Themenvertiefung und Hintergrundinformationen zu menschlichen Grunderfahrungen, über Glaube, Zweifel, Glück. Anregungen zum Nachdenken und Orientierungshilfen in unserer pluralistischen Welt. Leitung: Judith Wipfler Team: Léa Burger, Nicole Freudiger, Kathrin Ueltschi, Dorothee Adrian Sekretariat: Mirella Candreia Kontakt: [email protected]
Lieder fürs Klima: Warum Klimaschutz neue Songs braucht
Neue Songs sind gefragt, um den Umweltschutz auch in Köpfen und Herzen einzupflanzen. Der Earth Song von Michael Jackson war so eine Hymne. Christliche Liedermacher schreiben jetzt neue, etwa im Projekt Songs of Peace. Für neue Lieder fürs Klima braucht es zudem neue Lyrics: neue Schöpfungspsalmen.
Dennis Thielmann und seine Frau Karin Franz tüfteln im Musik-Keller des mennonitischen Bildungszentrums auf dem Bienenberg neue Lieder für den Frieden aus. «Songs of Peace» heisst Ihr Projekt. Frieden verstehen sie ganz biblisch, also umfassend als Frieden für die und mit der Schöpfung.
In den Kirchen weltweit ist «die Bewahrung der Schöpfung» zwar schon viele Jahrzehnte in aller Munde. Jedoch fehle es an Liedgut dafür, meint der Theologe und Musiker Dennis Thielmann.
Mit Schöpfungsspiritualität setzt sich auch Basler Jesuit Andreas Schalbetter auseinander. Im Dialog mit den biblischen Schöpfungspsalmen verfasst er neue Psalmen. Diese Lyrik tröstet, aber sie motiviert auch, den Kampf für die Bewahrung der Schöpfung nicht aufzugeben. Der Klimakampf braucht eben neue Hymnen.
Buchhinweis: Andreas Schalbetter, Wasser fällt wie Staub. Lyrische Anstöße zur Bewahrung der Schöpfung, Verlag echter, 2024.
Für diesen Beitrag wurde SRF dankenswerter Weise eine Live-Aufnahme vom Kunstlied "Traumhafte Himmelskörper" vom Komponisten und Pianisten Tilman Clasen zur Verfügung gestellt. Es singt: die Mezzosopranistin Xenia Lemberski.
10/19/2024 • 30 minutes, 47 seconds
US-Wahlen und der Nahostkonflikt: Wie wählen Juden und Muslime?
Sie sind zwar nur eine kleine Minderheit, doch sie könnten das Zünglein an der Waage spielen: Die muslimischen und jüdischen Wählerinnen und Wähler in den USA. In entscheidenden Swing States haben sie Gewicht. Wie also wählen Jüdinnen und Muslime in den USA? Und was beeinflusst ihre Entscheidung?
Eines haben sie gemeinsam: jüdische und muslimische US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner wählen mehrheitlich demokratisch. Allerdings aus verschiedenen Gründen: Die Jüdinnen und Juden in den USA wohnen mehrheitlich im demokratischen Nordwesten, sind meist gut gebildet und politisch liberal eingestellt. Mit Ausnahme der Orthodoxen, die dann auch eher der republikanischen Partei die Stimme geben – will heissen: Donald Trump. Allerdings sind die Stimmen der Jüdinnen und Juden stets auch geprägt vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Klima. In den Präsidentschaftswahlen 2024 dürfte der Nahostkonflikt und vor allem der steigende Antisemitismus ein grosses Thema sein.
Die muslimischen Wählerinnen und Wähler stimmen seit 2001 ebenfalls mehrheitlich für die Demokraten. Allerdings hat die Beziehung dieses Jahr Risse erhalten – wegen des Kriegs in Israel / Palästina. Eine Umfrage zeigt, dass der Nahostkonflikt die Wahlentscheidung der Musliminnen und Muslime so stark beeinflusst wie nie. In entscheidenden Swing States wollen nur noch 18 Prozent für die Demokraten stimmen – bei den letzten Wahlen waren es 60 Prozent. Die Musliminnen und Muslime sind unzufrieden mit der Politik von Präsident Biden und mit den Ankündigungen von Kandidatin Kamala Harris. Und haben ihre politische Macht entdeckt: Denn in entscheidenden Swing States wie Pennsylvania und Michigan können sie die Präsidentschaftswahl entscheidend beeinflussen.
Zu Wort kommen in der Sendung:
* Herb Weisberg, Professor emeritus an der Ohio State University und Verfasser des Buches «The Politics of American Jews».
* Saher Selod, Professorin an der Simmons University, Boston. Sie forscht zu Diskriminierung und dem Wahlverhalten der Musliminnen und Muslime in den USA.
10/12/2024 • 27 minutes, 1 second
Der jüdisch-muslimische Blick auf ein Jahr Krieg in Nahost
Als am 7. Oktober 2023 die Terrororganisation Hamas Israel überfiel und das israelische Militär kurz darauf im Gaza-Streifen einmarschierte, hatte das auch handfeste Konsequenzen für Jüdinnen und Muslime in der Schweiz. Wie geht es ihnen, ein Jahr danach?
Die Messerattacken auf einen jüdischen Mann in Zürich und auf eine muslimische Familie in Bad Ragaz waren die traurigen Tiefpunkte eines Jahres, das für viele jüdische und muslimische Menschen in der Schweiz grosse Veränderungen bedeutete: Sie sorgen sich um Angehörige in Israel oder im Gaza-Streifen, fühlen sich hilflos angesichts des steigenden Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus in der Schweiz. Doch es gibt auch Lichtblicke, etwa gelebte jüdisch-muslimische Solidarität. Die Schweizer Jüdin Timrah Schmutz und die Schweizer Muslimin Raschida Bouhouch, sprechen in «Perspektiven» über ihr letztes Jahr. Darüber, wie wichtig Empathie und Dialog ist. Und was sie sich von der Schweizer Gesellschaft wünschen.
Hörtipp
Nahostkonflikt: Woher kommt der Einfluss religiöser Extremisten?
Der Angriff der Hamas auf Israel hat eine Gewaltspirale ausgelöst und einmal mehr gezeigt, wie schnell die Situation eskalieren kann. Doch wie kommt es, dass die Hamas derart viel Einfluss hat? Und wie beeinflussen Ultraorthodoxe und Nationalreligiöse in Israel die Politik und den Konflikt?
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/nahostkonflikt-woher-kommt-der-einfluss-religioeser-extremisten?id=12474684
Interreligiöser Dialog in Zeiten des Nahost-Krieges
Die Gewalteskalation im Nahen Osten stellt den interreligiösen Dialog in der Schweiz auf eine harte Probe. Das zeigte sich etwa bei den Spannungen im Vorstand von Iras Cotis, der eine Mediation nötig machte. Wie also im Gespräch bleiben, wenn die Positionen so unvereinbar scheinen? Hält der interreligiöse Dialog der Krise stand?
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/interreligioeser-dialog-in-zeiten-des-nahost-krieges?id=12523085
Evangelikale und Israel: ist das echte Zionsliebe?
Viele US-Evangelikale sehen im aktuellen Krieg zwischen Hamas und Israel Armageddon und Endzeit herbeigekommen. Sie geloben Solidarität für Israel und beten doch gleichzeitig für die Bekehrung der Juden zu Jesus «als Messias Israels». Ist das wahre Israelliebe?
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/evangelikale-und-israel-ist-das-echte-zionsliebe?id=12480654
Antisemitismus und Islamophobie - Was leistet Zivilcourage?
In Zürich wird im Frühling ein Jude angegriffen. Passanten greifen ein und verhindern so Schlimmeres. Keine Selbstverständlichkeit, denn die Erfahrung zeigt: Zivilcourage zeigen wir vor allem dann, wenn wir uns mit Opfern identifizieren. Was bedeutet das für Minderheiten wie Musliminnen und Juden?
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/antisemitismus-und-islamophobie-was-leistet-zivilcourage?id=12599243
10/5/2024 • 27 minutes, 30 seconds
Buch «Grenzgänge»: Religion als Schutz in den Alpen?
Berge wecken Sehnsüchte, können Kraftorte sein. Aber sie bergen auch Gefahren. Verschiedenste Mythen und Rituale sind entstanden, die diese vielfältigen Grenzerfahrungen fassbar machen. Das interdisziplinär angelegte Buch «Grenzgänge – Religion und die Alpen» geht dieser Vielfalt nach.
Mit dem Klimawandel haben Naturkatastrophen in den Schweizer Alpen zugenommen: Verheerende Überschwemmungen, Murgänge oder Felsstürze lassen die Berge bröckeln, machen das alpine Leben gefährlich. Und das in einer Zeit, in der Dank technischem Fortschritt Berge bezwungen werden, wie sich am Bau des Gotthardtunnels eindrücklich zeigt.
Seit jeher spielen religiöse Rituale und mythische Erzählungen in der Bergwelt eine wichtige Rolle. Da ist etwa die Figur der Heiligen Barbara: als Schutzheilige der Bau- und Sprengmeister oder Tunnelbauer stand sie auch 2010 im Rampenlicht, als der Durchstich des Gotthards gefeiert wurde. Oder Madrisa, die als wilde Bergfee der Bergbevölkerung half, aber auch zürnen konnte. Heute ist oberhalb von Klosters, Kanton Graubünden, ein Freizeitparadies nach ihr benannt.
Solchen religiösen Phänomenen und Entwicklungen geht das im TVZ Verlag frisch erschienene Buch «Grenzgänge – Religion und die Alpen» nach: es erforscht inter- und transdisziplinär den Kulturraum der Alpen. Für «Perspektiven» steigen die Mitherausgeberinnen und Religionswissenschaftlerinnen Daria Pezzoli-Olgiati und Anna-Katharina Höpflinger auf den Berg und blicken in die alpine Religionslandschaft Schweiz.
9/28/2024 • 30 minutes, 32 seconds
Mit allen Sinnen in den Wald eintauchen – Waldbaden im Trend
Waldbaden ist eine etablierte Praxis aus Japan, die auch hierzulande Fuss fasst. Dabei spaziert man langsam und achtsam durch den Wald. Alle Sinne werden aktiviert. Waldbaden soll Stress reduzieren und sich positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken. An der ZHAW wird geforscht, ob das stimmt.
Shinrin Yoku – so heisst das Waldbaden auf Japanisch – ist in Japan Bestandteil des Gesundheitssystems. Dort kann Shinrin Yoku Menschen, die unter stressbedingten Erkrankungen leiden, ärztlich verschrieben werden.
Auch in der Schweiz erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Wirkung des Waldes auf den Körper; und zwar mit dem Ziel, Waldbaden auch hier in das Gesundheitssystem zu integrieren. Eine dieser Forschenden ist Hortikultur-Ingenieurin Martina Föhn von der ZHAW. In Perspektiven spricht sie über ihre Forschung. Ausserdem besuchen wir einen Waldbaden-Kurs und sprechen mit Kursleiterin Zoë Lorek. Und Kunstvermittlerin Sylvia Seibold erzählt, wie Shinrin Yoku im kulturell-religiösen Kontext Japans verstanden werden kann.
9/21/2024 • 27 minutes, 46 seconds
Kulturgut «Kirchengesangbuch» (W)
So unscheinbar ein Kirchengesangbuch erscheinen mag, so anspruchsvoll ist es als «Kulturgut». Denn jedes Lied, jeder Text hat eine Geschichte, und wer sie entschlüsseln will, braucht ein vielfältiges Fachwissen.
Es gibt fast nichts, was er nicht weiss - wenn es um das Thema Kirchengesangbücher geht: Andreas Marti ist Hymnologe und stolzer Besitzer der grössten hymnologischen Bibliothek der Schweiz. Darin spiegelt sich nicht nur die theologische Entwicklung des Kirchengesangs bis hin zur Ökumene und Öko-Theologie. Da steckt auch viel politische Schweizergeschichte drin. – Eine überraschende Reise in die Welt der Kirchenmusik.
Zum 500. Geburtstag des Gesangbuchs, dieser genialen Erfindung der Reformation, wiederholen wir diesen Beitrag aus dem Jahr 2020.
Tipps zum Thema:
Bücher:
Johannes Schilling / Brinja Bauer (Herausgebende):
500 Jahre Evangelisches Gesangbuch (1524–2024),
Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2023.
Andrea Hofmann / Esther Wipfler (Herausgebende):
500 Jahre Evangelisches Gesangbuch. Musik – Theologie – Kulturgeschichte,
Schnell & Steiner, Regensburg 2024.
Überall in Deutschland finden Ausstellungen mit Originalausgaben evangelischer Gesangbücher statt, etwa im Bach-Haus Eisenach, im Kreis-Archiv Ladenburg oder auch mit der Wanderausstellung «500 Jahre Evangelisches Gesangbuch» der Württembergischen Landeskirche.
Schweizweit: Am 1. Advent (1.12.2024) lädt die reformierte Liturgie- und Gesangbuchkonferenz wieder zu einem nationalen Singsonntag ein, unter dem Motto: «enchanté. Gemeinsam singen in der Kirche».
9/14/2024 • 28 minutes, 39 seconds
Herrscht in der Kirche eine «Täter-Theologie»?
Vor einem Jahr erschütterte die Pilotstudie über sexualisierte Gewalt im Umfeld der römisch-katholischen Kirche die Schweiz. Die Aufarbeitung wirft nun Fragen auf – auch theologische. Hat eine Täter-zentrierte Theologie, in deren Zentrum die Vergebung steht, die Betroffenen zu wenig im Blick?
Reaktionen seitens der beiden grossen Kirchen wirken oftmals hilflos. «Perspektiven» fragt: Kann es sein, dass ein wichtiges Puzzleteil in der Theologie fehlt? Dass es zu schnell um den Täter und seine mögliche Vergebung geht, für Betroffene sich aber die Aufforderung, zu vergeben, nicht hilfreich, ja falsch anfühlt? Was bräuchte es stattdessen?
Und was wünschen sich pointierte Kritikerinnen und Kritiker von den Amtskirchen? Zu Wort kommen unter anderem Daniel Bogner, Professor für Moraltheologie und Ethik in Freiburg i. Ü., der den römisch-katholischen Kontext beleuchtet, sowie Birgit Mattausch. Die Pastorin kritisiert den Umgang der Evangelischen Kirche in Deutschland mit den dortigen Missbrauchsfällen.
Buchhinweis: «Entstellter Himmel. Berichte über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche», Herder Verlag, 2023
9/7/2024 • 29 minutes, 58 seconds
Was hat Taizé, was Kirchen vor Ort fehlt?
In der ökumenischen Gemeinschaft in Taizé geschieht, wonach man in lokalen Kirchgemeinden lange suchen kann: religiöse Vergemeinschaftung in einer ansonsten weitgehend säkular gewordenen Gesellschaft.
Die Frage nach Gott, nach Glaube und religiöser Gemeinschaft steht heute nicht mehr im Zentrum jugendlichen Erlebens. Sie ist eine Frage unter vielen geworden. Trotz engagierter Arbeit in vielen Kirchgemeinden rennen junge Menschen den Kirchen nicht gerade die Türen ein. Doch ein kleiner Ort im französischen Burgund zieht jährlich etwa hunderttausend junge Menschen aus aller Welt an, um gemeinsam zu singen, zu beten, zu meditieren. Religiöse Erfahrung, so scheint es, liegt hier im Trend. Mit Offenheit, Akzeptanz und der Einladung zur spirituellen Erfahrung schafft Taizé, was Kirche heute selten zu gelingen scheint.
Wir waren für «Perspektiven» vor Ort, um den Taizé-Spirit zu erleben und nachzuvollziehen: Was macht die Erfahrung hier so besonders? Und was kann Kirche davon vielleicht lernen, in einer Zeit, die eher von Traditionsabbrüchen gekennzeichnet ist?
Zu Wort kommen
* Joel Gerber, Doktorand am Lehrstuhl für Praktische Theologie der Uni Zürich.
* Hannah, Kindergartenlehrerin und Taizé-Besucherin
* Dominik, Volunteer bei Taizé
* Sabina, Volunteer bei Taizé
* Tabea, Taizé-Besucherin
8/31/2024 • 29 minutes, 2 seconds
Verletzlichkeit: Ressource statt Schwäche
Jeder Mensch ist verletzlich. Aussen wie innen. Die Verletzlichkeit schwingt immerzu im Hintergrund mit. Doch es muss keinesfalls immer schief gehen. Es kann auch gut kommen. Deshalb sieht der Arzt und Philosoph Giovanni Maio die Verletzlichkeit als Ressource.
Giovanni Maio, der mehrfach ausgezeichnete Medizinethiker aus Freiburg im Breisgau, liebt es, über grosse Themen des Menschseins zu schreiben. Nach seiner Arbeit über das Vertrauen liegt nun die «Ethik der Verletzlichkeit» vor. Die Coronakrise und ihre Folgen haben verdeutlicht, wie verletzlich das menschliche Leben und die ganze Gesellschaft sind.
Nicht nur der menschliche Körper ist verletzlich. Der Mensch ist auch deshalb verletzlich, weil er auf andere angewiesen ist. Ohne Unterstützung, ohne Beachtung von anderen kann der Mensch nicht leben. Deshalb plädiert der Medizinethiker für Sorgekulturen, die es Menschen in Krisensituationen ermöglichen, wieder Tritt zu fassen und in ihrem Leben neuen Sinn zu finden.
8/24/2024 • 27 minutes, 54 seconds
Das faszinierende Leben der Äbtissin Katharina von Zimmern
Vor 500 Jahren stand Zürich am Rand eines Bürgerkriegs. Die Reformation war im vollen Gang und eine Frau verhinderte das Blutvergiessen: Katharina von Zimmern, Äbtissin des Fraumünsters. Sie übergab ihr Kloster freiwillig der Stadt. Wer war diese hochadelige Frau?
Wir schreiben den 30. November 1524. Katharina von Zimmern übergibt ihre Abtei der Stadt. Freiwillig, um den Frieden zu wahren, wie es in der Urkunde heisst. Katharina verhindert damit wüste Szenen, die es andernorts beim Auflösen von Klöstern gab. Sie besiegelt aber auch ihr eigenes Schicksal. Denn: Sie verhandelt geschickt, erhält nach der Auflösung eine lebenslange Pension und ist wohl die einzige Frau in Zürich zu der Zeit, die keinen männlichen Vormund benötigt.
Die neuste Forschung zeigt Katharina als intelligente, humorvolle, starke Frau. Mit einer schwierigen Kindheit, einem langen Leben im Kloster, dessen Ende sich abzeichnet. Mit einer Liebesgeschichte, die wohl schon vor ihrem Austritt aus dem Kloster begonnen hat – und einer Tochter, die sie wohl während ihrer Zeit als Äbtissin geboren hat. In «Perspektiven» erzählen wir die Geschichte der letzten Äbtissin des Fraumünsters und ihre Rolle als Wegbereiterin der Reformation.
Buchhinweis:
Irene Gysel. Katharina von Zimmern. Flüchtlingskind, Äbissin, Bürgerin von Zürich. Theologischer Verlag Zürich, 2024.
Christine Christ-von Wedel. Die Äbtissin, der Söldnerführer und ihre Tochter. Katharina von Zimmern im politischen Spannungsfeld der Reformationszeit. Theologischer Verlag Zürich, 2020.
8/17/2024 • 29 minutes, 22 seconds
Das faszinierende Leben der Äbtissin Katharina von Zimmern
Vor 500 Jahren stand Zürich am Rand eines Bürgerkriegs. Die Reformation war im vollen Gang und eine Frau verhinderte das Blutvergiessen: Katharina von Zimmern, Äbtissin des Fraumünsters. Sie übergab ihr Kloster freiwillig der Stadt. Wer war diese hochadelige Frau?
Wir schreiben den 30. November 1524. Katharina von Zimmern übergibt ihre Abtei der Stadt. Freiwillig, um den Frieden zu wahren, wie es in der Urkunde heisst. Katharina verhindert damit wüste Szenen, die es andernorts beim Auflösen von Klöstern gab. Sie besiegelt aber auch ihr eigenes Schicksal. Denn: Sie verhandelt geschickt, erhält nach der Auflösung eine lebenslange Pension und ist wohl die einzige Frau in Zürich zu der Zeit, die keinen männlichen Vormund benötigt.
Die neuste Forschung zeigt Katharina als intelligente, humorvolle, starke Frau. Mit einer schwierigen Kindheit, einem langen Leben im Kloster, dessen Ende sich abzeichnet. Mit einer Liebesgeschichte, die wohl schon vor ihrem Austritt aus dem Kloster begonnen hat – und einer Tochter, die sie wohl während ihrer Zeit als Äbtissin geboren hat. In «Perspektiven» erzählen wir die Geschichte der letzten Äbtissin des Fraumünsters und ihre Rolle als Wegbereiterin der Reformation.
Buchhinweis:
Irene Gysel. Katharina von Zimmern. Flüchtlingskind, Äbissin, Bürgerin von Zürich. Theologischer Verlag Zürich, 2024.
Christine Christ-von Wedel. Die Äbtissin, der Söldnerführer und ihre Tochter. Katharina von Zimmern im politischen Spannungsfeld der Reformationszeit. Theologischer Verlag Zürich, 2020.
8/17/2024 • 29 minutes, 6 seconds
Unterwegs zur Stille: Schaffhausens verborgene Ruheoase (5/5)
Es gibt sie noch: Oasen der Ruhe mitten in der Stadt. Zum Beispiel das Museum zu Allerheiligen Schaffhausen. Früher war hier ein Kloster. Der malerische Kreuzgang und der zauberhafte Kräutergarten sind Kraftorte für Stillehungrige.
Schon im Mittelalter waren Städte laut: Schmiede hämmerten, Fuhrwerke rumpelten und polterten über die Pflastersteine. Die Architektur des Klosters war darauf ausgelegt, möglichst wenig Lärm hineinzulassen. Yvonn Scherrer, die blinde Redaktorin, lotet den einzigartigen Klang und die Atmosphäre der altehrwürdigen Räume aus und schliesst ihre Ohrenwelt auf.
In der Sendung kommen zu Wort:
* Bettina Bussinger – sie macht im Museum zu Allerheiligen Führungen und kennt die stillsten Orte im Museum und kennt ihre Geschichte und Geschichten.
* Urs Weibel – stellvertretender Direktor und Leiter der naturkundlichen Abteilung, er erläutert die Bedeutung des dufterfüllten Kräutergartens damals und heute.
8/10/2024 • 26 minutes, 39 seconds
Unterwegs zur Stille: Vipassana Retreat auf dem Beatenberg (4/5)
Bei Vipassana wird in Stille meditiert. Das soll helfen, den Blick nach innen zu wenden, Körper und Sinneseindrücke bewusst wahrzunehmen. Fred von Allmen ist in der Schweizer Meditationsszene so etwas wie ein Urgestein und hat das Meditationszentrum Beatenberg mitbegründet. Ein Besuch.
Bei Vipassana kommt dem Schweigen eine wichtige Rolle zu: In Stille soll die Wahrnehmung geschärft und der achtsame Umgang mit Gefühlen eingeübt werden. Ist das schwer, drei Tage oder zwei Wochen zu schweigen? «Heute ist es für die Leute schwieriger, das Handy abzustellen», weiss Fred von Allmen aus Erfahrung. «Wir haben aber keine Meditationspolizei auf dem Beatenberg, manche gehen im Wald telefonieren.» Mit Grosszügigkeit und liebevoller Güte schaut Fred von Allem auf die Welt – beides wichtige Werte in seiner Meditationspraxis.
Im Retreat wird denn auch nicht komplett geschwiegen: Bei Einzel- und Gruppengesprächen können die Kursteilnehmenden über ihre Retreaterfahrungen oder persönliche Lebensfragen sprechen. Wichtig sei, die Erkenntnisse mit in den Alltag zu nehmen, dranzubleiben. Wie gelingt das, etwa als Sozialarbeiterin oder Führungsperson? Im Gespräch mit Teilnehmenden eines 4-Tage-Retreats und beim Rundgang mit den Lehrenden des Beatenbergs wird der Frage nachgegangen, was genau Vipassana ist und wie sich diese Meditationspraxis gestaltet.
In der Sendung sind zu hören:
* Fred von Allmen, geboren 1943, Pionier der Vipassana-Meditation in der Schweiz und Mitbegründer des Meditationszentrums Beatenberg, wo er regelmässig Retreats anleitet
* Irene Bumbacher, geboren 1964, von Fred von Allmen als Meditations- und Dharmalehrerin autorisiert, körperbasierte Trauma-Therapeutin
* Verschiedene Teilnehmende eines 4-Tage-Stille-Retreats auf dem Beatenberg
8/3/2024 • 38 minutes, 6 seconds
Unterwegs zur Stille: Wie sie wohl schmeckt? (W) (3/5)
Essen in Stille. Den eigenen Atem und das Klingen des Löffels im Ohr. Wer sich aus freien Stücken schweigend ins gemeinsame Essen vertieft, kostet eine spirituelle Delikatesse. Sie ist vielen spirituellen Traditionen eigen. Im Moment Café in Basel lässt sie sich niederschwellig erleben.
Die dritte Folge der Sommerserie «Unterwegs zur Stille» besucht drei Orte, an denen im Schweigen gegessen und getrunken wird. Zuerst gibt es einen Abstecher ins «Moment Café». Der Architekt Thomas Fries lernte in Zen-Meditationsretreats das Essen im Schweigen kennen und lieben. Er träumte von einem Café mitten in der Stadt, in dem man dem Lärm und dem Stress entfliehen und eine kleine Mahlzeit oder ein Getränk im Schweigen geniessen kann. Der Traum hat sich erfüllt: Das Moment Café gibt es seit bald zwei Jahren.
Auch die buddhistische Meditationslehrerin Dagmar Jauernig liebt es, im Schweigen zu essen. «Oft essen wir gar nicht unser Essen, sondern vielmehr unsere Gedanken», sagt sie. «Doch wenn ich mich bewusst dem Essen zuwende, wird jeder Bissen zum Erlebnis.»
In christlichen Klöstern ist das gemeinsame Essen im Schweigen die Regel. Priorin Irene vom Kloster Fahr erzählt von ihrer täglichen Praxis. Perspektiven ist bei einem Mittagessen im Kloster dabei, zu dem immer eine Lesung serviert wird.
Das gemeinsame Essen im Schweigen hat seinen ganz eigenen Klang. Perspektiven lädt in eine Klangwelt ein, die es sonst kaum je zu hören gibt.
Erstsendung: 07.04.2023
7/27/2024 • 26 minutes, 7 seconds
Unterwegs zur Stille: Frieden finden im Ranft (2/5)
«Für äusseren Frieden braucht es zuerst inneren Frieden», heisst es im Ranft. Wie aber komme ich zu innerer Ruhe, zu Stille und Frieden? Im Ranft – bekannt durch Bruder Klaus – führen verschiedene Wege dorthin: interreligiöse Meditation, Schweigewallfahrten, Yoga, Wandern-in-Stille, Friedensgebete.
In der Ranftschlucht bei Flüeli OW kommt vieles zusammen: Mächtige Natur, das Brausen des Bergbachs Melchaa, gotische Kirchlein und die Klause vom Schweizer Nationalheiligen Bruder Klaus. Das zieht Stille-Suchende unterschiedlichster Couleur an: von naturreligiösen bis zu traditionell katholischen Menschen.
Seit rund 600 Jahren, seit Bruder Klaus hier als Einsiedler Menschen beriet, ist der Ranft auch ein Hotspot politischer Friedensbewegungen.
In den 1980ern etwa unterstützten die Dorotheaschwestern den Bau eines Friedensdorfs durch die katholische Jugend. Sie nahmen in Flüeli Asylsuchende auf. Das Areal der Schwestern ist heute ein unabhängiges Mediationszentrum: Als «ZentrumRanft» ist es offen für interreligiöses Meditieren, für Stille- und Selbstfindungsseminare wie auch Yoga-Retreats. An den «Ranfter Gesprächen» sprechen Menschen über Spiritualität als Ressource für nachhaltige Umwelt- und Friedenssicherung.
Lassen sich im Ranft tatsächlich Stille und Frieden finden? Was macht die Mystik dieses «Kraftorts» aus? In ihrer Reportage begegnet Judith Wipfler Menschen, mit denen sie hier gar nicht gerechnet hätte.
Zu hören sind:
* Achtsamkeitstrainerin und Wanderleiterin Karin Breyer
* Dorotheaschwestern Rita und Charlotte
* Die Ukrainerin Marija Bereznitska, die im «ZentrumRanft» Zuflucht und Frieden fand.
* Pfr. Christoph Sigrist aus Zürich und der Blockflötist Hans-Jürgen Hufeisen.
* Meditationslehrerin und Präsidentin des «ZentrumRanft» Ursula Bründler Stadler
In der nächsten Folge unserer Serie «Unterwegs zur Stille» probiert Yvonn Scherrer aus, wie es sich anfühlt, in einem Stille-Restaurant schweigend zu essen. Mahlzeiten in Stille sind eine alte klösterliche Tradition, aber funktioniert das auch im urbanen Umfeld?
