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Forschergeist

German, Education, 1 season, 100 episodes, 6 days, 20 hours, 33 minutes
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Moderator Tim Pritlove spricht mit Wissenschaftlern und anderen Aktiven des Wissenschaftssystems über aktuelle und zukünftige Trends und Praktiken für die Bildung, der Forschung und der Organisation und Kommunikation der Wissenschaft. Die ausführlichen Interviews wenden sich vor allem an junge und angehende Wissenschaftler, die nach Möglichkeiten suchen, ihre Forschung und Lehre den neuen Bedürfnissen der Zeit anzupassen und weiter zu entwickeln. Forschergeist ist ein Projekt des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und erscheint im Schnitt alle drei Wochen neu.
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FG099 Biodiversität von Mikroorganismen

Der Kosmos der kleinsten Lebewesen auf dieser Welt ist noch weitgehend unbekanntes Terrain. Die Wissenschaft kennt derzeit rund 19.000 unterschiedliche Arten von Mikroorganismen, aber es gibt tatsächlich bis zu einer Milliarde. Dementsprechend vielfältig zeigen sich die Bakterien, die mikroskopisch kleinen Pilze und Algen – denn sie hatten vier Milliarden Jahre für ihre Evolution, also viel, viel länger als die Tiere und Pflanzen auf dieser Erde. Als Professor für Mikrobiologie an der TU Braunschweig und Wissenschaftlicher Direktor der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) erforscht Jörg Overmann dieses mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Reich. Die Einzeller verhalten sich anders als größere Organismen, eben weil sie so klein sind. Ihr Stoffwechsel läuft viel schneller ab – in ihnen, so könnte man sagen, pulsiert geradezu das Leben. Viele Menschen halten Mikroorganismen aber für „böse“. Tatsächlich können manche Bakterien Krankheiten auslösen, doch viele verrichten auch für den Menschen sehr nützliche Dinge. Sie erweisen sich zudem sehr flexibel, wenn es darum geht, ökologische Nischen zu besetzen, und alleine die enorme Größe einer Bakterienpopulation mit Millionen von Milliarden Zellen sorgt dafür, dass an für sich seltene genetische Änderungen eben doch sehr häufig auftreten und die Evolution vorantreiben. Jörg Overmann wurde mit dem Wissenschaftspreis „Forschung in Verantwortung“ 2022 ausgezeichnet, den der Stifterverband auf Vorschlag der Leibniz-Gemeinschaft vergibt.
2/27/20231 hour, 58 minutes, 6 seconds
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FG098 Philosophie kommunizieren

Was ist eigentlich Wissen? Was auf den ersten Blick wie eine ganz triviale Frage wirkt, berührt den Kern menschlicher Erkenntnis. Die Philosophie, die diesen Begriff seit Jahrtausenden auslotet, bewegt sich keineswegs nur in akademischen Sphären, sondern ist ganz aktuell, wenn man das Problem anders formuliert und die Frage stellt: Was sind Fake News? „Philosophie kann lebensfern wirken, ist es aber nicht“, sagt Markus Schrenk, seit 2014 Professor für Theoretische Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Gemeinsam mit einem Team aus Lehrenden und Studierenden hat er das Projekt denXte ins Leben gerufen. Die Idee: Bürgerinnen und Bürger ohne Vorkenntnisse für philosophische Zusammenhänge zu begeistern. Das Mittel dazu ist ein ganzes Bündel an Aktivitäten, von klassischen Abendveranstaltungen über Videos bis hin zu sozialen Medien und Livechats. Philosophie, so kristallisiert sich heraus, ist eine Art Universallehre, die – ähnlich wie die Mathematik – verspricht, Klarheit über die Welt zu verschaffen. Bei der Beschäftigung mit Fragen von Wahrheit, Überzeugung und Handeln wird deutlich: Philosophie steckt im täglichen Leben. Ethik etwa ist für politische Entscheidungen und in der Rechtsprechung bedeutsam. Oder die Entwicklung von Computern wäre ohne das philosophische Konzept von Logik undenkbar gewesen. Der Stifterverband und die Deutsche Forschungsgemeinschaft haben das Projekt denXte im Jahr 2022 mit dem Communicator-Preis für herausragende Wissenschaftsvermittlung ausgezeichnet.
10/21/20221 hour, 28 minutes, 49 seconds
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FG097 Hacker School

"Jedes Kind soll einmal programmiert haben, bevor es sich für einen Beruf entscheidet." So lautet das Ziel, das sich die Hacker School gesetzt hat. In Hamburg beheimatet, aber deutschlandweit aktiv, wendet sich die gemeinnützige GmbH vor allem an Jugendliche im Alter zwischen elf und 18 Jahren. Die Kursangebote – als Teil des Unterrichts oder außerschulisch in Kooperation mit Unternehmen – geben Impulse für die spätere Berufswahl. Insbesondere Mädchen helfen sie, Barrieren zu überwinden und das Thema IT für sich zu entdecken. Julia Freudenberg, Leiterin der Hacker School, ist Feuer und Flamme für ihre Mission, Jugendliche fürs Programmieren zu begeistern. Und das geht einfach durch Ausprobieren: Ohne Notendruck können die Schülerinnen und Schüler für eine praktische Aufgabe ihren eigenen Lösungsweg finden – eben einen Hack. Und mit dem Erfolgserlebnis stellt sich die Erkenntnis ein, dass Programmieren einfach eine coole Sache ist. Die Hacker School ist 2014 gestartet und wird alleine in diesem Jahr rund 12.500 Jugendliche erreichen. Sie setzt auf ein großes Netzwerk, in dem auch zahlreiche Unternehmen mittels Corporate Volunteering eingebunden: Oft sind es Auszubildende, die einen IT-Beruf erlernen und als sogenannte Inspirer die Kurse leiten. Sie sprechen auf Augenhöhe mit den Jugendlichen und zeigen: Programmieren ist mehr als Code schreiben. Man braucht Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken – oder kurz: Future Skills, um die digitale Welt mitgestalten zu können. Der Stifterverband hat die Hacker School 2021 im Rahmen der Initiative ""digital.engagiert"" gefördert und als Bildungsort des Monats ausgezeichnet.
9/6/20221 hour, 18 minutes, 22 seconds
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FG096 Tierstimmenarchiv

Das Heulen eines Wolfrudels, ein frühmorgendliches Vogelkonzert, der Gesang der Wale oder das Trommeln einer Wolfsspinne: Mit der Art und Weise, wie die Tierwelt von sich hören lässt, befasst sich die Bioakustik – eine Spezialdisziplin der Zoologie. Am Berliner Museum für Naturkunde existiert eine der drei weltweit größten Sammlungen mit ca. 120.000 Aufnahmen von Tierstimmen. Karl-Heinz Frommolt ist wissenschaftlicher Leiter dieses Archivs. So vielfältig die Fauna kommuniziert, so unterschiedlich erzeugen die Tiere diese Laute. Viele Wirbeltiere modulieren mit dem Luftstrom in einem Kehlkopf ihre Stimme, wie eben auch der Mensch. Es gibt aber auch andere Mechanismen: Insekten etwa produzieren Schall, indem sie Körperteile aneinanderreiben: So entsteht beispielsweise das für Grillen typische Zirpen. Eine erstaunliche Variabilität legen Vögel an den Tag, die auch den Gesang fremder Arten in ihr eigenes Repertoire einbauen. Der in Australien beheimatete Leierschwanz besitzt ein so ausgeprägtes Stimmorgan, dass er auch Geräusche aus der menschlichen Zivilisation täuschend echt nachahmen kann, wie etwa das Surren einer Kamera oder eine Alarmanlage. Nützlich erweist sich das Tierstimmenarchiv beispielsweise für die Verhaltensforschung, wenn Biologen in Playback-Experimenten untersuchen, wie Tiere auf bestimmte Laute reagieren. Es wird für künstlerische Zwecke sowie natürlich für Bildung genutzt und zuletzt auch, um durch das automatische Erkennen von Arten zum Monitoring der Biodiversität beizutragen.
7/26/20221 hour, 39 minutes, 38 seconds
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FG095 Federated Secure Computing

Medizinische Erkenntnis durch Auswertung von Patientendaten aus verschiedenen Quellen – oder Schutz sensibler, persönlicher Informationen vor Weitergabe an Dritte: Das sind zwei berechtigte Anliegen, die meist nur schwer unter einen Hut zu bekommen sind. Der Weg, alle relevanten Daten in einen Topf zu werfen und auszuwerten, ist oft aus rechtlichen Gründen verbaut. Doch es gibt eine Alternative, die den Konflikt zwischen Kollaboration und Datenschutz auflösen kann. Das Federated Secure Computing genannte Verfahren setzt darauf, dass die Daten quasi ihren Heimathafen gar nicht verlassen. Wenn etwa mehrere Forschungseinrichtungen ihre jeweiligen Datenbestände analysieren, tun sie das für sich parallel auf dieselbe Methode und führen dann ihre Ergebnisse zusammen. Das ist kryptografisch abgesichert, so dass sich keine Rückschlüsse auf einzelne Originaldaten ziehen lassen. Und die Resultate sind im Endeffekt genauso gut wie bei einer gemeinsamen Datenbasis. Hendrik Ballhausen von der Ludwig-Maximilians-Universität München ist einer der Köpfe dieses innovativen Projekts, das vom Stifterverband im Rahmen der Initiative „Wirkung hoch 100“ gefördert wird. Die zugrunde liegenden mathematischen Verfahren gibt es schon seit den 1970er-Jahren. Neu ist der Open-Source-Ansatz, dieses verteilte Rechnen in schlanke, effiziente Anwendungen zu verpacken, um zum Beispiel Korrelationen in Daten zu erkennen. Dies nutzt nicht nur der medizinischen Forschung, sondern könnte etwa auch in der Wirtschaft zur Erstellung von Branchen-Benchmarks dienen – wenn Unternehmen, die miteinander im Wettbewerb stehen, ihre Daten einfließen lassen, ohne sie aus der Hand zu geben.
6/21/20221 hour, 18 minutes, 34 seconds
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FG094 Vulkanologie 

Vor 11.000 Jahren kam es in der Eifel zu einer gewaltigen Eruption: Der Ausbruch des Vulkans, an dessen Stelle sich inzwischen der Laacher See befindet, verwüstete weite Landstriche. Eine Lawine aus glühender Lava wälzte sich zu Tal und türmte sich zu einem hundert Meter hohen Damm, der den Mittelrhein in einem Gebiet vom heutigen Koblenz bis nach Mainz zu einem See aufstaute. Auch wenn gerne das Gegenteil behauptet wird, weil die Eifel-Vulkane alle scheinbar friedlich ruhen: Ganz erloschen sind die vulkanischen Aktivitäten in Westdeutschland keineswegs, so Hans-Ulrich Schmincke. Er gilt als einer der weltweit führenden Vulkanologen. Zunächst in den USA und dann als Professor an den Universitäten in Bochum und Kiel hat er sich von 1969 bis zu seiner Emeritierung 2003 diesem Forschungsgebiet intensiv gewidmet. Der Vulkanismus, bei dem geschmolzenes Gestein aus den heißen Erdinneren an die Oberfläche aufsteigt, ist ein vielschichtiges Thema. Zum Beispiel gibt es Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung des hochgedrückten Materials, und dies wiederum entscheidet über die Art des Ausbruchs. Schmincke (Jahrgang 1937) berichtet auch von seinen wissenschaftlichen Reisen, die ihn nicht nur zu den jetzt mit Wasser gefüllten Kratern in der Westeifel geführt haben, den „Maaren“. Auf Hawaii und den Kanarischen Inseln etwa hat er aktive Vulkane vor Ort untersucht. Und er erzählt von der ohrenbetäubenden Erfahrung, wenn man einen frischen Lavastrom aus der Nähe beobachtet – einem Lärm, als würde man neben einem Düsenjet stehen.
6/1/20221 hour, 58 minutes, 17 seconds
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FG093 Solarstrom für Mieter

Diese Idee für die Energeiewende in der Stadt ist ebenso einfach wie bestechend: Auf den Dächern gibt es jede Menge ungenutzter Platz für Photovoltaik. Auf Mietshäusern werden nun Solaranlagen installiert, um den damit erzeugten Strom direkt im Haus zu verbrauchen. Hauseigentümer und Wohnungsgesellschaften übernehmen dabei die Initiative und wollen die saubere Energie an die Mieterin und den Mieter bringen. Doch das Berliner „Mieterstrom“-Projekt ist erstaunlicherweise kein Selbstläufer. Seit 25 Jahren lehrt Andrea Rumler Marketing, seit 2012 als Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin. Sie leitet das Forschungsprojekt „MieterstromPlus“, um das Potenzial der für die Hausgemeinschaft erzeugten Solarenergie zu untersuchen – nicht hinsichtlich technischer Machbarkeit, sondern wie sich ihre Vermarktung verbessern lässt. Erste Ergebnisse der Marktforschung zeigen: Personen, die keinen „Mieterstrom“ beziehen, stehen dem Konzept an sich mehrheitlich gar nicht skeptisch gegenüber. Was für Gründe also halten Mieterinnen und Mieter noch davon ab, sich zumindest teilweise mit Energie selbst zu versorgen? Ist es der Preis, der bürokratische Aufwand oder schlicht Zurückhaltung Neuem gegenüber? Das Problem: Um eine Photovoltaikanlage auf dem Gebäudedach wirtschaftlich zu betreiben, müssen möglichst viele Mietparteien im Haus mitmachen. Marketing kann hier einen Beitrag leisten, die Energieversorung in einem urbanen Raum ein Stück nachhaltiger zu gestalten.
4/12/20221 hour, 9 minutes, 12 seconds
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FG092 Innovationen kreativ ermöglichen

Ist die deutsche Wirtschaft bei Innovationen ganz vorne mit dabei oder ist sie doch zu risikoscheu, um sich immer wieder neu zu erfinden? Man kann schon den Eindruck haben, dass die hiesige Industrie sehr gut darin ist, sich auf Effizienz zu trimmen und Bestehendes immer wieder ein bisschen besser zu machen. Aber wenn es darum geht, den großen Schritt zu wagen, neue Pfade zu betreten, dann bleiben Unternehmen oft lieber in ihrer Komfortzone – bis ihnen die Konkurrenz das Geschäft kaputt macht. Was lange gut funktioniert hat, muss morgen nicht mehr tragen. Wenn Konzerne in Experimentallaboren mal wirklich etwas Anderes ausprobieren, bleibt das oft nur ein Feigenbatt. Denn jede Disruption, die eventuell und erst in ferner Zukunft Erträge liefert, passt nicht zu kurzatmiger Gewinnorientierung. Alleine auf die Logik des Marktes zu setzen, wäre wohl zu kurz gegriffen angesichts immensen gesellschaftlichen Handlungsbedarfs. Ob aber der Staat der bessere Innovationstreiber ist? Die Politik kann einen Rahmen setzen, hat allerdings selbst noch Hausaufgaben in Sachen Agilität. Es lohnt sich jedenfalls, einmal genauer darüber nachzudenken, wie Innovation entsteht und Wirkung entfaltet. Dafür ist Katharina Hölzle, Professorin für IT-Entrepreneurship an der Universität Potsdam, die richtige Gesprächspartnerin. Vor ihrer akademischen Karriere hat sie das Thema Innovationsmanagement in Großunternehmen und Unternehmensberatung aus anderen Perspektiven erlebt. Und als Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) berät sie die Bundesregierung.
3/9/20221 hour, 32 minutes, 14 seconds
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FG091 Sprunginnovationen

Das Buch, das Auto, der Computer – alles Neuerungen, die die Welt von Grund auf verändert haben. Doch solche Innovationen fallen nicht einfach vom Himmel, sondern man kann sie in einer frühen Phase hochpäppeln, damit am Ende eine neue Industrie entsteht – womit das Geld, das man anfangs hineingesteckt hat, sich schließlich um ein Vielfaches rentiert hätte. Solche Sprunginnovationen will eine 2019 neugeschaffene Bundesagentur namens SPRIND fördern. Rafael Laguna de la Vera ist ihr Gründungsdirektor. Die Bundesrepublik hatte in den 1980ern noch eine eigene Computerindustrie mit Firmen wie Nixdorf oder Siemens. Doch sie wurde früh von den Amerikanern überrollt. Ein anderes Beispiel: Der hiesigen Solarwirtschaft ging durch chinesisches Preisdumping das Licht aus. Von den wegweisenden Erfindungen, die hierzulande gemacht werden, profitieren zu oft andere. Fehlender Zugang zu Kapital spielt dabei eine Rolle, ein wenig innovationsfreundliches Mindset, ein regulatorischer Rahmen, der Neues ausbremst. Die Agentur für Sprunginnovationen will solche Fesseln abstreifen und disruptiven Fortschritt anschieben. Gefördert wird keineswegs nur Digitales, auch Energie und Umwelt, Biotechnologie und Medizin sind wichtige Felder. Das Tempo zählt: Geld muss sehr schnell in Zukunftsträchtiges fließen, um vorne mit dabei zu sein. Als Software-Unternehmer und Investor hat Laguna de la Vera (Jahrgang 1964) den Aufstieg der IT-Branche direkt miterlebt. Nun bringt er den Gründergeist und die Lust, etwas verändern zu wollen, in die Leitung einer staatlichen Einrichtung ein, die in ihrer behördenuntypisch agilen Art selbst schon eine Innovation ist.
1/25/20221 hour, 30 minutes, 15 seconds
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FG090 Angeln und Naturschutz

Naturerfahrung, Entspannung und doch zugleich auch der Nervenkitzel, ob etwas anbeißt: Rund 3,3 Millionen Deutsche werfen regelmäßig ihre Angel aus. Ihre Leidenschaft wird aber auch kontrovers gesehen – gefährdet der Fischfang nicht die Bestände und schadet der Umwelt? Robert Arlinghaus ist einer der wenigen Forscher, die sich mit der Angelfischerei wissenschaftlich befassen und dabei Aspekte der Nachhaltigkeit und des verantwortlichen Umgangs mit der Natur in den Blick nehmen. Er meint: Angelvereine sind oft auch Naturschutzvereine, die sich um den Artenschutz kümmern – natürlich auch um eigene Fangerträge zu sichern, aber gleichzeitig können auch sich die Lebensräume verbessern. Angeln liefert also sehr wohl positive Effekte für Gesellschaft und Umwelt. Ausgestattet mit einer Professur für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin untersucht Arlinghaus seit Jahren die Zusammenhänge von Binnenfischerei und Gewässerökologie. Ihm ist wichtig, die Forschung „zu den Leuten zu bringen“, also mit den Anglerinnen und Anglern vor Ort zu forschen, und dies zu den für sie relevanten Fragen. Durch die Verknüpfung mit dem Erfahrungswissen der Amateure profitiert seine eigene Forschung, und dank der Einbindung der Praktiker gelingt dann am Ende auch der Transfer der wissenschaftlichen Ergebnisse an die Basis. Robert Arlinghaus wurde 2020 vom Stifterverband und der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Communicator-Preis für herausragende Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet.
1/3/20221 hour, 8 minutes, 44 seconds
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FG089 Geometrie und Visualisierung

