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NDR Kultur - Das Gespräch

German, Talk, 1 season, 89 episodes, 1 day, 15 hours, 43 minutes
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In Das Gespräch kommen prominente Zeitgenossen aus Kultur und Gesellschaft zu Wort als Ort des interessanten Dialogs über Kunst, Kultur, Gesellschaft und Politik. Im Radio auf NDR Kultur: sonnabends von 13:00 bis 13:30 Uhr
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Um den Schlaf gebracht – Melanie Raabe im Gespräch

Melanie Raabe kennt sich aus mit Thrillern. In ihrem neuen Roman „Der längste Schlaf“ verbindet sie ihre Fähigkeit, große Spannung aufzubauen mit Elementen des magischen Realismus. Ihre Protagonistin ist Schlafforscherin und kennt sich, besser als ihr lieb ist, mit Schlaflosigkeit aus. Dann erbt sie ein Haus in der hessischen Provinz von einem ihr unbekannten Mann. Was hat das zu tun mit den beiden Kindern, die in diesem Ort vermisst werden? Im Gespräch mit NDR Kultur-Moderator Joachim Dicks, das auf der ARD-Bühne auf der Frankfurter Buchmesse entstanden ist, gibt Melanie Raabe Antworten auf diese und noch viel mehr Fragen.
10/19/202425 minutes, 56 seconds
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Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises Martina Hefter im Gespräch

Für ihren Roman „Hey guten Morgen, wie geht es Dir?“ ist Martina Hefter mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichnet worden. Dass die Entscheidung der Jury offenbar ein Kompromiss war, sei für sie völlig okay, denn einstimmige Jury-Voten seien sehr selten. Im Gespräch mit Maren Ahring erklärt Martina Hefter, was es mit sogenannten „Love Scammern“ auf sich hat. Sie stellt sich der der Frage, ob Tanz, Lyrik und Romane bei ihr irgendwie zusammenhängen. Und das Tattoo einer Wildbiene, das sich die Buchpreisträgerin zusammen mit ihrer Lektorin hat stechen lassen, spielt auch eine Rolle.
10/15/202425 minutes, 3 seconds
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Was bleibt vom Urlaubsort, wenn die Touristen fort sind?

Mit ihrem Roman „Nach den Fähren“ hat die Hannoversche Autorin Thea Mengeler das Publikum von sich überzeugt: Bei der Online-Abstimmung zur Wahl der besten Bücher der Unabhängigen Verlage landete sie auf der Shortlist. Am Freitag wird der Preis der sogenannten Hotlist auf der Frankfurter Buchmesse vergeben. Mengelers Buch handelt von einer Insel, zu der die Fähren mit den Touristen eines Tages nicht mehr kommen. Was macht das mit den Zurückgebliebenen? Wie verändert sich die Insel, wenn sie plötzlich wieder den Einheimischen gehört? Im Gespräch mit Jan Ehlert erzählt Thea Mengeler, warum das Fortbleiben der Fähren Freiheit und Verlust zugleich ist. Außerdem gibt sie Einblicke in das Entstehen ihres Romans: Welche Insel hat sie inspiriert? Und warum kann es hilfreich sein, beim Schreiben den Füller statt den Laptop zu benutzen?
10/13/202425 minutes, 54 seconds
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"Manga-Onkel" Joachim Kaps im Gespräch über ein unterschätztes Medium

"Ich bin generell der Meinung, dass eine Woche ohne Comics oder Manga eine vergeudete Woche ist", sagt Joachim Kaps selbstbewusst. Der promovierte Kulturwissenschaftler ist seit über 30 Jahren im Comic-Business unterwegs. Anfangs im Carlsen Verlag, seit 2017 leitet er als Geschäftsführer den Hamburger Manga-Verlag altraverse. Im Gespräch mit Mathias Heller spricht der selbsternannte „Manga Onkel“ über die Entstehung dieser Jugendkultur in Deutschland, über Frauenbilder, die Kraft der Community und was die Zukunft für dieses Medium bereithaltet könnte: "Wir können mit Comic zur Kultur in unseren Breiten etwas beitragen."
10/6/202426 minutes, 2 seconds
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"Freiheitsschock" im Osten: Gespräch mit Ilko-Sascha Kowalczuk

1989/1990 bejubelten Viele im Osten den Gewinn der Freiheit - und erkannten nicht den Preis, den sie dafür bezahlten.
10/3/202425 minutes, 53 seconds
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Armut diskriminiert. Ein Gespräch mit Christian Baron

Der Vater war Alkoholiker, die Mutter depressiv, die Kindheit ein Grauen. Vor vier Jahren beschrieb Christian Baron sein Heranwachsen in Armut in seinem autobiografischen Roman „Ein Mann seiner Klasse“ und wirbelte damit viel Staub auf. In sozial äußerst prekären Verhältnissen aufgewachsen, schaffte Baron es, als erster seiner Familie die Armut zu verlassen, aufs Gymnasium zu gehen und Journalist zu werden. Warum das nur mit Glück gelang und mit Menschen, die an ihn glaubten, erzählt er im Gespräch mit Mareike Gries. Seine eigene Lebensgeschichte nun in einer für seine Begriffe großartigen ARD-Verfilmung zu sehen, löst in ihm einen Strudel der Gefühle aus. Wobei Baron betont: Seine Geschichte steht nur beispielhaft für so viele Geschichten von Menschen, die in Armut leben müssen. Baron fordert deshalb engagiert ein klares Umdenken in der deutschen Sozialpolitik.
9/29/202425 minutes, 53 seconds
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Hoffnung trotz übergroßer Probleme - Gespräch mit Philipp Blom

„Wir sind Wesen, die darauf angewiesen sind, ein bisschen Hoffnung zu haben, in eine Zukunft zu blicken, die wir für gestaltbar halten“. In früheren Zeiten hätte religiöser Glaube das Bedürfnis danach durch die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod befriedigt, sagt Philipp Blom. im 20. Jahrhundert hätten vor allem politische Ideologien das „Prinzip Hoffnung“ geschürt. In jüngster Zeit würde die Hoffnung enorm auf ein besseres Jetzt fokussiert, individualisiert und von kapitalistischen Interessen dirigiert, sagt der heute in Wien lebende Historiker und Autor. Hoffnung basiere aber auf einem „Minimum an Gemeinsamkeit, um überhaupt noch eine Gesellschaft zu sein“, auf gemeinsamer Geschichte und Gegenwart, so Blom. Er ist davon überzeugt, dass die „rasende Entwicklung von Technologien, die unser Leben völlig umkrempeln“ zu einer Vereinzelung führt, die ein „gemeinsames Projekt“ einer Gesellschaft immer schwieriger macht. Das aber sei Grundlage für „ein kluges Verhältnis zur Welt“. Im Gespräch mit Ulrich Kühn erläutert Philipp Blom, welche Rolle bei der Ausbildung von Perspektiven die Geschichten spielen, die wir uns gegenseitig erzählen, und wie seine eigene Hoffnung aussieht: „Vielleicht ist es möglich, dass wir uns neu entdecken lernen als natürliche Wesen, als Wesen, die in einem riesigen System leben und auf dieses System angewiesen sind: Und die Chef von genau gar Nichts sind!“
9/22/202426 minutes, 4 seconds
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Axel Hacke im Gespräch: "Ich finde viele Sachen sehr komisch an mir"

Axel Hacke ist überrascht. Zwar verbringt er schon sein ganzes, nicht mehr ganz kurzes Leben in und mit seinem Körper, weiß aber eigentlich herzlich wenig über ihn: „Ich glaube nicht, dass jeder jetzt so genau sagen kann, wo die Leber sitzt oder was die Galle eigentlich tut.“ Weil er es auch nicht wusste, hat er sich selbst jetzt in 15 Kapiteln auf Herz und Hirn, Knochen und Zähne, Lunge, Darm und, ja, auch den Penis untersucht. Und natürlich hat der Vielschreiber darüber ein Buch geschrieben: „Es gibt so Leute, die schreiben ihre Memoiren. Dann schreiben sie über ihre Heldentaten, über ihre geistigen Leistungen und so. Und ich habe immer gedacht, warum schreibt man nicht mal die eigene Lebensgeschichte nur aus der physischen, aus der Körpersicht. Über die Heldentaten der Leber, über das, was das Herz so leistet jeden Tag, was die Nase für ein Wunderwerk ist, was man alles so gebrochen hat, was man für Narben am Körper hat.“ Herausgekommen ist dabei „Aua! Die Geschichte meines Körpers“. Mit Jürgen Deppe hat Hacke über allerlei Kurioses rund um dessen Körper gesprochen – etwa darüber, dass er sich mal beim Meditieren eine Rippe gebrochen und einem gezogenen Backenzahn in seinem Büro ein Mausoleum errichtet hat. Außerdem schildert Hacke seinen Tinnitus, der ihn seit Jahrzehnten quält und nur für ihn hörbar ist, und er berichtet von Milliarden Mikroorganismen, die jeden unserer Körper bevölkern. Der heitere Melancholiker sinniert schließlich auch über das Verhältnis von Körper und Geist und den Sitz der Seele. Bei aller Bewunderung für die zahllosen bewussten oder unbewussten Fähigkeiten des Körpers stellt Hacke spätestens beim Gehirn fest, „dass man vor Ehrfurcht vor sich selbst eigentlich nur erschauern kann.“
9/15/202425 minutes, 45 seconds
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Erst Venedig-Jury, jetzt Kinostart - Julia von Heinz im Gespräch

Als Regisseurin steht Julia von Heinz für erfolgreiche Fernsehserien wie „Eldorado KaDeWe“ und Kinofilme wie „Hanni & Nanni 2“. Als Wissenschaftlerin hat sie unter anderem eine Arbeit über „den Einfluss des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf Deutschen Kinofilm“ verfasst. Julia von Heinz wird eine „besondere politische Sensibilität“ zugeschrieben, was sie als große Ehre empfindet und was kein Wunder ist. Denn die in West-Berlin geborenen und in Bonn aufgewachsene Filmemacherin schloss sich nach einem Überfall von Neonazis bei ihrer 15. Geburtstagsfeier in den Rheinauen der Antifa an und verarbeitete diese Zeit in ihrem preisgekrönten Film „Und morgen die ganze Welt“. Der Bücherschrank ihrer Mutter ist schuld an ihrem neuen Film „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“. Der Film, der am 12. September im Kino startet, handelt von einer Vater-Tochter Beziehung und einer Reise auf den Spuren ihrer jüdischen Vergangenheit in Polen. Im Gespräch mit Filmexpertin Bettina Peulecke freut sich die Professorin an der Hochschule für Film und Fernsehen in München darüber, dass ihre StudentInnen in keine anti-feministische Statement-Falle mehr tappen, betont sie die Wichtigkeit politischen Bewusstseins und verrät, wer ihre Vorbilder sind – und warum.
9/8/202425 minutes, 54 seconds
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Das Gespräch: Grit Lemke zu Ost-Frust und AfD-Wahl

Schon lange vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg ist eine Diskussion über den Zustand der Demokratie in Ostdeutschland entbrannt. Grit Lemke, 1965 in der Niederlausitz geboren und in Hoyerswerda aufgewachsen, arbeitet als Filmemacherin und Autorin in Berlin und Hoyerswerda. Sie sorgt sich um das Erstarken der Rechten, kritisiert jedoch gleichzeitig die aktuelle Debatte. Die Wahlerfolge rechtsradikaler Parteien gäben nicht nur Aufschluss über die Gesellschaft in Ostdeutschland, sagt Lemke im NDR Kultur-Gespräch, sondern auch über den Zustand der Demokratie selbst. Der Erfolg der Rechten im Osten habe viele Ursachen, darunter die Erfahrungen nach der Wende und der mangelnden Anerkennung, die eine tief verwurzelte Unzufriedenheit und einen Pessimismus hinsichtlich der Zukunft begünstigt hätten. Im Gespräch mit Sebastian Friedrich erklärt Grit Lemke, dass es wenig sinnvoll sei, sich vor allem auf die etwa 30 Prozent AfD-Wähler im Osten zu konzentrieren, denn dadurch gerieten diejenigen aus dem Blick, die dies nicht täten und sich stattdessen aktiv für eine lebendige Zivilgesellschaft einsetzten.
9/1/202428 minutes, 22 seconds
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Olaf Kanters Ostsee-Impressionen von vorgestern bis morgen

