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Die Anachronistin

German, History, 1 season, 44 episodes, 13 hours, 49 minutes
About
Am 12.12.1903 wurde mein Großvater geboren: Theodor Franz Maria Hespers. Für mich ist mein Großvater ein Mythos. Eine Heldenfigur. Und jemand, der mein Leben bis heute beeinflusst. Er starb am 09.09.1943 in Berlin Plötzensee - ermordet von den Nazis.
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#46 - Das Damals im Heute verstehen

Aus heutiger Sicht scheint es absurd von einem "Großdeutschland" zu reden. Aber vor noch nicht mal 100 Jahren war das ein Thema. Ein wichtiges sogar. Eines, das über Parteigrenzen hinweg diskutiert wurde. Und bei dem der Grat ins völkisch-nationalistische ziemlich schmal war.
8/15/20221 hour, 36 minutes, 3 seconds
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#45 - Dreieckige Bütterken

Vor über einem Jahr habe ich euch hier im Podcast mit einer Geschichte zurückgelassen, die nach sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland abgespielt hat. Zu einer Zeit als seine beiden Eltern - und meine Großeltern - beide im Gefängnis saßen. Meine Oma im Frauengefängnis in Vechta. Und mein Opa im Spionage-Abwehr-Gefängnis in Wilhelmshaven beziehungsweise im Reichssicherheitshauptamt in Berlin.
5/22/202121 minutes, 12 seconds
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#44 - Der Hespers sieht genau aus wie ein Jude

Heute ist der 21. Februar 2020. Heute wäre mein Vater 89 Jahre alt geworden. Heute ist auch der Tag nach dem rechtsextremen Anschlag auf zwei Shisha-Bars und einen Kiosk im hessischen Hanau bei dem der Attentäter neun Menschen ermordet und sechs weitere verletzt hat. Im Anschluss an die Tat tötete er seine Mutter und sich selbst. Als ich am Donnerstagmorgen das erste Mal von dem Anschlag höre und lese, habe ich noch keine Worte für das, was passiert ist. Ich kann nicht mehr schreiben als: "Mir ist es zu früh, um irgendetwas konkretes dazu zu sagen, aber: Es bricht mir das Herz 💔😔 Das ist nicht die Welt, in der ich leben will." Heute habe ich Worte, vielmehr habe ich eine Geschichte für euch.
2/21/202018 minutes, 40 seconds
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#43 - So wollen wir Deutschland

Von all den Texten, die mein Großvater und seine Mitstreiter veröffentlicht haben, taucht einer immer wieder ausführlich auf. Er trägt den Titel: "So wollen wir Deutschland" und erscheint in Heft 12 von "Die Kameradschaft" im Dezember 1938. Darin ist unter anderem folgender Abschnitt enthalten: "Schwer lastet das Joch der Gewaltherrschaft auf Deutschland. Das deutsche Volk ist durch das totalitäre Hitlersystem seiner Freiheit beraubt, rechtlos und unterdrückt. Die Würde des einzelnen Menschen und des gesamten Volkes ist durch die Systematisierung der Anträgerei, Verleumdung, des Betruges und der Heuchelei, durch den totalen Terror vernichtet. Durch ihre imperialistische Machtpolitik droht die Hitlerregierung, das deutsche Volk in den Krieg zu stürzen und somit seinen Untergang herbeizuführen." Welchen Ideen und Visionen für ein friedliches und freies Deutschland die Widerstandsgruppe um Theo Hespers in diesem Text entwickelt und warum ausgerechnet die so gefährlich sind, dass sie sogar im Todeesurteil gegen Theo Hespers ausführlicher besprochen werden, darüber spreche ich in dieser Ausgabe mit dem Historiker Patrick Bormann.
12/28/201950 minutes, 32 seconds
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#42 - Kein Wort über die Lage der Juden

Wo fängst du an ein Feuer zu löschen, wenn es eigentlich schon überall brennt? Welche Themen setzt du in einer Widerstandszeitschrift, wenn du informieren und aufklären, aber eben auch möchtest, dass deine Leser wütend genug werden, um endlich aufzubegehren? Und was, wenn sich die Gewalt eines Regimes im Prinzip gegen jedes Menschliche, alles Humane richtet? Seit Stunden blättere ich durch die Artikel, die mein Großvater und seine Mitstreiter Anfang 1939 in der Widerstandszeitschrift "Die Kameradschaft" veröffentlich haben. Ich lese jeden einzelnen, mache mir Notizen. Aber nicht einmal ist die Lage der Juden im Deutschen Reich 1939 ausführlich Thema. Und das, obwohl sich deren Lage dramatisch zuspitzt. Warum?
4/7/201947 minutes, 40 seconds
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#41 - Schlimmer als ein Pogrom