Komplizierte Formeln und unverdaulicher Zahlensalat: Das ist das Bild, das viele Menschen von Mathematik haben – meist geprägt durch frustrierende Erfahrungen in der Schule. Doch unsere Zivilisation würde ohne eine formale Beschreibung von Phänomenen noch in der Steinzeit stecken. Mathematische Strukturen visuell erfahrbar zu machen, ist das große Thema von Jürgen Richter-Gebert, Inhaber des Lehrstuhls für Geometrie und Visualisierung an der Technischen Universität München. Es geht hier nicht um Daten, die als Tortengrafiken serviert werden, sondern um tiefere Zusammenhänge, die sich in Bilder, Animationen oder sogar in eine virtuelle Lernumgebung übersetzen lassen. Zum Beispiel: Wie bewegt sich ein Fischschwarm? Visualisierung hilft, die Regeln, die das Verhalten steuern, im wahrsten Sinne des Wortes zu durchblicken Solch ein Anschauungsmodell selbst zu entwerfen, hilft Studierenden dabei, ein fundamentales Verständnis komplexer Mechanismen zu gewinnen. Dieser Transfer von der abstrakten Formel in ein Modell oder in eine Simulation ist ein gewaltiger Lernschritt, den Richter-Gebert in seiner Lehrtätigkeit in den Mittelpunkt rückt. Visualisierungen sind außerdem ein fantastisches Werkzeug, um durch Ausstellungen oder mit Apps der breiten Öffentlichkeit die Augen für Mathematik zu öffnen. Jürgen Richter-Gebert wurde 2021 vom Stifterverband und der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Communicator-Preis für herausragende Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet.
12/6/20211 hour, 36 minutes, 56 seconds
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FG088 Reifen aus Löwenzahn

Ohne Kautschuk keine Mobilität, denn kein Fahrzeug kommt ohne Reifen aus Gummi aus. Quelle für den Rohstoff ist meist der Kautschukbaum, der in den Tropen wächst. Doch die Nachfrage steigt und wirft die Frage nach Alternativen auf. Und es gibt tatsächlich eine umweltgerechte Lösung: Auch der Löwenzahn bildet in seinen Wurzeln eine gummihaltige Milch. Allerdings nicht die Pusteblume, die hierzulande im Garten gedeiht, sondern der Russische Löwenzahn – der, nebenbei bemerkt, eigentlich aus Kasachstan stammt. Ihn für die industrielle Produktion nutzbar zu machen, ist nun einem Forschungsteam von der Universität Münster, dem dortigen Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie IME und des Reifenherstellers Continental gelungen. Dirk Prüfer, Professor für Pflanzliche Biotechnologie, hat diese Entwicklung federführend vorangetrieben. Es ist nämlich nicht einfach damit getan, die Wildpflanze anzubauen, sondern sie musste erst einmal gezielt weitergezüchtet werden. Der Anteil des Gummi an der der Trockenwurzelmasse ließ sich so von zwei bis drei auf 15 bis 20 Prozent steigern und damit für die industrielle Verarbeitung rentabel machen. Mit dem Kautschuk aus Russischem Löwenzahn lassen sich auf ökologisch verträgliche Weise Produkte herstellen, die denen mit Gummi aus herkömmlicher Fertigung mindestens ebenbürtig sind. Das Forschungsprojekt mit seiner innovativen Verbindung aus Biologie, Technik und Landwirtschaft wurde für den Deutschen Zukunftspreis 2021 nominiert.
11/14/20211 hour, 16 minutes, 25 seconds
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FG087 Computertomographie

Fast 50 Jahre ist es her, dass die Computertomographie in die medizinische Diagnostik Einzug hielt. Mit ihr wurde es möglich, viel genauer als mit dem klassischen Röntgen in den menschlichen Körper zu schauen. Man konnte damit nicht nur Knochen untersuchen, sondern bekam nun auch viel aussagekräftigere Bilder auch von Organen und Gefäßen. Millionen Patientinnen und Patienten wurden seitdem „in die Röhre geschoben“. Das Verfahren wurde immer weiter verfeinert, doch irgendwann stieß man an technische Grenzen. Die von Siemens Healthineers in Forchheim entwickelte Quantenzählende Computertomographie bedeutet jetzt einen neuen Schub für die CT-Technologie und wurde daher für den Deutschen Zukunftspreis 2021 nominiert. Thomas Flohr hat sich praktisch sein ganzes Berufsleben als Physiker mit der Computertomographie befasst und leitet das Forschungsteam, das diese Innovation hervorgebracht hat. In dieser Forschergeist-Folge erklärt er Schritt für Schritt, worin das Revolutionäre dieser Entwicklung liegt. Das neuartige Detektorprinzip schafft nicht nur eine deutlich bessere räumliche Auflösung, sondern erreicht im Bildgebungsverfahren auch eine neue Qualität, die viel präzisere Diagnosen ermöglicht. Vergleicht man das bisherige CT-Verfahren mit einem Schwarzweißbild, erhielte man nun durch die Quantenzählende Computertomographie quasi Aufnahmen in Farbe. Als Tüpfelchen auf dem i wurde auch noch die Strahlendosis erheblich reduziert. Die neue Technik ist keineswegs nur im Labor erprobt, sondern in ersten Kliniken schon im Einsatz und soll ab 2022 generell verfügbar sein. Der Deutsche Zukunftspreis wird am 17. November 2021 durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin offiziell verliehen. Das Team vom Siemens Healthineers ist eines von drei in diesem Jahr nominierten.
10/31/20211 hour, 9 minutes, 36 seconds
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FG086 Klugscheißen im Fernsehen

Er ist eines der populärsten Gesichter der Wissensvermittlung im deutschen Fernsehen: Ralph Caspers kennen Millionen aus der Sendung mit der Maus, „Wissen macht Ah!“ und „Quarks“ – also Bildungsfernsehen im besten Sinne. Doch diese Programme sind keineswegs nur für Nerds, die es cool finden, Neues zu lernen. Ihr Erfolgsrezept liegt darin, die Wissensinhalte unterhaltsam zu verpacken. Fernsehen heißt: Geschichten erzählen, und das durchaus mal mit Mut zur Lücke. Denn es hilft nicht, sich in Details zu verlieren, bevor das große Bild noch nicht vor dem geistigen Auge entstanden ist. Warum nicht mal mit Humor arbeiten oder mit Herzblut sein Publikum mitreißen? Von solchen Regeln, die für TV-Formate gelten, könnte sehr wohl auch der klassische Bildungsbereich profitieren. Für Caspers (Jahrgang 1972) hat weniger der Unterricht den Spaß entfacht, Neues zu entdecken, sondern das Yps-Heft. Er meint: Die Form von Wissensvermittlung, wie sie an Schulen und auch Hochschulen bis heute praktiziert wird, hat sich im Grunde überlebt. Viel zu viele junge Menschen wurden davon überzeugt, dass lernen vor allem eines sei: langweilig. Aber das muss nicht sein. Geschichten erzählen zu können, ist sehr viel Handwerk, also etwas, das man lernen kann. Während der Corona-Pandemie hat die Öffentlichkeit mehr denn je wahrgenommen, welch existenzielle Rolle Forschungsergebnisse in unserem Leben einnehmen. Das hat auch Skepsis auf den Plan gerufen, berechtigterweise. Denn Wissenschaft ist nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern ein Schritt auf dem Weg dahin. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was heißt das nun für die Arbeit der Medien? Caspers plädiert dafür, eigentlich immer den wissenschaftlichen Konsens abzubilden und dabei Unsicherheiten transparent zu machen. Und er hofft, dass die Anerkennung für die Funktion von Wissenschaftsredaktionen als Schnittstelle zwischen Forschenden und Publikum auch anhalten wird, wenn die Pandemie einmal vorbei ist.
10/13/20211 hour, 49 minutes, 21 seconds
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FG085 Coronavirus Structural Task Force

Noch nie etwas von Strukturbiologie gehört? Dieses Spezialgebiet befasst sich damit,den Aufbau von Molekülen zu entschlüsseln, beispielsweise durch die Messung des von ihnen reflektierten Röntgenlichts. Doch weil die Forschungsobjekte so unfassbar klein sind, bedarf es ausgefeilter Messmethoden und Software, um am Computer dreidimensionale Modelle von Molekülen zu bauen – so auch von jenen 28 Proteinen, die man landläufig als das Coronavirus bezeichnet. Andrea Thorn, die am Institut für Nanostruktur- und Festkörperphysik an der Universität Hamburg arbeitet, hatte früh erkannt, was ihr Fachgebiet sozusagen hinter den Kulissen zur Bekämpfung der Pandemie beitragen kann. Denn wenn man weiß, wie die Proteine aufgebaut sind, die eine menschliche Zelle in eine Virusfabrik umfunktionieren, gibt es einen Ansatzpunkt für Abwehrmaßnahmen. Hat man etwa ein Bild von der „Kopiermaschine“, mit der das Virus sein eigenes Erbgut tausendfach vervielfältigt, gewinnt man einen Hebel, um diesen Mechanismus zu sabotieren. Die Coronavirus Structural Task Force, die Thorn leitet, hat seit März 2020 nicht nur Basisarbeit für die Entwicklung von Impfstoffen geleistet. Die Truppe selbst ist ein für den Wissenschaftsbetrieb total untypischer, lockerer Zusammenschluss von jetzt weltweit 27 Forscherinnen und Forschern meist aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Sie alle haben sich kurzentschlossen selbst organisiert, weil es ihnen einfach wichtig war, ihr Wissen zu teilen und die Beschaffenheit des SARS-CoV-2-Virus zu verstehen. Die Erkenntnisse der Task Force wurden für alle frei im Internet veröffentlicht – um anderen Wissenschaftlern zu helfen, die Pandemie zu stoppen. Als Methodenentwickler stehen sie kaum im Rampenlicht, doch viele Forschungserfolge, die später mit Medizin-Nobelpreisen belohnt wurden, wären ohne die Strukturbiologie undenkbar gewesen. Das Gespräch wurde Ende März 2021 aufgezeichnet.
4/6/20211 hour, 47 minutes, 36 seconds
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FG084 Evidenzbasierte Medizin

Woher weiß man eigentlich, welche Therapie wirkt? Dafür gibt es klinische Studien, in denen zum Beispiel ein neues Medikament geprüft wird, ob es hilft und was für Nebenwirkungen auftreten. Doch ganz so simpel ist die Anlage einer solche Untersuchung eben nicht. Es gibt viele Fallstricke, die die Ergebnisse unbrauchbar machen – zum Beispiel wenn die Gruppe, die das Medikament bekommt, und die Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhält, unterschiedlich zusammengesetzt sind. Ohne sauberes wissenschaftliches Arbeiten gewinnt man zwar Daten, aber keine gesicherte Erkenntnis. Fehler und Verzerrungen in wissenschaftlichen Studienergebnissen systematisch auszuschalten, ist der Kern des evidenzbasierten Ansatzes in der medizinischen Forschung. Gerd Antes (71) gilt als ihr Wegbereiter in Deutschland. Der Mathematiker und langjährige Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums am Universitätsklinikum Freiburg hat sich während seines Berufslebens dafür stark gemacht, den empirischen Nachweis von Wirksamkeit in der Forschung ins Zentrum zu stellen und auch Ärzte in der Ausbildung das Know-how beizubringen, Studien kritisch zu lesen. Hier hat es tatsächlich gewaltige Fortschritte gegeben, aber: Qualität ist kein Selbstläufer, und gerade in Pandemie-Zeiten scheint in der Forschung Geschwindigkeit oft vor Gründlichkeit zu gehen. Und wenn man etwa die Wirkung einer Intervention zur Eindämmung des Infektionsgeschehens messen will, der Effekt sich aber in einem Knäuel von Maßnahmen nicht sauber herausfiltern lässt, wird die Untersuchung nicht viel taugen. Auch Big Data und maschinelles Lernen sind da leider nicht die Lösung, denn was ein plausibler Zusammenhang zwischen zwei Faktoren ist, weiß eine künstliche Intelligenz eben nicht von sich aus, mangels eigener Lebenserfahrung. Nicht jede statistische Korrelation begründet eine Kausalität. Neben der verlässlichen Erhebung von Daten geht es bei evidenzbasierter Forschung eben auch um den Sinn. Das Gespräch wurde am 28. Oktober 2020 aufgezeichnet.
12/11/20201 hour, 32 minutes, 8 seconds
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FG083 Bioengineering

Das Leben versuchen zu verstehen und diese Erkenntnisse anzuwenden, damit sie dem Menschen weiterhelfen - das ist im Kern, worum es bei Biotechnologie geht. Im medizinischen Bereich heißt das: die molekularen Grundlagen von Krankheiten erforschen und neue Ansätze für Therapien suchen. Während der Corona-Pandemie ist dieses Forschungsfeld schlagartig wieder ins öffentliche Interesse gerückt, denn es geht hier insbesondere um die Entwicklung eines Impfstoffs, der die Ausbreitung der Infektion aufhalten soll. Joachim Fensterle kennt die verschiedenen Welten, in denen sich die biotechnologische Forschung abspielt. Er hat am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und an der Universität Würzburg gearbeitet, um dann einige Jahre in die pharmazeutische Industrie zu wechseln, in der Innovationen aufgrund der klinschen Studien einen ganz langen Atem erfordern. Klar, dass er mit besonderem Interesse die Entwicklung von Impfstoffen gegen den SARS-CoV-2-Virus beobachtet. Der zurzeit wohl aussichtsreichste Kandidat bedient sich eines innovativen mRNA-Verfahrens, bei dem ein Bauplan zur Produktion von Antikörpern in die Zellen eingeschleust wird. Entscheidend wird die Effizienz sein, also ob es gelingt, auf diese Weise die Herstellung von ausreichend Antikörpern anzuregen. Und wie viele man braucht, das weiß man noch nicht. Fensterle ist inzwischen Professor für Biotechnologie und Bioengineering an die Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Dort eröffnete sich ihm ein ganz neues Forschungsfeld, die Hochschullehre selbst. In einem vom Stifterverband geförderten Projekt hat er die Nutzung von Smart Glasses für Laborpraktika erkundet. Während der Corona-Pandemie musste die Online-Lehre von heute auf morgen den Hörsaal ersetzen. Joachim Fensterle hat dabei die Erfahrung gemacht: Eine Vorlesung als Videostream lebt vom Live-Erlebnis.
11/17/20202 hours, 31 minutes, 39 seconds
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FG082 Kriminalbiologie

Bei einem Mordfall kann jede Spur wichtig sein, mag sie auch auf den ersten Blick noch so abseitig erscheinen. Zum Beispiel was für Schmeißfliegen eine verweste Leiche besiedelt haben. Passen die Insekten eigentlich zum Fundort oder fand das Verbrechen ganz woanders statt? Solche Fragen sind nicht etwa der übersteigerten Phantasie von Drehbuchscheibern amerikanischer Krimiserien entsprungen, sondern ganz real. Und Mark Benecke hilft, sie zu beantworten. Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger wird Benecke (geb. 1970) zu Rate gezogen, wenn es darum geht, die klassische Rechtsmedizin durch sein sehr spezielles Wissen zu ergänzen. Insekten und Mikroorganismen können nämlich einiges über die Umstände eines Tötungsdelikts verraten. So konnte Benecke etwa für ein aufsehenerregendes Gerichtsverfahren anhand von Fliegenmaden den Todeszeitpunkt zu bestimmen und dadurch das Alibi des Täters zu Fall zu bringen. Wissenschaft bildet für den Spurenkundler das Fundament für seine Erkenntnisse. Und Benecke ist selbst ein Forschender im Sinne der Wahrheitsfindung. Nur eben nicht an einem Institut oder einer Hochschule, sondern sozusagen mit seinem freien Detektivbüro. Deutschlands wohl bekanntester Kriminalbiologe ist nebenbei auch noch Musiker, Politiker und Vortragsreisender, um seine Fälle einem breiten Publikum anschaulich zu vermitteln - das dann beispielsweise erfährt, warum es unklug sein kann, eine Leiche in einen Teppich einzuwickeln.
10/13/20202 hours, 15 minutes, 8 seconds
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FG081 Wissenschaftskommunikation in Krisen

Als die Corona-Pandemie ihren Lauf nahm, schlug die Stunde der Wissenschaftskommunikation. Virologen und Epidemiologen standen auf einmal im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Und ihr Wort hatte Gewicht in der Politik. Dabei war anfangs eine Ausnahmesituation: Im Grunde stimmten alle dieselbe Erzählung an, dass man die Infektionswelle brechen müsse, bevor sie unbeherrschbar in die Höhe schießt. In dieser Phase wuchs auch das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft. Bis sich dann die kritischen Stimmen mehrten und der kurze Burgfrieden schon wieder vorbei war. Stefanie Molthagen-Schnöring, Professorin für Wirtschaftskommunikation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, hat diese Entwicklung aus der Forscherinnenperspektive beobachtet. Im Gespräch berichtet sie über ihre Wahrnehmung der Krisenkommunikation und auch grundsätzlich darüber, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heutzutage in der Öffentlichkeit sichtbar werden. Dabei sind die klassischen Publikumsmedien mit ihrer eigenen Logik nicht immer die erste Wahl, neigen sie doch gerne dazu, Sachthemen als persönliche Geschichten zu erzählen. Auch die Corona-Krise hat „Stars“ wider Willen hervorgebracht und einen wissenschaftlichen Disput als Hahnenkampf unter Forschern skandalisiert. Aber nun gibt es inzwischen ja auch viele Möglichkeiten, Medien selbst zu gestalten. Spätestens mit der Pandemie ist das Wissen, was ein Podcast ist, nun wirklich in der Allgemeinheit angekommen. Stefanie Molthagen-Schnöring ermuntert andere Forscherinnen und Forscher darin, ihre Vermittlungsformate selbst zu wählen. Oder auch mal zu verzichten, wenn man zum Beispiel mit Social Media fremdelt oder den Kopf nicht ständig in die Kamera halten mag. Entscheidend sei es, authentisch zu bleiben und wahrhaftig, wie eben die Wissenschaft selbst auch.
6/5/20201 hour, 16 minutes, 28 seconds
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FG080 Medien und Meinungsbildung