Die Ostsee ist das jüngste Meer der Welt. Und eines der meistbefahrenen. Sie ist ein kleines Meer, ein Binnenmeer, aus dem mehr Wasser in die Weltmeere abfließt als von dort in sie einströmt. Das Wasser der Ostsee ist weit weniger salzig als das anderer Meere, aber gerade deshalb für Flora und Fauna ein schwieriger Lebensraum. Die Ostsee gilt als eines der am intensivsten genutzten und am besten gemanagten Meere der Welt, ist für Handel, Industrie und Militär von unermesslicher Bedeutung und gleichzeitig das Erlebnisbad der Nation. Wie geht das alles zusammen? Der SPIEGEL-Redakteur und passionierte Einhandsegler Olaf Kanter hat das Binnenmeer monatelang mit seinem kleinen Küstenkreuzer „Bijou“ erkundet und von der Urgeschichte bis in die Gegenwart Details über die Ostsee recherchiert. Im Gespräch mit Jürgen Deppe berichtet er von seinen Erfahrungen, breitet er sein fundiertes Wissen aus und äußert er seine Sorgen um die Zukunft der Ostsee: „Wie es um unser Binnenmeer steht? Nicht gut.“ Besteht Hoffnung auf Besserung? Ja.
8/25/202425 minutes, 46 seconds
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Freiheit in der Krise – Oliver Nachtwey über das Gekränktsein

Mit seinen Büchern „Gekränkte Freiheit“ und „Abstiegsgesellschaft“ hat sich der Basler Professor für Sozialstrukturanalyse Oliver Nachtwey zu einem der führenden Analysten der postmodernen Gesellschaft entwickelt. Sein zentrales Thema ist die Ambivalenz der Freiheit in der modernen Gesellschaft: Einerseits wird Freiheit als höchster Wert und Ziel propagiert, andererseits führt der exzessive Freiheitsanspruch oft zu Konflikten und einer Erosion gemeinschaftlicher Werte und Normen. Im Gespräch mit Verena Gonsch erläutert Oliver Nachtwey die Ergebnisse seiner Interviewreihe, die er während der Pandemie mit sogenannten Querdenkern durchgeführt hat, um deren Motivation zu erforschen. Bekannt wurde Nachtwey vor allem durch seine Forschungen zu den sozialen und ökonomischen Veränderungen in der modernen Arbeitswelt sowie zu den Auswirkungen der Globalisierung und Digitalisierung auf die Gesellschaft.
7/28/202425 minutes, 27 seconds
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Wie er wurde, was er ist: Ronald Zehrfeld - jetzt in „Zwei zu Eins“

Einst träumte der ehemalige DDR-Jugendmeister im Judo von der Teilnahme an Olympischen Spielen. Aber dann kam die Wende und damit das Aus eines Traums und der Anfang einer „Narrenfreien Zeit“ für ihn. 1990 – in eben jener Zeit – spielt sein neuer Kinofilm „Zwei zu Eins“, der am 25. Juli im Kino startet. Ronald Zehrfeld verkörpert darin neben Sandra Hüller und Max Riemelt einen Teil des Trios, das nach dem Mauerfall Millionen zufällig eingelagerter Ostmark findet und – nicht ganz legal – versucht, sie zum titelgebenden Verhältnis „Zwei zu Eins“ umzutauschen. Im Gespräch mit Filmexpertin Bettina Peulecke erzählt der unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnete Zehrfeld, warum er Schauspieler geworden ist und dafür sein Politik- und Literaturwissenschaftsstudium geschmissen hat, welche Verantwortung er seinem Berufsstand zuschreibt, und was ihn am Ende eines Tages zum Lächeln bringt.
7/20/202425 minutes, 46 seconds
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Wie er wurde, was er ist: Ronald Zehrfeld - jetzt in "Zwei zu Eins"

"Die Geschwindigkeit der Abwicklung eines ganzen Staates" hat den gebürtigen Ost-Berliner Ronald Zehrfeld "echt überrascht".
7/20/202425 minutes, 46 seconds
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Mythos "Stauffenberg-Attentat" - ein Gespräch mit Ruth Hoffmann

"Der 20. Juli hat einfach schon sehr früh dafür herhalten müssen, zu zeigen, dass nicht alle Deutschen Nazis gewesen sind. Insbesondere in der Wehrmacht hat es auch Offiziere gegeben, die bereit gewesen sind, gegen Hitler aufzustehen." Für die Journalistin und Buchautorin Ruth Hoffmann dient das missglückte Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Sommer 1944 in der Wolfsschanze bis heute als "das deutsche Alibi". In ihrem gleichnamigen, für den Deutschen Sachbuchpreis nominierten Buch zeigt sie, wie das Attentat nach 1945 immer wieder politisch instrumentalisiert wurde: von Konrad Adenauer bei der Gründung der Bundeswehr, im Kalten Krieg als Symbol des nicht-kommunistischen Widerstands gegen das Nazi-Regime, in jüngster Zeit durch die Neue Rechte, die Stauffenberg als Vorbild für den militanten Aufstand gegen ein verhasstes System verehrt. Im Gespräch mit Jürgen Deppe richtet Ruth Hoffmann den Scheinwerfer auf die bislang weitgehend unterbelichtete Nachgeschichte des Stauffenberg-Attentats, wie sie verklärt wurde und politisch genutzt wird.
7/14/202425 minutes, 53 seconds
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Wokeness, Political Correctness, Sensitivity Reading: "Alles Zensur!"

Was darf heutzutage noch gesagt oder geschrieben werden? Und was nicht? Darüber wird an Stammtischen wie Unis gleichermaßen heftig gestritten. Wie geht zum Beispiel geschlechtergerechte Sprache? Mit Gendersternchen und Sprechpause? Oder reicht das generische Maskulin? Darf man das N-Wort oder andere missliebige Wörter noch benutzen? Oder müssen Bücher - auch alte - davon bereinigt werden? Die Altphilologin Melanie Möller von der FU Berlin ärgert der Anspruch auf politische Korrektheit der Literatur so sehr, dass sie sich nun mit ihrem Buch "Der entmündigte Leser. Für die Freiheit der Literatur" einsetzt. "Ein Gespenst geht um im Literaturbetrieb," konstatiert sie. Es trage viele, meist englische Namen: "Dazu gehören 'Cancel culture', 'wokeness', 'political correctness' oder 'sensitivity reading'. Früher einmal hörte es auf den schlichten Namen Zensur." Im Gespräch mit Jürgen Deppe betont Melanie Möller, dass Leserinnen und Leser auch derbe Darstellungen ohne sogenannte "Triggerwarnungen" aushalten und Literatur einfach ästhetisch genießen würden.
6/30/202425 minutes, 40 seconds
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"Wir haben eine Verantwortung, uns mit dem Kolonialismus auseinanderzusetzen"

Der Verlust von Heimat und die Einsamkeit des Lebens zwischen den Welten, das sind die großen Themen, die Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah in seinen Romanen behandelt. Themen, die auch mit seiner Biografie verbunden sind: Gurnah ist als Jugendlicher von Sansibar nach England geflohen. In seinem gerade auf Deutsch erschienenen Roman „Das versteinerte Herz“ erzählt er vom Schicksal des jungen Salim, der eine ganz ähnliche Reise durchlebt. Im Gespräch mit Jan Ehlert erinnert sich Gurnah daran, was ihm selbst damals Kraft gegeben hat und wie es vor allem die Literatur war, die ihm half, sich in seiner neuen Heimat zurechtzufinden. Auch bei der Aufarbeitung der Zeit des Kolonialismus hofft Gurnah auf die Literatur. Hier müssten neue, andere Geschichten erzählt werden, die die Perspektive der Unterdrückten einnehmen: „Wir haben eine Verantwortung, uns mit dieser Zeit auseinanderzusetzen. Etwas darüber wissen zu wollen ist dabei nur der erste Schritt. Aber es ist ein sehr wichtiger Schritt.“
6/16/202425 minutes, 55 seconds
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Thomas Hitzlsperger: "Sport und Politik gehören immer zusammen!"

„Mut zu proben heißt ja nicht, etwas Waghalsiges zu riskieren, sondern die Komfortzone zu verlassen.“ 2014 outete sich der populäre Ex-Profi, Vize-Europameister und WM-Dritte Thomas Hitzlsperger kurz nach seinem Karriereende als homosexuell. Auf der Leipziger Buchmesse 2024 berichtete er im Gespräch mit Alexander Solloch von den „Mutproben“ in seinem Leben: „Sich im Jahr 2014 als homosexuell zu outen, war nicht lebensbedrohlich. Definitiv nicht hier in Deutschland.“ Ihm sei aber bewusst gewesen, dass es immer noch Leute gebe, die Angst davor hätten, sich zu einer Minderheit zu bekennen. Diese Menschen wolle er ermutigen, sich ebenfalls nicht zu verstecken. Parallel zu seiner Fußballkarriere wurde Thomas Hitzlsperger – außergewöhnlich in seinem Metier – zum Bücherliebhaber und Leser. Zusammen mit dem Sportjournalisten Holger Gertz hat er nun das Buch „Mutproben“ veröffentlicht – die Schilderung seines Lebenswegs von der bayrischen Provinz bis in die höchsten europäischen Fußballligen. Oft genug habe er dabei gedacht: „Ich riskiere etwas, auch auf die Gefahr hin, dass ich scheitere. Aber wenn es klappt, ist es umso schöner.“
6/9/202425 minutes, 57 seconds
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Dialog über Deutschland - Disput von Grass und Walser

Vor 30 Jahren stritten sich die Großschriftsteller auf Einladung von Stephan Lohr über Deutschland und die Einheit.
6/2/20241 hour, 26 minutes, 19 seconds
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Diversity Day: Ninia LaGrande im Gespräch über Inklusion

Wenn Ninia LaGrande von „allen Menschen“ spricht, gehören für sie selbstverständlich auch Menschen mit Behinderung dazu. Und das nicht nur am „Diversity Day“, dem „Tag der Vielfalt“. In Deutschland existiere aber nach wie vor ein trennendes System, sagt die engagierte Moderatorin und Podcasterin: Menschen mit Behinderung wohnten in eigenen Einrichtungen, gingen auf Förderschulen, arbeiteten für sehr wenig Geld in Werkstätten. Es sei ein System, das von einigen Playern aufrechterhalten werde, weil es für sie finanziell lukrativ sei. Um echte Inklusion zu ermöglichen, müssten gesetzliche Regelungen her, fordert Ninia LaGrande. Sie weiß: Andere Länder wie Großbritannien oder die USA sind da viel weiter: „Deutschland ist beim Thema Inklusion steckengeblieben.“ Im Gespräch mit Andrea Schwyzer erzählt die Hannoveranerin von unbefriedigenden Therapiemöglichkeiten für Menschen mit Behinderung, der Herausforderung alle Kinder gemeinsam zu beschulen und von ihren persönlichen Erfahrungen als kleinwüchsige Frau. Inklusion gehe uns alle etwas an, sagt LaGrande. Früher oder später könnte schließlich jede oder jeder betroffen sein. Denn nur rund vier Prozent aller Behinderungen seien angeboren.
5/25/202426 minutes, 3 seconds
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75 Jahre Bilderrepublik Deutschland – Gerhard Paul im Gespräch

„Das 20. Jahrhundert – im Grunde eine Geschichte der Mediengesellschaft – ist ohne Bilder, ohne Film, ohne Fernsehen und heute auch Internet letztlich nicht zu verstehen,“ erläutert der Flensburger Historiker Gerhard Paul. In seinem voluminösen Text-Bildband „Die Bundesrepublik“ breitet er zu deren 75stem Geburtstag am 23. Mai „eine visuelle Geschichte“ der Bundesrepublik aus – einen breiten Bilderbogen vom sachlichen Schwarz-Weiß der Nachkriegsjahre über die grellbunten Magazine der Wirtschaftswunderzeit bis zu den dauerbewegten Bildern im Fernsehen und Internet heutiger Tage. Wie wird die Bundesrepublik im Laufe der Jahrzehnte dargestellt? Und wie stellt sie sich selbst dar? Was gibt sie für ein Bild ab? Und welches gibt sie vor? Ist Schwarz-Rot-Gold durch den Regenbogen abgelöst? Und repräsentiert die bunte Republik wirklich die Bundesrepublik? Gerhard Paul, ein Hauptvertreter der Visual History in Deutschland, beschäftigt sich dabei sowohl mit der Visualität von Geschichte als auch mit der Historizität des Visuellen. Im Gespräch mit Jürgen Deppe führt er die Geschichte der Bundesrepublik mit einem besonderen Blick vor Augen.
5/19/202425 minutes, 51 seconds
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Mutter-schafft (in der) Kunst – Gespräch mit Larissa Kikol

