literaturcafe.de – Der Podcast für Autoren und Leser und alle, die verrückt nach Büchern sind. Im Podcast des Cafes gibt es Tipps, Interviews, Berichte, Kurzgeschichten, Gedichte und Kritiken. English: literaturcafe.de (The Literature-Cafe) is a German website for authors and readers and everybody who is mad about books. You will find tips, interview, reports, short-stories, poems and reviews in our award-winning podcast. Entertaining informations for readers and writers.
Talks, Tropes und ganz viel Liebe: Ein Besuch beim LYX-Festival in Köln
Am Samstagmorgen bildet sich eine lange Schlange vor dem »Gürzenich« in Köln. Es sind mehrheitlich junge Frauen, die vor der Veranstaltungshalle warten. Der Eingangsbereich ist liebevoll geschmückt. Fast könnte man meinen, dass hier eine Hochzeit stattfinden soll. Doch es geht um Bücher, um Liebesromane. Der LYX-Verlag hat zu seinem ersten Festival eingeladen.
Drei Tage lang, vom Freitag bis zum Sonntag (2. bis 4. August 2024) werden die Bücher des Kölner Verlages und seine Autorinnen im Mittelpunkt des Festivals stehen. Es gibt die obligatorischen Signierstunden unter anderem mit den Star-Autorinnen des Verlags wie Mona Kasten oder Sarah Sprinz, für die sich die Besucherinnen erneut geduldig anstellen und zuvor registrieren mussten. Es gibt Bühnendiskussionen, sogenannte Talks, bei denen über das Schreiben der Romane genauso diskutiert wird wie über den Einsatz von Social Media. Und es gibt Workshops, für die man sich in kleineren Runden zusammenfindet.
Die Begeisterung für New-Adult-Romane, gerne auch mit etwas Fantasy- oder Suspense-Beimischung, und fürs Lesen, hat die Leserinnen nach Köln geführt. Männer sind selten zu sehen. Wenn, dann begleiten sie oft ihre Freundinnen und tragen die Taschen mit den schweren, dicken Büchern, die man überall erwerben kann. Oder es sind die Begleiter der Autorinnen.
Wie kein zweiter Verlag hat es LYX geschafft, dass sich um das Unternehmen, dessen Bücher und Autorinnen eine begeisterte Community gebildet hat. Die Marke »LYX« taucht überall auf, es gibt Goodie-Bags und Merchandising-Artikel mit dem Schriftzug, vom Überzug für den Fahrradsattel bis zum Schlüsselanhänger, der für 12 Euro zu haben ist.
LYX gehört zum börsennotierten Unternehmen Bastei Lübbe und der Unterverlag ist aktuell der erfolgreichste der Verlagsgruppe.
Auch auf den Buchmessen ist der LYX-Stand einer der meistbesuchten, in diesem Jahr wird es auf der Buchmesse sogar eine ganze Halle geben, die sich dem Genre New Adult widmet. Im letzten Jahr hatten die Messe-Veranstalter in Frankfurt noch nicht verstanden, dass um die Stände genug Platz für die Besucherschlangen sein muss.
In Köln sieht es anders aus, hier ist der Platz reichlich und die über tausend Besucher verteilen sich zum Glück gut auf die Räumlichkeiten. Oben auf der Galerie ist ein Lounge-Bereich eingerichtet, in dem man unter anderem in die Audiobücher reinhören kann. Auch mit Hörbuchsprecherinnen gibt es am Freitag einen Talk.
Doch der Haupttag ist der Samstag. Gut besucht ist auch der »Basteltisch«, an dem man sich die aktuell sehr angesagten Freundschaftsarmbänder auffädeln kann.
Was in der Ecke ausschaut wie die Umkleide einer Sporthalle, ist als Deko dem Eishockey-Setting des Romans »Icebraker« von Hannah Grace nachempfunden.
In einer anderen Ecke wähnt man sich im englischen Eliteuni-Umfeld von »Maxton Hall«. Unter diesem Titel wurde die erfolgreiche Romanserie von Mona Kasten von Amazon als Serie verfilmt, die zweite Staffel ist in Vorbereitung.
Die Autorinnen sind natürlich die Stars beim LYX-Festival, doch Star-Allüren zeigen sie nicht. Trotz der Erfolge sehen sie sich als Teil der Community.
Die meisten Autorinnen agieren professionell und schlagfertig. Die oft noch jungen Autorinnen sind erstaunlich bodenständig und nahbar, erzählen von eigenen Unsicherheiten und Zweifeln. Man bekommt den Eindruck, dass sie sich gut kennen, manche sind befreundet.
So verrät Lena Kiefer im Talk »Expedition Liebesroman«: »Mein bester Freund ist Google Street View«. Sie habe für ihre Coldhart-Reihe mit Schauplatz New York (siehe Rezension im literturcafe.de) am Computer recherchiert, sei noch nie vor Ort gewesen. Die Autorin spricht vom »LYX-Universum«. Die Verlagsbindung scheint nicht nur auf Leserseite, sondern auch auf Autorinnenseite zu funktionieren.
Es sei auch für sie »ein bisschen aufregend, ein bisschen überfordernd und überwältigend aber auch sehr, sehr schön«, sagt die Autorin Merit Niemeitz im Podcast-Gespräch mit dem literaturcafe.de. Als Popstar fühle sie s
8/6/2024 • 32 minutes, 13 seconds
Literaricum 2024: Aris Fioretos über Vladimir Nabokov: »Eine Sprache genügt nicht«
Literaricum 2024: Aris Fioretos über Vladimir Nabokov: »Eine Sprache genügt nicht«
8/6/2024 • 12 minutes, 1 second
Literaricum 2024: Philipp Hübl über Gendern als moralisches Statussymbol
Was wäre, wenn heutzutage ein älterer Schriftsteller ankündigen würde, dass es in seinem kommenden Buch über eine pädophile Beziehung geht, die aus Sicht des Täters beschrieben wird? Würde allein diese Ankündigung zu einem Shitstorm führen?
Schon Ende der 1950er-Jahre wurde über das Buch »Lolita« diskutiert, aber was wäre heute in den Sozialen Netzwerken los?
Über diese Fragen kann nur spekuliert werden und dennoch erhalten immer mehr Bücher Triggerwarnungen, und Sensitivity Reader überprüfen den Text, ob Minderheiten oder Opfergruppen korrekt dargestellt sind.
Fürsorge sei im Bereich von Kunst und Kultur ein besonders hoher Wert, sagt Philipp Hübl. Obwohl man anhand von Studien zeigen könne, dass Triggerwarnungen ihren Zweck selten erfüllen, zeige man als Verlag mit diesen Hinweisen dennoch, dass man behutsam sei und an die Lesenden denke.
Oder an die Leser? Die Leserinnen und Leser? Die Leser:innen? Gendern ist das Triggerthema Nummer 1 und Philipp Hübl hat sich hierzu ebenfalls viele Studien angesehen. Gendern sei auch ein moralisches Statussymbol, sagt Hübl im Podcast des literaturcafe.de, wer gendert – so zeigen es die Studien – ist eher gebildet, wohlhabend, urban, jung und weiblich.
In seinem Buch »Moralspektakel« betrachtet Philipp Hübl all diese Fragen aus »moralischer« Sicht. Allerdings geht es bei diesen Fragen nicht um eine messbare Moral. Moralische Taten seien im Alltag selten zu beobachten, stellt Hübl fest. Daher werde Moral in Auseinandersetzungen oder in Kommentaren in den Sozialen Netzwerken oft behauptet. Man signalisiert »seiner« Gruppe, dass man auf der richtigen Seite steht. Moral ist eine Angriffssrategie und billig zu haben, da man sie einfach behaupten oder andere leicht für eine vermeintlich fehlende Moral verurteilen kann.
Moral ist ein Faktor im Statusspiel, bei dem auch die nach außen signalisierte eigene Opferrolle immer wichtiger wird.
Wolfgang Tischer sprach mit dem Philosophen und Publizisten Philipp Hübl am Rande des Literaricum 2024 in Lech über viele der Themen, die oft für Aufregung sorgen.
Dabei, so Hübl, zeigen Studien ebenfalls, dass die Gesellschaft in den meisten Fragen gar nicht so gespalten sei, wie es oft den Anschein habe. Philipp Hübl bezeichnet Personen am Rand, die häufig andere mit entgegengesetzen extremen Meinungen angreifen, als »Polarisierungsunternehmer«. Doch gerade diesen sollten wir nicht den öffentlichen Diskurs überlassen.
Hören Sie das vollständige Gespräch mit dem Philosophen und Publizisten Philipp Hübl in dieser Podcast-Folge vom Literaricum 2024 in Lech am Arlberg.
8/5/2024 • 34 minutes, 21 seconds
Literaricum 2024: Therézia Mora über die Arbeit am Roman »Muna oder Die Hälfte des Lebens«
Die in Ungarn geborene Therézia Mora hat so ziemlich alle namhaften Literaturpreise im deutschsprachigen Raum gewonnen, vom Open Mike, über den Bachmannpreis, den Deutschen Buchpreis, bis zum Büchnerpreis. Auch ihr Roman »Muna« schaffte es 2023 wieder auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis.
»Muna« beschreibt rund 20 Jahre des Leben von Muna Abbelius, die 17 Jahre als ist, als wir ihr am Anfang des Romans begegnen. Die (statistisch gesehen) erste Hälfte ihres Lebens ist geprägt von der Beziehung zu Magnus. Ein Verhältnis, dass man derzeit gerne mit dem Modewort »toxisch« versieht und das geprägt ist von psychischer und physischer Gewalt. Just der Anknüpfungspunkt der »toxischen Beziehung« war der Grund, warum Therézia Mora zum Literaricum nach Lech eingeladen war.
Erstaunlicherweise ist »Muna« der erste Roman von Therézia Mora mit einer weiblichen Hauptfigur. Mora betont, dass sie wenig mit Muna gemeinsam hat. Wie aber gelingt es ihr, eine solche Figur glaubhaft zu erschaffen, sodass man als Leserin und Leser zu ihr steht, obwohl Muna so viel mit sich machen lässt?
Im Gespräch mit Wolfgang Tischer gibt Therézia Mora interessante Einblicke in ihre Arbeitsweise.
8/2/2024 • 29 minutes, 11 seconds
Literaricum 2024: Elisabeth Bronfen über die Lolita-Verfilmungen: »Keine hätte es geben müssen«
Bereits vier Jahre nachdem in den USA die ungekürzte Fassung von »Lolita« erschien, kam die Verfilmung von Stanley Kubrick in die Kinos. Vladimir Nabokov hatte sogar das Drehbuch geschrieben, das jedoch nicht verfilmbar war und den Film über sechs Stunden lang gemacht hätte. Kubrick schrieb daher das Drehbuch selbst, vereinbarte jedoch, dass Nabokov weiterhin im Vorspann als Drehbuchautor genannt wird.
Kubrick ging in keiner Weise auf das Thema der Pädophilie ein, sondern machte aus dem Roman einen Film noir mit Anteilen einer schwarzen Komödie. In der Rolle des Humbert Humbert ist James Mason zu sehen, die Lolita verkörperte Sue Lyon. Die Rolle des Qulity übernahm Peter Sellers.
Fünfunddreißig Jahre später wurde der Roman erneut von Adrian Lyne verfilmt, der zuvor mit Werken wie »Flashdance« und »9 ½ Wochen« bekannt wurde. Hier spielt Jeremy Irons den Humbert Humbert und Dominique Swain ist in der Rolle der Lolita zu sehen. Obwohl realistischer angelegt, wirkt dieser Film heute unfreiwillig komisch bis peinlich. »Lolita« ist hier die Klischeefigur der verführerischen Göre.
Beim Literaricum in Lech stellte die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen beide Filme vor und erläuterte auch die Referenzen zu Filmen von Fritz Lang oder Hitchcock, die Kubrick einbaute.
Im Podcast des literaturcafe.de fasst Elisabeth Bronfen nochmals ihr Urteil zusammen. Allerdings auch mit dem Resümee, dass es eigentlich keine der beiden Verfilmungen benötigt hätte.
Hören Sie das Gespräch mit Elisabeth Bronfen in dieser Podcast-Folge vom Literaricum 2024 in Lech am Arlberg.
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7/30/2024 • 5 minutes, 48 seconds
Literaricum 2024: Thomas Sarbacher über seine Lesung aus »Lolita« von Vladimir Nabokov
Und wie schafft man es, dem Publikum in eineinhalb Stunden einen Eindruck von diesem Text zu vermitteln, dessen ungekürzte Lesung 15 Stunden dauern würde.
Das Gespräch mit Thomas Sarbacher fand unmittelbar nach seiner Lesung am Freitagmorgen (19.07.2024) statt. Da muss natürlich die Fußballerfrage gestellt werden, wie man sich danach fühlt.
Bevor Thomas Sarbacher »Lolita« von Vladimir Nabokov für die Lesung adaptierte, hatte er das Buch noch nie ganz gelesen. Und nach der ersten Lektüre musste er den Text erst einmal etwas liegen lassen, um darüber nachzudenken, wie man ohne zusätzliche Erläuterungen und Überleitungen dem Publikum einen Eindruck von Stimme und Stimmung des Textes gibt.
Vor zwei Jahren mit dem »Bartleby« war es einfach, da konnte er die vollständige Erzählung lesen und bei Jane Austens »Stolz und Vorurteil«, vermittelte der Anfang des Romans sehr gut die textlichen Qualitäten. Doch auch beim 4. Literaricum hat Thomas Sarbacher nicht nur stimmlich überzeugt, sondern auch bei der Adaption des Textes.
Hören Sie das vollständige Gespräch mit dem Sprecher und Schauspieler Thomas Sarbacher in dieser Podcast-Folge vom Literaricum in Lech am Arlberg.
7/24/2024 • 13 minutes, 42 seconds
Literaricum 2024: Nora Bossong über »Lolita« von Vladimir Nabokov
Wo fängt man an und wo setzt man an, wenn man eine Rede über »Lolita« von Vladimir Nabokov halten soll? Ein Bezug zu aktuellen Missbrauchsberichten und #MeToo war für Nora Bossong fast schon zu naheliegend, sodass sie sich auf einen anderen Aspekt und ein einzelnes Wort konzentriert hat.
»Die Bekenntnisse eines Witwers weißer Rasse« lautet der fiktive Untertitel des Berichts von Humbert Humbert, dem Ich-Erzähler aus Nabokovs Roman. Es gehört zum literarischen Spiel, dass den Bekenntnissen des pädophilen Vergewaltigers Humbert Humbert ein Vorwort eines Psychiaters vorangestellt ist, der betont, wie wichtig es sei, dass dieser Text veröffentlicht wird.
Doch »confession« heißt im englischen Original nicht nur Bekenntnis, es kann auch das Geständnis oder gar die Beichte sein. Bossong weist in ihrer Rede darauf hin, dass damals in den 50er- und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts literarische Bekenntnisse sehr populär waren, von Stiller über Oskar Matzerath bis hin zu – natürlich – Felix Krull.
Bossong richtet ihren Blick jedoch auf die religiösen Motive in Nabokovs Roman, die gleich am Anfang auftauchen: die Seraphim, das Licht und das Dornengestrüpp.
Und plötzlich ist der Weg zu einem der wichtigsten religiösen Bekenntnisse nicht mehr weit: den Confessiones des Kirchenvaters Augustinus.
Im Podcast-Gespräch in den Lechwelten nach ihrer Rede erläutert Nora Bossong diese Referenz, und sie berichtet, welche Rolle der Roman »Lolita« in ihrem Leben spielte und spielt und warum man ihn unbedingt lesen sollte. Natürlich ist Lolita der Roman über eine schreckliche Tat. Aber warum sollte man das nicht lesen? Literatur über Wohlfühlthemen, so Bossong, interessiere sie wenig.
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7/22/2024 • 19 minutes, 55 seconds
Literaricum 2024: Ein Audiowalk durch die Lechwelten
Literaricum 2024: Ein Audiowalk durch die Lechwelten
7/18/2024 • 34 minutes, 39 seconds
Bachmannpreis-Podcast mit dem Gewinner Tijan Sila
Bei so vielen Texten wurde es am Ende spannend und Tijan Sila hat den Bachmannpreis 2024 gewonnen. Wolfgang Tischer hat sich für den Podcast des literaturcafe.de mit dem Gewinner unterhalten, der im echten Leben Lehrer an einer Berufsschule in Kaiserslautern ist. Wie begeistert er junge Menschen fürs Lesen und welche Tipps hat er für alle, die selbst einmal in Klagenfurt ihren Text präsentieren wollen?
Moderator beim Bachmannpreis: Peter Fässlacher (Foto: Tischer)
Wie war das zweite Jahr für Moderator Peter Fässlacher? Der bekennt, dass die veränderte Sitzordnung für ihn eine ganz neue Dynamik schaffte. Gab es in diesem Jahr für ihn auch brenzlige Momente? Ja, sagt er, da gab es einen.
Brigitte Schwens-Harrant dankt in dieser letzten Podcast-Folge direkt aus Klagenfurt allen, die sie zur beliebtesten Bachmann-Jurorin des Jahres 2024 gewählt haben. Wie hat sie die 48. Tagen der deutschsprachigen Literatur aus Sicht der Jury erlebt?
Die Podcaster Bozena Badura und Wolfgang Tischer
Wolfgang Tischer und Bozena Badura blicken aber auch auf die, die ohne Preis nach Hause gehen müssen.
Allen da draußen vielen Dank fürs Zuhören und dank an das großartige Publikum am Lendhafen und den Verein Lendhauer, der die Live-Aufnahme auf der Bühne an den Lesetagen ermöglicht hat. Bis bald in diesem Podcast, demnächst dann wieder vom Literaricum in Lech.
6/30/2024 • 32 minutes, 55 seconds
Bachmannpreis-Podcast: Verschränkungen am dritten Lesetag #tddl
Alle 14 Texte bei den 48. Tagen der deutschsprachigen Literatur sind gelesen. Zum letzten Mal nehmen Wolfgang Tischer und Bozena Badura auf der Bühne am Lendhafen Platz, um über die vier Lesungen des dritten Tages zu sprechen und eine Prognose abzugeben, wer am 30. Juni 2024 den Bachmannpreis gewinnen wird.
Gast in dieser Podcast-Folge ist Doris Moser, die an der Universität Klagenfurt den Studienbereich angewandte Germanistik leitet.
Besprochen werden die Lesungen vom 29. Juni 2024:
Semi Eschmamp, CH/D
Johanna Sebauer, D
Miedya Mahmod, D
Tamara Stajner, A/SLO
Am Text und dem vielgelobten Vortrag von Miedya Mahmod entbrannt in der Jury - wieder einmal - die Diskussion, welche Rolle die Performance bei der Bewertung hat oder haben soll. Was bleibt von Mahmods Text ohne den Vortrag? Auch im Podcast wird diese Frage nochmal kontrovers diskutiert.
Doris Moser weist zudem darauf hin, dass sich die Vorstellungsvideos bei vielen Lesenden immer mehr mit den Textinhalten und -motiven verschränken. Ein neuer Trend? Und was leitete sich daraus ab?
Johanna Sebauer
Im Podcast gibt es zudem ein Gespräch mit Johanna Sebauer zu hören, das Wolfgang Tischer nach ihrer Lesung geführt hat.
Außerdem gab es die Nachfrage einer Zuhörerin zur ersten Folge vor Publikum mit Florian Kessler. Kessler sagte, dass durchaus der Zeitpunkt eine Rolle spielt, wann man einen Text für Klagenfurt einreicht. Die Hörerin wollte wissen, wann denn ein guter Zeitpunkt sei, einen Text für Klagenfurt einzureichen. Sollte man eine ausgefallene Form wie ein Langgedicht wählen oder besser »konservative« Textformen wählen? Wolfgang Tischer hat Florian Kessler nochmals vors Mikro bekommen und ihm diese Fragen weitergeleitet. Die Antworten hören Sie ebenfalls in dieser Podcast-Folge.
Am Sonntag, 30. Juni 2024, um 11 Uhr werden die Preise vergeben. Dann wissen wir, ob die Prognosen gestimmt haben.
Vielen Dank an das großartige Publikum am Lendhafen und den Verein Lendhauer, der die Live-Aufnahme auf der Bühne ermöglicht hat.
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6/29/2024 • 1 hour, 14 minutes, 21 seconds
Bachmannpreis-Podcast: Beobachtungsexzesse am zweiten Lesetag #tddl
Bachmannpreis-Podcast: Beobachtungsexzesse am zweiten Lesetag #tddl
6/28/2024 • 1 hour, 15 minutes, 34 seconds
Bachmannpreis-Podcast: Verformungsbereitschaft am ersten Lesetag #tddl
Die ersten fünf Texte wurden gelesen, die ersten fünf Texte wurden von der Jury diskutiert. Abends um 18:30 Uhr fanden sich am Lendhafen zahlreiche Menschen ein, um zu hören, wie Bozena Badura, Wolfgang Tischer und der erste Gast Florian Kessler den ersten Lesetag so fanden.
Florian Kessler ist einer der beiden Gastgeber des Hanser Rauschen Podcast des Hanser Verlags und im Hauptberuf Lektor im Hanser Verlag.
Besprochen werden die Lesungen vom 27. Juni 2024:
Sarah Elena Müller, CH
Ulrike Haidacher, A
Jurczok, CH
Tijan Sila, D/BIH
Christine Koschmieder, D
Wie ist das Zusammenspiel der »neuen« Jury mit Klaus Kastberger jetzt auf dem Mittelplatz und mit Neu-Jurorin Laura de Weck? Gab es nach dem ersten Tag schon Favoriten? Worauf bezog sich das abschließende Statement von Christine Koschmieder? Und wie alt ist der Erzähler im Text von Jurczok? All das und noch viel mehr wird im Podcast besprochen.
Vielen Dank an das großartige Publikum am Lendhafen und den Verein Lendhauer, der die Live-Aufnahme auf der Bühne ermöglicht hat.