7/20/2024 • 28 minutes, 59 seconds
Unterwegs zur Stille: Wie viel Stille darf es sein? (1/5)
Flugzeuge, Baumaschinen, Verkehr und Berieslung über Kopfhörer: Wir leben in einer lärmintensiven Zeit. Wie wichtig sind Ruhe, Stille und Innehalten? Der Neuropsychologe Lutz Jäncke ordnet ein.
Aus der Forschung ist bekannt: Zu viel Lärm macht krank. Viele Menschen suchen deshalb immer wieder Orte der Stille, sei es bei der täglichen Meditation, in der weiten Natur oder im Kloster auf Zeit.
Zum Auftakt der Sommer-Serie von Perspektiven «Unterwegs zur Stille» sprechen wir mit dem Neuropsychologen Lutz Jäncke darüber, welches Potenzial Stille hat, wann sie gefährlich werden kann und was das für eine Ohrstöpsel-Gesellschaft bedeutet.
Lutz Jäncke gehört zu den meistzitierten Forschern, wenn es um das Gehirn geht. Er forscht seit über dreissig Jahren zu Hirnaktivitäten im Zusammenhang mit Musik. Wenn es um Musik geht, reagiere der menschliche Körper mit einem Ausnahmezustand, einem eruptiven Ausstoss von Dopamin. Und was geschieht bei Stille?
Fragen, die in der Sendung beantwortet werden
* Was ist Stille?
* Was passiert im Hirn, wenn es still wird?
* Wann tut Stille gut?
* Warum kann Stille beunruhigen, überfordern?
* Wann wird Stille zur Folter?
7/13/2024 • 29 minutes, 2 seconds
Serie «The Chosen»: Mega-Hype und völlig unbekannt zugleich
«The Chosen» heisst eine Serie, die aktuell in der 4. Staffel läuft. Diese erzählt die Geschichte rund um Jesus von Nazareth. In manchen Kreisen hat sie einen regelrechten «The Chosen»-Hype ausgelöst. Anderen wiederum ist sie gänzlich unbekannt. Wie kommts und wen erreicht die Serie?
Zwischen 100 und 150 Millionen Zuschauende, Events mit roten Teppichen und ein Haufen Fanartikel: «The Chosen» hat weltweit viele Fans, keine Frage. Sie warten sehnlichst auf neue Staffeln, fiebern mit, wenn Jesus heilt oder werden bewegt, wenn er Kindern auf Augenhöhe begegnet.
Jesus-Filme gibt es viele. Aber «The Chosen» ist die erste Serie, die den ganzen Stoff der vier Evangelien im Neuen Testament verfilmt. Dabei wurden viele Lücken des biblischen Textes gefüllt. Knapp beschriebene Personen mussten zu filmreifen Charakteren entwickelt werden.
Das sei gut gelungen, findet Moisés Mayordomo. Er ist Professor für Neues Testament an der Universität Basel und Filmkenner. Zunächst sei er der Serie gegenüber zurückhaltend gewesen – inzwischen kann er ihr etwas abgewinnen.
Mitglieder der Kirche Wigarten im Zürcher Oberland schauen «The Chosen» jeweils gemeinsam an und hören sonntags Predigten darüber. Für «Perspektiven» haben wir sie besucht und fragen nach, was ihnen an der Serie gefällt, und was sie kritisch sehen.
In «Perspektiven» geht es u.a. um diese Fragen:
* Wen erreicht die Serie und warum?
* Welches Ziel verfolgen die Macher:innen von «The Chosen»?
* Wie wird Jesus in «The Chosen» dargestellt?
* Wie «biblisch» sind Jesus und die Geschichten, die in der Serie erzählt werden?
* Inwiefern unterscheidet sich «The Chosen» von bisherigen Jesusfilmen?
Zu Wort kommen:
* Mitglieder einer Kleingruppe der Kirche Wigarten
* Moisés Mayordomo, Professor für Neues Testament an der Universität Basel und Filmliebhaber
* Karoline Kuhn aus dem deutschsprachigen «The Chosen» - Team
7/6/2024 • 41 minutes, 46 seconds
Raus aus der Erschöpfung – rein ins Leben (W)
Der christliche Psychotherapeut Jörg Berger zeigt Wege aus der Erschöpfung und Burn-Out. Im Gespräch mit ihm wird deutlich: Tipps und Tricks allein helfen nicht. Vielmehr präsentiert Berger einen ganzheitlichen Ansatz, in dem auch Spiritualität und Neinsagen zu Menschen Raum haben.
Jörg Berger ist Paartherapeut mit eigener Praxis in Heidelberg. Zu ihm kommen insbesondere gläubige Menschen, die andernorts für ihre Religiosität pathologisiert wurden. Doch Berger schaut genau hin: Auch Religion oder ein religiös übersteigertes Pflichtbewusstsein können erschöpfen. Das muss nicht sein.
Berger macht Mut, sich ohne schlechtes Gewissen von «stacheligen Menschen» zu befreien. Sein Buch ist niederschwellig und weltanschaulich offen. Der Psychotherapeut macht Angebote auf Augenhöhe, gewürzt mit einer Prise Selbstironie. Seine «Anti-Erschöpfungsstrategie» will befähigen, die Sachen selbstreflektiert anzugehen, ohne dabei schon wieder in Selbstoptimierungsstress zu verfallen.
Buchhinweis:
Jörg Berger, Die Anti-Erschöpfungsstrategie, Herder Verlag 2023.
Erstsendung: 01.10.2023
6/29/2024 • 27 minutes, 30 seconds
Mit Sufismus zum inneren Frieden?
Sufismus - das ist eine alte Strömung im Islam, die den Fokus auf eine innere Einheit mit Gott legt. Alle Praktiken, auch das Drehen der Derwische, dienen dazu, dieser inneren Verbindung mit dem Göttlichen näher zu kommen.
Sufismus existiert heute in fast allen islamischen Ländern - und auch im Westen gibt es Sufi-Orden und deren Anhänger, auch in der Schweiz. Etwa die Teilnehmerinnen eines Derwisch-Abends im Sufi Zentrum Omega in Zürich Schwamendingen. Das Besondere ist: Man muss nicht zwingend zum Islam konvertieren, um Sufismus zu praktizieren.
Es stellt sich die Frage, was Menschen in der Schweiz am Sufismus fasziniert. Ist das einfach eine weitere Form von "New-Age-Spiritualität" oder die echte Suche nach einer neuen religiösen Heimat? Haben wir im Westen einen romantisierenden Blick auf den Sufismus? Und wie blickt die muslimische Welt heute auf diese mystische Strömung des Islam?
6/22/2024 • 36 minutes, 11 seconds
Bubbles of Happiness: In diesem Waschsalon menschelt es
Während die Wäsche in der Waschmaschinentrommel dreht, bietet der Waschsalon «Bubbles of Happiness» im Zürcher Niederdorf einen Raum für Unterstützung. Sei es bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche, in schwierigen Lebenssituationen oder für eine kleine Auszeit.
Im Waschsalon arbeiten Sozialarbeiter:innen. Willkommen sind zwar alle, aber besonders Menschen in schwierigen Lebenssituationen bietet dieser Ort die Möglichkeit, ihre Wäsche günstig zu waschen.
Der Waschsalon soll ein Begegnungsort sein für Touristen, Nachbarinnen und Menschen ohne Zuhause.
Das Projekt wurde von der Stiftung der evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich ins Leben gerufen.
Obwohl der Waschsalon Hilfeleistung bietet, bezeichnen sie sich selbst nicht als Sozialwerk, sondern als Dienstleistung. Warum hat der Waschsalon den Anspruch eine Dienstleistung zu sein? Warum braucht es einen solchen Waschsalon? Wir haben den Waschsalon für Perspektiven besucht.
6/15/2024 • 27 minutes, 55 seconds
Antisemitismus und Islamophobie - Was leistet Zivilcourage?
In Zürich wird im Frühling ein Jude angegriffen. Passanten greifen ein und verhindern so Schlimmeres. Keine Selbstverständlichkeit, denn die Erfahrung zeigt: Zivilcourage zeigen wir vor allem dann, wenn wir uns mit Opfern identifizieren. Was bedeutet das für Minderheiten wie Jüdinnen und Muslime?
Beleidigungen, Schmierereien, tätliche Übergriffe: Seit dem brutalen Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel und dem darauffolgenden Krieg im Gaza-Streifen haben antisemitische und antimuslimische Vorfälle in der Schweiz zugenommen. Tiefpunkt waren eine Messerattacke auf einen orthodoxen Juden in Zürich und wenig später ein Angriff mit einer Machete auf eine muslimische Familie in Bad Ragaz.
Beide Gemeinschaften, die muslimische und die jüdische, wünschen sich mehr Solidarität aus der Zivilbevölkerung. Doch wie kann man sich zivilcouragiert verhalten, ohne sich selbst zu gefährden?
Folgende Personen kommen zu Wort:
* Ebnomer Taha, Vorstandsmitglied VIOZ, Verein Islamischer Organisationen Zürich, muslimischer Seelsorger Unispital Zürich und Psychiatrische Uniklinik Zürich
* Jonathan Kreutner, Generalsekretär Schweizerisch-Israelitischen Gemeindebund SIG
* Andi Geu, Co-Geschäftsführer NCBI, NGO Antirassismus, Antisemitismus und Interreligiöser Dialog
* Johannes Ullrich, Professor für Sozialpsychologie, Universität Zürich
6/8/2024 • 28 minutes, 17 seconds
Islam in der Schweiz: Wie die ersten Moscheen entstanden
Die Kasernenmoschee in Basel ist eine der ältesten der Schweiz, gegründet als Verein wie so viele Religionsgemeinschaften. Denn die türkischen Familien mussten erst eine Moschee aufbauen, als sie in die Schweiz kamen. Über Herausforderungen, Integration und warum die Moschee der Zukunft.
Orhan Sahin war 13, als er mit seiner Familie in die Schweiz kam. Keine einfache Zeit: «Ich hatte kaum Freunde, denn ich verstand die Sprache nicht», erinnert er sich. Die Moschee, nicht nur ein Haus für die Freitagspredigt, sondern auch ein sozialer Treffpunkt, mussten sie erst aufbauen. Sie gründete einen Verein, DIE Organisationsform für religiöse Gemeinschaften in der Schweiz, abgesehen von den Landeskirchen. Unterdessen ist aus der Moschee (offiziell Moschee Kommission Basel), hervorgegangen aus dem Türkenverein, eine internationale Gemeinschaft geworden.
Die Freitagspredigt wird aus dem Türkischen auf Arabisch und Deutsch übersetzt. Und: Die zweite und dritte Generation der Musliminnen und Muslime beginnt, sich zu engagieren. Serdar Adibelli etwa ist in der Jugendarbeit tätig – und möchte später Imam werden. Er sagt: «Die erste Generation hat sich oft versteckt. Nicht, weil sie etwas zu verbergen hatte, sondern um nicht aufzufallen.» Die jüngere Generation, in der Schweiz aufgewachsen, sieht sich als Schweizer Muslime. Und will den Moscheeverein in die Zukunft führen. Keine einfache Aufgabe, denn Moscheevereine stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie andere Vereine. Und sie stehen im Spannungsverhältnis zwischen den Erwartungen der Gesellschaft und jener der Mitglieder.
Folgende Fragen werden beantwortet:
* Wie sind die ersten Moscheen in der Schweiz entstanden?
* Warum sind Moscheen oft als Vereine organisiert?
* Welche Herausforderungen erwarten Moscheen in Zukunft?
6/1/2024 • 30 minutes, 27 seconds
Naturspiritualität – eine neue grüne Weltreligion?
Gehen Sie auch gerne in den Wald? Finden Sie dort einen inneren Frieden? Oder spüren Sie vielleicht sogar eine Verbindung zu Bäumen, Moos und Tieren? Damit sind Sie nicht allein. Immer mehr Menschen suchen spirituelle Erfahrungen in der Natur, sagt der Religionswissenschaftler Bron Taylor.
Bron Taylor ist Professor für Religion, Natur und Umweltethik an der «University of Florida». Schon seit Jahrzehnten untersucht er die Schnittstelle zwischen Natur und Religion und hat ein Buch unter dem Titel «Dark Green Religion» geschrieben.
Der Begriff Dunkelgrüne Religion umfasst für ihn ein breites Spektrum: von Menschen, die Rituale in der Natur durchführen, bis zu Menschen, die sich vor allem auf die westliche Wissenschaft stützen. Für viele sei die westliche Wissenschaft unbestritten.
Es gibt aber andere, die glauben, dass nicht alles durch wissenschaftliche Methoden erklärt werden könne. Oftmals seien es Erfahrungen in der Natur, die einem das Gefühl vermitteln, dass es noch mehr gebe, meint Bron Taylor.
In dieser Perspektiven-Sendung wird ausgelotet, was Naturspiritualität alles sein kann, und der Frage nachgegangen, ob das bald einmal eine neue Weltreligion sein könnte.
5/25/2024 • 28 minutes, 30 seconds
Die Magie der Kraftorte der Schweiz
Menschen lassen an Kraftorten die Seele baumeln oder tanken Energie für den Alltag. Orte der Kraft sind en vogue. Sie finden sich in der freien Natur oder in Kirchen und Klöstern. Ihre Wirkung ist aus naturwissenschaftlicher Sicht umstritten.
Die Engstligenfälle bei Adelboden, der Bachalpsee oberhalb von Grindelwald, die Felsformation Creux du Van, die prähistorische Steinreihe von Clendy oder die Klosterkirche von Romainmôtier im Kanton Waadt gelten als bedeutende Kraftorte der Schweiz. Touristendestinationen bewerben Kraftorte mit opulenten Bildern.
Menschen reagieren unterschiedlich auf Kraftorte. Die einen spüren ein wohltuendes Kribbeln an Händen und Füssen, ein angenehmes Gefühl im ganzen Körper oder auch gar nichts. An Kraftorten soll es erhöhte natürliche Energie geben. Es gibt Methoden, um die Wirkung von Kraftorten zu messen und zwar mit Hilfe eines Pendels oder einer Wünschelrute. Die Intensität der Erdstrahlung wird auf Tabellen in sogenannten Bovis-Einheiten bestimmt, benannt nach dem französischen Physiker André Bovis (1871-1947). Die Messmethoden sind aus naturwissenschaftlicher Sicht umstritten.
Zu den Pionierinnen der Kraftort-Forschung in der Schweiz gehört die Geobiologin Blanche Merz (1919-2002). Ihr Erbe führt Andrea Fischbacher von der «Forschungsstelle Kraft- & Kulturorte Schweiz» weiter. «Perspektiven» begleitet sie an Kraftorte in Luzern. Die Religionswissenschaftlerin Dorothea Lüddeckens ordnet die Faszination für Kraftorte ein.
5/18/2024 • 27 minutes, 47 seconds
Philosophie als konkrete Lebenshilfe?
Anstelle von Psychologie oder Religion mal eine Portion Philosophie einsetzen... Vielleicht hilft auch das bei Seelenschmerz oder konkreten Lebensfragen? Ja, meinen Personen wie Martina Bernasconi, die in ihren Philosophischen Praxen Denk- und somit Lebenshilfe anbieten.
Ja, meint auch Omar Ibrahim, der gerade dabei ist, an der Universität Bern einen neuen Studiengang in philosophischer Seelsorge zu entwickeln. Was ist da dran?
Es gibt unterschiedlichste Arten sich mit Sorgen, Nöten oder mit grossen existentiellen Fragen auseinanderzusetzen. Je nach Situation bietet die Religion Unterstützung durch Seelsorge, die Psychologie durch Beratung und Therapie. Doch die Gesellschaft und ihre Bedürfnisse verändern sich. Und so sind manche überzeugt, die Philosophie könne ihre Stärken nutzen und gerade heute in der Lebenshilfe Lücken schliessen.
Welche Chancen bietet die Philosophie? Und wo sind ihre Grenzen? Diesen Fragen geht die Perspektiven-Sendung nach.
In der Sendung zu Wort kommen:
* Omar Ibrahim, Doktorand und Assistent an der Universität Bern, Institut für Praktische Theologie
* Martina Bernasconi, Philosophin, Philosophische Praxis «Denkpraxis» Basel
5/11/2024 • 27 minutes, 52 seconds
Vogel: Seelenspiegel und Götterbote
Vögel können zum Himmel auffliegen und wieder auf die Erde zurückkehren. Deshalb verbinden sie die sichtbare und die unsichtbare Welt. Sie überbringen Botschaften und dienen als Bild für die menschliche Seele und ihre Reise ins Jenseits.
Vögel sind wilde Tiere, die den Menschen überall und ständig begegnen. Vögel können fliegen und wunderschön singen. Deshalb messen die Menschen ihnen seit jeher aussergewöhnlich viel Bedeutung zu.
Anton Bierl ist in den Geschichten der alten Griechen zuhause. Er spricht über den Vogel als Symbol für die menschliche Seele. Detta Kälin kennt sich mit den Vogelabbildungen christlicher Kunstwerke aus und erläutert die Bedeutung des Vogels für die Christ:innen. Emily Doolittle schliesslich hat den Gesang eines Vogels erforscht, der als himmlische Botschaft gilt.
5/9/2024 • 26 minutes, 55 seconds
Vogel: Seelenspiegel und Götterbote
Vögel können zum Himmel auffliegen und wieder auf die Erde zurückkehren. Deshalb verbinden sie die sichtbare und die unsichtbare Welt. Sie überbringen Botschaften und dienen als Bild für die menschliche Seele und ihre Reise ins Jenseits.
Vögel sind wilde Tiere, die den Menschen überall und ständig begegnen. Vögel können fliegen und wunderschön singen. Deshalb messen die Menschen ihnen seit jeher aussergewöhnlich viel Bedeutung zu.
Anton Bierl ist in den Geschichten der alten Griechen zuhause. Er spricht über den Vogel als Symbol für die menschliche Seele. Detta Kälin kennt sich mit den Vogelabbildungen christlicher Kunstwerke aus und erläutert die Bedeutung des Vogels für die Christ:innen. Emily Doolittle schliesslich hat den Gesang eines Vogels erforscht, der als himmlische Botschaft gilt.
5/9/2024 • 26 minutes, 35 seconds
Das Daodejing mit Balts Nill und David Steindl-Rast
Nach der Bibel gilt es als meist übersetztes Werk: Das «Daodejing» des chinesischen Meisters Laozi. Musiker Balts Nill, Mitbegründer der Kultband «Stiller Has», hat es nun zusammen mit dem Benediktinermönch David Steindl-Rast neu übertragen – poetisch und interreligiös.
Alles begann vor rund 15 Jahren, als Balts Nill an einer Mundartversion des Daodejing herumpröbelte. Geht das überhaupt, diesen Weisheitstext in den Berner Dialekt zu übertragen? Zuerst widerwillig, liess ihn den Klang des Textes nicht mehr los. 2020 veröffentlichte Balts Nill schliesslich «vo wege DO» im Lokwort Verlag.
Das schmale Büchlein kam später David Steindl-Rast in die Hände. Er gilt als einer der bekanntesten spirituellen Lehrer der Gegenwart und ist seit über 50 Jahren mit fernöstlichen Philosophien bestens vertraut. Der 97-Jährige war von «vo wäge DO» dermassen begeistert, dass er den berndeutschen Text kurzerhand ins Hochdeutsche übersetzen wollte.
Entstanden ist das Buch «Der Fliessweg». Nebst dem Daodejing ist es mit anderen kurzen Texten oder Gedichten angereichert. Zur Buchvernissage im Kloster, in dem Bruder David lebt, haben wir Balts Nill begleitet. Was bedeuten dem Musiker die 81 Weisheitssprüche? Wie erlebte er die Zusammenarbeit mit David Steindl-Rast? Und was hat dieser zur Interreligiosität zu sagen, für die «Der Fliessweg» exemplarisch stehen kann?
Buchhinweise:
David Steindl-Rast, Balts Nill: «Der Fliessweg» Tryolia 2024.
5/4/2024 • 35 minutes, 18 seconds
Die Religionskritik bei Kant: Hat der grosse Aufklärer Gott getötet?
Heinrich Heine hat einst gesagt, Kant habe den Himmel entvölkert und Gott umgebracht. Doch schaut man sich die Religionsphilosophie von Kant an, so zeigt sich ein anderes Bild: Kant hat einen Mittelweg aufgezeigt zwischen Atheismus und religiösem Fanatismus.
Vor 300 Jahren kam einer der grössten Denker des deutschsprachigen Raumes zur Welt: Immanuel Kant. Er gilt als DER Philosoph der Aufklärung und hat die Vernunft wie kaum ein anderer ins Zentrum seiner Philosophie gestellt. Dieser Fokus auf die Vernunft gilt oft als Beginn der Säkularisierung und damit auch des Bedeutungsverlustes von Religion oder zumindest von religiösen Institutionen.
Doch das war ganz und gar nicht Kants Absicht. Zwar hat er dezidiert gesagt: Die Existenz von Gott lässt sich nicht beweisen. Doch Kant glaubte an Gott - und entwickelte eine eigene Religionsphilosophie. Sie stellt die Moral ins Zentrum und das Individuum, das aber trotzdem in der Gemeinschaft aufgehoben ist. Kants Religionsphilosophie hat auch heute noch Antworten auf drängende Fragen wie das Zusammenleben in religiös pluralen Gesellschaften, den Umgang mit religiösem Fanatismus und der Vereinzelung.
Folgende Fragen werden beantwortet:
* Was sagt Immanuel Kant über die Religion?
* Was ist laut Kant moralisch gut? Warum spielt Gott bei dieser Frage keine Rolle?
* Was sagt Kant zur Pluralisierung, Individualisierung, zum religiösen Fanatikerinnen und Fanatikern?
* Was ist Kants Rezept für ein friedliches, interreligiöses Zusammenleben?
* Warum ist Kant auch für die Religionsphilosophie so wichtig?
Zu Wort kommt in der Sendung:
* Volker Gerhardt, emeritierter Professor für Philosophie an der Humboldt Universität Berlin
4/20/2024 • 31 minutes, 30 seconds
Der Klage Worte geben. Warum schreiben Menschen heute Psalmen?
Nachdem sie lange über ihre Erfahrung mit sexualisierter und spiritueller Gewalt schwieg, fand die Ordensschwester Sophia Weixler ihre Stimme wieder. Der Weg dahin führte über die Auseinandersetzung mit den biblischen Psalmen.
Klage, Wut, Zorn, ja sogar Rachegelüste: Alles habe in den Psalmen Platz, sagt Sr. Sophia Weixler. Als sie weder fühlen noch beten konnte, da seien die biblischen Psalmbeter ihr zum Vorbild geworden. Gerade weil dort nicht beschönigt wird. Sie fing an, Psalmen mit ihrer eigenen Erfahrung zu tränken und neue Versionen zu schreiben.
So heisst es etwa in Weixlers 55. Psalm Vers 14: «Du gabst mir vor, mein Freund zu sein. (...) Ich habe dir mein Vertrauen geschenkt. Und du hast mich missbraucht.» Und Vers 16: «Dir soll alles genommen werden, damit du niemandem mehr schaden kannst. Du sollst wissen, wie es sich anfühlt: zu leben, sich aber wie tot zu fühlen.»
Das Dunkle, die Klage, das Fluchen – all das habe im Schreiben Platz gefunden. Doch dabei sei es nicht geblieben. Das Schreiben erlebte sie als transformative Kraft. Der Patmos-Verlag publizierte ihre Verse als «Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch».
Auch Michael Peter Fuchs widmet sich dem Psalmenschreiben – auf Schweizerdeutsch und zu Liedern vertont. «Mit Gott im Rugge» heisst etwa einer seiner gesungenen Psalmen.
Beide erzählen in «Perspektiven», warum ausgerechnet «Psalmen» eine Form sind, in der sie Existenzielles ausdrücken.
In dieser Sendung zu Wort kommen:
* Sr. Sophia Weixler, Autorin des Buches: «Ich atme Hoffnung. Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch», Patmos Verlag, 2023
* Michael Peter Fuchs, Pädagoge, Autor & Liedermacher. Seine CDs «gottesschmerz» und «mit gott im rugge» werden in der Schweiz über den rex Verlag vertrieben.
* Dr. Nancy Rahn, Mitarbeiterin am Institut für Altes Testament in Bern, promovierte über die biblischen Psalmen.
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung zur Sendung: [email protected]
4/13/2024 • 29 minutes, 31 seconds
Der Klage Worte geben. Warum schreiben Menschen heute Psalmen?
Nachdem sie lange über ihre Erfahrung mit sexualisierter und spiritueller Gewalt schwieg, fand die Ordensschwester Sophia Weixler ihre Stimme wieder. Der Weg dahin führte über die Auseinandersetzung mit den biblischen Psalmen.
Klage, Wut, Zorn, ja sogar Rachegelüste: Alles habe in den Psalmen Platz, sagt Sr. Sophia Weixler. Als sie weder fühlen noch beten konnte, da seien die biblischen Psalmbeter ihr zum Vorbild geworden. Gerade weil dort nicht beschönigt wird. Sie fing an, Psalmen mit ihrer eigenen Erfahrung zu tränken und neue Versionen zu schreiben.
So heisst es etwa in Weixlers 55. Psalm Vers 14: «Du gabst mir vor, mein Freund zu sein. (...) Ich habe dir mein Vertrauen geschenkt. Und du hast mich missbraucht.» Und Vers 16: «Dir soll alles genommen werden, damit du niemandem mehr schaden kannst. Du sollst wissen, wie es sich anfühlt: zu leben, sich aber wie tot zu fühlen.»
Das Dunkle, die Klage, das Fluchen – all das habe im Schreiben Platz gefunden. Doch dabei sei es nicht geblieben. Das Schreiben erlebte sie als transformative Kraft. Der Patmos-Verlag publizierte ihre Verse als «Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch».
Auch Michael Peter Fuchs widmet sich dem Psalmenschreiben – auf Schweizerdeutsch und zu Liedern vertont. «Mit Gott im Rugge» heisst etwa einer seiner gesungenen Psalmen.
Beide erzählen in «Perspektiven», warum ausgerechnet «Psalmen» eine Form sind, in der sie Existenzielles ausdrücken.
In dieser Sendung zu Wort kommen:
* Sr. Sophia Weixler, Autorin des Buches: «Ich atme Hoffnung. Psalmen jenseits von Gewalt und Missbrauch», Patmos Verlag, 2023
* Michael Peter Fuchs, Pädagoge, Autor & Liedermacher. Seine CDs «gottesschmerz» und «mit gott im rugge» werden in der Schweiz über den rex Verlag vertrieben.
* Dr. Nancy Rahn, Mitarbeiterin am Institut für Altes Testament in Bern, promovierte über die biblischen Psalmen.
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung zur Sendung: [email protected]
4/13/2024 • 29 minutes, 53 seconds
Mit Tanz zur Trance – Ecstatic Dance in der Schweiz
Jeden Donnerstagabend tanzen sich etwa 80 Menschen beim Ecstatic Dance Zürich in Trance. Dies ist nur eine von vielen solcher Veranstaltungen, denn Ecstatic Dance, bei dem man sich ohne Vorgaben frei zur Musik bewegt, scheint einen Boom zu erleben.
Mit dem Aufkommen alternativ-spirituellen Praktiken in den 1960er-Jahren in Europa und Nordamerika, rückte auch der Zusammenhang zwischen dem Körper und mystischen Erfahrungen immer mehr ins Zentrum.
Spirituelle Praktiken, die auf Bewegungen des Körpers basieren, gehören heutzutage in der Schweiz fast selbstverständlich zur alternativ-spirituellen Landschaft dazu. Daraus haben sich neue Tanzformen entwickelt, wie zum Beispiel der Ecstatic Dance.
Bei dieser Tanzform sollen sich die Tänzer:innen vom Rhythmus leiten lassen und ohne Anweisungen tanzen bis sie idealerweise in einen Trancezustand versetzt werden.
* Wie sehen solche Veranstaltungen genau aus?
* Was suchen die Teilnehmenden?
* Wie funktioniert dieser Zusammenhang zwischen Körper und Trance?
* Wie hängt Ecstatic Dance mit Spiritualität zusammen?
Die Sendung Perspektiven sucht nach Antworten auf diese Fragen bei Menschen, die sich in Trance tanzen und bei Expert:innen. Es sprechen Johanna Köb, Gründerin von Ecstatic Dance Zürich, Manéli Farahmand, Religionswissenschaftlerin und Teilnehmende einer Ecstatic Dance Veranstaltung.
Manéli Farahmand hat innerhalb eines Forschungsprojekts des Nationalfonds unter Oliver Krüger über den Zusammenhang von Spiritualität und Tanz geforscht.
4/6/2024 • 27 minutes, 55 seconds
Und erlöse uns von - was eigentlich?
