53 minutes, 7 seconds
Body Sounds - Was man hört, wenn man Körper hört
Wie klingt der menschliche Körper? Das interessiert Mediziner sowie Komponistinnen und Klangforscher gleichermaßen.
Hier werden Körperklänge – Atem, Pulsschlag, knackende Gelenke – zu akustischen Indikatoren für den gesundheitlichen Zustand; dort wird der Körper mit seinem vielfältigen Geräuschspektrum als Instrument behandelt.
Sind die Klänge, die unsere Mitmenschen produzieren, besonders intim, kann das bei uns Hörenden Gefühle von Begehren, Scham oder Ekel auslösen. So entsteht der Eindruck von physischer Nähe und räumlicher Präsenz einer anderen Person, der für Telefonsex genauso essentiell ist wie für das Internet-Phänomen ASMR, wenn mit Geräuschen Wohlgefühle ausgelöst werden sollen. Kann das Körperhören fehlende Zweisamkeit kompensieren und dazu beitragen, sich nie mehr einsam fühlen zu müssen? Wie weit reicht der akustische Einfluss des Körpers?
5/20/2022 • 52 minutes, 4 seconds
«Wir leben in einer musicirenden Welt.» Komponieren im Jahr 1824
1824 wird die letzte vollendete Sinfonie Ludwig van Beethovens uraufgeführt – seine Neunte. Doch was passiert eigentlich sonst noch so im Jahr 1824? Was treibt die Gesellschaft um? Und welchen künstlerischen Nährboden bilden all die Laienmusiker, die die grossen Hits im Kleinen zu Hause nachspielen?
1824 sind die Menschen infiziert vom „Rossini-Fieber und ergehen sich in hitzigen Debatten. Die Einen vergöttern seine Melodieschöpfungen, die Anderen empfinden seine Werke als immer das Gleiche. Etwas Neues wagt der Cellist Bernhard Romberg: Er gründet ein Klavierbauunternehmen. Ein Klavier zu besitzen gehört 1824 zum guten Ton – das Geschäft mit der Musik läuft. Das spürt auch Johann Nepomuk Hummel: Seine Werke werden in Raubkopien verbreitet. Diese Notenpiraterie bekämpft er mit anderen Kollegen – auch Beethoven ist dabei. Er setzt sich für geistige Eigentumsrechte von Komponisten ein.
5/13/2022 • 1 hour, 18 seconds
Die Kunst der Geräusche - 100 Jahre Manifest L'arte dei rumori
"Dich, du traditionalistischer Leser möchte ich dazu bewegen, die Geräusche zu verstehen und zu bewundern, so wie sie uns von der Natur und vom Leben gegeben sind."
Was hat den futuristischen Maler Luigi Russolo 1913 getrieben, ein Manifest über Geräuschkunst zu schreiben? Seither gilt der italienische Klangtotalisator als Prophet zeitgenössischer Musik und DJ-Vorläufer. Seine Ermutigung zum Krach ist immer wieder dankbar aufgegriffen worden: von der Musique Concrete über Free Jazz, Jimi Hendrix, John Cage, Karl-Heinz Stockhausen, Einstürzende Neubauten bis zum Wiener Gemüseorchester. Die Erfindung des Rumoramonios macht ihn zum Ahnherrn der Loop- und Sampler-Technik.
5/6/2022 • 55 minutes, 45 seconds
Fiktion, Fakt oder Fake? Das Leben der Anna Magdalena Bach
Wer war Anna Magdalena Bach, die zweite Ehefrau von Johann Sebastian Bach? Eine aufopfernde Ehefrau? Die brave Dienstmagd des grossen Meisters und später seine verarmte Witwe? Oder war sie die gleichberechtigte Partnerin ihres Mannes, eine mit allen Wassern gewaschene Managerin eines Grosshaushalts?
Anna Magdalena Bach stammte aus einer Musikerfamilie, war Cembalistin und Hofsängerin in Köthen. Bald nach ihrer Hochzeit 1721 wurde das pulsierende Leipzig mit seinen Kaufleuten, Kaffeehäusern und Konzerten zu ihrer Heimat. Als «Frau Capellmeisterin» stand sie zusammen mit ihrem Mann dem Bachschen Haushalt vor. Wie aber sah ihr Alltag aus?
Im Spannungsfeld zwischen Fiktion und Wissenschaft entsteht ein widersprüchliches Bild. Denn aus dem Leben der Bachin sind nur wenige Fakten überliefert und die Versuchung ist gross, fehlende Informationen mit Fantasie zu ergänzen. In Leipzig begeben wir uns mit dem Musikwissenschaftler Eberhard Spree auf Spurensuche. Und Carola Moosbach erzählt, wie sie den Bachfrauen als Schriftstellerin neues Leben einhauchen kann, aber auch zur Legendenbildung beiträgt.
4/29/2022 • 59 minutes, 51 seconds
«Ich bin Soul ‘69» – eine Aretha Franklin-Platte erzählt
Das Leben der 2018 verstorbenen Aretha Franklin wurde bereits mehrfach nachgezeichnet. Aber noch nie hat eine Schallplatte Franklins Vita erzählt. Im Januar 2019 wurde «Soul ‘69», das sechste Album der Sängerin 50 Jahre alt - Sie lässt das Leben der Soulqueen durch ihre Rille ziehen.
«Mein Körper ist voller Schrunden und Schrammen, aber meine Seele habe ich von Aretha», sagt «Soul ‘69». Wenn die alte Schallplatte erzählt (Sprecherin: Sabine Trieloff), wird Aretha Franklins Geschichte lebendig: Von ihrer Geburt in Memphis zu den frühen Jahren in der Gospelschule des Vaters, von ihrer Verehrung für Dinah Washington und ihrer Freundschaft zum späteren Motown-Star Smokey Robinson bis zu den Jazz- und Easy Listening-Jahren bei Columbia Records. Und schließlich ihre Metamorphose zur größten Soulstimme aller Zeiten bei Atlantic, mit Hits wie «Respect» und «Natural Woman». Hier wurde sie auch zur Ikone der schwarzen Bürgerrechtler und der für Gleichberechtigung kämpfenden Frauen.
Erstausstrahlung: 21.12.2018
4/22/2022 • 55 minutes, 1 second
Der bedrohte Quellenschatz der Schweiz
Die Schweiz gilt als das Wasserschloss Europas, wir sind stolz auf unser reines Wasser. Aber: nur noch jede zehnte Quelle des reichen Schweizer Quellenschatzes ist naturbelassen. Die fragilen Naturwunder sind bedroht, viele Quellen sind in Privatbesitz und werden als Geldquelle genutzt.
Quellen sind nicht nur einzigartige Biotope. Jede Quelle hat auch ihren eigenen Klang und um viele Quellen ranken sich Mythen und Geschichten. Die Quelle ist der Ort, an dem das Wasser nach einer kürzeren oder längeren Reise durch den Berg an die Oberfläche tritt und sichtbar wird. Quellen schenken Trinkwasser für Menschen, Tiere und Pflanzen. Das Heilbaden in heissen Quellen erlebt eine Renaissance. Quellen sind der Ursprung der Wasserkraft und Geburtsorte wichtiger Flüsse.