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6/27/2024 • 1 hour, 2 minutes, 21 seconds
Bachmannpreis-Podcast: Die Tage der absoluten Wertschätzung der Literatur sind eröffnet
Hören Sie in dieser Folge auch die Gespräche mit Alt-Juror und Juryvorsitzenden Klaus Kastberger, der Neu-Jurorin Laura de Weck und mit Eröffnungsredner Ferdinand Schmalz.
Am Mittwochabend, 26. Juni 2024, wurde der Bachmanpreis eröffnet oder vielmehr die 48. Tage der deutschsprachigen Literatur, wie der Literaturwettbewerb offiziell heißt. Traditionell ein Abend mit viel Reden von Honoratioren und Sponsoren. Es ist aber auch der Abend, an dem die Lesereihenfolge der kommenden drei Tage ausgelost wird und an dem die »Klagenfurter Rede zur Literatur« gehalten wird.
Im Bachmannpreis-Podcast des literaturcafe.de spricht Wolfgang Tischer mit dem neuen Jury-Vorsitzenden Klaus Kastberger. Kastberger selbst sitzt sein 2015 in der Jury des Bachmannpreises und hat das Amt von Insa Wilke übernommen, die aus eigenem Wunsch ausgeschieden ist. Klaus Kastberger, der in der Jury-Sitzordnung bislang immer außen platziert war, sitzt in der neuen Funktion nun in der Mitte. Welche neuen Perspektiven bringt dies mit sich? Und wie hat sich nach Ansicht von Klaus Kastberger der Wettbewerb und seine Texte in 10 Jahren verändert. Nicht nur die Jury, auch die Texte seien diverser geworden, Klagenfurt sei ein »Außenposten der Gegenwart« und die »Tage der absoluten Wertschätzung der Literatur«.
Neu in der Jury ist die Dramatikerin, Schauspielerin und Moderatorin des Schweizer Literaturclubs Laura de Weck. Sie ist zum ersten Mal überhaupt in Klagenfurt. Wie lange musste sie nachdenken, ob sie das Amt annehmen möchte und wie sieht sie ihre Rolle in der Jury. Auch das ist in dieser Podcast-Folge zu hören.
»Hoppla, die Leberwurst!« war der Titel der Klagenfurter Rede zur Literatur von Ferdinand Schmalz, der den Bachmannpreis im Jahre 2017 gewonnen hat. Auch er ist im Podcast zu hören und gibt Auskunft über die Entstehung der Rede. »Hoppla, die Leberwurst!« ist der Song-Verhörer seiner Kinder von »Hope of Deliverance« von Paul McCartney.
Bozena Badura und Wolfgang Tischer blicken in dieser Podcast-Folge auf den Eröffnungsabend 2024. Und morgen geht es auf die große Bühne am Lendhafen, wo die nächste Folge zum ersten Lesetag aufgenommen wird. Gast wird Podcaster und Hanser-Lektor Florian Kessler sein.
6/26/2024 • 39 minutes, 40 seconds
Bachmannpreis-Podcast in diesem Jahr live am Lendhafen in Klagenfurt #tddl
Bachmannpreis-Podcast in diesem Jahr live am Lendhafen in Klagenfurt #tddl
6/19/2024 • 15 minutes, 8 seconds
Markus Heitz kocht und schreibt: Schnitzel Surprise à la Plüsch
Rein wirtschaftlich, sagt Markus Heitz im Podcast-Gespräch auf der Bühne der Leipziger Buchmesse, würde sein Verlag sich natürlich freuen, wenn er Band 324 von »Die Zwerge« schreiben würde, seiner nach wie vor erfolgreichsten Fantasy-Serie.
Doch ab und zu darf es etwas mehr sein.
In »Schnitzel Surprise« wendet sich Heitz den Kochshows zu. Neben der Geschichte um »Manni‘s Schnitzeleck« und einem wilden Ritt durch alle Kochshow-Formate, enthält das Buch das Musical-Libretto »Schnitzel des Todes« und zahlreich Kochrezepte. Klingt wild und abgefahren? Ist es auch.
Im Gespräch mit Wolfgang Tischer berichtet Markus Heitz von der Entstehung des Buches und über sein Verhältnis zu Kochshows. Und was wäre, wenn man Heitz zur Buch-Promo in eine Kochshow einladen würde?
Wer in Leipzig »Schnitzel Surprise« am Signiertisch erwarb, der bekam ein garantiert veganes Plüsch-Schnützel mit dazu. Markus Heitz, so viel ist klar, gehen die verrückten Ideen nicht aus. Demnächst dann sicher auch wieder in »Die Zwerge«.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Markus Heitz, aufgezeichnet am 24. März 2024 auf der Leipziger Buchmesse, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
4/9/2024 • 28 minutes, 40 seconds
Martin Sonneborn über seine Arbeit in Brüssel: »Die EU hat absolut keine diplomatischen Ansprüche mehr«
Besteht überhaupt noch Hoffnung für die EU? Martin Sonneborn im Gespräch mit Wolfgang Tischer.
Die größte Bedrohung für die Demokratie in der EU sei Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, sagt Sonneborn auf der Bühne der Leipziger Buchmesse. Obwohl sich das Parlament seinerzeit darauf geeinigt habe, nur einen Spitzenkandidaten zu wählen, wurde Ursula von der Leyen in dieses Amt gebracht. Sie halte sich an keine Spielregeln, sagt Sonneborn.
Machen »die da oben« also doch nur was sie wollen und ist die EU fest in der Hand der Wirtschaftslobby? Welche Hoffnung kann man als Wählerin und Wähler überhaupt noch haben? Welche Ziele hat Martin Sonneborn für eine dritte Amtszeit?
Auf jeden Fall, so Sonneborn, will er in diesem Jahr mit der Schriftstellerin Sibylle Berg ins Parlament einziehen. Sein letzter Parteikollege im Europaparlament, Nico Semsrott, ging Sonneborn und DER PARTEI verloren, als man Sonneborn nach einem antiamerikanischen Witz Rassismus gegen China vorwarf. Als Satiriker war es Sonneborn gewohnt, beschimpft zu werden, doch plötzlich musste er einen Witz erklären. Haben sich auch hier die Dinge geändert?
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Martin Sonneborn, aufgezeichnet am 23. März 2024 auf der Leipziger Buchmesse, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
4/8/2024 • 26 minutes, 9 seconds
Klaus-Peter Wolf über das Schreiben und seine Krimis
Eine Besonderheit der Krimis ist, dass am Ende bereits die ersten Seiten des nächsten Bandes zu lesen sind. Weiß der Autor da schon, wie es weitergeht oder hat er gar den weiteren Fall schon geschrieben?
Im Gespräch verrät Wolf, dass auch er noch nicht weiß, wie’s weitergeht. Er werde immer traurig, wenn er beim Schreiben dem Ende näherkomme. Er könne erst das Ende schreiben, wenn er die ersten Sätze des nächsten Bandes habe. Dann fühle es sich nicht an, wie das Ende einer Party, dann sei es das Versprechen an sich selbst, weiterzuschreiben.
Dass er den neuen Anfang nicht zu einem guten Krimi-Ende bringe, davor habe er keine Angst. Es sei ein Missverständnis zu glauben, dass die Spannung aus dem Plot komme. Tatsächlich komme sie aus den Figuren. Ähnliches gelte auch für Dialoge. »Eine Schwäche im Dialog ist eine Schwäche in der Figurenentwicklung«, so Wolf. Er selbst verwandle sich beim Schreiben in seine Figuren und denke, empfinde, schmecke und rede dann wie sie. Selbst über 18 Bände hinweg behält er auf diese Weise den Überblick über Figuren und Handlungen.
Ostfriesenhass - Der 18. Fall für Ann Kathrin Klaasen
Sein wichtigster Tipp fürs Schreiben? »Lies dein Zeug laut vor!« Erst beim mündlichen Vortrag erkenne man Unstimmigkeiten am Text. Wolf selbst schreibt seine Bücher mit dem Kolbenfüller in Kladden. Den Text liest er dann laut, ändern noch einiges, eine Mitarbeiterin tippt den Mitschnitt ab. Und selbst wenn Wolf später die lektorierte Fassung zunächst als Hörbuch einliest, ändert er noch Dinge im Detail.
Im Gespräch geht es auch um die Handlungsorte in Ostfriesland. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, dass auf einer Ostfriesischen Insel ein Mord passiert?
Zudem erwähnt Klaus-Peter Wolf immer wieder Bücher von Kolleginnen und Kollegen in Romanen. »Wenn wir oder unsere Kinder aufhören zu lesen, dann sind wir als Kulturnation am Arsch«, sagt Wolf es sehr deutlich und das Publikum in Leipzig applaudiert. Daher spielten Bücher in seine Romanen eine Rolle und er achte auch darauf, dass in den Sets der ZDF-Verfilmungen seiner Krimis auch Bücher zu sehen sind.
Gegen Ende des Gesprächs verrät Klaus-Peter Wolf noch seine beiden literarischen Vorbilder. Beide Spannungsschreiber und beide zu ihrer Zeit unterschätzt. Wer die beiden sind, das und vielen mehr hören Sie im Podcast-Gespräch mit Klaus-Peter Wolf, aufgezeichnet am 23. März 2024 auf der Leipziger Buchmesse. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
4/4/2024 • 30 minutes, 7 seconds
Jane S. Wonda: Very Bad Kings - »Für mich sind diese Bücher der Ausdruck von Feminismus«
Jane S. Wonda im Gespräch mit Wolfgang Tischer über ihre Bücher und ihr Leben als Autorin und Unternehmerin. Ein Podcast-Mitschnitt vom Forum autoren@leipzig der Leipziger Buchmesse 2024.
Wie definiert man das Genre Dark Romance am besten? »Die Liebesgeschichte des Bösewichts«, erklärt es Jane S. Wonda im Gespräch zunächst selbst sehr vorsichtig.
Googelt man nach dark romance definition so listet Google die Erklärung auf der Website der Autorin wondaversum.de ganz oben: »Dark Romance enthält viele grenzwertige Themen und dunkle Helden. Stell es dir vor, wie die Liebesgeschichte vom Joker mit Happy End und viel prickelnder Erotik. Die enthaltenen Themen gehen an die Psyche, Gewalt gehört zum Alltag und Moral sucht man vergebens.«
Gelesen werden ihre Bücher – wie alle New-Adult-Titel – überwiegend von jungen Frauen. Dies wird bisweilen nicht nur auf TikTok kontrovers diskutiert.
»Für mich sind diese Bücher der Ausdruck von Feminismus«, sagt Jane S. Wonda im Gespräch. Es sei immer ein Tanzen der Figuren in unterschiedlichen Konstellationen. Und der Böse bekommt am Schluss ein Happy-End.
Wechselt man in Leipzig in die Halle 4, sieht man den Stand des Wondaversums, Janes eigene GmbH, die sie mittlerweile gegründet hat, in der sich 10 bis 20 Mitarbeiterinnen um Buchverkauf und Signierstunden kümmern. In der »Black Edition« verlegt Jane S. Wonda mittlerweile auch Bücher anderer Autorinnen – natürlich im gleichen Genre.
Am Donnerstag ist noch viel leerer Platz um den Stand, am Freitag nach dem Bühnengespräch, sieht man, warum: Jane S. Wonda signiert und Menschenmassen stehen an, der leere Raum ist gut gefüllt.
Im Gespräch erläutert die Autorin, wie sie und ihre Mitarbeiterinnen den Besucherstrom und den Verkauf organisieren. Bisweilen sind es so viele Menschen, dass vielleicht gar nicht alle bis zum Signiertisch gelangen werden.
Wie hat es Jane S. Wonda als Self-Publisherin zu diesem Ruhm geschafft? Tatsächlich kam er, so die Autorin im Gespräch, bei ihr über Nacht mit E-Books in Verbindung mit TikTok-Videos. Und natürlich gibt es mittlerweile alle Bücher gedruckt mit Farbschnitt.
Welchen Rat kann Jane S. Wonda Neuautorinnen geben? Für sie war es wichtig, »die Idee aufzugeben, dass man selbst zu 100 Prozent weiß, was das Beste für das eigene Buch ist.« Konstruktive Kritik und Rückmeldungen von Testleserinnen und Rezensenten sollte man erst nehmen, um das eigene Schreiben stets zu verbessern.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Jane S. Wonda, aufgezeichnet am 22. März 2024 auf der Leipziger Buchmesse, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
4/2/2024 • 25 minutes, 8 seconds
Elias Hirschl: CONTENT – Schreiben ohne oder wie ChatGPT
Die Welt geht unter. Doch bis dahin arbeitet die Erzählerin in Elias Hirschls neuem Roman in der Content-Farm Smile Smile Inc. und schreibt sinnbefreite Listen-Artikel, die Clicks generieren sollen. (Nummer 7 wird Sie zum Weinen bringen!) Die sind genauso bedeutungslos wie die Memes und YouTube-Videos, die ihre Kolleginnen produzieren. Oder die Start-ups, die ihr Freund Jonas im Wochenrhythmus gründet, während die Stadt brennt.
Auf der Bühne der Leipziger Buchmesse sprachen Elias Hirschl über die Entstehung des Romans und warum ChatGPT nicht lustig und für Romane nicht zu gebrauchen ist.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Elias Hirschl, aufgezeichnet am 21. März 2024 auf der Leipziger Buchmesse, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
3/29/2024 • 28 minutes, 17 seconds
Live-Mitschnitt: Das Literarische Buchhandlesquartett 2023, das ein Duett war
Das Literarische Buchhandelsquartett auf den Stuttgarter Buchwochen hat Tradition. Vier Buchhänderinnen und Buchhändler aus dem Raum Stuttgart sprechen über vier Bücher des Herbstprogramms und diskutieren live vor Publikum. Doch in diesem Jahr wurde binnen 24 Stunden aus dem Quartett ein Duett. Helke Stadelmeier vom Vaihinger Buchladen und Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de, ebenfalls gelernter Buchhändler, diskutierten über:
Charlotte Gneuß: Gittersee, S. Fischer
Christian Schulte-Loh: Es gibt einen Gott, und ihr ist langweilig, Droemer
Richard Adams: Unten am Fluss – Watership Down, Ullstein
Neu übersetzt von Henning Ahrens
Necati Öziri: Vatermal, Claassen
Außerdem gab es noch eine Runde mit Weihnachtstipps:
Andreas Pflüger: Wie sterben geht, Suhrkamp
Sid Sharp: Der Wolfspelz, NordSüd Verlag
Übersetzt von Alexandra Rak
Charlotte Müller, Christiane Dunkel-Koberg: Ein Haus mit vielen Fenstern, Kunstanstifter Verlag
Britta Teckentrup: Ein Fest von Obst und Früchten
Verlagshaus Jacoby & Stuart
Hören Sie den Live-Mitschnitt vom 3. Dezember 2023 von den Stuttgarter Buchwochen im Haus der Wirtschaft im Podcast des literaturcafe.de oder über den Player unter diesem Beitrag.
12/5/2023 • 0
Plötzlich Bestseller: Bonnie Garmus über ihren Roman »Eine Frage der Chemie«
Für eine kleine Lesetour ist Bonnie Garmus im November 2023 nach Deutschland gekommen. In Stuttgart findet an diesem Abend der letzte von lediglich vier Terminen statt. Deutschland sei ihr durchaus vertraut, sagt Bonnie Garmus, denn die in den USA geborene Autorin hat einige Jahre in Zürich gelebt und war daher auch oft im Nachbarland. Mittlerweile lebt Garmus in London.
Vor ihrer Lesung treffe ich mich mit Bonnie Garmus in der Lobby ihres Hotels. Wie so oft muss ich feststellen, dass Star- und Bestsellerautoren meist die umgänglichsten und freundlichsten sind. Dabei hat der Erfolg sie mehr oder weniger über Nacht ereilt. Im April 2022, als ich als einer der ersten eine Rezension über »Eine Frage der Chemie« schrieb, gab es noch nicht mal einen Wikipedia-Eintrag zur Autorin. »Bonnie Garmus ist glaubhaft im Netz nicht zu finden«, schrieb damals jemand in den Kommentaren. Garmus schien ein Phantom zu sein. Konnte diese märchenhafte Autorinnengeschichte stimmen? Weltweit ersteigern Verlage die Lizenz für einen Debütroman, der 2020 auf der damals digitalen Frankfurter Buchmesse von einer Londoner Literaturagentur angeboten wurde. Für den deutschsprachigen Markt sichert sich der Piper Verlag die Rechte.
Seit dem Erscheinen Ende März 2022 ist »Eine Frage der Chemie« in den Top-10 der deutschen Bestsellerliste vertreten. In 42 Sprachen wurde das Werk mittlerweile übersetzt. Über 700.000 Exemplare wurden allein in Deutschland verkauft, weltweit seien es über 6 Millionen, berichtet Garmus‘ deutsche Verlegerin Felicitas von Lovenberg.
Hat man bei Piper von Anfang an an den Erfolg geglaubt? Ja, und man habe einiges für das Buch getan, sagt von Lovenberg, allerdings betont sie im Gespräch, dass man als Verlag keinen Bestseller »machen« könne, davon sei sie nach acht Jahren als Verlegerin überzeugt. Verlegen sei »Glaube, Liebe, Hoffnung«, und man verliebe sich oft in Bücher, die dann leider nicht zum richtigen Zeitpunkt breit genug gelesen werden oder der Funke springe nicht über. Auch Verlegen sei eine Frage der Chemie.
Doch nicht nur der Erfolg des Buches ist real, auch Bonnie Garmus gibt es wirklich, und sie berichtet im Podcast des literaturcafe.de von ihrem Erfolg. Wie hat sie es mit über 60 mit nur einem Roman zum Weltbestseller geschafft?
11/14/2023 • 33 minutes, 53 seconds
»Nicht von dieser Welt« - Michael Ebert über seinen Roman und das Lesen in Schramberg
Seine erste Lesung moderierte in Hamburg Micky Beisenherz, demnächst spricht Michael Ebert in München mit Linda Zervakis über seinen Debut-Roman »Nicht von dieser Welt«. Dazwischen jedoch liest Ebert im beschaulichen Schramberg. Das dortige Krankenhaus hat sein Leben und seinen Roman geprägt. Wolfgang Tischer traf sich mit Michael Ebert für den Podcast des literaturcafe.de im Schwarzwald.
»Kann es sein«, sagt Michael Ebert und blickt verwundert auf die Fläche vor sich, auf der sein Buch liegt, »dass ich an diesem Tisch auch mein Abitur geschrieben habe?«
»Das ist so«, ruft ein älterer Herr im Publikum, der vielleicht sein Lehrer war.
Michael Ebert sitzt zusammen mit Moderator Christoph Plum auf der hohen Bühne der Aula des Schramberger Gymnasiums an ebendiesen kleinen Tischchen. Es ist einer dieser holzvertäfelten Mehrzwecksäle, die es in den in den 1970er-Jahren gebauten Schulen dieser Gegend, öfters zu geben scheint und die erstaunlich gut erhalten sind.
Vor fast 30 Jahren hat Michael Ebert hier tatsächlich sein Abitur geschrieben. Jetzt ist er wieder einmal in die Stadt zurückgekehrt, in der er aufgewachsen ist. Er ist gekommen, um aus seinem ersten Roman zu lesen: »Nicht von dieser Welt«. Der spielt größtenteils im ehemaligen Schramberger Krankenhaus, ohne dass der Name der Stadt im Buch nur ein einziges Mal erwähnt wird. Doch die beschriebene markante Tallage im Schwarzwald und benannte nahe Orte wie Rottweil oder die Auffahrt von der B462 auf die A81, machen den Ort identifizierbar. Und eben das Krankenhaus, das 2011 geschlossen wurde und für das die Stadt seit langem einen Investor sucht, der sich leider nicht findet. Das Krankenhaus ist zum Lost Place geworden. Drei Millionen Euro, so schrieb es Michael Ebert in einer Reportage für das SZ-Magazin im Jahre 2016, wolle die Stadt dafür haben. Mittlerweile ist der Preis auf 1,8 Millionen gesunken.
Michael Ebert, geboren 1974 in Freiburg, ist in diesem Krankenhaus aufgewachsen. Nicht als Patient. Seine Mutter arbeitete dort als Notfallkrankenschwester, und da die Familie in prekären Verhältnissen lebte, bezog man irgendwann die günstige Personalwohnung im Gebäude.
Nach dem Abitur, Zivildienst und einem Volontariat bei der Schwäbischen Zeitung verließ Ebert die Stadt, studierte etwas Jura. »Aber nicht zu Ende«, betont er während seiner Lesung. Er leitete irgendwann das »jetzt«-Magazin der Süddeutschen Zeitung, wechselte dann zu Gruner & Jahr nach Hamburg, nachdem das Magazin eingestellt wurde. Dort war er Chef von »Neon«, dem inoffiziellen jetzt-Nachfolger. 2013 kehrte Ebert nach München zurück und übernahm die Chefredaktion des wöchentlichen SZ-Magazins.
Und warum jetzt ein Roman?
Nach dem Tod seines Vaters im März 2022, saß er nachts am Küchentisch, um seine Gefühle zu sortieren, erzählt Michael Ebert im Podcast des literaturcafe.de. Das Aufschreiben von Erinnerungen führte dann zur Idee, einen Roman zu schreiben. Es vermengte sich Reales mit Fiktivem.
Einen Roman zu schreiben sei für ihn als Journalist so etwas wie »eine andere Hirnhälfte, die bespielt wird«. Tipps und Ratschläge habe er unter anderem von Simone Buchholz und Daniel Kehlmann bekommen. Auch davon erzählt Ebert im Podcast.
Aus dem Michael im echten Leben wurde der 13-jährige Mischa im Roman. Ein magisches, übersinnliches Element kam hinzu, dann – so erzählt es Ebert während der Lesung – tauchte plötzlich die Figur der 17-jährigen Sola an Mischas Seite auf, und zusammen verlassen sie den Schwarzwald, um in Halberstadt in Ostdeutschland einen ganz besonderen Schatz zu heben: 100 Milliarden Ostmark, die nach der Wende in einem Stollen deponiert wurden, der im Nazi-Deutschland von Zwangsarbeitern gegraben wurde. Auch dieses Element des Romans entnahm Ebert der Realität.