"Die ganze Welt ist tief erregt über das, was in Deutschland geschieht. Das Wort 'Pogrom' ist in aller Mund. Man glaubt, damit die Ausschreitungen als besonders barbarisch zu kennzeichnen. Aber man erkennt nicht, dass das, was da geschehen ist, schlimmer ist als ein Pogrom." So beginnt der Artikel über die Geschehnisse bei den Novemberpogromen vom 9. auf den 10. November 1938.
11/9/201827 minutes, 53 seconds
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#40 - Zwei Sommer in Amsterdam. Teil 2

Im September 1938 kommen zwei weitere Jugendliche in Amsterdam an. Heinz S.* genannt "Lux" und sein Freund Bruno Ciepiela genannt "Bruzzi". Die beiden jungen Männer sind damals zwischen 17 und 19 Jahre alt. Und zumindest Bruzzi scheint ein ziemlich verschlagenes Kerlchen zu sein ...
9/26/201814 minutes, 57 seconds
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#39 - Zwei Sommer in Amsterdam. Teil 1

Fast 30 Grad im Schatten. Um mich herum wuseln Menschen mit Regenbogenflaggen und wackelnden Penis-Hörnchen-Haarreifen. Sie plappern fröhlich. Ein Mix aus Sprachen. Hinter mir rattert eine Bahn vorbei, Fahrräder, Bromfietsen … mir wird ganz schwindelig, während ich auf das Haus starre, in dem die Widerstandszeitschrift Kameradschaft entstanden ist.
9/23/201810 minutes
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#38 - "Ist Hitler legal?"

Januar 1938. Fünf Jahre ist die Hitler-Regierung bereits an der Macht. Aber das Jahr 1938 wird die Situation vieler Menschen in Deutschland noch einmal verschärfen. Das konnten mein Großvater und seine Mitstreitern natürlich noch nicht wissen als sie im Januar 1938 die dritte Ausgabe der “Kameradschaft” veröffentlichten, aber vielleicht haben sie es geahnt.
6/4/201838 minutes, 52 seconds
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#37 - Was man nicht sieht

Sommer 1937. Ein belgischer Pfarrer reist durch Deutschland um sich selbst ein Bild davon zu machen, ob und, wenn ja, wie sehr seine Glaubensbrüder und -schwestern vom NS-Regime unterdrückt werden. Was er erlebt ist subtil und vielleicht gerade deshalb so bedrohlich. Denn aktiven Widerstand erlebt er kaum.
3/26/201826 minutes, 45 seconds
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#36 - Über unendliche Wege

Dieser Artikel ist eine Zäsur. Und ich weiß gar nicht so recht, wie oder wo beginnen. Denn einerseits seid ihr schon eine ganze Weile mit mir auf einer sehr persönlichen Reise unterwegs. Andererseits möchte ich euch nicht in Schock oder Trauer versetzen. Wohl wissend, dass ich auf beides keinen Einfluss habe. Nicht so richtig zumindest. Aber es gehört wohl zur Reise eines jeden Menschen auf diesem Planeten, dass wir Weggefährten verlieren. Und für alle, die es noch nicht in den sozialen Netzwerken gelesen haben oder diesen Blog nur unregelmäßig verfolgen, ist das hier wahrscheinlich neu: Heute vor genau fünf Wochen – am 31. Januar 2018 – ist mein Vater im Alter von 86 Jahren gestorben.
3/11/20189 minutes, 38 seconds
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#35 - Die Kameradschaft: Schriften junger Deutscher. Teil 3