Das Bild der Mutter hat Künstler seit jeher inspiriert. Die Fruchtbarkeitsgöttin, die Heilige, das Opfer – prägten lange unser Bild der Mutter. Aber welche Darstellungen von Mutterschaft zeigt die zeitgenössische Kunst jenseits dieser Klischees? Und wie steht es um die Mutter als Kunstschaffende? Warum haben so wenige erfolgreiche Künstlerinnen Kinder? Wie gut lassen sich Kunst und Mutterschaft vereinbaren? Mit diesen Fragen befasst sich die Kunstkritikerin Larissa Kikol in „Mutter-schafft“, dem aktuellen Themenband des Kunstforum International. Mutterschaft sei ein Tabuthema im Kunstbetrieb, das es zu brechen gelte, konstatiert Kikol. Alexandra Friedrich spricht mit der engagierten Kunstexpertin über „Mumfluencer“ und das Kindliche in der Kunst, über strukturelle Benachteiligung und das Verhältnis von Feminismus und Mutterschaft.
5/12/202426 minutes, 3 seconds
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Nationalmannschaft = deutsch? Gespräch mit Tuğsal Moğul

„Fußball – man sagt immer, es sei die wichtigste Nebensache der Welt – verkörpert ganz viel, was unsere Gesellschaft auch darstellt und auch die Veränderungen in unserer Gesellschaft,“ findet Fußball-Fan und Dokumentartheatermacher Tuğsal Moğul. Deshalb hat er elf ehemalige und aktuelle Spielerinnen und -spieler nach ihrem Verhältnis zur Nationalmannschaft gefragt: Wie ist es für „Deutschland“ aufzulaufen, die Nationalhymne zu hören, in einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer zu stehen? Das sehen etwa Erwin Kostedde, erster afro-deutscher Spieler im Nationaldress, oder Lothar Krubjuweit, 1974 DDR-Auswahlspieler beim 1:0-Sieg über die BRD, natürlich ganz anders als etwa heutzutage Merle Frohms, Nationaltorhüterin der Frauen. Nach Dokumentartheaterstücken über den Alltag in deutschen Krankenhäusern und das Attentat von Hanau stellt Moğul nun das fußballerische Deutschsein ins Rampenlicht. Im Gespräch mit Jürgen Deppe erläutert er, warum er Schwarz-Rot-Gold nicht Corona-Leugnern und PEGIDA-Anhängern überlassen will und via Fußball und Theater eine Utopie für ein vielfältigeres Deutschland entwickeln möchte.
5/5/202425 minutes, 47 seconds
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Den Frieden gewinnen - aller akuten Gewalt zum Trotz?

„Es gab keine Zeitenwende, und es gibt sie nicht.“ Wenn Heribert Prantl das Wort nimmt, hört man von Anfang an hin. Der Journalist und Autor vertritt seine Positionen unerschrocken und mit rhetorischer Verve. Es geht ihm dabei nicht um Effekte. Nach gründlicher Überlegung und aus Überzeugung stellt er weitverbreitete, als Konsens ausgegebene Denk- und Redeweisen infrage. Er tut dies in der für ihn typischen kernigen und bildkräftigen Sprache. Ausführlich in seinem neuen Buch „Den Frieden gewinnen. Die Gewalt verlernen“ – und pointiert im Gespräch mit Ulrich Kühn auf NDR Kultur: Das Wort „kriegstüchtig“ mache ihn „allergisch“, sagt er da und erklärt: „Ich habe nichts gegen das Wort tüchtig, und ich habe auch nichts gegen das Wort Verteidigung“. Sehr wohl aber habe er etwas gegen die Verbindung von „Tüchtigkeit“ und „Krieg“: „Ein Verteidigungsminister ist nicht dann ein besonders tüchtiger Verteidigungsminister, wenn und weil er möglichst markant das Wort Krieg wagt.“ Heribert Prantl argumentiert mit doppelt geschärftem Blick. Er war nicht nur Mitglied der Chefredaktion und 25 Jahre lang Leiter der innenpolitischen Redaktion und des Meinungsressorts der Süddeutschen Zeitung. Er ist zudem promovierter Jurist und gelernter Richter und Staatsanwalt. Argumente für eine trotz allem friedfertigere Politik schöpft er aus seinen reichen politisch-historischen Kenntnissen, juristischer Expertise und intensiver Beschäftigung mit der Religion. So verweist er auf das wenig bekannte Friedensgebot des Grundgesetzes – und fordert, wiewohl selbst kein radikaler Pazifist, Respekt und Raum im Diskurs für pazifistische Gedanken.
4/28/202425 minutes, 55 seconds
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"Kant ist die Norm": Der Philosoph Manfred Geier im Gespräch

Am 22. April vor 300 Jahren wurde der Philosoph Immanuel Kant im preußischen Königsberg geboren: zu jener Zeit ein Zentrum europäischen Denkens, „eine kosmopolitische Stadt“, so der Hamburger Philosoph Manfred Geier, der seit Jahrzehnten zu Werk und Denken Immanuel Kants forscht und eine vielzitierte Biografie über den Aufklärer und Begründer der modernen Philosophie geschrieben hat. Geier bezeichnet Kant in einem aktuellen Aufsatz als „die Norm“. Denn „Kant stellt den Menschen ins Zentrum der Welt als denkendes Wesen“, das sei „eine ungeheure Aufwertung menschlicher Fähigkeiten“. Ihn begeistere „die Freiheit dieses Denkers, die er sich nimmt, ohne Dogmatik, wirklich Sachen zu durchdenken, die er für wichtig hält“. Jens Büchsenmann fragt den Kant-Kenner und Biografen, wie revolutionär dessen Denken war und warum; und was Immanuel Kant für ihn, den Philosophen, ganz persönlich bedeutet; was er über die Antisemitismus-Vorwürfe sagt, und schließlich auch, was man lesen kann, um die Bedeutung dieses Begründers der modernen Philosophie zu erfassen.
4/21/202425 minutes, 53 seconds
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Machtmissbrauch an Musikhochschulen - Jan Philipp Sprick im Gespräch

Mitte März hat die studentische Initiative gegen Machtmissbrauch an Musikhochschulen die Ergebnisse einer anonymen Online-Umfrage veröffentlicht. Sie enthält über 600 Erfahrungsberichte von 161 aktuellen und ehemaligen Musikstudierenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, in denen verschiedene Fälle von Grenzüberschreitungen und übergriffigem Verhalten geschildert sind. Die Bandbreite der Vorfälle aus einem Zeitraum von mehreren Jahren reicht von destruktiven Kommentaren zur Leistung der Studierenden über physische Grenzüberschreitungen bis hin zu sexuellen Übergriffen. Nach der Veröffentlichung der Umfrage hat sich der Vorstand der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen betroffen geäußert. „Die geschilderten Fälle zeigen Missstände und Handlungsbedarfe auf, die von der RKM ernstgenommen und diskutiert werden“, heißt es in einer Pressemitteilung vom 21. März. Welche Maßnahmen die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg bereits ergriffen hat und noch ergreifen oder verstärken will, darüber haben Marcus Stäbler mit dem dortigen Präsidenten Jan Philipp Sprick gesprochen. Er sieht die Ergebnisse der Umfrage als wichtigen Impuls, um noch intensiver darüber ins Gespräch zu kommen, wie man die persönlichen Grenzen anderer Menschen besser erkennen und respektieren kann.
4/14/202426 minutes, 3 seconds
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Depressiv im Europaparlament – Nico Semsrott im Gespräch

Der Kabarettist Nico Semsrott, bekannt für seine schwarze Kapuze und sein trauriges Gemüt, ist an Depressionen erkrankt. Er lebt damit und spricht darüber. 2019 trat Semsrott den nach eigenem Bekunden „merkwürdigsten Job der Welt“ an. Als Abgeordneter der Satirepartei „Die Partei“ zog er ins Europaparlament in Brüssel bzw. Straßburg ein. Aber schon in dieser Pendelei zwischen den beiden Parlamentssitzen, sagt Semsrott heute, stecke alles, „was das Parlament im Kern ausmacht: Steuerverschwendung, Tragik und grober Unfug." Dabei war der deutschlandweit bekannte Kabarettist anfangs noch hellauf begeistert: „Das Europaparlament – eine hervorragende Idee. Nur in der Realität leider ein Witz, und noch dazu ein sehr schlechter.“ Nun kehrt Nico Semsrott dem EU-Parlament nach fünf Jahren desillusioniert den Rücken: „An dem Ort, an dem wir dringend auf Gerechtigkeit und Vertrauen angewiesen sind, wird Korruption nur selten bestraft, sondern meistens belohnt.“ Im Gespräch mit Sebastian Friedrich thematisiert Semsrott offen seine Depression und kritisiert den gesellschaftlichen Umgang damit. Warum er als Satiriker im EU-Parlament in der Politik fehl am Platz war, thematisiert er in seinem gerade erschienenen SPIEGEL-Bestseller und dem Bühnenprogramm „Brüssel sehen und sterben. Wie ich im Europaparlament meinen Glauben an (fast) alles verloren habe“. Seine Zeit in Brüssel will er nicht missen. Aber auch nie wiederholen.
4/7/202432 minutes, 16 seconds
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Die Bibel feministisch gelesen – Edith Löhle im Gespräch

Ostern – der höchste Feiertag der katholischen Kirche: Christen feiern die Auferstehung Jesu Christi, dem „Superstar“ der Bibel. Die katholisch sozialisierte Autorin Edith Löhle feiert indes in ihrem ersten Roman diejenigen, die in der Bibel nur Statisten-Rollen bekommen haben oder gleich komplett daraus gestrichen wurden. In „Bible Bad Ass“ geht es um die verdrängten und verunglimpften Frauen der Bibelgeschichte. Alexandra Friedrich spricht mit der früheren Lifestyle-Journalistin darüber, warum sie sich heute mit Jahrtausende alten Diskriminierungsopfern der Bibelgeschichte befasst und was deren Geschichten uns für die Gegenwart erzählen.
3/31/202426 minutes, 2 seconds
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Der "Minihorror" des Alltags - Barbi Marković im Gespräch

„Rasant, seriell und pop-affin“ findet die Jury Markovićs „Minihorror“ und ehrt sie mit dem Preis der Leipziger Buchmesse Man wolle Barbi Markovićs neues Buch „wie im Rausch ohne Unterbrechung an einem Stück lesen“, schwärmt die Jury des Preises der Leipziger Buchmesse über „Minihorror“. „Denn der Genuss ihrer witzigen und scheinbar so einfachen Sätze, die die absurde Fallhöhe zwischen Alltag und existenzieller Weltlage ausmessen, soll bitte nicht enden.“ Barbi Marković schreibe so „hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart“, dass sie dafür jetzt den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie „Belletristik“ erhielt. Im Gespräch mit Maren Ahring erzählt die vor 44 Jahren in Belgrad geborene, heute in Wien lebende Schriftstellerin, was Komik und Humor für sie bedeuten, wodurch sie inspiriert ist und welche Rolle ihre Herkunft bei der Betrachtung der Gegenwart spielt.
3/24/202425 minutes, 59 seconds
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Vanessa Reinwand: Ehrenamtler sind der Kitt unserer Gesellschaft

Der Kulturbetrieb braucht das Ehrenamt, sagt die Hildesheimer Professorin für kulturelle Bildung und Direktorin der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Es nehme "einen ganz enormen Stellenwert" ein, "gerade wenn wir auf die ganzen Vereine und Verbände schauen, die Kultur organisieren. Und das vor allem nicht nur in den Großstädten, sondern auf dem Land, in der Breite, in der Fläche." Insbesondere dort seien Kulturvereine und Soziokulturelle Zentren nicht etwa Lückenbüßer, sondern elementar wichtig: "Es macht keinen Sinn, den professionellen Kulturbetrieb gegen das Ehrenamt auszuspielen. Das eine kann nur mit andern stark sein." Allerdings litten viele Kulturvereine unter der enorm zeitfressenden Bürokratie und einer starken Überalterung. Im Gespräch mit Jürgen Deppe beschreibt Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss die Probleme von Kulturinitiativen vor Ort, zeigt aber auch Lösungsmöglichkeiten auf. Denn: "Wir können uns ja gerade in diesen Zeiten, die wir im Moment haben, nichts mehr wünschen als eine aktive Zivilgesellschaft, als aktive Bürgerinnen und Bürger, die über Kultur und unterschiedlichste Tätigkeiten ihre Wertschätzung für ein Gemeinwohl und eine Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. […] Sie sind sowas wie der Kitt unserer Gesellschaft."
3/17/202425 minutes, 29 seconds
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Vanessa Reinwand: Ehrenamtler sind der Kitt unserer Gesellschaft