Doch, doch, es gab ein Internet vor Facebook, Twitter und YouTube. In den 2000er Jahren blühte die Blogosphäre auf. Statt nur passiv zu konsumieren begannen Webnutzer mit eigenen Inhalten eine Öffentlichkeit zu finden – argwöhnisch beobachtet von den klassischen Massenmedien, die Blogs auch mal als „Klowände des Internets“ verächtlich machten. Doch die alten, klar verteilten Rollen zwischen Journalisten und Lesern lösen sich seither immer mehr auf. Die Deutungshoheit traditioneller Medien bröckelt. Soziale Netzwerke, die seit rund zehn Jahren auch große Player im Werbemarkt sind, stellen zudem die wirtschaftliche Grundlage der Verlage in Frage. Den Wandel der digitalen Öffentlichkeit intensiv verfolgt hat Jan-Hinrik Schmidt, Senior Researcher am Leibniz-Institut für Medienforschung / Hans-Bredow-Institut in Hamburg. Die Digitalisierung bedeutet weit mehr als nur eine technische Umstellung, denn die Grundlogik der neuen, datengetriebenen Plattformen geht einher mit einer eigenen Mechanik für Identitäts-, Beziehungs- und Informationsmanagement. Nachricht und Kommentar rücken in der Wahrnehmung enger zusammen. Algorithmen belohnen Kommunikation, die zugespitzt ist, und können an der Empörungsspirale drehen. Unterdessen hat es vernunftgeleitete Argumentation schon ein bisschen schwerer, sich Gehör zu verschaffen, weil sie naturgemäß nicht zur Erhöhung des Erregungslevels beitragen kann. Und dieser Trend kann Folgen für das Miteinander in einer Demokratie haben. Für den Soziologen Jan-Hinrik Schmidt steht fest: Die Regulierung der Plattformen wird eine medienpolitische Schlüsselfrage in den 2020er-Jahren sein – findet doch immer mehr Kommunikation in einer dezentralen Netzwerköffentlichkeit statt. Und so steht im Zentrum von Schmidts Forschung künftig die Frage: Können die sozialen Medien den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken oder bewirken sie das Gegenteil?
5/25/20201 hour, 27 minutes, 59 seconds
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FG079 Wüstenforschung (Teil 2)

Seit vielen Jahren zieht es Stefan Kröpelin in die Wüste. Denn sie ist nicht nur eine faszinierende Landschaft, sondern auch ein einzigartiges Forschungslabor: Der Geoarchäologe und Klimawissenschaftler von der Universität zu Köln untersucht dort, welche Spuren die Natur und der Mensch in dem heute so lebensfeindlichen Raum hinterlassen haben. Vor allem die östliche Sahara im Schnittpunkt zwischen Libyen, Ägypten, dem Tschad und dem Sudan hat es Kröpelin angetan. Es ist das trockenste Gebiet der Erde mit statistisch weniger als zwei Millimetern Niederschlag pro Jahr -– und einer Hitze, die die 500-fache Menge verdunsten ließe. Auf seinen Forschungsexpeditionen spürt er beispielsweise Felsbilder auf – farbige Malereien oder einfache Gravuren, die in den Sandstein geritzt wurden. Teilweise sind diese Zeugnisse nomadischer Kultur Jahrtausende alt, konnten sich aber durch die besonderen klimatischen Bedingungen bis heute erhalten. Einst war die Wüste von Tausenden Oasen durchzogen. Jetzt sind nur noch wenige übrig. Und ihre Zeit ist gezählt, denn sie graben sich buchstäblich selbst das Wasser ab. Sie speisen sich aus sogenanntem fossilen Grundwassser, der vom Regen von vor 100.000 Jahren stammt. Ist diese Quelle erst einmal versiegt, kommt nichts nach. Die Wüste ist ein großartiger Platz, um Klimaveränderungen zu studieren. Aber auch viele andere Wissenschaften profitieren von den Forschungsergebnissen. Stefan Kröpelin berichtet auch von Marsmeteoriten, die im Sandmeer zu finden sind. Und darüber, dass es eine Fata Morgana, wie man sie aus Filmen kennt, tatsächlich gibt. Diese Episode knüpft an Folge 047 an, in der Stefan Kröpelin bereits zu Gast war.
4/29/20201 hour, 37 minutes, 56 seconds
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FG078 Angst und Zukunft

Längst nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Krise gilt: Wir leben in einer Zeit, die von Unsicherheiten geprägt ist. Eine Zeit, in der gewaltige Herausforderungen auf eine Antwort warten – während sich unsere Gesellschaft grundlegend wandelt. Und Ungewissheit befeuert Ängste, die keineswegs nur verborgen im Privaten gedeihen. Wenn die Furcht zu mächtig wird, kann auf einmal ein System zu kippen drohen. Dr. Jan Kalbitzer (Jahrgang 1978), Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, hat sich während seiner Forschungslaufbahn in Kopenhagen, Oxford und an der Berliner Charité mit Fragen der psychischen Gesundheit auch in gesellschaftlichen Zusammenhängen auseinandergesetzt. Da ging es etwa um die Frage, ob es so etwas wie Internetsucht überhaupt gibt. Immer wieder nutzen Wissenschaftler ihre Reputation, um das, was sie für moralisch richtig halten, durchzusetzen. Ein anderes Beispiel ist die Diskussionskultur auf Online-Plattformen: Viele Menschen haben sich aus dem öffentlichen Diskurs ausgeklinkt, aus Sorge vor Überwachung oder Hassattacken. Der Rückzug aus einer unangenehmen oder bedrohlichen Situation hat durchaus eine Schutzfunktion, um wieder Energie zu tanken. Doch wenn man sich zu lange der Möglichkeit entzieht, auch positive Rückmeldungen zu erhalten, kann man leicht in eine Depression abrutschen. Wir brauchen also Nischen, in denen sich Menschen geschützt fühlen, damit sie sich engagieren und ihre Kompetenzen einbringen können. Wenn gerade in der eigenen Umgebung Spielräume offen stehen, um etwas zu verändern, lässt sich die Lähmung überwinden. Angst bietet immer auch die Chance, die Zukunft anzupacken. Das Gespräch wurde Ende Februar 2020 in Berlin aufgezeichnet.
4/1/20201 hour, 43 minutes, 30 seconds
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FG077 Organisationsforschung

Das Management von Organisationen ist ein ureigenes Thema der Betriebswirtschaftslehre, bezog sich aber viele Jahrzehnte lang nur auf Unternehmen – also feste, meist stark hierarchisch geprägte Strukturen. Durch die Digitalisierung und das Internet sind andere Organisationsformen ins Blickfeld geraten: lose Zusammenschlüsse von Freiwilligen, die gemeinsam Inhalte fürs Internet aufbereiten, Software entwickeln oder sich in anonymen Hacker-Netzwerken tummeln. Wie diese informellen Communities im virtuellen Raum funktionieren und wie bei ihnen Management aussieht, ist eines der Forschungsfelder, die der Organisationswissenschaftler Leonhard Dobusch beackert. Dobusch (Jahrgang 1980) ist Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Organisation an der Universität Innsbruck. In Deutschland ist er Mitglied des ZDF-Fernsehrats, der als Aufsichtsgremium die Arbeit des Senders begleitet. Dobusch ist außerdem regelmäßiger Autor zu Medienthemen für das Online-Magazin netzpolitik.org. Das Organisieren ist ein Metathema, das die Innovationsfähigkeit maßgeblich beeinflusst. Dabei schleppen Traditionsfirmen oft den Ballast gewachsener Strukturen mit sich herum. Neue Konkurrenten können dagegen bei Null anfangen – man vergleiche etwa die alten Automobilkonzerne mit Tesla. Auch in der Organisation von Arbeit ist nicht jeder neu klingende Ansatz revolutionär – in Zeiten, in denen alle Welt agil werden will, ist die Idee dahinter im Grunde ein alter Hut. Die Organisation von Wissen sowohl in der Unternehmenswelt als auch in Medien und in der Forschung ist nicht in Stein gemeißelt. Zum Beispiel zeigt die Open-Source-Bewegung in jüngerer Vergangenheit, dass es Alternativen zum abgeschotteten Besitz gibt. Und Netzwerke, die sich bewusst einer klaren hierarchischen Struktur verweigern, können Vorteile haben. Bekanntestes Beispiel: die Wikipedia.
3/11/20202 hours, 24 minutes, 30 seconds
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FG076 Mobilität und Gesellschaft

Mobilität ist weit mehr als nur die vordergründige Frage, ob man das Auto, das Rad oder die Bahn nimmt, um von A nach B zu gelangen. Mobilität definiert die Freiräume in unserem Leben – also ob man die Orte und auch die Menschen erreichen kann, die einem wichtig sind. Und diese Chance der Fortbewegung und Welterfahrung ist eine Errungenschaft, die noch gar nicht so alt ist. Die fossilen Energieträger, das Auto und das Flugzeug haben in den letzten hundert Jahren der individuellen Bewegungsfreiheit einen immensen Schub verliehen. Doch die Epoche der Verbrennungsmotoren scheint abzulaufen. Wie kann in Zukunft unsere Mobilität aussehen? Dazu forscht der Politik- und Sozialwissenschaftler Stephan Rammler. Neben seiner Professur für Transportation Design & Social Sciences an der an der TU Braunschweig ist er wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) in Berlin. Dort richtet er sein Augenmerk speziell darauf, wie sich die Megatrends Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Individualisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit auf die Mobilität auswirken. Auch wenn die Zeichen auf Veränderung stehen: In die westliche Gesellschaft ist ein Mindset eingefräst, bei dem die Automobilität Freiheit verheißt, und ihr ökonomischer Wohlstand fußt zu einem beachtlichen Teil auf den dazugehörigen Industrien. Einerseits wächst die Einsicht, dass unser Verkehrssystem tatsächlich viele Schattenseiten besitzt. Umweltprobleme und hoher Flächenverbrauch bedeuten Einschnitte in die Lebensqualität. Andererseits ist der Käfig, in dem wir gefangen sind, noch immer ein goldener. Denn ein dickes Auto und Fernreisen gelten nach wie vor als Statussymbole, auch wenn ihre Strahlkraft vielleicht nachlassen. Es bleibt ein ganz dickes Brett, das zu bohren wäre, um Mobilität grundlegend neu zu definieren – und es wird darauf ankommen, wie transformierbar und wie transformierwillig unsere Gesellschaft überhaupt ist.
2/26/20202 hours, 1 minute, 33 seconds
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FG075 Literatur und Digitalisierung

Ein Literaturarchiv kann heute nicht mehr nur aus Regalkilometern Bücher bestehen. Auch hier hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Sie erschöpft sich aber keineswegs im Einscannen gedruckter Texte, sondern wirft ganz neue Fragen auf: Wie bildet man die physische Ordnung einer Bibliothek im virtuellen Raum ab? Und wie gehen wir mit Texten um, die in der Flüchtigkeit des Netzes schnell wieder zu verschwinden drohen? Denn Literatur nur auf das zu reduzieren, was zwischen Buchdeckeln erscheint, ist antiquiert und auch noch historisch falsch. Solche Themen beschäftigen Sandra Richter. Sie leitet seit Anfang 2019 das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA). Die 1973 geborene Germanistin, Literatur- und Politikwissenschaftlerin hütet damit eine Schatzkammer der deutschen Kultur, die zugleich auch Literaturwissenschaftlern zum Quellenstudium dient. Sie arbeitet also an der Schnittstelle zwischen Bewahrung und Forschung, und das in einer Zeit, in der die Autoren auf immer vielfältigeren Wegen ihre Leser suchen. Der Kultur- und Interaktionsraum Internet hat da einige neue Möglichkeiten eröffnet. Wer schreibt, orientiert sich freilich auch heute meist noch sehr am Buch, das Digitale kommt oft zusätzlich oben drauf. Anders sieht es bei multimedialen Erzählformen aus, die stark in der Netzwelt verwurzelt sind. Sie stellen ein Archivsystem vor echte Herausforderungen. Wie geht man zum Beispiel mit Computerspielen um, die auch oft starke erzählerische Qualität aufweisen? Was ist mit Comics, mit Graphic Novels? Das DLA hat sich solchen Gattungen geöffnet und sammelt ""in die Zukunft"". Denn wenn man solche Bereiche der Kultur ausspart, könnten blinde Flecken im literarischen Gedächtnis einer Gesellschaft entstehen.
1/29/20201 hour, 25 minutes, 47 seconds
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FG074 Stoffwechselforschung

Fettleibigkeit wird im wahrsten Sinne des Wortes zu einem immer gewichtigeren Thema. Alleine in den USA bringt mittlerweile jeder Zweite zuviel auf die Waage. Betroffenen haftet das Stigma an, dass es ihnen an Willensstärke fehlt, die Kalorienaufnahme zu zügeln. Doch die Ursachen von Übergewicht sind vielschichtiger – und sie haben vor allem etwas mit der evolutionären Optimierung des Organismus zu tun, die aus der Zeit stammt, als Nahrung ein knappes Gut war. Auf unsere heutige Wohlstandsgesellschaft, in der in aller Regel kein Nahrungsmangel herrscht, ist der Mensch eben nicht angepasst. Erst seit wenigen Jahrzehnten beginnt die Wissenschaft genauer zu verstehen, wie zum Beispiel das Insulinhormon im Körper seine Wirkung entfaltet. Wie der Mechanismus des Stoffwechsels im Einzelnen funktioniert, ist das Forschungsfeld des Mediziners Jens Claus Brüning. Er leitet das Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung und ist Direktor der Poliklinik für Endokrinologie, Diabetes und Präventivmedizin (PEDP) an der Universitätsklinik Köln. Als Endokrinologe, also als Hormonfoscher nimmt Brüning keineswegs nur die Organe in den Blick, die man landläufig mit dem Thema Stoffwechsel in Verbindung bringt, wie die Bauchspeicheldrüse oder die Leber. Das Gehirn spielt tatsächlich eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Energiehaushalts und somit auch für die Nahrungsaufnahme. In den letzten Jahren gab es eine geradezu revolutionäre Weiterentwicklung an Werkzeugen, um zu untersuchen, wie bestimmte Hirnzellen als Steuerungszentrale für den Stoffwechsel dienen. Ein weiterer Schritt, um nicht nur das komplexe Hormonsystem, sondern auch den Schalt- und Bauplan des Gehirns zu entschlüsseln.
12/17/20191 hour, 15 minutes, 19 seconds
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FG073 Klimawandel in Seen

Beim Thema Klimawandel denkt man meist an den Anstieg der Meeresspiegel oder die Aufheizung der Ozeane. Doch auch im kleineren Maßstab verändern sich die Ökosysteme in Gewässern, direkt vor unserer Haustür. Das gilt auch für die Binnenseen, die offenbar seit Jahrzehnten immer ein bisschen wärmer werden. Und das hat Konsequenzen. Rita Adrian beobachtet mit ihrem Forscherteam unter anderem den Müggelsee – den größten Berliner See – in einer Langzeituntersuchung. Die Biologin leitet die Abteilung Ökosystemforschung am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin-Friedrichshagen. Für sie steht fest: Der Klimawandel ist auch in unseren Seen angekommen. Bei dem Mechanismus, in den durch das Mehr an Wärme eingegriffen wird, spielen viele Faktoren eine Rolle. Grob gesagt: Im Sommer bilden sich im See zwei Wasserschichten – an der Oberfläche eine wärmere, unten zum Grund hin eine kühlere, und beide durchmischen sich nicht. Das ist zwar in der warmen Jahreszeit immer so, aber wenn diese Wärmephase immer länger anhält, führt das dazu, dass unten der Sauerstoff knapp wird. Oben kommt es unterdessen zu einem Düngungseffekt und dadurch beispielsweise zum übermäßigen Wachstum von Blaualgen, die wiederum für andere Mikroorganismen, aber auch für Fische Gift sind. Das fragile ökologische Gleichgewicht droht aus der Balance zu geraten. Klimaforschung ist vor allem Dingen das Hantieren mit Big Data. Rita Adrian erklärt, wie man die Daten erhebt, damit sich in den Messreihen tatsächlich aussagekräftige Muster erkennen lassen. Daten sind unerlässlich, um die komplexen Zusammenhängen nachvollziehen zu können – und sie helfen, besser zu verstehen, was es bedeutet, wenn der Mensch in die natürliche Dynamik eingreift.
11/19/20191 hour, 23 minutes, 14 seconds
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FG072 Verantwortung in der Informatik

Informatik – ein Fach nur für Nerds? Keinesfalls, denn der Code, den Programmierer schreiben, existiert ja nicht im luftleeren Raum. Software bezieht sich letzten Endes immer auf den Menschen, interagiert mit ihm, beeinflusst das soziale Leben. Und mittlerweile ist auch an technisch geprägten Fakultäten angekommen, dass Informatik eine hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt. Peter Purgathofer lehrt an der TU Wien am Institut für Visual Computing. Der 56-Jährige tritt dafür ein, dass Software-Entwickler sich der Verantwortung bewusst sind, die ihre Arbeit hat. Denn Informatik wird zunehmend zur zentralen Disziplin schlechthin, ja sogar zum Betriebssystem unserer Gesellschaft. Tracking und Werbenetzwerke fördern eine Mediennutzung, bei der aufmerksamkeitsheischendes Clickbate mehr zählt als inhaltliche Tiefe und Seriosität. Automatisierte Entscheidungen können katastrophale Folgen haben, wie etwa bei tödlichen Unfällen autonom fahrender Autos oder den Abstürzen der Boeing 737 Max. Algorithmen sind eben keine Lösung für alles, denn wie zuverlässig sind eigentlich die Datengrundlagen, auf denen sie aufsetzen? Purgathofer hat deshalb an seiner Hochschule einen Einführungskurs für Studienanfänger entwickelt. Dabei geht es darum, der nächsten Informatikergeneration fundamentales Metawissen zu vermitteln und sie damit zu befähigen, mit einem tieferen Verständnis durch ihr Studium zu navigieren: Wie sieht die Wissenschaft auf die Welt, mit welchen Denkweisen wird Wissen geschaffen? Was sind die Konsequenzen und wo liegen die Grenzen? Es wird klar: Das Leben lässt sich nicht nur mit Einsen und Nullen erklären, es entzieht sich immer wieder der Berechenbarkeit. Informatik ist eng mit Sozialwissenschaften, Philosophie und Psychologie verwoben – und Problemlösung eben nicht nur eine technische Frage. Purgathofer kritisiert nebenbei auch die mangelnde Offenheit der vor allem unternehmensgetriebenen Forschung im Bereich Künstlicher Intelligenz. Diese Closed Science hat für die Wissenschaft als Ganzes schädliche Effekte, die verblüffend an die Zeit der Alchimisten erinnern.
10/1/20191 hour, 53 minutes, 23 seconds
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FG071 Wirtschaft und Wettbewerb