Ostern ist das Fest der Erlösung. Jesus sozusagen die Erlösung in Person. Sein Tod soll die Menschen von Sühne und Schuld befreit haben. Doch derartige Vorstellungen klingen heute kaum noch an. Wie können wir Erlösung also neu denken? Und was haben Hinduismus und Buddhismus für Erlösungsrezepte?
Krieg, Klimawandel, Krankheiten, Alltagssorgen: Erlösung scheint in der heutigen Zeit erstrebenswerter denn je. Die Erfahrung, dass das Leben mit Leid verbunden ist, machen die Menschen aber schon seit Jahrtausenden. Wohl auch deshalb haben alle grossen Weltreligionen Rezepte entwickelt, um mit diesem Leid umzugehen. Rezepte, um erlöst zu werden.
In der Sendung "Perspektiven" unterziehen wir diese Rezepte einem Realitätscheck und fragen, wie man Erlösung heute erlebbar und fruchtbar machen kann. Das geht vom Ablegen von ungesunden Gewohnheiten, über das Zugeständnis, dass Gott zu uns Menschen hält - gerade im Leid - bis hin zum Trost, dass wir nicht alles allein machen müssen.
Folgende Fragen werden beantwortet:
* Was bedeutet Erlösung?
* Welche Vorstellungen von Erlösung gibt es im Christentum, Hinduismus und Buddhismus?
* Braucht es für die Erlösung Gott?
* Was hat Loslassen mit Erlösung zu tun?
* Hilft Meditieren, um Erlösung zu erlangen?
In der Sendung zu Wort kommen:
* Prof. Michael von Brück, evangelischer Theologe, Zen- und Yoga-Lehrer.
* Susanne Cappus, christkatholische Radiopredigerin und Diakonin.
* Regula Knecht-Rüst, Heilsarmee-Pastorin und Radiopredigerin.
* Andrea Meier, römisch-katholische Theologin und Radiopredigerin
* Philipp Roth, evangelisch-reformierter Pfarrer und Radioprediger.
* Michael Wenk, römisch-katholischer Seelsorger und Radioprediger.
3/30/2024 • 28 minutes, 47 seconds
Was für ein Mann! – über Jesu Männlichkeit
Sein Körper wird gefoltert, Jesus am Kreuz hingerichtet. Diesen Körper am Kreuz sehen wir in vielen Kirchen. Was ist das für eine Männlichkeit? Zeitgenössische Theologinnen und Theologen entwickeln mithilfe Antiken- und Genderforschung eine neue Sicht auf die Männlichkeit Jesu.
Kim Sölter schrieb mit Mitte Zwanzig ihre Masterarbeit über die Männlichkeit Jesu. Dafür erhielt sie den Förderpreis der Schweizer Marga-Bührig-Stiftung.
Die Theologin Sölter untersuchte das Markusevangelium:
Zuerst tritt Jesus hier wie ein Feldherr auf, als antiker Redner mit Ausstrahlung und männlicher Autorität.
Doch dann, in der Erzählung von der Passion und Kreuzigung wandelt sich das Bild vom Mann Jesus komplett: Nun wird er verletzt und schmählich gekreuzigt.
Was bedeutet das für unser Verständnis von Männlichkeit?
3/29/2024 • 27 minutes, 55 seconds
«Din Wille söll gscheh!» – geht Liturgie auf Mundart?
Mundart boomt, und das nicht nur in der Schweizer Musik oder im Theater – auch in der Kirche hört man immer öfter Schweizer Dialekt. Sei es im Gottesdienst oder in Mundart-Bibeln, wie etwa der jüngst fertiggestellten Basler Übersetzung des neuen Testaments.
Offenbar ist in der Deutschschweiz der Wunsch da, Gottes Wort in der gesprochenen Sprache der Menschen zu vermitteln. Wie klingt ein Gottesdienst auf Mundart? Wo eignet sich Dialekt, wo stösst er im kirchlichen Kontext an seine Grenzen? Sind Schweizer Dialekte der Liturgie überhaupt würdig? Und wie steht es um die Inklusion von Menschen, die kein Schweizerdeutsch verstehen? Diesen Fragen geht Igor Basic in der Perspektivensendung am Palmsonntag nach.
3/23/2024 • 27 minutes, 33 seconds
Wie lege ich mein Geld nachhaltig an?
Für ein gutes Image bieten inzwischen viele Banken und Vermögensverwaltungen nachhaltige Geldanlagen an. Doch schonen diese tatsächlich die Umwelt? Helfen sie mit, Korruption oder Menschenrechtsverletzungen zu bekämpfen? Eine Spurensuche bei zwei Finanzinstituten.
Wer Geld sinnvoll investieren möchte, findet heutzutage ein grosses Angebot an nachhaltigen Geldanlagen. Doch ist überall, wo «grün» draufsteht, auch «grün» drin? Darüber hinaus ist es Ansichtssache, wie ökologische oder soziale Nachhaltigkeit gewichtet und gemessen wird. Wie also eine für sich zugeschnittene, moralisch vertretbare Wahl im Angebotsdschungel treffen?
Sowohl Arete Ethik Invest als auch die Alternative Bank Schweiz durchleuchten Unternehmen mit je eigenen Kriterien, bevor in sie investiert wird. Beide Finanzinstitute sind seit den 1990er Jahren im nachhaltigen Geldgeschäft tätig und geben Einblick in ihre Analysemethoden. Welche Chancen und Herausforderungen nachhaltiges Investieren mit sich bringt, weiss Julian Kölbel aus seiner Forschung. Er ist Assistenzprofessor für nachhaltige Finanzwirtschaft an der Universität St. Gallen.
Diesen Fragen wird in der Sendung nachgegangen:
* Was ist der Unterschied zwischen einer nachhaltigen und einer ethischen Geldanlage?
* Woran wird nachhaltiges Investment gemessen?
* Wo stösst diese Messbarkeit an ihre Grenzen?
* Welche (realwirtschaftliche) Wirkung erzielen ethische und nachhaltige Geldanlagen?
* Stehen Nachhaltigkeit und Ethik im Widerspruch zu Wachstum und Profit?
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
3/16/2024 • 30 minutes, 40 seconds
(K)eine Zukunft für Klöster?
Die Klöster der Schweiz stehen vor einem epochalen Umbruch. Der Nachwuchs fehlt, Gemeinschaften verlassen ihre Klöster. Dabei gibt es auch spirituelle Aufbrüche.
Einst haben Klöster mit Schulen, Internaten und Spitälern die Kultur und Generationen von Menschen geprägt. Seit Jahren fehlt den Klöstern und Ordensgemeinschaften der Schweiz der Nachwuchs. Gemeinschaften verlassen ihre Klöster, wie die Kapuziner in Olten. Geschichtsträchtige Gebäude werden von anderen religiösen Gemeinschaften oder für kulturelle Zwecke genutzt.
Gleichzeitig gibt es in der Bevölkerung ein wachsendes Interesse an religiösen, spirituellen und philosophischen Fragen. «Perspektiven» zeigt, wie einzelne Klöster mit ihren Angeboten hier anknüpfen. Die Zisterzienserinnen im Kloster Mariazell-Wurmsbach am oberen Zürichsee haben vor drei Jahren ihr Mädcheninternat geschlossen. Nun bieten Sie eine «Auszeit mit spirituellem Flair» für junge Menschen im Kloster an. Die Kapuziner im Kloster Rapperswil im Kanton St. Gallen laden in ihr «Kloster zum Mitleben» ein. Sie führen für das erfolgreiche Projekt eine Warteliste.
3/9/2024 • 25 minutes
Pionierinnen feministischer Theologie: Doris und Silvia Strahm
Doris Strahm und Silvia Strahm Bernet sind Pionierinnen der feministischen Theologie in der Schweiz. Für ihr jahrzehntelanges Engagement werden sie nun mit dem Herbert Haag Preis ausgezeichnet.
Die Sendung «Perspektiven» stellt die beiden vor und fragt, wie sich ihr feministisch-theologischer Lebensweg als Schwestern gestaltet. Sie haben Bücher geschrieben, Netzwerke gegründet und feministisch-theologische Perspektiven entwickelt und eingebracht. Dabei blicken Doris Strahm und Silvia Strahm Bernet auch über den europäisch-nordamerikanischen Tellerrand. Die Sicht von Theologinnen aus anderen Kontinenten war und ist bedeutsam für ihre Arbeit. Und schliesslich überschreitet das Theologisieren auch die eigene Religion. Doris Strahm sagt: «Über Grenzen hinaus denken war und ist ein wichtiges Motiv meiner Arbeit: über die Grenzen einer dogmatisch verengten Glaubenslehre, über die Grenzen einer patriarchalen und androzentrischen christlichen Theologie, über die Grenzen einer eurozentrischen feministischen Theologie, über die Grenzen der eigenen Religion hinaus.» (Quelle: Medienmitteilung Herbert Haag Preis)
In «Perspektiven» erinnern sich die Schwestern gemeinsam an das, was sie geprägt hat und wo sie selbst prägend waren und sind. Sie erzählen, wie sie aufgewachsen sind und woher die Faszination für die Theologie kommt. Warum eine aus der Kirche ausgetreten ist, die andere nicht. Wie ihre Schwesternschaft ihr feministisch-theologisches Denken prägt und umgekehrt. Und warum sie auf ihre gemeinsame Geschichte «mächtig stolz» sind, wie ihr Buch über 40 Jahre Feministische Theologie und Frauen-Kirche-Bewegung in der Schweiz heisst.
3/2/2024 • 38 minutes, 17 seconds
Professor für Nächstenliebe: der urbane Pfarrer Christoph Sigrist
Als Pfarrer gilt er als «Urgewalt» am Platz Zürich. Nun verlässt Christoph Sigrist die Zwingli-Kanzel im Grossmünster. Beim Spaghetti-Essen mit Randständigen erzählt er, warum Diakonie die Zukunft der Kirche sei. Für ihn ist Kirche nämlich immer «Kirche für andere und mit anderen oder gar nicht».
Sigrists Herz schlägt für die Diakonie: die praktische Nächstenliebe. Schon als Stadtpfarrer durchwanderte er die Strassen Zürichs, sprach Obdachlose an und Menschen, die irgendwie verloren sind im Grossstadtdschungel.
Gleich in mehreren Einrichtungen kämpft der reformierte Theologe Sigrist für mehr Menschenwürde in der teuersten Stadt der Welt: Sei das in der evangelischen Gesellschaft mit ihrem Wohnheim «Herberge» oder bei «Solidara» mit dem Obdachlosenkaffee Yucca und in der «Isla Viktoria», wo Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter Hilfe finden.
Solche Orte der Nächstenliebe besuchen wir mit Christoph Sigrist. Der steigt mit 62 Jahren von der Grossmünster-Kanzel, um ganz für die Menschen auf der Gass da zu sein.
Was viele nicht wissen: Sigrist ist auch Professor für Diakoniewissenschaft an den Universitäten Bern und Zürich. Wie viel «Theorie» braucht es denn für praktische Nächstenliebe?
Das und mehr fragt Judith Wipfler den «Professor für Nächstenliebe» und kehrt mit Christoph Sigrist im Netz4 zum Spaghetti-Essen ein.
2/24/2024 • 29 minutes, 50 seconds
Handwerk als Sinnsuche und Gebet: Der Geigenbauer und Autor Martin Schleske
Seine Geigen, Bratschen und Celli sind Instrumente der absoluten Spitzenklasse. Doch für den Handwerksmeister von Weltruf und Diplom-Physiker ist sein Handwerk nicht einfach nur Mittel zum Zweck. Er versteht seine Arbeit auch als eine Form von Gebet und spiritueller Suche.
Der mittlerweile 59-jährige Martin Schleske hat als junger Mensch zu seinem Glauben gefunden. Seither schöpft er daraus Inspiration für all sein Tun. Doch auch umgekehrt ist ihm seine Handwerkskunst eine spirituelle Quelle. Die Gedanken und religiösen Einsichten, die er an der Werkbank fasst, hält er in kurzen poetischen Texten fest. Seine Bücher wurden Bestseller.
Was der Mensch mit Liebe tut, das gefalle Gott. Dessen ist sich Martin Schleske sicher. Er spricht davon ebenso offenherzig wie humorvoll beim Besuch in seinem Geigenbauatelier im bayerischen Landsberg am Lech.
Hinweise zu Büchern von Martin Schleske:
* Der Klang. Vom unerhörten Sinn des Lebens, Kösel 2010.
* WerkZeuge. In Resonanz mit Gott. 365 Fragmente, bene! 2022.
* Herztöne. Lauschen auf den Klang des Lebens, adeo 2023.
Sind Sie überrascht davon, dass ein Geigenbauer sein Handwerk so direkt verbindet mit Spiritualität? Verstehen auch Sie sich vielleicht in irgendeiner Weise als «spirituelle» Handwerkerin, Handwerker? Und: Welche Gedanken und Gefühle haben Sie in Bezug auf Ihre eigenen Hände?
Lassen Sie es uns wissen und schreiben Sie an:
[email protected]
2/17/2024 • 26 minutes, 41 seconds
Geben oder nicht? - Helfen, aber wie? (W)
«Aggressives Betteln» ist verboten. «Betteln an sich» darf nicht verboten werden, aus Menschenrechtsgründen. So kauern Menschen auf dem kalten Trottoir und strecken reich bepackten Einkaufenden ihre leeren Hände und Pappbecher entgegen. Soll ich jetzt was geben oder nicht? Ein Dilemma.
Helfen gilt als moralische Pflicht. Almosengeben ist sogar religiöse Pflicht. Dennoch fühlen sich Menschen guten Willens schnell in der moralischen Klemme, wenn sie auf der Strasse um Geld gebeten werden: Hilft man mit einem Franken im Pappbecher wirklich, Armut zu beseitigen? Oder ziehen solche Gaben nicht noch mehr Bettelnde an, insbesondere aus dem Ausland?
Dies führte am Platz Basel zu heftigen Diskussionen, dann zu einem Bettelverbot und schliesslich zu einer teilweisen Rücknahme des Bettelverbots.
Ein Bündnis christlicher Hilfsorganisationen und Kirchen reagierte mit einer Handreichung: Bettelnde seien Symptom einer ungerechten Globalisierung, heisst es darin. Die Armut müsse beseitigt werden, nicht die armutsbetroffenen Menschen.
Ein hohes Ziel. – Sicher, es gibt viele Hilfsprojekte, für die wir spenden können, - seit genau 20 Jahren etwa für den «Pfuusbus». Aber das Dilemma auf der Strasse bleibt: Wie richtig reagieren, wenn junge Frauen mir ein Pappschild entgegenhalten oder Männer ohne Obdach mich direkt ansprechen und «etwas Münz» erbitten? Das kennen Sie bestimmt auch. Wie gehen Sie damit um? Das würde uns interessieren: [email protected]
In dieser Ausgabe von Perspektiven geht Judith Wipfler bei der Caritas beider Basel vorbei und besucht das Zürcher Grossmünster. Dort hütet nämlich der Grossmünsterpfarrer und Diakoniewissenschaftler Christoph Sigrist die originale Armenkasse Zwinglis. Sigrist findet sogar: «Bettler gehören zur Kirche. Sie halten uns einen Spiegel vor.»
Es handelt sich um eine Wiederholung, die Erstsendung war am: 26.11.2022
2/10/2024 • 28 minutes, 3 seconds
Was heisst eigentlich «bibeltreu»?
Immer wieder fällt in Diskussionen das Wort «bibeltreu». Manchmal wird es sogar zu einem Kampfbegriff. Doch was bedeutet es, «bibeltreu» zu sein? Wir bringen in «Perspektiven» eine evangelikale und eine reformierte Position ins Gespräch.
Roland Hardmeier ist Dozent u.a. für Evangelikale Theologie an verschiedenen freikirchlich orientierten theologischen Seminaren. Er bezeichnet sich selbst als Mensch «mit starken evangelikalen Wurzeln». Er ist Autor u.a. des Buches «Kirche ist Mission».
Konrad Schmid ist Professor für Altes Testament an der Universität Zürich und eine bekannte reformierte Schweizer Stimme. Er ist Co-Autor u.a. des Buches «Die Entstehung der Bibel».
Im Gespräch geht es um diese Fragen:
Wieviel Kontext und Interpretation brauchen biblische Texte, um sie im Heute zu verstehen?
Ist es «treuer» gegenüber der Bibel, sie differenziert, also historisch-kritisch zu betrachten, oder die Texte 1:1 als «Wort Gottes» zu verstehen?
Was verstehen sie unter «bibeltreu»?
Was folgt aus dem einen und dem anderen Verständnis der Bibel? Welche Stärken und welche Schwachstellen haben die verschiedenen Positionen?
Und warum spaltet sich die Christenheit anhand des Bibelverständnisses und dessen Auswirkungen, etwa für queere Menschen?
2/3/2024 • 51 minutes, 4 seconds
Interreligiöser Dialog in Zeiten des Nahost-Krieges
Die Gewalteskalation im Nahen Osten stellt den interreligiösen Dialog in der Schweiz auf eine harte Probe.
Das zeigte sich etwa bei den Spannungen im Vorstand von Iras Cotis, der eine Mediation nötig machte. Wie also im Gespräch bleiben, wenn die Positionen so unvereinbar scheinen? Hält der interreligiöse Dialog der Krise stand?
Miteinander reden, Gemeinsamkeiten stärken und Differenzen akzeptieren. Dafür steht der interreligiöse Dialog. Doch die neuste Eskalation der Gewalt im Nahen Osten zeigt: In der Praxis ist das alles andere als einfach. Der Konflikt betrifft interreligiöse Freundschaften und führte zum Knall bei der interreligiösen Arbeitsgemeinschaft Schweiz, Iras Cotis: Erst eine Mediation verhinderte, dass sich zwei jüdische Mitglieder aus dem Vorstand zurückzogen - aus Protest gegen die Mitgliedschaft der Präsidentin bei der «Gesellschaft Schweiz-Palästina».
Scheitert der interreligiöse Dialog in der Schweiz also am Nahostkonflikt? Und was braucht es, dass der Dialog weitergeht?
1/27/2024 • 30 minutes, 38 seconds
Judith Giovannelli-Blocher und das Evangelium der Liebe (W)
Die Autorin und Sozialarbeiterin Giovannelli-Blocher ist 91-jährig in Biel verstorben. Der rote Faden in ihrem Leben sei die Liebe gewesen, allein darum ginge es im Evangelium. - In die Kirche aber ging die Pfarrerstochter nicht mehr.
Judith Giovannelli-Blocher war das zweitälteste von elf Pfarrerskindern. Später entfernte sie sich von der reformierten Kirche. Aber Glaube und Religion spielten weiter eine grosse Rolle im Leben der Schriftstellerin und Dozentin für Sozialarbeit.
Vom strafenden Gott ihrer Kindheit befreite sie sich, indem sie theologische Bücher las, von Karl Barth, Dietrich Bonhoeffer und Dorothee Sölle. In die Kirche gehe sie heute nicht mehr, sagte Giovannelli-Blocher im Gespräch mit Heidi Kronenberg anlässlich ihres 80. Geburtstags 2012. Aber ihr Lebensmotto stamme freilich aus der Bibel: «Glaube, Liebe, Hoffnung».
Erstsendung: 15.07.2012, Mit Widerstand und Engagement
1/20/2024 • 28 minutes, 3 seconds
Aeham Ahmad: Wie der Pianist sich für den Frieden einsetzt (W)
Er ist syrisch-palästinensischer Musiker, Komponist, Autor, Überlebender. Bekannt wurde Aeham Ahmad als „Pianist aus den Trümmern". Seine Bücher und Kompositionen erzählen von Schrecken und Hoffnung.
Eigentlich mag er es gar nicht mehr, als „der Pianist aus den Trümmern" vorgestellt zu werden, weil er viel mehr ist als das. Aktivist, Musiker, und vor allem: Ein Mensch unter Menschen. Doch so wurde Aeham Ahmad bekannt. Mitten in der Bombardierung Jarmuks, dem palästinensischen Viertel in Damaskus, schob er sein Klavier auf die Strassen und spielte und sang gegen den Irrsinn des Krieges an. Die Medien liebten ihn und zeigten diese Szene in den Nachrichten.
Fünf Jahre später hat er sich ein Leben in Deutschland aufgebaut, komponiert, schreibt, gibt Konzerte. Sein Einsatz für ein friedliches Leben führt er weiter. Er wolle zeigen, dass Geflüchtete Menschen mit persönlichen Geschichten sind, erzählt er. Seinen Glauben an Gott habe er verloren, als er die Bombardierung miterlebte. Seine Rettung aus dem Krieg erscheine ihm trotzdem fast wie ein Wunder. Seine Musik berührt, ist wunderschön und verstörend, erzählt von guten Tagen und der Verzweiflung, sie trauert, trotzt dem Krieg und verbindet Menschen.
Erstsendung: 1. Januar 2021
1/13/2024 • 28 minutes, 18 seconds
Nationalratspräsident Eric Nussbaumer blickt ins neue Jahr
Der Schweizer Nationalratspräsident Eric Nussbaumer ist aktives Mitglied der evangelisch-methodistischen Kirche. Methodisten sagt man nach, sie würden Christsein zeitgemäss und authentisch gestalten. Welche Rolle sieht der SP-Politiker Nussbaumer für die Kirchen 2024 und darüber hinaus?
Eric Nussbaumer singt gern, auch in der Kirche. Was ihm beides bedeutet und wie er in die Zukunft von Kirche und Gesellschaft schaut, ist Thema dieses Gesprächs zum neuen Jahr in Perspektiven.
Als Nationalratspräsident hat er die Geschäfte des Parlaments im Griff, muss für Ausgleich sorgen und seine eigenen Präferenzen hintan stellen. Tatsächlich?
Die Kirchen sind aktuell unter Legitimationsdruck. Es geht um kirchliche Leistungen für die Allgemeinheit, die von Kantonen und Gemeinden ja auch finanziell mitgetragen werden. Doch das Modell der Zusammenarbeit von Kirchen und Staat wird immer stärker hinterfragt, muss sich rechtfertigen. Wie erlebt das Eric Nussbaumer, zumal in seiner eigenen Partei der SP?
1/3/2024 • 26 minutes, 11 seconds
Die Forscherin, die auszog, um das Glück zu finden
«Wenn ich glücklich gewesen wäre, hätte ich mich wohl kaum auf den Weg gemacht, um das Glück zu finden», lächelt Simone Harre. Ihr eigenes Unglück hat sie zum Glück geführt.
Simone Harre wollte aus erster Hand hören, was Menschen glücklich macht, wie sie das Glück finden und was es konkret beinhaltet. Deshalb hat sie zehn Jahre lang unterschiedlichste Menschen interviewt und ihre Geschichten aufgeschrieben.
Simone Harres Erkenntnis: das Glück wohnt in der Seele des Menschen. Es ist quasi schon da und wartet, bis die Menschen es wahrnehmen. Und oft findet sich das Glück genau dort, wo Menschen es am wenigsten vermuten. Dort, wo es sich schwer und traurig anfühlt.
1/1/2024 • 28 minutes, 2 seconds
Sinnerfüllt durch Krisenzeit - Lernen von Viktor Frankl
Alexander Batthyány leitet das Viktor Frankl Zentrum Wien und ist Professor für sinnorientierte Psychotherapie. In Perspektiven spricht er über eine Haltung, die aus Hoffnung und Sinn schöpft. So liessen sich Krisenzeiten besser durchstehen.
«Die Welt ist nicht heil, aber heilbar». Das sagte der Psychiater Viktor Frankl, und so heisst das aktuelle Buch von Alexander Batthyány und Elisabeth Lukas. Frankl hatte das Konzentrationslager überlebt, seine Eltern und seine Frau nicht. Inmitten dieser tiefsten Krise sagte er, die Welt sei «heilbar».
Wie kommt jemand, wie kommt man zu so einer Haltung? Obwohl alles um einen herum etwas anderes zu sagen scheint? Kann jeder Mensch Sinn und Hoffnung finden? Wie geht das konkret? Und ist es wirklich so einfach, ein «guter» Mensch zu sein?
Der Therapeut und Professor für Logotherapie Alexander Batthyány ermutigt Menschen angesichts aktueller Herausforderungen dazu, ihr Leben ganz bewusst zu gestalten. Die innere Freiheit sei entscheidend. Egal wie die Umstände sind, wir können unsere innere Haltung dazu verändern, ist er überzeugt. Ganz im Sinne Viktor Frankls: «Trotzdem Ja zum Leben sagen».
Buchhinweis:
Alexander Batthyány, Elisabeth Lukas: «Die Welt ist nicht heil, aber heilbar» Tyrolia Verlag, 2023.
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
12/30/2023 • 29 minutes, 37 seconds
Kirchenglocken spielen Jazz: Matthias Schriefls «Geläut»
Matthias Schriefl wuchs in einem Wallfahrtsort im Allgäu auf. Das Läuten der Glocken prägte seinen Alltag. Während des Lockdowns hatte der Jazztrompeter Matthias Schriefl ein tiefgreifendes Glockenerlebnis. Er beschloss, für Kirchenglocken Jazzmusik zu schreiben.
Als Kind spielte Matthias Schriefl in der Familienblasmusik beim Gottesdienst Trompete. Während die anderen nach Noten spielten, improvisierte er gerne. Im römisch-katholischen Internat übte er in einem Kellerraum «wie ein Besessener», wie er sagt. Heute gehört Matthias Schriefl zu den wichtigsten Jazztrompetern Europas.
Schon als Kind liebte er den Klang der Glocken. Während des Lockdowns lauschte er allabendlich dem Vollgeläut aller Kirchen Kölns. Es war die einzige Musik, die im öffentlichen Raum erklingen durfte. Und der Jazztrompeter beschloss, Glocken in Konzerten als Musikinstrument einzusetzen. Er spielt gemeinsam mit einer vierköpfigen Band, die er eigens für «Geläut» ins Leben rief.
Matthias Schriefl liebt Rituale, er liebt Weihrauch und gemeinsamen Gesang. Über Spiritualität sprechen fällt ihm schwer. In seiner Musik bringt er seine Innenwelt zum Ausdruck. Er hat für einzelne Kirchenglocken und Vollgeläute Musik komponiert, die zu Herzen geht.
12/25/2023 • 28 minutes, 5 seconds
Erinnerungen an Weihnachten in den 1960er Jahren
Weihnachten ist am schönsten, wenn man ein Kind ist – das zeigen die herzerwärmenden Erinnerungen von Erica Brühlmann-Jecklin. Die Autorin, Liedermacherin und Psychotherapeutin lässt uns an den magischen Weihnachtsmomenten ihrer Kindheit in den 1960er Jahren teilhaben.
«Wie bitte soll man schlafen können, wenn einem das Herz so fröhlich sprang, weil man immerzu an die «Päckli» unter dem Baum denken musste?» - In 16 nostalgischen Geschichten ruft Erica Brühlmann-Jecklin jene Vorfreude auf das Weihnachtsfest in Erinnerung, die nur ein Kind haben kann. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter, wuchs sie in den 1960er Jahren zusammen mit ihren sechs Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen auf. Umso mehr war das Fest der Liebe stets auch ein Fest der Gemeinschaft, der Hilfsbereitschaft unter Nachbarn, der Grosszügigkeit von Fremden.
Das Buch «Ganz aus Schokolade» ist für all jene, die noch einmal in die besondere Weihnachtszeit aus den Augen eines Kindes eintauchen möchten. Voll mit Geheimnisvollem, Warmherzigem und Versöhnlichem - damals wie heute.
Buchhinweis:
Erica Brühlmann-Jecklin: «Ganz aus Schokolade», TVZ Theologischer Verlag Zürich, 2023.
Schreiben Sie uns Ihre Erinnerungen an Weihnachten auf [email protected]
12/23/2023 • 29 minutes, 3 seconds
Der persischsprachige Dichter Rumi im Originalton (W)
Mit der ersten deutschen Gesamtübersetzung des «Masnawi» in Versform rückt Übersetzer Otto Höschle den Fokus auf eine Figur der Weltliteratur: den Dichter und Mystiker Dschalal ad-Din Rumi (1207-1273), kurz: Rumi.
Der Rumi-Übersetzer Otto Höschle spricht über die Herausforderung, einen mittelalterlichen persischen Text klingend ins Deutsche zu bringen.
Wir hören Rumi im persischen Original. Und wir fragen bei Kunsthistorikerin Elika Djalili und Islamwissenschaftler Urs Gösken nach, warum Rumi seit so vielen Jahrhunderten attraktiv und bedeutsam geblieben ist, bei Jung und Alt, in der Hoch- und Popkultur.
Denn Rumi wird bis heute gesungen und gelesen, und zwar nicht nur im Iran, in der Türkei und in Afghanistan, sondern ebenso im Westen.
Zum 750. Geburtstag des Dichters Rumi wiederholen wir diesen Beitrag vom April 2022.
Autorin: Nadine Lützelschwab
12/16/2023 • 26 minutes, 18 seconds
Schweizer Hinduismus: Von Yoga-Gurus zu Shiva und Frauenpower
Schon früh faszinierten Yoga und die fernöstliche Philosophie des Hinduismus in der Schweiz. Doch es waren die Tamilinnen und Tamilen, die den Schweizer Hinduismus in den letzten 40 Jahren massgeblich prägten. Eine von ihnen ist Mala Jeyakuma, eine der ersten Hindu-Priesterinnen weltweit.