Der Kulturbetrieb braucht das Ehrenamt, sagt Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss, Professorin an der Uni Hildesheim und Direktorin der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. Es nehme „einen ganz enormen Stellenwert“ ein, „gerade wenn wir auf die ganzen Vereine und Verbände schauen, die Kultur organisieren. Und das vor allem nicht nur in den Großstädten, sondern auf dem Land, in der Breite, in der Fläche.“ Insbesondere dort seien Kulturvereine und Soziokulturelle Zentren nicht etwa Lückenbüßer, sondern elementar wichtig: „Es macht keinen Sinn, den professionellen Kulturbetrieb gegen das Ehrenamt auszuspielen. Das eine kann nur mit andern stark sein.“ Allerdings litten viele Kulturvereine unter der enorm zeitfressenden Bürokratie und einer starken Überalterung. Im Gespräch mit Jürgen Deppe beschreibt Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss die Probleme von Kulturinitiativen vor Ort, zeigt aber auch Lösungsmöglichkeiten auf. Denn: „Wir können uns ja gerade in diesen Zeiten, die wir im Moment haben, nichts mehr wünschen als eine aktive Zivilgesellschaft, als aktive Bürgerinnen und Bürger, die über Kultur und unterschiedlichste Tätigkeiten ihre Wertschätzung für ein Gemeinwohl und eine Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. […] Sie sind sowas wie der Kitt unserer Gesellschaft.“
3/15/202425 minutes, 29 seconds
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Der Namibia-Deutsche Harald Hecht im Gespräch

Von 1884 bis 1915 war das heutige Namibia Kolonialgebiet des Deutschen Kaiserreichs. 1904 erhob sich die Volksgruppe der Herero gegen die Deutschen, ein Jahr später schloss sich die Volksgruppe der Nama an. Der Aufstand wurde von den deutschen Kolonialtruppen brutal niedergeschlagen, Konzentrationslager wurden errichtet, Tausende von Herero und Nama starben. Das Geschehen gilt heute als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts. Noch immer aber sind die Bemühungen um eine Versöhnung nicht erfolgreich gewesen. Ein jahrelang verhandeltes Versöhnungsabkommen stand 2021 zur Unterzeichnung bereit, doch Opferverbände der Herero und der Nama lehnen es ab, sie seien in die Verhandlungen nicht ausreichend eingebunden gewesen. Harald Hecht, Vorsitzender des „Forums deutschsprachiger Namibier“, zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Die Versöhnungsbemühungen werden bis zu den namibischen Wahlen im November vermutlich noch nicht zu Ende gekommen sein. Aber bis September nächsten Jahres rechne ich uns gute Chancen aus.“ Harald Hechts Vorfahren waren um die Jahrhundertwende ins damalige „Deutsch-Südwestafrika“ gekommen, sein Urgroßvater war Mitglied der deutschen „Schutztruppe“, später erwarb die Familie eine Farm. Zu den fast 19.000 Objekten aus der Kolonialzeit, die noch immer in deutschen Museen und Universitätssammlungen lagern, sagt Hecht: „Natürlich müssen sie zurückgegeben werden. Bei manchen Objekten wird das noch dauern. Auf namibischer Seite müssen gewisse Rituale eingehalten, müssen Feierlichkeiten abgehalten werden, damit die Gegenstände in Würde zurückgegeben werden können.“ Das Gespräch führte Richard Klug, Auslandskorrespondent der ARD für das südliche Afrika.
3/10/202425 minutes, 58 seconds
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Der hohe Preis des Patriarchats: Boris von Heesen im Gespräch

Egal ob Verkehrsunfälle, Diebstähle, Hooliganismus, Wirtschaftskriminalität oder Spiel- und Drogensucht: Männer führen so ziemlich alle traurigen Statistiken an, und zwar erschreckend deutlich. So sind fast 94 Prozent aller Menschen, die in Deutschland im Gefängnis sitzen, Männer. Alle Statistiken zusammengenommen, kosten Männer den deutschen Staat 63 Milliarden Euro mehr als Frauen - pro Jahr! Boris von Heesen schreibt in seinem Buch „Was Männer kosten. Der hohe Preis des Patriarchats“ wie er auf diese Zahl kommt. Als Wirtschaftswissenschaftler bedient er sich der Sprache des Kapitalismus, in der Hoffnung, dass auch Männer endlich erkennen, wie über Jahrhunderte eingeübte stereotype Rollenbilder der Gesellschaft schaden. Zum Equal-Pay-Day und zum Internationalen Weltfrauentag stellt der Jungen- und Männerberater im Gespräch mit Andrea Schwyzer mögliche Wege aus patriarchalen Denkmustern vor, erläutert, warum er das Modell der bürgerlichen Kleinfamilie ernsthaft in Frage stellt und was Männer gewinnen können, wenn sie es schaffen, toxisches Verhalten abzulegen. Und natürlich geht es auch um die Frage, welche Rolle Frauen in der Debatte spielen.
3/5/202426 minutes, 9 seconds
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Von Preisen und Professur: Felicitas Hoppe im Gespräch

Von Hameln aus, wo Felicitas Hoppe 1960 geboren wurde, ist sie in die Welt hinaus gereist. Seit Anfang der 1990er Jahre schreibt sie darüber und lässt das Publikum teilhaben an ihrer Wirklichkeits-Phantasie, an ihrer Phantasie-Wirklichkeit, an ihrer realen Traumwelt, an ihrer traumgesättigten Realität … Schon von Anfang an wird sie für ihre Arbeiten ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg Büchner Preis. In wenigen Tagen kommt der Berliner Literaturpreis hinzu. Er ist mit 30.000 Euro dotiert und einer Gastprofessur an der Freien Universität Berlin verbunden. Felicitas Hoppe spricht mit Raliza Nikolov darüber, was sie dabei vorhat, was es mit Humor und Ernst auf sich hat und warum für sie der Begriff „Authentizität“ kaputt ist.
3/1/202426 minutes, 2 seconds
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Ethikerin Judith Simon im Gespräch: "KI ist nicht moralisch"

Als Professorin für die Ethik der Informationstechnologie an der Uni Hamburg und Mitglied des Deutschen Ethikrats beobachtet die Philosophin Judith Simon die ethischen Standrats der Künstlichen Intelligenz kritisch. „In vielen, fast allen Bereichen kann KI von großem Vorteil sein.“ Man müsse sich aber klar machen: „Es geht um Statistik. Es geht um Mustererkennung. Es geht darum, dass ich aus Daten etwas lerne, was mir zur Klassifikation, zu Vorhersagen dient.“ Wenn jedoch im statistischen Material, auf das KI zurückgreift, althergebrachte Benachteiligungen etwa wegen des Geschlechts oder der Herkunft enthalten seien, würden diese von KI-Programmen unkontrolliert übernommen und vervielfältigt – in Wissenschaft und Wirtschaft, in Behörden und Medien. KI selbst habe weder moralische Standards noch ein Bewusstsein. Deshalb müsse der Mensch die entscheidende Instanz bleiben: „KI sollte zur Entscheidungsunterstützung und nicht zur Entscheidungsersetzung verwendet werden.“ Im Gespräch mit Jürgen Deppe weist Judith Simon auf die Chancen, aber auch Gefahren beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz hin und begrüßt, dass mit dem AI Act auf EU-Ebene im April ein gemeinsames, wenn auch ihrer Meinung nach verwässertes Gesetz zur Reglementierung von KI verabschiedet werden soll.
2/23/202425 minutes, 20 seconds
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Christina Wessely: Das erschreckende Ausbleiben von Mutterliebe

In ihrem Romanessay „Liebesmühe“ (Hanser Verlag) erzählt die Professorin für Kulturgeschichte des Wissens an der Leuphana Universität in Lüneburg von einer Mutter, die eine postpartale Depression entwickelt: Eine sehr persönliche Geschichte. Eine Frau um die Vierzig wird zum ersten Mal Mutter, bekommt einen Sohn, ein Wunschkind, und merkt schnell, dass sie dieses Kind nicht so richtig lieben kann. Die von der Gesellschaft als „natürlich“ gegebene Mutterliebe bleibt aus. So wird die Mutterwerdung für die Frau zum Albtraum, das Kind zum „unüberwindbaren Gegner“, den es auszutricksen gilt. Sie denkt an Suizid. Als Christina Wessely vor wenigen Jahren selbst Mutter wurde, entfremdete sie sich von sich selbst. „Das Ich wird brüchig“, erzählt sie im Gespräch mit Andrea Schwyzer. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse hat sie in „Liebesmühe“ verarbeitet. In ihrem Erzählband hinterfragt die Historikerin den Mythos Mutterliebe, die damit verknüpfte Rolle der Gesellschaft und bricht mit dem Tabuthema postpartale Depression.
2/18/202425 minutes, 57 seconds
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"Krieg und Freitag" - der ZeichnerTobias Vogel im Gespräch

Bei ihm ist die Psyche ein kleiner Schlingel. Seine Figuren sind nur ein „Ich in der Landschaft“, sie existieren um die Wette, ihre Lieblingsbeschäftigung: Schlafen. Mit seinem hintersinnigen Blick auf die Welt ist der 1982 geborene Wahl-Hamburger Tobias Vogel längst einer der erfolgreichsten deutschen Zeichner in den sozialen Medien geworden. Unter dem Pseudonym „Krieg und Freitag“ zeigt er dort seit 2017 seine Strichmenschen. Allein auf Instagram folgen ihm 173 Tausend Menschen. Regelmäßig erscheinen Bücher mit seinen Cartoons bei Lappan im Carlsen Verlag. 2019 erhielt Vogel einen Grimme Online Award, 2020 den Max-und-Moritz-Publikumspreis. Seine Entscheidung, den Job bei einer Krankenkasse zu kündigen und ausschließlich von der Kunst zu leben, bezeichnet er als „den vernünftigeren Schritt“. Ab dem 17. Februar ist „Krieg und Freitag“ mit seinem ersten Soloprogramm „Um die Wette existieren“ auf der Bühne zu erleben. Erste Station: das Centralkomitee Hamburg. Juliane Bergmann spricht mit Tobias Vogel alias „Krieg und Freitag“ über Papier und Bildschirme, über mutige Neuanfänge, schlaflose Nächte, süße Lebensüberforderung und Internet-Hypes.
2/8/202426 minutes, 2 seconds
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Bestsellerautorin Nina George: "KI beruht auf Diebstahl"

Am Freitag hat ein Unterausschuss des Europarats grünes Licht für ein KI-Gesetz gegeben. Ende April soll nun das Europaparlament darüber abstimmen. Kunst- und Kulturschaffende fordern das schon lange und vehement, bedient sich generative KI doch ohne rechtliche Grundlage und ohne Honorierung bereits im Netz vorhandener Texte – auch wenn sie dort illegal hochgeladen wurden. Dagegen wehrt sich die Bestsellerautorin Nina George, deren Romane ebenfalls ohne Vergütung Teil der Schattenbibliotheken geworden sind, aus denen sich die Künstliche Intelligenz rechtswidrig bedient. Mit entschiedenen Worten und anschaulichen Beispielen beschreibt Nina George, was auf dem Spiel steht, wenn es der Kunst durch KI an den Kragen geht: „Wir vergeben Freiheit in jedem Moment, wo generative Informatik uns unseren Ausdruck und unsere Freiheit nimmt.“
2/4/202425 minutes, 3 seconds
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"Stella. Ein Leben" – Regisseur Kilian Riedhof im Gespräch