"Die Wirtschaft soll möglichst allen dienen – aber löst sie diesen Anspruch wirklich ein? In gar nicht wenigen Märkten sind Angebot und Nachfrage aus dem Lot, wird die sich wechselseitig ausgleichenden Kräfte des Wettbewerbs gestört sind. Weil neue Anbieter keinen Marktzugang bekommen. Weil natürliche Begrenzungen keinen funktionierenden Markt entstehen lassen. Oder weil Behörden in ihrer Kontrollfunktion versagen. Verkehr, Energie, Rundfunk, Telekommunikation oder auch Drogen – alles Beispiele für Märkte, die durch politische Regulierung anders aussehen, als wenn man ihre Akteure einfach frei machen ließe. Zu wettbewerbspolitischen Grundsatzfragen meldet sich Justus Haucap (Jahrgang 1969) immer wieder in der Öffentlichkeit, und sein Wort hat Gewicht. Vielen wurde er als Leiter der Monopolkommission bekannt, als er etwa die Abwrackprämie für Autos als „Geldverschwendung auf Kosten des Steuerzahlers“ geißelte. Der Wirtschaftswissenschaftler lehrt heute an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und ist Gründungsdirektor des dort ansässigen Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE). Haucap ist ein streitbarer Verfechter von Wettbewerbsprinzipien in der Marktwirtschaft und bezieht klare Positionen – auch gegen eine in Deutschland anzutreffende innovationskulturelle Verklemmung, die alles Neue erst einmal blockiert. Er erklärt nicht nur, was das mit der Fußball-Weltmeisterschaft zu tun hat. Auch das öffentlich-rechtliche Mediensystem, das viel Geld für bildungsferne Inhalte ausgibt, bekommt sein Fett weg. Und Haucap schaut durch die Brille des Ökonomen auf die Schattenwirtschaft des Cannabismarkts, bei dem Verbote nicht zu dessen Austrocknen geführt haben, sondern dazu, dass Konsumenten schlechte Ware für höhere Preise erhalten."
9/5/20192 hours, 29 minutes, 5 seconds
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FG070 Nachhaltigkeit und die Stadt

Der Begriff Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch was heißt das eigentlich konkret? Bedeutet Rücksicht auf die Umwelt und Nachwelt zu nehmen, grundsätzlich Verzicht? In jedem Fall sind dicke Bretter zu bohren, denn es geht um nichts weniger als einen Kulturwandel, der sich in vielen kleinen Schritten vollzieht. Einen umfassenden Ansatz probiert man nun im Maßstab eines Karlsruher Stadtteils ganz praktisch aus. Dazu weiß Oliver Parodi mehr. Am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), das zum Karlsruher Institut für Technologie KIT gehört, beschäftigt er sich vor allem mit Fragen nachhaltiger Stadtentwicklung. In einem „Reallabor“ wollen Wissenschaftler und Stadtentwickler gemeinsam mit Bürgern eine umfassende nachhaltige Entwicklung der Karlsruher Oststadt auf den Weg bringen, und zwar für die Themen Energie, Mobilität, sozialer Raum und Konsum. In dem von Parodi geleiteten Reallabor werden also Praktiker aus Kommunen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft von Anfang an in den Forschungsprozess einbezogen und arbeiten miteinander auf Augenhöhe, um konkret die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern. Das Projekt erhielt 2019 den Forschungspreis Transformative Wissenschaft, den das Wuppertal Institut gemeinsam mit der Zempelin-Stiftung im Stifterverband verleiht. Oliver Parodi vereint selbst verschiedene wissenschaftliche Welten in seiner Person. Ursprünglich hat er Bauingenieurwesen studiert und sollte eine der Familie gehörende Baufirma übernehmen. Doch dann schloss er lieber ein Studium der Angewandten Kulturwissenschaft an. Heute will er an der zum KIT gehörenden Karlsruher Schule der Nachhaltigkeit durch transdisziplinäre Ausbildung die Ansprüche von Mensch, Technik und Umwelt zusammenführen.
7/29/20191 hour, 28 minutes, 3 seconds
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FG069 Islamische Ästhetik

Waren mit explizit christlichem Bezug findet man in deutschen Kaufhäusern keine. Deswegen mag in den Augen des säkularisierten Westens die Kultur islamischer Länder so fremdartig wirken, denn dort ist die Produktgestaltung stark mit Religiosität und moralischen Vorstellungen durchflochten. Eines der auffälligsten Beispiele dafür: eine Barbie-Puppe mit Verschleierungs-Outfit. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt im Orient eine schillernde Warenwelt, in der es nicht die ganze Zeit um Entsagung geht und an der die Globalisierung keineswegs spurlos vorübergegangen ist. Die Islamwissenschaftlerin Dr. Alina Kokoschka beschäftigt sich in ihrer Forschung mit der Rolle von Dingen des Alltags in islamisch geprägten Ländern. Auf ihren Reisen durch Syrien, den Libanon und in die Türkei hat sie viele Beispiele für Konsumgegenstände gesammelt. Es sind Waren, die als „made for Muslims“ auch im Design eine soziale Funktion besitzen. Mode kann zum Beispiel traditionalistisch sein – oder aber fast subversiv, wenn ein Hijab mit opulenten Mustern bedruckt ist und damit gerade ins Auge sticht. Kokoschka ist Postdoctoral Research Fellow an der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies. Aus ihrer Dissertation ist das Web-Projekt „Hawass“ entstanden, das die Ästhetik des zeitgenössischen Islams in Bildern zeigt – von Plakaten über Spielzeug und Küchengeschirr bis hin zu Verpackungen, Schildern und urbanen Szenen. Die Online-Plattform soll auch qualitative Feldforschung transparent machen, indem sie für die Forschungsobjekte einen virtuellen Showroom schafft und im Sinne von Open Science zum Austausch mit anderen Wissenschaftlern einlädt. Alina Kokoschka wurde für „Hawass“ mit einem Fellowship im Programm „Freies Wissen“ von Stifterverband und Wikimedia Deutschland gefördert.
6/30/20191 hour, 25 minutes, 20 seconds
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FG068 Risikoforschung

Kopf oder Bauch? Wir treffen jeden Tag Entscheidungen und glauben, sie beruhen auf der rationalen Abwägung sachlicher Argumente. Doch das ist ein Irrtum! Viel öfter hören wir auf unser Gefühl. Und damit fahren wir meistens auch ganz gut, denn viele Risiken können wir gar nicht exakt abschätzen. Der Umgang mit Ungewissheiten bei der Entscheidungsfindung hat den Psychologen Gerd Gigerenzer immer schon fasziniert. Er gilt als der Nestor der deutschen Risikoforschung. Der 71-Jährige ist Direktor emeritus des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und hat dort das Harding-Zentrum für Risikokompetenz aufgebaut. Gerd Gigerenzer möchte den Menschen verständlich machen, was unsere Entscheidungen beeinflusst. Die Intuition, auf die wir uns im Alltag so oft verlassen, ist gerade in Führungspositionen geradezu verpönt – zumindest nach außen hin. Bauchentscheidungen lässt ein Vorstand deshalb häufig im Nachhinein durch Zahlenwerk absichern. Gigerenzer warnt vor einer solchen Rechtfertigungskultur, für die viel Zeit und Geld zum Fenster hinausgeworfen wird. Risikokompetenz ist aktueller denn je in Zeiten von Algorithmen und Scoring-Systemen, die unser Leben immer stärker prägen werden. Gigerenzer fordert mehr Risikokompetenz, um Statistiken und Zukunftsprognosen kritisch zu hinterfragen. Das fängt bei der Wettervorhersage an: Was bedeutet eigentlich 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit? Und Data Literacy betrifft auch weniger banale Fragen – wie die Schufa unsere Bonität einschätzt oder welche Therapie uns der Arzt verordnet.
5/30/20191 hour, 38 minutes, 14 seconds
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FG067 Datenbasierte Konfliktforschung

Wenn es zu Unruhen kommt, knipsen Diktatoren gerne als erstes das Internet aus. Doch das ist nur die Spitze des Eisberges. Regierungen verfügen mittlerweile über ein gewaltiges Arsenal an Instrumenten, um den digitalen Informationsfluss in ihrem Einflussbereich zu überwachen und zu manipulieren. Andererseits: Digitalisierung und Vernetzung können auch subversiv wirken. In diesem Spannungsfeld forscht Anita Gohdes. Sie hat eine Stiftungsprofessur für International and Cyber Security an der Hertie School of Governance in Berlin inne. Als Politikwissenschaftlerin setzt sie auf die Möglichkeiten von Data Science: Ihr Interesse gilt insbesondere Ansätzen, wie man Gewalt quantitativ messen kann – denn das Internet eröffnet auch neue Chancen, Menschenrechtsverletzungen datenbasiert zu dokumentieren. Und dies ist die Voraussetzung, um letztlich die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Am Beispiel Syrien wird deutlich, wie ambivalent der Umgang des Regimes mit der Digitalisierung ist. Aus Sicht der Machthaber kann das Blockieren sozialer Medien durchaus kontraproduktiv sein, schließlich bieten die Online-Netzwerke auch willkommene Möglichkeiten, Andersdenkende auszuspionieren. Aber auch Demokratien nach westlichem Muster sind durchaus auch keine Unschuldslämmer, wenn es darum geht, sich für die digitale Kriegsführung zu rüsten. Und auf den sozialen Plattformen tobt längst eine Schlacht um die öffentliche Meinung.
4/26/20191 hour, 19 minutes, 34 seconds
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FG066 Klimaneutralität

Eigentlich möchte doch jeder etwas für die Umwelt tun. Doch nicht nur, wenn die Lösung der Probleme von den sozial Schwachen bezahlt werden soll, stößt jede noch so gut gemeinte Initiative auf erbitterten Widerstand. Darüber hinaus führen viele Ansätze, mit denen die Weltgemeinschaft die Erderwärmung aufhalten will, am Ziel vorbei. Auch das Klima-Abkommen von Paris ist im Grunde schon heute zum Scheitern verurteilt. Wie also kann ein realistischer Ausweg aussehen, um dem Aufheizen der Erdatmosphäre Einhalt zu gebieten? Franz Josef Radermacher, Leiter des Forschungsinstituts für Anwendungsorientierte Wissensforschung (FAW) in Ulm, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit diesen Themen. In dieser Folge nennt er die tatsächlichen Verursacher des Klimawandels. Und entlarvt anhand von Zahlen, dass manche Annahmen zu den Dimensionen von Umweltbelastungen und zur Effektivität von Gegenmaßnahmen einfach nicht stimmen. Sollten sich die Chinesen am deutschen Klimaschutz ein Beispiel nehmen? Besser nicht. In der Umweltpolitik geht es im Kern um die Frage, wie Wohlstand verteilt ist, so Radermacher. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Aber gerade im globalen Maßstab zu denken, fällt enorm schwer. Eigentlich wäre es sinnvoll, dafür zu bezahlen, dass der Regenwald im Amazonas nicht abgeholzt wird. Es würde sich langfristig rentieren, jenseits von marginaler Entwicklungshilfe die Aufforstung und die Entwicklung der Landwirtschaft in Afrika zu finanzieren. Das passiert aber ebensowenig wie das Elektroauto als Patentrezept zum Vermindern von Treibhausgasen kritisch zu hinterfagen. Radermacher legt den Finger in die offenen Wunden der Klimapolitik. Diese Folge schließt an die Episode 023 an, in der Radermacher vor einem Zwei-Klassen-System beim Umweltschutz gewarnt hatte.
2/20/20191 hour, 40 minutes, 36 seconds
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FG065 Feuerökologie

Feuer – das ist für die meisten Menschen ein Teufel, den es zu bekämpfen gilt. Brände legen nicht nur Städte in Schutt und Asche, sondern hinterlassen auch verwüstete Landschaften. Doch das ist nur die eine Seite von Feuer. Wenn ein Wald oder die Heide entflammt, ist das nicht per se eine Katastrophe. Brände haben ihren festen Platz in der Natur und formen den Lebensraum auch im positiven Sinne. Ohne Feuer drohen Ökosysteme zu überaltern, weil sich sonst abgestorbene Biomasse ansammelt. Solange er nicht außer Kontrolle gerät, kann ein Brand also nicht nur Vernichtung bedeuten, sondern auch den Beginn eines neuen Lebenszyklus. Das sagt Johann Georg Goldammer. Er ist einer der wenigen Wissenschaftler, die sich gewissermaßen ihre eigene Forschungsdisziplin geschaffen haben: In der Feuerökologie ist er heute ein weltweit gefragter Experte. Er leitet das in Freiburg beheimatete Global Fire Monitoring Center, das dem Max-Planck-Institut für Chemie angeschlossen ist. Er wird gerufen, wenn es darum geht, der Gefahr von Waldbränden zu begegnen, und zwar möglichst, bevor sie ausbrechen. Denn dass ein Feuer so extreme Folgen hat, geht oft auf Eingriffe des Menschen in die Natur zurück. Und der Klimawandel wird die Risiken noch steigern. In dieser Episode erzählt Goldammer, weshalb die jüngsten Waldbrände in Griechenland, Kalifornien und auch in Deutschland so verheerende Folgen hatten, warum Kiefern einen Waldbrand überstehen können und welche Probleme Kampfmittel im Wald mit sich bringen, wenn es einmal zu brennen beginnt.
1/30/20192 hours, 27 minutes, 10 seconds
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FG064 Ethik und Genetik

Die Gen-Schere (CRISPR/Cas) verspricht als neue „Wunderwaffe“ der Lebenswissenschaften das Genom von Menschen, Tieren und Pflanzen gezielt zu verändern. Mediziner hoffen, mit der neuen Methode schwere Krankheiten zu heilen. Zwischen Hype und Hoffnung mischen sich kritische Stimmen, zumal bei Keimbahneingriffen an Embryonen auch zukünftige Generationen betroffen sind. Über ethische Fragen zum Genome Editing macht sich vor allem die Forschungsstelle „Ethik der Genomeditierung“ (EGE) an der Universität Tübingen Gedanken. Dort haben wir den Leiter der Forschungsstelle, Robert Ranisch, getroffen und mit ihm unter anderem über Genom-Editierung, Embryonenselektion oder Gene-Drives gesprochen. Als Wissenschaftler untersucht Ranisch normative Fragen an den Schnittstellen von Technologie, Gesellschaft und Politik. Daneben arbeitet er im Bereich Ethikberatung und unterstützt Organisationen beim Aufbau guter Strukturen und erfolgreicher Wertekommunikation. Die EGE ist eine Forschungsstelle am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, die sich schwerpunktmäßig ethischen Fragen der Genom-Editierung widmet. Sie dokumentiert als deutschlandweit einzigartige Einrichtung über einen längeren Zeitraum die technischen Entwicklungen in den Lebenswissenschaften sowie deren Verarbeitung und Vermittlung in der Öffentlichkeit. Das Ziel der EGE ist es ethische, rechtliche und soziale Herausforderungen der Genom-Editierung zu identifizieren, normative Fragen in institutionalisierter Form zu reflektieren und damit die wissenschaftliche Grundlage für einen transdisziplinären Dialog bereitzustellen.
10/29/20181 hour, 47 minutes, 16 seconds
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FG063 Geothermie

Mit der Geothermie will der Geologe Ingo Sass eine unerschöpfliche und vor allem klimafreundliche Energiequelle für den Alltagsgebrauch erkunden und erschließen. An seinem Lehrstuhl für Angewandte Geowissenschaften an der TU Darmstadt verbindet er dafür Ingenieurtechnik und Naturwissenschaften. Das Energiepotenzial ist riesig: Unsere Erde ist im Kern 6.000 Grad Celsius heiß. Sie erzeugt damit einen Wärmestrom bis hin zur Erdoberfläche. Diese Geothermie ist eine mehr als nur alternative Energiequelle für die Beheizung von Wohngebäuden, Büros und Produktionshallen. Allerdings wird sie trotz vieler positiver Eigenschaften in Mitteleuropa noch viel zu wenig eingesetzt. Ingo Sass will durch seine Lehr- und Forschungstätigkeit dazu beitragen, die Akzeptanz der Geothermie bei Immobilienbesitzern, Baubehörden, Energieanbietern und Unternehmen zu steigern sowie für die notwendige Planung zu sensibilisieren. Dafür sieht er drei Ansatzpunkte: fundiertes Wissen über Geothermie vermitteln, technische Risiken bei deren Nutzung minimieren, Deutschland trotz aller Widerstände zum wissenschaftlichen Top-Player auf diesen Gebieten machen.
10/12/20181 hour, 56 minutes, 55 seconds
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FG062 Leichte Sprache

Leichte Sprache wendet sich an Menschen mit Behinderungen oder anderen Einschränkungen und öffnet das Tor auch für Fremdsprachler und bessere Erklärungen komplizierter Sachverhalte. Leichte Sprache vermittelt die Inhalte vereinfacht, aber getragen durch eine andere Strukturierung der Inhalte und nicht nur durch das Verwenden einfacher und wenigerer Worte. Wir sprechen mit Isabel Rink, Geschäftsführerin der Forschungsstelle Leichte Sprache im Institut für Übersetzungswissenschaft und Fachkommunikation an der Universität in Hildesheim über die kurze, aber lebhafte Geschichte der Leichten Sprache, ihrer gesetzlichen Verankerung, den Zielen und Methoden der Leichten Sprache und für welche Zielgruppen Leichte Sprache hilfreich sein kann.
8/17/20181 hour, 32 minutes, 4 seconds
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FG061 Persönlichkeitsentwicklung

Jule Specht ist Psychologin und Professorin an der Berliner Humboldt-Universität. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Persönlichkeitsentwicklung, Wohlbefinden, Persönlichkeit und soziale Beziehungen. Sie ist zudem Mitglied der „Jungen Akademie“, einem Thinktank für wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Fragen, die besonders den wissenschaftlichen Nachwuchs betreffen. In dieser Episode sprechen wir mit Jule Specht darüber, was Persönlichkeit in einem wissenschaftlichen Sinne ist, was unsere Persönlichkeit formt, wie sich eine Persönlichkeit im Laufe des Lebens entwickelt oder wie sich Männer und Frauen in Ihrer Persönlichkeit unterscheiden. Wir werfen einen Blick auf das Berufsleben, das Teile unserer Persönlichkeit besonders fordert oder formt, beispielsweise bezüglich unserer Gewissenhaftigkeit. Und auf welche Persönlichkeitsmerkmale achten eigentlich Unternehmen bei der Mitarbeiterauswahl? Zum Ende hin streifen wir noch die Frage, wie man mit Big Data Rückschlüsse auf die Persönlichkeit ziehen und uns damit vielleicht auch manipulieren kann, und erkennen wenig überrascht: Wir sind nicht mehr weit entfernt davon, dass uns unser Smartphone sagen kann, wie glücklich wir gerade sind.
7/27/20181 hour, 56 minutes, 30 seconds
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FG060 Klimawandel