Mala Jeyakumar flüchtete in den 1980er Jahren vom Bürgerkrieg in Sri Lanka – und traf in der Schweiz auf einen Hinduismus, der mit dem in ihrer Heimat wenig zu tun hatte. Tempel etwa gab es praktisch keine. Und so feierte die erste Generation tamilischer Hindus ihre Feste in Wohnungen und Hinterhöfen. Sie organisierten sich und bauten bis heute schweizweit über 20 Hindu Tempel. Und dabei blieb es nicht: Im Hindu Tempel in Bern, im Haus der Religionen, entwickelte sich ein Reform-Hinduismus, der das Kastenwesen ablehnt und Frauen als Priesterinnen zulässt.
In Perspektiven erzählt Mala Jeyakumar, wie es war, eine neue Heimat für sich und ihre Religion zu finden, wie ihr der Hinduismus beim Ankommen und Einleben in der Schweiz half und wie die Migration auch ihre Art, den Hinduismus zu leben, veränderte. Und Laavanja Sinn231210 adurai, tamilische Schweizerin der zweiten Generation, erzählt, wie sie die Religion ihrer Eltern lebt.
Zu den «Frommen Törtchen» mit Laavanja Sinnadurai geht's hier >
Zu einem Gespräch über 40 Jahre tamilische Diaspora geht's hier >
12/9/2023 • 28 minutes, 19 seconds
Claude AnShin Thomas: Vom Soldaten zum Zen-Mönch
Er hat im Vietnamkrieg gekämpft. Unter den belastenden Erfahrungen leidet Claude AnShin Thomas bis heute. Die Zen-Meditation ermöglicht ihm, mit seinem Leiden in Frieden zu leben. Diese Erfahrung will er anderen weitergeben.
Claude AnShin Thomas stellt seine ganze Kraft in den Dienst des Friedens. Er meditiert mit Soldaten, Veteranen und Gefangenen. «Der Krieg beginnt in uns», sagt der Zen-Mönch. «Wir alle haben unsere Wut, unsere Aggression und destruktiven Gedanken. Wenn wir lernen, sie zu beobachten, ohne sie abzulehnen und ohne ihnen nachzugeben, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Konflikte zu führen und unser Leben zu gestalten.»
Claude AnShin Thomas leitet das Magnolia Zen Center in Florida. Weil er selber gekämpft hat und Gewalt am eigenen Leib erfahren hat, ist er für viele ein Vorbild. Doch es geht ihm nicht darum, jemanden zu überzeugen. «Ich lade ein, der Stille Raum zu geben, hinzuschauen, sich seinen Abgründen zu stellen. Mir hat die Meditation das Leben gerettet. Heute lebe ich im Frieden mit meinem Unfrieden. Gerne unterstütze ich Menschen dabei, ihren eigenen Weg zum Frieden zu finden.» Meditation ist für Claude AnShin Thomas nicht nur das Sitzen in der Stille. Meditation sei eine Lebenshaltung der Achtsamkeit, die sich in allem zeigt, was ein Mensch tue.
Buchhinweis:
Claude AnShin Thomas: «Meditation mitten im Leben - 108 Lehren auf dem Zen-Weg», Edition Spuren 2023.
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12/2/2023 • 28 minutes, 3 seconds
Wie Missbrauchsskandale die Priesterausbildung verändern
Rund um die Pilotstudie zu Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz kam auch die Priesterausbildung in den Blick. Auch hier setzt Prävention an. Funktioniert das? Wie werden Themen wie Sexualität oder Abhängigkeit behandelt? Ein Besuch im Churer Priesterseminar St. Luzi.
Seit Veröffentlichung der Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche sind sowohl die Studierenden als auch die Verantwortlichen verstärkt mit den Themen Sexualität, Abhängigkeit, Nähe-Distanz oder Trauma konfrontiert.
Doch die Priesterausbildung sei schon lange im Wandel, sagt Regens Daniel Krieg. Es werde bereits viel offener über Sexualität gesprochen, als zu Zeiten seiner eigenen Ausbildung.
In Perspektiven gehen wir der Frage nach, wie sich die Priesterausbildung verändert - auch und besonders angesichts der Missbrauchsskandale. Wie offen ist die Gesprächskultur? Welche Massnahmen gibt es, die einen gesunden Umgang mit Nähe und Distanz fördern?
Zu Wort kommen:
* David Pollak, 20-jähriger Priesteramtskandidat. Er reflektiert u.a., was es bedeutet, auf Ehe und Sexualität zu verzichten - und warum er bereit wäre, diesen Preis zu zahlen.
* Regens Daniel Krieg sagt, das Priesterseminar sei bereits «auf einem guten Weg». Was genau meint er damit?
* Spiritual Karl Wolf begleitet Kandidierende wie David Pollak.
* Silke Weinig: Auch sie lebt im Priesterseminar, möchte Pastoralassistentin werden. Dass sie als Frau hier ist, ist Teil der Öffnung des Seminars.
Autorin: Léa Burger
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
11/25/2023 • 28 minutes, 39 seconds
Mira Ungewitter: Gott ist Feministin
Von Eva über Maria bis zu Lady Gaga und Britney Spears: Die Pastorin Mira Ungewitter bringt Popkultur und feministische Theologie zusammen. Damit bringt sie einiges in Bewegung.
Sie traut queere Paare und hinterfragt Dogmen zu Sexualmoral und Abtreibung. Das hätte Mira Ungewitter fast ihren Job als baptistische, also freikirchliche Pastorin gekostet. Nach ihrem ersten Buch «Roadtrip mit Gott» und dem Gespräch mit Michael Horowitz «Über Gott und die Welt» ist nun ihr drittes Buch «Gott ist Feministin» erschienen (Herder Verlag). Darin verbindet sie persönliche Erfahrungen und feministische Theologie. Perspektiven begleitet sie auf die «Buch Wien».
Zu Wort kommen:
* Mira Ungewitter, Theologin, Autorin, Pastorin, Feministin.
* Raffael Neuhold, Vertreter u.a. für den Herder Verlag in Österreich.
* Besucherinnen auf der «Buch Wien».
Autorin: Dorothee Adrian
Buchhinweis: Mira Ungewitter: «Gott ist Feministin. Mein Leben mit Eva, Maria und Lady Gaga» Herder Verlag, 2023
11/18/2023 • 31 minutes, 32 seconds
Evangelikale und Israel: ist das echte Zionsliebe?
Viele US-Evangelikale sehen im aktuellen Krieg zwischen Hamas und Israel Armageddon und Endzeit herbeigekommen. Sie geloben Solidarität für Israel und beten doch gleichzeitig für die Bekehrung der Juden zu Jesus «als Messias Israels». Ist das wahre Israelliebe?
Wer sich auf evangelikalen Websites bewegt, kommt am Thema «Israel» nicht vorbei. Von der Rolle Israels im Heilsplan Gottes ist dort die Rede oder davon, dass Christen den Staat Israel unterstützen müssten, damit sich die biblische Prophezeiung erfülle: Damit Jesus als Messias wiederkehren und Gottes Reich aufrichten kann.
Wie das realpolitisch unterstützt werden soll, findet Theologieprofessor Thorsten Dietz brandgefährlich. Auch der «Bekehrungswunsch», den viele noch gegenüber Juden und Jüdinnen hegen, widerspricht natürlich einer Haltung des Respekts und Dialogs auf Augenhöhe von Kirchen und Judentum.
Auch der Schweizer Freikirchenverband bekräftigt seine Solidarität mit Israel und verurteilt Antisemitismus. Verbandspräsident Peter Schneeberger lehnt aber einseitige Parteinahmen im Nahostkonflikt ab und distanziert sich von romantisch überzogener «Israel-Verklärung».
Wie aber erklärt nun Peter Schneeberger als Freikirchenleiter das Verhältnis zu Israel, dem Volk, dem Land, dem Staat und zur Religion Judentum?
Auskunft geben:
* Prof. Thorsten Dietz, geb. 1971, Podcaster und Theologievermittler, Privatdozent Universität Marburg, seit 2022 in der Bildungsarbeit der reformierten Kirchen der Deutschschweiz und der Zürcher Kantonalkirche, Mitarbeit bei «Reflab», Referent bei «Worthaus»
* Peter Schneeberger, geb. 1969, seit 2013 Vorsitzender der Freien Evangelischen Gemeinden Schweiz (FEG), Präsident des Dachverbands freikirchen.ch, per 2024 Dozent am Theologischen Seminar St. Chrischona für Praktische Theologie, Schwerpunkt: Leiterausbildung
Autorin: Judith Wipfler
Weiterhören und -lesen hier:
https://www.srf.ch/kultur/der-weltuntergang-ruft-endzeitangst-woher-sie-kommt-und-was-sie-befeuert
11/11/2023 • 28 minutes, 51 seconds
Boxen und beten: ein Mann im Ring des Lebens (W)
Als Kind kämpfte Pascal Brawand um die Liebe seiner Mutter und gegen die Demütigungen seines Stiefvaters. Heute setzt sich der vierfache Schweizermeister im Amateurboxen als Boxtrainer, Coach und Theologe für seine Mitmenschen ein.
In Pascal Brawands Boxschule herrscht Hochbetrieb: Er trainiert hier junge Menschen, bietet Boxtrainings für Kinder und Erwachsene an und coacht Menschen als beratender Seelsorger. Seine Klientinnen und Klienten stehen geradezu Schlange, um bei Brawand ins Coaching zu kommen. Dass sein Leben heute so gut läuft, ist für den 51-Jährigen alles andere als selbstverständlich. Brawand war immer kleiner als alle anderen, als Kind erlebte er Gewalt und wuchs in instabilen Verhältnissen auf. Er hat sich im wahrsten Wortsinn rausgeboxt ins Leben. Boxen war für ihn ein wichtiger Schritt zu einem besseren Umgang mit Aggressionen. Dass aus ihm, dem traumatisierten Jungen, der «Boxzecke» - wie er sich selber nennt – dies alles werden durfte, sei der Begegnung mit Gott zu verdanken, erzählt Pascal Brawand in dieser Ausgabe von Perspektiven.
Wie Boxen zur Selbstermächtigung verhilft, beweist auch die Geschichte von Zeina Nassar:
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/boxerin-und-glaeubige-muslima-mit-kopftuch-durchgeboxt-zeina-nassar
Autorin: Katharina Kilchenmann
11/4/2023 • 27 minutes, 23 seconds
Thailänderin heiratet Schweizer
Viele Thailänderinnen kommen durch Heirat in die Schweiz. Hier pflegen sie religiös-kulturelle Traditionen weiter oder entdecken sie neu, etwa im Tempel in Gretzenbach. Welche Bedeutung dem Thaibuddhismus im Schweizer Migrationskontext zukommt, hat Andrea Zimmermann untersucht.
Tongbai und Alfred Rastorfer sind seit über 20 Jahren ein Paar. Er war verwitwet, sie frisch geschieden, als sie sich in Thailand in einem Restaurant kennen und lieben lernten.
Die religiösen Traditionen pflegt Tongbai Rastorfer bis heute – sie betet täglich oder spendet Essen für die thaibuddhistischen Mönche. Das ist eine zentrale Pflicht der Laien und wird von vielen Thais, auch hier in der Schweiz, nach Möglichkeiten erfüllt.
Erstmals wurde die Religiosität von Heiratsmigrantinnen in der Schweiz untersucht. Religionswissenschaftlerin Andrea Zimmermann stellt fest: meist helfen die religiös-kulturellen Traditionen bei der Bewältigung von psychischen oder emotionalen Belastungen und dienen dem Wohlbefinden, der individuellen Spiritualität oder können die Basis zur Vergemeinschaftung bilden.
Folgende Fragen werden in der Sendung beantwortet:
* Was glauben Thailänderinnen?
* Welche Rolle spielt der Tempel in Gretzenbach für Thais in der Schweiz?
* Welche Bedeutung kann Religion im Migrationskontext haben?
Autorin: Léa Burger
Buchangaben:
Andrea Zimmermann: «Träume, Tränen und Tempel: Thai-buddhistische Religiosität im Alltag thailändischer Heiratsmigrantinnen in der Schweiz», transcript Verlag 2023.
10/28/2023 • 29 minutes, 29 seconds
Nahostkonflikt: Woher kommt der Einfluss religiöser Extremisten?
Der Angriff der Hamas auf Israel hat eine Gewaltspirale ausgelöst und einmal mehr gezeigt, wie schnell die Situation eskalieren kann. Doch wie kommt es, dass die Hamas derart viel Einfluss hat? Und wie beeinflussen Ultraorthodoxe und Nationalreligiöse in Israel die Politik und den Konflikt?
Es scheint, als ob die religiösen Fundamentalisten immer mehr bestimmen, wohin Israel und wohin es in den besetzten palästinensischen Gebieten geht. Der Einfluss dieser Fundamentalistinnen und Fundamentalisten ist mitverantwortlich für die aktuelle Eskalation. Ob dieser Eindruck stimmt, wie es so weit kommen konnte, welche Rolle die Religion im Konflikt spielt und wie sich das bis nach Europa, bis in die Schweiz auswirkt - darüber sprechen in Perspektiven der Religionswissenschaftler Michael Blume und der Historiker Hans-Lukas Kieser.
Diese Fragen werden beantwortet:
* Welche Rolle spielt die Religion im Konflikt in Israel/Palästina?
* Wo sieht man im jetzigen Konflikt religiöse Argumente?
* Welchen Einfluss haben fundamentalistisch-religiöse Akteurinnen und Akteure in Israel und in den Palästinensergebieten? Woher stammt ihr Einfluss? Worin besteht er?
* Welche Ideen verbreiten Ultraorthodoxe und Nationalreligiöse in Israel, welche politischen Forderungen stellen sie und wie wirken sich diese auf den Konflikt aus?
* Wie einflussreich ist die islamistische Ideologie in den Palästinensergebieten? Wie nutzt die Hamas diese Ideologie? Welche Rolle spielen antisemitische, weltverschwörerische Aspekte?
Auskunft geben:
Michael Blume, Religions- und Politikwissenschaftler und Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung von Baden-Württemberg. Autor des Buches «Islam in der Krise», erschienen im Verlag Patmos.
Hans-Lukas Kieser, Historiker an den Universitäten Zürich und Newcastle, Australien. Autor des Buches «Nahostfrieden ohne Demokratie», erschienen im Chronos Verlag.
Hier gehts zum Beitrag der SRF-Rundschau über die Hamas: https://www.srf.ch/play/tv/rundschau/video/die-eskalation-im-nahen-osten?urn=urn:srf:video:5209489b-1272-4be9-9041-0ca0be62b7f8
Autorin: Nicole Freudiger
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10/21/2023 • 28 minutes, 57 seconds
Ein Tag in Rom: mit Helena Jeppesen-Spuhler an der Weltsynode
Erstmals sind Frauen an der Weltbischofssynode in Rom nicht nur Zaungäste, sondern dürfen mit abstimmen. Dass von den rund 50 stimmberechtigen Kirchenfrauen eine aus der Schweiz sein würde, war eine echte Überraschung. In Perspektiven treffen wir Helena Jeppesen-Spuhler zur Synodenhalbzeit in Rom.
Wir begleiten die stimmberechtige Delegierte Helena Jeppesen-Spuhler einen Tag lang im Vatikan. Über einen Monat verbringt die langjährige Fastenaktion-Mitarbeiterin in Rom. Wir fragen, ob sich das lohnt: für die Frauen in der Kirche? Und ob die römisch-katholische Kirche hier noch eine letzte Chance kriegt?
Die Skepsis, ob diese «Weltsynode» nun endlich den Durchbruch und Reformen bringe, ist gross. Schliesslich darf die Versammlung mit 275 Bischöfen und neu eben auch einigen Laien den Papst ja nur beraten. Welche Reformen dann wirklich kommen, entscheidet Papst Franziskus allein. Doch der Druck auf die Weltsynode ist gross, nicht nur aus der Schweiz, und nicht nur wegen der vielen Missbrauchsfälle und ihrer Vertuschung durch Bischöfe. Am Rand der Weltsynode treten darum auch Jugendliche, Frauen und Basisgruppen auf, um ihre Anliegen in Rom loszuwerden.
Jeppesen-Spuhler ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Die Delegierte trifft in Rom darum auch katholische Schweizerinnen vom SKF und der progressiven «Allianz Gleichwürdig Katholisch».
Autorin: Judith Wipfler
Das SRF-Interview im Vorfeld der Weltsynode mit Bischof Felix Gmür in Rom hören Sie hier:
https://www.srf.ch/audio/srf-4-news/es-ist-ein-versuchslabor-bischof-felix-gmuer-an-der-weltsynode?uuid=04f13617-8436-4f82-a845-ca53f3001f8e
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10/14/2023 • 30 minutes, 17 seconds
Eine Reise ins Innere - zum Sinn des Lebens? (W)
Bei Menschen oder Gemeinschaften, die sich als spirituell bezeichnen, liegt der Fokus oft auf sich selbst. Man kehrt ins Innere, reist zu sich selbst. Einige Menschen tun dies in Gemeinschaft, andere allein, - mitten in einer Stadt oder weit weg von der Zivilisation.
Insbesondere bei neuen religiös-spirituellen Strömungen liegt die «Reise ins Innere» oft im Zentrum der Weltanschauung. Dies ist dabei häufig gekoppelt mit einer Unzufriedenheit mit der Gesellschaft, mit der Zivilisation. Wenden sich diese Menschen also von der Gesellschaft ab? Ist das eine Realitätsflucht oder gar spiritueller Eskapismus? Auf der Suche nach Antworten besuchen wir für die Sendung «Perspektiven» Menschen, die sich auf der Reise zu sich selbst befinden.
10/7/2023 • 29 minutes, 50 seconds
Raus aus der Erschöpfung – rein ins Leben
Der christliche Psychotherapeut Jörg Berger zeigt Wege aus der Erschöpfung und Burn-Out. Im Gespräch mit ihm wird deutlich: Tipps und Tricks allein helfen nicht. Vielmehr präsentiert Berger einen ganzheitlichen Ansatz, in dem auch Neinsagen zu Menschen und Spiritualität Raum haben.
Jörg Berger ist Paartherapeut mit eigener Praxis in Heidelberg. Zu ihm kommen insbesondere gläubige Menschen, von denen einzelne sogar andernorts für ihre Religiosität pathologisiert wurden. Doch Berger schaut genau hin: Auch Religion oder ein religiös übersteigertes Pflichtbewusstsein können erschöpfen. Das muss nicht sein.
Berger macht Mut, sich ohne schlechtes Gewissen von «stacheligen Menschen» zu befreien. Sein Buch ist niederschwellig und weltanschaulich offen. Der Psychotherapeut macht Angebote auf Augenhöhe, gewürzt mit einer Prise Selbstironie. Seine «Anti-Erschöpfungsstrategie» will befähigen, die Sachen selbstreflektiert anzugehen, ohne dabei schon wieder in Selbstoptimierungsstress zu verfallen.
Autorin: Judith Wipfler
Buchhinweis: Jörg Berger, Die Anti-Erschöpfungsstrategie, Herder Verlag 2023.
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
9/30/2023 • 28 minutes, 22 seconds
Tibeterinnen und Tibeter in der Schweiz
Vor 60 Jahren kamen die ersten tibetischen Flüchtlingsfamilien nach Münchwilen, Kanton Thurgau. Im Wohnheim des Roten Kreuzes lebte auch der Jugendliche Sonam Sewo. Heute ist er 74 Jahre alt. Zusammen mit seiner 34-jährigen Tochter Tsering Sewo spricht er über Heimat jenseits nationaler Grenzen.
Sonam Sewo ist seit rund drei Jahren in der Schweiz, als er am 6. Juli 1966 im sogenannten Tibeterheim den Geburtstag des Dalai Lama mitfeiert.
Er trommelt, ein anderes Kind spielt Flöte. Später schlüpft er in ein Tierkostüm und spielt ein Yak. Das Schweizer Fernsehen hat Aufnahmen davon gemacht, die man sich noch heute anschauen kann, vgl. unten «Aus dem Archiv».
Später gründet er eine tibetische Folkloregruppe mit, die etwa bei Festen oder Besuchen des Dalai Lamas tanzt. Viele Jahre später wird dort auch seine Tochter Tsering Sewo mitmachen. Sie, die zur dritten Generation von Tibeterinnen und Tibetern in der Schweiz gehört, ist anlässlich des 60 Jahre Jubiläums der Tibeter Gemeinschaft Münchwilen nochmals in die Geschichte dieser Gemeinschaft eingetaucht und hat dabei auch neues über ihren Vater erfahren.
Autorin: Léa Burger
Aus dem Archiv:
https://www.srf.ch/play/tv/antenne/video/geburtstag-dalai-lama?urn=urn:srf:video:ee251977-bc8d-4d7b-918f-06a0b2320098
9/23/2023 • 28 minutes, 27 seconds
Desaster-Management für jüdische Kleingemeinden der Schweiz
Liestal, Uster, Davos: Viele jüdische Kleingemeinden sind längst eingegangen. In St. Gallen scheint das Ende absehbar. Trotzdem bleibt der Organisationspsychologe Harry Wiener hier engagiert. Gegen Mitgliederschwund setzt die Jüdische Gemeinde Winterthur neu auf Krisenmanagement und Teilhabe.
Seit April ist der Jurist Olaf Ossmann Präsident der Israelitischen Gemeinde Winterthur mit rund 100 Seelen. Zuvor durchlief er einen Kurs in Krisen- und Desaster-Management an der Universität Tel-Aviv. Das brauche es für solch einen Posten, erklärt Ossmann.
Die Gemeinde in Winterthur ist 137jährig. Sie hat keinen Synagogenbau, nur einen Betsaal. Genug Platz, um gemeinsam zu beten. Das nötige Quorum von 10 Männern für einen Gottesdienst kriegen sie jeweils zusammen, ganz anders die Jüdische Gemeinde St. Gallen.
Die vielleicht hübscheste Synagoge der Schweiz im Zentrum St. Gallens füllt sich noch nicht einmal mehr an hohen Feiertagen. Harry Wiener, 73, ist hier seit Jahrzehnten engagiert. Wiener sieht mit Sorge die Überalterung seiner Gemeinde. Ihr Aussterben scheint nur noch eine Frage der Zeit.
Die Gründe für das Schwinden der Kleingemeinden sind vielfältig: Da ist einmal die Assimilation, also das Aufgehen in der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft, zweitens die Abwanderung in die Ballungszentren Zürich und Genf. Aber auch «Emanzipation» von der Orthodoxie sei ein Grund, weshalb sich Menschen von der «orthodox geführten Einheitsgemeinde» entfernen, meint Harry Wiener.
In Perspektiven sprechen:
* Dr. Olaf Ossmann (58), Experte für internationales und jüdisches Recht. Seit 2008 mit eigener Kanzlei in Winterthur. Experte für Naziraubgut und Restitutionsverfahren. Dozent am Rabbinerseminar Berlin, an der Humboldt-Universität Berlin und der Universität Amsterdam, Gemeindepräsident der IGW.
* Dr. Harry Wiener (73), Organisationspsychologe und Unternehmensberater mit eigener Firma. Autor des Buchs «Führungswelten», Verlag NZZ. Sein ganzheitlicher Ansatz: «Management ist ein Beziehungsphänomen». Vertreter der Jüdischen Gemeinde St. Gallen im Gemeindebund SIG.
Autorin: Judith Wipfler
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
9/16/2023 • 30 minutes, 57 seconds
Desaster-Management für jüdische Kleingemeinden der Schweiz
Liestal, Uster, Davos: Viele jüdische Kleingemeinden sind längst eingegangen. In St. Gallen scheint das Ende absehbar. Trotzdem bleibt der Organisationspsychologe Harry Wiener hier engagiert. Gegen Mitgliederschwund setzt die Jüdische Gemeinde Winterthur neu auf Krisenmanagement und Teilhabe.
Seit April ist der Jurist Olaf Ossmann Präsident der Israelitischen Gemeinde Winterthur mit rund 100 Seelen. Zuvor durchlief er einen Kurs in Krisen- und Desaster-Management an der Universität Tel-Aviv. Das brauche es für solch einen Posten, erklärt Ossmann.
Die Gemeinde in Winterthur ist 137jährig. Sie hat keinen Synagogenbau, nur einen Betsaal. Genug Platz, um gemeinsam zu beten. Das nötige Quorum von 10 Männern für einen Gottesdienst kriegen sie jeweils zusammen, ganz anders die Jüdische Gemeinde St. Gallen.
Die vielleicht hübscheste Synagoge der Schweiz im Zentrum St. Gallens füllt sich noch nicht einmal mehr an hohen Feiertagen. Harry Wiener, 73, ist hier seit Jahrzehnten engagiert. Wiener sieht mit Sorge die Überalterung seiner Gemeinde. Ihr Aussterben scheint nur noch eine Frage der Zeit.
Die Gründe für das Schwinden der Kleingemeinden sind vielfältig: Da ist einmal die Assimilation, also das Aufgehen in der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft, zweitens die Abwanderung in die Ballungszentren Zürich und Genf. Aber auch «Emanzipation» von der Orthodoxie sei ein Grund, weshalb sich Menschen von der «orthodox geführten Einheitsgemeinde» entfernen, meint Harry Wiener.
In Perspektiven sprechen:
* Olaf Ossmann (58), Experte für internationales und jüdisches Recht. Seit 2008 mit eigener Kanzlei in Winterthur. Experte für Naziraubgut und Restitutionsverfahren. Dozent am Rabbinerseminar Berlin, an der Humboldt-Universität Berlin und der Universität Amsterdam, Gemeindepräsident der IGW.
* Dr. Harry Wiener (73), Organisationspsychologe und Unternehmensberater mit eigener Firma. Autor des Buchs «Führungswelten», Verlag NZZ. Sein ganzheitlicher Ansatz: «Management ist ein Beziehungsphänomen». Vertreter der Jüdischen Gemeinde St. Gallen im Gemeindebund SIG.
* * Michaella Guez-Barasch aus Herisau, geboren in Tunesien, aufgewachsen in Israel. Seit 10 Jahren im Vorstand der Jüdischen Gemeinde St. Gallen JGSG. Zusammen mit ihrem Mann gründete sie eine internationale Handelsfirma für Fruchtsaftkonzentrate in der Ostschweiz. Sie hat drei erwachsene Kinder.
Autorin: Judith Wipfler
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
9/16/2023 • 30 minutes, 53 seconds
Daniel Pittet – von einem Priester missbraucht, bald zum Diakon geweiht
Daniel Pittet hätte jeden Grund, sich von der römisch-katholischen Kirche abzuwenden. Er wurde als Kind von einem Priester missbraucht. Doch er macht das Gegenteil, er hat einen Weg gefunden zu verzeihen und lässt sich zum Diakon weihen. Ein Schritt, den nicht alle vorbehaltlos gutheissen.
Daniel Pittets Geschichte ist in Kirchenkreisen wohlbekannt und hat weit über den Kanton Freiburg hinaus für Aufsehen gesorgt. Papst Franziskus persönlich hat das Vorwort zu seinem Buch geschrieben, das 2017 erschienen ist und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde.
Ende September wird Daniel Pittet zum Diakon geweiht. Er wird also hochoffiziell Teil der römisch-katholischen Kirche. Und damit Teil eines Machtsystems, das es einem erwachsenen Mann ermöglicht hat, ihn über Jahre unbemerkt zu missbrauchen.
Diakon werden. Der erste Schritt zur Priesterweihe: das ist ein Schritt, den sich der heute 64-Jährige lange gewünscht hat. Es ist aber auch ein Schritt, den längst nicht alle vorbehaltlos gut finden – in und ausserhalb der römisch-katholischen Kirche.
Perspektive auf Daniel Pittet: Mit der Opfer-Hilfe sapec, dem Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, mit Familienangehörigen und natürlich Daniel Pittet selber.
Autorin: Valérie Wacker
9/9/2023 • 25 minutes, 42 seconds
Warum wir trotz Katastrophen hoffen – und was uns das bringt
Hoffnung ist eine wichtige Ressource für ein zufriedenes Leben. Das Hoffnungsbarometer 2023 zeigt, dass Menschen in der Schweiz auch in düsteren Zeiten die Hoffnung nicht verlieren.
Umweltkatastrophen, Klimawandel, fehlende Altersvorsorge, Energiefragen, der Krieg in der Ukraine und Zuwanderung: Das sind laut Sorgenbarometer die grössten Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer.
Seit 2019 gibt es auch ein Hoffnungsbarometer. Es untersucht jährlich, wie stark die Hoffnung in der Schweiz ist. Es zeigt: Trotz negativer Zukunftsperspektiven in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen verliert die Bevölkerung nicht die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die meisten Menschen können auch in schwierigen Zeiten hoffen und ihre Hoffnungen sind stärker als ihre Ängste.