Hören Sie im Podcast das ausführliche Gespräch mit Michael Ebert über die Entstehung des Romans und wie er einen weiteren Prominenten als Testleser gewinnen konnte, der fürs Buch ein Zitat geliefert hat: Herbert Grönemeyer.
Auf der Rückfahrt von Schramberg läuft übers Autoradio dann auch »Deine Zeit« von Herbert Grönemeyer. Wer den Podcast hört, weiß warum.
9/28/2023 • 27 minutes, 35 seconds
»Hast du uns endlich gefunden« - Edgar Selge im Gespräch über sein literarisches Debüt
Mitten im Schwarzwald unter dem nächtlichen Sternenhimmel spricht Wolfgang Tischer mit Edgar Selge über die Entstehung des Buches.
Der Vater ist Gefängnisdirektor und Hobby-Pianist auf hohem Niveau. Ins Wohnhaus neben der Mauer der Justizvollzugsanstalt lädt er regelmäßig Profi-Musiker ein, um mit ihnen klassische Konzerte zu geben. Sowohl vor den Gefangenen als auch vor den gutbürgerlichen Freunden und Bekannten. Es ist die Zeit um 1960, der strenge und autoritäre Vater hat sein nationalsozialistisches Denken noch nicht abgelegt. Am Esstisch kommt es regelmäßig zu Konfrontationen mit seinen Söhnen. Einer von ihnen ist der 12-jährige Edgar.
Der Schauspieler Edgar Selge (*1948) hat die Erlebnisse seiner Kindheit in seinem literarischen Debüt »Hast du uns endlich gefunden« verarbeitet. Fünf Jahre, so erzählt er es im Podcast des literaturcafe.de, habe er daran gearbeitet. Die größte Herausforderung bestand zunächst darin, die passende Perspektive und den Erzählton zu finden.
Anfang September 2023 finden im Landkreis Freudenstadt die 9. Literaturtage Nordschwarzwald statt und Selge liest zur Eröffnung aus seinem Buch. Er habe nicht mitgezählt die wievielte Lesung seit Erscheinen des Buches im Jahre 2021 das gewesen sei, aber zwischen 50 und 60 mal dürfte es gewesen sein. Hilft da die Ausbildung als Schauspieler, das immer noch so eindringlich zu lesen? Sicherlich, sagt Selge. »Jeder Text bedeutet an jedem Tag für einen selber etwas Neues und etwas Anderes«.
Wie wird das eigene Leben und Erleben zu einem Buch, auf dem weder die Bezeichnung »Roman« noch »Autobiografie« zu finden ist, das jedoch ganz klar ein literarisches Werk ist?
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Edgar Selge, geführt unter dem nächtlichen sternenklaren Schwarzwaldhimmel, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
9/7/2023 • 15 minutes, 37 seconds
Erfolgreiches Self-Publishing: Autorin Melissa Ratsch und Michael Döschner-Apostolidis von Tolino Media im Gespräch
Melissa Ratsch schreibt als Self-Publisherin vier bis fünf Bücher im Jahr und sagt von sich selbst, dass sie sonst keine anderen Hobbys habe. Im Hauptberuf ist sie Projektleiterin und daher geht sie ihre Buchveröffentlichungen genauso an. Zusammen mit ihren Lektorinnen und der Cover-Designerin hat sie ihre Veröffentlichungen schon ein Jahr im Voraus genau geplant. »Man muss sich immer bewusst sein, dass man als Self-Publisher Autor ist, aber zeitgleich immer auch Unternehmer. Daher muss man sich auch Deadlines setzen. Das ist vielleicht unangenehm, aber anders wird man schwerlich Erfolg haben«, sagt Melissa Ratsch.
Wie Melissa Ratsch schreibt und ihre Veröffentlichungen plant, davon erzählt sie in dieser Podcast-Folge des literaturcafe.de. Wer noch mehr über Melissa Ratsch erfahren möchte, dem sei auch die etwas ältere Podcast-Folge der »Zwei von der Talkstelle« empfohlen und natürlich ihre Website.
Wolfgang Tischer hat sich für eine Podcast-Folge zum Thema Self-Publishing mit Melissa Ratsch und Michael Döschner-Apostolidis im Stuttgarter Schriftstellerhaus getroffen.
Michael Döschner-Apostolidis leitet seit Oktober 2022 Tolino Media, den Self-Publishing-Distributor der Tolino Allianz. Döschner-Apostolidis berichtet von den neuesten Aktivitäten des Dienstleisters, der sich auf dem deutschsprachigen Markt erfolgreich gegen Amazon behauptet. Neben dem E-Book-Format bietet Tolino Media bereits seit einiger Zeit Print-on-Demand an, jetzt kommt neu das »Lieblingsbuchprogramm« hinzu, das gedruckte Bücher von Erfolgsautorinnen und -autoren in den Buchhandel bringen soll. Außerdem veranstaltet Tolino im September 2023 das erste Mal ein Schreib-Barcamp in Mainz.
Mit Melissa Ratsch und Michael Döschner-Apostolidis spricht Wolfgang Tischer darüber, was erfolgreiches Self-Publishing im Jahre 2023 ausmacht.
Zudem ist Melissa Ratsch im Vorstand des Selfpublisher-Verbands. Sie erläutert, was die Mitgliedschaft bringt und wer dort Mitglied werden kann.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Melissa Ratsch und Michael Döschner-Apostolidis im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
8/17/2023 • 1 hour, 2 minutes, 43 seconds
Michael Krüger über seine Rolle als »Poeta Laureatus« - Literaricum Lech 2023
Der Titel des »Poeta Laureatus« stammt aus der Zeit antiker Dichterwettstreite. Wortwörtlich bedeutet er »lorbeerumkranzter Dichter«. Beim Literaricum Lech will man die Auszeichnung als Poeta Laureatus oder Poeta Laureata künftig jährlich vergeben. Das Preisgeld stiftet die Gemeinde Lech.
Michael Krügers monatliche Gedichte zum Zeitgeschehen sind u.a. auf der Website des SWR zu hören. Dort findet sich auch zu jedem Gedicht ein Gespräch mit Michael Krüger.
Michael Krügers Dankesrede kann beim Standard nachgelesen werden.
Der Begriff des »Poeta Laureatus« wird bisweilen als »Nationaldichter« gesehen. Tatsächlich gibt es beispielsweise in den USA den »Poet Laureate«. Populär wurde dieses Amt hierzulande, als Amanda Gorman bei der Amtseinführung von Joe Biden ein Gedicht vortrug. Danach wurde auch in Deutschland diskutiert, ob man nicht das Amt einer Staatsdichterin oder eines Staatsdichtes einführen sollte.
Können Gedichte die Welt verändern? Nicht die Welt aber die Menschen, sagt Michael Krüger im Podcast des literaturcafe.de. Das Gespräch führte Wolfgang Tischer mit dem Preisträger unmittelbar nach seiner Würdigung.
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8/2/2023 • 11 minutes, 14 seconds
Nicola Steiner über Jane Austen und das Literaricum: »Den Blick verändern« - Literaricum Lech 2023
Jane Austens »Stolz und Vorurteil« habe Nicola Steiner für 2023 ausgewählt, damit man Vorurteile gegenüber Jane Austen ablegen könne. Dass Austens Hauptfigur Elisabeth Bennet einen Heiratsantrag ablehnt, obwohl sie weiß, was dies für sie sozial und ökonomisch bedeutet und dass sie ihn später von sich aus als freie Entscheidung und aus Liebe doch annimmt, das ist für Nicola Steiner eine moderne Form der weiblichen Selbstermächtigung. Das Programm des Literaricum widmete sie daher verstärkt dem Frauenbild damals und heute, obwohl, wie Nicola Steiner mit Bedauern und mit Blick auf die begrenzte Zeit betont, auch der Aspekt der Fan-Fiction rund um »Stolz und Vorurteil« interessant gewesen wäre.
Für Nicola Steiner ist am Literaricum immer wieder faszinierend, dass die einzelnen Teile des Programms den Blick auf andere Teile verändert und man Dinge, die man vorher schon kannte, ganz anders wahrnimmt. »1+1+1 macht nicht 3, sondern 1+1+1 macht 3+Magie«, sagt Nicola Steiner im Podcast des literaturcafe.de.
Nicola Steiner ist deutschen TV-Zaungästen als Moderatorin des Schweizer Literaturclubs bekannt. Dort moderierte sie jedoch unlängst ihre letzte Sendung. Ab dem 1. September 2023 wird Nicola Steiner das Literaturhaus in Zürich leiten.
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7/31/2023 • 12 minutes, 10 seconds
Übersetzerin Andrea Ott: »800 Seiten Charlotte Brontë waren wie eine Lehrzeit« - Literaricum Lech 2023
Sie ist eine preisgekrönte und vielgelobte Übersetzerin und dennoch sagt Andrea Ott, sei sie völlig unfähig, sich auf Englisch mit jemandem zu unterhalten. Nahezu autodidaktisch habe sie sich damals das Übersetzen mit einem 800-Seiten-Roman von Charlotte Brontë beigebracht. Im Podcast des literaturcafe.de spricht Übersetzerin Andrea Ott über ihre Arbeit.
Als Übersetzerin hat sich Andrea Ott auf britische und amerikanische Klassiker spezialisiert. Das sei von Vorteil, sagt Andrea Ott im Podcast des literaturcafe.de. »Denn stellen Sie sich mal vor, ich müsste mit einem Autor auf Lesereise gehen, wo ich doch kein Englisch kann.« Eine vom Feuilleton vielgelobte und preisgekrönte Übersetzerin englischer Werke, die die Sprache im Alltag nicht sprechen kann?
Tatsächlich klingt Andrea Otts Werdegang unglaublich. Damals habe sie einen Artikel in der ZEIT gelesen, in dem vermerkt wurde, dass noch nicht alle Bücher von Charlotte Brontë übersetzt seien. »Das ist doch was für dich«, sagte Otts Mutter und so kaufte sich Andrea Ott einen 800-Seiten-Roman von Charlotte Brontë und arbeitete drei Jahre an der Übersetzung. Das sei so etwas wie ihre Lehrzeit gewesen, sagt Andrea Ott. Englisch habe sie eigentlich in der Schule abgewählt, aber die englische Literatur habe sie immer interessiert. So begann ihre Karriere als Übersetzerin. Rasch bekam sie einen Vertrag bei Manesse und übersetzte u. a. Jane Austen, Charlotte Brontë, Elizabeth Gaskell, Thomas Hardy, Henry James, Upton Sinclair und Evelyn Waugh.
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7/29/2023 • 12 minutes, 34 seconds
Denis Scheck über Jane Austen: »Eine helle Lesefreude« - Literaricum Lech 2023
Seit den Tagen seiner Jugend sei für ihn Jane Austen eine »helle Lesefreude«, sagt Literaturkritiker Denis Scheck.
Leider haben die Verwandten Jane Austens ganze Jahrgänge ihrer privaten Korrespondenz vernichtet. Scheck bedauert es, dass wir aus den verbliebenen Briefen nicht wirklich etwas aus ihrer Gedankenwelt erfahren. So wie beispielsweise der Krieg mit Frankreich und Napoleon in »Stolz und Vorurteil« nicht erwähnt wird, so wissen wir auch nicht, was Austen Privat über Napoleon oder den verrückt gewordenen König Georg III. dachte.
Denis Scheck wäre »sehr, sehr dankbar«, wenn man irgendwo in Südengland auf einem Dachboden oder in einem Keller noch eine alte Truhe mit Jane-Austen-Dokumenten zu finden wäre.
Seit Denis Schecks Eröffnungsrede zu Jane Austen beim Literaricum Lech wissen wir auch, dass der Literaturkritiker auch in der Sauna liest. Es sei, so Scheck im Podcast-Gespräch, »immer schön, wenn man nach zwei bis drei Saunagängen später im Bett noch merkt, dass der Buchblock etwas Wärme abgibt.«
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Denis Scheck vom Literaricum Lech, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
7/26/2023 • 8 minutes, 8 seconds
Thomas Sarbacher über Lesen, Pointen und die Haltung der Figur - Literaricum Lech 2023
2022 war es kein Problem: Thomas Sarbacher konnte beim 2. Literaricum Lech »Bartleby der Schreiber« von Hermann Melville komplett vorlesen. Der Vortrag der vollständigen Erzählung dauerte keine zwei Stunden, und alle Besucherinnen und Besucher des Literaricums kannten den Text. Die Lesezeit von »Stolz und Vorurteil« hingegen würde 12 Stunden deutlich überschreiten. Daher war diesmal eine »komprimierte Lesefassung« angekündigt. Für welche Ausschnitte und Passagen würde sich Thomas Sarbacher entscheiden?
Stattdessen las Sarbacher den Anfang des Romans. »So werde ich am ehesten den sprachlichen Entfaltungsmöglichkeiten des Werkes gerecht«, war Sarbacher schnell klar. Bei Jane Austen müsse man den Text zur Geltung bringen, weil auf der Handlungsebene so viel gar nicht passiere. »Die Eigentlichen Sensationen geschehen im sehr kleinen Bereich der zwischenmenschlichen Begegnungen«, sagt Sarbacher.
Jane Austens Text ist ironisch und witzig. Wie legt man dies beim Lesen an? Macht Text mit Dialogen beim Vorlesen mehr Spaß als andere? Und würde Thomas Sarbacher doch gerne einmal den kompletten Roman vorlesen?
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Thomas Sarbacher vom Literaricum Lech, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
7/24/2023 • 11 minutes, 36 seconds
Michael Köhlmeier über die Magie des Schreibens - Literaricum Lech 2023
Michael Köhlmeier sieht seine Rolle als Mit-Initiator des Literaricum bescheiden. Vor mittlerweile 26 Jahren habe man sich in Lech am Arlberg gefragt, was man tun könne, um das Image dieses Dorfes zu heben, dass es nicht den Weg wie Ischgl oder Sölden einschlägt. Damals wurde das Philosophicum Lech gegründet. Diese philosophische Tagung, bei der jeweils ein Thema im Mittelpunkt steht, genießt heute im deutschsprachigen Raum einen ausgezeichneten Ruf. »Alles wird gut. Zur Dialektik der Hoffnung« ist im Herbst 2023 das Thema.
Das erfolgreich Konzept des Philosophicums wurde in ähnlicher Weise auf das Literaricum übertragen, das 2023 erst zum 3. Mal stattfand. Hier steht ein jeweils ein Klassiker der Weltliteratur im Fokus, in diesem Jahr »Stolz und Vorurteil« von Jane Austen.
Michael Köhlmeier berichtet im Podcast von der Entstehung des Formats, bevor es um die Dialoge in Austens Werk geht. Gute Dialoge haben stets eine zweite Ebene, einen Sub-Plot. Der Sub-Plot in Austens Roman offenbare die menschenverachtende und antihumane Einstellung der damaligen Gesellschaft. Junge Frauen und Männer werden behandelt wie auf dem Viehmarkt. Darüber legen sich kontrastierend die Dialoge mit einer feinen, vornehmen Sprache.
Doch wie gelingt es, Dialoge so meisterhaft zu schreiben wie Jane Austen? Diese Frage nach dem Handwerk oder Talent stellt sich immer wieder.
Dem Eröffnungsabend des Literaricum fügt Michael Köhlmeier stets eine kleine literarische Beobachtung bei. Diesmal war es das Postulat, dass man als Autor oder Autorin immer an seine Figur denken solle und diese stets Vorrang vor Leserin oder Leser haben sollte. Was Köhlmeier damit meint, erörtert er nochmal im Podcast des literaturcafe.de.
Das Gespräch wurde auf der sonnigen aber leicht windigen Dachterrasse des Hotels Sonnenburg auf rund 1.700 Metern Meereshöhe begonnen. Da half auch der puschelige Windschutz am Mikro nur bedingt. Man möge am Anfang über die Windgeräusche hinweghören. Das Gespräch wurde nach kurzer Zeit drinnen weitergeführt.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Michael Köhlmeier vom Literaricum Lech, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
7/22/2023 • 33 minutes, 36 seconds
Bachmannpreis-Podcast 2023 - Tag 4: Thomas Strässle und Peter Fässlacher im Gespräch
Die 47. Tage der deutschsprachigen Literatur sind vorbei. Fünf Preise sind vergeben. Wolfgang Tischer und Bozena Badura sitzen im Raum unter dem ORF-Studio und blicken auf die vergangenen Tage und die Preisverleihung. Die drei Lesetage wurden ja bereits in den drei letzten Folgen ausführlich besprochen.
Der neue Bachmannpreis-Juror Thomas Strässle (Foto: Tischer)
Neu-Juror Peter Strässle erzählt zudem in dieser Folge, wie er die Jury-Diskussion erlebte und wie er seine beiden Texte für Klagenfurt ausgewählt hat, darunter ein Gewinnertext. Doch zunächst gratuliert ihm Wolfgang Tischer zum Gewinn des Titels »Beliebtester Bachmannpreis-Juror 2023«.
Der neue Bachmannpreis-Moderator Peter Fässlacher (Foto: Tischer)
Am Schluss dieser Folge dann noch ein ausführliches Gespräch mit dem neuen Moderator Peter Fässlacher. Ist er zufrieden, dass alles reibungslos verlief? Wie reagiert man, wenn plötzlich eine Zuschauerin aufsteht und auch etwas sagen möchte? Wie empfand er die Zusammenarbeit mit der Jury? Und was waren die größten Herausforderungen bei der Moderation?
Die Preisträger:innen des Jahres 2023
Sie können sich über Ihre Preis freuen: Martin Piekar, Anna Felnhofer, Valeria Gordeev und Laura Leupi (Foto: Tischer)
Bachmannpreis (25.000 Euro): Valeria Gordeev: Er putzt
Deutschlandfunkpreis (12.500 Euro): Anna Felnhofer: Fische fangen
Kelag-Preis (10.000 Euro) und BKS-Publikumspreis (7.000 Euro): Martin Piekar: Mit Wänden sprechen/Pole sind schwierige Volk
3sat-Preis (7.500 Euro): Laura Leupi: Das Alphabet der sexualisierten Gewalt
Hören Sie die Gespräche und die Analyse der 47. Tage der deutschsprachigen Literatur im Podcast des literaturcafe.de.
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7/2/2023 • 57 minutes, 42 seconds
Bachmannpreis-Podcast 2023 - Tag 3: Anna Felnhofer und Yevgeniy Breyger im Gespräch
Alle Texte sind vorgelesen - einige wurden auch performt. Was brachte der dritte und letzte Lesetag? Besonders über den Text von Laura Leupi wurde heftig diskutiert. Wolfgang Tischer, Andrea Diener und Bozena Badura blicken auf den Lese-Samstag, an dem es erstaunlicherweise in der Mittagspause zu regnen begann.
Yevgeniy Breyger nach seiner Lesung (Foto: Tischer)
Yevgeniy Breyger machte den Auftakt und Wolfgang Tischer sprach mit ihm nach seiner Lesung. Bereits am Vortag las Anna Felnhofer, die nach ihrem Auftritt gestern »nur noch schlafen« wollte. Ist sie dazu gekommen und wie empfand sie ihre Lesung und wie ist ihr Text entstanden? Wird mehr daraus werden? Das Gespräch mit Anna Felnhofer gibt es ganz am Schluss dieser Folge zu hören.
Anna Felnhofer hat am Freitag gelesen (Foto: Tischer)
Am Sonntag, 2 Juli 2023 wird der Bachmannpreis und weitere Preise vergeben. Leider kann dann Andrea Diener nicht mehr beim Podcast mit dabei sein, da sie schon im Zug sitzt. Daher muss ihr in dieser Folge die Frage gestellt werden: Wer hat Chancen auf den Bachmannpreis 2023?
Außerdem kann bis zum Samstag, 1. Juli 2023 noch abgestimmt werden: Wer ist der oder die beste Bachmann-Juror(in) 2023?
Am Samstag, 1. Juli 2023 lasen beim Bachmannpreis:
Yevgeniy Breyger: Die Lust auf Zeit
Mario Wurmitzer: Das Tiny House ist abgebrannt
Laura Leupi: Das Alphabet der sexualisierten Gewalt
Deniz Utlu: Damit du sprichst
Hören Sie die ausführliche Analyse des dritten Lesetages im Podcast des literaturcafe.de.
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7/1/2023 • 1 hour, 4 minutes, 1 second
Bachmannpreis-Podcast 2023 - Tag 2: Elias Hirschl als Gast und Martin Piekar im Gespräch
Neben dem mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis, können die Zuschauer den von der BKS gestifteten Publikumspreis vergeben. Wer ihn gewinnt, ist im nächsten Jahr automatisch auch Stadtschreiber von Klagenfurt. Auch in diesem Jahr kann am Samstag, 1. Juli 2023 wieder auf bachmannpreis.orf.at abgestimmt werden.
Im letzten Jahr hat Elias Hirschl den Publikumspreis gewonnen. Von Mai bis Ende September 2023 wohnt er in Klagenfurt.
Für etwas Aufsehen sorge er mit dem Essay »Was hat Jörg Haiders Tennislehrer mit dem Bachmannpreis zu tun?« im Standard. Im Podcast erzählt er, wie es zu diesem Text über Klagenfurts Bürgermeister kam. Zudem erschüttert derzeit ein Justizskandal die Stadt.
Doch darüber soll in der Podcast-Folge vom 2. Lesungstag nicht weiter gesprochen werden, denn schließlich geht es um die vier Lesungen des Tages, von denen mindestens drei Jury und Publikum begeisterten.
Außerdem ist in dieser Podcast-Folge ein kurzes Gespräch mit Martin Piekar zu hören, das Wolfgang Tischer mit ihm nach der Lesung geführt hat. Auch als literarische Figur muss man sich selbst erschaffen, so Piekar.