Stefan Rahmstorf ist Ozeanograph und Klimaforscher am renommierten Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er an der niederländischen Nordsee. Die Leidenschaft für das Meer war also früh geweckt. Nach dem Studium der physikalischen Ozeanographie schälte sich das Klima als Forschungsgegenstand schnell heraus: „Klima ist letztlich Physik“, sagt Rahmstorf, „und der Ozean ist einer der wichtigsten Teile des Klimasystems.“ Und so sprechen wir in dieser Episode über die Folgen des Meeresspiegelanstieges, der nicht mehr gestoppt werden kann, selbst wenn es gelingen würde, den weiteren Anstieg der globalen Erwärmung zu stoppen. Die großen Eismassen auf Grönland und der westantarktische Eisschild werden vermutlich noch über Jahrhunderte weiter abschmelzen - mit unabsehbaren Folgen: Zum einen Hitzeextreme sowie zum anderen extreme Niederschläge, die mit dem zunehmendem Wasserdampf in der Luft deutlich öfter auftreten (werden). „Es ist sehr deprimierend, wie lethargisch die Menschheit auf diese existenzielle Bedrohung reagiert“, sagt Rahmstorf, der auch die Bundesregierung in Sachen Klimawandel beraten hat. Denn der Klimawandel kann ganze Staaten und das friedliche Zusammenleben der Menschheit destabilisieren. Höchste Zeit zu Handeln!"
7/5/201858 minutes, 26 seconds
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FG059 Digitale Didaktik

Philippe Wampfler ist Lehrer, Kulturwissenschaftler und Experte für Lernen und Lehren in der digitalen Welt. Der Schweizer Fachdidaktiker hat einige Bücher über dieses Thema geschrieben und betreibt neben anderem ein Blog zu ”Schule und Social Media“. Auf medium.com schreibt er regelmäßig essayistische Beiträge zum Zeitgeschehen. In dieser Folge sprechen wir mit ihm über die Anforderungen an den (Deutsch-) Unterricht in Zeiten der Digitalisierung. Wie können Notebooks oder Smartphones sinnvoll in den Unterricht integriert werden? Welche Auswirkungen haben sie auf die Konzentration von Schülern? Sind sie unerlässliche Informationsquellen oder doch eher digitale “Spickzettel“? Philippe berichtet darüber, wie er versucht, seine didaktischen Ideen und Überzeugungen stärker grundsätzlich im Bildungssystem zu verankern und welche Voraussetzungen es eigentlich bräuchte, um Schulunterricht in das 21. Jahrhundert zu transformieren.
6/22/20181 hour, 45 minutes, 51 seconds
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FG058 Fischerei

Christopher Zimmermann ist Fischereibiologe und Meereswissenschaftler und leitet das Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock. Zudem lehrt er an der dortigen Universität. Regelmäßig berät er Bund und Länder, warnt vor Überdüngung und Versauerung und empfiehlt Fangquoten für die Ostseefische – nach wissenschaftlichen Kriterien. Und er vertritt Deutschland im Internationalen Rat für Meeresforschung. Das Arbeitsgebiet des Thünen-Instituts ist die Ostsee: das größte Brackwassergebiet der Erde. Durch den geringen Salzgehalt ist ihre marine Fauna artenarm. Auch die Fischerei ist zwar vielfältig, aber einfach strukturiert. Die kleine Küstenfischerei prägt die meist strukturschwachen Küstenregionen der Anrainerstaaten. Dank dieser Charakteristika wird die Ostsee zum idealen Testgebiet für neue Ansätze zur Datenerhebung und zum Fischereimanagement. Wir sprechen mit Christopher Zimmermann über nachhaltige Fischerei und ausgeklügelte Fangtechniken, die besonderen Umweltbedingungen in der Ostsee und über die Fallstricke der wissenschaftlichen Politikberatung.
6/5/20181 hour, 47 minutes, 11 seconds
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FG057 Artenschutz und Zoos

Der Biologe Manfred Niekisch ist ein international bestens vernetzter Vorkämpfer für Artenschutz und Biodiversität. Er setzt sich mit seinem großen Erfahrungsschatz dafür ein, den Schutz der Natur zum Ausgangspunkt politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen zu machen. Niekisch war bis 2017 Direktor des Frankfurter Zoos, außerdem hatte er Professuren für Internationalen Naturschutz an den Universitäten Greifswald bzw. in Frankfurt a.M. inne. In dieser Folge sprechen wir über Niekischs Ideen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der natürlichen lebenden Ressourcen. Dazu gehören Schutzmaßnahmen für tropische Wälder, Managementkonzepte für Naturschutzgebiete und Ausarbeitungen eines sozial- und umweltverträglichen touristischen Zugangs zu diesen Arealen. Mit seinem Engagement will Niekisch zu der Veränderung menschlicher Verhaltens- und Wirtschaftsweisen für einen vorausschauenden Umgang mit der Natur beitragen. Er hat in zahlreichen Ländern der Erde, mit Schwerpunkten in Vietnam und in den Ländern Lateinamerikas, geforscht. Nicht zuletzt sprechen wir in dieser Folge über die Aufgaben und Bedeutung von Zoos und inwieweit Wissenschaft für die Strategie, die Konzeption und die Organisation eines Zoos von Bedeutung ist.
5/16/20181 hour, 39 minutes, 35 seconds
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FG056 Die digitale Medizin

Das Projekt „Medizin im digitalen Zeitalter“ beschäftigt sich mit der Frage, wie sich der Beruf des Arztes verändert und wie sich die Ausbildung daran anpassen muss. Leiter dieses Projektes ist Sebastian Kuhn, Oberarzt und Lehrbeauftragter am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universitätsmedizin Mainz. Auch in der Medizin ist der beschleunigte technologische Fortschritt bemerkbar, denn in der medizinischen Praxis und Forschung kommen bereits diverse digitale Techniken zum Einsatz. Dazu zählen sowohl Daten- und Biobanken von Patienten, die mithilfe einer leistungsstarken Informationstechnologie ausgewertet werden können, als auch Bereiche wie eHealth oder mHealth (Mobile Health), also Smart-Systeme für elektronische Lösungen der Gesundheitsfürsorge auf mobilen Geräten. Durch Personalisierung, Robotik und Digitalisierung erschließen sich neue Wege in Diagnostik und Therapie. Die Telemedizin wird ein zunehmend wichtiger Lösungsweg, um auch zukünftig den hohen Versorgungsstandard aufrechterhalten und die Versorgung strukturschwacher Regionen gewährleisten zu können. Das neue Mainzer Curriculum zeigt Wege auf, wie digitale Kompetenzen in die Medizinerausbildung integriert werden können. Inhaltlich bilden Themen wie mHealth, Telemedizin und Möglichkeiten der digitalen Kommunikation die Schwerpunkte. Mittels innovativer Studien- und Lernformen wie beispielsweise problembasiertem kollaborativen Lernen oder Simulationstraining, entwickeln die Studierenden Fähigkeiten zur Kommunikation im digitalen Gesundheitswesen und für die digitale Arzt-Patienten-Beziehung, lernen den sicheren Einsatz von Social Media, den Transfer und die Befundung von telemedizinischen Bilddaten und mögliche Anwendungen von mHealth. Zudem werden ihnen die Prinzipien der Telekonsultation und deren Limitationen vermittelt und sie lernen das Potenzial und die Gefahren von Big Data sowie die Chancen und Risiken der Gesundheitskarte und kommerzieller Gesundheits-Apps kennen. Nicht zuletzt erhalten sie Einblicke in rechtliche, ethische und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen der digitalen Medizin.
4/20/20181 hour, 31 minutes, 18 seconds
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FG055 Die Kunst des Wissens

Der Astrophysiker Harald Lesch ist ein echtes Multitalent: Er ist nicht nur Physikprofessor in München, sondern tritt auch als Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist oder als Moderator im TV in Erscheinung. Bei all diesen vielen verschiedenen Tätigkeiten stechen die kommunikativen Fähigkeiten von Harald Lesch besonders heraus: Er ist einfach ein ganz wunderbarer Erklärbär. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Stifterverband haben ihm deshalb schon 2005 den „Communicator-Preis“ für seine mitreißende und fundierte Art, Wissenschaft zu vermitteln, verliehen. In dieser Folge sprechen wir mit ihm über Wissenschaftsskeptiker und wie man mit ihnen umgeht, über das sich weiter verschlechternde Verhältnis von Wissenschaft und Politik, über den Klimawandel, die Schule und über das Geschichtenerzählen. Denn wir müssen, so Lesch, endlich damit beginnen, unseren Kindern die eine große Geschichte über unseren gefährdeten Planeten zu erzählen. Nur so können wir Bewusstsein schaffen und Verantwortung stärken. Und nur so können wir den haltlosen Erzählungen der Leugner und Skeptiker etwas Überzeugendes entgegenhalten.
3/28/20181 hour, 45 minutes, 23 seconds
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FG054 Urbane Resilienz

Jochen Rabe ist Professor für „Urbane Resilienz und Digitalisierung“ am Einstein Center Digital Future (ECDF) in Berlin. Am ECDF werden Zukunftsfragen erörtert, zum Beispiel: Wie bewältigen die Städte und unsere Wohnquartiere den rasanten urbanen Wandel? Wie belastbar und erneuerungsfähig sind die Quartiere und Infrastrukturen? Ist Digitalisierung nur Prozesstreiber des Wandels der Städte oder ist sie auch Schlüssel zur Beseitigung von urbanen Defiziten? Diesen und vielen anderen Fragen widmet sich die Urbane Resilienzforschung, über die wir in dieser Episode sprechen. Urbane Resilienz, also die Wiedererneuerungkräfte unserer Städte im Angesicht immer schnelleren Entwicklungsdrucks, rückt in Anbetracht der globalen Herausforderungen u.a. der Urbanisierung, des Klimawandels oder der Ressourcenknappheit zunehmend in den Fokus der Forschung und Politik. In Abgrenzung zu überwiegend technologiegetriebenen SMART City Konzepten, stellt Jochen Rabe die rapide Digitalisierung unserer Städte in den Kontext der Resilienz und erforscht, inwieweit Digitalisierungsprozesse die Erneuerungs- und Widerstandskräfte unserer Städte stärken oder auch schwächen können.
3/12/20181 hour, 34 minutes, 57 seconds
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FG053 Energiewende

Volker Quaschning ist Professor für das Fachgebiet Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin. Mit ihm sprechen wir in dieser Episode über die Frage, wie wir von der Nutzung von fossilen Energieträgern sowie der Kernenergie zu einer nachhaltigen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien gelangen können. Diese sogenannte Energiewende ist seit vielen Jahren im der Diskussion von Medien, Wissenschaft und Politik. Aber was haben wir denn schon erreicht? Und welcher Weg liegt da noch vor uns? Wir analysieren mit Volker Quaschning die drei Sektoren Strom, Wärme und Mobilität und klopfen sie darauf ab, welches Innovationspotenzial sie besitzen, um die ehrgeizigen Klimaziele von Paris erreichen zu können. Letztlich, so macht Volker Quaschning deutlich, hakt vieles bei der Energiewende noch an der Zaghaftigkeit der Politik. Dringende Empfehlungen aus der Wissenschaft werden als „nicht durchsetzbar“ zurückgewiesen. Und so befindet sich die Wissenschaft in der misslichen Lage, an entscheidender Stelle nicht gehört zu werden, obwohl die Zeit drängt.
1/8/20181 hour, 43 minutes, 32 seconds
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FG052 Deutsches Museum Bonn

Andrea Niehaus ist Leiterin des Deutschen Museums Bonn. In der Bonner Zweigstelle des berühmten Mutterhauses aus München stehen Forschung und Technik in Deutschland nach 1945 im Mittelpunkt. Das Haus zeigt etwa 100 Exponate aus allen wissenschaftlichen Disziplinen, darunter auch den Transrapid 06, der im Einsatz auf der Transrapid-Versuchsanlage Emsland war. Mit den Exponaten wird ein Einblick in die Arbeit und die Leistungen berühmter Wissenschaftler, Techniker und Erfinder vermittelt, darunter auch viele Nobelpreisträger. Oskar Salas „Mixturtrautonium“ ist ebenso zu bewundern wie der erste MP3-Encoder oder eine Stabheuschrecken-Laufmaschine. Wir sprechen mit Andrea Niehaus (Foto: Volker Lannert) über die Geschichte des Hauses, seine außergewöhnlichen Exponate und ihre pädagogische Vermittlung sowie die aktuellen Probleme um die finanzielle Sicherung des Museums.
12/23/20171 hour, 15 minutes, 17 seconds
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FG051 Gründungsmanagement

Obwohl Deutschland eine ausgeprägte Wirtschaftsnation ist, die von unternehmerischem Handeln und Mut lebt, wird das Thema Gründung hierzulande immer noch skeptisch und zurückhaltend beäugt. Risikobereitschaft ist nicht so ausgeprägt wie beispielsweise in den USA. Und: Wir haben keine etablierte Kultur des Scheiterns. Doch gerade weil Entrepreneure/ Gründer der Volkswirtschaft innovative Impulse verleihen können und Arbeitsplätze schaffen, gibt es immer mehr Initiativen, die die Idee des Gründens populärer machen wollen. Mit seinem „Gründungsradar“ nimmt der Stifterverband regelmäßig die Gründungskultur an Hochschulen in den Blick. Im Fokus der Studie steht die Frage, wie Hochschulen die Gründung von Unternehmen fördern - durch Gründungssensibilisierung und -unterstützung sowie durch institutionelle Verankerung einer nachhaltigen Gründungskultur. Wir sprechen deshalb in dieser Folge mit Carolin Bock. Sie kümmert sich an der TU Darmstadt um das Thema Gründungsmanagement. Ihre Professur war Teil des Konzepts, mit dem sich die Uni 2013 erfolgreich für ein Gründerprogramm des Bundes bewarb. Auch beim Gründungsradar präsentiert sich die TU Darmstadt mit klar aufsteigender Linie: Grund genug also, bei Carolin Bock mal nachzufragen, wie Gründungsberatung, -lehre und -forschung in die Kultur einer Hochschule implementiert werden können.
12/5/20171 hour, 18 minutes, 27 seconds
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FG050 Duft und Riechen

„Wir sollten im Leben öfter mal unserer Nase vertrauen“, sagt der Biologe und Mediziner Hanns Hatt. Kein Wunder: Sein Gebiet ist die Geruchsforschung. Mit seinem Lehrstuhl für Zellphysiologie an der Ruhr-Uni in Bochum ist er auf diesem Gebiet weltweit ziemlich einzigartig. Und überaus erfolgreich. Seine Forschungen über das Riechen eröffnen völlig neue Horizonte, beispielsweise in der Medizin. Neue Erkenntnisse in der Erkennung von Prostata- oder Darmkrebs sind nicht zuletzt ihm zu verdanken. Und so lernen wir in dieser Folge wie das Riechen überhaupt funktioniert, was Düfte mit Lernen und Empfindungen zu tun haben, dass wir schon im Mutterleib riechen können und durch die Geruchswelt unserer Mutter geprägt werden, dass bestimmte Düfte die Menschen vertrauensvoller machen können, dass Düfte auch im Marketing wichtig sind, wie man mit den richtigen Düften auch junge Menschen zu Tausenden in den Kölner Dom locken kann und warum die Uni Bochum einen eigenen Duft namens „Knowledge“ bekommen hat. Am Schluss erfahren wir noch Wissenswertes über die 'Union der Akademien der Wissenschaften' (deren Präsident Hanns Hatt ist), wie sich die Akademien neuen Vermittlungsaufgaben widmen, und diskutieren über manch wilde Auswüchse von „Open Access-Journals“, die sich in einer Art Startup-Phase befinden, in der alles machbar zu sein scheint.
11/6/20172 hours, 41 minutes, 55 seconds
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FG049 Open Educational Resources

Digitale Arbeitsmaterialien kamen mit dem Versprechen, neue Lehrmethoden zu ermöglichen, doch die erste Welle entsprechender Angebote wusste nur in Teilen zu überzeugen. Vor allem brachten die digitalisierten Materialien neue Nutzungseinschränkungen mit sich: Das Urheberrecht, schwierige Lizensie- rungsbedingungen und technische Kopierschutz-Systeme machen es für die Lehrer und Lehrerinnen letztlich noch schwieriger, diese Materialien sachge- recht einzusetzen und die inhärente Vorteile des Digitalen nutzen zu können. In den letzten Jahren hat sich nun im deutschsprachigen Raum wie auch international eine breite Bewegung gebildet, die nach frei zugänglichen und frei nutzbaren Arbeitsmaterialien für die Lehre strebt. Unter dem Begri Open Educational Resources (OER) werden Werkzeuge, Methoden und Communities entwickelt, die dieses Projekt voranbringen wollen. Der Diplom-Pädagoge Jöran Muuß-Merholz ist von Anfang an Teil dieser Bewe- gung und treibt die Entwicklung voran. Im Gespräch mit Tim Pritlove stellt er die allgemeine Problemlage, die Motivation es anders zu machen und auch zahlrei- che Projekte vor, die in den letzten Jahren des Geist des OER weiterentwickelt haben und zeigt auf, dass auch heute schon eine neue Lehrgestaltung möglich ist, ohne sich in digitalen Fallstricken zu verfangen.
9/12/20171 hour, 54 minutes, 32 seconds
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FG048 Die Zukunftsmacher