Thomas Stankiewitz gehört zum Kernteam Hoffnungskompetenz, welches auf dem Hoffnungsbarometer aufbaut. Der Ökonom, Theologe und Coach denkt in «Perspektiven» gemeinsam mit Isabelle Noth, Professorin für Seelsorge, Religionspsychologie und Religionspädagogik an der Universität Bern, über Hoffnung nach. Was ist Hoffnung, wie denken die Menschen in der Schweiz darüber, welches sind Quellen der Hoffnung und wie gelingt ein Leben in Hoffnung?
Auch die Theologie beschreibt ein christliches Leben als eines «auf Hoffnung hin». Hoffnung verändert den Lebenshorizont und wird zum Motor für Veränderungen. Oder neudeutsch: Das Leben bekommt durch Hoffnung ein zukunftsfrohes «framing». So verstanden ist Hoffnung weder naiver Optimismus noch simples «positive thinking».
Autor: Norbert Bischofberger
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
Mehr zum Thema: Sternstunde Philosophie 03.09.2023 - Corine Pelluchon – Hoffnung angesichts der Klimakrise?
9/2/2023 • 28 minutes, 27 seconds
Sebastian Kleinschmidts «Theologie als ob»
«Lesen Sie die Bibel wie ein grosses dichterisches Epos» sagt der deutsche Philosoph und Essayist Sebastian Kleinschmidt. Mit seiner «Kleinen Theologie des Als ob» möchte er zeigen: auch ohne Glauben an Gott kann die Bibel eine ungeheure Kraft entfalten. Die These Gott allein motiviert zur Hoffnung.
Die Bibel als grosse Metapher – das ist der Zugang, den Sebastian Kleinschmidt Menschen vorschlägt, die mit heiligen Schriften nicht viel anfangen können, religiös unmusikalisch sind und einen rein empirischen Blick auf die Welt haben. Das Versprechen seines Buches «Kleine Theologie des Als ob» lautet: Genauso wie ein Kunstwerk oder ein Gedicht, kann uns auch die Bibel verzaubern – und vielleicht sogar das eine oder andere metaphysische Erlebnis bescheren. Welche Bedeutung kann Glaube in Zeiten der Krisen und Unsicherheiten haben, wenn er nur im «Als ob» existiert? Sebastian Kleinschmidt, selbst in der DDR aufgewachsen und zeitenweise Marxist, schöpft Hoffnung aus den biblischen Texten. «Die Bibel zu lesen, macht jedenfalls nicht dümmer!», sagt er im Gespräch mit Igor Basic.
Autor: Igor Basic
Buchangabe: Sebastian Kleinschmidt, Kleine Theologie des Als ob, Claudius Verlag 2023.
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
«Mehr zum Hoffnungspotential bei Ernst Bloch hier:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/das-prinzip-hoffnung-zum-125-geburtstag-von-ernst-bloch?id=10139468
8/26/2023 • 27 minutes, 26 seconds
Der grüne Islam – oder Klimaschutz durch Öko Dschihad
Solarzellen auf der Moschee, nachhaltiges Fastenbrechen, klimafreundliche Pilgerfahrt: Der Öko Dschihad will den Klimawandel bekämpfen und setzt auf Werte statt Verbote.
Öko Dschihad. Der Begriff irritiert mit voller Absicht. Und passt doch perfekt zu den Klimaschutzbemühungen von Musliminnen und Muslimen weltweit. Denn Dschihad bedeutet nicht nur «Heiliger Krieg», sondern meint auch den inneren Kampf, ein besserer Mensch zu werden. Und im Sinne des Öko Dschihads: Das Bemühen um ein nachhaltigeres Leben.
Klimaschutz im Namen des Islams habe viel Potential, ist die Islamwissenschaftlerin Asmaa el Maaroufi überzeugt. «Die religiösen Argumente docken an Emotionen an, was sehr motivierend sein kann», erklärt sie im «Perspektiven»-Sommergespräch. Und: Der grüne Islam erreicht Bevölkerungsgruppen, die herkömmliche Klimaschutzorganisationen nicht ansprechen.
Folgende Fragen werden beantwortet:
• Was bedeutet Öko Dschihad?
• Wie sieht Klimaschutz im Namen des Islams aus?
• Was sagt der Koran zum Klimaschutz?
• Wen spricht der Öko Dschihad an?
• Welches Potenzial bietet der Öko Dschihad?
Autorin: Nicole Freudiger
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8/19/2023 • 28 minutes, 17 seconds
Taugt der Zoo als Arche Noah?
Severin Dressen will den Zoo Zürich als Naturschutzzentrum und Labor für Artenvielfalt und Nachhaltigkeit positionieren. Seine Partnerin, Dhruvi Dressen, gehört der Religion des Jainismus an. Sie setzt sich für eine nachhaltige Lebensweise ein. Ein etwas anderer Zoobesuch.
Der junge Zoodirektor Severin Dressen liebt Natur und Tiere. Den Zürcher Zoo schätzt er als Naturschutzzentrum in der Stadt, als Labor für Nachhaltigkeit: Hier will er Artenvielfalt und Lebensräume schützen. Der Zoo investiert auch weltweit in Naturschutzprojekte.
Aber taugt der Zoo wirklich als Arche?
Was meint seine Ehefrau, Dhruvi Dressen, eine praktizierende Jaina, zum Konzept Zoo? Jaina wollen ja keiner Mücke ein Beinchen krümmen. Aus Sicht des Jainismus sind alle Lebewesen schützenswert, auch Pflanzen und Mikroorganismen. Der Respekt gegenüber allen Formen des Lebens die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit gehören zur DNA dieser Religion.
Welchen Beitrag zu Artenschutz und Naturschutz leisten die Zoos - und welche Anstösse können die Religionen geben, um über das Zusammenleben von Mensch und Tier neu nachzudenken?
* Die Ausgabe «Taugt der Zoo als Arche Noah?» gehört zur Sommerserie «Grüne Religionen».
* In der Sendung «Sternstunde Philosophie» begründet Severin Dressen, warum es heute noch Zoos geben muss: https://www.srf.ch/audio/sternstunde-philosophie/severin-dressen-warum-es-zoos-geben-muss?id=12409990
Autor: Norbert Bischofberger
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8/12/2023 • 28 minutes, 19 seconds
Der Wald als Kirche und Quelle der Spiritualität (W)
Stille, Nähe zur Natur, zu Tieren, Pflanzen, Wasser. Der Wald ist für den Theologen Matthias Wenk und seine Frau Maria ein besonderer Ort. Sie unterrichtet hier Kinder, er sucht die Nähe zu Gott. Ein Gespräch über die Anziehungskraft des Waldes als Ort der Spiritualität.
«Gottes Gegenwart kann ich in der Natur am unmittelbarsten spüren», sagt Matthias Wenk. Weil zum Christentum aber mehr gehört also persönliche Nähe zu Gott, organisiert der römisch-katholische Seelsorger gemeinsam mit seinem reformierten Kollegen einen Waldgottesdienst – immer auf der Suche nach neuen Formen der Spiritualität und der kirchlichen Gemeinschaft.
Auch für seine Frau Maria ist der Wald ein Ort der Spiritualität. Als Förstertochter hat sie seit frühester Kindheit eine Beziehung zum Wald – und gibt diese nun im Waldkindergarten an neue Generationen weiter.
Die beiden erzählen, was der Wald ihnen bedeutet, wie Spiritualität und Glaube in der Natur gelebt werden können. Aber auch davon, wie es ist, als Paar unterwegs zu sein in einer für die Kirche turbulenten Zeit.
Autorin: Nicole Freudiger
8/5/2023 • 29 minutes, 2 seconds
Auch Weinberge brauchen Biodiversität
Bruno Martin ist Bio-Pionier und baut seit anfangs der 1990ern seinen Wein biologisch an. Unterdessen hat er auf biodynamisch umgestellt, ebenso wie Anne-Claire Schott. Für beide ist die Natur wichtig – sei es, weil sie Gottes Schöpfung ist oder Tor zur Spiritualität.
Ein jeder hockt unter seinem Weinberg und hat Frieden. So beschreiben die biblischen Propheten das Paradies. Doch dafür muss der Mensch erst mal ackern. Das weiss Bruno Martin aus eigener Erfahrung. Nicht nur, weil er biologisch anbaut, sondern dies auch als Pionier getan hat. Es war nicht immer ein einfacher Weg. Dank seinem starken Willen und nach schweren Schicksalsschlägen kann er heute viele Früchte ernten – im Weinberg wie auch persönlich. Zudem bringt er sich als Mitglied der Eidgenössischen-Demokratischen Union EDU auch parteipolitisch ein.
Zu einer jüngeren Generation von Bio-Winzerinnen und Winzern gehört Anne-Claire Schott. Im Kampf gegen den Klimawandel ist für sie Biodiversität der Schlüssel. So arbeitet sie mit biodynamischen Methoden, glaubt an die Kraft der Hände und des Kosmos. Für Perspektiven nimmt sie uns mit in den Weinberg oberhalb des Bielersees.
Mehr zu den Naturweinen von Anne-Claire Schott:
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/winzerin-anne-claire-schott-mit-naturwein-gegen-die-konsumgesellschaft
Autorin: Léa Burger
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7/29/2023 • 30 minutes, 49 seconds
Tobias Adam – Klimaaktivist, Student, Podcaster
So geht es nicht weiter mit uns und der Erde, sagte sich der Theologiestudent Tobias Adam und wurde Klimaaktivist. Er engagiert sich im Zürcher Stadtkloster für alternatives und nachhaltiges Leben. In seiner Bachelorarbeit ging er der Frage nach, wie Glaube und Klimaaktivismus zusammengehören.
Tobias Adams Vorbild ist Dorothee Sölle. Die bekannte feministische Theologin schrieb, dass theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenzen einer Heuchelei gleichkomme. Also engagiert sich Tobias Adam, etwa für die Lancierung der Schöpfungsinitiative. Diese verlangt von den Zürcher Kirchgemeinden klimaneutral zu werden bis 2035.
Während seines Studiums hat Tobias Adam in einer Podcastserie mit sehr unterschiedlichen, kirchlich engagierten Menschen gesprochen und ist mit ihnen der Frage nachgegangen, welche Rolle ihr Glaube im Umgang mit der Klimakrise spielt.
Gerechtigkeit ist für Tobias Adam ein zentrales Anliegen. Doch wer ist für Gerechtigkeit verantwortlich? Gott oder Mensch? Welche Form von Widerstand darf, muss oder kann der Mensch leisten? Ein Porträt.
Autorin: Maya Brändli
7/22/2023 • 29 minutes, 19 seconds
Unterwegs mit dem Klanggärtner
Die Welt ist laut: sie dröhnt, brummt und rauscht. Andres Bosshard kämpft gegen Klangverschmutzung. Der Musiker und international beachteter Installationskünstler nennt sich Klanggärtner und gestaltet mit Architekt:innen lebensfreundlichere Klangräume.
Die Ohren sind offen. Tag und Nacht loten sie Räume aus. Sie lieben Naturklänge, Wasserplätschern oder Vogelgesang. Laut Bosshard bevorzugen sie strukturierte Oberflächen, bei denen der Schall zurückgesendet wird. Glatte Flächen hingegen seien akustisch tot und für hörende Ohren nichtssagend.
Damit sich Menschen wohl fühlen, brauche es einen gesunden Mix aus Klängen und Stille. Andres Bosshard spricht anstatt von Stille jedoch lieber vom «Murmelstrom des Lebens». Das ist für ihn der ideale Klang. Dieser Klang könne eine Verbindung zum unsichtbaren Lebensprinzip schaffen, wie Bosshard es nennt.
Der Klanggärtner erklärt auf einem Spaziergang vom Zürcher Hauptbahnhof bis zum Alten Botanischen Garten, wie der menschliche Körper auf Raumklang reagiert. Er macht Mut, den Klangraum der Stadt aktiv mitzugestalten und erläutert, inwiefern das Lauschen ein spiritueller Vorgang sein kann.
Autorin: Yvonn Scherrer
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7/15/2023 • 30 minutes, 1 second
Fischlichristen im Umwelteinsatz
«Grüner Fisch» nennt sich eine Gruppe Christinnen und Christen augenzwinkernd: Sie befreien Wald und Wiesen von Müll und invasiven Pflanzen. Auch der Berner Weltraumphysiker André Galli ist hier aktiv. Mit ihm gehen wir auf Nachtwanderung, schauen in den Himmel und auf den Zustand dieser Erde.
Christlicher Glaube und faktenbasierte Weltbetrachtung sind kein Widerspruch für André Galli (45). In den Vereinigten Bibelgruppen erklärt er die Wechselwirkung von CO2-Ausstoss und Klimakrise. Und bei seiner Vineyard-Gemeinde steht der Einsatz für Mensch und Schöpfung ganz oben im Profil.
Christ:innen aller Couleur, auch «Fischlichristen», haben längst verstanden, wie gravierend die Klimakrise ist. Den Mut zum Weiterkämpfen verliert André Galli dennoch nicht. Sein Kompass sind der Polarstern, die Bibel und das Vertrauen auf Gott.
Auf einem Nachtspaziergang zwischen Bern und Bremgarten schauen wir auf Mond und Venus. "Dort sei kein Platz zum Leben", betont Galli, der das Sonnensystem an der Universität Bern erforscht. Die Faszination für das Weltall hat seine Liebe zur Erde nur noch grösser gemacht. Und damit auch seine Sorge um die Schöpfung.
* PD Dr. André Galli ist Dozent für Space Research & Planetary Sciences an der Universität Bern
* Der «Grüne Fisch» ist ein Verein «christlich geprägter Menschen mit einem Herz für ALLES Leben auf dieser Welt.» Der Schweizer Verein unterstützt auch Menschen im globalen Süden, die unter Umweltzerstörung leiden.
Autorin: Judith Wipfler
Kirchen auf der ganzen Welt demonstrieren für Klimagerechtigkeit, Perspektiven:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/klimaproteste-was-nuetzt-der-glaube?id=12244137
Buchensterben und Trockenheit - wie der Wald in der Schweiz überleben kann, zeigt Kontext:
https://www.srf.ch/audio/kontext/baeume-und-klima-die-suche-nach-dem-wald-der-zukunft?id=12397315
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7/8/2023 • 26 minutes, 43 seconds
Schicksal der Missionskinder untersucht (W)
Auch das ist ein Stück Missionsgeschichte: Viele Kinder von Missionarinnen und Missionaren wuchsen getrennt von ihren Eltern auf. Die Kulturwissenschaftlerin Dagmar Konrad erforschte, wie es den "elternlosen Kindern" in Basel erging.
Die Basler Mission legte Wert darauf, dass ihre Missionare verheiratet waren, wenn sie in Afrika, China oder Indien das Wort Gottes verkündeten.
Ihre «Missionskinder» wurden aber oft aus Angst vor Krankheit und Tod zurück nach Europa geschickt, wo sie bei Verwandten oder im Kinderhaus untergebracht wurden.
Autorin: Maya Brändli
Für die damaligen Kinder waren das einschneidende, lebensprägende Erfahrungen. Die Kulturwissenschaftlerin Dagmar Konrad hat die Schicksale der sogenannten Missionskinder in einem Nationalfondprojekt untersucht.
Dagmar Konrad hat ihre Forschungen publiziert unter dem Titel: "Missionskinder.
Migration und Trennung in Missionarsfamilien der Basler Mission des 19. Jahrhunderts", erschienen im Waxmann Verlag, 2023.
Anlässlich der Veröffentlichung wiederholen wir die Sendung von Maya Brändli aus dem Jahr 2012. Die interviewten Missionskinder, die Sie in der Sendung hören, leben inzwischen nicht mehr.
7/1/2023 • 30 minutes, 38 seconds
Das Wunder der Rose – eine Blume, tausend Botschaften
Rote Rosen stehen für glühende Liebe. Doch die «Königin der Blumen» hat noch viel mehr zu sagen: In der jüdisch-christlichen Tradition ist sie ein tiefgründiges Symbol. «Perspektiven» geht den unbekannteren Bedeutungen der Rose nach.
Es ist Frühsommer, die Zeit der Rosen. Sie leuchten und duften in Gärten und Parks. Für Detta Kälin ist diese Blume viel mehr als einfach nur schön. Sie hat sich auf religiöse Kunst spezialisiert und sagt, Maria, die Mutter Jesu, werde immer wieder mit der Rose verglichen. Die Blüten stehen dabei für ihre innere Schönheit, und die Dornen zeigen, dass sie wehrhaft und eigenständig ist.
Christine Lamontain beschäftigt sich als Aromatherapeutin mit Pflanzendüften. «Viele Menschen», sagt sie, «finden im Rosenduft ein tiefes Vertrauen ins Leben mit all seinen Höhen und Tiefen.» Für Christine Lamontain steht der Rosenduft für den Anfang und das Ende, für das A und das O.
Autorin: Yvonn Scherrer
6/24/2023 • 26 minutes, 20 seconds
(W) Hauptsache Liebe: Pfarrer Stefan Moll u seine Schlagerfamilie
Die Kirche muss neue Wege gehen. Davon ist der methodistische Pfarrer Stefan Moll überzeugt. Und setzt auf deutsche Schlager.
Die einen rümpfen über deutsche Schlager die Nase, die anderen fühlen sich von den einfachen Melodien und Texten angesprochen. Auch in der Schweiz haben Schlager eine grosse Fangemeinde. Die Lieder drehen sich meist um die Liebe. «Die Lieder erfüllen Sehnsüchte, die in den zuweilen bitteren Schicksalen ihrer Fans unerfüllt bleiben», erklärt Stefan Moll den Erfolg der Schlagermusik. Er ist Pfarrer in der methodistischen Kirche – und der erste offizielle «Schlagerpfarrer» der Schweiz. Beim Fernsehkanal Music 24 gestaltet Moll Gottesdienste. Inzwischen hat sich eine eingeschworene, ökumenisch funktionierende Schlagerfamilie um ihn herum gebildet. Was sonst meist zwei verschiedene Welten sind, kommt hier zusammen: Schlager und Kirche. Das passe ganz gut, ist Pfarrer Moll überzeugt.
Autorin: Maya Brändli
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Diesen Beitrag vom November 2022 strahlen wir im Rahmen des SRF-Schwerpunkts zu Brauchtum und Volksmusik erneut aus.
Mehr zum Programm hier:
https://www.srf.ch/radio-srf-musikwelle/volksmusik/volksmusikjahr-2023-buehne-frei-fuer-die-volksmusik
6/17/2023 • 29 minutes, 6 seconds
Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe: Geht das?
Die kirchlichen Hilfswerke HEKS und Fastenaktion wollen die kolonialen Wurzeln der Entwicklungszusammenarbeit überwinden. «Decolonizing Aid», also Entkolonisierung der Entwicklungshilfe, heisst dieser Ansatz. Doch ist partnerschaftliche Hilfe möglich, wenn einer Geld gibt und der andere empfängt?
Entwicklungshilfe hiess früher: Mit einem Spendenbrief Geld sammeln, in der Schweiz entscheiden, was damit gemacht wird und dann in Afrika oder Indien Brunnen bauen oder Saatgut verteilen. Heute sollen die Menschen im globalen Süden selbst entscheiden, wofür sie Geld benötigen. Programme statt Projekte heisst der Ansatz. Und Entwicklungszusammenarbeit statt Entwicklungshilfe. Das bedeutet auch: Beim Sammeln der Spenden nicht mehr Armutsstereotypen verbreiten – und vor Ort Kontrolle abgeben. Über die Herausforderungen dieser neuen Art von Entwicklungszusammenarbeit, wo sie an Grenzen stösst und wo Spenderinnen und Spender umdenken müssen, darüber sprechen wir mit:
* Sandrine Cottier, Leiterin Programmentwicklung bei Fastenaktion
* Hanspeter Bigler, Leiter Kommunikation und Mobilisierung bei HEKS
* Elisio Macamo, Professor für Soziologie mit Schwerpunkt Afrika an der Universität Basel
Weiterführende Links:
Ein neuer Blick auf die koloniale Vergangenheit der Schweiz: https://www.srf.ch/audio/kontext/kultur-talk-ein-neuer-blick-auf-die-koloniale-vergangenheit-der-schweiz?id=12395995
Werden wir den Kolonialisums je überwinden? Ein Gespräch mit Adom Getachew in der Sternstunde Philsophie.
* Zum Hören: https://www.srf.ch/audio/sternstunde-philosophie/adom-getachew-werden-wir-den-kolonialismus-je-ueberwinden?id=12399157
* Zum Sehen: https://www.srf.ch/play/tv/sendung/sternstunde-philosophie/sendetermine?id=b7705a5d-4b68-4cb1-9404-03932cd8d569
Autorin: Nicole Freudiger
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6/10/2023 • 29 minutes, 44 seconds
Gott 9.0 oder: Wie integral ist das Christentum der Zukunft?
Die «integrale Theologie» will das Christentum neu übersetzen. Für alle, die mit alten Dogmen und Formen wenig anfangen können, die aber eine Sehnsucht haben nach «mehr». Gelingt das?
Vor über zehn Jahren erschien mit «Gott 9.0» ein Bestseller. Untertitel: «Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird». Marion Küstenmacher, Tilmann Haberer und Werner Tiki Küstenmacher wandten darin das System der «Spiral Dynamics» aufs Christentum an. Die «Spiral Dynamics» kommen aus der Unternehmens-Entwicklung und gründen auf Forschungen der Philosophie und Psychologie. Mit «Gott 9.0», so berichten Küstenmacher und Haberer, gaben sie vielen Menschen Worte für das, was sie bereits fühlten: Sie waren aus ihrem Glauben herausgewachsen.
Was erstmal kompliziert klingen mag, ist im Grunde einfach zu verstehen: Dieses System geht davon aus, dass die Menschen und die Menschheit sich entwickeln und dadurch neue «Bewusstseinsräume» erschliessen. Je nach Stufe oder Raum wird auch Gott oder das Göttliche anders wahrgenommen. Und je nach Raum wird das Leben und die Spiritualität unterschiedlich gelebt.
Inzwischen sind mit «Integrales Christentum» und «Von der Anmut der Welt» weitere Bücher im «Gott 9.0»-Universum erschienen. In «Perspektiven» erzählen Tilmann Haberer und Marion Küstenmacher von ihrer Entdeckungsreise. Dabei gehe es nicht um ein «Schneller, Höher, Weiter», sondern um Entwicklungsschritte und neue Erlebnisräume. Wir fragen nach, was dieses Konzept mit der Zukunft des Christentums zu tun haben könnte.
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken auf: [email protected]
Autorin: Dorothee Adrian
6/3/2023 • 33 minutes, 18 seconds
(W) Der heiligen Geistkraft auf der Spur
Eine «Biografie» des Heiligen Geistes schrieb der Münchner Theologe Jörg Lauster. Darin spürt er einem Phänomen nach, das wandlungsfähig, nie ganz fassbar und dennoch eine weltbewegende Kraft sei. Doch bevor der Heilige Geist männlich wurde, schwebte die Ruach über den Wassern.
Ruach heisst die heilige Geistkraft oder auch der Lebenshauch auf Hebräisch, und zwar in der Schöpfungserzählung der Bibel. Wie entstanden all diese verschiedenen Vorstellungen über die spirituelle Windenergie? Darüber sprechen wir auch mit einer Schweizer feministischen Theologin der ersten Stunde, Helen Schüngel-Straumann. Sie widmete ihr theologisches Wirken unter anderem der Ruach.
Autorin: Dorothee Adrian
Diese Sendung ist eine Wiederholung aus dem Jahr 2022.
Mehr über die sogenannte Pfingstbewegung, für welche die heilige Geistkraft eine besondere Bedeutung hat:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/viel-mehr-als-scharlatanerie-pfingstkirchen-weltweit?id=11769355
5/28/2023 • 28 minutes, 40 seconds
(W) Gott polyglott – von der Mehrsprachigkeit religiöser Menschen
Schon Kinder lernen Hebräisch, Thailändisch, Arabisch oder Sanskrit. Denn das sind die Sprachen ihrer heiligen Schriften, Liturgien, Gebete und Rituale. Daneben sprechen sie Mundarten, Muttersprachen und Standartsprachen. Was bringt religiösen Menschen diese Vielsprachigkeit?
Gott wird in der Schweiz in über hundert Sprachen angerufen, auf Hochdeutsch genauso wie auf Türkisch. – Überaus vielfältig sind hierzulande die Sprachen in Gottesdienst, Religionsunterricht und Gebeten. Die liturgischen Sprachen in Moscheen, Kirchen, Tempeln und Synagogen der Schweiz sind aber meist nicht die Umgangssprachen hiesiger Menschen. Die Religionsgemeinschaften investieren viel, damit Kinder schon früh auch die religiösen Sprachen erlernen.
Studien haben gezeigt, dass diese Mehrsprachigkeit ihre Identität ebenso stärkt wie Bildung und Integration. Moscheevereine und Tempel leisten mit Sprachkursen einen nennenswerten Beitrag dazu, dass Menschen hier heimisch werden.
Vom Wert religiöser Mehrsprachigkeit erzählt die reformierte Theologin Tabitha Walter vom Zürcher Institut für interreligiösen Dialog ZIID.
Der Beitrag ist eine Produktion aus dem Jahr 2022.
Autorin: Judith Wipfler
5/27/2023 • 27 minutes, 48 seconds
Heilen wie einst Mohammed
Sie geht auf die Überlieferungen aus dem Leben des Propheten Mohammeds zurück: Die prophetische Medizin. Mit Honig, guter Luft oder Beschwörungsformeln sollten die Menschen gesund werden. Heute gewinnt die prophetische Medizin wieder an Bedeutung, auch aus politischen Gründen.
Heilung ist in vielen Religionen ein zentrales Element und stark mit dem Glauben verbunden. So gibt es auch im Koran unterschiedliche Stellen, die vom Gesundwerden handeln. Hinzu kommen gesundheitsspezifische Überlieferungen des Propheten Mohammed. Sie befassen sich mit Lebens- und Heilmitteln, die gegen Krankheiten helfen sollen.
Die sogenannt prophetische Medizin ist im ersten Jahrhundert des Islams entstanden, wie Medizinhistoriker Rainer Brömer von der Universität Marburg weiss. An Bedeutung gewann sie dann erst 700 Jahre später. Brömer hat lange Zeit in der Türkei gearbeitet und geforscht. Dort gewinnt die prophetische Medizin an Bedeutung und wird durch die Regierung gefördert.
Auch in der Schweiz wird prophetische Medizin praktiziert. Das können muslimische Heilpraktiker sein, die sich mit Heilmitteln auskennen. Oder es sind Spitalseelsorgende, die von Patientinnen angefragt werden, Koransuren zu rezitieren. Das erlebt Abduselam Halilovic immer wieder. In Perspektiven erzählt der Seelsorger von seinen Erfahrungen und ordnet Praktiken der prophetische Medizin auch theologisch ein.
Autorin: Léa Burger
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
5/20/2023 • 31 minutes, 12 seconds
Kirche in der Cloud – geht Gemeinschaft auch digital?
Ein interaktiver Zoom-Gottesdienst, Meditieren vorm Laptop: Für manche Menschen sind digitale Formate längst schon keine Notlösung mehr, sondern ein Segen.
Weil sie aus dem ganzen deutschsprachigen Raum dabei sein können. Weil es im Alltag schnell und unkompliziert geht. Weil sie einander ins Gesicht schauen, statt auf die Hinterköpfe. Aber – geht das wirklich, Gemeinschaft digital erleben? Fehlt es nicht, die anderen im selben analogen Raum zu erleben, zur Begrüssung in den Arm zu nehmen?
Wir sprechen für «Perspektiven» mit Menschen, die im «Netzkloster» gemeinsam meditieren. Und mit Mitarbeitenden von «Brot & Liebe», einem digitalen Gottesdienst, bei dem es statt Predigt und Fürbitten Storys und Chat-Gebete gibt.
In der Sendung zu hören sind:
* Meinrad Furrer, römisch-katholischer Seelsorger, «Brot & Liebe» Team Schweiz
* Birgit Mattausch, Pastorin und Predigt-Coach, «Brot & Liebe» Team Berlin
* Simon Weinreich, «Netz-Abt» des «Netzkloster», einem Projekt der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz
* Sabrina Müller, habilitierte Theologin und Geschäftsleiterin des Universitären Forschungsschwerpunkts «Digital Religion(s)» an der Universität Zürich
* Teilnehmende des «Netzkloster»
Autorin: Dorothee Adrian
Digitalisierung und Kirche, das beschäftigt uns schon länger.
Nicole Freudiger ist dem Thema in folgenden beiden Sendungen nachgegangen:
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/digitalisierung-die-kirche-und-der-digitale-draht-ins-diesseits
und
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/religion-in-der-digitalen-welt-wohin-geht-die-reise?id=11549874
5/18/2023 • 34 minutes, 40 seconds
Geborgen im göttlichen Mutterschoss
Von der Erde sind wir genommen, zur Erde kehren wir zurück. Zu Klängen aus Peter Roths «Missa Gaia» spricht die Berner Bibelwissenschaftlerin Silvia Schroer über die Erde als Mutterschoss. Laut Bibel sind wir Menschen «Erdlinge». Und aus der Erde komme alles Lebendige.