Am Freitag, 30. Juni 2023 lasen beim Bachmannpreis:
Sophie Klieeisen: Taube Früchte
Martin Piekar: Mit Wänden sprechen/Pole sind schwierige Volk
Jacinta Nandi: Wenn ich eine Zeitmaschine hätte
Anna Felnhofer: Fische fangen
Hören Sie die ausführliche Analyse des zweiten Lesetages im Podcast des literaturcafe.de.
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6/30/2023 • 49 minutes, 34 seconds
Bachmannpreis-Podcast 2023 - Tag 1: Jayrome Robinet und Mithu Sanyal im Gespräch
Gast in dieser Podcast-Folge ist Bozena Badura von literaturwelten.com, die u.a. den Literaturwettbewerb »Das Debut« organisiert. Andrea Diener und Wolfgang Tischer blicken mit ihr auf den ersten Lesetag.
Außerdem gibt es in dieser Podcast-Folge ein Gespräch mit Autor Jayrome C. Robinet zu hören, der mit seinem Text »Sonne in Scherben« den Literaturwettbewerb fulminant einleitete. Ebenso spricht Wolfgang Tischer mit Neu-Jurorin Mithu Sanyal, die den Autor nach Klagenfurt eingeladen hat.
Am Donnerstag 29. Juni 2023 lasen beim Bachmannpreis:
Jayrome C. Robinet
Andreas Stichmann
Valeria Gordeev
Anna Gien
Besonders beim letzten Text wundern sich die drei Podcaster, wie es ein solcher Text nach Klagenfurt geschafft hat. Hören Sie die ausführliche Analyse des ersten Lesetages im Podcast des literaturcafe.de.
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6/29/2023 • 1 hour, 2 minutes, 33 seconds
Bachmannpreis-Podcast vom Eröffnungsabend 2023: Freiheit ist kein individueller Besitz
Am Dienstagabend regnete es noch in Strömen, doch am Eröffnungsabend der 47. Tage der deutschsprachigen Literatur war es warm und alles wieder wie 2019. Diesmal lesen an den kommenden drei Tagen nicht 14, sondern 12 Autorinnen und Autoren um den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis und weitere Preise. Zwei Lesende mussten leider ihre Teilnahme in Klagenfurt kurzfristig absagen.
Im Podcast des literaturcafe.de, der in den kommenden Tagen wieder zum täglichen Bachmannpreis-Podcast wird, melden sich Andrea Diener und Wolfgang Tischer aus Klagenfurt vom Eröffnungsabend mit einer Weinschorle (oder G’spritztem, wie man in Österreich sagt).
Neben der Auslosung der Lesereihenfolge wird am Ende des Eröffnungsabends die Klagenfurter Rede zur Literatur gehalten, diesmal von Tanja Maljartschuk, der Bachmannpreisträgerin von 2018. Die Rede trägt den Titel »Hier ist immer Gewalt. Hier ist immer Kampf.«
Maljartschuk wuchs in der Ukraine auf und sie thematisierte ihre Unfähigkeit und Unmöglichkeit zu schreiben, aufgrund des russischen Angriffskrieges. Ein begonnenes Romanprojekt musste sie abbrechen. Die Wirklichkeit macht für sie Literatur unmöglich. Und dennoch verknüpfte die Autorin in ihrer Rede gekonnt philosophisch-literarische Fragen mit ihrer eigenen familiären Vergangenheit und der Lage der Welt. Ein auch formell interessant gearbeiteter Redetext, der auf der Website zum Bachmannpreis nachgelesen werden kann.
An dieser Stelle sei nochmals Tanja Maljartschuks Roman »Blauwal der Erinnerung« empfohlen und das Gespräch mit der Autorin von der Leipziger Buchmesse 2019.
Zuvor dankte die Jury-Vorsitzende Insa Wilke dem langjährigen Moderator Christian Ankowitsch, dessen Absetzung von Seiten des ORF kommunikativ sehr unglücklich verlaufen war (siehe Bericht).
Nachfolger Peter Fässlacher moderierte den Eröffnungsabend zusammen mit Cecile Schortmann souverän, seine Bewährungsprobe wird er aber erst in den kommenden Tagen beim Leiten der Diskussion haben. Ein Interview mit dem ORF-Kulturmoderator wird voraussichtlich am Sonntag im Bachmannpreis-Podcast zu hören sein.
Insa Wilke ging in ihrer kurzen Rede als Jury-Vorsitzende zudem auf den Begriff der Freiheit ein. Die Lektüre des Buches »Gekränkte Freiheit: Aspekte des libertären Autoritarismus« von Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey habe ihr den Begriff auf erhellende Weise näher gebracht. Freiheit solle nicht als persönliches Besitztum gesehen werden, sondern Freiheit entstehe im Austausch mit anderen. Dies übertrug sie auf die Literaturkritik, und sie wünschte sich für die kommenden Tage eine Diskussion in diesem Sinne. Eine versteckte Kritik an der Diskussionskultur der Vorjahre?
Seit Jahren, so stellt es Andrea Diener im Podcast fest, argumentiert man in Klagenfurt gegen angebliche Bedrohungen an, der die Literatur ausgesetzt sei. Aktuelles Schreckgespenst: die künstliche Intelligenz. Man kam bei der Eröffnung nicht umhin, sich gegenseitig zu versichern, dass Kreativität immer noch Menschensache sei. Hoffen wir, dass das Thema KI in den kommenden Tagen nicht weiter abgegriffene Erwähnung findet.
Überhaupt muss angemerkt werden, dass von einer KI geschriebene Passagen in einem Bachmman-Text bereits 2020 auftauchten. Das erklärte zumindest der Autor Jörg Piringer.
Hören Sie die ausführliche Analyse des Eröffnungsabends von Wolfgang Tischer und Andrea Diener im Podcast des literaturcafe.de. Was ist von den kommenden Tagen und Texten zu erwarten?
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6/28/2023 • 31 minutes, 19 seconds
Olaf Kutzmutz: Literatur an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel
Regelmäßig lädt hochkarätige Dozenten ein. Im Podcast des literaturcafe.de erläutert Kutzmutz, was die Bildungseinrichtung so besonders macht.
Trotz des gewichtigen Namens steht sie jeder und jedem offen: die Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Hier widmet man sich der Musik, der bildenden Kunst, dem Theater – und der Literatur.
Wer professionell schreiben oder zumindest sein Schreiben professionalisieren will, sollte einen Blick ins Programm der Akademie werfen.
Wie kam eine Bundesakademie nach Wolfenbüttel? Was macht das Besondere dieser Einrichtung aus? Welche Schwerpunkte setzt Kutzmutz im Bereich Literatur, und wer hat hier schon unterrichtet? gibt Einblicke in seine Arbeit und erzählt im Podcast, warum der bereits 1997 verstorbene Schriftsteller Jurek Becker (»Jakob der Lügner«) für ihn immer noch der wichtigste Autor ist.
6/20/2023 • 31 minutes, 42 seconds
Ursula Poznanski über »Böses Licht« und das Schreiben für Erwachsene und Jugendliche
Ursula Poznanski schreibt zwei Bestseller pro Jahr. Einen für Jugendliche, einen für Erwachsene. Wie entstand diese Zweiteilung? Wo liegen die Unterschiede? Hören Sie ein Gespräch mit der österreichischen Autorin übers Schreiben, mitgeschnitten auf der Bühne der Leipziger Buchmesse.
Am Buchmesse-Sonntag 2023 war Ursula Poznanski zu Gast bei Wolfgang Tischer auf der Bühne in Halle 5. Wieder sitzt und steht das Publikum dicht gedrängt, Smartphones werden hochgereckt. Am Signiertisch liegt noch das »falsche« Buch, der dritte Teil der Vanitas-Reihe, doch die Mitarbeiterin des Droemer Verlags kümmert sich darum und bis zum Ende des Bühnengesprächs wird dort auch der aktuelle Titel »Böses Licht« liegen.
Der aktuelle Krimi von Ursula Poznanski spielt in Schauspielkreisen. Mehr oder weniger auf der Bühne des Wiener Burgtheaters geschieht ein Mord. Das führt zur ganz pragmatischen Frage: Brauche ich dafür die Erlaubnis des Burgtheaters?
Ursula Poznanski spricht über die Entstehung ihrer Krimis, wie man Figuren weiterentwickelt und was ihre Krimis für Erwachsene von ihren Jugendbüchern unterscheidet, die im Loewe Verlag erscheinen.
Mehr oder weniger drei Jahre hat sich Wolfgang Tischer auf das Gespräch gefreut, denn Ursula Poznanski hätte bereits 2020 Gast auf der Bühne sein sollen. Damals war u. a. der erste Band der Vanitas-Reihe erschienen und vor allen Dingen war ihr zweiteiliger Bestseller »Erebos« aktuell. So muss rückwirkend natürlich die Frage gestellt werden, wie es die Autorin schafft, aktuelle Entwicklungen und die Mechanismen von Online-Spielen so glaubhaft und realitätsnah zu beschreiben.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Ursula Poznanski, das auf der Leipziger Buchmesse 2023 auf der Bühne in Halle 5 geführt wurde, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
Ursula Poznanski: Böses Licht: Kriminalroman. Broschiert. 2023. Knaur HC. ISBN/EAN: 9783426227831
5/14/2023 • 30 minutes, 31 seconds
Podcast: Laura Kneidl über »Vergiss uns. Nicht.« und das Schreiben von New Adult
Podcast: Laura Kneidl über »Vergiss uns. Nicht.« und das Schreiben von New Adult
5/9/2023 • 28 minutes, 32 seconds
Podcast: Sebastian Hotz (»El Hotzo«) über sein neues MINDSET als Schriftsteller
Die Bühne in Halle 5 scheint zu platzen. Smartphones werden hochgehalten, und es wird fotografiert und gefilmt. Sind alle 1,3 Millionen Follower gekommen? Sein Gehirn könne Zahlen über 100 nicht verarbeiten, sagt Hotz, daher sind es 1,3 Millionen.
Hotz ist zum ersten Mal auf der Buchmesse und dann gleich als Bestseller-Autor, denn sein Buch MINDSET ist auf Platz 2 der SPIEGEL-Bestsellerliste eingestiegen.
Auf der Messe sind viele unbekannte Autorinnen und Autoren unterwegs. Und dann kommt so einer mit vielen Followern, schreibt ein Buch und zieht an ihnen vorbei.
Sebastian Hotz gibt sich bescheiden: »Ich habe einfach Glück gehabt, und jeder Mensch, der auf einer Bühne steht, hatte an irgendeinem Punkt großes Glück.« Allerdings müssen auch so viele Follower hart erarbeitet werden.
Sebastian Hotz gehört seit einiger Zeit auch zum Autorenteam des ZDF Magazin Royal von Jan Böhmermann. An diesem Freitag hätte er eigentlich bei der Sendung dabei sein sollen, die an diesem Tag erstmals live ausgestrahlt wird. Doch Hotz hat die Buchmesse vorgezogen, was Böhmermann zu einem entsprechenden Tweet veranlasst.
Eine ausführliche Beschreibung des Bühnenauftritts mit Fotos ist beim MDR nachzulesen.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Sebastian »El Hotzo« Hotz, das auf der Leipziger Buchmesse 2023 auf der Bühne in Halle 5 geführt wurde, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
Sebastian Hotz: Mindset: Roman. Gebundene Ausgabe. 2023. Kiepenheuer&Witsch. ISBN/EAN: 9783462002843
5/3/2023 • 22 minutes, 58 seconds
Podcast: Ijoma Mangold über Bitcoin und Buchmesse - Die orange Pille
Mit seinem Buch »Die orange Pille« will er nun auch andere von der Digitalwährung überzeugen. Eine Hintertür lässt er sich aber offen.
»Orangepillen« nennen es Bitcoiner, wenn sie andere von der Kryptowährung überzeugen wollen. Das Bild der orangen Pille geht auf den Film »Matrix« zurück, in dem sich der Protagonist Neo für den Verbleib in einer schönen Scheinwelt (blaue Pille) oder der Realität (rote Pille) entscheiden muss. Die Bitcoin-Pille, die die Lösung aller Probleme verspricht, ist orange. Zwar taucht dieser dritte Weg im Film nicht auf, doch für Bitcoiner ist ihre Währung die Lösung für alle Probleme der Welt.
Für die Bitcoin-Community ist Mangold zu ihrem Neo geworden. Ein Mann des Geistes bekennt sich zum Bitcoin. Wie es dazu gekommen ist, das beschreibt Ijoma Mangold in seinem Buch »Die orange Pille«, erschienen bei dtv.
Was ihn an der Digitalwährung fasziniert, das erläutert er nicht nur im Buch, sondern auch im Podcast des literaturcafe.de in wohl einer der längsten Antworten, die je in diesem Podcast gegeben wurde.
Unter anderem ist Mangold fasziniert davon, dass es dem bis heute anonymen Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto gelungen ist, ein digitales und limitiertes Geld zu erschaffen, das an keine Institution gebunden ist, schon gar nicht an eine staatliche. Während das Digitale normalerweise beliebig kopierbar ist, ist der finale Bitcoin-Bestand limitiert.
Natürlich gebe es im Bitcoin-Space mehr Misstrauen gegen zentrale Instanzen, sagt Mangold, ein gewisses Staatsmisstrauen sei aber etwas anderes als Staatsfeindschaft. Gerade ein gut funktionierendes Gemeinwesen sollte unbedingt seine Bürger dazu anhalten, mit einem erheblichen Mass an Skepsis und Staatsmisstrauen in die Welt zu blicken. Gerade in der Zeit nach Corona merken wir, wie leichtfertig wir mit unseren Bürgerrechten umgegangen seien, so Mangold.
Immer wieder ist von Glauben oder gar einer Religion die Rede, wenn man vom Bitcoin spricht. Auch Ijoma Mangold klingt ein wenig wie der Paulus der Bitcoin-Szene.
Allerdings gräbt sich Mangold im letzten Kapitel seines Buches einen kleinen Fluchtweg aus dem »Rabbit Hole« (Morpheus in Matrix) des Bitcoins.
Als Geistes- und Literaturmensch nimmt sich Mangold den unlängst verstorbenen Hans Magnus Enzensberger zum Vorbild. Der reiste in seiner Jugendzeit nach Kuba und pries den dortigen Kommunismus. Als Enzensberger Jahre später seinen Vorlass ans Literaturarchiv Marbach übergeben sollte, stieß er auf seine früheren Lobeshymnen und war entsetzt über sein jüngeres Ich und was er damals Naives über den Kommunismus geschrieben habe.
Trotz derzeit größter Bitcoin-Begeisterung will Mangold nicht ausschließen, dass es ihm irgendwann wie Enzensberger ergehen könnte, wenn er auf sein ich des Jahres 2023 blickt.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Ijoma Mangold das auf der Leipziger Buchmesse 2023 am Stand des literaturcafe.de geführt wurde, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
Ijoma Mangold: Die orange Pille: Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist. Gebundene Ausgabe. 2023. dtv
4/30/2023 • 44 minutes, 44 seconds
Podcast: Arno Geiger über Das glückliche Geheimnis - Leipziger Buchmesse 2023
25 Jahre lang wühlte er meist frühmorgens in den Wiener Altpapiercontainern. Das ist das geheime Doppelleben, das Arno Geiger für sich als »Das glückliche Geheimnis« bezeichnet. Neben Büchern hat Geiger vor allen Dingen nach Tagebüchern und Briefen gesucht. Für ihn der Blick auf das wahre, unverstellte Leben. Auf der Leipziger Buchmesse sprach er darüber mit Wolfgang Tischer.
Kein Geringerer als Arno Geiger war am Buchmesse-Donnerstag des Jahres 2023 der erste Gast der Interview-Reihe des literaturcafe.de in Zusammenarbeit mit der Leipziger Buchmesse. Er sei, so sagt Geiger, ganz messebeseelt.
Tatsächlich erschien Arno Geigers Buch »Das glückliche Geheimnis« schon im Februar, und er hat die große Lesetour bereits hinter sich, aber auch einige Auftritte in Leipzig.
Durch die Medienberichte und Kritiken ist Geigers »Altpapiergeheimnis« mittlerweile keines mehr. In der Verlagsankündigung Ende 2022 wurde jedoch noch geheim gehalten, was Geigers Doppelleben war. Was hatte man ihm da alles zugetraut?
Im halbstündigen Gespräch geht es überwiegend um die Funde im Altpapier. Geiger sieht in persönlichen Briefen und Aufzeichnungen das wahre, unverstellte Leben. So wie wir über das Leben im Mittelalter mehr über die archäologischen Fundstücke im vermüllten Burggraben erfahren als in historischen Dokumenten.
Aber wühlt man da nicht im Privatleben anderer Leute? Geiger sieht das anders und erläutert es im Gespräch.
Hinweis: Leider ist die technische Qualität der Aufnahme nicht optimal und zu laut aufgenommen, insbesondere die Fragen klingen, wie in eine Papiertüte gesprochen. Technisch ist das nicht wirklich zu retten. Dennoch stellen wir den Mitschnitt mit einer Vorbemerkung im Podcast des literaturcafe.de online, da Arno Geigers Antworten akustisch gut zu verstehen und unbedingt hörenswert sind, sodass wir sie Ihnen, trotz kleiner technischer Defizite, nicht vorenthalten wollen.
4/28/2023 • 31 minutes, 12 seconds
Podcast: Fabian Neidhardt über seinen Roman »Nur ein paar Nächte«
Ben lebt im ehemaligen Haus seiner Eltern und zieht allein seine 12-jährige Tochter groß. Plötzlich steht sein Vater vor der Tür und möchte für ein paar Nächte bei Ben unterkommen. Bens Mutter hat ihren Mann vor die Tür gesetzt, da dieser fremdgegangen ist. Nur wenige Augenblicke später klingelt die Polizei an Bens Tür und bringt dessen Tochter Mia nach Hause. Sie wurde am Busbahnhof aufgegriffen und wollte nach Hamburg reisen, um endlich ihre Mutter kennenzulernen.
Mit dieser emotionalen Herausforderung und Überforderung für die Hauptfigur Ben beginnt Fabian Neidhardt dritter Roman »Nur ein paar Nächte«, der Ende Februar 2023 im Haymon Verlag erschienen ist.
Wolfgang Tischer unterhält sich mit Fabian Neidhardt einen Tag nach der offiziellen Buchpräsentation und Premierenlesung am 15. März 2023 in Stuttgart.
Fabian Neidhardt war oft Co-Moderator im Podcast des literaturcafe.de und sprach vor zwei Jahren dort über den Vorgänger-Roman »Immer noch wach« und seinen Weg als Autor.
Es ist klar, dass auch diese Folge kein normales Autorengespräch ist, sondern ein sehr persönlicher Einblick in die Entstehung eines Romans.
Doch zunächst reden Wolfgang Tischer und Fabian Neidhardt über die Leipziger Buchmesse, die nach vier Jahren endlich im April 2023 wieder stattfinden wird. Es geht um die Leipziger Autor:innerunde, bei der beide jeweils ein Tischgespräch moderieren, und um die Interviewserie des literaturcafe.de, die nach drei Jahren Pause ebenfalls wieder aufgenommen wird. Die Namen der Interviewgäste ist hochkarätig. Mehr dazu hören Sie in der Podcast-Folge und lesen Sie demnächst im literaturcafe.de.
Fabian Neidhardt: Nur ein paar Nächte. Roman. Gebundene Ausgabe. 2023. Haymon Verlag. ISBN/EAN: 9783709981740.
3/19/2023 • 1 hour, 9 minutes, 19 seconds
Podcast: Autor und Schauspieler Steffen Schroeder über seinen Max-Planck-Roman
Herbst 1944. Max Planck sitzt am Schreibtisch. 86 Jahre ist der Physiker und Nobelpreisträger von 1918 mittlerweile alt. Sein Leben lang hat Planck versucht, sich aus der Politik herauszuhalten. Doch nun wurde sein Sohn Erwin von den Nazis verhaftet. Ihm droht die Hinrichtung, da er zum Kreis der Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 gehört. Gleichzeitig liegt Max Planck ein Gesuch der Reichskanzlei vor, er möge für eine Broschüre ein »Bekenntnis zum Führer« ablegen. Was soll Planck antworten? Was soll er schreiben? Kann er seinen Sohn vor dem Tode retten?
Mit diesem Konflikt beginnt Steffen Schroeder seinen Roman »Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor«. Schroeder beschreibt die Monate bis zum Kriegsende 1945 und die Personen rund um Max Planck. Da ist vor allen Dingen seine Freundschaft zu Albert Einstein, der mittlerweile in die USA emigriert ist.
Schroeder hat penibel recherchiert. Dort, wo andere die tatsächliche Geschichte für einen Roman zurechtbiegen, bleibt Schroeder akribisch genau. Vieles scheint erfunden, wie eine fast lebensmüde Fahrt des berühmten Arztes Ferdinand Sauerbruch, der von Erwin Placks Frau Nelli begleitet wird. Sie ist ebenfalls Ärztin und kennt sich besser mit dem Automobil aus, als jeder Mann an Bord.
Wir erfahren von Einsteins Sohn Eduard, der vom Vater vernachlässigt in Zürich in einer psychiatrischen Klinik sitzt.
Steffen Schroeder ist den meisten sicherlich als Schauspieler bekannt. Neun Jahre lang spielte er den Kommissar Kowalski in er Serie »Soko Leipzig«. 2021 stieg Schroeder aus eigenem Wunsch aus der Serie aus, um sich neuen Projekten zu widmen. Unter anderem stellte er seinen Roman über Max Planck fertig, mit dem er sogar entfernt verwandt ist.
Im Frühjahr 2023 ist Steffen Schroeder Stipendiat im Stuttgarter Schriftstellerhaus, wo er an seinem neuen Romanprojekt arbeitet.
Wolfgang Tischer traf sich mit Steffen Schroeder im Stuttgarter Schriftstellerhaus und sprach mit ihm für den Podcast des literaturcafe.de über die Arbeit am Roman »Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor«. Wie kam Schroeder zum Schreiben? Hilft der Beruf des Schauspielers, um sich in die Figuren hineinzufinden? Wie hält er es mit Wahrheit und Fiktion?