Christoph Corves ist Professor für Geographie und Medien an der Universität Kiel (CAU). Mit Medien kennt er sich aus. Bevor er 2002 als Juniorprofessor an die CAU kam, produzierte er Dokumentarfilme in eigener Regie. Sein Film „Süßhunger“ über den Weltmarkt für Zucker wurde mehrfach ausgezeichnet. Nebenberuflich arbeitete er zuvor auch als Journalist und Fotograf für verschiedene Zeitschriften. Am Geographischen Institut hat Corves das Zentrum für Geographie und Medien aufgebaut, das er jetzt leitet. Sein Arbeitsschwerpunkt ist „Teaching for Empowerment“. An der CAU unterrichtet er Kurse in den Bereichen Nachhaltige Entwicklung, Social Entrepreneurship, Nachhaltigkeitskommunikation und Videoproduktion, in denen Studierende in Teamprojekten selber Probleme lösen. Er bietet „Changemaker MOOC“ an, einen Kurs zur Planung von sozial und ökologisch nachhaltigen Projekten. Teilnehmer lernen, gesellschaftliche Probleme unternehmerisch zu lösen. Corves ist zugleich Initator und Leiter des „yooweedoo“-Programms. Das Ziel von yooweedoo ist Empowerment für eine nachhaltige Entwicklung. yooweedoo unterstützt Zukunftsmacher bei der Gründung von ökologisch und sozial nachhaltigen Projekten, Organisationen und Unternehmen. Das yooweedoo Lernprogramm zeigt, wie man ein eigenes Changeprojekt Schritt für Schritt professionell plant. Das Programm macht mit Strategien von Social Entrepreneurship vertraut und zeigt, wie man gesellschaftliche Herausforderungen mit unternehmerischen Ansätzen lösen kann.
8/10/20171 hour, 24 minutes, 56 seconds
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FG047 Wüstenforschung

Die Fachzeitschrift Nature titelt schlicht „Mann der Wüste“. Der Deutschlandfunk nennt ihn den „deutschen Indiana Jones“ und ein saudisches Hochglanzmagazin den „Veteran“ der Sahara-Forschung. Stefan Kröpelin würde es gerne bei „Wüstenforscher“ belassen, ein Geowissenschaftler, der sich mit der Klimageschichte Nordafrikas befasst, zudem mit Archäologie und Naturschutz. „Wir sind in Gegenden unterwegs, die vor uns noch nie ein Wissenschaftler betreten hat und nach uns wohl auch für lange Zeit nicht betreten wird. Da muss man für alles offen sein, was einem begegnet.“ Das können Höhlen mit Felsbildern sein oder Muschelreste im Wüstensand. Aber auch Skorpione im Schlafsack, Wegelagerer oder verdurstende Flüchtlinge. Was braucht ein Wüstenforscher neben der wissenschaftlichen Expertise? Ein Gespür für Menschen und Landschaften, Geduld, Zielstrebigkeit und eine gute Portion Glück. All das hat Stefan Kröpelin in den vergangenen vier Jahrzehnten gehabt. Und so lauschen wir fasziniert, wenn Kröpelin erzählt – und er erzählt mit Verve –, in welch riskanten, oft ausweglos erscheinenden Situationen er und sein Team bestehen mussten, all die Episoden über Autopannen, Sandstürme oder den faszinierenden Himmel über der Wüste würden leicht einen Abenteuerroman toppen.
7/20/20172 hours, 1 minute, 43 seconds
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FG046 Bienenforschung

Blütenpflanzen dominieren unsere Pflanzenwelt. Die ungeheure Leistung, die Bienen beim Bestäuben dieser Blütenpflanzen erbringen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. 80 Prozent der Bestäubungsleistung werden von Bienen übernommen. Unser Gesprächspartner Jürgen Tautz ist einer der renommiertesten Bienenforscher Deutschlands. Er berichtet uns in dieser Folge über Herkunft und Haltung von Bienen, über ihre besonderen Kommunikations- und Navigationsfähigkeiten und beantwortet auch die oft und bange gestellte Frage, ob die Existenz von Bienen auf der Erde womöglich gefährdet ist. Vor allem aber reden wir auch über HOBOS: „HOney Bee Online Studies“. Dabei handelt es sich um eine internetbasierte Lehr- und Lernplattform, die Jürgen Tautz 2009 entwickelte. Kern der Plattform sind lebende Bienenvölker, die mit den Möglichkeiten der technisierten, digitalen Welt vielfältig überwacht, untersucht und beobachtet werden. Diese Plattform steht jedermann für eigene Forschungen und Lehrtätigkeit frei zur Verfügung. Mit Livestreams aus dem Bienenstock oder interaktiven Lehrmaterialien für alle Schulformen vermittelt HOBOS inzwischen weltweit fachübergreifende Forschungserkenntnisse zum Bienenvolk und regt zudem zum Nachforschen an.
6/30/20171 hour, 49 minutes, 14 seconds
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FG045 Martin Luther

2017 ist das Luther-Jahr. Die evangelische Kirche feiert 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. In dieser Folge sprechen wir mit der in Oxford lehrenden australisch-britischen Historikerin Lyndal Roper über den Menschen Martin Luther, über seine Widersprüche und frühen Prägungen. Wer war dieser Mensch, der, wie Lyndal Roper sagt, mit dem Körper gedacht hat? Lyndal Roper forscht zu Geschlechterrollen, Hexenverfolgung und Körpergeschichte der frühen Neuzeit. Pünktlich zum Luther-Jahr erschien ihre wegweisende Luther-Biografie „Der Mensch Martin Luther“, in dem sie ein sehr differenziertes Bild des Reformators zeichnet. „Luther konnte“, so Roper, „ ein wunderbarer Tröster sein, aber Menschen auch richtig niedermachen.“
6/9/20171 hour, 1 minute, 52 seconds
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FG044 Digitalisierung der Bibliotheken

Bibliotheken sind die etablierten Spieler im Bereich der Wissenssammlung und -katalogisierung und sehen sich im digitalen Zeitalter einer Reihe von Herausforderungen gegenüber. Während Bücher weiterhin eine Rolle spielen steht der Zugriff auf wissenschaftliche Forschung vor einem Wandel. Aber vor allem die umfangreiche Digitalisierung der Werke, seiner Metadaten und Inhalte steht jetzt im Mittelpunkt der bibliothekarischen Arbeit. Wir sprechen mit Ralf Stockmann, Referatsleiter „Innovations-Management - Online-Bibliotheksdienstleistungen“ bei der Staatsbibliothek zu Berlin über traditionelle und zukünftige Rolle von Bibliotheken beim Zugang zu Wissen und Forschung, der Erschließung und Katalogisierung von Quellen, dem Aufbereiten und Verfügbarmachen der Daten, der Bewahrung und Archivierung der gewonnenen Informationen, dem Verhältnis der Bibliotheken zu Wissensprojekten wie Wikipedia und Suchmaschinen, den Möglichkeiten der Analyse von Big Data und der Anwendung neuer Methoden des maschinellen Lernens und künstlicher Intelligenz.
5/19/20172 hours, 16 minutes, 51 seconds
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FG043 Schule und Lernen in der digitalen Welt

„Wir dürfen nicht auf dem Rücken unserer Kinder herumexperimentieren!“ Nur vordergründig signalisieren Sätze dieser Art verantwortliches Handeln im schulischen Alltag. Wenn man etwas genauer hinschaut - wie unsere Gesprächspartnerin Lisa Rosa es tut - kann man solche Sätze schnell als Ausflüchte entlarven. Hinter denen man sich gut verstecken kann, wenn man nicht wirklich etwas verbessern will. Sätze wie diese sind der Grund dafür, dass sich Schule und Lernen seit vielen Jahrzehnten nicht entscheidend verändert haben. So begeben wir uns in dieser Folge auf eine Reise durch unser Schulsystem und seine Geschichte. Wir tun das gemeinsam mit Lisa Rosa: Sie war 20 Jahre lang selbst Lehrerin (an einer Gesamtschule in Berlin und an einem Gymnasium in Hamburg). Seit 2005 arbeitet sie in der Unterrichtsentwicklung am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg. Wir reden über optimale Lerngrößen, über den Mut, Innovationen in die Schule zu bringen, über ein neues Lehrerbild, über die Experimentierhaltung, die so oft fehlt, über belehrendes Lernen und über Projektlernen, über Open Education Resources und vor allem darüber, was es bedeutet, digitale Medien ins schulische Lernen und Lehren sinnvoll zu integrieren.
4/15/20172 hours, 18 minutes, 54 seconds
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FG042 Neues Lehren und Lernen an der Fachhochschule

Fachhochschulen konzentrieren ihre Lehre im Gegensatz zu den Universitäten mehr auf die wirtschaftliche Praxis und versuchen, mit den Veränderungen der Wirtschaft Schritt zu halten. Zunehmend stößt die klassische Ausbildung dabei auf Probleme und die Herausforderung der Zeit ist, die Auswirkungen und Möglichkeiten der Digitalisierung, aber auch neuer Arbeitsformen und modernen Teambuildings aufzugreifen. Wir sprechen mit Jörn Loviscach, Professor für Ingenieurmathematik und technische Informatik an der Fachhochschule Bielefeld über aktuelle Herausforderungen, das geänderte Lernverhalten der Studierenden und seine Ansätze, das Internet als Werkzeug für den Unterricht einzusetzen. Jörn Loviscach nutzt das Prinzip des "umgedrehten Unterrichts" durch Wissensvermittlung über selbst erstellte Lehrvideos, plädiert für eine Flexibilisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen für Fachhochschulen und einen mehr auf experimentelles Arbeiten und Lernen der Studierenden ausgerichteten Unterricht.
3/28/20171 hour, 13 minutes, 9 seconds
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FG041 Klassische Archäologie

Gemeinsam mit Monika Trümper erkunden wir erstmals bei Forschergeist die Archäologie. Die Professorin für Klassische Archäologie an der FU Berlin erforscht die Geschichte des antiken Bades - und der damaligen Körperkultur. Sie beschäftigt sich mit der Planung und Entwicklung antiker Städte, Platzanlagen, der Bade- und Wohnkultur, der Bedeutung und dem Management von Wasser in antiken Heiligtümern, den archäologischen Quellen zur Wirtschaft sowie der archäologischen Erforschung der Sklaverei. Wir lernen in dieser Episode, wie sehr sich die Arbeitsbedingungen von Archäologen mit dem Fortschreiten neuer Technologien verändern. Der Einsatz von Drohnen oder neue Möglichkeiten in der Fotografie ermöglichen es, Grabungsstätten und Fundstücke viel detaillierter als bisher zu erfassen und für die (wissenschaftliche) Nachwelt zu dokumentieren. Im Rahmen eines Forschungsprojekts für den Exzellenzcluster Topoi – einem altertumswissenschaftlichen Forschungsverbund von Freier Universität und Humboldt-Universität – hat Monika Trümper in zwei römischen Bädern in Pompeji in den vergangenen Jahren Grabungen durchgeführt. Hier erforschte sie, wie Heiz- und Gewölbetechnik sowie Wasserversorgung über Jahrhunderte immer mehr perfektioniert worden sind.
2/17/20171 hour, 44 minutes, 55 seconds
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FG040 Stadt und Gesundheit

Die Zukunft der Menschen findet in den Städten statt. Inzwischen leben 80 Prozent der Deutschen hier. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Gesundheit der Stadtbewohner? Und wie lässt sich der urbane Lebensraum nachhaltiger gestalten? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Claudia Hornberg , Gesundheitswissenschaftlerin an der Uni Bielefeld. Sie hat einige Jahre lang eine Forschungsgruppe an der Universität Bielefeld geleitet– unterstützt von der Fritz und Hildegard Berg-Stiftung. Die Bielefelder Forscher interessiert vor allem, welche Lebensbedingungen in Städten herrschen und wie sie sich auf die Gesundheit auswirken. Was erhält in Städten gesund? Gesundheit ist ein hohes Gut. Der Gesundheitsbereich ist gleichzeitig ein Innovationstreiber und Wirtschaftsfaktor. Städte und Regionen können viel für die Gesundheit ihrer Bürger erreichen: Sie können gesundheitsfördernde Umgebungen schaffen, Gesundheitsvorsorge betreiben, die Forschung stärken und die medizinische Versorgung verbessern. Doch die Gesundheitssysteme stehen vor immer neuen Herausforderungen: Eine wie auch immer geartete Gesundheitsstadt von morgen muss deshalb Grenzen zwischen wissenschaftlichen Disziplinen überwinden. Wie können sich Regionen und Städte zu Gesundheitsmodellen entwickeln? Wie viel technisch-medizinischer, wie viel gesellschaftlicher Fortschritt, wie viel politischer Wille ist dafür notwendig?
1/20/20171 hour, 25 minutes, 25 seconds
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FG039 Das Anthropozän

Der Geobiologe Reinhold Leinfelder vertritt die These, dass die Menschheit die Erde in ein neues geologisches Zeitalter geführt hat. Leinfelder gehört einem internationalen Expertengremium an, das empfohlen hat, das Erdzeitalter des Holozäns für beendet zu erklären. Nach dem Urteil der Wissenschaftler ist diese Epoche, die vor ca. 11.700 Jahren begann und stabilen Umweltbedingungen geprägt war, bereits um das Jahr 1950 einer neuen geologischen Ära gewichen, dem vom Menschen geprägten Anthropozän. Für die Etablierung einer neuen erdzeitlichen Epoche reicht die Einsicht nicht, dass der Mensch offensichtlich zu einem prägenden Faktor der Biosphäre geworden ist. Dieser prägende Einfluss muss sich durch eindeutig nachweisbare sedimentäre Befunde ausweisen lassen. Folgt man den Forschern, schlägt sich der menschliche Einfluss z.B. bei der Beschleunigung von Erosions- und Sedimentierungsprozessen, der Verbreitung von Plastik, Aluminium, künstlichen Radionukleiden und Flugasche oder durch Klimaveränderungen mit Auswirkungen auf den Meeresspiegel nieder. Wie geht es weiter mit dem Antropozän? Leinfelder sagt: „Sollten wir Menschen in einer Zeit, in der nicht nur die Umweltzerstörung, sondern auch das Wissen über die zugrundeliegenden Prozesse gestiegen ist, nicht dazu fähig sein, das Anthropozän so zu gestalten, dass die planetaren Grenzen des Erdsystems nicht gefährdet werden, indem wir uns als Teil eines Gesamtsystems verstehen, das es zu erhalten gilt?“
12/13/20161 hour, 32 minutes, 34 seconds
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FG038 Politische Zäsuren und das Recht

Der Rechtswissenschaftler Benjamin Lahusen erforscht, wie die deutsche Rechtsprechung in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs funktionierte – und wie zahlreiche Prozesse erstaunlich nahtlos in der jungen Bundesrepublik fortgeführt wurden. Seine Forschungen beschäftigen sich mit der Frage, wie politische Zäsuren im Recht verarbeitet werden. Noch im Februar 1945 schrieb Reichsjustizminister Otto Thierack an alle Gerichte, bei Feindannäherung erwarte er von seinen Behördenleitern, dass „in ihren Geschäftsbereichen in voller Ruhe“ weitergearbeitet werde. Obwohl die Gerichte unter Personalmangel litten, nicht selten in zerstörten Gebäuden tagten und Akten teilweise verbrannt waren, gab es kurz vor Kriegsende kaum einen Fall, der für die Justiz zu unbedeutend gewesen wäre. Deutsche Gerichte fällten in dieser Zeit nicht nur die sattsam bekannten Todesurteile; auch Ehescheidungen, Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Straßenverkehrsdelikte verhandelten sie mit stoischem Gleichmut weiter. Benjamin Lahusen leitet derzeit die wissenschaftliche Nachwuchsgruppe „Die Verwaltung von Normalität. Deutsches Recht und deutsche Gesellschaft, 1944–1952“ an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2012 wurde er in das Stipendienprogramm der Daimler und Benz Stiftung aufgenommen, 2014 wurde er Freigeist-Fellow der VolkswagenStiftung. (Foto: Mirko Krenzel/ VolkswagenStiftung)
11/24/20161 hour, 23 minutes, 32 seconds
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FG037 Freies Wissen und Open Data

Die freie Verfügbarkeit und Nutzbarkeit von (öffentlichen) Daten ist immer noch ein Desiderat. Auch wenn die „Befreiung“ von Daten in jüngerer Zeit Fortschritte gemacht hat, tun sich gerade hierzulande immer noch große Widerstände auf. Im „Global Open Data Index“ befindet sich Deutschland nur auf Platz 26. Es gibt also noch viel zu tun, auch und gerade im Bereich von Wissenschaft und Forschung. Wir sprechen deshalb in dieser Folge mit Pavel Richter, der lange Zeit Geschäftsführer von „Wikimedia Deutschland“ war und heute in gleicher Funktion bei „Open Knowledge International“ tätig ist. Dort setzt er sich dafür ein, offenes Wissen zu erzeugen und zivilgesellschaftliche Akteure bei der Nutzung und Verbreitung zu unterstützen.
11/8/20161 hour, 53 minutes, 22 seconds
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FG036 Internationalisierung der Forschung

Es ist paradox: Zum einen ist Forschung – sowohl in Hochschulen als auch außeruniversitären Einrichtungen - zu großen Teilen nationalstaatlich organisiert und finanziert. Zum anderen versteht sich Forschung von jeher als supranational oder genauer: universal. Die Internationalisierung der Forschung, wie sie sich in internationalen Kooperationen manifestiert, feiert seit den 1980er-Jahren einen unaufhaltsamen Aufschwung. Das kommt nicht von ungefähr: Internationale Ko-Autorenschaften in Zeitschriftenaufsätzen werden stärker wahrgenommen und häufiger zitiert als nationale. Für Wissenschaftler, die ihre Reputation steigern wollen, sind internationale Kooperationen also überaus attraktiv. Für Forschungsinstitute ist es dagegen attraktiv, namhafte Wissenschaftler an sich zu binden. Der globale „War for Talents“ ist in vollem Gange. Spitzenleute werden weltweit mit attraktiven Forschungsbedingungen und guten Gehältern gelockt. Auch Hochschulen, die in wichtigen Rankings reüssieren wollen, bewegen sich längst in internationalen Gefilden: (steuerfreie) Hochschulableger in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder in Saudi-Arabien sind keine Seltenheit mehr und sowohl der internationalen Strahlkraft von Universitäten hilfreich als auch dem Wunsch jener Länder, Teil der internationalen Wissenschaftsgesellschaft zu werden. Bei all dem wird deutlich: Die internationale scientific community ist ein knallharter Wirtschaftszweig geworden. Dagegen nehmen sich die Anstrengungen der auf die Stärkung der nationalen Forschung an deutschen Hochschulen ausgerichteten Exzellenzinitiative fast ein wenig provinziell aus. Wie sich hingegen der Brexit auf die britische Forschung auswirken wird, ist einstweilen noch etwas unklar. Die Befürchtungen vieler britischer Forscher, international ins Hintertreffen zu geraten, sind aber sicher nicht unbegründet.
10/19/20161 hour, 45 minutes, 29 seconds
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FG035 Science Slams und Wissenschaftskommunikation