Als im Vatikan indigene Menschen aus Amazonien eine sogenannte Pachamama-Zeremonie abhielten, hagelte es Proteste. Vornehmlich rechtskonservative Kreise kritisierten das Ritual für «Mutter Erde» als heidnisch. Doch biblische Texte halten dagegen.
Poetisch fassen es etwa die Psalmen oder das Buch Hiob: Wir Menschen kommen aus der Mutter Erde, werden in und von ihr gebildet und nach dem Tod kehren wir wieder in sie zurück. Die Berner Theologin Silvia Schroer geht biblischen Traditionen rund um Mütterlichkeit nach: die Mütterlichkeit der Erde, Gottes und der Menschen.
Autorin: Judith Wipfler
Perspektiven von 06.09.2010 zum Nachhören:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/tiere-in-der-bibel-neu-entdeckt?id=10146993
Sternstunde Philosophie am Muttertag zum Thema "Muttersein – Natürlich kompliziert!":
https://www.srf.ch/play/tv/sendung/sternstunde-philosophie/sendetermine?id=b7705a5d-4b68-4cb1-9404-03932cd8d569
5/13/2023 • 36 minutes, 12 seconds
Purpose und Gemeinwohl: Wenn das Business Sinn macht
Mehr Sinn und weniger Gier in der Wirtschaft. Dafür setzen sich Purpose-Unternehmen und die Gemeinwohl-Ökonomie ein. Für sie zählen der Zweck des Unternehmens und gemeinsame Werte wie Nachhaltigkeit oder Mitbestimmung.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Purpose-Unternehmen reicht der Lohn allein nicht. Sie engagieren sich in der Arbeit auch für die Gesellschaft und das Wohl von Mensch und Umwelt. Tolle Produkte allein reichen nicht. Firmen sollen auch einen Beitrag zur Lösung von sozialen, ökonomischen oder ökologischen Problemen leisten. So sieht es auch die Gemeinwohl-Ökonomie. Firmen dürfen nicht für wenige gewinnbringend betrieben und später verkauft oder rigorosen Sparmassnahmen unterzogen werden. Wie funktionieren sogenannte Purpose-Unternehmen? Welche Rolle spielen ethische oder spirituelle Werte? Sind „sinnerfüllte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produktiver? Norbert Bischofberger besucht die „Kaffeemacher in Basel und Sylvia Fontana von der Vereinigung Christlicher Unternehmer in ihrer Werkstätte für Malerei.
5/6/2023 • 26 minutes, 49 seconds
Das Schabbat-Prinzip. Vom Wert des Ruhetags.
Sechs Tage sollst Du arbeiten, am siebten Tage aber ruhen. Damit liefert die Bibel das stärkste Sozialgesetz der Menschheit. Bis heute gibt der wöchentliche kollektive Ruhetag als Sonntag den globalen Takt vor. Thomas Wallimann Sasaki erklärt die Tiefendimensionen des Schabbat-Prinzips.
Der kollektive wöchentliche Ruhetag geht auf den biblischen Schabbat zurück. Er gilt allen Menschen, egal welchen Geschlechts, welcher Herkunft oder sozialen Standes sie sind. Wirklich alle sollen frei haben, nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere. Und die Äcker haben alle sieben Jahre ebenfalls ein Sabbatical verdient.
Neben sozialer Gerechtigkeit zeigt die Bibel also auch ökologische Dimensionen auf. Und schliesslich sind Schabbat und global der Sonntag dazu da, sich versammeln zu können, zum Nachdenken und Beten.
Auskunft geben der jüdische Psychologe Gabriel Strenger (Jerusalem) und der christliche Theologe Thomas Wallimann Sasaki (Nidwalden). Wallimann arbeitet für «ethik22», einem Institut für Sozialethik, das von der römisch-katholischen Kirche der Schweiz mitgetragen wird.
Autorin: Judith Wipfler
Diese Ausgabe von Perspektiven macht den Anfang des SRF Schwerpunkts «Zahltag - zwischen Beruf und Berufung».
Ein ausführliches Gespräch über Spiritualität mit dem jüdisch-orthodoxen Gelehrten Gabriel Strenger ist hier zu hören:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/spiritualitaet-braucht-wurzeln?id=10937412
4/29/2023 • 28 minutes, 54 seconds
Leidenschaft für Gott und die Menschen: Dorothee Sölle
Sie war pointiert, politisch, fromm: Dorothee Sölle. Die evangelische Theologin begeisterte und provozierte. Zu ihrem 20. Todestag wird sie vielerorts erinnert. Auch in Perspektiven.
Dorothee Sölles leidenschaftliche Theologie begeistert Menschen bis heute. Ausgehend von Erfahrungen des Leidens und der Ungerechtigkeit wollte sie Gott neu denken. Sie gab den allmächtigen Vater im Himmel auf und fand Gott in den Menschen, im Diesseits. Ihre Theologie und ihre Poesie bewegte und bewegt Menschen, sich einzusetzen und aufzustehen. Christsein, das bedeutete für Dorothee Sölle die Möglichkeit, ein anderer, eine andere zu werden. Wir spüren in Perspektiven der Energie dieser unkonventionellen Theologin nach. Wir haben uns am Podium der Zeitschrift Neue Wege, der Evangelischen Frauen Schweiz und der Paulusakademie Zürich umgehört und die Luzerner Theologin Li Hangartner ins Studio eingeladen: Worin liegt die Kraft von Dorothee Sölles Theo-Poesie?
Autorin: Dorothee Adrian
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
4/22/2023 • 36 minutes, 21 seconds
Kindern Religion erklären
Erstmals beschäftigt sich eine Schweizer Studie mit dem konfessionellen Religionsunterricht für Kinder. Sie macht deutlich: Die Angebote sind vielfältig und bei Kindern mehrheitlich beliebt. Wir besuchen einen «Reli-Unti» und treffen auch die Eltern. Was wollen sie ihren Kindern mitgeben?
Für Perspektiven treffen wir Kinder des evangelischen Religionsunterrichts in Ossingen, Kanton Zürich. Sie plaudern über Gott und die Welt. Die Katechetin Karin Schmid erzählt über ihre Motivation, Kindern Religion zu vermitteln. Und Eltern geben Auskunft, was ihnen bei der religiösen Erziehung wichtig ist.
Dem konfessionellen Religionsunterricht der Kirchen kommt eine wichtige Rolle zu, wenn Kinder und Jugendliche für christliche Religion und Kirche begeistert werden wollen. Schliesslich besagen religionssoziologische Studien, dass jede Generation weniger religiös ist als die vorherige. Wie also die eigene Zukunft sichern, wenn auch im Elternhaus Religion an Bedeutung verliert? Der Studienleiter Thomas Schlag ist aufgrund der Ergebnisse überzeugt, dass Kinder und Jugendliche für Kirche begeistert werden können. Nur etwa 50 von 500 Kindern gaben in der Studie an, sich nicht für Kirche zu interessieren. Die anderen Kinder reagieren positiv auf pädagogische Angebote.
Wie es dazu kommt, dass jede Generation etwas weniger religiös ist als die vorherige, und wie das die Religionssoziologie untersucht, das können Sie hier hören:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/warum-glauben-immer-weniger-an-gott?id=12117662
Jugendliche können auch jenseits des Elternhauses oder des klassischen Religions- und Konfirmationsunterricht befähigt werden, sich auf die Suche nach dem Glauben zu machen. Die Methode der sogenannten Jugendtheologie hat dies zum Ziel. Wie genau das funktioniert, hören Sie hier:
https://www.srf.ch/play/tv/perspektiven/video/war-jesus-ein-zombie-wie-jugendliche-theologie-treiben?urn=urn:srf:audio:c13ae0ac-4d70-4763-85bf-5e3af97e7e28
Autorinnen: Léa Burger und Nora Weber
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4/15/2023 • 27 minutes, 43 seconds
Marielle Franco: Eine Märtyrerin der heutigen Zeit?
Im März 2018, vor 5 Jahren, wurde die brasilianische Politikerin Marielle Franco in ihrem Auto in Rio de Janeiro erschossen. Franco war eine linke brasilianische Lokalpolitikerin, die sich für Menschenrechte einsetzte, besonders für afrobrasilianische, arme und lesbische Frauen.
Als die Theologin Katharina Merian von diesem Mord erfuhr, beschäftigte sie das sehr. Sie lernte Portugiesisch, reiste nach Brasilien und sprach mit Freunden, Weggefährtinnen und Familienangehörigen. Ihr Anliegen war es, eine Theologie der Erinnerung zu entwickeln. Eine «gefährliche Erinnerung», wie es der Theologe Johann Baptist Metz nannte. Wie wird eine Kämpferin wie Marielle Franco erinnert? Als Opfer? Als Heldin? Als Märtyrerin? Inwiefern lebt sie weiter in der Erinnerung, und inwiefern ermächtigt diese Erinnerung andere, den Einsatz für Gerechtigkeit fortzuführen? In «Perspektiven» erzählt Katharina Merian die Geschichte von Marielle Franco, von den Folgen ihres Mordes und ihrer «Auferstehung».
Autorin: Dorothee Adrian
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4/8/2023 • 33 minutes, 24 seconds
Gemeinsam im Schweigen essen: eine spirituelle Delikatesse
Essen in Stille. Den eigenen Atem und das Klingen des Löffels im Ohr. Wer sich aus freien Stücken schweigend ins gemeinsame Essen vertieft, kostet eine spirituelle Delikatesse. Sie ist vielen spirituellen Traditionen eigen. Im eröffneten Moment Café in Basel lässt sie sich niederschwellig erleben.
Der Architekt Thomas Fries ist dem Zen zugewandt. In Meditationsretreats lernte er das Essen im Schweigen kennen und lieben. Er träumte von einem Café mitten in der Stadt, in dem man dem Lärm und dem Stress entfliehen kann und wo es eine Suppe oder ein Getränk im Schweigen zu geniessen gibt. Der Traum hat sich erfüllt: Das Moment Café gibt es seit vier Monaten.
Auch die buddhistische Meditationslehrerin Dagmar Jauernig liebt es, im Schweigen zu essen. «Oft essen wir gar nicht unser Essen, sondern vielmehr unsere Gedanken», sagt sie. «Doch wenn ich mich bewusst dem Essen zuwende, wird jeder Bissen zum Erlebnis. Und wenn der Geist langsam zur Ruhe kommt, empfinde ich Frieden und Dankbarkeit.»
In christlichen Klöstern gehört das gemeinsame Essen im Schweigen zum Alltag. Priorin Irene vom Kloster Fahr erzählt von ihrer täglichen Praxis. «Perspektiven» ist bei einem Mittagessen im Kloster dabei, zu dem immer eine Lesung serviert wird.
Autorin: Yvonn Scherrer
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4/7/2023 • 25 minutes, 53 seconds
Frieden ist nicht der Normalfall
«Wir haben im Frieden versäumt, den Frieden zu erhalten», sagt der Berner Ethiker Frank Mathwig. Er kritisiert, dass die aktuelle Politik ihre Entscheide vor allem moralisch und nicht mehr rational begründe. Das gefährde unsere Demokratie. Ein Gespräch mit dem reformierten Ethiker Frank Mathwig.
«Krieg darf um Gottes Willen nicht sein!» - mit diesem Grundsatz sind viele Kirchenmenschen nach 1945 aufgewachsen. Es war ein Grundsatz der ökumenischen Bewegung, die als Friedensbewegung begann. Lange gehörte es zum guten Kirchenton, an Abrüstungsdemos und Friedensmärsche zu gehen. Auf den Fahnen der Propheten-Slogan: «Schwerter zu Pflugscharen!». - Heute werden nur wenige christliche Stimmen gegen die neue Aufrüstung laut. Altbischöfin Margot Kässmann erlebte sogar einen Shitstorm auch von kirchlicher Seite, als sie öffentlich die Waffenlieferungen an die Ukraine hinterfragte. - Woher der Umschwung?
Der reformierte Ethiker Frank Mathwig meint, die offene Debattenkultur sei dem Krieg zum Opfer gefallen. Er wehrt sich für demokratische Debatten und gegen eine populistische Moralisierung der Politik.
Auch die Sternstunde Philosophie diskutierte am 2.4.23 über Pazifismus oder Waffen: https://www.srf.ch/play/tv/sendung/sternstunde-philosophie
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4/1/2023 • 30 minutes, 51 seconds
Kirche braucht Kritik – das theologische Feuilleton «feinschwarz»
Das theologische Online-Magazin «feinschwarz» bringt Theologie kostenlos unters Volk. Das Online-Feuilleton regt Diskussionen in der römisch-katholischen Kirche an und beteiligt sich an gesellschaftlichen Debatten. «feinschwarz» erhält den Herbert Haag Preis 2023.
Das theologische Online-Feuilleton «feinschwarz» erreicht monatlich etwa 100'000 Leserinnen und Leser. «Damit ist es eines der führenden unabhängigen Medien im kirchlich-theologischen Bereich», heisst es in der Begründung der Herbert Haag Stiftung für die Preisverleihung.
Eine Redaktion aus der Schweiz, Österreich und Deutschland betreibt seit acht Jahren «feinschwarz». Das Team von etwa einem Dutzend Theologinnen und Theologen arbeitet ehrenamtlich. Die Online-Zeitung finanziert sich durch Spenden. «feinschwarz» analysiert Themen der Zeit aus theologischer Perspektive. Das Magazin will die christliche Theologie und ihre Themen wieder auf die gesellschaftspolitische Tagesordnung setzen. Inhaltlich orientiert sich «feinschwarz» an einem progressiven Theologie-Verständnis.
Die Theologin Franziska Loretan-Saladin und der Theologe Daniel Bogner von der Redaktion von «feinschwarz» und die Autorin und Spitalseelsorgerin Kerstin Rödiger geben in dieser Ausgabe der «Perspektiven» Einblick in das Räderwerk von «feinschwarz». Norbert Bischofberger leitet das Gespräch.
Mehr zum Thema:
Perspektiven vom 02.05.2020 mit Daniel Bogner: «Ist die römisch-katholische Kirche reformierbar?» https://www.srf.ch/audio/perspektiven/ist-die-roemisch-katholische-kirche-reformierbar?id=11752647
Online-Artikel: «Ein Priester allein macht noch keine Kirche» https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/corona-als-chance-fuer-reformen-ein-priester-allein-macht-noch-keine-kirche
3/25/2023 • 28 minutes, 19 seconds
Wer glaubt noch an die Seele?
Die Seele hat an Akzeptanz eingebüsst. Selbst Christ:innen monieren, dass sie die Körper-Seele-Trennung nicht mehr mitmachen wollen. Wie stellen sich Menschen ihre Seele heute vor?
Menschen sehen sich "seelisch erschüttert oder "seelisch ergriffen. Auch in Zeiten von Hirnforschung und Nanotechnologie umschreiben sie ihr inneres Erleben mit dem alten Bild der Seele. Die damit verbundene Vorstellung von einer vom Körper getrennten Seele finden viele heute überholt.
Im Laufe der Jahrtausende hat sich die Vorstellung von einer «Seele» gewandelt. Die Religionen versuchten mit dem Konzept Seele den Konflikt zwischen Jenseits und Diesseits zu lösen. Später galt Seele als Organ, das die Naturwissenschaft zu messen versuchte. Aber auch viele Christen stört die alte Lehre einer vom Körper getrennten Seele.
Viele Menschen sehen die Seele inzwischen als spirituelle Essenz des Menschen, die Geist und Materie einschliesst und übersteigt.
Übernahme einer Produktion des WDR von 2022. Redaktion: Theo Dierkes, WDR.
Autor: Burkhard Reinartz
3/18/2023 • 29 minutes, 49 seconds
Der Turban – eine verwickelte Geschichte
Wer in der Schweiz Turban trägt, ist höchst wahrscheinlich ein Sikh. Die Religion steht wie kaum eine andere für Gleichberechtigung. Trotzdem werden Männer mit Turban oft mit fundamentalistischen Islamisten und Sikh-Frauen mit Musliminnen verwechselt. Wie lebt es sich mit Turban in der Schweiz?
Bis zu sieben Meter lang ist die Stoffbahn eines Sikh-Turbans: Turban binden ist eine Kunst. Der Turban dient dem Schutz der Haare, denn Sikhs schneiden ihre Haare nicht – aus Respekt vor Gottes Schöpfung. Der Turban ist gleichzeitig Zeichen der Zugehörigkeit, zur Sikh-Religion, in deren Zentrum die Gleichberechtigung aller Menschen steht, egal welchen Geschlechts, welchen Glaubens, welcher Stellung in der Gesellschaft.
Viele Sikhs in der Schweiz tragen den Turban, oder Dastar, deshalb mit Stolz, so auch Biramandeep Singh und Navpreed Kaur Sing, eine der wenigen Frauen mit Turban. Sie erzählen, weshalb sie Turban tragen, welche Reaktionen sie damit auslösen und welche Hindernisse es zu überwinden gibt, in einer Gesellschaft, die religiöser Kleidung skeptisch gegenübersteht.
Zu Wort kommen:
* Biramandeep Singh, Sikh, trägt Turban
* Navpreed Kaur Singh, Sikh, eine der wenigen Frauen, die Turban tragen
* Christoph Peter Baumann, Religionswissenschaftler, Experte für Sikhs in der Schweiz
* Jacqueline Grigo, Forscherin, dissertierte über die Bedeutung und Wirkung religiöser Kleidung in der Schweiz
Wir fragen:
* Wer trägt Turban? In welcher Religion trägt man Turban?
* Wieso tragen Sikhs Turban? Gibt es auch Sikhs ohne Turban?
* Welche Arten von Turban gibt es? Was ist der Unterschied zwischen Turban und Kopftuch / Hijab?
* Wie reagieren die Menschen in der Schweiz auf mit Turban-Trägerinnen und Turban-Träger?
Zum Porträt von Modeinfluencerin Hanan Osman geht's hier:
https://www.srf.ch/audio/kontext/fashionista-mit-kopftuch?id=12051474
Zum Porträt von Boxerin Zeina Nassar geht's hier:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/das-kopftuch-durchgeboxt-zeina-nassars-kampf-w?id=12032529
Autorin: Nicole Freudiger
3/11/2023 • 29 minutes, 2 seconds
In Krisen von den Alten lernen (W)
«Das macht doch alles keinen Sinn!» In jedem Leben gebe es Phasen, da Menschen Sinnlosigkeit empfinden. Das sei normal und sollte nicht zu schnell weggeredet werden, empfiehlt der Ethiker, Gerontologe und Theologe Heinz Rüegger.
Wo junge Menschen gegen anrennen, spielen Ältere oft die Gelassenheitskarte. Wie machen die das? - Hochaltrige Menschen haben in aller Regel schon einige Lebenskrisen mit- und vor allem durchgemacht. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass es nach schweren Krisen, selbst nach Kriegen und Sinnlosigkeitserfahrungen weiterging. Die Altersforschung hat untersucht, welche Ressourcen Menschen durch Krisen hindurch helfen: Humor, Weisheit und etwa auch Spiritualität gehören dazu.
Der promovierte Theologe und Ethiker Heinz Rüegger macht Mut, sich in Sachen Lebenskunst etwas von den Alten abzuschauen. Anlässlich der Buchneuerscheinung «Lebenskunst des Alterns» von Heinz Rüegger im TVZ wiederholen wir diesen Beitrag aus dem Jahr 2021.
3/4/2023 • 29 minutes, 5 seconds
«Der behinderte Gott»
Was wäre, wenn Jesus das Down Syndrom gehabt hätte? Und wie wäre Gott, wenn er in einem mundgesteuerten Rollstuhl sässe? Die «Theologie der Behinderung» wechselt die Perspektive und denkt Gott verletzlich.
Sarah Staub hat eine Erbkrankheit, durch die sie viele Schmerzen hat. Eine Diagnose erhielt sie erst vor wenigen Monaten. Dadurch hat sie sich vertieft mit dem Thema Behinderung befasst und stiess auf das Buch «Der behinderte Gott» von Nancy Eiesland. Es ist zum Standardwerk einer «Theologie der Behinderung» geworden. Eiesland plädiert für neue Symbole, damit Menschen mit Behinderung sich mit der Kirche identifizieren und versöhnen können. Sarah Staub erzählt in Perspektiven, warum sie die Theologie der Behinderung so hilfreich findet. Warum sie Heilungsgebete problematisch findet. Und weshalb dieser Zugang ihr hilft, wieder an Gott zu glauben.
Erica Brühlmann-Jecklin ist stark geh- und sehbehindert und seit Jahrzehnten aktiv für die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen. Als Kind erlebte sie, wie ihr Bruder, der eine geistige Behinderung hatte, «klammheimlich» konfirmiert wurde, abseits der Gemeinde. «Da stimmt etwas nicht» dachte sich Erica Brühlmann-Jecklin damals. Und setzte sich zeitlebens für Gerechtigkeit ein. Eine spezielle Theologie der Behinderung bräuchte es dafür aber nicht, sagt sie.
Werner Schüssler hat eine Tochter mit Down Syndrom. Der Professor für Existenzphilosophie stiess vor vielen Jahren auf Nancy Eieslands Buch «The disabled God». Und er beschloss, es ins Deutsche zu übersetzen. In «Perspektiven» erzählt er von seiner persönlichen Motivation zu so viel nebenberuflichem Effort.
So wie andere Befreiungstheologien Gott arm, queer, of colour oder als Frau denken, denkt die Theologie der Behinderung Gott behindert. Wir fragen nach: Kann man mit Gott alles machen? Und was bringt das?
Autorin: Dorothee Adrian
2/25/2023 • 31 minutes, 9 seconds
Ikonen auf Munitionskisten: So trotzt ein ukrainisches Künstlerpaar dem Krieg
Das Ikonenschreiben ist eine jahrhundertealte Tradition, besonders in den Ostkirchen. Es sind Darstellungen von Heiligen, die ein Fenster öffnen wollen zur Transzendenz. Sonia Atlantova und Olexander Klymenko schreiben Ikonen auf das Holz von Munitionskisten. Das ist Aktionskunst mit Auswirkungen.
Sie sind etwa einen halben Meter im Quadrat gross, auf grobem Holz aufgetragen und zeigen Bilder von Christus, der Muttergottes oder Heiligen: Die Ikonen von Olexander Klymenko und Sonia Atlantova. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie die traditionellen Ikonen orthodoxer Kirchen. Auf den zweiten Blick zeigen manche davon Aktualisierungen. Etwa Maria, die das (ukrainische) Getreide segnet und schützt. Oder ein Heiliger Krieger, der den Krieg beenden möge. „Für mich hat diese Arbeit etwas Therapeutisches", sagt Sonia Atlantova. Ihr Mann Olexander Klymenko möchte vor allem „dem Tod das Leben entgegensetzen". Denn die Ikonen stehen für das Leben und die Auferstehung.
Der Erlös aus dem Verkauf kommt Projekten in der Ukraine zugute, die Kriegsbetroffenen helfen und so auch ganz praktisch Leben spenden.
In „Perspektiven" erzählen die beiden Künstler vom inneren und äusseren Prozess des Ikonenschreibens und machen deutlich, warum diese Tradition stärken und trösten kann.
Die Ausstellung ist an verschiedenen Orten der Schweiz zu sehen, organisiert vom Institut G2W in Zürich.
Mehr zu diesem Thema:
https://www.srf.ch/kultur/kunst/von-der-front-ins-atelier-ukrainisches-paar-verwandelt-munitionskisten-in-kunst
Autorin: Dorothee Adrian
2/18/2023 • 29 minutes, 34 seconds
Das schlechte Gewissen
Die Neujahrsvorsätze sind längst vergessen. Das schlechte Gewissen meldet sich zurück, weil wir doch wieder geflogen sind oder eine Notlüge aufgetischt haben. Ist das schlechte Gewissen angeboren oder anerzogen? Schämen wir uns gegenüber Gott, den Enkelkindern oder uns selbst gegenüber?
Im Hirn sei alles angelegt, um Gefühle wie Scham oder Schuld empfinden zu können. Gefühle, die zum schlechten Gewissen gehören. Gleichwohl sei viel kulturell bedingt, sagt Tobias Ballweg. Er ist leitender Psychologe im Sanatorium Kilchberg. Herausfordernd sei es, eine persönliche Orientierung zwischen den gesellschaftlichen Normen und eigenen Wertüberzeugungen zu finden.
Lange Zeit galt das schlechte Gewissen als Stimme Gottes, die in uns spricht. Mit Reformator Martin Luther hat sich das verändert. Seither stehe der Mensch selbst in der Verantwortung. Das erzählt die evangelische Theologin Christina Aus der Au und fragt danach, wo Grenzen und Chancen des schlechten Gewissens liegen.
Autorin: Léa Burger
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2/11/2023 • 26 minutes, 21 seconds
Warum stoisches Denken so modern ist
Krieg, Pandemie, Hunger – sie prägten auch die Zeit antiker stoischer Denker wie Marc Aurel. Wie lässt sich angesichts solcher Katastrophen und Unsicherheit trotzdem die Seelenruhe behalten? - Durch Aneignung von Wissen anstatt Meinung, sagten die Stoiker.
«Wir sollen uns nur auf die Dinge konzentrieren, auf die wir Einfluss haben. Von den Dingen, die nicht unserer Kontrolle unterliegen, sollen wir uns emotional freimachen. So erklärt Gernot Krapinger von der Uni Graz, wie stoisches Denken funktioniert. Neudeutsch heisst das «Change it,- and if you cant change it, then leave it.» Die stoische Einsicht hat längst Eingang gefunden in aktuelle Management-Handbücher.
Aber klar ist auch, dass viel verkaufte Lebensratgeber oder Prominente wie Boris Becker einem Hype folgen, der höchstens als «Neo-Stoa» bezeichnet werden kann.
In Perspektiven erfahren wir von SWR-Kollegen Matthias Kussmann, was Stoa ursprünglich war und wie aktuell sie wirklich ist.
Autor: Matthias Kussmann / Übernahme SWR
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2/4/2023 • 29 minutes, 43 seconds
Hat eine feministische Theologie Zukunft?
Seit mehr als 40 Jahren engagieren sich feministische Theologinnen und kirchenbewegte Frauen für eine andere Kirche. Sie schaffen eigene spirituelle Räume, feiern ökumenisch und interreligiös oder tun sich für den Kirchenfrauen*streik zusammen. Wo und wie knüpfen junge Frauen an diese Geschichte an?
Vieles haben feministische Theologinnen und Pfarrerinnen geprägt: Zum Beispiel selbstbewusste Kirchgängerinnen, die sich von einem patriarchalen Gottesbild gelöst haben. Oder feministische Schwerpunkte an Universitäten. Hier wird die nächste Generation von Theolog:innen ausgebildet. Gleichwohl gibt es auch Fragezeichen: Immer weniger Studierende schreiben sich in Theologie ein. Immer weniger junge Menschen engagieren sich in der Kirche. Wie also geht es weiter mit der feministischen Theologie in der Schweiz?
In der Sendung kommen zu Wort:
* Sophie Zimmermann, Theologiestudentin an der Universität Fribourg
* Dolores Zoé Bertschinger, feministische Religionswissenschaftlerin
Buchtipps:
* Doris Strahm, Silvia Strahm Bernet (Hrsg.): «mächtig stolz», Wettingen: efef-Verlag, 2022 (2. Aufl.)
* Evelyne Zinstag, Dolores Zoé Bertschinger: «Aufbruch ist eines, und Weitergehen ist etwas anderes», Wettingen: efef-Verlag 2020.
Autorin: Léa Burger
Anregungen zur Sendung können Sie gerne an folgende Email-Adresse schicken: [email protected]
1/28/2023 • 33 minutes, 37 seconds
Knabenbeschneidung – muss das sein?
Die Beschneidung der Vorhaut ist im Judentum DAS Bekenntnis zur Gemeinschaft. Im Islam ist sie Aufnahmeritual in die Männerwelt. Dabei bleibt die männliche Beschneidung ein Eingriff in die körperliche Integrität der Buben. Wir fragen jüdische und muslimische Familien, warum sie sich wie entscheiden.
Am achten Tag nach der Geburt soll ein jüdischer Knabe beschnitten werden: Die Brit Mila symbolisiert den Bund zwischen Gott und Abraham und damit die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk. Für die grosse Mehrheit der Jüdinnen und Juden ist die Beschneidung von Knaben unverzichtbar, auch in liberalen Kreisen. Und auch die Mehrheit der muslimischen Eltern lässt ihre Kinder beschneiden. Doch es gibt auch jüdische und muslimische Familien, die sich dagegen entscheiden. Und es gibt Diskussionen, ob etwa eine symbolische Beschneidung ebenfalls Gültigkeit haben könnte. Welche Gedanken machen sich also jüdische und muslimische Eltern in der Schweiz? Welchen Spielraum für Veränderung gibt es? Und warum ist die Kritik an der Beschneidung historisch vorbelastet?