Eigentlich galt mein Interesse in der ersten Ausgabe der Kameradschaft nur den beiden Artikeln von Plato und meinem Großvater. Aber dann stoße ich auf einen weiteren Artikel: "In der Reichsjugendführung – Bericht eines Engländers". Der Titel hat mich jetzt nicht übermäßig gereizt. Aber der erste Satz hat es wieder rausgerissen: "In der Zeit zwischen April und September des vorigen Jahres habe ich drei Monate in offizieller Stellung im «Auslandsamt» der «Reichsjugendführung» (RJF) in Berlin gearbeitet." Bitte was?! Ein Engländer in der Reichsjugendführung in Berlin? 1937? Sorry, aber da musste ich gleich erst mal den Namen googlen. Der Artikel ist mit D. C. Yalden-Thompson unterzeichnet. Es dürfte nicht allzu viele Menschen mit dieser Namenskombination geben. Und tatsächlich finde ich einen David Cron Yalden-Thompson, Philosophie-Professor in den USA an der University of Virginia. 1919 im britischen Dorset geboren, war Yalden-Thompson also grade mal 18 Jahre alt als er den Artikel für die Zeitschrift meines Großvaters schrieb – und als er sich in der Höhle des Löwen befand. Was er allerdings über die Reichsjugendführung schreibt, ist unfassbar entlarvend - und deckt sich mit den Beschreibungen, die ich in der invertito gefunden habe.
12/24/201722 minutes, 11 seconds
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#34 - Die Kameradschaft: Schriften junger Deutscher. Teil 2

Während sich Plato vor allem mit dem militärischen Teil und den innenpolitischen Querelen des NS-Regimes auseinandersetzt, liegt der Fokus von meinem Großvater ganz klar auf dem, was der katholischen Jugend passiert. Beziehungsweise mit den Leitern der katholischen Jugendgruppen. Sein Artikel beschäftigt sich mit dem Rossaint-Prozess.
12/2/201735 minutes, 35 seconds
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#33 - Die Kameradschaft: Schriften junger Deutscher. Teil 1

November 1937 – der erste Versuch der Widerstandsgruppe, sich im niederländischen Exil gegen die Nazis zu verbünden ist gescheitert. Aber mein Großvater Theo und sein Freund Plato alias Dr. Hans Ebeling denken gar nicht daran aufzugeben. Im Gegenteil. Es ist ihnen gelungen, genug Geld aufzutreiben, um eine eigene Zeitschrift zu gründen: “Kameradschaft – Schriften junger Deutscher”.
11/26/201744 minutes, 30 seconds
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#32 - Eine Konferenz in Dublin

Im Sommer 1937 reist Theo Hespers zu einer katholischen Friedenskonferenz nach Dublin. Im Verhörprotokoll seiner Geliebten, Antonia Verhagen, finde ich die Aussage, dass von dieser Veranstaltung ein Foto existiert - mit meinem Großvater drauf! Das Problem: Ich habe weder eine Ahnung, wie die Veranstaltung hieß, noch wann sie stattgefunden hat. Aber Dank Google werde ich fündig - und stoße auf noch mehr Informationen, die ich so nicht erwartet hätte. Nur das Foto habe ich bis heute nicht gefunden.
9/11/201720 minutes, 4 seconds
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#31 - Ein Komplott und eine bemerkenswerte Frau

In den Gestapo-Akten ist immer wieder von der DJF, der "Deutschen Jugendfront" die Rede. Dass es diesen Zusammenschluss wirklich gab, ist fraglich. Aber er war in Planung. Für die offiziellen Vertreter der deutschen Jugend im Dritten Reich waren diese Bestrebungen lebensgefährlich. Denn viele von ihnen führten ein Doppelleben - weil sie homosexuell waren. Und während die DJF an einem Komplott aus Berlin scheitert, tritt eine neue Hauptfigur in die Reihen der Widerstandskämpfer: Die Unternehmerin Selma Meyer.
9/8/201717 minutes, 28 seconds
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#30 - Organisierter Widerstand und der Paragraf 175

"Invertito - Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten" steht auf dem Cover des Buches, in dem wohl die umfangreichsten Informationen über das Widerstandsnetzwerk meines Großvaters stehen. Ein guter Freund meines Vaters hat das Buch gefunden. Aber nicht, weil er den Inhalt kannte. Nein. Auf dem Schwarzweiß-Cover des Taschenbuchformats ist neben vielen anderen Fotos unten rechts die Titelseite eines Buches abgedruckt, das er sehr gut kannte. Zu sehen ist der Titel von „Die Kameradschaft“ - das ist die Widerstandszeitschrift, die mein Großvater im niederländischen Exil zusammen mit seinem Freund Plato herausgegeben hat. Quellenangaben, Links und Fotos findet ihr im zugehörigen Blog-Artikel: http://www.die-anachronistin.de/en/30-organisierter-widerstand-und-der-paragraf-175/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Sprecher: Klaus Jansen und Benjamin Weber Sprecherin: Rebekka Endler
7/19/201716 minutes, 10 seconds
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#29 - Das Kreuz mit dem Kreuz