Man müsse den Mut haben, solche Geschichte zu erzählen und nicht zu verschweigen, sagt der Regisseur Kilian Riedhof im Gespräch mit Katja Weise. „Wir haben eine historische Verantwortung, diese Geschichten vor dem Vergessen zu bewahren.“ Denn die Geschichte ist brisant: Stella Goldschlag, geboren 1922 in Berlin, war Jüdin und wurde in der Zeit des Nationalsozialismus vom Opfer zur Täterin. Um ihre Eltern und sich selbst zu schützen, hat sie als sogenannte „Greiferin“ zwischen 1943 und 45 hunderte Jüdinnen und Juden denunziert. Kilian Riedhof ist nicht der Erste, der diese Geschichte erzählt. Für ihn war aber klar: „Profunde Recherche musste Basis dieses Unterfangens sein“, um „sehr nah an der festzustellenden Wahrheit“ zu bleiben. Ähnlich ist er vorher schon in Filmen wie „Der Fall Barschel“, „Gladbeck“ oder „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ vorgegangen – Filme über Ereignisse, die die Gesellschaft in ihrer Zeit und darüber hinaus erschüttert haben, und für die er vielfach ausgezeichnet wurde. „Stella“ dürfte für Diskussionen sorgen.
1/28/202425 minutes, 55 seconds
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Schöne Literatur in hässlichen Zeiten? Anja Kampmann im Gespräch

"Schönheit ist etwas völlig Unterschätztes", sagt die vielfach preisgekrönte Schriftstellerin Anja Kampmann über das Lob, das ihre Lyrik oft bekommt, nämlich schön zu sein. Sie beschreibt sich als politische Autorin, möchte aber ihre Texte für sich sprechen lassen. In ihrer Lyrik und Prosa geht es um Wissenschaftsethik, vermeintliche Dorfidylle und die Einsamkeit auf Bohrinseln. 1983 ist Anja Kampmann in Hamburg geboren, in Adendorf bei Lüneburg aufgewachsen, heute lebt sie – seit ihrem Studium unter anderem am Literaturinstitut – in Leipzig. Kurz vor Antritt ihrer Liliencron-Dozentur für Lyrik an der Universität Kiel entdeckt die Gewinnerin des Itzehoer Günter Kunert Literaturpreises erneut das poetische Potenzial Norddeutschlands. Außerdem lüftet sie zum ersten Mal das Geheimnis um ihren neuen Roman, den das Land Niedersachsen im vergangenen Jahr mit einem Literaturstipendium gefördert hat. Es wird ein historisches Buch über die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Hamburg der 1930er Jahre, in dem ein vorab angekündigtes Wildschwein letztlich eine nachrangige Rolle spielt. Anja Kampmann spricht mit Juliane Bergmann über Anarchie und Wildheit beim Schreiben, über dichtende Maschinen und schwindelerregende Auszeichnungen.
1/21/202426 minutes, 3 seconds
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"15 Jahre" nach "Vier Minuten" - Hannah Herzsprung im Gespräch

"Ich hab sofort Ja gesagt!" Nicht eine Sekunde hat Hannah Herzsprung gezögert, als Regisseur und Autor Chris Kraus sie fragte, ob sie sich vorstellen könne, nach 2006 in "4 Minuten" noch einmal Jenny von Loeben zu spielen: eine musikalisch hochbegabte, aggressive junge Frau, die für einen Mord, den sie nicht begangen hat, zu 15 Jahre Haft verurteilt ist. Jetzt ist "15 Jahre" – die Fortsetzung von "Vier Minuten" – in den Kinos gestartet. "Vier Minuten" war für Hannah Herzsprung der Beginn ihrer großen Karriere: In Serien wie "Weissensee" und "Babylon Berlin" war sie seither zu sehen, in Kinofilmen wie "Der Baader Meinhof Komplex", "Der Vorleser", "Traumfrauen" oder "Das fliegende Klassenzimmer". Das Publikum liebt Hannah Herzsprung. Und sie liebt das Kino: "Meine besten Filme sind, wenn die Popcorntüte danach nicht leer ist, weil ich einfach vergesse, dass ich diese köstlichen Popcorn auf meinem Schoß hab." Im Gespräch mit Katja Weise erzählt Hannah Herzsprung freimütig von der Angst vor jeglicher Form von Prüfung, vom Vertrauen in Menschen wie Chris Kraus und von Alltagsbeobachtungen, die ihr Spiel prägen.
1/14/202425 minutes, 47 seconds
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Thomas Schüller fordert im Gespräch die Trennung Staat und Kirche

Thomas Schüller ist als Professor für katholisches Kirchenrecht an der Uni Münster ohne Frage ein Mann der Kirche. In seinem neuesten Buch kritisiert Schüller nun aber die "unheilige Allianz", die der deutsche Staat mit den christlichen Kirchen pflege: "Unheilig an der Allianz ist, dass sich beide Seiten über die Jahrzehnte so aufeinander eingespielt haben, dass die beiden Kirchen zu Monopolisten in bestimmten Bereichen der staatlichen Daseinsfürsorge geworden sind und dementsprechend immensen politischen Einfluss ausüben können, obwohl ihre gesamtgesellschaftliche Akzeptanz immer niedriger wird." Im Gegenzug, so Thomas Schüller, stelle der Staat den Kirchen in vielen Bereichen einen "Freifahrtschein" aus und zeige ihnen gegenüber "Beißhemmungen" – etwa im Arbeitsrecht oder bei der Verfolgung sexualisierter Gewalt. Um ihren "heiligen Ruf" zu schützen, bezögen sich die christlichen Kirchen auf das ihr grundgesetzlich zugestandene Recht, ihre inneren Angelegenheiten selbst zu ordnen und zu gestalten. In Wirklichkeit kehrten sie die Missachtung von Gesetzen und die strafrechtlich relevanten Vergehen in ihren Kreisen unter den Teppich. "Das ist der eigentliche Skandal." In vielen Bereichen agiere Kirche, laut Schüller, als Körperschaft, die Staatsaufgaben wahrnehme: in Schulen und Kitas, in der Kranken- und Altenpflege, in der Jugendpflege. "Und da, wo sie Staatsaufgaben wahrnimmt, muss sie die Standards unserer Verfassung einhalten." Im Gespräch mit Brigitte Lehnhoff erläutert der streitfreudige Kirchenrechtler seine Forderung nach der strikten Trennung von Kirche und Staat.
1/7/202426 minutes, 2 seconds
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Das Gespräch: Armin Nassehi über das Polykrisen-Jahr 2023

Das Jahr 2023 war geprägt von Poly- oder Multikrisen, von der Corona- über die Energie- und Finanz- bis zur alles überlagernden Klimakrise, von Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen. Sie produzierten zu Recht Unsicherheiten. Allerdings, sagt Armin Nassehi im Gespräch mit Ulrich Kühn: "Das Besondere ist vielleicht nicht die Quantität, sondern die Qualität dieser Krisen." Sie zeigten, dass Vieles an einem seidenen Faden hänge und Sicherheit nicht einfach immer schon natürlich da sei. Sie müsse hergestellt und könne mit relativ einfachen Mitteln in Frage gestellt werden: "Das produziert sehr viel Unsicherheiten. Und ich würde sagen mit Recht." Armin Nassehi über die Krisen der Zeit, die vermeintliche Spaltung der Gesellschaft und unsere Aufmerksamkeitsökonomie. Ein Rückblick auf das Jahr 2023, und ein nur begrenzt optimistischer Ausblick auf 2024.
12/31/202326 minutes, 2 seconds
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Das Gespräch: Psychiater Deister: "In Krisen brauchen wir Weihnachten"

"Der Zwiespalt ist in uns", sagt der Psychiater und Psychotherapeut Arno Deister aus Itzehoe. Einerseits träumen wir in der Vorweihnachtszeit von Besinnlichkeit. Andererseits stressen wir uns mit den vielen Dingen, die wir noch erledigen wollen: Geschenke einkaufen, überlegen, welche Verwandtschaft wann besucht wird oder welches Fest-Essen auf den Tisch kommt. Der ehemalige Chefarzt des Zentrums für Psychosoziale Medizin des Klinikums Itzehoe und inzwischen Vorsitzender des Aktionsbündnisses seelische Gesundheit ist besorgt um die wachsende Zahl an Menschen, die unfreiwillig zu Weihnachten allein sind. Er sieht uns alle in der Pflicht. Juliane Bergmann spricht mit Arno Deister über Erwartungsdruck und Konfliktpotenziale zum Fest, über das laute Miteinander und die leise Einsamkeit, über Kindheitserinnerungen und den wirkungsvollen Zauber von Postkarten.
12/17/202326 minutes, 4 seconds
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Nordsee – eine Liebeserklärung an die Wildnis vor der Haustür

In seinem neuen Büchlein „RANDMEER“ erzählt der Spiegel-Journalist Olaf Kanter von der Geschichte, der Wildheit und der Zukunft der Nordsee – faszinierend und faktenreich. In seinem erhellenden „Essay on Nature and Landscape“ schließt Kanter teils kuriose Wissenslücken und öffnet Augen für die Probleme der zunehmenden Industrialisierung des früher wilden Meeres am Rande des Atlantischen Ozeans. Auch wer glaubt, alles über die Nordsee zu wissen, wird hier Neues erfahren.
12/10/202326 minutes, 3 seconds
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"Wir haben ein Recht, in dieser Gesellschaft stattzufinden"

"Ich bin eine behinderte Frau." – Heute kann Alina Buschmann diesen Satz selbstverständlich sagen. Doch bis hierher war es ein schmerzhafter Weg, erzählt die Schauspielerin: "Ich hätte mir gewünscht, dass mir jemand gesagt hätte, dass sich meine Lebensrealität durch den Unfall verändert hat und dass es okay ist so." Stattdessen hat Alina Buschmann jahrelang gegen ihre Behinderung angekämpft, weil ihr gesagt wurde, sie müsse sich nur genug anstrengen. Als Aktivistin setzt sie sich mittlerweile für die Belange von Menschen mit Behinderung ein. Mit der Plattform "Angry Cripples" hat sie einen Ort für Austausch und Empowerment geschaffen. Und das sei ganz wichtig, denn: "Behinderte Menschen spielen in der Mehrheitsgesellschaft keine Rolle – außer es wird mit uns Charity gemacht. Nicht behinderte Menschen instrumentalisieren uns häufig, damit sie als nett und gütig gelten, weil sie etwas mit uns zu tun haben. Ich wünsche mir echte Teilhabe."
12/3/202325 minutes, 58 seconds
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"Kunst und Kultur findet nicht im CO2-freien Raum statt"

"Ich freue mich, dass der Fokus jetzt endlich auch mal auf der Kultur liegt", sagt Annett Baumast. Die Hamburger Nachhaltigkeitsexpertin beschäftigt sich schon seit 30 Jahren, unter anderem an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, mit der Frage, welche Auswirkungen der Betrieb von Theatern, Museen oder Konzerthäusern auf die Klimabilanz hat. Im Gespräch mit Stefanie Wittgenstein erläutert sie anhand vieler Beispiele, wie klimasensibel die Kultur schon immer zu sein glaubte, wie wenig nachhaltig der Kulturbetrieb in der Realität aber an vielen Stellen ist. Baumasts Analyse ist vielschichtig – und betrifft auch das Publikum.
11/26/202325 minutes, 58 seconds
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Der Pianist Igor Levit im Gespräch

Anfang der Woche reiste der Pianist Igor Levit überraschend nach Israel und spielte für Opfer des Hamas-Terrors – unter anderem in einem Krankenhaus in Tel Aviv und für Familien, deren Kinder von der Hamas entführt wurden. Im Gespräch mit Bernhard Neuhoff, Redakteur bei BR Klassik, berichtet Igor Levit unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Israel sehr eindringlich von den Erfahrungen, die er dort gemacht hat, und er spricht über die Empathielosigkeit in Deutschland, die ihn fassungslos macht.
11/19/202323 minutes, 50 seconds
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Lyriker Jan Wagner: "Ein Gedicht ist kein Leitartikel"

"Wir lernen beim Lesen von Gedichten etwas über die Dinge, die uns umgeben, über die Sprache, die Welt und uns selbst", sagt Jan Wagner. Er ist ein einsamer Held, ein Fabelwesen unter den Lyrikern der Gegenwart, denn er ist im Gegensatz zu vielen seiner Kolleginnen und Kollegen ziemlich erfolgreich, kann sogar von der Lyrik leben, was er sich selbst nicht hat träumen lassen. Geboren 1971 in Hamburg, aufgewachsenen in einem bücherliebenden Elternhaus in Ahrensburg veröffentlicht er seit inzwischen mehr als zwanzig Jahren eigene Gedichte. Er wurde nicht nur mit den wichtigsten Literaturpreisen geehrt – darunter 2015 der Preis der Leipziger Buchmesse und 2017 der Georg-Büchner-Preis, seine Poesie steht auch auf den Bestsellerlisten. Juliane Bergmann spricht mit Jan Wagner über seinen neuen Lyrikband "Steine & Erden", über erfundene Wahrheiten, über falsche Erwartungen an die Poesie, über das Faszinierende an Streichhölzern, Löffeln und Eseln sowie über applaudierendes oder gähnendes Publikum.
11/12/202331 minutes, 4 seconds
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Das Gespräch mit Schriftstellerin Doris Knecht