Wir sprechen mit:
* Raffael Guggenheim, Kinderarzt, modern orthodoxer Jude und Vater eines Sohnes.
* Ruth, liberale Jüdin, Mutter von drei Söhnen.
* Alfred Bodenheimer, Professor für Religionsgeschichte und Literatur des Judentums an der Universität Basel.
* Kaser Alasaad, Imam der Islamischen Gemeinschaft Volketswil, Vater eines Sohnes.
Einen kritischen Blick auf die medizinische Perspektive der Knabenbeschneidung gibt's in der Sendung PULS: https://www.srf.ch/play/tv/sendung/puls/sendetermine?id=709898cb-2dba-45da-8e21-b1f416c39dc9
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1/21/2023 • 28 minutes, 11 seconds
Dekonversion: Was kommt, wenn Gott geht? (W)
Wenn das Leben sich um Gott dreht, ist es schwer vorstellbar, diesen Gott – oder die Vorstellung von ihm – hinter sich zu lassen. Ein ganzes Weltbild gerät aus den Fugen. Die Vorstellung über das Leben muss neu konstruiert werden.
Die Perspektiven-Sendung fragt: Was kommt, wenn Gott geht? Wie gehen Menschen mit der Leerstelle um? Warum ist es so schwierig, aus einer engen religiösen Gemeinschaft auszusteigen? Zwei Betroffene erzählen ihre Geschichte von Zweifeln, Ärger, Wut, und dem Mut eines Neuanfangs.
Autorin: Dorothee Adrian
1/14/2023 • 27 minutes, 59 seconds
Harald Naegeli: «Der Sensenmann reicht uns die Quittung»
Als «Sprayer von Zürich» ist Harald Naegeli weltberühmt geworden. Mit seinen illegalen, an Wände gesprayten Figuren protestiert er gegen monotone Stadtbilder und die Ausbeutung der Natur durch den Menschen. In den letzten Jahren hat sich Harald Naegeli mit dem Totentanz beschäftigt.
Harald Naegeli, 1939 in Zürich geboren, ist ein Pionier der Streetart. Mit schwarzer Farbe gesprayte Figuren in Städten wie Zürich, Düsseldorf oder Köln sind seit den 1970er Jahren sein Markenzeichen. Sie bilden jedoch nur einen kleinen Teil seines Werkes. Harald Naegeli fertigt auch Collagen und sogenannte Urwolken. Dabei zeichnet er mit Tausenden von feinsten Tintenstrichen Wolkengebilde in kontemplativer Arbeit.
In einem Turm des Grossmünsters in Zürich hat Harald Naegeli 2018 einen Totentanz begonnen: Skelettartige, gesprayte Figuren. Heute sagt er: «Die Sensenmänner oder der Totentanz ist meine letzte Antwort oder letzte Utopie in meinem Leben an die Gesellschaft. Nachdem wir die Natur radikal ausgeplündert haben, reicht uns der Sensenmann die Quittung.» Mit seinen Totentanzfiguren will Harald Naegeli aufrütteln. Die Menschen sollen das Leben achten.
Norbert Bischofberger hat den Künstler für diese Ausgaben der «Perspektiven» in seinem Atelier in Zürich besucht und zu seinem künstlerischen Leben und der spirituellen Dimension in seinem Schaffen befragt.
Hinweise:
* Dokumentarfilm «Harald Naegeli – der Sprayer von Zürich» der Regisseurin und Künstlerin Nathalie David auf: https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-kunst/video/harald-naegeli-der-sprayer-von-zuerich?urn=urn:srf:video:728d9fd5-b83b-4c92-9691-77fe732eed05
* Harald Naegeli: Zürcher Totentanz. Mit Texten von Barbara Basting, Urs Bühler, Bernhard Echte und Bernd Roeck. Nimbus Verlag, Wädenswil 2022.
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1/7/2023 • 27 minutes, 21 seconds
Wer ist Messias? Antworten aus Judentum, Christentum und Islam
«Der» Messias fasziniert, auch heute. Sogar Netflix widmete ihm eine eigene Serie: «Messiah». Doch was steckt hinter dem Begriff «Messias», dem «Gesalbten». Welche Bedeutung, welche Vorstellungen? Und wie sehr unterscheiden sich die Vorstellungen in Judentum, Christentum und Islam?
Krieg, Hunger, Klimakatastrophe: Die Welt von heute hätte einen Messias dringend nötig – oder zumindest ein messianisches Zeitalter. Doch passt die Vorstellung von einem Retter, der Gerechtigkeit und Friede bringt, in unsere Zeit? Wie kann sie helfen, mit schwierigen Zeiten umzugehen, dem Leben vielleicht sogar einen Sinn zu geben? Die Perspektiven-Sendung zum Messias ist der Beginn einer Trialog-Serie. Sie widmet sich zentralen Figuren und Themen in Bibel und Koran. Messias, Jona, Maria oder Abraham – sie alle bedeuten viel in Judentum, Christentum und Islam. Aber sie bedeuten Unterschiedliches. Beim Trialog über diese identitätsstiftenden Figuren geht es nicht um die Frage: «wer hat recht». Es geht um gegenseitige Bereicherung und Horizonterweiterung.
Zu Wort kommen:
• Alfred Bodenheimer, Professor für Religionsgeschichte und Literatur des Judentums an der Universität Basel.
• Tabitha Walther, Theologin, evangelisch-reformierte Pfarrerin und Fachleiterin Christentum beim Zürcher Institut für interreligiösen Dialog ZIID.
• Amir Dziri, Professor für islamische Studien und Direktor des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg.
Autorinnen: Nicole Freudiger / Judith Wipfler
12/31/2022 • 29 minutes, 24 seconds
Jesus: Was wir historisch von ihm wissen.
Jesus sei ein charismatischer Wanderprediger, ein Wunder-Rabbi gewesen, sagen viele. Er war ein Jude aus Galiläa, soviel gilt als sicher. Jesus hat als auferstandener Christus die Welt verändert, glauben über zwei Milliarden Menschen auf der Welt. Was wissen wir historisch verlässlich über ihn?
Seit mehr als zwei Jahrhunderten werden Schriften und archäologische Funde aus biblischer Zeit historisch erforscht. Eine «Leben-Jesu-Forschung» etablierte sich. Eine These löste die nächste ab. Immer aber blieb das Forschen über Jesus überlagert von Glaubenszeugnissen und theologischen Deutungen. Kann man aus all dem «den historischen Jesus» überhaupt herausschälen? Es wird bis heute versucht. So fasst der Lausanner Neutestamentler Daniel Marguerat sein Wissen über Jesus jetzt zusammen im Buch: «Jesus aus Nazaret. Heimatloser, Heiler, Poet des Gottesreiches» (TVZ-Verlag). Darin notiert er auch jüdische Perspektiven auf den «Bruder Jesus». Und die Sicht des Korans auf Jesus als Marias Sohn und Propheten findet Beachtung. Doch was lässt sich tatsächlich und «rein historisch» sagen über Jesus? Was können wir über 2000 Jahre nach seiner Geburt «objektiv» über die für viele Menschen wichtigste Gestalt der Weltgeschichte festhalten? Diese Frage stellen wir auch der Schweizer Neutestamentlerin Luzia Sutter Rehmann. Sie befasst sich schon ihr Forscherinnenleben lang mit der Lebenswelt Jesu.
Autorinnen: Judith Wipfler / Dorothee Adrian
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Wie es zum Weihnachtstermin kam und was er bedeutet, das erfahren Sie hier:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/geburt-der-neuen-sonne-die-urspruenge-des-weihnachtsfestes?uuid=b81c1e9c-bc80-470c-aa14-a946d3eac597#played
12/24/2022 • 28 minutes, 10 seconds
Boxen und beten: ein Mann im Ring des Lebens
Als Kind kämpfte Pascal Brawand um die Liebe seiner Mutter und gegen die Demütigungen seines Stiefvaters. Heute setzt sich der vierfache Schweizermeister im Amateurboxen als Boxtrainer, Coach und Theologe für seine Mitmenschen ein.
In Pascal Brawands Boxschule herrscht Hochbetrieb: Er trainiert hier junge Menschen, bietet Boxtrainings für Kinder und Erwachsene an und coacht Menschen als beratender Seelsorger. Seine Klientinnen und Klienten stehen geradezu Schlange, um bei Brawand ins Coaching zu kommen. Dass sein Leben heute so gut läuft, ist für den 51-Jährigen alles andere als selbstverständlich. Brawand war immer kleiner als alle anderen, als Kind erlebte er Gewalt und wuchs in instabilen Verhältnissen auf. Er hat sich im wahrsten Wortsinn rausgeboxt ins Leben. Boxen war für ihn ein wichtiger Schritt zu einem besseren Umgang mit Aggressionen. Dass aus ihm, dem traumatisierten Jungen, der «Boxzecke» - wie er sich selber nennt – dies alles werden durfte, sei der Begegnung mit Gott zu verdanken, erzählt Pascal Brawand in dieser Ausgabe von Perspektiven.
Wie Boxen zur Selbstermächtigung verhilft, beweist auch die Geschichte von Zeina Nassar:
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/boxerin-und-glaeubige-muslima-mit-kopftuch-durchgeboxt-zeina-nassar
Autorin: Katharina Kilchenmann
12/17/2022 • 27 minutes, 38 seconds
Thorsten Dietz: Der Theologie-Verklickerer
Der evangelische Theologe Thorsten Dietz schreibt Bestseller über Gott, Sünde, Teufel und christlichen Glauben. In Podcasts verklickert er Zehntausenden Theologiegeschichte. Die Reformierten holten ihn jetzt in die Schweiz. Was hat er hier vor?
Thorsten Dietz? – Das ist doch der von «Worthaus» und im Podcast «Wort und Fleisch». Richtig. Als Podcaster und Autor des Buchs «Menschen mit Mission» misst Dietz die evangelikale Weltkarte aus. Seit Herbst wirkt der umtriebige Theologe jetzt auch für die Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen in Zürich. Das mag verwundern. Denn Dietz hat eine evangelikale Vorgeschichte: Er unterrichtete an der privaten evangelischen Hochschule Tabor in Deutschland. Gleichzeitig halbilitierte er an der staatlichen Universität Marburg. Dort ist er nun Privatdozent. Jetzt also verliess Dietz die fromme Hochschule und wechselte ganz zu Uni und Landeskirche. Was ist hier seine Mission?
Dietz gehört zur «postevangelikalen» Szene, die wächst. Was das ist, verklickert er ebenso locker wie Kirchengeschichte in Podcasts. Doch sein Erfolg ist nicht konfliktfrei: Stramm evangelikale Theologen verurteilen Dietz als Abtrünnigen, etwa weil er die Trauung homosexueller Menschen theologisch verteidigt. Landeskirchliche und feministische Theologinnen hegen ihrerseits Skepsis gegenüber einem deutschen Theologen mit evangelikaler Vergangenheit. Kann Thorsten Dietz sie beruhigen?
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
Autorin: Judith Wipfler
12/10/2022 • 27 minutes, 46 seconds
Tanz des Shiva – zwischen Legende und tragischer Geschichte
Vijaya Rao repräsentiert wie kaum eine andere den klassischen indischen Tanzes Bharata Natyam in der Schweiz. Doch wie ist dieser Tanz überhaupt in der heutigen Form entstanden? Da gehen die Meinungen auseinander.
In der Tanzaufführung anlässlich des 42. Geburtstags der Tanzschule in Baden erzählt Vijaya Rao zusammen mit ihrer Tochter und ihren Schüler:innen die mystische Geschichte des indischen Tanzes. Er basiert auf alten vedischen Überlieferungen. Der spirituelle Tanz versinnbildlicht den kosmischen Tanz von Shiva, der Göttin Parvati und der himmlischen Tänzerinnen am Hofe Indras. Die Geschichte des Tanzes ist ausserdem stark mit der Geschichte Indiens verwoben.
Für Vijaya Rao ist Tanzen immer auch eine spirituelle Tätigkeit: Man erlebe eine Transzendentation, wenn Körper und Geist sich vereinten. Ihre Tochter, Sharmila Rao, ist auch leidenschaftliche Tänzerin. Sie hat sich jedoch zusätzlich für einen anderen Blick auf die Geschichte ihres Tanzes entschieden und über den Bharata Natyam an der Universität Zürich doktoriert. Sie erzählt von der bewegten Geschichte des Tanzes, die von traditionelleren Vertreter:innen so nicht erzählt wird.
In Perspektiven hören Sie Eindrücke aus einer Aufführung der Tanzschule und Vijaya und Sharmila Rao erzählen über ihre Leidenschaft.
Autorin: Mirella Candreia
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12/3/2022 • 29 minutes, 42 seconds
Geben oder nicht? - Helfen, aber wie?
«Aggressives Betteln» ist verboten. «Betteln an sich» darf nicht verboten werden, aus Menschenrechtsgründen. So kauern Menschen auf dem kalten Trottoir und strecken reich bepackten Einkaufenden ihre leeren Hände und Pappbecher entgegen. Soll ich jetzt was geben oder nicht? Ein Dilemma.
Helfen gilt als moralische Pflicht. Almosengeben ist sogar religiöse Pflicht. Dennoch fühlen sich Menschen guten Willens schnell in der moralischen Klemme, wenn sie auf der Strasse um Geld gebeten werden: Hilft man mit einem Franken im Pappbecher wirklich, Armut zu beseitigen? Oder ziehen solche Gaben nicht noch mehr Bettelnde an, insbesondere aus dem Ausland?
Dies führte am Platz Basel zu heftigen Diskussionen, dann zu einem Bettelverbot und schliesslich zu einer teilweisen Rücknahme des Bettelverbots.
Ein Bündnis christlicher Hilfsorganisationen und Kirchen reagierte mit einer Handreichung: Bettelnde seien Symptom einer ungerechten Globalisierung, heisst es darin. Die Armut müsse beseitigt werden, nicht die armutsbetroffenen Menschen.
Ein hohes Ziel. – Sicher, es gibt viele Hilfsprojekte, für die wir spenden können, - seit genau 20 Jahren etwa für den «Pfuusbus». Aber das Dilemma auf der Strasse bleibt: Wie richtig reagieren, wenn junge Frauen mir ein Pappschild entgegenhalten oder Männer ohne Obdach mich direkt ansprechen und «etwas Münz» erbitten? Das kennen Sie bestimmt auch. Wie gehen Sie damit um? Das würde uns interessieren: [email protected]
In dieser Ausgabe von Perspektiven geht Judith Wipfler bei der Caritas beider Basel vorbei und besucht das Zürcher Grossmünster. Dort hütet nämlich der Grossmünsterpfarrer und Diakoniewissenschaftler Christoph Sigrist die originale Armenkasse Zwinglis. Sigrist findet sogar: «Bettler gehören zur Kirche. Sie halten uns einen Spiegel vor.»
Wie es sich anfühlt auf der Strasse zu leben, erzählen uns Menschen in dieser Ausgabe von Perspektiven:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/obdachlos-in-der-corona-krise?id=12140180
Autorin: Judith Wipfler
11/26/2022 • 29 minutes, 7 seconds
Lasst die Kinder trauern (W)
Wenn geliebte Menschen sterben, sind wir häufig überfordert. Wenn Kinder im Spiel sind, umso mehr. Doch die Fachleute sind sich einig: Wir müssen die Kinder teilhaben lassen am Trauerprozess.
Trauern und Abschied nehmen tun weh. Eltern möchten ihre Kinder drum häufig gleichsam instinktiv vor diesem schmerzlichen Prozess bewahren. Doch dieser Instinkt ist falsch, sagen Fachleute. Kinder müssen sich verabschieden können, sei es mit einer Zeichnung, die sie dem geliebten Grossvater mit ins Grab geben können, oder mit dem Nuggi für das verstorbene Geschwister. Dabei trauern Kinder anders als Erwachsene. Weshalb das Trauern für Kinder wichtig ist und wie man sie gut begleiten kann, darüber berichten wir in der Sendung Perspektiven.
Autorin: Nicole Freudiger
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
11/19/2022 • 29 minutes, 37 seconds
Hauptsache Liebe: Pfarrer Stefan Moll und seine Schlagerfamilie
Die Kirche muss neue Wege gehen. Davon ist der methodistische Pfarrer Stefan Moll überzeugt. Und setzt auf deutsche Schlager.
Die einen rümpfen über deutsche Schlager die Nase, die anderen fühlen sich von den einfachen Melodien und Texten angesprochen. Auch in der Schweiz haben Schlager eine grosse Fangemeinde. Die Lieder drehen sich meist um die Liebe. «Die Lieder erfüllen Sehnsüchte, die in den zuweilen bitteren Schicksalen ihrer Fans unerfüllt bleiben», erklärt Stefan Moll den Erfolg der Schlagermusik. Er ist Pfarrer in der methodistischen Kirche – und der erste offizielle «Schlagerpfarrer» der Schweiz. Beim Fernsehkanal Music 24 gestaltet Moll Gottesdienste. Inzwischen hat sich eine eingeschworene, ökumenisch funktionierende Schlagerfamilie um ihn herum gebildet. Was sonst meist zwei verschiedene Welten sind, kommt hier zusammen: Schlager und Kirche. Das passe ganz gut, ist Pfarrer Moll überzeugt.
Autorin: Maya Brändli
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
11/12/2022 • 29 minutes, 30 seconds
Scotty Williams: Glaube, Liebe, Black Joy
Am Reformationssonntag stellen wir in Perspektiven einen aussergewöhnlichen reformierten Pfarrer vor: Scotty Williams. Er ist Pastor of Color und findet: «Menschen sollten die Freude der Schwarzen kennenlernen!» Evangelisch sein bedeutet für ihn, gute Nachrichten zu überbringen.
Scotty Williams lebt in St. Gallen und kommt ursprünglich aus Louisiana in den USA. Sein grösstes Vorbild sei sein Grossonkel gewesen, ein Baptistenpfarrer. Doch irgendwann empfand er die Last der kolonialen Geschichte und das Erbe des Rassismus als so bedrückend, dass er vom Christentum nichts mehr wissen wollte. Schliesslich wurden Menschen auch im Namen Gottes versklavt. In Perspektiven erzählt er, wie er den Glauben verlor und wiederfand. Was «Reformiertsein» für ihn bedeutet. Warum die Schweizer:innen stolz auf ihre Geschichte sein können. Und wie er als Teil der Musikformation «Noumuso» den Glauben ohne religiöse Begriffe übersetzt.
Autorin: Dorothee Adrian
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
Kirche ohne Rassismus - nur ein Traum? - dazu gibt's hier mehr: https://www.srf.ch/audio/kontext/kirche-ohne-rassismus-nur-ein-traum?id=12218365
11/5/2022 • 32 minutes, 24 seconds
Religion der Anthroposophie? - Die Christengemeinschaft
Entstanden ist die Christengemeinschaft auf der Grundlage von Lehren und Schriften Rudolf Steiners, dem Begründer der Anthroposophie. Dieser initiierte zwar den Kultus, wurde jedoch selbst nie zum Mitglied.
Die Bewegung stellt ihren Kultus, also ihre Riten ins Zentrum. Steiner glaubte nämlich daran, dass nur solche Rituale eine wahre Gemeinschaftsbildung ermöglichen. Es gibt deshalb auch keine offizielle, verbindliche Lehre. Die Christengemeinschaft legt bis heute grossen Wert darauf, als von der Anthroposophie eigenständige Bewegung wahrgenommen zu werden. Von anthroposophischer Seite her begegnet der Christengemeinschaft teilweise Widerspruch. Auch von anderen Kirchen wird die Christengemeinschaft nicht als christliche Kirche anerkannt.
In der Sendung Perspektiven tauchen wir ein in die Welt der Christengemeinschaft, schauen auf die Ursprünge, die Geschichte und die Konflikte.
Autorin: Mirella Candreia
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10/29/2022 • 28 minutes, 21 seconds
Das Comeback der evangelikalen Feministinnen
Feminismus finden viele Evangelikale schlicht falsch – besonders in den USA. Doch es gibt auch andere Evangelikale: Christliche Autorinnen propagieren die Gleichberechtigung von Mann und Frau und verkaufen ihre Bücher millionenfach. Sie sind sowohl evangelikal als auch feministisch.
Wie passt das zusammen?
Der Feminismus sei kein Teufelszeug, so wie das führende, männliche Evangelikale in den USA gerne behaupten. Feminismus sei im Gegenteil etwas zutiefst Christliches: "Im Himmel gibt es keine Hierarchien", argumentiert die evangelikale Pastorenfrau und Uniprofessorin Beth Allison Barr. Mit "The Making of Biblical Womanhood" – die Entstehung der biblischen Weiblichkeit – schrieb sie einen US-Bestseller. Die Unterdrückung von Frauen sei nicht gottgewollt, sondern menschengemacht, so Barr. Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen beschert sie dem evangelikalen Feminismus nach vielen Rückschlägen nun ein starkes Comeback – auch als Reaktion auf Donald Trump. Kommt diese Welle auch in der Schweiz an? Leider noch nicht, sagt die Schweizer Sexologin und Beraterin Veronika Schmidt. Ihre Bücher über Sex und Liebe kommen bei frommen Christinnen und Christen gut an. Ihr Buch über Gleichberechtigung jedoch interessiere kaum.
Autorin: Susanna Petrin
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
Und hier noch ein Hörtipp in eigener Sache: In der Perspektivensendung "Fromm und sexy" erzählt Veronika Schmidt, warum ihre Aufklärungsarbeit besonders bei den Freikirchen so gut ankommt.
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/fromm-und-sexy?id=11468787
Sie war eine herausragende Intellektuelle des 20. Jahrhunderts: Die Religionsphilosophin und Feministin Margarete Susman. Sie engagierte sich für ein revolutionäres Judentum ebenso wie für den christlich-jüdischen Dialog. Was ist von Susman geblieben? Eine Spurensuche in Zürich.
Es ist dunkel, als Margarete Susman nach Zürich kommt. Als einzige Passagierin steigt sie in der Neujahrsnacht 1934 aus einem Zug. Von Frankfurt her ist sie vor den Nazis in die Schweiz geflüchtet. Bis zu ihrem Lebensende 1966 wird Susman in Zürich bleiben. Eine Art Heimat findet die jüdische Denkerin bei den religiösen Sozialistinnen und Sozialisten rund um Leonhard Ragaz und der Zeitschrift «Neue Wege». Hier schreibt sie über den Nationalsozialismus, über Anarchismus oder zur Frauenfrage. Mit dem Buch «Hiob» versucht sie als eine der ersten, Antworten auf die Shoa zu finden und wie es gehen kann, als jüdischer Mensch weiterzuleben. Religion sollte dazu dienen, die Welt zum Besseren zu verändern – davon war Susman überzeugt.
An das Erbe der vor 150 Jahren geborenen Margarete Susman knüpfen heute immer mehr Menschen an: Etwa die Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck. Sie ist fasziniert, wie Susman Religion, Politik und Revolution zusammen denkt. Matthias Hui von der Zeitschrift «Neue Wege» setzt sich für das Wiederentdecken von Susman ein und ist überzeugt, dass ihr visionäres Denken auch heute fruchtbar gemacht werden kann.
Autorin: Léa Burger
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10/15/2022 • 29 minutes, 34 seconds
Der Buddhismus in der Schweiz ist vielfältig (W)
Rund eine Viertelmillion Menschen in der Schweiz fühlt sich dem Buddhismus zugehörig. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Universität Luzern. Das sind weit mehr Menschen als statistisch als "Buddhist:innen" erfasst sind. Wie kommts und wer praktiziert?
Tägliche Meditationskurse in Städten, für eine Auszeit ins ländliche Retreatzentrum oder auf Besuch ins tibetische Kloster: Das Angebot buddhistischer Gruppen und Zentren ist vielfältig, ebenso wie die Gemeinschaften selbst. Schweizweit sind es knapp 160. Das besagt eine Studie der Universität Luzern. Religionswissenschaftler Martin Baumann und sein Team konnten hier erstmals auch historische Entwicklungen des Buddhismus in der Schweiz nachzeichnen. Für Perspektiven sprachen wir zudem mit praktizierenden Buddhist:innen, etwa von der vietnamesischen Pagode in Nebikon. Und wir schauen uns an, wie die buddhistischen Gruppen und Zentren der Schweiz miteinander vernetzt sind.
Autorin: Léa Burger
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
10/8/2022 • 29 minutes, 37 seconds
Albaner-Mission: 30 Jahre Heimat in der Fremde
Die "Misioni Katolik Shqiptar", die römisch-katholische Albaner-Mission, feiert im Oktober ihr dreissigjähriges Bestehen. Etwa zehn Prozent der ungefähr 200'000 Albanerinnen und Albaner in der Schweiz sind katholischen Glaubens.
Zum Jubiläum besuchen wir einen Gottesdienst von Don Anton Uka in der Kirche St. Georg in Sursee. Wir befragen den Priester zu seinen Aufgaben und Prioritäten. Gemeindemitglieder geben Auskunft, was ihnen das Gemeindeleben und die Religion bedeuten. Albert Ramaj vom Albanischen Institut in St. Gallen beleuchtet im Gespräch unter anderem das Verhältnis der christlichen und der muslimischen Albanerinnen und Albaner. Und Regula Ruflin ordnet die albanische Mission in den Zusammenhang der weiteren fremdsprachigen Missionen in der Schweiz ein, die sie für eine Studie untersucht hat.
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10/1/2022 • 27 minutes, 57 seconds
Nymphen, Feen, Nonnen: Die Quelle als Heiligtum der Frau
Quellen spenden Wasser. Quellen schenken Leben. Wasserquellen sind Orte des Ursprungs. Seit jeher sind sie heiligen Frauen geweiht: Quellgöttinnen, wundertätigen Nonnen oder der geheimnisvollen weissen Frau. Bis heute pilgern Menschen zu Wallfahrtsquellen, in der Hoffnung auf Heilung und Hilfe.
An der Quelle ist der Übergang vom Sichtbaren zum Unsichtbaren. Hier tritt das Wasser nach seiner verborgenen Reise durch den Berg ans Licht. Wasserquellen spenden reines Wasser, den Lebenssaft schlechthin. Gleichzeitig sind sie ein Sinnbild für übersinnliches Leben. An Quellen wird die Frau als Mutter verehrt. Dieser Zusammenhang liegt auf der Hand. Viele alte Geschichten erzählen aber auch von Frauen, die sich nicht mit Männern einliessen. Sie erschienen den Menschen als wundertätige, autonome Geistwesen.
Barbara Hutzl-Ronge hat ein Buch über Quellgöttinnen verfasst. Die Zürcher Autorin mit österreichischen Wurzeln macht uns mit den Frauen bekannt, die an und in Quellen leben. Wir reisen zu heiligen Quellen und lauschen ihrem Lebensgesang.
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9/24/2022 • 27 minutes, 40 seconds
Josua Boesch – Von der Heilkraft der Kunst
Der Theologe und Goldschmied Josua Boesch (1922-2012) wirkt 30 Jahre lang als reformierter Pfarrer. Dann verlässt er Familie und Beruf. In einem italienischen Eremitenkloster führt er ein kontemplatives Leben und schafft ein ikonographisches Werk.
«Ein Christ scheint so etwas wie ein Seiltänzer zu sein. Kein braver Fussgänger». Die Aussage von Josua Boesch dokumentiert auch seinen Lebensweg. Ende der 1970er Jahre zieht er sich in ein Eremitenkloster in der Toskana zurück. Der gelernte Goldschmied sucht neue Zugänge zum christlichen Glauben, schafft Ikonen aus Metall und schreibt Texte. Sie drehen sich um Leiden und Tod Jesu am Kreuz und die Auferstehung. «Wir schieben die Auferstehung vor uns her», schreibt Josua Boesch. Dabei habe Jesus den Menschen ein Seil zugeworfen, das sie zum Du führe, nämlich die Liebe. Verena Frei-Boesch, die Tochter von Josua Boesch und die Theologen Simon Peng-Keller und Reto Müller erinnern an Leben und Werk von Josua Boesch. Eine «Perspektiven»-Sendung aus Anlass des 100. Geburtstags von Josua Boesch.
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9/17/2022 • 28 minutes, 8 seconds
Klimaproteste: Was nützt der Glaube?
Sie waren sichtbar und hörbar: Die jungen Klima-Aktivisten und Aktivistinnen an der Vollversammlung des Weltkirchenrates. Sie fordern den Systemwandel und sehen den Glauben als globale Ressource im Kampf gegen den Klimawandel.
Noch nie waren so viele junge Menschen bei einer Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK). Beim Klimaprotest schrien Sie ihre Wut heraus. Sie sagen: Wir haben keine Zeit mehr! Die Klimakrise ist da. Und sie fordern einen Systemwandel jetzt. So etwa die Bewegung «green faith», eine internationale Bewegung, die verschiedene Konfessionen und Religionen vereint und sich weltweit für den Umweltschutz einsetzt, etwa gegen eine Ölpipeline in Nigeria oder gegen ein Kohlekraftwerk in Deutschland. Die Bewahrung der Schöpfung ist ein grosses Thema in den Kirchen, das aktivistische Engagement im Namen des Glaubens ein Trend gerade bei Jungen – im Gegensatz zur institutionellen Kirche, die teils an Bedeutung verliert.