Die Mitarbeit an dieser Zeitschrift war meinem Großvater aus zweierlei Gründen wichtig: Zum einen konnte er so natürlich zum Widerstand aufrufen und zumindest die katholische Gemeinde darauf aufmerksam machen, dass der katholische Glaube mit dem Nationalsozialismus nicht vereinbar ist (Stichwort Nächstenliebe). Zum anderen brauchte er aber auch das Geld. Schließlich wurde er von einem katholischen Flüchtlingskomitee unterstützt. Es gab da nur einen klitzekleinen Haken. Mein Großvater war zwar gläubig und tief überzeugt von der Richtigkeit der christlichen Werte. Der Kirche als Institution stand er allerdings mehr als kritisch gegenüber. Wenn also Pater Muckermann zu Besuch kam, musste also ein bisschen Theater her. Und das sind die Geschichten, an die sich mein Vater mehr als gerne erinnert. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
5/4/201712 minutes, 15 seconds
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#28 - Von Widerstand und Terrorismus

Mein Großvater hat als Journalist in den Niederlanden gearbeitet - auch wenn er das rein rechtlich gesehen gar nicht durfte, denn Emigranten oder Flüchtlinge aus Deutschland durften sich nicht politisch engagieren, geschweige denn arbeiten. Trotzdem hat da in den Niederlanden kein Hahn nach gekräht. Nur ein paar Kilometer weiter hinter der Grenze - in Deutschland - hätte er dafür im Knast gesessen. Und nicht nur das, sie hätten ihn zum Tode verurteilt, weil er aus den Niederlanden heraus die deutsche Regierung kritisiert hat. Und Deniz Yücel? Sitzt in der Türkei im Gefängnis, weil er in seiner Funktion als Journalist die türkische Regierung kritisiert hat. Aus Deutschland heraus, aber auch in der Türkei. Wäre er hier in Deutschland geblieben, hätte er sich mit Hass-Kommentaren und Morddrohungen auseinandersetzen müssen. Aber er wäre ein freier Mann. Die deutsche Regierung hätte ihn dafür nicht bestraft. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Stimmen: Sebastian Sonntag | http://www.sebastiansonntag.de Anna Kohn
5/3/201710 minutes, 5 seconds
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#27 - Beste Kontakte ins Reich - Teil 2

Kennt ihr die Theorie von der wellenförmigen Bewegung, die Zivilisationen durchlaufen? Wir entwickeln uns, erreichen ein zivilisatorisches Hoch gekennzeichnet durch schnelle Entwicklung, Reichtum und Frieden, und dann geht’s wieder eine Runde abwärts. Menschen werden ärmer, die Entwicklung stagniert und statt friedlich miteinander zu leben, brechen wir einen Krieg vom Zaun, nur um in der Folge erneut aus Schutt und Asche aufzuerstehen und dann den nächsten Entwicklungsschritt zu machen...
2/13/201713 minutes, 13 seconds
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#26 - Beste Kontakte ins Reich - Teil 1

So um 1937 herum bekommt Theo Hespers Kontakt zum niederländischen Journalisten Dr. Marcus van Blankenstein. Er galt als der scharfer Analytiker und beste Adresse, wenn es um die Auslandsberichterstattung - und besonders um Deutschland ging. Bereits im 1. Weltkrieg war van Blankenstein Auslandskorrespondent für den Nieuwe Rotterdamsche Courant (NRC) - und unterhielt Kontakte zum niederländischen Geheimdienst... Kein Wunder, dass ihn die Nazis früh auf dem Zettel hatten. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Stimmen: Sebastian Sonntag und Julia Möckl
2/6/201714 minutes, 26 seconds
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#25 - Alfred und die Spitzel - Teil 2

"Daß diese Episode nicht in einer Tragödie endete, ist wahrscheinlich nur der Tatsache zuzuschreiben, daß in diesem halben Jahr nach der Machtübernahme die Bürokratie der Nazis noch nicht richtig auf Touren gekommen war. Ein oder zwei Jahre später hätte mir dieses Capriccio zweifellos KZ eingetragen und dann wahrscheinlich den Kopf gekostet." Zitat von Alfred Katzenstein Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Sprecher: Sebastian Sonntag | http://www.dersonntag.net Artikel und Links zum Podcast: http://www.die-anachronistin.de/alfred-und-die-spitzel-teil-2/
7/28/201620 minutes, 5 seconds
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#24 - Alfred und die Spitzel - Teil 1