Es ist eine heftige Zäsur im Leben eines Menschen, ein Einschnitt, der bislang aber in der Literatur kaum je eine Rolle spielte: Was passiert, wenn die Kinder groß sind, die Schule abgeschlossen haben und von zu Hause ausziehen? Was bedeutet das für die Eltern emotional wie auch materiell? Die österreichische Autorin Doris Knecht erzählt davon aus der Perspektive einer alleinerziehenden Mutter in ihrem autofiktionalen Roman "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" – ein Text, in dem sich sanfte Traurigkeit und lakonischer Humor miteinander verbinden. Im Gespräch mit Alexander Solloch – aufgenommen auf der Frankfurter Buchmesse – würdigt Doris Knecht die Möglichkeiten, die in einem solchen Neuanfang stecken, und ganz besonders die Freude daran, "solitär" zu sein …
11/5/202323 minutes, 41 seconds
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Das Gespräch mit Filmregisseur Timm Kröger

Um ein Haar hätte der gebürtige Itzehoer Timm Kröger nach dem Abitur in St. Peter Ording Mathematik studiert. Dann aber kam zum Glück kurzfristig noch die Studienplatzzusage des European Film College im dänischen Ebeltoff. Später an der Filmakademie in Ludwigsburg lernte er die Menschen kennen, die heute sein filmverrücktes Team sind. Dessen jüngster Streich ist "Die Theorie von Allem" – ein schwarzweißer Mystery-Thriller über einen Wissenschaftskongress in den Schweizer Bergen, eine Amour fou an deren Rande und irgendwo im Multiversum, wo sich die Grenzen von Raum und Zeit verschieben. Was wahr sei und was nicht, meint Regisseur Kröger im Gespräch mit Filmexpertin Bettina Peulecke, entscheide letztlich jede Zuschauerin und jeder Zuschauer für sich selbst. Der Film sei, sagt Kröger, "ein bisschen so, als würden Hitchcock und Lynch auf dem Teppich einer alten Hotellobby Liebe machen".
10/29/202324 minutes, 20 seconds
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Buchpreisträger Tonio Schachinger im Gespräch bei NDR Kultur

Im Gespräch spricht Schachinger über die Preisverleihung, die Arbeit mit seiner Frau Margit Mössmer und seinen Roman "Echtzeitalter".
10/22/202327 minutes, 13 seconds
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Johannes-Peter Herberhold: "Im Zentrum steht das Publikum"

Vom 25.10. bis zum 5.11. findet in Göttingen und Umgebung zum 32. Mal der "Literaturherbst" statt: Beim größten Literaturfestival Niedersachsens gibt es in diesem Jahr 84 Veranstaltungen an 35 Lesungsorten. Da lesen Stars wie Ferdinand von Schirach, aber auch Newcomerinnen wie Caroline Wahl. Da gibt es Belletristik genauso wie Sachbücher. Und da gibt es einen, der das Ganze am Laufen hält: Johannes-Peter Herberhold. Er berichtet von den handfesten Auseinandersetzungen am Rande einer Thomas de Maizière-Lesung, von den Mühen, die in jeder Veranstaltung stecken, und von Kooperation statt Konkurrenz, die unter den großen deutschen Literaturfestivals herrscht. Schließlich geht's ums Buch. Und ums Publikum.
10/15/202325 minutes, 59 seconds
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Museum für alle? David Vuillaume im Gespräch

Etwa die Hälfte der Menschen in Deutschland geht mindestens einmal im Jahr ins Museum. Das zeigen Umfragen. Tendenziell sind es mehr Frauen und Menschen mit einem hohen Bildungsgrad, aber grundsätzlich sind fast alle Bevölkerungsschichten gut vertreten, sagt David Vuillaume, Geschäftsführer des Deutschen Museumsbunds und Gründungsmitglied des jungen Netzwerks Besucher*innenforschung: "Immer mehr Museen interessieren sich für ihr Publikum und betreiben Besucher*innen-Forschung." Wer geht ins Museum, wer nicht – und warum nicht? Ist es der Eintrittspreis, der hohe Bildungsanspruch, der schwere Zugang gerade für Menschen mit Behinderung? Vuilammes hat eine Vision: "Das Gefühl, willkommen zu sein, ist schon vor den Museumstüren spürbar." Aber welcher Weg führt zum Ziel? Wie können Museen Hemmschwellen abbauen? Wie schaffen sie es, relevante, sinnstiftende und einladende Ausstellungen zu entwickeln, die ein lustvolles Lernerlebnis bieten? Und was ist mit jener Hälfte der deutschen Gesellschaft, die nie ins Museum geht? – Auch diese Fragen beantwortet David Vuillaume im Gespräch mit Andrea Schwyzer auf NDR Kultur. Er ist überzeugt: "Ausstellungen sollen nicht für Menschen gemacht werden, sondern mit Menschen zusammen."
10/8/202325 minutes, 28 seconds
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Architekt Vittorio Lampugnani: "Wir verschleudern Ressourcen"

"Fast alles, was in der zeitgenössischen Architektur geschieht, ist nicht nachhaltig", sagt Vittorio Magnago Lampugnani, geboren 1951 in Rom, Architekt und einer der international bedeutendsten Stadtwissenschaftler. Die Auswirkungen des Städtebaus auf die Klimakrise seien groß, ergänzt er. Er war Direktor des Deutschen Architektur-Museums in Frankfurt und Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte des Städtebaus an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Weiterhin ist er als Architekt tätig und lehrt gelegentlich in Harvard. In seinem neuen Buch "Gegen Wegwerfarchitektur" spricht er sich für ein nachhaltiges, dichteres Bauen aus, für Reparieren statt Neubau, für Umnutzung statt Abriss. Vittorio Magnago Lampugnani spricht mit Juliane Bergmann über die Klima-Verantwortung der Architekten, über den Reiz von Mini-Architekturen im Stadtbild und den Verrat an der Kunst durch defensive Architektur.
10/1/202326 minutes, 2 seconds
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Die Wucht des Erzählens: Roland Schimmelpfennig im Gespräch

„Theater sollte mit offenen Karten spielen“, sagt Roland Schimmelpfennig, einer der meistgespielten deutschen Gegenwartsdramatiker. Nach dem Regiestudium an der Otto-Falckenberg-Schule war er an den Münchner Kammerspielen engagiert. Seit 1996 schreibt er als freier Autor Theaterstücke, Essays und Romane. Nun erscheint sein Buch „Anthropolis. Ungeheuer. Stadt. Theben.“ – mit neu übertragenen und geschriebenen Theatertexten zu „Dionysos“, „Laios“, „Ödipus“, „Iokaste“ und „Antigone“. Das Deutsche Schauspielhaus zeigt in dieser Spielzeit Roland Schimmelpfennigs "Anthropolis"-Serie. Roland Schimmelpfennig spricht mit Katja Weise über die Rolle des Theaters, über den Weg zum Stück, über die Annäherung an große Stoffe und die Frage, warum die antiken Tragödien am Menschsein rütteln.
9/24/202326 minutes, 2 seconds
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"Mehr Respekt vor Hässlichkeit": Moshtari Hilal im Gespräch

Moshtari Hilal ist Künstlerin, Kuratorin, Autorin. Bekannt vor allem für ihre Zeichnungen, zumeist Selbstporträts oder Bilder ihrer Familie, oft großflächig, aber mit feinem Strich und viel Detail. Darin setzt sich die Hamburgerin seit Jahren mit Schönheitsidealen auseinander, mit deren Herkunft und Konsequenzen. Ein komplexes Thema - das Moshtari Hilal jetzt in einem Buch ausführlich beleuchtet. "Hässlichkeit" ist eine Collage aus persönlichen Erinnerungen, berührender Poesie und erschreckender Geschichte, Wort und Bild ergeben eine Einheit, Fakt und Fiktion gehen ineinander über. Im Gespräch mit Alexandra Friedrich geht es um Hilals sehr assoziatives Arbeiten. Um die Frage, was der Tod mit Hässlichkeit zu tun hat. Und darum, ob Kunst eigentlich immer weh tun muss.
9/17/202326 minutes, 2 seconds
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"Jüdischer Humor ist sehr fein": Michel Bergmann im Gespräch

Er ist ein Erzähler durch und durch – der Autor Michel Bergmann, der Journalismus bei der Frankfurter Rundschau gelernt hat und später in Hamburg, Südfrankreich und Berlin als Filmproduzent und Drehbuchautor gearbeitet hat. Bekannt gemacht aber haben ihn seine Romane „Die Teilacher“, „Machloikes“ oder „Herr Klee und Herr Feld“, in denen er jüdisches Leben in Frankfurt lebendig werden lässt. 1945 geboren, als Kind jüdischer Flüchtlinge, aufgewachsen in Paris und Frankfurt, erzählt Michel Bergmann in seinem neuesten Buch „Mameleben oder das gestohlene Glück“ vom Leben seiner Mutter – als schmerzhafte Liebeserklärung, zugleich der Bericht einer fast toxischen Mutter-Sohn-Beziehung. In der Sendung erfährt man aber auch, welches Vergnügen der Autor mit Henry Silberbaum hat, dem leidenschaftlichen Hobby-Detektiv und Helden seiner Krimireihe „Der Rabbi und der Kommissar“. In fröhlichem Verweis auf alttestamentarische Gebote heißen die Krimis im Untertitel „Du sollst nicht morden“ oder „Du sollst nicht begehren“. Demnächst werden sie fürs Fernsehen umgesetzt. Michel Bergmann spricht mit Jens Büchsenmann über das Erzählen im Film, im Roman, im Krimi – und im Leben.
7/9/202326 minutes, 3 seconds
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"Es geht immer um uns alle": Benno Gammerl im Gespräch

Was bedeutet eigentlich „queer“, welche Geschichten verbergen sich dahinter? Dass „queer“ viel mehr ist als ein Modewort, beweist Benno Gammerl in seinem gleichnamigen Sachbuch. Und darin schreibt er eine deutsche „queere“ Geschichte vom Kaiserreich bis heute. Der Professor für Gender- und Sexualitätengeschichte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz erklärt, dass unter den Hohenzollern nicht alles prüde und militaristisch zuging, dass damals die erste homosexuelle Zeitschrift weltweit gedruckt wurde. Dass sich historische Großereignisse mit der queeren Brille neu lesen lassen. Wie der Kampf um Sichtbarkeit die queere Geschichte immer wieder zum Leidensweg machte. Und dass es heute CSD-Paraden mit Traktor auch auf dem Dorf gibt. Benno Gammerl spricht mit Peter Helling über queere Perspektiven, schwule, lesbische Hinterhofbars in Berlin, über Glanz und Verfolgung, über die gar nicht so „Goldenen Zwanziger“, Queer-Sein in BRD und DDR. Vor allem über eine Welt, die eben keine Nische ist, sondern alle betrifft.Was bedeutet eigentlich „queer“, welche Geschichten verbergen sich dahinter? Dass „queer“ viel mehr ist als ein Modewort, beweist Benno Gammerl in seinem gleichnamigen Sachbuch. Und darin schreibt er eine deutsche „queere“ Geschichte vom Kaiserreich bis heute. Der Professor für Gender- und Sexualitätengeschichte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz erklärt, dass unter den Hohenzollern nicht alles prüde und militaristisch zuging, dass damals die erste homosexuelle Zeitschrift weltweit gedruckt wurde. Dass sich historische Großereignisse mit der queeren Brille neu lesen lassen. Wie der Kampf um Sichtbarkeit die queere Geschichte immer wieder zum Leidensweg machte. Und dass es heute CSD-Paraden mit Traktor auch auf dem Dorf gibt. Benno Gammerl spricht mit Peter Helling über queere Perspektiven, schwule, lesbische Hinterhofbars in Berlin, über Glanz und Verfolgung, über die gar nicht so „Goldenen Zwanziger“, Queer-Sein in BRD und DDR. Vor allem über eine Welt, die eben keine Nische ist, sondern alle betrifft. „Queer“ ist mehr.
7/2/202326 minutes
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"Ich glaube nicht an Genialität": Erobique im Gespräch