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Steffen Schroeder im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Podcast-Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
2/6/2023 • 41 minutes, 52 seconds
Christine Koschmieder über »Dry« - Das eigene Leben als Roman - Buchmesse-Podcast 2022
Das Gespräch mit der Autorin und Literaturagentin Christine Koschmieder ist nach Dörte Hansen und Rebecca Gablé die letzte der drei Podcast-Folgen von der Frankfurter Buchmesse 2022. Und es ist ein ganz besonderes Gespräch.
Zum einen wurde Christine Koschmieders Roman »Dry« unmittelbar vor dem Treffen auf der Messe im Literarischen Quartett im ZDF besprochen. Ihr Verleger Gunnar Cynybulk saß im Publikum, wie hier im literaturcafe.de nachzulesen ist. Wie hat die Autorin das Ganze erlebt?
Und dann ist »Dry« ein ganz besonderer und ein sehr persönlicher Roman. Das mit dem »persönlicher Roman« – oder gar »persönlichster Roman« – ist normalerweise eine Klappentext-Floskel. Doch in diesem Fall trifft es zu. Christine Koschmieder erzählt in »Dry« die Lebensgeschichte einer Figur mit Namen Christine Koschmieder. Trotz einiger Schicksalsschläge hat diese Frau ihr Leben scheinbar im Griff. Doch schon am Beginn des Buches wissen wir, dass vieles Fassade ist. Christine Koschmieder ist Alkoholikerin. »Funktionale Alkoholikerin«, wie es die Autorin im Gespräch präzisiert. Es ist keine Sucht mit schlimmen Abstürzen. Sie trank, um zu funktionieren und das Leben zu meistern. Das Buch beginnt in der Suchtklinik, und gemeinsam mit der Autorin Christine Koschmieder blicken wir auf das Leben der Romanfigur Christine Koschmieder.
Das eigene Leben zu einem Roman zu machen, scheint 2022 ein preisgekrönter Trend zu sein: Der Deutsche Buchpreis an Kim de L‘Horizont, der Literaturnobelpreis an Annie Ernaux. Warum steht auf diesen Büchern »Roman« und nicht »Autobiografie«?
Christine Koschmieder kann die Frage einfach beantworten und nennt im Gespräch mehrere Gründe. Zum einen schrieben Autobiografien meist berühmte Leute, doch das sei sie nicht. Zum anderen gibt es verschieden Wahrheiten. »Dry« ist ihre Version. Doch erhebt das Buch keinen Anspruch auf Wahrheit und Vollständigkeit.
Im Podcast des literaturcafe.de berichtet Christine Koschmieder von der Entstehung des Romans. Privates preiszugeben, sei eine Befreiung gewesen. Jetzt bestimme sie, was die anderen von ihr wissen.
Die Form all das niederzuschreiben, sei jedoch eine sehr literarische, wie der Autorin auch im literarischen Quartett bescheinigt wurde. Lamoriant, egoistisch, selbstbezogen, all diese Klischees über »Suchtromane« wollte sie vermeiden, was Christine Koschmieder auch gelungen ist. Selbst literarisch schleicht sich der Alkohol nicht immer sichtbar ins Leben der Hauptfigur.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Christine Koschmieder, das auf der Frankfurter Buchmesse 2022 geführt wurde, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
11/25/2022 • 33 minutes, 42 seconds
Rebecca Gablé im Gespräch: »Eine Katastrophe ist immer ein guter Anfang« - Buchmesse-Podcast 2022
»Drachenbanner« ist ihr siebter Waringham-Roman. Noch als Studentin, Mitte der 19990er-Jahre, schrieb Rebecca Gablé den ersten Band. »Das Lächeln der Fortuna« war seinerzeit ein Überraschungsbestseller und begründete ihren Erfolg als Autorin historischer Romane, die im mittelalterlichen England spielen. Davor hatte Gablé bereits Kriminalromane geschrieben.
»Drachenbanner« landete sofort auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Das Mittelalter, so Gablé, spiele derzeit gar keine große Rolle mehr, aktuell fokussiert man sich in Serien und Romanen mehr auf das 20. Jahrhundert.
Doch Rebecca Gablé bleibt dem englischen Mittelalter treu. Diesmal ist die Geschichte aus dem Adelsgeschlecht der von Waringhams im Jahre 1238 und danach angesiedelt. Bedrik ist ein Junge aus dem einfachen Volk, doch verbindet ihn das Schicksal seit frühester Kindheit mit der Adeligen Adela of Waringham.
Schon auf der ersten Seite geschieht ein Unglück, und wir sind mitten drin in der Handlung. »Eine Katastrophe ist immer ein guter Anfang«, sagt Gablé im Gespräch mit einem Lächeln. Zudem beginne sie ihre Romane meist mit wörtlicher Rede.
Zwar lieben Leserinnen und Leser dicke Romane, doch manche mag dies auch abschrecken. Da sei es wichtig, der Leserschaft von Anfang an klar zu machen: »Hey, es ist lang, aber ich will dir eine spannende Geschichte erzählen und dich nicht mit historischen Zahlen langweilen und quälen.«
Dennoch ist Rebecca Gablé eine historisch korrekte Geschichte wichtig. Sie vermengt reale Geschehnisse und Personen mit Erfundenem, doch das Reale muss stimmen. Sie schreibe dann entlang der historischen Ereignisse, und nie würde sie die bestehende Geschichte verfälschen.
Frauen kommen in Chroniken nur vor, wenn sie verheiratet werden und Kinder gebären. »Ansonsten wissen wir über ihr Leben recht wenig«, sagt Gablé. Gute Ansatzpunkte für die Phantasie der Autorin und für ihre Geschichten.
Im Podcast-Gespräch erläutert Gablé ihren Schreibprozess. Hat sich durch historische Streaming- und Fernsehserien das Erzählen verändert? Wie bleibt Rebecca Gablé mit ihren Leserinnen und Lesern in Kontakt und welche Art von Rückmeldungen freuen sie am meisten?
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Rebecca Gablé, das ich auf der Frankfurter Buchmesse 2022 geführt habe, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
11/6/2022 • 28 minutes, 44 seconds
Dörte Hansen im Gespräch: Zur See - Buchmesse-Podcast 2022
Diesmal fühlt es sich wieder nach Buchmesse an. Nach der etwas gespenstischen Messe des Vorjahres. Sind alle wieder da: die Verlage, die Leserinnen und Leser, Autorinnen und Autoren. Die Gänge sind immer noch ein klein wenig breiter, die meisten Verlagsstände kleiner geworden. Aber es fühlt sich nach Messe an.
Mit drei ganz besondere Autorinnen - jede für sich auf ihre eigene Art - habe ich mich in diesem Jahr verabredet, um mit ihnen über ihre Bücher zu sprechen. Dörte Hansen ist mit »Zur See« wieder auf Platz 1 der Bestsellerliste. Ihr drittes Buch, so stellt es auch die Autorin fest, scheint endlich auch vom Feuilleton wahrgenommen zu werden. Meine Rezension von »Zur See« kann hier nachgelesen werden. Rebecca Gablé ist die Königin des historischen Romans. Mit ihr sprach ich über fast 1.000 Seiten »Drachenbanner«. Christine Koschmieder hat aus ihrem Leben einen Roman gemacht. »Dry« wurde das Glück zuteil, sogar im Literarischen Quartett besprochen zu werden.
Alle drei Gespräche sind in den kommenden Tagen im Podcast des literaturcafe.de zu hören.
Den Anfang macht das Gespräch mit Dörte Hansen. Es ist der Donnerstag, kurz vor Messeschluss. Gerade saß die Autorin noch auf der ARD-Bühne und jetzt sitze ich mit ihr fürs Gespräch im Backstage-Bereich, weil es dort schön ruhig ist. Den Messe- und Interviewstress sieht und hört man Dörte Hansen nicht an.
Wir sprechen über den ganz besondern Einstieg in ihren Roman und warum es meine thematische Reduktion auf Norden und Niedergang trotz der Alliteration nicht trifft. Es gehe, sagt Hansen, in ihren Romanen eher um den Umbruch. Niedergang würde bedeuten, früher war alles besser. Wie reagieren ihre Figuren auf den Umbruch? Wie arbeitet Dörte Hansen mit ihrer Lektorin zusammen (Stichwort »Wo steht das?« in der Danksagung)? Und wie nimmt sie selbst die Wahrnehmung ihres Romans war - sowohl beim Feuilleton als auch auf den friesischen Inseln?
Und ich erlebe, dass Dörte Hansen im Messetrubel sogar noch Zeit findet, anderen angehenden Autorinnen Tipps für Schreiben zu geben.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Dörte Hansen, das ich auf der Frankfurter Buchmesse 2022 geführt habe, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
Wolfgang Tischer
10/22/2022 • 18 minutes, 14 seconds
Elke Heidenreich: »Ein Tag, an dem ich nicht lese, findet nicht statt.« - Literaricum 2022
Elke Heidenreich hat das Literaricum 2022 eröffnet. In unseren Podcast-Folgen aus Lech am Arlberg steht ein Gespräch mit ihr am Schluss. Elke Heidenreich spricht über den Bartleby, das Gefährliche an lesenden Kindern und warum früher nicht alles besser war. Und Elke Heidenreich erläutert, warum man ihr keine Bücher und Manuskripte zusenden sollte.
Am Eröffnungstag des Literaricum 2022 trifft sich Wolfgang Tischer im Foyer des Hotels Burg mit Elke Heidenreich zum ausführlichen Gespräch. Die Atmosphäre ist entspannt, auch Elke Heidenreich ist zum ersten Mal in Lech am Arlberg.
Natürlich geht es am Anfang des Gesprächs um Bartleby, den Schreiber. Heidenreich verweist auf das Buch von Juliane Marie Schreiber. In der Absurdität und Ironie von Melvilles Erzählung sieht Heidenreich zudem Parallelen zu Kafkas Erzählung »Der Hungerkünstler«. Die absolute Verweigerung sei keine Lösung. Das ewige Nein aber auch das ewige Ja seien ebenfalls keine Lösung, diese müsse in der Mitte liegen.
Den Bartleby habe sie schon in jungen Jahren gelesen, sagt Heidenreich, doch »wenn man jung ist, versteht man Absurdes nicht gut«. Wie witzig, düster und grotesk zugespitzt der Text ist, habe sie erst später gemerkt.
Lesebiografie mit Büchern von Frauen
Mit ihrem im letzten Jahr erschienenen Buch »Hier geht’s lang! Mit Büchern von Frauen durchs Leben« hat Elke Heidenreich ihre ganz persönliche Lesebiografie aufgeschrieben. Zwar wurde sie immer wieder danach gefragt, doch eigentlich wollte sie das zunächst nicht. »Es ist mein Beruf, was soll ich da schreiben?«, sagt Heidenreich.
Schließlich waren es dann die Bücher von Frauen, die den roten Faden bildeten. »Nicht aus feministischen Gründen«, betont Heidenreich. Vielmehr wurde in ihrer Kindheit streng nach »Jungenbüchern« und »Mädchenbüchern« unterschieden. Später trafen sich dann zwar alle bei Enid Blyton und Karl May, und dennoch blieben die »Jungs« bei den Jungenbüchern und lasen auch später so gut wie keine Bücher von Frauen. Das sei zwar, betont Elke Heidenreich, eine Verallgemeinerung, aber dennoch hält sie es da mit ihrer Freundin Ruth Klüger (1931-2020), die feststellte, dass Frauen anders lesen als Männer.
Bedauert es Elke Heidenreich, dass unlängst nach einem Talkshow-Auftritt bei Markus Lanz niemand über ihr Buch sprach, aber alle über ihre Kritik an einer jungen Grünen-Politikerin? Heidenreich ist das egal. Shitstorms verfolge sie nicht. Wer nach dem Buch suche, der finde es.
Tatsächlich suchen viele Menschen nach solchen medialen Auftritten nach den Kontaktdaten von Elke Heidenreich im Netz. Ihre E-Mail- oder Postadresse werde man dort nicht finden, stellt Heidenreich im Gespräch klar.
Mit ständiger Regelmäßigkeit wird daher ein schon älterer Beitrag im literaturcafe.de zu einer Art totem Briefkasten, weil Google ihn offenbar nach oben spült. Auch nach dem Lanz-Auftritt gab es dort meist zustimmende Kommentare oder Nachrichten direkt an Elke Heidenreich zu lesen.
»Unfassbare Mengen« an Zusendungen
Wie viele Briefe und Bücher und Manuskripte bekommt Elke Heidenreich geschickt, wenn selbst Personen, die einmal entfernt mit ihr zu tun hatten, mit Nachrichten an sie überhäuft werden?
Es seien »unfassbare Mengen«, sagt Elke Heidenreich im Podcast. Allerdings rät sie allen ab, ihr Manuskripte oder Bücher zuzuschicken. Seit 2003, seit ihrer Fernsehsendung »Lesen!«, beschäftige sie eine Sekretärin, die u. a. alle Manuskripte kommentarlos zurückschickt. Sie könne nichts vermitteln, betont Elke Heidenreich mit Nachdruck. Man möge es an geeignete Verlage schicken. Doch nicht alles, was geschrieben werde, müsse auch gedruckt werden. Es sei schön, wenn man nur für sich oder die Familie schreibe, wenn man das, was einen beschäftigt rausließe. Scheiben sei eine wunderbare Therapie.
Und wie verändert sich die Welt des Lesens und der Literaturvermittlung? Als Literaturkritikerin, das betont Elke Heidenreich in ihrem Buch, hat sie sich nie gesehen. Sie sei eine Literaturvermittlerin und auf keinen Fall eine »Literaturpäpstin«.
Welche Rolle wird das Lesen künftig spielen?
Welche Rolle wird das Lesen künftig in dieser Welt noch spielen? Darüber mag Elke Heidenreich nicht urteilen. Sie glaube auch nicht, dass in dieser Hinsicht früher alles besser gewesen sei. Es sei anders gewesen. Auch in ihrer Kindheit. Das lesende Kind sei das einfache Kind. Es sitze brav in seiner Ecke und mache nichts. Aber das lesende Kind werde das schwierige Kind, denn es liest sich weg aus seiner Umgebung.
»Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich in diesem Elternhaus nicht mehr bleiben will«, erzählt Elke Heidenreich.
Dennoch sagt sie: »Die Allianz ›Mensch, Sessel, Lampe, Buch‹ ist unschlagbar!« Diese werde bestehen bleiben.
Und die Literatur im Fernsehen? Haben mediale Empfehlungen noch Einfluss auf die Bestsellerlisten wie zur Zeit von »Lesen!« oder des alten Literarischen Quartetts mit Reich-Ranicki?
Die Leidenschaft sei in den heutigen Formaten weg. Heute seien das alles Selbstdarsteller, die das machten. Auch von Denis Scheck hält sie nicht viel.
Vielleicht die letzte mit Leidenschaft
Vielleicht sei sie noch die Letzte mit einer Leidenschaft für diese Sachen, vermutet Heidenreich. Allerdings: Mit Leidenschaft rasselt man oft auch rein.
Wie viele Bücher liest Elke Heidenreich heute noch? Sie arbeitet für den Schweizer Literaturclub, für den Spiegel, für den WDR und eine wöchentliche Zeitungskolumne.
Ihre Augen ließen langsam nach, muss Elke Heidenreich feststellen.
Allerdings sagt Elke Heidenreich im Podcast-Gespräch auch: »Ein Tag, an dem ich nicht lese, findet nicht statt.«
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Elke Heidenreich das Wolfgang Tischer am Rande des Literaricum Lech geführt hat, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
7/27/2022 • 32 minutes, 46 seconds
Nicola Steiner: Zufrieden und erschöpft nach dem Literaricum 2022
Sonntagmorgen. Es ist der 16. Juli 2022. Zufrieden, aber auch erschöpft sitzt Nicola Steiner im Frühstücksraum des Hotels Burg in Lech am Arlberg. Gestern Abend ging das Literaricum 2022 mit dem Buchpreis- und Erich-Fried-Preis-Gewinner Frank Witzel zu Ende.
»Die Nicola fragt uns, wenn sie was wissen will. Und sonst hat die Nicola Steiner hier das Sagen«, fasste Initiator Raoul Schrott im Podcast-Gespräch zum Auftakt die Rolle der Kuratorin zusammen.
Alles hat wieder gut geklappt, zweieinhalb Tage lang drehten sich die literarischen Veranstaltungen um Herman Melvilles Erzählung »Bartleby, der Schreiber« (hier zum Download).
Wer nach Lech eingeladen wird und wie sich die Veranstaltungen um den jeweiligen Klassiker im Mittelpunkt gruppieren, das sei schon »eine Art von Teamarbeit«, erzählt Nicola Steiner. Der »Bartleby« habe sie seit ihrer Jungend immer wieder »in Abständen« begleitet, weil er überall aufpoppt. Thomas Sarbacher habe sich sofort gefreut, die Erzählung ungekürzt lesen zu können. Für die Eröffnungsrede fragte Nicola Steiner ihre Kollegin Elke Heidenreich an, die zum Kritikerteam des Literaturclubs gehört. Heidenreich habe die Gabe, Literatur so zu vermitteln, dass das Publikum von Anfang an mitgenommen werde und selbst schwierige Stoffe für jeden verständlich seien. Am Eröffnungsabend, dem Donnerstag, konnte man sich davon in der neuen Dorfkirche in Lech überzeugen. Heidenreich wiederum sei bei ihrer Beschäftigung mit Bartleby auf das Buch von Juliane Marie Schreiber gestoßen. So ergibt eines das andere.
Obwohl »Bartleby« ein leicht zugänglicher Stoff sei, blieb er bislang nicht nur für Nicola Steiner rätselhaft. Jetzt, nach den Veranstaltungen in Lech, wisse sie, warum der Text so geheimnisvoll sei. Das Literaricum habe die ganze Spannbreite der Deutungen aufgezeigt.
Wie Bürgermeister Gerhard Lucian wünscht sich auch Nicola Steiner künftig noch mehr Interesse beim Publikum und steigende Besucherzahlen. Allerdings habe auch die mittlerweile legendäre Schwesterveranstaltung, das Philosophicum, vor über 25 Jahren klein angefangen.
Wer das Literaricum erlebt hat, ist ohne Frage begeistert. Einige Besucher waren schon im letzten Jahr beim »Simplicius Simplicissimus« mit dabei und reisten wieder an. Es sei, resümiert Steiner, nun mal keine Veranstaltung für eine Laufkundschaft, sondern man müsse sich entscheiden, fürs Literaricum nach Lech zu kommen. Mundpropaganda sei wichtig, denn wie immer sei das Marketing-Budget für solche Veranstaltungen übersichtlich.
Fürs kommende Jahr gibt es bereits eine »rollende Planung«. Demnächst werde das Datum fürs dritte Literaricum festgelegt, und wer das Podcast-Gespräch genau anhört, bekommt bereits einen Hinweis, um welchen Klassiker es beim Literaricum Lech 2023 gehen könnte.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Nicola Steiner, das Wolfgang Tischer am Ende des Literaricum Lech geführt hat, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
»Bartleby, der Schreiber« – Download als MP3-Hörbuch und Textversion
Im literaturcafe.de können Sie den vollständigen Text von Herman Melville und die Hörbuchfassung von Wolfgang Tischer kostenfrei herunterladen und anhören.
7/23/2022 • 19 minutes, 25 seconds
Thomas Sarbacher übers Vorlesen: »Ich bin ein Diener des Textes« – Literaricum 2022
Im Podcast des literaturcafe.de berichtet Sarbacher unter anderem von seiner Vorbereitung und worin der Unterschied zum Theater besteht.
Thomas Sarbacher ist in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen. Beim Literaricum Lech war es seine Aufgabe, dem namenlosen Ich-Erzähler in Melvilles Erzählung eine Stimme zu geben. So hatte jede und jeder die Möglichkeit, vor den Diskussionen und Veranstaltungen des Literaricums, den Text vollständig zu hören. Knapp zwei Stunden dauerte die Lesung, in der sich Sarbacher zusammen mit dem Erzähler über Bartleby verwunderte, litt und ereiferte. Durch Sarbachers Lesung konnte man in Melvilles Text noch so manche Nuance entdecken, die beim eigenen Lesen vielleicht verborgen geblieben war.
In Absprache mit Kuratorin Nicola Steiner gab's am Freitagmorgen um 10 Uhr keine begrüßenden Worte oder Einführungen. Thomas Sarbacher nahm einfach am Lesetisch platz und begann die Übersetzung von Jürgen Krug zu lesen: »Ich bin ein schon recht bejahrter Mann …«
Wie hat sich Thomas Sarbacher diesen Text erarbeitet? Welche besonderen Aspekte hat er an Melvilles Text entdeckt? Was unterscheidet Theaterspielen von einer Lesung? Und würde Thomas Sarbacher in einer dramatisierten Fassung des Stoffes lieber den Ich-Erzähler oder Bartleby verkörpern?
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Thomas Sarbacher, das Wolfgang Tischer am Rande des Literaricum Lech geführt hat, im Podcast des literaturcafe.de. Nutzen Sie den Player unten nach dem Beitrag. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. So verpassen Sie künftig keine Folge mehr.
»Bartleby, der Schreiber« – Download als MP3-Hörbuch und Textversion
Am Anfang dieser Podcast-Folge hören Sie einen Ausschnitt aus Thomas Sarbachers Lesung. Aus urheberrechtlichen Gründen können wir Ihnen diesen Mitschnitt hier nicht komplett zur Verfügung stellen. Stattdessen können Sie den vollständigen Text von Herman Melville und die Hörbuchfassung von Wolfgang Tischer kostenfrei herunterladen und anhören.
7/21/2022 • 25 minutes, 54 seconds
Juliane Marie Schreiber: Gegen den Terror des Positiven – Literaricum 2022
Früher war es ein Beutel Kamillentee, heute ist es »Zeit für eine Tasse Gelassenheit«. Selbst Produkte versprechen uns mittlerweile ein glückliches Leben.