"Mit einem anderen HJ-ler verstand ich mich ebenfalls sehr gut. Wir diskutierten später sehr oft über weltanschauliche Fragen, wobei er mehrfach den Standpunkt vertrat, die Juden seien das Unglück der Menschheit und müßten ausgerottet werden. Ich sei jedoch eine Ausnahme! Das war damals ein Erlebnis vieler jüdischer Menschen. Die Nazis verbreiteten Haß gegen Juden im allgemeinen, die sie gar nicht kannten. Lernten sie aber einen Juden näher kennen und schätzen, so glaubten sie, er sei die Ausnahme, ebenso wie jeder Nazi einen Juden kannte, der in seinen Augen eben eine Ausnahme war. Das änderte aber an der Mißhandlung und Vernichtung der Juden überhaupt nichts, sondern diente nur als Alibi." Sprecher: Sebastian Sonntag | http://dersonntag.net Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
7/23/201618 minutes, 39 seconds
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#23 - Eine Dreiecksbeziehung

Ich versuche mir immer vorzustellen, wie das gelaufen sein kann. Alles, was ich über meine Oma weiß, und was mein Vater über sie erzählt, klingt nicht so, als hätte sie einfach gesagt: na klar! Gar kein Problem, zieht die Toos eben hier mit ein. Macht doch nichts. Zumindest dann nicht, wenn sie von der Affäre wusste. Aber vielleicht hat sie auch nichts davon gewusst. Zumindest zu dem Zeitpunkt noch nicht. Oder – und die Möglichkeit besteht ja auch noch – sie wollte es nicht wahrhaben und hat es erst mal ignoriert. Wenn es denn zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon eine Affäre gab, heißt das. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
6/2/20168 minutes, 34 seconds
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#19 - Helmond - Noch ein Spion?

Wenn mein Vater nicht draußen am Kanal war, um den Wasserratten zuzusehen, hat er manchmal einfach aus dem Fenster gestarrt, in der Hoffnung, irgendetwas zu sehen. Manchmal kam sein Opa aus Mönchengladbach zu besuch. Aber an diesem Tag war es jemand anderes. Als mein Vater den Mann auf der anderen Straßenseite entdeckt, versteckt der sich blitzschnell hinter einem Baum.... Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Bilder zum Podcast: http://www.die-anachronistin.de/helmond-noch-ein-spion/
1/1/201610 minutes, 21 seconds
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#20 - Eindhoven - Eine schicksalhafte Begegnung

Irgendwann zwischen Ende 1935 und Anfang 1936 kommt Max auf die Idee, meinen Großvater und Toos Verhagen miteinander bekannt zu machen. Er wusste, dass sie jede Menge Kontakte hatte und sicher eine gute Ansprechpartnerin war, wenn es darum ging, neue Kunden für die vegetarischen Reformartikel meines Großvaters zu finden. Die beste Gelegenheit für ein solches Treffen waren wohl die Zusammenkünfte des Nederlandse Trekkersbond in Eindhoven. Also brachte Max meinen Großvater eines Abends mit zu einer dieser Veranstaltungen... Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
11/28/20158 minutes, 44 seconds
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#18 - Plato und Pläne

Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass sich Plato und mein Großvater Theo intensiv über die politische Situation in Deutschland ausgetauscht haben. Und sie werden auch darüber gesprochen haben, wie sich das wohl ändern lässt. Ganz sicher werden sie sich auch darüber gestritten haben, auf welchem Weg sie diese Veränderungen herbeiführen wollen. Als überzeugter Pazifist dürfte mein Großvater für den Kampf mit Worten eingetreten sein. Plato als ehemaliger Soldat und Bundesführer einer Wehrsportgruppe dürfte eine militärische Lösung zumindest nicht ausgeschlossen haben. Doch egal, wie diese Diskussionen verlaufen sind. Beide haben sich irgendwann wohl auf einen gemeinsamen Nenner geeinigt. Zum einen: Hitler muss weg! Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
10/19/20159 minutes, 11 seconds
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#21 - Mein Vater, der Kriegsflüchtling