Die Molekularbiologin Julia Offe kann für sich in Anspruch nehmen, die Wissenschaftskommunikation in Deutschland entscheidend belebt zu haben. Mit dem zuvor weitgehend unbekannten Format der „Science Slams“ holte sie die Wissenschaft aus den Laboren auf die Bühne. Denn – so die Idee – Forschungsthemen witzig und unterhaltsam in zehn Minuten vor Publikum zu präsentieren, kann durchaus helfen, auch wissenschaftsferne Mitmenschen für Forschung zu begeistern. Science Slams gibt es mittlerweile in der ganzen Republik und zum Glück finden sich mittlerweile auch genug Wissenschaftler, die hier gerne mitmachen. Denn - so erzählt uns Julia Offe – für ihren ersten Science Slam im Jahr 2009 war es gar nicht so einfach, geeignete und willige Teilnehmer zu finden. Und so sprechen wir in dieser Folge über Didaktiker, die nicht präsentieren können, über die Schwierigkeit, Wissenschaft witzig und gleichzeitig fundiert zu präsentieren, über Globuli und die GWUP, und warum gute Wissenschaftskommunikation dabei helfen kann, antiwissenschaftliche Scharlatane in Schach zu halten.
9/19/20161 hour, 37 minutes, 42 seconds
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FG034 Werner Heisenberg

2016 jährt sich der Todestag von Werner Heisenberg zum vierzigsten Mal. Der Physiker und Philosoph (1901 – 1976) veränderte mit seiner „Quantenmechanik“ das bis dahin von Newton geprägte mechanistische Weltbild der Physik von Grund auf. Aber nicht nur das: Die Quantenmechanik bestimmt auch die Welt, wie wir sie kennen: mit Mikrochips und Computern, aber auch mit Atomkraft und –bomben. Wie dieser beispiellose Durchbruch gelang, schildert der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer in dieser Episode. Fischer hat sich intensiv mit dem Leben und Wirken Werner Heisenbergs auseinandergesetzt. Er bringt uns einen Mann näher, der über scheinbar unendliche Talente und Fähigkeiten verfügte. Das Mathe-Genie oder den Künstler, der zum Denken vor allem ein Klavier und Beethoven brauchte, den unerschrockenen Jungspund, der Nobelpreisträger in der Vorlesung belehrte oder die griechischen Klassiker im Original las. Vor allem erzählt er uns von jener schicksalhaften Nacht auf Helgoland. Dorthin war der heuschnupfengeplagte Heisenberg im Juni 1925 geflüchtet, um sich ein weiteres Mal mit den verwirrenden Geheimnissen im Innern der Atome zu beschäftigen. Und hier in dieser Nacht – wir stellen sie uns sturmumtost und magisch vor – gelingt ihm endlich der wissenschaftliche Durchbruch: Er findet die Sprache, mit der Atome beschrieben werden können und ihre Quantensprünge verständlich werden. Heisenberg steigt auf einen Fels an der Steilküste und beobachtet ergriffen den Sonnenaufgang. Und wir lauschen ergriffen dieser Folge über einen außergewöhnlichen Forschergeist.
8/29/20161 hour, 43 minutes, 27 seconds
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FG033 Cusanus-Hochschule

Was bringt jemanden dazu, eine neue Hochschule zu gründen? Was treibt einen an, in einem Land voller Bildungsinstitutionen etwas zu wagen, das sich stark vom Herkömmlichen unterscheidet? Silja Graupe und ihre Mitstreiter verstehen sich als Bildungsbürger der ganz anderen Art, und sie haben es einfach getan: Sie gründeten mit der Cusanus Hochschule in Bernkastel-Kues eine staatliche Hochschule in freier Trägerschaft. Sie taten das ohne einen großen Finanzier im Hintergrund, aber ausgestattet mit Überzeugung, Mut und viel Erfahrung im und mit dem etablierten Wissenschaftssystem.
8/10/20161 hour, 39 minutes, 41 seconds
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FG032 Hochschule und Zivilgesellschaft

Wie weltfremd darf Wissenschaft sein? Wie weltzugewandt soll eine Hochschule sein? An der Hochschule Bremerhaven hat sich der Ökonom Michael Vogel viele Gedanken über diese Fragen gemacht. Für ihn ist klar: Hochschulen – und mit ihnen vor allem die Studierenden – müssen sich bewusst werden, dass sie eine besondere Rolle für die Gesellschaft spielen. Diese Rolle müssen sie aktiv gestalten. Michael Vogel hat das mit dem Sozialprojekt namens „Die Zeitschrift der Straße“ (und dem Folgeprojekt „Uni der Straße“) getan. Das Bremer Straßenmagazin wird gemeinsam von Studierenden, Journalisten, sozial Engagierten, Hochschullehrern, Wohnungslosen und von Armut bedrohten Menschen gemacht. Wie schwierig es war, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, Studierende und andere Partner dafür zu begeistern, das Projekt gegen alle Arten von Widerständen weiterzuentwickeln, davon erzählt uns Michael Vogel in dieser Episode. Und so lernen wir mit ihm, dass Bremerhaven beileibe kein Kreuzfahrerparadies ist, sondern ein Ort voller sozialer und wirtschaftlicher Probleme. Gerade hier, an den Rändern der Republik, steht eine Hochschule unter dem Druck, nicht nur klassischer Ort für Bildung und Forschung, sondern auch für soziale und wirtschaftliche Innovationen zu sein. Als Hochschule erfolgreich zu sein, bedeutet hier auch, dazu beizutragen, eine schwierige Region mit außergewöhnlichen Ideen zu stärken.
7/18/20161 hour, 37 minutes, 21 seconds
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FG031 Abenteuer Mathematik

An der Mathematik scheiden sich die Geister. Für die einen ist sie ein rotes Tuch und Alptraum der Schulzeit, für die anderen ist sie Inspiration, Herausforderung und Kunst zugleich. Zu den bedingungslosen Mathe-Begeisterten gehört zweifellos Günter M. Ziegler. Er ist nicht nur einer der bekanntesten Mathematiker in Deutschland, sondern zugleich auch einer ihrer glühendsten Fürsprecher. Kaum ein anderer vermag so kompetent und fesselnd über die Bedeutung der Mathematik zu referieren wie der vielfach ausgezeichnete Forscher aus Berlin. Und so nimmt er uns in dieser Folge mit auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte und die Mysterien der Mathematik. Wir sprechen über den berühmten Ishango-Knochen und die Geburt der Mathematik, über Holzwege, die zum wissenschaftlichen Streben dazugehören, und wir lernen, dass Mathematik sowohl olympisch als auch diskret sein kann.
6/30/20161 hour, 59 minutes, 2 seconds
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FG030 Konflikt- und Gewaltforschung

Der Konfliktforscher Andreas Zick ist in diesen aufgeheizten Zeiten ein gefragter Mann: Er eilt unermüdlich durch die Republik, von Vortrag zu Vortrag, von Interview zu Interview. Denn Gesellschaft und Medien haben viele Fragen an den Wissenschaftler: Wie konnte die politisch weitgehend stabile, prosperierende Nachkriegsrepublik sich in so kurzer Zeit so stark radikalisieren? Wieso fallen extreme politische Meinungen auf so fruchtbaren Boden, wieso radikalisieren sich junge Menschen, wieso sind Gewalt gegen ethnische oder religiöse Minderheiten und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit mittlerweile allgegenwärtig? Zu all diesen Themen forscht der gelernte Sozialpsychologe Andreas Zick am Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Uni Bielefeld. Und so reden wir in dieser Folge über Pyros in Fußballstadien, über Hogesa, Pegida, Hate Speech und die Ursachen dieser Phänomene. Andreas Zick erläutert mögliche Lösungsansätze, wie Gesellschaft und Demokratie mit Hass, Gewalt und Extremismus umgehen kann und wie man als Wissenschaftler all diese sensiblen Themen verantwortungsvoll in der Öffentlichkeit kommuniziert.
6/13/20161 hour, 53 minutes, 56 seconds
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FG029 Meeresforschung und Tiefsee

70 Prozent der Erde sind von Meer bedeckt, davon sind mehr als 90 Prozent Tiefsee. Es ist der größte Lebensraum, das größte Ökosystem der Erde. Dennoch ist unser Wissen über dieses System immer noch äußerst gering, sagt die Hamburger Meeresforscherin Angelika Brandt. So sind deutlich weniger Meeresorganismen als Landlebewesen bekannt. Ihre Aufmerksamkeit konzentriert sich deshalb auf die marine Biodiversität und ihre Erforschung. Und so begeben wir uns in dieser Folge gemeinsam mit Angelika Brandt auf eine Expedition: Doch bevor wir mit ihr das Forschungsschiff „Sonne“ betreten, erfahren wir von den oftmals jahrelangen Planungen und Vorbereitungen einer solchen Expedition, von Forschungsanträgen und minutiös zu planenden Logistik-Aufgaben: Schiffszeiten müssen ausgerechnet, internationale Mannschaften zusammengestellt, Container müssen verschifft, Gefahrgutdeklarationen gemacht werden etc. Auch die Expedition selbst ist beileibe keine Kaffeefahrt: Angelika Brandt erzählt von von anstrengenden 24-Stunden-Schichten, dem Forscher-Stress bei anhaltend schlechtem Wetter, schwierigen Tauchoperationen und der herausfordernden Aufgabe, multinationale Forscherteams zu koordinieren. Aber wenn dann achtern ein Buckelwahl kreuzt, zücken auch Tiefseeforscher beglückt ihre Kameras.
5/17/20161 hour, 27 minutes, 10 seconds
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FG028 Moore, Paludikultur und das Klima

Moorforschung hat in Greifswald Tradition: Schon 1826 wurden hier erste torfbotanische Untersuchungen publiziert. Heute gehört Hans Joosten von der Uni Greifswald zu den führenden Moorforschern in Deutschland. In dieser Episode erzählt er uns davon, wie er sich schon von Jugend an für das Moor und seine Erforschung begeistert hat. Kein Wunder: Ist er doch als Niederländer direkt „im Moor geboren“. Doch wäre Hans Joosten nur unzureichend beschrieben, wenn man ihn ausschließlich als Forscher wahrnähme. Denn er war immer schon politisch aktiv. Die weltweite Zerstörung der Moore und ihre unübersehbaren Auswirkungen auf das Weltklima trieben ihn derart heftig um, dass er vor seiner Greifswalder Zeit die „aggressivste Moorgruppe der Niederlande“ gründete, wie er der „taz“ einmal anvertraute, um mit hunderten von Verfahren wegen nicht beachteter Moorschutzgesetze für das Thema zu sensibilisieren. Heute ist er Generalsekretär der Internationalen Moorschutzorganisation und arbeitet auch im Rahmen des Weltklimarates der Vereinten Nationen (IPCC) zum Thema Moore. Etwa 50 Wissenschaftler und Experten sind in der Greifswalder Moorforschung tätig und leisten wichtige Forschungsbeiträge, etwa zur Klimarelevanz der Moore: Denn Moore machen zwar nur drei Prozent der Erdoberfläche aus, speichern jedoch mehr CO2 als der gesamte Waldbestand der Erde. Und so sprechen wir munter über Windmühlen, Polder, Spreewaldgurken, über neue Anforderungen an die Landwirtschaft, indonesische Minister und die schwierige Kultivierung von Sümpfen (=Paludikultur).
5/2/20161 hour, 41 minutes, 7 seconds
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FG027 Vertrauen und Kontrolle in der Wissenschaft

Die präklinische Biomedizin hat ein Qualitätsproblem, sagt unser Gesprächsgast Ulrich Dirnagl. Der renommierte Schlaganfall-Forscher von der Berliner Charité hat Hunderte Fachveröffentlichungen zu Schlaganfall und Krebs untersucht und ist zu alarmierenden Erkenntnissen gekommen: Die Studien-Ergebnisse sind oftmals nicht reproduzierbar, Protokolle sind lückenhaft, wichtige Daten nicht verfügbar. Hinzu kommen Mängel im Design und der Auswertung von experimentellen Studien, wie zum Beispiel das Fehlen von randomisierter (also zufallsgesteuerter) Versuchsgruppen-Zuordnung, fehlende oder fehlerhafte Anonymisierung ("Verblindung"). Es gibt eine starke Tendenz zur Veröffentlichung von nur scheinbar vielversprechenden Resultaten. Wir sprechen darüber, was die Ursachen für eine solche Entwicklung sind: Wie groß muss der Erfolgsdruck bei Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Einrichtungen sein, wenn permanente Verstöße gegen gutes wissenschaftliches Arbeiten zur Regel werden? Wie fehlgesteuert sind die Belohnungssysteme und Karrierewege in der akademischen Forschung? Neue Ansätze der Auditierung und des Monitoring, Veröffentlichung von Originaldaten, mehr Kontrolle durch Journale könnten aus der Misere herausführen.
4/19/20161 hour, 28 minutes, 14 seconds
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FG026 Gottfried Wilhelm Leibniz

Ein weiteres Mal beschäftigen wir uns mit der Wissenschaftsgeschichte und richten den Blick auf einen wahren Forschergeist: Gottfried Wilhelm Leibniz. Leibniz - dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 300. Mal jährt - war als Universalgelehrter in seiner Zeit eine der herausragenden Persönlichkeiten und hat die moderne Wissenschaft in technischer, wissenschaftlicher, philosophischer und auch politischer Hinsicht stark geprägt. Wir sprechen mit dem deutschen Mathematik- und Wissenschaftshistoriker Eberhard Knobloch, einem der führenden Kenner von Leibniz' Gesamtwerk, der für uns Werdegang, Schaffen und Bedeutung von Leibniz beleuchtet.
3/14/20161 hour, 21 minutes, 46 seconds
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FG025 Transformative Wissenschaft

Uwe Schneidewind treibt die Vision einer sozial- und ökologisch gerechten Welt im 21. Jahrhundert um. Und er ist der festen Überzeugung, dass die Art und Weise, wie wir Wissenschaft betreiben, einen zentralen Einfluss auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse hat. Deswegen streitet er für eine "Transformative Wissenschaft" und erregt damit viele Gemüter im Wissenschaftssystem. Als Präsident des Wuppertal Institutes für Klima, Umwelt, Energie leitet er einen der führenden Think Tanks für Nachhaltigkeitsforschung in Deutschland. Hinter der Formel einer "Transformativen Wissenschaft" steckt die Forderung, dass sich Wissenschaft im 21. Jahrhundert noch stärker an großen gesellschaftlichen Herausforderungen ausrichten soll. Sie zielt auf eine Forschung und Lehre, die schon bei der Problemdefinition und Problembearbeitung auch außerwissenschaftliches Wissen mit einbezieht und so zu einem Wissen kommt, das nicht nur an den wissenschaftlichen Diskurs anschlussfähig ist. Es soll auch handelnden Akteuren vor dem Hintergrund aktueller Problemlagen eine Orientierung geben. Wir sprechen über die Chancen der Digitalisierung, Aspekte aus der Open-Source-Bewegung, Wohlstandsmuster der Zukunft und eine Kultur der Augenhöhe, die als Basis vor allem für Junge Wissenschafter dienen kann, um neue Netzwerke und strukturelle Änderungen einzufordern und den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden.
2/22/20161 hour, 36 minutes, 24 seconds
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FG024 Nachhaltige Chemie und das Wasser

Wasser ist die wichtigste Ressource dieses Planeten, doch ist es durch die rücksichtslose Verschmutzung der Umwelt zum Problemfall geworden. Während in den Industriestaaten durch neue Techniken in Kläranlagen und eine Umstellung der Produktionen schon Erfolge erzielt werden konnten, ist das Problem auf globaler Ebene dringender denn je. Die Forschung in der Chemie konzentriert sich daher zunehmend auf nachhaltige Konzepte, die das Problem bereits bei Schöpfung von Prozessen und Produkten mitdenkt und viele Belastungen von vornherein vermeidet. Wir sprechen mit Professor Klaus Kümmerer von der Leuphana Universität in Lüneburg, dessen Institut für Nachhaltigkeit einen stark interdisziplinären Ansatz verfolgt und sich bei seiner Forschung auf die Erkenntnisse und Forschung mehrerer wissenschaftlicher Linien stützt, um Lösungen zu finden, die die gesellschaftlichen Realitäten und politischen Probleme mit in die Arbeit einbezieht. Klaus Kümmerer hat 2015 für seine Forschung den Wasser-Ressourcenpreis der Rüdiger Kurt Bode-Stiftung erhalten.
1/28/20161 hour, 33 minutes, 1 second
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FG023 Welt in Balance

Wirtschaftskrisen, die wachsende Weltbevölkerung und der sich verschärfende Klimawandel erschüttern das Bild einer Welt, die sich über Bildung, Forschung und eine sozialorientierte Ausrichtung der wirtschaftlichen Entwicklung in eine Zukunft verwandelt, die für alle Menschen lebenswert erscheint. Es stellt sich die Frage, ob wir künftig ein Zweiklassensystem etablieren oder noch eine Chance auf eine Welt in Balance haben. Wir sprechen mit Franz Josef Radermacher, Leiter des Forschungsinstituts für Anwendungsorientierte Wissensforschung (FAW) in Ulm, der sich schon im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit Wirtschaft und Informatik früh diesen Fragen gestellt und sich auch im Rahmen seines Engagements für den Club of Rome mit der Erforschung der Rahmenbedingungen für eine stabile, prosperierende Entwicklung der Menschheit beschäftigt hat.
1/4/20161 hour, 24 minutes, 23 seconds
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FG022 Hochschullehre Digital

Die Digitalisierung bietet weitreichende Möglichkeiten zur Verbesserung und Veränderung der Lehre, doch wird sie oft noch mehr als Bedrohung des Status Quo missverstanden. Dass die Lehre hier aber derzeit viel Wünschenswertes auf dem Tisch liegen lässt zeigt das Beispiel von Jürgen Handke, Professor für Anglistik und Linguistik an der Philipps-Universität Marburg, der die neuen Technologien optimistisch und experimentell in den Lehrbetrieb hat einfließen lassen und ihn dabei wortwörtlich auf den Kopf gestellt hat. Repetitive Lehrveranstaltungen werden durch Videoaufzeichnungen für die Studenten ersetzt und der Präsenzunterricht konzentriert sich auf die Vertiefung und Anwendung des Wissens und die individuelle Betreuung der Studierenden. Das kommt beiden Seiten zugute und schafft darüber hinaus ein wertvolles Archiv des Wissens und neue Chancen für die Ausbildung in Universitäten und Schulen.
12/14/20151 hour, 46 minutes, 22 seconds
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FG021 Spielen und Lernen