Diese Glücksversprechen beim Produktkauf seien die Folge des neoliberalen Denkens, sagt die Politologin Juliane Marie Schreiber. Demnach sei nicht der Staat, nicht die Gesellschaft gefragt, nein, wir selbst werden aufgefordert, beständig an unserem Glück zu arbeiten. Wer unglücklich ist, sei selbst daran schuld. Wir müssen uns optimieren und notfalls von einem »Glückscoach« auf positive Pfade bringen lassen.
Bereits vor Jahren verkündete der Bestseller »Das Geheimnis« von Rhonda Byrne, wer arm oder krank sei, habe leider nicht positiv genug gedacht.
Dieser Weltbestseller sei gefährlich und unwissenschaftlicher Humbug, sagt Schreiber im Gespräch.
Glück werde heute als Normalzustand definiert, der es jedoch gar nicht sei. Leid und Schmerz gehören zur menschlichen Existenz.
Auch Schimpfen und Fluchen könne durchaus helfen. So können andere feststellen, dass vieles kein individuelles Problem ist, sondern ein allgemeines, das man dann gemeinsam lösen kann.
Bartlebys »Ich möchte lieber nicht« (Text und Hörbuch hier zum Download) wurde in jüngster Zeit vom Philosophen Slavoj Žižek positiv gedeutet. Doch Bartleby, sagt Juliane Marie Schreiber, sei nur bedingt Vorbild, da er die Verweigerungshaltung ad absurdum führe. Am Anfang sei er noch eine autonome Figur und durchaus Vorbild, am Ende habe er dies jedoch so konsequent umgesetzt, dass er daran sterbe.
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7/19/2022 • 21 minutes, 9 seconds
Raoul Schrott: Fader Literatur die Klassiker entgegenhalten - Literaricum 2022
Was ist das Literaricum? »Ein Literaturfest!«, sagt Raoul Schrott. Zusammen mit seinem Autorenkollegen Michael Köhlmeier hatte er die Idee zum Literaricum, das inhaltlich von der Literaturjournalistin Nicola Steiner kuratiert wird.
Bereits seit vielen Jahren findet in Lech im Bundesland Vorarlberg in Österreich das Philosophicum statt. Im letzten Jahr kam dann zum ersten Mal mit dem Literaricum die Literatur hinzu. Das Besondere: Es geht nicht um aktuelle Bücher, sondern im Zentrum der dreitägigen Veranstaltung steht jeweils ein Klassiker. Im letzten Jahr war es der Simplicius Simplicissimus, in diesem Jahr ist es die Erzählung »Bartleby, der Schreiber« von Herman Melville. Die Erzählung steht hier im literaturcafe.de komplett als Hörbuch als Text zum kostenlosen Download bereit.
»Ich möchte lieber nicht«, ist der Ausspruch Bartlebys, der zum geflügelten Wort geworden ist. Verweigerung als Lösung? Positiv oder negativ? Verweigerung als Krankheit? Darüber und über andere Aspekte wurde in Lech vom 14. bis zum 16. Juli 2022 diskutiert.
In der ersten Podcast-Folge aus Lech am Arlberg unterhält sich Wolfgang Tischer am Eröffnungsabend, an dem Elke Heidenreich die Eröffnungsrede hielt, mit dem Autor, Literaturwissenschaftler und »Erklärbär« Raoul Schrott über das Literaricum. Wie entstand die Idee? Warum Lech? Warum Klassiker?
»Literatur ist in den letzten 30 Jahren fad und konformistisch geworden«, sagt Schrott. Das sei zwar so pauschal gesagt, wie man Literatur momentan vermarkte, doch in Lech wolle man dem bewusst die Klassiker entgegenhalten.
Neben der Literatur wird im Gespräch auch auf die umliegenden Berge geschaut.
Und Wolfgang Tischer spricht in dieser ersten Podast-Folge aus Lech zudem mit Bürgermeister Gerhard Lucian darüber, warum die Gemeinde die Literatur nach Lech holt.
Weitere Podcast-Folgen mit Elke Heidenreich, Nicola Steiner, Juliane Marie Schreiber, Thomas Sarbacher werden folgen.
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7/18/2022 • 47 minutes, 3 seconds
Bachmannpreis-Podcast: Blick auf den Literaturwettbewerb 2022
Und warum hat die neue Form der Preisermittlung nicht funktioniert?
Mehr Transparenz und Spannung bei der Preisvergabe wurde in diesem Jahr beim wichtigsten deutschsprachigen Literaturwettbewerb versprochen.
Doch die Spannung blieb am Sonntag aus. Die Gewinner:innen wurden in diesem Jahr nicht per finaler Abstimmung vor der Kamera ermittelt, sondern allein aufgrund einer Punktewertung, die der Justitiar bekanntgab. Dass in der anschließenden Laudatio das einladende Jury-Mitglied den Text gut fand, versteht sich von selbst.
Leider haben wir in diesem Jahr aber nicht erfahren, warum wer in der Jury abschließend für welchen Text gestimmt hat.
Zwar war das Prozedere an sich gerechter, aber es fehlte die Dramaturgie. Zudem kam es in der Sendung immer wieder zu kleineren Ablauffehlern. Filmische Einspieler und unpassende Musik zogen die Zeremonie unnötig in die Länge.
Vielleicht, so schlägt es Wolfgang Tischer im Podcast vor, kann man die Abstimmung per Punktesystem belassen, doch die Abgabe selbst erfolgt pro Jury-Mitglied nicht »über Nacht«, sondern begründet vor der Kamera. Wie beim Eurovision Song Contest würden sich nach und nach die Gewinner herausschälen. Damit die Jury nicht kurzfristig strategisch umentscheidet, hinterlegen die Jury-Mitglieder zuvor ihre Wertung in einem verschlossenen Umschlag beim Justitiar.
Natürlich wären auf diesem Weg alle Preisträger auf einmal bekannt, doch das wäre nicht von Nachteil. Auch bei Sportwettkämpfen ist es nicht anders.
Wichtiger ist, dass die fernsehgerechte Spannung zurückkehrt.
Und sonst? Sind die Preise 2020 verdient vergeben worden? War die Performance von Mara Genschel originell? War das Jury-Team aufeinander eingespielt oder zu sehr im Flow? Und die typische Frage: Wie war der Jahrgang 2022?
Andrea Diener von der FAZ und Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de blicken in einer ausführlichen Podcast-Folge auf die 46. Tage der deutschsprachigen Literatur zurück und analysieren den Literaturwettbewerb 2022.
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6/26/2022 • 1 hour, 58 minutes, 37 seconds
Porträt im Podcast: Horst Ebner, Koordinator des Bachmannpreises
»Koordinator« – das klingt harmlos, umfasst aber einen großen Aufgabenbereich. Über das Jahr erfolgt die Koordination im Zweierteam, wenn der Literaturpreis dann in Klagenfurt stattfindet, arbeitet daran »ein Heer von Menschen«, wie Horst Ebner im Podcast erzählt. »Eigentlich«, so Ebner, »bin ich Kulturredakteur im Landesstudio Kärnten, zuständig für alles, vom Theater über Musik bis Malerei und dergleichen mehr.« Doch für den Bachmannpreis sei natürlich das ganze Jahr über was zu tun.
Der jeweils neue Bewerb, wie man in Österreich so schön sagt, beginnt mit der Ausschreibung zum Bachmannpreis kurz vor Weihnachten. Ein besonderer Moment sei dann der Eröffnungsabend, an dem sich »dieser Zug in Bewegung setzt«.
Nach zwei Jahren »Bachmannpreis spezial« ist 2022 wieder das Publikum dabei. Ebner und das technische Team rund um Regisseur Klaus Wachschütz haben Erhebliches geleistet. Gerade im ersten Corona-Jahr 2020 sei es im ORF-Studio »gespenstisch« gewesen, sagt Ebner im Gespräch. Dass man damals dennoch einen Preis hinbekommen habe, erfüllt Ebner auch heute noch mit großer Freude.
Horst Ebner erläutert im Podcast, warum es in diesem Jahr für die Autor:innen eine Lesebühne im Garten gibt und was man sich vom neuen Abstimmungsprozedere erwartet.
Welche Veränderungen werden die kommenden Jahre bringen? Es wird sich konsolidieren, und verbessern kann man immer, sagt Ebner. Und dann habe man noch zwei, drei Jahre Zeit, um sich auf das große Jubiläum vorzubereiten.
2026 wird der Bachmannpreis dann zum 50. Mal stattfinden.
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6/24/2022 • 14 minutes, 53 seconds
Zum Nachhören: Das literarische Buchhandlesquartett 2021
Am 27.11.2021 fand das literarische Buchhandelsquartett zum sechsten Mal statt, moderiert von literaturcafe.de-Herausgeber Wolfgang Tischer. Hören Sie den Mitschnitt im Podcast des literaturcafe.de und warum beim Quartett in diesem Jahr nur drei auf der Bühne saßen.
Das literarische Buchhandelsquartett lehnt sich an das TV-Vorbild an, allerdings diskutieren in der Runde ausschließlich Buchhändlerinnen und Buchhändler über aktuelle Bücher. Obwohl in diesem Jahr strenge 2G+-Regeln galten und das Wetter überaus winterlich war, saßen zahlreiche Menschen im Publikum und verfolgten die lebhafte Diskussion auf der Bühne im Stuttgarter Haus der Wirtschaft. Bislang saßen dort vier Buchhändlerinnen und Buchhändler und Moderator Wolfgang Tischer. Um die Abstände einzuhalten, diskutierte Tischer diesmal in einer Doppelrolle selbst mit - kein Problem, denn Wolfgang Tischer ist ebenfalls gelernter Buchhändler.
Eingeladen zur Buchdiskussion waren in diesem Jahr außerdem:
Ninja Jardin, stellvertretende Filialleiterin der Buchhandlung Wittwer-Thalia in Stuttgart
Barbara Knieling, Inhaberin der Buchhandlung »Lieblingsbuch« in Bietigheim-Bissingen
Thomas Ott, Inhaber des Buchladens Erlkoenig in Stuttgart
Leider war Herr Ott an diesem Abend dann nicht mit dabei, doch dankenswerterweise fasste er seine Buchbewertungen schriftlich zusammen, sodass dennoch seine eindeutigen Urteile über die Titel in der Diskussion zu hören waren.
Den Abschluss machten nach der Diskussionrunde ebenfalls traditionell vier Buchtipps der Beteiligten.
11/30/2021 • 1 hour, 37 minutes, 2 seconds
Mission Weltrettung: Dirk Rossmann über seinen Thriller »Der Zorn des Oktopus«
Ich will den Unternehmer Dirk Rossmann kennenlernen. Sein Buch »Der neunte Arm des Oktopus« ist keine Hochliteratur. Und selbst in Sachen Plot und Spannung konnte mich der Roman nicht überzeugen. Hat sich da ein Multimillionär und Drogeriekettengründer einen Traum erfüllt, einen Roman geschrieben und den Verkauf mit Fernseh- und Radiowerbung angekurbelt? Als die Buchhandlungen im letzten Lockdown-Winter schließen mussten, konnte er seinen Roman weiterhin in seinen Drogerien verkaufen. »Der neunte Arm des Oktopus« stand ganz oben auf der Bestsellerliste.
Doch so einfach ist es nicht. Viele Leser:innen und selbst einige gestandene Kritiker:innen empfanden das Buch als lesenswert. Denn es ging darin um die Klimakrise und die Weltrettung. Rossmann erzählt die Geschichte, dass sich in nicht allzuferner Zukunft die USA, Russland und China zu einer Klima-Allianz zusammenschließen. Klima, Bevölkerungskontrolle und Abrüstung stehen im Fokus, und selbst Putin mutiert zum Gutmenschen, nachdem er einen Oktopus streichelt.
Ein Jahr später, im Herbst 2021, erscheint das Nachfolgebuch »Der Zorn des Oktopus«. Das Buch spielt im Jahre 2029. Nachdem es 2025 einen vermuteten Anschlag auf die US-Präsidentin Kamilla Harris gab, gibt es auch im in Island angesiedelten Meta-Ministerium der Allianz merkwürdige Vorfälle. Ein kleiner Beamter, der sich bislang um Käsesorten gekümmert hat, wird zur Aufklärung entsandt.
Rossmann ist mit seinen 75 Jahren noch ein drahtiger Mann, neugierig und aufgeschlossen. Seine Antworten sind geprägt aus einer Mischung von Bescheidenheit und großem Selbstbewusstsein. Das Trommeln und Werben in eigener Sache scheint sein langjähriger Freund Ralf Hoppe zu übernehmen. Hoppe ist Mitautor des zweiten Buches, betont aber, dass es vollkommen ok sei, dass Rossmanns Name auf dem Umschlag ein ganz klein wenig größer gedruckt sei. Hoppe ist Journalist, schrieb jahrelang für SPIEGEL und ZEIT und arbeitet u. a. als Scriptdoktor für Drehbücher. Sein Einfluss hat dem zweiten Buch gutgetan, denn als Thriller liest es sich wesentlich stimmiger als der Vorgänger-Band.
Für ein Sachbuch hätte seine Expertise nicht ausgereicht, sagt Rossmann. Daher habe er die Meinung von Wissenschaftler lieber in einen Roman gepackt. Die Handlung von »Der neunte Arm des Oktopus« habe er ursprünglich geträumt. Bei der Zusammenarbeit an »Der Zorn des Oktopus« ging es da schon handfester zu und über einen Zeitraum von acht bis neun Monaten habe man drei bis viermal am Tag telefoniert und sich einmal in der Woche getroffen, berichtet Ralf Hoppe. Über die gemeinsame Arbeit erzählen die beiden Autoren ausführlich im Podcast des literaturcafe.de. Man glaubt Rossmann sofort sein Bedauern, dass man bei Lübbe über 100 Seiten am Manuskript gestrichen habe, denn sehr viel länger als 600 Seiten sollte der zweite Roman nicht werden.
Und es wird deutlich: Dirk Rossmann hat eine Mission und eine Vision: die Welt und das Klima retten. Auf meine Frage, ob er eine Klima-Allianz, eine Art »Klima-Diktatur« wirklich für einen möglichen Weg halte, empfiehlt mir Rossman das Buch »Der Weg aus der Klimakrise« von Svend Andersen.
Am Ende des Gespräches will ich zudem noch eines wissen: Im letzten Kapitel von »Der neunte Arm des Oktopus« taucht Rossmann als Figur im eigenen Roman auf. Sein Freund Gerhard Schröder soll Wladimir Putin den Roman übergeben. Ist Rossmann das im wahren Leben gelungen? Hören Sie auch hier die Antwort und das ausführliche Gespräch mit Dirk Rossmann und Ralf Hoppe im Podcast des literaturcafe.de, geführt am 22. Oktober 2021 auf der Frankfurter Buchmesse.
Dirk Rossmann; Ralf Hoppe: Der Zorn des Oktopus: Roman. Gebundene Ausgabe. 2021. Lübbe. ISBN/EAN: 9783785728017.
10/26/2021 • 37 minutes, 13 seconds
Lobbyland-Autor Marco Bülow (MdB): »Demokratie ist nicht nur eine Bringschuld vom Staat«
Am 26. September 2021 wird ein neuer Bundestag gewählt. Daher geht es in dieser Podcast-Folge um ein politisches und gesellschaftskritisches Buch. »Lobbyland – Wie die Wirtschaft unsere Demokratie kauft« lautet der Titel des neuen Buches von Marco Bülow. Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de spricht mit dem Autor.
Marco Bülow sitzt als Abgeordneter seit 2002 im Bundestag. Damals war er 31 Jahre alt. Als Kandidat der SPD für den Wahlkreis Dortmund I wurde er stets direkt gewählt. Jedoch galt er oftmals als aufmüpfig und war als Abgeordneter nicht ganz so stromlinienförmig angepasst wie andere.
Im Jahre 2018 trat er schließlich aus der SPD aus. Wie viele in der SPD versprach er vor der letzten Bundestagswahl, dass es keine weitere große Koalition geben werde. Als die Meinung der SPD nach der Wahl kippte, war dies für ihn ein weiterer Grund, nach 26 Jahren Mitgliedschaft aus der SPD auszutreten.
Nach zwei Jahren als parteiloser Abgeordneter trat er 2020 in die Partei »DIE PARTEI« ein. Von den Medien wird DIE PARTEI gerne als Spaßpartei oder Satirepartei bezeichnet. Ihr bekanntester Vertreter ist der EU-Abgeordnete Martin Sonneborn.
Wir erwischen Marco Bülow für das Gespräch in seinem Wahlkreis in Dortmund, wo er jetzt als Kandidat für DIE PARTEI antritt. Wie sieht er nach dem Parteiwechsel seine Chancen für eine Wiederwahl? Würde er erneut direkt gewählt werden, säße er im Bundestag. Die Chancen, dass DIE PARTEI die Fünfprozenthürde überspringt, sind eher gering.
Ganz ruhig, berichtet Marco Bülow, sei es im Parlament derzeit nicht. Die Lage in Afghanistan, die Flut im Ahrtal und immer noch Corona bedingen Sondersitzungen.
Als fraktionsloser Abgeordneter gehöre man gar nicht zu den Hintersten der Hinterbänkler, musste Bülow feststellen. Man könne sich beispielsweise den Ausschuss selbst aussuchen, in dem man sitzt, während dies ansonsten die Fraktion vorgibt. Ebenfalls habe er Rederecht und könne bestimmen, worüber er im Bundestag rede. Fraktionen können einem schon einmal das Rederecht entziehen.
Der sogenannte »Fraktionszwang« ist für Bülow einer der Dinge, die die Demokratie aushöhlen. Allerdings hüten sich alle davor, den Fraktionszwang als solchen zu benennen. Häufig ist von »Fraktionsdisziplin oder -solidarität« die Rede. Doch immer wieder gibt es Momente, in denen der »Zwang« offensichtlich wird.
Doch die meisten Wählerinnen und Wähler kennen ihre Bundestagskandidatin oder ihren Kandidaten nur vom Wahlplakat. Gibt da der Fraktionszwang den Wählerinnen und Wählern nicht eine gewisse Sicherheit?
Wen dem so wäre, so Bülow im Podcast, brauche man keine gewählten Abgeordneten mehr. Dann könne man auch Beamte in den Bundestag setzen, die nach Vorgabe der Fraktion oder Regierung abstimmen.
Tatsächlich animiert der Bundestagsabgeordnete Marco Bülow im Podcast dazu, sich öfters an seine:n Abgeordnete:n zu wenden. Denn Abgeordnete wollen vor allen Dingen ihre Ruhe haben, um sich ungestörter mit Lobbyisten zu treffen. Unruhe im Wahlkreis könne sinnvoll sein.
Obwohl sich Marco Bülow für mehr Demokratie und mehr Freiheit der Abgeordneten einsetzt, sieht er keine Gefahr für Applaus von der falschen Seite: »Es ändert sich auch nichts, wenn man am 26. September zuhause bleibt und sich abschottet von diesem Wahlsystem und von der Demokratie. Demokratie ist nicht nur eine Bringschuld vom Staat, sondern auch immer wieder eine Verantwortung von der Bevölkerung.«
In seinem Buch »Lobbyland – Wie die Wirtschaft unsere Demokratie kauft« gibt Marco Bülow weitere Tipps, wie man sich mit demokratischen Mitteln für mehr Demokratie einsetzen kann.
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Marco Bülow; Martin Sonneborn (Vorwort): Lobbyland: Wie die Wirtschaft unsere Demokratie kauft. 2021. Das Neue Berlin.
8/30/2021 • 33 minutes, 19 seconds
Hochgescheid und Toter Mann: Wie schreibt man über 101 Schwarzwaldgipfel?
Im Schwarzwald gibt es die höchsten Berge Deutschlands außerhalb der Alpen. 102 Gipfel befinden sich oberhalb von 1.000 Metern. Der Feldberg ist sicherlich der bekannteste von ihnen. Wobei: Eigentlich besteht »der Feldberg« aus insgesamt drei Erhebungen, erzählt Birgit-Cathrin Duval. Für die Reihe »101 Highlights« des Verlags Oertel + Spörer hat sie den Reihentitel wörtlich genommen und insgesamt 101 Höhen im Südschwarzwald beschrieben. Ein reiner Wanderführer sollte es von Anfang an nicht werden.
Wie kamen Berge wie »Hünersedel«, »Knöpflesbrunnen«(!) oder »Hochgescheid« zu ihren Namen? Welche gruselige Geschichte steckt hinter dem Namen »Toter Mann«? Die Autorin ist buchstäblich den Namen nachgegangen, bestieg die Höhen und stieg in die Archive hinab, um den Bergen auf den Grund zu gehen. Es ist klar, dass die einfachste oder naheliegende Wortbedeutung nicht unbedingt die richtige ist.
In der Abenddämmerung sitzen Birgit-Cathrin Duval und Wolfgang Tischer im Südschwarzwald vor den Mikrofonen, und die Autorin berichtet im Podcast des literaturcafe.de von ihren Recherchen und welche 101 Gipfel es in ihr Buch geschafft haben.
Interessant ist zudem die Frage, wie Birgit-Cathrin Duval das umfangreiche Recherche-Material bewältigt hat. Sehr bald reichte der Büroschreibtisch für die vielen Bücher und Karten nicht mehr aus.
Neben den Texten und Infos stammen – bis auf wenige Ausnahmen -, alle Fotos im Buch ebenfalls von der Autorin.
Langweilige Wegbeschreibungen gibt es in den »Gipfeltouren Südschwarzwald« nicht. Aber auch keine downloadbaren GPS-Routen. Birgit-Cathrin Duval rät zum Abenteuer. Warum nicht mal eine alte Wanderkarte nutzen? Warum nicht mal in einen unbekannten Weg abbiegen, obwohl es vielleicht nicht der direkteste Weg zum Gipfel ist?
Wenn man Birgit-Cathrin Duval im Podcast erzählen hört, wird schnell klar: Sie kam beim Schreiben nie in die Verlegenheit, dass sich die Bergbeschreibungen wiederholen, denn jeder Gipfel ist einzigartig.