Eigentlich wollte ich die Geschichte meines Großvaters erst zu Ende erzählen, bevor ich das schreibe, was jetzt kommt. Weil das, was jetzt kommt, so viel näher an mir dran ist. Und weil ich dabei von mir erzählen muss. Nicht durch die Blume, sondern direkt. Und das, obwohl ich für die Geschichte gar nichts kann. Aber sie ist nun mal in mir. Und deshalb kann oder muss ich sie erzählen. Dieser Podcast ist im Rahmen der Aktion http://www.blogger-fuer-fluechtlinge.de/ entstanden. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
9/21/201512 minutes, 45 seconds
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#17 - Over de Waterkant

Als Ende 1934 die Freunde meines Großvaters reihenweise verhaftet und zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt werden, wird es still in dem kleinen Bauernhaus an der holländischen Grenze. In einem Film wäre das die Stelle, wo die Nadel vom Plattenteller rutscht, ein Glas zerbricht – und statt schallendem Gelächter und Musik plötzlich nur noch der Wind rauscht. Die Partygäste verschwinden wie Gespenster aus einer anderen Zeit. Nur, dass sie in diesem Fall nicht einfach verschwunden sind – sie wurden verhaftet und weggesperrt. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Sprecher: Klaus Jansen | http://www.herrjansen.de Link zum Artikel: http://www.die-anachronistin.de/over-de-waterkant/
8/22/20159 minutes, 20 seconds
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#16 - Ein Geheimgefängnis und große Pläne

"In der gemeinsamen Zelle sprachen wir nicht nur über unsere Erlebnisse im antifaschistischen Kampf, sondern – und das ist mir fest im Gedächtnis haften geblieben – darüber, wie einmal das zukünftige demokratische Deutschland nach der Niederwerfung des Hilter-Regimes aussehen solle. Und so verständigten wir uns im Prinzip auch darüber, wie es auch zu einer späteren Zusammenarbeit zwischen Kommunisten und Christen kommen müßte. Wir konnten unter unseren Verhältnissen nichts schriftlich niederlegen, vereinbarten aber, daß wir sofort zusammenkommen würden, wenn wir lebendig aus der Hölle der Gestaop-Haft herauskommen sollten." Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Link zum Artikel: http://www.die-anachronistin.de/ein-geheim-gefaengnis-und-grosse-plaene/
7/31/201511 minutes, 14 seconds
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#15 - Melick - Von Onkels, Schlägern und Eiern

Bis jetzt war das Haus in Melick für mich einfach nur ein halb verrotteter Schuppen irgendwo im Nirgendwo. Ich hab mir vorgestellt, dass vielleicht ein Bauernhaus in der Nähe war und sonst nichts. Aber da sollte mich mein Vater eines besseren belehren. Er erinnert sich an eine Kneipe, eine ziemlich heruntergekommene Kaschemme, genau gegenüber von diesem verrotteten Schuppen in dem er mit seiner Familie gewohnt hat. Den Holländern ging es um 1933 herum kaum besser als den Deutschen. Die Arbeitslosigkeit war groß – die Lage unsicher. Viele der arbeitslosen Männer tranken sich in Kneipen durch den Tag. Auch die Kneipe gegenüber, sie hieß "De Tonn" – also "Die Tonne", war jeden Tag voll. Ganzer Artikel: http://www.die-anachronistin.de/melick-von-onkels-schlaegern-und-eiern/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
7/16/201511 minutes, 7 seconds
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#14 - Unter Papier vergraben

Fünf Monate ist es jetzt her, dass ich das Blog gestartet hab. Die meiste Zeit ist es mir gelungen, wöchentlich zu schreiben. Grade hängt‘s. Das liegt vor allem daran, dass sich mein Schreibtisch biegt unter dem Material, das ich inzwischen rangeschafft habe. Ich komm einfach nicht nach mit sichten, lesen und schreiben. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Ganzer Artikel unter: http://www.die-anachronistin.de/unter-papier-vergraben/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
7/6/20156 minutes, 1 second
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#13 - Erste Station: Melick

Es ist ein bisschen schwierig, sich eine Geschichte vorzustellen, wenn man das Ende schon kennt. Wenn man die gesamte Entwicklung bereits vor Augen hat. Und trotzdem versuche ich mir immer klar zu machen: das Ganze war ein Prozess. Geschichten erzählen ja nur die Spitze des Eisberges. Aber so ein Leben besteht ja nicht nur aus diesen Spitzen. So ein Leben besteht vor allem aus Alltag. Aus diesen täglichen 24 Stunden, die wir versuchen mit Tätigkeit zu füllen. Tag für Tag für Tag… – bis eine Woche um ist, ein Monat oder auch ein Jahr. Wie also hat dieser Alltag ausgesehen für meinen Großvater? Artikel lesen: http://www.die-anachronistin.de/erste-station-melick/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
6/10/201517 minutes, 8 seconds
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#12 - Klopapier aus Goebbels Briefen

