«Musik für einen Gast» – die besondere Talkshow auf SRF 2 Kultur: Ein Mensch und seine Musik. Persönlichkeiten – ob aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik oder Wirtschaft – erzählen über ihr Leben, ihren Beruf, ihre Träume und Visionen und vor allem über die Musik, die sie geprägt hat und ihnen wichtig ist. Leitung: Peter Bürli Redaktion: Hannes Hug, Röbi Koller, Michael Luisier, Eva Oertle (Fachführung) Kontakt: [email protected]
Pyong-Chin Han, Tenor und Restaurant-Chef
Nach einem Bühnenunfall im Opernhaus Zürich musste der südkoreanische Tenor Pyong-Chin Han seinen Traumberuf aufgeben. Heute führt er ein koreanisches Restaurant und singt abends für seine Gäste. Denn Pyong-Chin Han ist überzeugt, dass Musik und Essen zusammengehören.
Ein kleiner, technischer Fehler kann auf der Bühne fatale Folgen haben: Bei einer Probe spielte ein Tontechniker einen lauten Kanonendonner ohne Vorwarnung ein. Mehrere Sänger des Opernchors, darunter Pyong-Chin Han, erlitten einen Hörsturz. Sein Gehör wurde so stark beschädigt, dass er seinen Beruf für immer aufgeben musste. Ein schwerer Schicksalsschlag, nachdem Pyong-Chin Han seit seiner Jugend in Seoul hart dafür gearbeitet hatte, Sänger zu werden. Von einem Moment auf den anderen verlor er sein künstlerisches Ausdrucksmittel und musste sich beruflich neu orientieren.
Nach einer Phase der Trauer beschloss Pyong-Chin Han, sich zum Koch auszubilden. Er eröffnete ein koreanisches Restaurant, das er «Akaraka» nannte. Das bedeutet auf Koreanisch: «Unter Musik und Freude werden wir eins sein». Mittlerweile hat sich sein Gehör so weit erholt, dass Pyong-Chin Han abends für seine Gäste singen kann.
Die Musiktitel:
- Jessye Norman: The Holy City
- Jules Massenet: Toute mon âme... Pourquoi me réveiller? Aus Werther. Drame lyrique in 4 Akten
Alfredo Kraus, Tenor / London Philharmonic Orchestra / Michel Plasson, Leitung
- Umberto Giordano: Un dì all'azzurro spazio. Improvviso aus Andrea Chénier. Dramma istorico in
4 Akten
Giuseppe Giacomini, Tenor / Sinfonia Perusina / Guido Maria Guida, Leitung
- Giiuseppe Verdi: Gefangenenchor aus der Oper Nabucco. Dramma lirico in 4 Teilen
Münchner Rundfunkorchester / Chor des Bayrischen Rundfunks / Ivan Repuši?, Leitung
- Richard Wagner: Ouvertüre aus der Oper der fliegenden Holländer
Tonhalle Orchester Zürich / David Zinman, Leitung
Kaltërina Latifi kennt man als Kolumnistin im «Magazin». Dort schreibt sie regelmässig über Frauenfeindlichkeit innerhalb ihrer kosovoalbanischen Herkunftsgemeinschaft. Damit macht sie sich natürlich nicht nur Freunde. Trotzdem beharrt sie darauf, dass die Missstände angesprochen werden.
Kaltërina Latifi stammt aus dem Kosovo. Ihre Eltern arbeiten als Saisoniers in der Schweiz, während Kaltërina bei ihrer Grossmutter lebt. Mit fünf Jahren kommt sie selbst in die Schweiz und verbringt den Rest ihrer Kindheit und Jugend in Adelboden und an vielen anderen Orten des Kantons Bern. Das hat sie geprägt. Noch heute empfindet sie eine gewisse Entwurzelung, noch heute verspürt sie aber auch den Drang, weiterzuziehen und Neues zu entdecken. Nach einem kurzen Abstecher in die Theaterszene entschliesst sie sich für ein Studium. Die Matura holt sie in Lausanne nach, wo sie auch Literaturwissenschaften und Philosophie studiert. Danach folgen Stationen in Heidelberg und London. Mittlerweile ist Kaltërina Latifi promoviert und habilitiert und arbeitet als Privatdozentin in Göttingen. Ausserdem schreibt sie an einem Roman, in dem sie mitunter eine Geschichte verarbeitet, die sie auf der Kanalinsel Jersey entdeckt hat.