Themen und Fragen, die in der Sendung vorkommen:
* Wer sind die Klimaaktivisten am ÖRK?
* Worunter leiden die Indigenen Sàmi Nordeuropas?
* Inwiefern kann Glaube und Spiritualität eine Ressource im Einsatz für Klimagerechtigkeit sein?
* Wie sieht die Pazifische Antwort auf die Klimakrise aus?
* Bei "Reviewing the Mat", einer öko-theologischen Umweltethik, weben Menschen aus dem Pazifik indigene Weiseheiten mit ein.
Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]
Weitere Sendungen zur Vollversammlung des ÖRK:
* Tagesgespräch mit Judith Wipfler bei SRF 1: «Hier begegnen sich Russland und die Ukraine» https://www.srf.ch/audio/tagesgespraech/judith-wipfler-hier-begegnen-sich-russland-und-die-ukraine?id=12250174
* Kultur Talk mit Rita Famos bei SRF 2: «Wir müssen kirchenintern über Themen streiten und Konflikte aushalten» https://www.srf.ch/audio/kultur-talk/wir-muessen-kirchenintern-ueber-themen-streiten-und-konflikte-aushalten?id=12249667
9/10/2022 • 31 minutes, 9 seconds
Warum es viele Sprachen gibt – die Sprachverwirrung zu Babel (W)
Warum sprechen wir Menschen eigentlich so viele verschiedene Sprachen? Dafür hat die Sprachwissenschaft diverse Erklärungen. Aber auch die Bibel hat eine. Sie steht in der Erzählung vom Turm zu Babel. Was darin Mythos und was Geschichte ist, erklärt Religionshistoriker Christoph Uehlinger.
Es sind nur sehr wenige Verse in der Bibel, die vom Turmbau zu Babel und der darauffolgenden Sprachverwirrung der Menschen erzählen. Christoph Uehlinger von der Uni Zürich hat diese Verse erforscht wie kein anderer. Er zeigt auf, dass der Fokus der Erzählung auf Anderem liegt als auf dem berühmten Turm. - Der Turm hat zwar grosse Karriere gemacht in Kunst und Kino. Aber die Sprachverwirrung sei in der Bibel viel wichtiger, meint er. Dort werden die Menschen mit vielen verschiedenen Sprachen geschlagen, verstehen sich dann nicht mehr und werden über den Erdball verstreut. In diesem Mythos verstecke sich noch einiges mehr an «Menschheitsgeschichte», erklärt der Religionshistoriker.
Der Beitrag ist die Überarbeitung einer Sendung von 2008. Wir haben ihn für Perspektiven ausgewählt, weil uns Vielsprachigkeit und Mehrsprachigkeit in einem SRF-Kultur-Schwerpunkt 2022 interessieren. Da gibt es online noch eine ganze Menge mehr abzuholen von uns. Links mit Tipps zum Thema Mehrsprachigkeit finden Sie auf: www.srf.ch/kultur .
Wir freuen uns über Ihre Post und Anregungen auf [email protected]
9/3/2022 • 25 minutes, 21 seconds
Gott polyglott – von der Mehrsprachigkeit religiöser Menschen
Schon Kinder lernen Hebräisch, Thailändisch, Arabisch oder Sanskrit. Das sind die Sprachen ihrer heiligen Schriften und Gebete. Daneben sprechen sie Mundarten, Muttersprachen, Standartsprachen. Was bringt religiösen Menschen diese Mehrsprachigkeit? Die Theologin Tabitha Walther gibt Auskunft.
Gott wird in der Schweiz in über hundert Sprachen angerufen, auf Hochdeutsch genauso wie auf Türkisch. – Überaus vielfältig sind hierzulande die Sprachen in Gottesdienst, Religionsunterricht und Gebeten. Die liturgischen Sprachen in Moscheen, Kirchen, Tempeln und Synagogen der Schweiz sind aber meist nicht die Umgangssprachen hiesiger Menschen. Die Religionsgemeinschaften investieren viel, damit Kinder schon früh auch die religiösen Sprachen erlernen.
Studien haben gezeigt, dass diese Mehrsprachigkeit ihre Identität ebenso stärkt wie Bildung und Integration. Moscheevereine und Tempel leisten mit Sprachkursen einen nennenswerten Beitrag dazu, dass Menschen hier heimisch werden. Gleichzeitig bieten sie in ihren vielsprachigen Gottesdiensten Heimat. Liturgische Sprache schaffe Heimat und Identität, bestätigt Theologin Tabitha Walther vom ZIID, dem Zürcher Institut für interreligösen Dialog.
In dieser Ausgabe von Perspektiven interessiert uns die Mehrsprachigkeit religiöser Menschen. Wie stark prägt diese Mehrsprachigkeit ihre Identität? Ist sie ein Plus oder manchmal auch Last?
Haben Sie selbst Erfahrungen damit? Was meinen Sie dazu? Schreiben Sie uns [email protected] gern.
Mehrsprachigkeit ist Thema eines SRF-Kultur-Schwerpunkts Ende August / Anfang September. Auf www.srf.ch/kultur finden Sie jede Menge Interessantes dazu.
8/27/2022 • 28 minutes, 12 seconds
Ein Ort für alle: Die Offene Kirche in Bern
Andrea Meier ist Geschäftsführerin der Offenen Kirche in Bern. Dort stellt sie mit Freiwilligen grosse Aktionen auf die Beine. Kirche sollte da sein, wo das Leben spielt, findet die aktivistische Theologin.
Mitten auf dem Berner Bahnhofplatz liegt die grosse, barocke Heiliggeistkirche. Sie ist sowohl das Zuhause der reformierten Kirchgemeinde Heiliggeist als auch der interreligiösen Offenen Kirche Bern. Offen ist sie im wörtlichen Sinne: Fünf Mal die Woche gibts hier gratis Kaffee oder Orangensaft. Menschen, die sonst auf den Treppen vor der Kirche leben, sind willkommen. Das Team veranstaltet Food-Banketts oder erinnert an Menschen, die auf der Flucht gestorben sind. An Heiligabend werde 10'000 Kerzen angezündet. Die Themen, die der aktivistischen Szene wichtig sind: Gerechte Verteilung, Frieden, Klimaschutz – das seien uralte christliche Anliegen, sagt Andrea Meier. Ihr Motto ist: wer ist da? Wer will etwas machen? Komm, wir packens an.
Bei der SRF Sternstunde Religion finden Sie eine Dokumentation über eine andere Schweizer Offene Kirche, die Citykirche St. Jakob in Zürich: https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-religion/video/offene-kirche---besondere-zeiten?urn=urn:srf:video:71e89e24-1199-4e12-8c9c-5ed0e4a3df9d
8/20/2022 • 30 minutes, 40 seconds
“Eine, die mir wirklich zuhört”-Spitalseelsorgerin Susanne Cappus
Spitalseelsorgerin Susanne Cappus hat Zeit und hört zu. Das schätzt die Langzeitpatientin ebenso wie der Notfallarzt. Mit der humorvollen Christkatholikin könne man über alles sprechen, auch über Bond-Filme, Angeln oder Bienen. Das hilft, Schweres leichter zu nehmen. Zu Besuch im Spital Dornach SO.
Im Spital Dornach begegnen wir Ärzten, Patientinnen und Pflegefachpersonen. Die Spitaldirektorin erklärt, was fehlen würde, gäbe es die Spitalseelsorge nicht. Die christkatholische Seelsorgerin ist hier Teil des Teams und für alle ansprechbar. - Aktuell diskutiert die Schweiz, welche einheitlichen Standards es für Spitalseelsorge und Spiritual Care braucht, um zeitgemäss und professionell zusammenzuarbeiten. Seelsorge ist an den Spitälern nämlich recht unterschiedlich organisiert: von der Bezahlung über den Auftrag bis zur Einbettung ins Spitalteam. Da bewegt sich gerade viel, zum Glück in Richtung Mensch, meint Susanne Cappus. Die neuen CAS Lehrgänge an Schweizer Universitäten tragen diesem neuen Verständnis Rechnung. Susanne Cappus hat den CAS in Spital- und Klinikseelsorge an der Universität Bern als eine der ersten durchlaufen und sagt, worauf es ihr ankommt bei der Seelsorge im System Spital.
«Schreiben Sie uns Ihre Gedanken dazu auf [email protected]»
8/13/2022 • 26 minutes, 58 seconds
Das Plus einer Freikirche: Zwischen Klischee und Glaubwürdigkeit
Tiefer Glaube schliesst Reflexion nicht aus, sagt Christian Ringli. Ambivalenz begegnet er mit Humor und einer Prise Selbstironie. Er ist Pastor in der «BewegungPlus», eine Freikirche, die für kluge Prediger bekannt ist.
Warum lässt Gott soviel Leid zu auf der Welt und wie bringt man Glauben und Denken unter einen Hut? Schwierige Fragen und Diskussionen sind Christian Ringlis Leidenschaft. Dafür biete ihm die Freikirche BewegungPlus viel Freiraum. Mit leisem Humor begegnet der zurückhaltende Theologe u.a. auch der Konfrontation mit dem oft schlechten Ruf der Freikirchen: Wenn er von seinem Beruf erzähle, seien die Reaktionen so, als würde er von Fusspilz reden. Ein Besuch bei den beiden Pastoren Christian Ringli und Matthias Wenk in Burgdorf, wo sie in der seit 1927 existierende Freikirche BewegungPlus versuchen, mehr Himmel auf die Erden zu bringen.
Anfang des Jahres war Perspektiven zu Besuch bei einer anderen Freikirche, der Vineyard in Olten. Gottesdienstbesuchende erzählen von ihrem Gemeindeleben unter Corona-Bedingungen:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/wiedergefundene-gemeinschaft-corona-und-die-freikirchen?id=12168549
8/6/2022 • 28 minutes, 31 seconds
Zwei Brüder mit Weitblick – Beat und Mathias Allemand
Beat Allemand, der Münsterpfarrer, und sein Bruder Mathias, der Psychologe, treffen sich auf dem Turm des Berner Münsters. Sie blicken über die Stadt, sprechen über grosse und kleine Herausforderungen des Lebens. Und über die Kunst loszulassen, um sich mit sich und anderen zu versöhnen.
Obwohl sich die Brüder Allemand beim Gespräch 344 Treppenstufen über der Stadt befinden, stehen beide mitten im Leben. Beat Allemand ist seit bald neun Jahren Pfarrer in der Kirchgemeinde des Berner Münsters. Lässig steht er im kurzen Talar vor seiner Gottesdienstgemeinde, spricht leicht und tiefgründig zugleich. Auch als Radioprediger versteht er es, sein Publikum zu begeistern. Ist es, weil der Mit-Vierziger in den letzten Jahren selbst so einiges durchgemacht hat: eine schwere Krankheit, private Umbrüche? Mathias Allemand ist Psychologe und forscht und lehrt an der Universität Zürich zur Rolle der Persönlichkeit für das gesunde Altern. Und er befasst sich mit gezielten Veränderungsprozessen wie Loslassen und Verzeihen. Wie gehen Menschen mit Verletzungen um? Was hilft ihnen, loszulassen und zu verzeihen, um neue Ziele und Träume zu entdecken? Aufgewachsen sind die beiden Brüder in einer Täuferfamilie im Berner Jura und in Indonesien. Danach gingen sie ihre eigenen Wege und sind doch bis heute verbunden.
7/30/2022 • 28 minutes, 22 seconds
Die «rasende» Erzählerin Moni Egger (W)
Moni Egger ist schweizweit als Märchenerzählerin unterwegs. Ihre Leidenschaft als Erzählerin und feministische Theologin lebt sie in immer neuen Projekten aus, etwa im Erzählnetzwerk BibelErz. Sie bringt auch Volksmärchen aus aller Welt auf die Bühne, auf Toggenburgerisch.
Weise Frauen, fleissige Jungfrauen, kosmische Göttinnen - sie spielen Hauptrollen in den Märchen und Sagen, die Moni Egger in der Weltliteratur aufspürt und ins Toggenburg verlegt. Schliesslich vermittelten diese Erzählungen existentielle menschliche Erfahrungen, die als Story überall spielen können, auch in der Ostschweiz, schmunzelt sie. Ihren Erzählstil bringt die promovierte, römisch-katholische Theologin Moni Egger seit Anfang 2022 auch ins SRF-Format Radiopredigt ein: https://www.srf.ch/audio/radiopredigt/roem-kath-theologin-moni-egger-thalwil?id=12224485
Dieser Podcast ist ein aktualisiertes Portrait von 2015 über die stets mobile Märchenerzählerin.
In der nächsten Ausgabe von Perspektiven steigen wir auf den Turm des Berner Münsters und begegnen den Brüdern Allemand: Beat ist dort Pfarrer und sei Bruder Mathias Psychologe. Früher rockten sie gemeinsam in ihrer Band Valium.
Wir freuen uns über Post auf: [email protected]
7/23/2022 • 29 minutes, 9 seconds
Kirchliche Flüchtlingshilfe – nicht erst seit dem Ukrainekrieg
Pfarrerin Tania Oldenhage und die Freiwillige Dominique Landolt engagieren sich seit Jahren für Flüchtlinge. Im Gespräch erzählen wie, wie sie helfen, wie sie mit den Flüchtlingsschicksalen umgehen. Und von den Spannungen zwischen privilegierten und weniger privilegierten Geflüchteten.
Der Deutschunterricht steht im Zentrum der kirchlichen Flüchtlingshilfe. Manche Flüchtlinge kommen schon seit Jahren, andere – aus der Ukraine – sind neu dabei. Jeder Flüchtling, jede Geflüchtete bringt ein Schicksal mit. Wir fragen die Helferinnen, Radiopredigerin Tania Oldenhage und Dominique Landolt, was die Flüchtlinge bewegt, weshalb sie sich engagieren und welche Herausforderung es zu meistern gilt.
Und was der Krieg mit Priester Ivan aus der Ukraine macht – und wie anderen zu helfen ihm hilft, das hören Sie hier: https://www.srf.ch/audio/perspektiven/was-der-krieg-mit-priester-ivan-aus-der-ukraine-macht?id=12201197
7/16/2022 • 29 minutes, 17 seconds
Der Wald als Kirche und Quelle der Spiritualität
Stille, Nähe zur Natur, zu Tieren, Pflanzen, Wasser. Der Wald ist für Radioprediger Matthias Wenk und seine Frau Maria ein besonderer Ort. Sie unterrichtet hier Kinder, er sucht die Nähe zu Gott. Ein Gespräch über die Anziehungskraft des Waldes als Ort der Spiritualität.
«Gottes Gegenwart kann ich in der Natur am unmittelbarsten spüren», sagt Matthias Wenk. Weil zum Christentum aber mehr gehört also persönliche Nähe zu Gott, organisiert der römisch-katholische Seelsorger gemeinsam mit seinem reformierten Kollegen einen Waldgottesdienst – immer auf der Suche nach neuen Formen der Spiritualität und der kirchlichen Gemeinschaft.
Auch für seine Frau Maria ist der Wald ein Ort der Spiritualität. Als Förstertochter hat sie seit frühester Kindheit eine Beziehung zum Wald – und gibt diese nun im Waldkindergarten an neue Generationen weiter.
Die beiden erzählen, was der Wald ihnen bedeutet, wie Spiritualität und Glaube in der Natur gelebt werden kann. Aber auch davon, wie es ist, als Paar unterwegs zu sein in einer für die Kirche turbulenten Zeit.
7/9/2022 • 29 minutes, 1 second
Mit Gitarre und Team. Wie Pfarrer Jäggi seine Gemeinde rockt.
Matthias Jäggi wurde quasi hineingeboren ins Pfarrhaus: Schon Jäggi Senior war reformierter Pfarrer im Aargau. Nach Stationen in Graubünden und Ostermundigen BE kehrte Jäggi Junior ins heimische Fricktal zurück. Aber auch hier hat sich viel verändert in der Kirche.
Matthias Jäggi hat auf Rätoromanisch predigen gelernt und die Bronx von Ostermundigen lieben. Nun ist er wieder im Aargauer Fricktal. Wir treffen ihn inmitten einer lauten Menge von 40 Kindern und Jugendlichen an den Kindertagen in Fricks reformierter Kirche. Viele Freiwillige, Eltern und eine Sozialdiakonin helfen mit. Die Kirchenpflege macht gerade ein junger IT-Fachmann digital fit. Kinder und Jugendliche zu erreichen, das sei das Einzige, was Zukunft bringt, sagt der IT-Kirchenpfleger. Dass ihm Kirche so viel Spass macht, liege auch an Pfarrer Jäggi. Wenn der in die Saiten seiner Gitarre haut, ist Stimmung garantiert. Nun soll er auch noch bei der landeskirchlichen Kampagne wie im Himmel, so im Aargau mitwirken. Lässt sich so ein Imagewandel für reformierte Kirche erreichen?
Die reformierte Pfarrschaft wird immer bunter, davon erzählt auch diese Ausgabe von Perspektiven zu Quereinsteiger:innen: https://www.srf.ch/kultur/quereinstieg-in-den-pfarrberuf-das-pfarramt-ist-ein-sicherer-beruf
7/2/2022 • 30 minutes, 31 seconds
Tanz mit den Geistern — Schamanismus in der Schweiz
In der Schweiz scheinen schamanische Angebote zu boomen. Schamanismus wird in Europa häufig als Sammelbegriff benutzt für naturreligiöse Praktiken, die ihren Ursprung bei indigenen Völkern in Südamerika, Asien oder Ozeanien haben. Doch werden hiesige Praktiken ihren Ursprüngen wirklich gerecht?
In der Sendung Perspektiven wollen wir verstehen, was Schamanismus denn überhaupt ist und woher der Begriff kommt. Der Religionswissenschaftler Piotr Sobkowiak erzählt, wie Schamanismus überhaupt zu uns nach Europa kam. Wir sprechen ausserdem mit Mar Wieland und Roman Steiner von der Foundation for Shamanic Studies Europe. Sie beide bezeichnen sich als "schamanisch Praktizierende". Mit ihnen sprechen wir darüber, wie sie zum Schamanismus kamen, wie sie Schamanismus verstehen und weshalb sie sich niemals selbst als Schamane oder Schamanin bezeichnen würden.
In der Sendung fragen wir:
* Was ist Schamanismus überhaupt?
* Woher kommt der Begriff?
* Woran glauben schamanisch Praktizierende in der Schweiz?
* Dürfen wir Europäer:innen Rituale aus indigenen Kulturen einfach so übernehmen?
* Was ist der Core-Schamanismus nach Michael Harner?
Wenn Sie hören wollen, wie ein schamanisches Ritual tönen kann, dann können Sie das in der Sendung "Input" hören. SRF-Redaktorin Sabine Meyer hat ein schamanisches Ritual besucht:
https://www.srf.ch/audio/input/was-suchen-wir-im-schamanismus?id=10893774
6/25/2022 • 29 minutes, 40 seconds
Was der Krieg mit Priester Ivan aus der Ukraine macht
Der ukrainische Priester Ivan Machuzhak ist seit Ende Februar fast pausenlos im Einsatz. Er hilft, vernetzt, übersetzt und steht Menschen hier in der Schweiz bei. «Soldaten gönnen sich auch keine Pause», sagt er und steht auch in engem Austausch mit der Verwandtschaft in der Ukraine.
In Perspektiven schildert der griechisch-katholische Theologe seine eigene Situation und die Lage der Geflüchteten, die hier in der Schweiz angekommen sind. Ivan erlebt, wie die christlichen Riten Menschen helfen, dem Erlebten Raum zu geben. Gleichzeitig gesteht der Theologe, dass er zwischendurch das Beten verlernte. – Ähnlich engagiert ist Schwester Ariane. Nachdem sie an der Zürcher Langsstrasse zuerst in Corona-Zeiten Sonderschichten schob, sind es nun geflüchtete Menschen, die Nahrung für Körper und Seele brauchen.
6/18/2022 • 26 minutes, 38 seconds
Rache! – mit Lust und Fantasie
Du darfst von Rache träumen, sagt die Psychoanalyse: sich Rache auszumalen, tue gut. Von realen Racheakten könnten wir dann getrost absehen. Und die Rache Gott überlassen. - Unsere Kultur aber ist voller Rachegeschichten, von der Bibel bis ins Kino. Brauchen wir Menschen Rachefantasien?
Das jüdische Museum Frankfurt provoziert mit dem Titel: „Rache. Geschichte und Fantasie. Es ruft schillernde Bilder und Vorurteile auf, insbesondere gegen Juden. Diesmal aber aus jüdischer Perspektive. Das dreht die Sicht auf „Rache. Fantasierte Rache helfe beim Weiterleben nach monströser Gewalterfahrung. Die meisten Rachegeschichten sind nämlich keine Tatsachenberichte, sondern kontrafaktische Erzählungen, sagt Museumsdirektorin Mirjam Wenzel. So hat beispielsweise die Rache im biblischen Estherbuch nie stattgefunden. Und der Film «Inglourious Basterds» schliesst, indem Hitler und «alle» Nazis hingerichtet werden. Dieser Film Quentin Terentinos von 2009 sei epochal, sagt der Schweizer Kulturwissenschaftler Caspar Battegay. Erstmals breche hier etwas auf. Eine in der realen Geschichte unmögliche Rache und Genugtuung ist im Kino möglich. Ohne jedes echte Blutvergiessen. Genauso funktionieren Rachegeschichten.
6/11/2022 • 29 minutes, 56 seconds
Der heiligen Geistkraft auf der Spur
Eine «Biografie» des Heiligen Geistes schrieb der Münchner Theologe Jörg Lauster. Darin spürt er einem Phänomen nach, das wandlungsfähig, nie ganz fassbar und dennoch eine weltbewegende Kraft sei. Doch bevor der Heilige Geist männlich wurde, schwebte die Ruach über den Wassern.
Ruach heisst die heilige Geistkraft oder auch der Lebenshauch auf Hebräisch, und zwar in der Schöpfungserzählung der Bibel. Wie entstanden all diese verschiedenen Vorstellungen über die spirituelle Windenergie? Darüber sprechen wir auch mit einer Schweizer feministischen Theologin der ersten Stunde, Helen Schüngel-Straumann. Sie widmete ihr theologisches Wirken unter anderem der Ruach.
In einer Sendung Perspektiven haben wir auch schon über die Pfingstbewegung gesprochen, für welche die heilige Geistkraft eine besondere Bedeutung hat:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/viel-mehr-als-scharlatanerie-pfingstkirchen-weltweit?id=11769355
6/4/2022 • 29 minutes, 52 seconds
Nonne mit 27 – warum junge Menschen heute noch ins Kloster ziehen
Im Kloster leben nur alte Leute. Oder doch nicht? Auch heute noch gibt es junge Menschen, die sich nach einem Leben als Mönch oder Ordensfrau sehnen. Welche Fragen, Hoffnungen, Zweifel haben sie? Wir treffen eine Novizin, die im Kloster lebt, und junge Männer, die noch vor diesem Schritt stehen.
Deborah ist 27, studiert Informatik, spielt gern E-Gitarre und geht auf Rock-Festivals. Eines Tages nimmt sie sich eine Auszeit im Gästehaus des Dominikanerinnen-Klosters Cazis – und möchte bleiben. «Es war, wie wenn ich nach Hause kommen würde», erzählt sie heute, vier Jahre später. Das Leben im Kloster zieht sie an. Doch von Familie und Freundinnen erntet sie Erstaunen und Unverständnis. Trotzdem wagt sie den Schritt und lebt nun seit zwei Jahren im Kloster Cazis. Schwester Deborah erzählt uns von ihrem Weg ins Kloster, ihren Fragen, Zweifeln und Hoffnungen. Zudem treffen wir drei junge Männer im Kloster Einsiedeln, die sich einen Eintritt ins Kloster vorstellen können, den Entschluss aber noch nicht gefasst haben. Welche Fragen stellen sich ihnen?
5/28/2022 • 28 minutes, 31 seconds
Oberammergauer Passionsspiele: «Jesus muss lauter werden!»
Was für ein Theater! Alle zehn Jahr gibt's im bayrischen Oberammergau Passionsspiele, die vom Leben Jesu erzählen. Und das ganze Dorf macht mit. Mit zwei Jahren Verspätung wegen Corona ist es nun soweit. Ein Besuch in Oberammergau.
Die Oberammergauer Passionsspiele 2022 stellen einen energischen Jesus in den Mittelpunkt. Es ist diesmal kein altehrwürdiges Historienspiel, sondern ein lebendiges Schauspiel, das auch aktuelle Konflikte verhandelt. Die Passionsspiele sind inklusiver geworden und überraschen.
5/26/2022 • 28 minutes, 20 seconds
„Geliebtes Amazonien” – unterwegs im Mutter-Gottes-Land
Mutter Gottes, so heisst die Amazonasregion im Süden Perus. Doch in den letzten Jahren schien die Region von Gott verlassen zu sein. Goldschürfer kamen, fällten Jahrhunderte alte Bäume, erweiterten die Flüsse und verseuchten das Wasser mit Quecksilber, um an die begehrten Goldkörnchen zu kommen.
Die Reporterin Hildegard Willer nimmt uns mit nach Madre de Dios. Bei ihrer Reise im Frühling 2022 sprach sie mit den Menschen dort und fragte, was sich drei Jahre nach Amazonas-Synode und Umweltenzyklika des Papst vor Ort getan hat. Was unternehmen die Kirchen und andere Akteure, um den Regenwald zu schützen? Können die Menschen vom Regenwald leben, ohne ihn zu zerstören?
5/21/2022 • 30 minutes, 18 seconds
Jüdische und muslimische Seelsorger für die Schweizer Armee
Die Schweizer Armee will eine Armee für alle sein – auch in der Seelsorge. Willkommen sind deshalb neu auch jüdische, muslimische und freikirchliche Seelsorger und Seelsorgerinnen. Welche Chancen, welche Herausforderungen bringt diese neue Diversität?
140 Jahre lang war die Seelsorge im Schweizer Militär Sache der Landeskirchen. Doch das ändert sich nun. Seit zwei Jahren werden Armeeseelsorger aus den Freikirchen ausgebildet - und ganz neu haben nun auch zwei jüdische und ein muslimischer Armeeseelsorger die Ausbildung abgeschlossen. Denn gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt: Die Armeeseelsorge ist gefragt, trotz Säkularisierung.
Wir sind auf Besuch im Ausbildungslehrgang, sprechen mit Muris Begovic, dem ersten muslimischen Armeeseelsorger, und Jonathan Shoppig, seinem jüdischen Kollegen. Und fragen:
* Was machen Seelsorger in der Armee?
* Wie funktioniert Seelsorge für Menschen mit einer anderen Religion – oder gar keiner?
* Wie werden die Seelsorger:innen ausgesucht?
* Wie werden gemeinsame Werte garantiert?
* Warum braucht es Seelsorge in der Armee – trotz Säkularisierung?
Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: [email protected]
Und wen die Frage interessiert «Christentum und Krieg, passt das zusammen?», dem empfehlen wir folgende Sendungen:
* Der christliche Soldat: Sich opfern fürs Vaterland?
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/der-christliche-soldat-sich-opfern-fuer-gott-und-vaterland?id=10325543
* Jesus und der Krieg:
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/jesus-und-der-krieg?id=10340319
5/14/2022 • 28 minutes, 52 seconds
Astrologie – Wer glaubt an die Kraft der Sterne?
Astrologie gibt es wohl schon so lange, wie Menschen in die Sterne schauen. Das taten sie bereits im alten China, in Babylonien und Mesopotamien. Bis heute ziehen Menschen daraus Schlüsse auf ihr eigenes Leben.
Horoskope stehen in fast jeder Zeitung, und viele Menschen glauben, dass die Sternzeichen etwas über uns aussagen. In Perspektiven sprechen wir mit Menschen, die den Konstellationen der Sterne eine Bedeutung für ihr Leben zuschreiben. Wir wollen von ihnen wissen, inwiefern die Astrologie ihr Leben beeinflusst. Ausserdem sprechen wir mit der Religionswissenschaftlerin Dorothea Lüddeckens darüber, weshalb Astrologie momentan so beliebt ist.
In der Sendung fragen wir:
* Wie wird Astrologie im täglich Leben angewendet?
* Wie kann Astrologie helfen Erklärungen zu bieten?
* Weshalb ist die Astrologie so beliebt?
* Weshalb sind es überwiegend Frauen, die ein Interesse an Astrologie zeigen?
Auch die Sternstunde Religion und Philosophie hat sich mit dem Thema Astrologie auseinandergesetzt. Die Sendung finden Sie hier: https://www.srf.ch/audio/sternstunde-philosophie/mit-astrologie-zur-selbsterkenntnis?id=12183654