“Die (Tante von Joseph Goebbels, Anm. d. Autorin) brachte immer die neuesten Nachrichten und Briefe von ihrem Neffen und dann wurden die Briefe und die Zeitungen, die wurden zu Klopapier geschnitten. Damals gab es ja kein Klopapier, das waren ja Plunschklos waren das und da wurde Zeitung kaputt geschnitten, und die knautsche man sich ein bisschen und putzte sich den Arsch damit ab. Und da hatte mein Vater erste Informationen über Joseph Goebbels – via Klopapier.” Artikel lesen: http://www.die-anachronistin.de/klopapier-aus-goebbels-briefen/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
6/4/201510 minutes, 14 seconds
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#11 - Kein Weg zurück

Wenn mein Vater von der Flucht und seiner Zeit in Holland spricht, bekommt er oft leuchtende Augen. Für ihn war das alles ein riesiges Abenteuer. Das meiste davon zumindest. Und er freut sich, darüber sprechen zu können: “Ich erlebe das dann alles noch mal”, hat er bei meinem letzten Besuch Anfang Februar gesagt – und sich aufrichtig gefreut. Kein Wunder, schließlich war er damals noch ein kleiner Junge. Die Dramen der Geschichte spielen sich oft zwischen den Zeilen ab. Wie das Drama der Ehe zwischen meinem Großvater und seiner Frau Käthe – meiner Oma. Artikel lesen: http://www.die-anachronistin.de/kein-weg-zurueck/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
5/22/201513 minutes, 48 seconds
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#10 - Zwischen den Zeiten - Teil 3

Historische Orte sind immer ein bisschen seltsam. Und Berlin hat ganz schön viele davon. Vor allem da, wo die ganzen Regierungsgebäude sind, schreien einen die Epochen regelrecht an. Ich bin in der Niederkirchner-Straße 8 verabredet in der Topografie des Terrors. Direkt gegenüber dem Abgeordnetenhaus und dem Martin-Gropius-Bau. Vor mir fahren doppelstöckige Touribusse vorbei. Und ich versuche mir vorzustellen, wie es hier 1942 ausgesehen haben könnte. Ich betrete das Gelände mit gemischten Gefühlen, weil ich nicht so recht weiß, was mich erwartet. Artikel lesen: http://www.die-anachronistin.de/zwischen-den-zeiten-teil-3/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
5/6/201513 minutes, 18 seconds
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#8 und #9 - Zwischen den Zeiten 1 + 2

Da liegt er jetzt. Der dicke schwere Aktenordner. Als der Zug losrollt, muss ich wieder an mein Gespräch mit meinem Kollegen Matthias von Hellfeld denken. Bei unserem Gespräch im August 2014 hat er mir erklärt, wie man solche Akten lesen muss – und woran ich zum Beispiel Folter erkenne: “Es gibt so ein paar Formeln, unter denen man lesen kann, hier ist doch was gewesen. Am meisten ist das ‘unter besonderem Vorhalt’ oder ‘auf Vorhaltung’ wurde dem Gefangenen noch einmal erklärt, er möge sich erinnern. Manchmal hat der Protokollant den Satz abgebrochen, daran kann man sehen, hier ist einfach jemand ohnmächtig.” Zum Artikel: http://www.die-anachronistin.de/zwischen-den-zeiten-teil-1/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Sprecher: Sebastian Sonntag | http://www.sebastiansonntag.de
4/28/201518 minutes, 37 seconds
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#7 - Ein Leben in Freiheit

Wir halten das oft für selbstverständlich. Ein Leben in Freiheit. Ein Leben mit allen Freiheiten. Ein Leben, für das die Jugend zur Zeit meines Großvaters noch ziemlich kämpfen musste. Das waren ganz seltsame Anwandlungen, die die jungen Leute da damals hatten. Ich will euch nicht unnötig auf die Folter spannen, aber für mich war es wichtig einordnen zu können, wie mein Großvater tickte – und woher er seine Ideen hatte. Deshalb will ich euch kurz entführen in die 1920-30er Jahre – die große Zeit der Bündischen Jugend. Artikel: http://www.die-anachronistin.de/ein-leben-in-freiheit/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
4/6/201510 minutes, 31 seconds
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#6 - Über die Verhältnisse