Linda Breitlauch ist Professorin für Game-Design an der Hochschule in Trier, dem stärksten universitären Ausbildungsort für Spieleentwickler in Deutschland. Wir sprechen mit Ihr über Computerspiele und was interaktive Spiele für das Lernen und Lehren bedeuten.
11/23/20151 hour, 41 minutes, 1 second
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FG020 Wissenschaftsfinanzierung

Die Finanzierung des Wissenschaftsbetriebs ist ein wichtiger Faktor für jeden Wissenschaftler, aber woher kommen die Mittel und welche Möglichkeiten gibt es, Förderungen zu erhalten? Wir sprechen mit Pascal Hetze vom Stifterverband über die Finanzierungsstruktur in Deutschland, über den Anteil von Bund, Ländern und Wirtschaft, und über die Rolle von Drittmitteln und Stipendien.
11/2/20151 hour, 24 minutes, 44 seconds
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FG019 Cradle To Cradle

Mit seinen Thesen und konkreten Vorschlägen mit einem holistischen Ansatz zu einer Umgestaltung der industriellen Produktion auf vollständige Wiederverwendung eingesetzter Rohstoffe hat Michael Braungart ein Umdenken ausgelöst. Der Chemiker propagiert ein ewiges Leben von Produkten und das Verständnis, dass alles ein Nährstoff ist, der erhalten werden muss. Seine harte Kritik an bestehenden Produktionsmethoden zeigt auf Basis eines klaren wissenschaftlichen Verständnisses die zahlreichen Fehlentwicklungen auf, unter der die Welt derzeit leidet.
10/12/20151 hour, 27 minutes, 57 seconds
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FG018 Die Vermessung der Welt

Max Roser forscht am Institute for New Economic Thinking der Universität in Oxford an Forschungsprogrammen rund um die globale Einkommensentwicklung und arbeitet empirisch an Statistiken und Analysen, um volkswirtschaftliche Zusammenhänge und Entwicklungen deutlich werden zu lassen. Aus eigener Initiative startete er das Projekt "Our World In Data", das führende Studien verschiedener Forschungsgebiete im ökonomisch-soziologischen Bereich analysiert und die dort erarbeiteten Zahlen visualisiert und neu kombiniert. Wir sprechen über neue Ansätze in der Ökonomie-Forschung, die Bedeutung von Visualisierungen und Big Data für die Wissenschaftskommunikation sowie über den Nutzen des Internets für die Forschung und Öffentlichkeitsarbeit insgesamt.
9/21/20151 hour, 32 minutes, 25 seconds
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FG017 Forschen und Lehren in Cambridge

Das akademische System in Deutschland unterscheidet sich in Anspruch und Umfang teilweise deutlich von der universitären Realität in Großbritannien. An den Eliteuniversitäten in Cambridge und Oxford herrschen deutlich andere Kulturen. Doch was lässt sich aus einem Vergleich lernen? Während das auf ein breites Bildungsangebot ausgelegte deutsche System auch Empfehlungen für Großbritannien bereithält, lassen sich auch einige interessante Aspekte aus Cambridge auf Deutschland übertragen. Wir sprechen mit Ulinka Rublack, Professorin für frühneuzeitliche Geschichte Europas im St. John's College an der Universität Cambridge. Sie hat früh in ihrem Studium bereits einen Blick nach England gewagt und ist nach Abschluss des Studiums komplett nach Cambdrige gewechselt.
8/31/20151 hour, 17 minutes, 21 seconds
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FG016 Open Science

Das klassische Modell des wissenschaftlichen Publikationsprozesses ist in die Jahre gekommen. Die Rahmenbedingungen, die die heutige Struktur hervorgebracht haben, verlieren immer mehr an Bedeutung oder sind bereits komplett weggefallen. Zudem schicken sich mit Open Access und Open Science Konzepte an, neue Blaupausen für die Wissenschaft in der Zukunft zu liefern. Wir sprechen mit Nikolaus Kriegeskorte, der sich im Rahmen seiner Forschertätigkeit am Forschungsstandort der "Brain and Cognition Unit" des MRC in Cambridge, England, nicht nur mit dem Verständnis von Lernen und künstlicher Intelligenz auseinandersetzt, sondern auch die Widersprüchlichkeiten des geltenden Publikationssystems in Frage stellt und neue Methoden der Publikationspraxis fordert und fördert. Wir sprechen über die Zwänge etablierter Kommunikationskanäle und die Möglichkeiten, ein neues System für Peer Review und Reputation aufzubauen, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts und den Chancen der digitalen Vernetzung gerecht wird.
8/10/20151 hour, 52 minutes, 53 seconds
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FG015 Wissenschaftsmanagement

Die Fachhochschule Lübeck hat sich schon früh mit den Chancen der Digitalisierung auseinandergesetzt und verfolgt seit längerem eine entsprechende Strategie, die jüngst auch im "Strategiewettbewerb Hochschulbildung und Digitalisierung" des Stifterverbandes und der Heinz Nixdorf Stiftung gefördert wurde. Doch auch im Bereich Internationalisierung und Wissenstransfer stellt sich die Fachhochschule breit auf und gibt der Forschung einen breiten Raum. Wir sprechen mit der Präsidentin der Fachhochschule Lübeck, Muriel Kim Helbig über die Hintergründe und Motivationen dieser Strategien und hinterfragen, welche Ziele die Fachhochschule damit verfolgt, welche Erfahrungen sie damit gemacht hat und wie sie die Fachhochschule organisatorisch aufstellt, um die Schule für Studierende, Professoren und externe Unternehmen gleichermaßen attraktiv zu gestalten.
7/22/20151 hour, 39 minutes, 31 seconds
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FG014 Wissenschaftsgeschichte Asiens

Unser heutiges Bild von Wissenschaft ist stark geprägt von den Errungenschaften und Fortschritten der europäischen und amerikanischen Gesellschaften der letzten Jahrhunderte. Und während hier zweifelsohne bahnbrechende und wichtige Ergebnisse erzielt wurden, sind Erfindungen, Erkenntnisse und wissenschaftliche Arbeit keineswegs auf diesen Raum beschränkt. Zur Justierung des Gesamtbildes hilft ein Blick auf die Wissenschaftsgeschichte Asiens und Chinas im Besonderen. Wir sprechen mit Dagmar Schäfer. Sie ist Sinologin und Direktorin der Abteilung "Artefakte, Handeln und Wissen" des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte. Im Gespräch erörtert sie, welche wissenschaftlichen Entwicklungen Asien über die Jahrhunderte genommen hat, wie das Kräfteverhältnis von Politik, Wissenschaft, Herrschaft und Religion zu deuten ist und welche Weltbilder chinesische und andere asiatische Gesellschaften prägten.
7/6/20151 hour, 48 minutes, 40 seconds
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FG013 Horizont 2020

Die Europäische Union hat seit 1984 mehrere sogenannte Rahmenprogramme zur Förderung von Forschung aufgelegt. Seit 2014 läuft das achte Programm dieser Reihe. Es trägt den schönen Namen "Horizont 2020", womit das Ende des Programms schon im Namen angelegt ist. Wissenschaftler in Europa können sich um Fördermittel in diesen Programmen bewerben, doch ist der Antragsprozess aufwändig, die Anforderungen hoch und die Ablehnungsquote signifikant. Möchte man hier erfolgreich sein, sollte man sich gut informieren und beraten lassen. Diese Beratung gibt es an Hochschulen und auch und vor allem bei der "Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen (KoWi)". Die KoWi betreibt in Bonn und Brüssel je ein Büro und bietet umfangreiche Beratung und zahlreiche Seminare an, die sich der Frage der Förderung auf EU-Ebene widmen. Wir sprechen mit Claudia Eggert, Leiterin des Brüsseler Büros der KoWi, über die Entwicklung der Förderung in der EU in den letzten Jahren, die Themen und Zielsetzungen der Förderprogramme, Anforderungen an Wissenschaftler und viele andere Aspekte, die für den Erfolg eines Antrags wichtig sein könnten.
6/22/20151 hour, 43 minutes, 28 seconds
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FG012 Energieforschung

Unser zukünftiges Energiesystem stellt vielfältige Anforderungen an die Wissenschaft: Im Mittelpunkt der Forschung steht die Chemie als Grundlagenwissenschaft. Wir sprechen mit Ferdi Schüth, dem Chemiker und Leiter des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. Ferdi Schüth erhielt im vergangenen Jahr für seine Arbeiten den Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis des Stifterverbandes und der Leopoldina.
6/8/20151 hour, 22 minutes, 43 seconds
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FG011 Lehren und Lernen in digitalen Zeiten

Die Disruption in Wissenschaft und Wirtschaft, die durch die Verbreitung von Computern, die damit einhergehende Digitalisierung und die Ausbreitung des Internets fortgesetzt um sich greift, lässt manchen in Staunen und bisweilen auch in Hilflosigkeit zurück. Dem Wandel aktiv zu begegnen und für sich und andere produktiv anzunehmen, ist eine Aufgabe für alle. Wir sprechen mit Gunter Dueck, der als Mathematik-Professor und Manager in der Wirtschaft in den letzten dreißig Jahren viel Erfahrung mit diesen Kräften gesammelt hat und selbst immer versucht hat, sich dem Neuen nicht nur zu stellen, sondern es möglichst wirkmächtig in sein Leben, Denken und Schreiben einfließen zu lassen. Seine Schlussfolgerungen und Überzeugungen verdichtet er regelmäßig in vielbeachteten Büchern und Vorträgen über modernes Management, Bildungs- und Innovationsfragen.
5/25/20152 hours, 2 minutes, 6 seconds
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FG010 Wissenschaft im Dialog

"Wissenschaft im Dialog" (WiD) ist eine gemeinsame Initiative der führenden Wissenschaftsorganisationen in Deutschland, die sich in zahlreichen Projekten für die Wissenschaft und verbesserte Wissenschaftskommunikation engagiert. Dabei legt WiD großen Wert auf innovative Projekte, die Förderung und Integration von Jugendlichen und die Vernetzung von Wissenschaftlern wie auch Bürgern. Wir sprechen mit der Vorsitzenden des Lenkungsausschusses von WiD, der Meeresbiologin Antje Boetius.
5/11/20151 hour, 40 minutes, 19 seconds
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FG009 Wirtschaftspolitischer Journalismus

Raus aus der prallen journalistischen Praxis, rein in die Gremien-Universität. Henrik Müller hat diesen ungewöhnlichen Schritt gewagt: 2013 übernahm der damalige stellvertretende Chefredakteur des "manager magazin" den Lehrstuhl für wirtschaftspolitischen Journalismus am Institut für Journalistik der Technischen Universität Dortmund. Dort baut er seitdem die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge für wirtschaftspolitischen Journalismus auf. Wie er diesen Wechsel zwischen den Welten erlebt hat, was er seinen Studierenden vermitteln will und woran er forscht, erzählt der immer noch sehr umtriebige Autor ("Wirtschaftsirrtümer: 50 Denkfehler, die uns Kopf und Kragen kosten") und Spiegel-Online-Kolumnist in dieser anregenden Episode. Dabei geht es darum, was Wirtschaftsjournalismus leisten soll und muss, was Studierende erst mühsam über Lobbyismus lernen müssen und was eigentlich "gute Geschichten" sind.
3/24/20151 hour, 24 minutes, 44 seconds
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FG008 Wirtschaftskriminalität

Die Erforschung von Methoden von Wirtschaftskriminalität, aber auch die damit verbundenen ethischen Fragen, sind die Ziele des Projekts von Michael Schermann und Matthias Uhl, das im Rahmen des Programms "Fellowship Hochschullehre" durch den Stifterverband gefördert wird. Im Gespräch mit Tim Pritlove erläutert Michael Schermann, wie er auf die Idee gekommen ist, diesen interessanten Bereich zu erforschen und welche Rolle dabei insbesondere der "White Collar Hacking Contest" spielt.
3/2/20151 hour, 18 minutes, 16 seconds
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FG007 Die deutsche Sprache und die Wissenschaften

Immer wieder liest und hört man von Unmut über den Zustand der deutschen Sprache: Neue Rechtschreibregeln wurden eingeführt – und gleich wieder zurückgenommen. Das Deutsche verliere an internationaler Bedeutung. Englische Wörter überschwemmten den täglichen Sprachgebrauch. Kurz: das Selbstbild unserer Sprache scheint unschöne Risse bekommen zu haben. Peter Eisenberg sieht sprachliche Entwicklung jedoch ganz entspannt, Anglizismen machen ihm keine Angst. Er ist ganz und gar nicht der Meinung, dass unsere Sprache verfällt, wie so oft behauptet wird. Im Gespräch mit Tim Pritlove gibt Eisenberg einen Überblick über die Stellung, die das Deutsche unter den Sprachen der Erde einnimmt. Außerdem geht es um Deutsch als Wissenschaftssprache und darum, wie Sprache das Denken formt und welche Bedeutung Sprachwissenschaften erlangt haben, weil man sich von ihnen erhofft, moderne Technologien zu verstehen.
2/9/20151 hour, 44 minutes, 1 second
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FG006 Die Bildung und das Web

Das Bildungssystem ist noch stark geprägt von einer Zeit, in der digitale Medien keine Rolle spielten. Der technologische Wandel der letzten Jahre hat sich entsprechend wenig niedergeschlagen. Dass eine Anpassung nötig ist, scheint unstrittig, über den Weg dahin gibt es viele Meinungen. Martin Lindner, ursprünglich Literaturwissenschaftler und aufgewachsen im und geprägt durch dieses alte Bildungssystem hat in der Zeit des Web 2.0 die Möglichkeiten des digitalen Lernens kennengelernt und sich auf den Weg gemacht, zu verstehen, welche Chancen die neuen digitalen Strukturen für die Bildung bieten.
1/19/20151 hour, 58 minutes, 12 seconds
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FG005 Wissenschaftskommunikation

Die fachliche Kompetenz und die eigene wissenschaftliche Leistung ist für Wissenschaftler die Basis der Arbeit, doch hängt auch sehr viel davon ab, wie man Motivation, Zwänge und Ergebnisse in das eigene Umfeld und in die Öffentlichkeit tragen kann. Damit gute Forschung nicht in der Bedeutungslosigkeit versickert, sollte eine solide Kommunikation Teil des eigenen Portfolios sein. Wir sprechen mit dem Träger des Communicator-Preises Onur Güntürkün über seinen eigenen Werdegang in die Forschung und die Bedeutung, die Kommunikation für die Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern, für die Rechtfertigung und Förderung seiner Projekte und den Diskurs mit der Öffentlichkeit und Gesellschaft hat.
12/29/20141 hour, 59 minutes, 14 seconds
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FG004 Talentförderung

Die Westfälische Hochschule hat eine feste Abteilung, die sich der Talentförderung widmet. Hierbei geht es aber nicht nur um die Förderung besonders begabter Studenten sondern um die aktive Förderung von Schülern, um später den Weg auf die Hochschule zu finden und dort erfolgreich studieren zu können. Suat Yilmaz wirkt in diesem Bereich auf vielen Ebenen und hat ihn aktiv mit aufgebaut. Im Gespräch mit Tim Pritlove berichtet er von den Notwendigkeiten und Chancen, die mit einer aktiven Förderungen und einem intensiven Talentscouting erreichen lassen.
12/15/20141 hour, 25 minutes, 16 seconds
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FG003 Autonomer Verkehr

Die heutige Fahrzeugtechnik schreitet schnell voran. Sensoren und neue Steuerungselektronik ermöglichen eine immer weitgehendere Kontrolle von Fahrzeugen und Autos erhalten zunehmend neue Automatiken, die die Systeme immer autonomer werden lassen. Ein vollautonomer Straßenverkehr ist zwar noch lange keine Realität, doch sind die damit verbundenen gesellschaftlichen Implikationen und moralisch-ethischen Fragestellungen schon heute relevant für die weitere Entwicklung und die Akzeptanz weiterer Techniken. Im Gespräch mit Tim Pritlove erläutert Barbara Lenz vom Projekt "Villa Ladenburg", das sich im Auftrag der Daimler und Benz Stiftung genau mit solchen Fragestellungen beschäftigt hat, welche Erkenntnisse sich heute in diesem Feld heute bereits gewinnen lassen und welche andere Fragestellungen sich daraus ergeben.
12/1/20141 hour, 31 minutes, 6 seconds
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FG002 Citizen Science

Das Wissenschaftssystem hat über Jahrhunderte seine heutige Form gefunden und findet sich in Zeiten hochverfügbarer Technologie und breiter Bildung der Gesellschafts einer interessanten Gemeinschaft von Amateurwissenschaftlern gegenüber. Unter dem Begriff Citizen Science sammelt sich das Engagement dieser Bürger und sucht Wege, das professionelle Wissenschaftssystem zu ergänzen und in Bereichen zu bereichern, wo ihm selbst Grenzen gesetzt sind. Wir sprechen mit dem Wissenschaftstheoretiker Peter Finke, Autor des Buches "Citizen Science: Das unterschätzte Wissen der Laien" und befragen ihn zu seinen Erkenntnissen und Erfahrungen aus seiner aktiven Zeit im wissenschaftlichen Betrieb und seinem eigenen Engagement in nicht-professionellen Forschungsbereichen.
11/17/20141 hour, 26 minutes, 36 seconds
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FG001 Geschichte der Wissenschaften

Forschergeist ist eine Serie von Gesprächen, die die Arbeit von Wissenschaftlern und das Wesen des Wissenschaftssystems näher bringen soll. Die erste offizielle Podcast-Folge spannt einen weiten Bogen und erzählt die Geschichte der Wissenschaft: Wer war eigentlich der erste Wissenschaftler? Und was unterscheidet die Forschung in der Antike und im Mittelalter von unserer heutigen? Annette Vogt vom Max-Planck-Instititut für Wissenschaftsgeschichte weiß die Antworten.
11/3/20142 hours, 9 minutes, 44 seconds
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FG000 Forschergeist

Forschergeist ist eine Gesprächsreihe über Bildung und Forschung heute und in der Zukunft, die als Podcast bereit gestellt wird. In diesem Podcast sprechen wir über Lehren, Lernen und Forschen und versuchen dabei, den Kern dessen auszuloten, was Forschergeist ausmacht: Neugier, Ausdauer, Mut. In dieser kurzen Vorstellungsfolge stellt Michael Sonnabend, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Stifterverband, die Ziele und Aufgaben seiner Organisation und der dort vertretenen rund 600 Stiftungen vor. Und: Welche Ziele verfolgt der Stifterverband mit seinem neuen Podcast-Projekt?
10/29/201413 minutes, 51 seconds