"Live-Genie", "lebende Discokugel", "Mensch gewordener Laternenumzug" - die Musikpresse hat viele schillernde Namen für den Hamburger Musiker und Komponisten Carsten Meyer. Er selbst nennt sich Erobique und hat gerade unter diesem Alter Ego sein zweites Album veröffentlicht. Ein Vierteljahrhundert nach seinem Debütalbum entzückt "No. 2" Fans wie Feuilletons. Alexandra Friedrich spricht mit ihm über die neue Platte, warum er so lange dafür gebraucht hat und was in der Zwischenzeit passiert ist. Es geht um seine Arbeit als Filmkomponist und die Kunst der Improvisation, um die Sehnsucht nach der Ferne und die Liebe zur Musikszene Hamburgs.
6/25/202326 minutes, 1 second
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"Ich schaue eine Staffel pro Tag": Maren Lickhardt im Gespräch

Mit Augenzwinkern bezeichnet sie sich selbst als „seriensüchtige Extrem-Streamerin“. Täglich schaut die Literatur- und Medienwissenschaftlerin Maren Lickhardt eine Staffel einer Serie. Aus der privaten Leidenschaft wurde ein wissenschaftliches Anliegen. In Mainz hat sie promoviert. Seit 2017 sind sie an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck – inzwischen als assoziierte Professorin. Sie forscht zur Literatur der Weimarer Republik, zum Schelmen-Roman, zu Popkultur-Themen und dem exzessiven Serienkonsum – genannt „Binge Watching“, dem sie sich in ihrem aktuellen, gleichnamigen Buch widmet. Maren Lickhardt spricht mit Juliane Bergmann über die Ästhetik und Dramaturgie von binge-würdigen Serien, über unsere Sehnsucht nach der Fiktion, über die Gemeinsamkeiten von Binge Watching und Literatur – und nebenbei verrät sie, warum das utopische Potenzial von Star Trek sie zum beherzten Trekkie gemacht hat.
6/16/202325 minutes, 59 seconds
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"Gedichte sind mein Aufbegehren": Rike Scheffler im Gespräch

Um Zeit geht es, um Orte, um Steine und eine gewisse, ungewisse Zukunft, um die Definition des Ich und des anderen, das Gefühl des „Wir“. Rike Scheffler schreibt Lyrik, arbeitet mit Tönen und Musik und macht Performances. Studiert hat sie Psychologie in Berlin und literarisches Schreiben in Leipzig. Auf Island holte sie sich Inspiration für ihren gerade erschienen Lyrik-Band „Lava. Rituale“. Auch als Übersetzerin ist Rike Scheffler tätig, jüngst hat sie die Gedichte von Kae Tempest ins Deutsche übertragen. Ein Band der von inneren Kämpfen als queere Person handelt, aber auch von Selbst-Akzeptanz und Zugehörigkeit. Darüber und über vieles mehr spricht Rike Scheffler mit Martina Kothe.
6/11/202325 minutes, 59 seconds
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"Frauendenkmäler sind unsichtbar": Frauke Beeck im Gespräch

Sie reist selten ohne Skizzenbuch: die Künstlerin Frauke Beeck. Darin hält sie Szenen fest - und seit drei Jahren vor allem Studien von Frauendenkmälern. Oft sind diese Statuen versteckt, dafür aber einladend und auf Augenhöhe, sodass eine Art Dialog möglich ist. Ganz anders als bei Denkmälern von Männern, die hoch oben auf Sockeln und Rössern thronen, sagt Frauke Beeck: "Da sieht man ja nur die Schuhsohlen." Mit den Skizzen geht die gebürtige Bremerin in ihr Atelier und entwirft Spraybilder der Frauen - in Pink, Neongelb und Giftgrün. "Ich verpasse ihnen einen modernen Anstrich, hole sie ins Hier und Jetzt und mache sie sichtbar." Im Gespräch mit Andrea Schwyzer verrät Frauke Beeck, wie sie die Statuen, Tafeln und Büsten der wenigen Frauen überhaupt erst findet, welche Geschichten sich hinter den Figuren verbergen und wer für sie die "It-Girls auf Sockel" sind. Ihr Vorhaben: Alle Frauendenkmäler in Deutschland finden, zeichnen, sprayen und damit katalogisieren. Etwa 200 sind es wohl, so die Schätzung von Frauke Beeck. Zum Vergleich: Allein Otto von Bismarck wurde in Deutschland rund 700 mal ein Denkmal gesetzt.
6/4/202326 minutes, 1 second
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Der Philosoph Hanno Sauer im Gespräch über Moral

Moral. Kaum ein zweiter Begriff ist derzeit so heiß umkämpft. Eine auf moralischen Fortschritt pochende Wokeness-Fraktion, so scheint es, steht Liberalen und Rechten gegenüber, die in der Aufrichtung neuer moralischer Tabus eine Bedrohung von Demokratie und Freiheit sehen. Man versteht einander nicht mehr, will es wohl auch gar nicht. Die Debatte über Moral ist entgleist – nicht zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Doch was ist überhaupt Moral? Wie fanden die am Überleben interessierten Menschen zu ihr? Welche Rolle spielten Biologie, Religion, Kultur? Welche Etappen hat die Entwicklung durchlaufen, seit sie vor erstaunlichen fünf Millionen Jahren begann? Der Philosoph Hanno Sauer hat der Moral und ihrer langen Geschichte ein fulminantes Buch gewidmet: „Moral. Die Erfindung von Gut und Böse“. Im Gespräch mit Ulrich Kühn erzählt er, wie alles begann, warum er im Buch die Religionen mit polemischen Seitenhieben bedenkt, was in der Debatte der letzten Jahre schiefgelaufen ist – und warum er selbst sorgsam und raffiniert darauf achtet, in den aktuellen Gegenwartskämpfen nicht ausrechenbar zu sein.
5/28/202327 minutes, 16 seconds
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"Natur bringt mich zum Schwingen": Mona Harry im Gespräch

Möwen im Gleitflug, Schafe auf dem Deich, ein stürmischer Seewind. Die gebürtige Ahrensburgerin Mona Harry schreibt oft über die Natur Schleswig-Holsteins. Aufsehen erregt hat 2015 ihr Poetry-Slam-Beitrag „Liebeserklärung an den Norden“, der im Internet viral ging. Sie nimmt als Slam-Poetin an Meisterschaften teil und moderiert inzwischen auch die Bühnenwettbewerbe. Sie liebt die Offenheit des Formats, die keinen ausschließt: „Ich habe gar nicht Literatur studiert und trotzdem darf ich auf der Bühne etwas Verrücktes mit Sprache machen.“ Außerdem schreibt sie Bücher und wirkt an Bildungsprojekten für Kinder und Jugendliche mit. Jetzt hat sie einen persönlichen Reiseführer veröffentlicht: „Ins Blaue - 20 Radtouren im Land zwischen den Meeren“. Mona Harry spricht mit Juliane Bergmann über Poetry Slam als kreative Spielwiese, über den cleveren Blick auf Umwege und Irrfahrten, über das Fahrrad als Gefährten und über die Natur, die sie zum Schwingen bringt.
5/21/202326 minutes, 33 seconds
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Siri Hustvedt im Gespräch

Mit ihren Büchern erreicht sie ein Millionenpublikum. Nun hat die US-amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt einen neuen Essayband veröffentlicht: „Mütter, Väter, Täter“. Im Gespräch mit NDR Kultur Redakteur Jan Ehlert erzählt sie von der innigen Beziehung zu ihrer eigenen Mutter, aber sie kritisiert auch den gesellschaftlichen Zwang, unter dem Mütter stehen: „Es gibt nur weniges in unserer Gesellschaft, was für so viel Empörung sorgt wie eine schlechte Mutter. Niemand möchte sich diesem Vorwurf aussetzen. Es ist also eine Art soziale Kontrolle des Verhaltens von Frauen.“ Mit ihren Texten versucht Hustvedt, diesen festgefahrenen Rollenbildern andere Perspektiven entgegenzustellen - und findet dabei auch in den Naturwissenschaften überraschende Erkenntnisse, die unsere Vorstellung von Männlichkeit und Weiblichkeit hinterfragen.
5/14/202325 minutes, 59 seconds
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"Die Stimme hat verschiedene Temperaturen": Sascha Rotermund im Gespräch

Einige Menschen erkennen Sascha Rotermund schon an der Stimme. „Entschuldigung, sind Sie Doctor Strange?“, wurde der Schauspieler einmal beim Brillenkauf gefragt. Nach dem Schauspiel-Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover arbeitete der 1974 geborene Westfale zunächst auf Theaterbühnen: in Engagements an den Theatern Lübeck und Magdeburg, am Schauspiel Hannover, an der Komödie Bremen sowie dem Hamburger Schauspielhaus, dem Thalia Theater und den Hamburger Kammerspielen. Inzwischen hat Sascha Rotermund auch das Mikrofon für sich entdeckt: Er ist Hörbuchinterpret und Synchronsprecher. Seine Stimme leiht er unter anderem Benedict Cumberbatch („Dr. Strange“), Jon Hamm („Mad Men“) und Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“). Und er ist die neue Station Voice von NDR Kultur. Sascha Rotermund spricht mit Andrea Schwyzer über die Stimme als Beruf, über die Beziehung zu Figuren, die er synchronisiert – und über die Sinnlichkeit, die darin liegt, sich ausschließlich aufs Hören zu konzentrieren.
5/7/202325 minutes, 59 seconds
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"Ich habe viele Kulturen geschenkt bekommen": Dinçer Güçyeter im Gespräch

"Nichts kommt auf das Blatt, das nicht auf meiner Haut Spuren hinterlassen hat", sagt Dinçer Güçyeter, Autor und diesjähriger Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik. Ausgezeichnet hat die Jury seinen Debüt-Roman "Unser Deutschlandmärchen", in dem er als Kind türkischer Gastarbeiter seine eigene Familiengeschichte erzählt. Mit Anfang 30 hat er seinen Beruf als Werkzeugmacher an den Nagel gehängt, um Lyriker zu werden, 2022 hat er den renommierten Peter-Huchel-Preis bekommen. Seinen Lyrik-Verlag ELIF finanziert er bis heute als Gabelstaplerfahrer in Teilzeit. Nun ist sein erster Roman preisgekrönt: Das Urteil der Jury der Leipziger Buchmesse: "Traditionell wie innovativ queer erzählt, reißt einen diese Einwanderergeschichte mit ihrer Emotionalität und großen politischen Bedeutung von Anfang an mit." Dinçer Güçyeter spricht mit Joachim Dicks über die Suche nach einer eigenen Sprache und Heimat, über die Lust am literarischen Spiel und den Mut zur Emotionalität.
4/30/202325 minutes, 46 seconds
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El Hotzo über "Mindset", Elon Musk und Künstliche Intelligenz

Als El Hotzo teilt Sebastian Hotz auf Social Media tagtäglich Alltagsbeobachtungen gepaart mit politischen Kommentaren. Zudem arbeitet er als Gagautor für das ZDF Magazin Royale. Mehr als eine Millionen Accounts folgen ihm auf Instagram. Dass er mehr kann als kurze Punchlines in 280 Zeichen, das beweist Sebastian Hotz mit seinem ersten Roman "Mindset". Dort zeichnet er den angeblichen Erfolgsguru Maximilian Krach als Schaf im Wolfspelz, den bei aller zur Schau gestellten Selbstsicherheit insgeheim Zweifel und Panikattacken quälen. NDR Kultur-Redakteurin Alexandra Friedrich hat eine halbe Stunde mit Sebastian Hotz alias El Hotzo über seinen ersten Roman gesprochen.
4/23/202331 minutes, 18 seconds
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Steve Skaith über 40 Jahre musikalisch-zivilen Ungehorsam

Seit 40 Jahren steht Steve Skaith mit Latin Quarter auf der Bühne, einer Band, deren Songs sozialkritisch und politisch sind und eher selten im Radio gespielt werden, was aber für Steve und seine Kollegen nie ein Grund war, die Musik aufzugeben. "Es gibt doch nichts Tolleres, als den Tag damit zu verbringen, sich auszudrücken. Ob man nun Schauspieler, Musiker oder Schriftsteller ist", sagt der britische Sänger und Songschreiber. Martina Kothe spricht mit Steve Skaith über 40 Jahre musikalisch-zivilen Ungehorsam, über die Kraft weiterzumachen, auch wenn man von der Musik nicht leben kann und über die Freude an der Kunst. Das 40-jährige Jubiläum feiern Latin Quarter mit einigen Konzerten in ihrer Heimat England und sie kommen auch in den Norden: Am 18. April spielen sie in Hannover, einen Tag später in Hamburg und am 21. April sind sie in Bremen.
4/16/202326 minutes, 1 second
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"Die Kirche braucht mehr Mut": Josephine Teske im Gespräch