Als junge Frau muss sie eine besondere Faszination auf meinen Großvater gehabt haben. Sie war laut, schlagfertig, lachte gerne und liebte die Natur. Ihr Vater war Schreiner. Und auch der Rest der Familie stammte aus dem Handwerker-Millieu. Mein Großvater gehörte zu dieser Zeit dem Quickborn an. Der war den höher gebildeten Jungs vorbehalten. Außerdem war der Jugendbund eine Abstinenzler-Vereinigung. Das heißt: kein Nikotin, kein Alkohol. Ich schätze, mein Großvater war ein Mensch, dem Selbstdisziplin nicht besonders schwer gefallen ist. Alles was er tut klingt nach jemandem, der sich gut unter Kontrolle hat. Aber auch er hatte seine schwachen Momente... Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Blogpost: http://www.die-anachronistin.de/ueber-die-verhaeltnisse/
3/27/201510 minutes, 13 seconds
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#5 - Viel Stoff, wenig Schlaf

Mein Aufnahmegerät läuft schon seit über einer Stunde. Und mein Vater redet und redet. Er hat diese Geschichten schon hunderte Male erzählt. Manche davon kenne ich schon. Trotzdem sitze ich einfach nur da und höre zu. Wer mich kennt, weiß, dass das selten ist. Als er eine kurze Pause macht, sieht er mich aus seinen alten, wässrigen Augen erwartungsvoll an: “Frag mich! Frag mich!”, fordert er mich ungeduldig auf… Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
3/15/20158 minutes, 17 seconds
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#4 - Der Tag der Flucht

“Wir sahen, dass die Vertreter des Sozialismus sich nicht entschieden für eine soziale Neuordnung einsetzten, dass die Vertreter des Nationalismus nicht das Wohl des Volkes und der Nation, sondern egoistische Ziele im Auge hatten, dass die Vertreter des Katholizismus nicht die Weite zeigten, die der Weltkirche ansteht, dass die Vertreter des Christentums mit der Nächstenliebe nicht ernst machten.” Theo Hespers, Jahr unbekannt
3/8/201510 minutes, 39 seconds
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#3 - Damit prokrastiniert man nicht

Wenn ich mich recht erinnere war ich auf der Suche nach einem Thema. Und wie das so ist, wenn man ziellos vor sich hin surft in diesen unendlichen Weiten namens WWW – irgendwann landet man auf einer Seite, die mit dem Ausgangspunkt der eigenen Bemühungen genau nichts mehr zu tun hat. Ich bin auf dem Wikipedia-Artikel von meinem Großvater gelandet. Den hab ich so semi-interessiert überflogen. Kenn ich ja alles. Nur ein Link hat mich stutzig gemacht. Der zu einem Referat des Quickborn. Alle Links zum Podcast: http://www.die-anachronistin.de/damit-prokrastiniert-man-nicht/ Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de Sprecher: Klaus Jansen | http://www.herrjansen.de/
3/2/20158 minutes, 37 seconds
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#2 - Die Vergangenheit sitzt am Nachbartisch

Es gibt diese Situationen im Leben, die einen komplett fassungslos machen. Ein Satz, ein ungläubiger Blick, die Suche nach der versteckten Kamera – und die kurz aufkeimende Frage, ob jetzt Zufall oder Schicksal ihre Finger im Spiel haben. Wie die Geschichte weitergeht? Auf www.die-anachronistin.de erfahrt ihr mehr. Musik: Anja Arnold | www.klangbuedchen.de
2/22/201510 minutes, 33 seconds
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#1 - 111 Jahre oder drei Generationen

Am 12.12.1903 – vor genau 111 Jahren – wurde mein Großvater geboren: Theodor Franz Maria Hespers. Für mich ist mein Großvater ein Mythos. Eine Heldenfigur. Und jemand, der mein Leben bis heute beeinflusst. Er starb am 09.09.1943 in Berlin Plötzensee – ermodert von den Nazis. Wie die Geschichte weitergeht? Auf http://www.die-anachronistin.de erfahrt ihr, wie es weitergeht. Musik: Anja Arnold | http://www.klangbuedchen.de
2/21/20153 minutes, 54 seconds