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Duval; Birgit-Cathrin: Gipfeltouren Südschwarzwald | 101 Highlights entdecken und erleben. Taschenbuch. 2021. Oertel u. Spörer. ISBN/EAN: 9783965550728.
8/13/2021 • 46 minutes, 35 seconds
Bachmannpreis 2021: Jury-Stimmen nach der Preisverleihung
In dieser letzten Folge des Bachmannpreis-Podcasts 2021 blicken Andrea Diener auf Preise und Preiträger:innen. Vier Jurypreise und ein Publikumspreis sind vergeben.
Juror Klaus Kastberger hat Nava Ebrahimi zum Wettbewerb eingeladen. Er hofft, die Preisträgerin heute noch in Graz persönlich zu treffen und ihr zu gratulieren. Bereits in seiner Laudatio betonte Kastberger, dass er sich freue, dass dieser nicht so ganz einfach zu lesende Text den Preis bekommen habe. »Wenn man diesen Text als realistischen Text liest, dann funktioniert er nicht«, sagt Kastberger im Podcast-Gespräch. Verlief die Jury-Diskussion in diesem Jahr ohne Publikum anders? Ja, sagt Kastberger. Aufgrund des komplett fehlenden Literaturbetriebs verbrachten die Jury-Mitglieder auch außerhalb des Studios mehr Zeit miteinander. »Ich habe den anderen zugehört wie noch nie«, sagt Kastberger. Und: »Das Sozialverhalten der Jury ist ein anderes«, wenn kein Publikum im Saal sei. »Showkämpfe« vor der Kamera seien normal.
Insa Wilke, die vom Publikum zur beliebtesten Jurorin des Jahres 2021 gewählt wurde, war von der Diskussionsatmosphäre ebenfalls sehr angetan, und auch Kollegin Brigitte Schwens-Harrant erkennt zwar unterschiedliche literaturkritische Herangehensweisen der Juror:innen, aber das gehe »gut zusammen«.
Neu-Jurorin Mara Delius geht ebenfalls bereichert nach Hause. Im Podcast erzählt sie, wie sie sich auf den Wettbewerb mit seinen Diskussionen vorbereitet hat und was sie für ihre zukünftige Arbeit als Literaturkritikerin aus Klagenfurt mitnimmt.
In dieser Podcast-Folge sind noch zwei ganz andere Stimmen zu hören: der freie Fotograf Johannes Puch dokumentiert für den ORF die Tage der deutschsprachigen Literatur seit 20 Jahren. Seine Fotos werden von fast jeder Bildredaktion verwendet. Was war die fotografische Herausforderung in diesem Jahr mit seinen alles erfassenden Fernsehkameras?
Eine wichtige Rolle beim Wettbewerb spielt auch der Klagenfurter Stadtjustitiar Andreas Sourij. Er überwacht am Eröffnungstag die Ziehung der Lesereihenfolge und am Sonntag die Abstimmungen für die vier Jury-Preise. Mit Moderator Christian Ankowitsch liefert er sich dabei immer wieder einen verbalen Schlagabtausch. Am Ende dieser Podcast-Folge gesteht der Herr Magister seine Liebe für eine ganz besondere Art von Büchern.
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6/20/2021 • 1 hour, 39 seconds
Bachmannpreis 2021: Der 3. Lesetag unter Preisverdacht im Podcast
Nach zwei Tagen und zehn Texten war gestern die Lage uneinheitlich. Necati Öziri und Anna Prizkau konnte man ein klein wenig als Favoriten ausmachen. Doch ein richtig starker Text mit Preisgarantie zeichnete sich noch nicht ab – auch nicht auf Basis der Jury-Diskussionen. Vier Texte verblieben noch für Tag 3, den Samstag.
Und dann begann der Tag mit »Gewässer im Ziplock« von Dana Vowinckel, in diesem Jahr die jüngste Teilnehmerin beim Bachmannpreis. Es geht um drei Generationen einer jüdischen Familie. Der Vater arbeitet in einer Gemeinde in Berlin, die Tochter ist bei ihren Großeltern in den USA. Es geht in vielfältiger Weise um Entscheidungen, und die Erzählperspektive wechselt zwischen Vater und Tochter. Ein Text, der viele aktuelle Themen aufgreift, doch nicht von vorn herein eindeutig wertend oder wegen des Effekts. Vieles bleibt wohltuend offen, und die Autorin hat bestätigt, dass aus diesem Text ein Roman werden soll. »Gewässer im Ziplock« überzeugte auch durch die sprachliche Ausarbeitung, wenngleich an diesem Text noch Feinschliff notwendig ist, wie die Jury anmerkte, die sich ansonsten einhellig begeistert zeigte.
Nach dem schwächsten Text dieses dritten Tages von Timon Karl Kaleyta las dann Nava Ebrahimi. Es gehört zu den Zufällen des Wettbewerbs, dass oftmals ähnliche oder vermeintlich ähnliche Settings aufeinandertreffen. Auch hier spielt der Text in den USA, auch hier geht es um Emigration und Familienbeziehungen. Der Text von Nava Ebrahimi überzeugte durch seine vielschichtige Lesart, zu der auch der mehrfache Bruch der Handlungsebene beiträgt.
Am Ende dann Nadine Schneider mit der Schilderung eines vermeintlichen Dorfidylls, unter dem Abgründe lauern. Hier blieb die Jury jedoch im Urteil uneinheitlich. Ein zeitloser Text mit Blick in Abgründe oder gerade durch seine Zeitlosigkeit wenig zeitgemäß?
Die Lesenden dieses 3. Tages im Überblick:
Dana Vowinckel, eingeladen von Mara Delius
Timon Karl Kaleyta, eingeladen von Michael Wiederstein
Nava Ebrahimi, eingeladen von Klaus Kastberger
Nadine Schneider, eingeladen von Brigitte Schwens-Harrant
Alle Texte können auf der Website des ORF kostenlos heruntergeladen und nachgelesen werden.
Andrea Diener und Wolfgang Tischer blicken im Bachmannpreis-Podcast auf die vier Texte des dritten und letzten Lesetages und überlegen, welche sieben von 14 Texten es morgen nach einer ersten noch nicht öffentlichen Punktevergabe auf die Shortlist schaffen werden. Nur diese verbleibenden sieben Autorinnen und Autoren haben dann noch eine Chance auf die vier Jurypreise, die am Sonntagmorgen um 11 Uhr in einer öffentlichen Abstimmung ermittelt werden, darunter der Hauptpreis, der von der Stadt Klagenfurt gestiftete Bachmannpreis, dotiert mit 25.000 Euro.
Außerdem wird am Sonntag der Publikumspreis vergeben, über den die Zuschauer:innen auf der Website des Bewerbs abstimmen konnten.
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6/19/2021 • 47 minutes, 47 seconds
Bachmannpreis 2021: Mit Tingler und Tischer an Tag 2 auf der Terrasse
Am Freitag, 18. Juni 2021, dem zweiten Lesetag beim Bachmannpreis in Klagenfurt, haben folgende Autorinnen und Autoren gelesen:
Leander Steinkopf, eingeladen von Vea Kaiser
Anna Prizkau, eingeladen von Philipp Tingler
Verena Gotthardt, eingeladen von Mara Delius
Lukas Maisel, eingeladen von Philipp Tingler
Fritz Krenn, eingeladen von Klaus Kastberger
Es waren durchaus Texte dabei, bei denen sich ein zweiter Blick und ein eigenes Nochmal-Lesen lohnen. Wie experimentell oder artifiziell ist ein Text mit wenig Verben? Wie originell kann man die Liebe in den Zeiten von Tinder schildern? Und wie gelangen scheinbar tollwütige Hunde in einen Text? Andrea Diener und Wolfgang Tischer können unmittelbar nach der Lesung nicht immer ein sicheres Urteil finden. Dafür herrscht bisweilen Irritation über den literarischen Zugang bei einem bestimmten Jury-Mitglied. Im ersten Teil dieser Podcast-Folge werden wieder die Texte und die Diskussionen darüber beleuchtet, wenngleich es bislang schwierig ist, klare Preisfavoriten auszumachen. Hängt alles am morgigen Samstag, an dem die letzten vier Text zu hören sein werden?
Nach der Analyse und dem Blick auf den zweiten Lesetag hat sich Wolfgang Tischer mit Juror Philipp Tingler getroffen, um über sein Verständnis von Literatur und Literaturkritik zu sprechen. Nicht unerwähnt bleiben muss, dass Tingler ziemlich genau vor 20 Jahren beim Bachmannpreis auf der anderen Seite saß und als Autor einen Text präsentiert hat. Wie’s u. a. mit Juror Denis Scheck verlief, lässt sich im Website-Archiv des ORF nachlesen. Und wie verlief bei Philipp Tingler der Weg vom Ökonomen zum Autor zum Kritiker? Hören Sie es im Bachmannpreis-Podcast des literaturcafe.de.
Morgen am Samstag gibt es erneut die inoffizielle Abstimmung zur beliebtesten Bachmann-Jurorin oder zum beliebtesten Bachmann-Juror. Die Abstimmung öffnet sich im literaturcafe.de unmittelbar nach der letzten Diskussion. Bis ca. um Mitternacht von Samstag auf Sonntag kann abgestimmt werden.
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6/18/2021 • 1 hour, 36 minutes, 1 second
Bachmannpreis 2021: Larifari am Tag 1 und mit Hubert Winkels über die Rede reden
Einige Begriffe musste man erst googeln. Die gestrige Eröffnungsrede (Link zum Text) von Hubert Winkels war nicht einfach zu verstehen. Umso schöner, dass sich Hubert Winkels für den Podcast des literaturcafe.de noch einmal die Zeit genommen hat, um seine Auffassung von Literaturkritik zu erläutern. Was muss die Literaturkritik leisten und warum ist sie für Winkels keine Volkspädagogik?
Nach dem Gespräch mit Hubert Winkels sprechen Andrea Diener und Wolfgang Tischer über die fünf Lesungen des ersten Tages, Donnerstag, 17. Juni 2021, und die anschließende Jury-Diskussion. Und am Schluss gibt es noch eine gesonderte Wertung der Jury-Arbeit.
Am ersten Tag haben gelesen:
Julia Weber
Heike Geißler
Necati Öziri
Magda Woitzuck
Katharina Ferner
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6/17/2021 • 1 hour, 50 minutes, 52 seconds
Bachmannpreis-Eröffnung: Mehr Ingeborg in Klagenfurt und über die Rede reden
»Man hütet sich, Fragen zu stellen, bei soviel offenkundiger Sinnlosigkeit.«
Läuft man im Juni 2021 durch die Fußgängerzone in Klagenfurt, so ist wieder deutlich sichtbar: es ist Bachmannpreis oder die »45. Tage der deutschsprachigen Literatur«, wie der Literaturwettbewerb am Wörthersee offiziell heißt. Überall hängen die roten Banner mit einem Zitat Bachmanns aus einem Brief an Paul Celan: »Man hütet sich, Fragen zu stellen, bei soviel offenkundiger Sinnlosigkeit.« In der Tourist-Info ist das Zitat auch als Postkarte zu haben.
Das Zitat ist zudem auf den Klappliegen zu lesen, die ebenfalls wieder traditionell vor einigen Geschäften stehen. Im letzten Jahr gab es weder Banner noch Liegen.
Und sie ist tatsächlich da, die siebenköpfige Jury. Mit etwas mehr Abstand sitzt sie im Studio des ORF Kärnten. Nicht mehr da ist Bürgermeisterin Mathiaschitz. Sie wurde im März 2021 abgewählt, und ihr Nachfolger Christian Scheider ist gleichzeitig ihr Vorgänger im Amt. In einem eingespielten Video am Eröffnungsabend betont er, wie wichtig der Literaturwettbewerb für die Stadt sei.
Alles fast wie immer - und doch nicht
Der Eröffnungsabend verläuft fast wie immer, doch es fehlen die 14 lesenden Autorinnen und Autoren, die wie im Vorjahr nicht live im Studio lesen werden. Auch das Saalpublikum muss 2021 leider noch draußen bleiben. Wie auch schon in Podcast des literaturcafe.de bedauert dies die neue Jury-Vorsitzende Insa Wilke in ihrer kurzen Antrittsrede. Dabei sei die persönliche Begegnung doch so wichtig. Man hofft also wieder einmal auf das nächste Jahr.
Dass der im letzten Jahr ausgeschiedene Jury-Vorsitzende Hubert Winkels in diesem Jahr die traditionelle »Klagenfurter Rede zur Literatur« halten wird, war schon im Vorjahr ausgemacht. Doch auch Winkels war nicht vor Ort, seine im Titel leicht variierte »Klagenfurter Rede zur Literaturkritik« wurde ebenfalls voraufgezeichnet als Video eingespielt. Eine Rede, die es in sich hatte, war doch ihr Inhalt und ihre Aussagen hinter langen Sätzen und vielen Fachbegriffen verborgen, die selbst von versierten Literaturkritikern erst einmal ergoogelt werden mussten. Ein Gespräch mit Hubert Winkels über seine Rede wird in der morgigen Podcast-Folge zu hören sein.
Andrea Diener, langjährige Bachmannpreis-Beobachterin und FAZ-Bücherpodcasterin, und Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de blicken in dieser Podcast-Folge auf den Eröffnungsabend und das, was da kommen mag. Welche Autorinnen und Autoren sind Andrea Diener schon bekannt. Was ist von ihnen zu erwarten? Was ist von den beiden neuen Jury-Mitgliedern Vea Kaiser und Mara Delius zu erwarten. Und schließlich: Was wollte uns Hubert Winkels mit seiner Rede sagen? Hören Sie die Analyse über den Podcast-Player unten oder überall, wo es Podcasts gibt.
Am Donnerstag, 17. Juni 2021 beginnt der erste Lesetag. Lesungen und Jury-Diskussionen sind ab 10 Uhr im Fernsehen auf 3sat und per Livestream auf bachmannpreis.orf.at zu sehen. Auch morgen werden anschließend Andrea Diener und Wolfgang Tischer den ersten Lesetag im Podcast analysieren.
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6/16/2021 • 49 minutes, 32 seconds
Podcast: Kritikerin Insa Wilke über den Bachmannpreis spezial 2021
In Folge 1 blicken wir mit Insa Wilke nach vorn und zurück.
Andrea Diener, langjährige Bachmannpreis-Beobachterin und FAZ-Bücherpodcasterin, und Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de kommentieren nächste Woche wieder täglich die Lesungen und Diskussionen. Diener ist vom heimischen Sofa aus mit dabei. Die Lesungen werden wie immer im Fernsehen auf 3sat und über die Website des Bachmannpreises per Stream übertragen.
Wolfgang Tischer ist direkt vor Ort in Klagenfurt. Obwohl leider auch in diesem Jahr noch kein Saal-Publikum beim ORF zugelassen ist, gibt es hoffentlich Gelegenheit, einige Jury-Mitglieder nach den Diskussionen persönlich für den Podcast vors Mikro zu bekommen. Die erste Podcast-Folge wird es spät am 16. Juni 2021, dem Eröffnungsabend, geben, an dem auch die Lesereihenfolge ausgelost wird. Vom 17. bis zum 19. wird dann von 10 bis 15:30 Uhr gelesen und diskutiert, und am Sonntag, 20. Juni 2021, stimmt dann die Jury öffentlich darüber ab, wer von der 14 Autor:innen den mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreis erhält. Leider sind die Lesenden auch in diesem Jahr nicht vor Ort, sondern zugeschaltet.
Wie berichtet übernimmt in diesem Jahr Insa Wilke den Jury-Vorsitz vom ausgeschiedenen Hubert Winkels.
Literaturkritikerin Insa Wilke über den Bachmannpreis spezial
In dieser ersten Folge des Bachmann-Podcast spricht Wolfgang Tischer mit Insa Wilke über den Bachmannpreis. Seit 2018 ist die Literaturkritikerin Insa Wilke Mitglied der Jury. Im letzten Jahr wurde sie in einer Abstimmung im literaturcafe.de zum zweiten Mal zur beliebtesten Bachmann-Jurorin gewählt. Es wird Zeit, im Podcast persönlich zu gratulieren. Ebenso gratuliert Tischer, dass Insa Wilke im letzten Jahr die 80-jährige Helga Schubert nach Klagenfurt eingeladen hat, die dann den Preis auch gewonnen hat und die derzeit mit ihrem daraufhin entstandenen Buch »Vom Aufstehen« einhellig von der Kritik gelobt wird.
Doch Insa Wilke gibt sich im Podcast bescheiden: nicht sie habe Helga Schubert (wieder)entdeckt, sondern Thomas Geiger vom Literarischen Colloquium in Berlin habe Wilke auf die Autorin aufmerksam gemacht, die in den 1980er-Jahren selbst in der Jury saß.
Insa Wilke berichtet im Podcast, wie sie ansonsten auf Autor:innen für den Bewerb aufmerksam wird und dass sie neben Eigeninitiative natürlich alle Einsendungen lese.
Wie empfand Insa Wilke im letzten Jahr die rein digitale Jury-Diskussion aus der Ferne? Was vermisst sie am meisten? Welche Rolle spielt das umblätternde Bachmann-Publikum, das es hoffentlich im kommenden Jahr wieder geben wird? Und welche Aufgaben hat man als Jury-Sprecherin?
Mara Delius und Vea Kaiser sind in diesem Jahr neu in der Jury mit dabei. Zusammen mit Brigitte Schwens-Harrant überwiegen in diesem Jahr die Frauen in der Jury. Aber sollte man Männer und Frauen wirklich zählen?
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Insa Wilke in dieser Vorab-Folge, und freuen Sie sich auf den täglichen Bachmannpreis-Podcast ab dem 16. Juni 2021 – direkt aus Klagenfurt am Wörthersee.
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6/12/2021 • 21 minutes, 18 seconds
Podcast mit Heribert Prantl: Nach dem Jahr der Virologen wird ein Jahr der Gerichte beginnen
Im Podcast des literaturcafe.de wird Prantl leiser: Wir brauchen eine große Bilanz.
Heribert Prantl gehörte viele Jahre lang zur Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. Vor seiner journalistischen Laufbahn war der studierte Jurist Richter und Staatsanwalt. Doch das Wort »Ruhestand« mag Prantl gar nicht. Wöchentlich schreibt er für die Zeitung seinen Newsletter »Prantls Blick« und regelmäßige Beiträge in der Printausgabe der Süddeutschen. Nachdem er keine Redaktionssitzungen leiten müsse, käme nach der Pflicht nun die Kür. Den Wechsel von der Juristerei in den Journalismus habe er nie bereut.
In seinem Buch »Not und Gebot« (siehe Rezension) kritisiert Heribert Prantl immer wieder die massiven Grundrechtseinschränkungen im Rahmen der Anti-Corona-Maßnahmen. Nie hätte er sich in seinem ganzen Berufsleben vorstellen können, dass wir über eine solche »Quarantäne von Grundrechten« reden würden.
Im ausführlichen Podcast-Gespräch mit Wolfgang Tischer bekräftigt Prantl die Aussagen aus seinem Buch: »Ein Grundrecht steht mir zu – ohne jede Voraussetzung. Es hält ein Denken Einzug, dass ich mir die Grundrechte erwerben muss durch eine bestimmte Leistung.«
Wenn man sich freue und wenn man lobe, was gerade an Lockerungen passiere, dann setze man immer voraus, dass die Beschränkungen der Grundrechte in toto richtig waren, so Prantl. »Aber sie waren nicht richtig und rechtmäßig!«, wettert Prantl im Podcast des literaturcafe.de.
Heribert Prantl kritisiert, dass das Bundesverfassungsgericht in dieser Woche keine eindeutige Eilentscheidung zu den Grundrechtseinschränkungen getroffen habe. Prantl: »Ich werfe dem Bundesverfassungsgericht vor, dass es in der Eilentscheidung diese Ausgangsbeschränkungen zunächst akzeptiert hat und gesagt hat, das mache ich in der Hauptentscheidung – irgendwann. Das Bundesverfassungsgericht geht mit tiefgreifenden Grundrechtseinschränkungen um, als hätte es über eine Lärmschutzvereinbarung für Rasenmäher zu entscheiden. Das ist für 08/15-Entscheidungen richtig, aber wir leben nicht in 08/15-Zeiten.«
In seinem Buch »Not und Gebot« und im literaturcafe.de-Podcast stellt Prantl außerdem fest: »Wir dürfen die Grundrechte nicht mit den Rechtsaußen-Leuten und mit der AfD und den ganzen Verschwörungsmystikern alleine lassen. Die Grundrechte haben das nicht verdient, dass sie – vermeintlich – von Rechtsaußen verteidigt werden. Das ist mir unheimlich!«
Aber wie kann man gegen die Maßnahmen demonstrieren und protestieren, ohne mit Aluhutträgern, mit Esoterikern oder mit Rechten in einen Topf geworfen zu werden?
»Wer wirft denn in einen Topf?«, fragt Heribert Prantl. »Das machen doch die Medien.« Prantl hätte sich von vielen Kolleginnen und Kollegen eine breitere Darstellung gewünscht. Es sei zu viel Hysterie und Angstmacherei im Spiel gewesen.
Das Argument vom »Beifall von der falschen Seite« sei kein Argument, sondern es blockiere den Austausch von Argumenten – und zwar »zugunsten von AfD und den rechten Typen«.
Prantl sieht eine Polarität in der Gesellschaft, wie er sie noch nie erlebt habe, selbst bei ähnlichen argumentativen Auseinandersetzungen in der Vergangenheit.
Immer wieder werden die Maßnahmen verlängert und die Geschichte habe gezeigt, dass »aus Ausnahmegesetzen Alltagsgesetze wurden«.
»Wir brauchen jetzt eine große Bilanz«, fordert Heribert Prantl, um all das zu analysieren, was falsch gelaufen ist. Auch wenn der Auftakt des Bundesverfassungsgerichts in Sachen Eilentscheidung nicht der beste war, glaubt Prantl, dass »nach dem Jahr der Virologen ein Jahr der Gerichte beginnt«.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Heribert Prantl im Podcast des literaturcafe.de.