Josephine Teske ist Pastorin - nicht nur in ihrer kleinen Hamburger Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde, sondern auch auf ihrem Instagram-Kanal "Seligkeitsdinge". 40.000 Followerinnen und Follower sind es inzwischen, die ihre Einträge lesen und abonniert haben. Wegen ihres Social-Media-Erfolgs ist sie 2021 in den Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands gewählt worden, um dort ihre Expertise für digitale Kirchenarbeit einzubringen. Kritisch blickt sie auf die Institution Kirche und wünscht sich in den eigenen Reihen mehr Erneuerung, Mut und Offenheit. Juliane Bergmann spricht mit Josephine Teske über ihre Arbeit als Pastorin, über Instagram als Ort der Begegnung, über Glaubenszweifel und -visionen, über die Kirche der Gegenwart und der Zukunft.
4/9/202325 minutes, 58 seconds
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"Mein Alter sagt mir nichts": Klaus Maria Brandauer im Gespräch

Er zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schauspielern: der Österreicher Klaus Maria Brandauer. Für seine Darstellung in "Jenseits von Afrika" erhielt er einen Golden Globe und eine Oscar-Nominierung. Seit 1972 ist er Ensemblemitglied und Regisseur am Wiener Burgtheater. Seinen internationalen Durchbruch feierte er 1981 als "Mephisto" in der gleichnamigen deutsch-ungarischen Romanverfilmung und als Kontrahent von James Bond in "Sag niemals nie". Zu seinem 80. Geburtstag geht Brandauer im Sommer wieder mit Mozarts Briefen auf musikalische Lesereise durch Norddeutschland. Julia Westlake spricht mit Klaus Maria Brandauer über seine beruflichen Anfänge, über das Ringen um künstlerische Freiheit und über die erste unfreiwillige Auseinandersetzung mit Wolfgang Amadeus Mozart, aus der eine tiefe, fundamental prägende Bewunderung wurde.
4/2/202325 minutes, 59 seconds
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"Bitcoin kann unsere Welt gerechter machen": Ijoma Mangold im Gespräch

Über Geld spricht man nicht. Weder verraten wir unser Gehalt, noch stellen wir unser bestehendes Geldsystem in Frage. Ein fataler Fehler, findet der Literaturkritiker und Autor Ijoma Mangold. Er hat sich trotz anfänglicher Skepsis eingearbeitet in die komplexe Welt des Bitcoin und sieht inzwischen eine revolutionäre Kraft in dem digitalen Zahlungsmittel, die unser Miteinander grundlegend verändern könnte. In seinem Essay „Die orange Pille - Warum Bitcoin weit mehr als nur ein neues Geld ist“ erkundet er nicht nur den monetären, sondern auch den philosophischen Reiz des Bitcoin. Juliane Bergmann spricht mit Ijoma Mangold über den schlechten Ruf des Geldes, über den Mut zur Utopie und die Frage, was das Finanzsystem mit Gerechtigkeit zu tun hat.
3/26/202326 minutes, 11 seconds
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Über die Macht des Hasses: Şeyda Kurt im Gespräch

Ob im Internet, auf der Straße oder im Parlament - die meisten Menschen dürften sich einig sein, dass eines dort nichts zu suchen hat: Hass. Şeyda Kurt sieht das anders und begibt sich in ihrem neuen Buch "Hass. Von der Macht eines widerständigen Gefühls" auf die Suche nach den schöpferischen und konstruktiven Potenzialen der vermeintlich destruktiven Emotion. Die 1992 in Köln geborene Şeyda Kurt führt damit ihre Arbeit über politische Gefühle fort: 2021 erschien ihr vielbeachtetes, teils autobiografisches Sachbuch "Radikale Zärtlichkeit. Warum Liebe politisch ist", mit dem sie es auf Anhieb auf Platz vier der Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Mit Sebastian Friedrich spricht Şeyda Kurt über Hassende, über Machtverhältnisse, die Hass wachsen lassen – und darüber, wie Hass sogar "dienlich" werden und sich zu einer Kategorie der Ermächtigung wandeln kann.
3/19/202325 minutes, 49 seconds
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"Langeweile ist politisch": Soziologin Silke Ohlmeier im Gespräch

Was ist Langeweile? Wie entsteht sie? Und wie wirkt sie sich auf den Menschen aus? Mit solchen Fragen befasst sich die Langeweile-Forschung – und zwar multidisziplinär: Medizin und Psychologie, Pädagogik und Philosophie. Auch die Soziologin Silke Ohlmeier hat sich der ganz und gar nicht faden Materie verschrieben. Sie meint: „Langeweile ist politisch“ und beleuchtet in ihrem so betitelten neuen Buch erstmals das diskriminierende Potenzial der Langeweile. Im Gespräch mit Alexandra Friedrich erklärt die in Hannover lebende Forscherin, warum Mütter sich häufiger langweilen als Väter und arme Menschen öfter als reiche.
3/12/202325 minutes, 58 seconds
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Literaturvermittlung in Gefahr? Gespräch mit Rainer Moritz

Das Netzwerk der Literaturhäuser fordert eine Ausweitung der finanziellen Förderung wegen erheblich gestiegener Kosten.
3/5/202326 minutes, 1 second
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Bildung in Zeiten von ChatGPT: Gefahr oder Chance?

ChatGPT ist zum Reizwort geworden, das zugleich nach Bedrohung und Verheißung klingt. Künstliche Intelligenz macht es möglich, automatisch Texte zu generieren und mit ihr zu kommunizieren – und das hat erhebliche Folgen nicht zuletzt für die Bildungslandschaft.
2/26/202325 minutes, 58 seconds
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Ein Jahr Ukraine-Krieg - und nun?

Politikwissenschaftlerin Gwendolyn Sasse ist überzeugt: Ohne Expertise ist der Krieg gegen die Ukraine nicht zu verstehen.
2/19/202327 minutes, 26 seconds
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Die Rückkehr des Nationalismus

„Der Nationalismus ist wieder eine politische Kraft in Deutschland.“ Eine Feststellung, von der man vor zehn Jahren wohl eher nicht gedacht hätte, dass sie in absehbarer Zeit noch einmal würde getroffen werden können. Heute hingegen wüsste man kaum, wie man ihr widersprechen sollte. Es ist Patrick Bahners, einer der renommiertesten Feuilletonisten im Lande, der diese Feststellung trifft in seinem soeben erschienenen Buch „Die Wiederkehr. Die AfD und der neue deutsche Nationalismus“. Darin analysiert er, wie diese Partei in den genau zehn Jahren ihrer Existenz die politische Kultur in diesem Land verändert hat und warum der Nationalismus „zu einem Zeitpunkt zurückgekommen ist, da nach aller historischen Erfahrung mit seiner Wiederkehr nicht mehr zu rechnen war.“ Gibt es denn irgendwelche Lernerfolge nach diesen zehn Jahren? Darüber spricht Alexander Solloch mit Patrick Bahners.
2/10/202325 minutes, 59 seconds
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Gespräch mit der Meeresbiologin Antje Boetius

Nachdem sie Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ gelesen hatte, war es um Antje Boetius geschehen: Sie wollte als Entdeckerin raus aufs Meer und runter in die Tiefsee. Mehr als 50 Expeditionen später ist die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven eine der gefragtesten Expertinnen für Klimafragen und die Bedeutung der Ozeane für unser Ökosystem. Kaum eine andere Wissenschaftlerin kann so mitreißend erzählen und Forschungsergebnisse lustvoll mit Gefühlen verbinden wie sie. Über die neue Art der Wissensvermittlung, und über politische Forderungen und historische Errungenschaften auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft spricht Antje Boetius mit Andrea Schwyzer – bei einem imaginären Tauchgang unter die Meeresoberfläche zu Kraken, Quallen und fluoreszierenden Fischen.
2/5/202325 minutes, 32 seconds
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"Ein Bild hat keinen Parteiauftrag": Daniel Richter im Gespräch

Ein Bild habe keinen Parteiauftrag, sagt mit Daniel Richter einer der erfolgreichsten deutschen Maler. Es müsse einfach nur gut sein. Und seine Bilder seien es, sagt der frühere Hamburger Punk, der gerade 60 geworden ist. Schließlich würden Millionäre viel Geld für seine Kunst ausgeben, "weil sie so super besonders ist, dass alle sie haben wollen". Und auch wenn er mit seinen meist großformatigen Bildern keine Botschaft verbreiten wolle, würden sie die Welt doch "ein klitzekleines bisschen besser machen", weil sie eben besser seien als die Bilder anderer Leute. Und allein das sei "eine Verbesserung der gesamten Kultur der Menschheit". Zum Filmstart von Pepe Danquarts Dokumentation "Daniel Richter" am 2. Februar hat die Kunstkritikerin Barbara Wiegand mit dem selbstbewussten Kunststar in seinem Berliner Atelier gesprochen. Richter beschreibt, wie er aus einfachen Verhältnissen im ostholsteinischen Eutin kommend zu einem der bestverdienenden deutschen Künstler wurde. Und warum Geldverdienen mit Kunst kein Makel ist.
1/29/202325 minutes, 48 seconds
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Queeres Gedenken im Bundestag - Mitinitiator Lutz van Dijk im Gespräch

Schwule Männer wurden während des Nationalsozialismus nach § 175 verfolgt und interniert, lesbische Frauen und Transsexuelle erlitten als „Asoziale“ das gleiche Schicksal. In diesem Jahr wird die Gedenkstunde im Deutschen Bundestag für die Opfer des Nationalsozialismus jenen Menschen gewidmet, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verfolgt wurden. Mitinitiiert hat das der in Südafrika lebende Historiker, Schriftsteller und Pädagoge Lutz van Dijk. Im Gespräch mit Jürgen Deppe schildert er das Leid der Verfolgten, auch nach Überwindung des Nationalsozialismus, und beschreibt die Anerkennung, die diese Gedenkstunde für die LGBTIQ-Community bedeutet.
1/22/202325 minutes, 57 seconds
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Kuchen statt Kunst! Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss im Gespräch

1/15/202325 minutes, 58 seconds
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Fröhliche Weihnachten trotz Krisenmodus?

Die Deutschen sehen trotz globaler Krisen und persönlicher Einschränkungen Weihnachten deutlich optimistischer entgegen als in den vergangenen Jahren. Dieses überraschende Ergebnis zeigt eine Repräsentativumfrage der Bundeswehr-Universität in München. Wie kann das sein? Wie gestalten die Menschen das Fest, was schenken sie, und wie steht’s um die Besinnlichkeit? Im Gespräch mit Jürgen Deppe erläutert Studienleiter Philipp Rauschnabel die aktuellen Erwartungen an Weihnachten und die Idee zu deren Umsetzung.
12/18/202225 minutes, 57 seconds
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Weihnachten vegan? Gespräch mit Tierethikerin Friederike Schmitz

Gespräch mit der aus Kiel stammenden Philosophin, Tierrechtlerin und Veganerin Friederike Schmitz über den ihrer Meinung nach notwendigen Wandel unserer Ernährung und ihre "radikal-realistischen" Pläne zum Umbau von Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion
12/11/202225 minutes, 37 seconds
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Das Gespräch mit Martin Mosebach

Alexander Solloch im Gespräch mit dem Büchner-Preisträger Martin Mosebach
12/4/202225 minutes, 58 seconds
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Das Gespräch mit Musiker und Autor Oliver Polak

Alexandra Friedrich im Gespräch mit dem Comedian und Bestseller-Autor Oliver Polak über sein neues Buch „L’amour numérique“
11/27/202225 minutes, 58 seconds
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Brandanschlag von Mölln: "Es gibt kein Vertrauen in den Staat"

Der Überlebende İbrahim Arslan erinnert an die Tat und die gesellschaftliche Pflicht, der Opfer zu gedenken.
11/20/202225 minutes, 59 seconds
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Komponist John Rutter: "Ich wollte immer schon singen!"

Im Rahmen des NDR Kultur Chorexperiments gibt John Rutter Einblicke in seine Ideenwelt und die Kraft des Singens.
11/13/202225 minutes, 59 seconds