Nutzen Sie den Player unten auf dieser Seite. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. Außerdem stellen wir Ihnen den Zoom-Videomitschnitt des Gesprächs vom 7. Mai 2021 an dieser Stelle zur Verfügung. Viel Spaß beim Hören!
5/8/2021 • 58 minutes, 19 seconds
Podcast: Joachim Zelter über »Die Verabschiebung« - Wir alle suchen einen Platz
Ein Mann wird ins Ausland abgeschoben, obwohl er mit einer Deutschen verheiratet ist. In »Die Verabschiebung« verarbeitet Joachim Zelter die Geschichte seiner Schwester und seines Schwagers, und im Podcast des literaturcafe.de erzählt er von der Entstehung des Romans. Wie wirklich ist Literatur?
Man kennt diesen Satz aus Kinofilmen: »Basierend auf einer wahren Begebenheit«.
DIESER ROMAN IST EINE FIKTION. DARIN LIEGT SEINE WAHRHEIT. ES HANDELT SICH UM EINE LITERARISCHE, MENSCHLICHE UND GESELLSCHAFTLICHE WAHRHEIT, NICHT UM DIE FAKTENGETREUE WIEDERGABE TATSÄCHLICHER EREIGNISSE.
So ist es in einer knappen Vorbemerkung zu Joachim Zelters Roman »Die Verabschiebung« zu lesen.
Sie kamen abends, um ihn zu holen. Er musste seine Sachen packen, innerhalb von Minuten. Von seiner Frau, die gerade ihren Vater besuchte, konnte er sich nicht mehr verabschieden. Er wurde nach Frankfurt in ein Sammellager gebracht und abgeschoben, obwohl er in Deutschland verheiratet war. Der grundrechtlich garantierte Schutz der Ehe schien nicht zu gelten.
So schildert Joachim Zelter eine Abschiebung. Er schildert zuvor auch die Inspektion der gemeinsamen Wohnung durch einen Beamten des Ausländeramtes. Alles wird sprachlich umgedreht.
Zelter, schon immer ein Meister des Repetitiven und der dichten Dialoge, zeigt die beklemmende Absurdität. Doch »Die Verabschiebung« ist ernster und in der Grundstimmung trauriger als seine bisherigen Romane. Ist der Beamte Zöllner eine Karikatur? Oder ist er, wie Zelter sagt, »bis zur Kenntlichkeit entstellt«?
Der reale Fall, der diesem Roman zugrund liegt, sorgte im letzten Jahr in Tübingen für viel Aufsehen. Es gab eine Berichterstattung, es gab Leserbriefe, es gab Demos. Es ist der Ehemann von Zelters Schwester, der abgeschoben wurde. Auch im Buch gibt es einen Bruder, der der Schwester helfen will.
Zelter bezeichnet »Die Verabschiebung« als Diskursroman. Zelter will die Diskussion anregen, aber nicht eindeutig lenken. So lässt der Roman Vieles offen und Raum für unterschiedliche Positionen. Er selbst, sagt Joachim Zelter im Gespräch, könne sich sogar in den Beamten Zöllner versetzen. Auch in dieser Figur stecke ein Teil von ihm.
Der Roman ist Fiktion und setzt unterschiedliche Fälle zusammen. Er stehe exemplarisch nicht nur für einen pakistanischen Staatsbürger, der unbedingt in Deutschland leben möchte, sondern er steht am Ende für uns alle, die wir sehr verzweifelt – oder auch nicht so verzweifelt – nach einem Platz suchen, sagt Zelter im Podcast.
»Die Verabschiebung« ist ohne Frage seit langem Zelters bester und bewegendster Roman.
Wolfgang Tischer sprach mit Joachim Zelter. Beide waren Sie Mitte April 2021 vor Ort in Stuttgart, als die neue Edition Klöpfer im Krömer Verlag vorgestellt wurde, in der auch Zelters Roman erschienen ist. Es war eine Live-Bühnenveranstaltung im Stuttgarter Hospitalhof, die jedoch ohne Publikum stattfinden musste und gestreamt wurde.
Hören Sie das ausführliche Gespräch mit Joachim Zelter im Podcast des literaturcafe.de. Darin liest Joachim Zelter auch einen Ausschnitt aus seinem Buch.
Nutzen Sie den Player unten auf dieser Seite. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. Viel Spaß beim Hören!
Zelter, Joachim: Die Verabschiebung: Roman (Edition Klöpfer). Gebundene Ausgabe. 2021. Alfred Kröner Verlag. ISBN/EAN: 9783520752017
4/24/2021 • 55 minutes, 11 seconds
Podcast: Tom Hillenbrand über Montecrypto, das Schreiben und den Bitcoin
Wieder einmal wurde der Podcast live vor (virtuellem Publikum) aufgezeichnet. Das Gespräch zwischen literaturcafe.de-Herausgeber Wolfgang Tischer und Tom Hillenbrand war live auf YouTube zu sehen und kann dort auch noch weiterhin angesehen werden. Gleichzeitig steht der Mitschnitt als Podcast zur Verfügung. Leider gab es bei YouTube Tonausfälle, in dieser Podcast-Folge ist das Gespräch ohne Störungen zu hören.
Aktueller und spannender könnte ein Tech-Thriller nicht sein: Während der Kurs der Digitalwährung Bitcoin nicht zuletzt durch die Investitionen von Elon Musk in ungeahnte Höhen steigt, liefert Tom Hillenbrand das passende Buch. In der Tradition von Michael Crichton verbindet Tom Hillenbrand gekonnt Spannung mit Technik-Themen. Im Podcast berichtet er, wie dies gelingen kann, ohne mit Fakten zu langweilen.
Start-up-Unternehmer Greg Hollister stirbt bei einem Flugzeugabsturz. Sein Vermögen soll er in der Kryptowährung Bitcoin angelegt haben. Ein wilder Haufen Schatzsucher will das Digitalgeld finden, bevor ein Finanzskandal die Weltwirtschaft in den Abgrund reißen könnte. Privatermittler Ed Dante wird von der Schwester des verstorbenen Unternehmers beauftragt, das Digitalvermögen zu finden. Zusammen mit der Bloggerin Mercy Mondego macht sich Dante schließlich auf den Weg zu einer Konferenz nach Las Vegas. Kann man einen digitalen Schatz in der Wüste vergraben?
Im Podcast liest Tom Hillenbrand auch zwei Ausschnitte aus dem Thriller.
Im Gespräch geht es dann natürlich auch allgemein um den Bitcoin und das Thema digitale Währungen. Welche Bedeutung werden sie in Zukunft haben, nachdem bereits jetzt der Run auf das Digitalgeld enorm ist.
Hören Sie im Podcast des literaturcafe.de das ausführliche Gespräche mit Tom Hillenbrand.
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4/9/2021 • 1 hour, 45 minutes, 5 seconds
Podcast: Moritz Heger über seinen Roman »Aus der Mitte des Sees«
Seit 16 Jahren lebt Lukas als Mönch in einem Benediktinerkloster. Doch dann geschehen Dinge, sie seine einst getroffene Entscheidung ins Wanken bringen. Moritz Heger hat einen Roman über das Leben im Kloster und das Schwimmen im Wasser geschrieben. Was fasziniert den Autor und was fasziniert die Menschen - trotz allgemeiner Kirchenskepsis - auch heute noch am Kosterleben? Und wie entscheidet sich Lukas?
Zusammen mit seinem Freund aus Kindheits- und Jugendtagen ist Lukas einst ins Kloster gegangen. Doch dann verlässt ihn sein Freund. Er zieht nach Berlin, hat Frau und Kind. Ein Verrat an der gemeinsamen Entscheidung? Lukas ist fast 40, als »Gastbruder« ist er für die Betreuung der weltlichen Gäste zuständig, die eine Auszeit im Kloster nehmen. Lukas selbst sucht sich seine Auszeiten im nahe gelegenen Badesee. Doch dann kommt »aus der Mitte des Sees« eine Frau, eine Schauspielerin zu ihm an den Steg geschwommen.
In einer leicht wirkenden und lyrischen Sprache erzählt Moritz Heger über einen kurzen Zeitraum des Klosterlebens, der Lukas viele Entscheidungen abverlangt. Lebensentscheidungen.
Moritz Heger hat seinen ersten Roman »In den Schnee« 2008 im Verlag Jung und Jung veröffentlicht. »Aus der Mitte des Sees« ist sein erstes Buch im Diogenes Verlag. Aktuell - im März 2021 - führt ein anderer im literaturcafe.de bereits besprochener Roman die Bestsellerliste an.
Im Podcast des literaturcafe.de blicken Moritz Heger und Wolfgang Tischer gemeinsam auf den Roman »Aus der Mitte des Sees«, seine Figuren, seine Sprache, seine Konstruktion und die Frage, was die Figur eines Mönches auch heute noch für uns so interessant macht, selbst wenn man nicht mit der (katholischen) Kirche am Hut haben sollte. Zudem liest Moritz Heger einen Ausschnitt aus seinem Werk.
Hören Sie im Podcast des literaturcafe.de das ausführliche Gespräche mit Moritz Heger.
Heger, Moritz: Aus der Mitte des Sees. Gebundene Ausgabe. 2021. Diogenes. ISBN/EAN: 9783257071467.
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3/20/2021 • 44 minutes, 1 second
Podcast: Zweimal »Laufen« mit Isabel Bogdan – und einmal Helgoland
Herbst 2019. Die Autorin und Übersetzerin Isabel Bogdan veröffentlicht beim Verlag Kiepenheuer & Witsch ihren zweiten Roman. Nach dem Debüt und Bestseller-Erfolg »Der Pfau« folgt »Laufen«.
Die namenlose Protagonistin beginnt wieder mit dem Laufen, dem Joggen. Gleichzeitig muss sie einen Trauerfall im allerengsten Umfeld verarbeiten. Isabel Bogdan schildert den Lauf- und Trauerprozess in einem nahezu atemlosen inneren Monolog.
Oktober 2019. Isabel Bogdan und Wolfgang Tischer treffen sich auf der Frankfurter Buchmesse, um für den Podcast des literaturcafe.de über den Roman und seine Entstehung zu sprechen. Es ist ein gutes, ein entspanntes Gespräch am Verlagsstand von Kiepenheuer & Witsch. Im Hintergrund sind die Menschenmassen in der Messehalle zu hören. Eineinhalb Jahre später ein fast unwirkliches und ungewohntes Stimmenrauschen.
Doch aus irgendeinem Grund, der nicht zu benennen ist, geht das Gespräch seinerzeit im Podcast des literaturcafe.de nicht online.
Frühjahr 2021. Der Roman »Laufen« erscheint als Taschenbuch, ebenfalls im Verlag Kiepenheuer & Witsch, und wird in den sozialen Medien wieder viel beachtet.
Ist irgendwann die Hardcover-Käuferschicht gesättigt, die das Buch im festen Einband, mit Schutzumschlag und Lesebändchen lesen und besitzen möchte, kommt in der Regel ein Jahr später die günstigere Taschenbuchversion auf den Markt, um die zu erreichen, die sich die gebundene Ausgabe nicht leisten wollen oder können.
Und auf der Festplatte liegt noch das Interview von damals, das Hardcover-Gespräch. Das Wiederhören ergibt: Es eignet sich auch als Taschenbuch-Gespräch, ist nicht veraltet, hat nur einen ungewöhnlichen akustischen Hintergrund mit vielen Menschen auf engem Raum.
Und so erscheint das Gespräch von damals heute im Podcast des literaturcafe.de.
Ergänzt wird es um einen aktuellen Nachtrag. Was ist seitdem geschehen? Isabel Bogdan und Wolfgang Tischer treffen sich diesmal im März 2021 per Zoom. Rund 40 Lesungen konnte Isabel Bogdan noch bestreiten. Dann kam der erste Lockdown im Frühjahr 2020 und weitere 40 Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Nur ein Bruchteil davon konnte im Sommer nachgeholt werden.
Derweil schrieb Isabel Bogdan – neben ihrer Arbeit als Übersetzerin – an einem neuen Buch. Ein Helgoland-Buch, das im Herbst 2021 in der Reihe »Meine Insel« im Mare Verlag erscheinen soll. Gerade kam es vom Verlagslektorat zurück, und Isabel Bogdan hofft, die letzte Version vor der endgültigen Abgabe auf Helgoland durcharbeiten zu können. Es wäre schließlich ein beruflicher Aufenthalt auf der Insel.
Hören Sie im Podcast des literaturcafe.de beide Gespräche mit Isabel Bogdan.
Bogdan, Isabel: Laufen: Roman. Gebundene Ausgabe. 2019. Kiepenheuer&Witsch. ISBN/EAN: 9783462053494
3/5/2021 • 42 minutes, 10 seconds
Podcast mit Fabian Neidhardt: »Immer noch wach« – Was mache ich mit dem Rest meines Lebens?
»Bücher schreiben. Da habe ich Bock drauf«, hat Fabian Neidhardt mit 16 gesagt. 19 Jahre später erscheint sein erster Roman bei einem Verlag. Im Podcast-Gespräch mit Wolfgang Tischer gewährt Fabian Neidhardt offene und ehrliche Einblicke auf den nicht einfachen Weg zum eigenen Buch. »Immer noch wach« ist im Haymon Verlag erschienen. Ein Roman über Abschied, Trauer, Tod, die Liebe und viele schöne Dinge.
Mit Anfang 30 erhält Alex, die Hauptfigur des Romans, eine erschütternde Diagnose: Er hat Krebs und wird nicht mehr lange leben. Da er seinen Vater an dieser Krankheit hat sterben sehen und man nichts für ihn tun konnte, lehnt Alex jede Behandlung ab, verabschiedet sich von seiner Freundin und seinen Freunden und zieht in ein Hospiz. Doch dann kommt einiges anders.
Obwohl er immer Autor werden wollte, hat Fabian Neidhardt zunächst Sprechkunst in Stuttgart studiert und anschließend literarisches Schreiben in Hildesheim.
Bereits vor seinem Schreibstudium veröffentlichte er sein erstes Buch ohne Verlag im Alleingang »Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem Türrahmen«.
Doch selbst das Studium im Hildesheim war nicht der kürzeste Weg zu einem Verlagsvertrag.
Im Podcast-Gespräch mit Wolfgang Tischer vom literaturcafe.de schildert Fabian Neidhardt offen und ehrlich seinen Weg, der unter anderem über eine der renommiertesten Literaturagenturen führte.
Am 16. Februar 2021 erschien dann »Immer noch wach« im Haymon Verlag und Fabian Neidhardt und Wolfgang Tischer, die regelmäßig im Podcast des literaturcafe.de zu hören sind, unterhielten sich diesmal sehr persönlich über Fabians Weg zum Buch und warum es ohne die Arbeit des Haymon Verlags nicht das Buch geworden wäre, das ab sofort in allen Buchhandlungen erhältlich ist.
Die Podast-Aufnahme am Abend des 16. Februars 2021 wurde live via YouTube und Facebook als Video gestreamt und kann dort noch angesehen werden. Die Zuschauer:innen konnten dabei Fragen stellen, die im Podcast beantwortet wurden.
Hören Sie den Mitschnitt des etwas andern Buch- und Werkstattgespräch im Podcast des literaturcafe.de über den Player unten auf dieser Seite. Der Podcast des literaturcafe.de ist zudem auf allen Portalen wie Apple iTunes, Spotify oder Deezer zu hören und zu abonnieren. Viel Spaß beim Hören!
Fabian Neidhardt: Immer noch wach: Roman. Gebundene Ausgabe. 2021. Haymon Verlag. ISBN/EAN: 9783709981184
2/21/2021 • 1 hour, 46 minutes, 5 seconds
Podcast mit Michael Maar: »Die Schlange im Wolfspelz - Das Geheimnis großer Literatur«
Vier Jahre und vier Stunden täglich am Geheimnis großer Literatur
Michael Maar ist Autor, Literaturkritiker und Germanist. In seinen Büchern beschäftigt er sich immer wieder mit großen Autor:innen und ihren Werken.
Warum, so wurde Maar gefragt, schreibe er nicht mal ein Buch darüber, was gute Literatur ausmacht und was »guter Stil« bedeutet?
Aus der Idee für einen Essay entstand nach vier Jahren Arbeit »Die Schlage im Wolfspelz – Das Geheimnis großer Literatur«. Jeden Vormittag habe er vier Stunden geschrieben, erzählt Michael Maar im Podcast des literaturcafe.de. Es gab zunächst keinen Termin, keinen Verlagsvertrag.
Entstanden ist kein herkömmlicher Schreib- oder Stilratgeber noch eine Literaturgeschichte oder gar ein weiterer Literaturkanon. Darum ging es Maar nicht.
»Man muss es konkret an einem Satz zeigen«
Maar blickt auf deutschsprachige Prosatexte – mit kleinen Abstechern in die Lyrik. Man muss für die Lektüre selbst nicht Goethe, Thomas Mann oder Clemens Setz gelesen haben, denn das Buch ist voll von Textausschnitten und -beispielen. »Man muss es konkret an einem Satz oder der halben Seite zeigen, sonst bringt das nichts«, sagt Maar.
Beim Lesen entdecken wir auf diesem Weg gemeinsam mit dem Autor das Geheimnis großer Texte. »Den guten Stil kann es so wenig geben wie die eine schöne Handschrift«, schreibt Maar in seinem Buch, also zeigt er uns an den Texten selbst, was sie so besonders macht. Auf der anderen Seite schreckt Maar auch nicht davor zurück, auf überhöhte Texte und Schwächen hinzuweisen. Hölderlins Griechenland im Hyperion sei »ohne jede Anschauung«, da er das Land aus einem englischen Reiseführer zusammengestellt habe, die Figuren bei Fontane haben keine eigene Stimme, sondern sprechen alle wie Fontane. Die Stärke der beiden Autoren lagen eher an andere Stelle.
Es ist beeindruckend, wie Maar durch die Texte wandert und bisweilen ungewöhnliche Verbindungen herstellt. Während der Arbeit am Buch habe er selbst durch Tipps und Hinweise viele Bücher und Autor:innen entdeckt und gelesen.
»Achtet auf das Abgegriffene!«
Beim Zoom-Gespräch für den Podcast ist Maars Arbeitszimmer aufgeräumt. Vor einem Jahr, als er noch am Buch gearbeitet habe, sagt Michael Maar, sei das ganz anders gewesen, da standen die Bücher auf dem Fensterbrett und im Buchregal zweireihig.
Welchen Tipp hat Michael Maar für Autor:innen? Wie findet man seinen eigenen Stil? Natürlich durch vieles Lesen. Sein wichtigster Tipp: »Achtet auf das Abgegriffene! Nehmt nicht die nächstliegende Metapher, versucht es ohne die lateinischen Begriffe, die man überall liest, ohne »Diskurs« oder »Narrativ«, ohne »das ist spannend, was es mit mir macht«.
Man muss »Die Schlange im Wolfspelz« nicht von vorn bis hinten lesen, man kann sich immer wieder Texte und Autor:innen herausgreifen.
Nach der Lektüre merkt man, dass Maar sein Ziel erreicht hat: Als Leser:in und als Autor:in besitzt man eine erhöhte Sensibilität gegenüber kleinen und großen Sprachsünden. Vor allen Dingen aber wird man durch Michael Maar animiert, die ein oder andere Autorin, den ein oder anderen Autor zu lesen oder wiederzuentdecken, wie beispielsweise Johann Peter Hebel.
Hören Sie im Podcast des literaturcafe.de das ausführliche Gespräch mit Michael Marr über das Geheimnis großer Literatur, über Stil und die Entstehung von »Die Schlange im Wolfspelz« und die Reaktionen der Leser:innen.
2/15/2021 • 42 minutes, 23 seconds
Podcast: André Hille über das Schreiben und »Das Rauschen der Nacht«
»Ich bin Literaturmensch durch und durch«, sagt André Hille. »Seit ich denken kann, beschäftige ich mich mit der Literatur.«
Selbst Texte geschrieben hat André Hille schon immer. Nach dem Germanistikstudium arbeitet er zunächst als Programmleiter und Lektor in einem kleinen Verlag, bevor er die Autorenschule »Textmanufaktur« gründete. Es war zu einer perfekten Zeit, als in Deutschland der Bewusstseinswandel einsetzte, dass Schreiben mehr ist als nur Begabung und Inspiration. Zusammen mit anderen hochkarätigen Dozentinnen und Dozenten unterrichtet André Hille das Schreiben, verfasste den Ratgeber »Titel, Pitch und Exposé« und organisiert die Konferenz »Narrativa«.
Hille wurde zudem zum Literaturagenten und vermittelt zusammen mit seiner Kollegin Dorothee Schmidt Manuskripte an Verlage.
Vor rund drei Jahren konzentrierte er sich mehr auf die unternehmerischen Tätigkeiten und trat als Dozent und Literaturagent etwas zurück. So entstand wieder mehr Raum für das eigene Schreiben. »Es war nie weg, ist immer da gewesen«, sagt Hille im Gespräch.
André Hille, der in der Vergangenheit eher kürzere Texte schrieb, hat nun seinen ersten eigenen Roman veröffentlicht: »Das Rauschen der Nacht«, erschienen im Blessing Verlag.
Bewusst hat sich André Hille für den Roman eine vertraute Situation ausgesucht: Ein glücklich verheirateter Familienvater mit zwei Kindern ist ins neue Einfamilienhaus aufs Land gezogen. Doch dann bricht beruflich und privat vieles über ihn herein und sein bisheriges Leben wird fundamental infrage gestellt.
Im Podcast des literaturcafe.de erzählt André Hille über die Entstehung des Buches und das Schreiben des Romans. Wir erfahren, warum statische Figuren in einen Roman kein Potenzial haben und warum es so wichtig ist, für den Text den richtigen Ton zu finden.
Zudem blicken wir mit dem Schreibtrainer und Literaturagenten André Hille auf die aktuelle Situation im Buchmarkt.