Von ihren Wurzeln und ihren Reisen, von ihrer wissenschaftlichen Arbeit und ihrem Engagement für die Selbstbestimmung albanischer Frauen und natürlich von ihrer Musik erzählt Kaltërina Latifi im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier
10/13/2024 • 1 hour, 4 minutes
Dana Landau – den Krieg studieren, um den Frieden zu finden
Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt. Ein guter Frieden basiert auf Gerechtigkeit, Geduld und Grosszügigkeit. Dana Landau erforscht die Schritte auf dem Weg zum Frieden und die Bedingungen für ein sicheres Leben nach dem Krieg. Geprägt und angetrieben von Neugier und Lebensgeschichte.
Die Starken müssen den Schwachen helfen. Von dieser Idee war Dana Landau als Kind begeistert. Heute fragt sie sich, wie Menschen in Friedensprozessen sich auf Augenhöhe begegnen können – unabhängig von ihrem ethnischen, religiösen, finanziellen oder politischen Hintergrund.
Dana Landaus Forschungsgebiet ist die Mediation und die Inklusion: Wie lernen Konfliktparteien einander zuzuhören? Wer ist dabei beim Aufbau von Frieden? Dana Landau, Friedensforscherin bei Swisspeace und Politologin an der Universität Basel, hat sich schon früh für Politik, Konflikte und Frieden interessiert. Die Geschichte ihrer Familie hat ihr Bewusstsein für Verfolgung, Krieg und Migration geprägt.
Die Musiktitel
- Leonard Cohen – Everybody Knows
- HaKeves HaShisha Asar – Brakim Ureamim
- Freundeskreis – Esperanto
- Nina Simone –I Wish I Knew How it Would Feel to be Free
- Balkan Beat Box – Hermetico
10/6/2024 • 1 hour, 11 seconds
Rahel Freiburghaus, Politologin mit Bodenhaftung
Sie ist 30-jährig und hat ihre Dissertation über lobbyierende Kantone mit «summa cum laude», der höchsten akademischen Auszeichnung, abgeschlossen. Nächstes Jahr wird sie an der Universität Lausanne eine Assistenzprofessur antreten.
Was nach minutiös geplanter Karriere aussieht, ist vielmehr purer Zufall: Freiburghaus könnte heute auch Ärztin sein. Und operieren, statt dozieren.
Freiburghaus Welt ist die Universität. Dort beschäftigt sie sich mit ihrem Herzensthema, dem Föderalismus. Ausgleich zur Forschung findet sie an einem YB-Match. Und bei ihren Eltern auf dem Bauernhof. Ihre bäuerliche Herkunft erde sie, sagt die Politologin.
Die Musiktitel
- Fritz Kalkbrenner - Kings In Exile
- Eldorado FM: Erst Zug
- Lana del Rey: West Coast
- Lindstrom - I Feel Space
- Züri West: Fingt ds Glück eim? [= Wird man vom Glück gefunden?]
9/29/2024 • 1 hour, 2 minutes, 12 seconds
Liselotte Haas, ehemalige Tänzerin und Yogalehrerin
Was Yoga ist, wusste in der Schweiz noch kaum jemand, als Liselotte Haas ihr Studio in Bern eröffnete. Die frühere Tänzerin und Radiomacherin lernte Yoga in den 1960er Jahren in Indien kennen, zusammen mit ihrem Lebenspartner, dem afroamerikanischen Schriftsteller Vincent O. Carter.
Heute macht Liselotte Haas nicht mehr täglich Yoga, denn mit 90 Jahren habe sie beschlossen: «Ich muss nichts mehr müssen». Dass Yoga heute so verbreitet ist, freut sie einerseits. Andererseits bedauert sie die Kommerzialisierung. Die spirituelle Dimension gehe verloren, wenn beim Yoga in erster Linie die körperlichen Übungen unterrichtet werden, sagt sie.
Ihre Weltoffenheit und ihr künstlerisches Interesse wurzeln in ihrem Elternhaus. Dank ihrer Mutter, die gut Klavier spielte, fand Liselotte Haas in jungen Jahren im Tanz ihr künstlerisches Ausdrucksmittel. Später machte sie Radiosendungen, und weil sie die Plattentitel oft nicht verstand, nahm sie Englisch-Unterricht bei Vincent O. Carter, dem Schriftsteller, dessen Werke nun mit Verspätung entdeckt werden. Mehr als 20 Jahre lebten sie zusammen, bis zu seinem frühen Tod 1983. Kürzlich hat Liselotte Haas seinen Nachlass dem Schweizer Literaturarchiv übergeben, in der Hoffnung, dass seine bisher unveröffentlichten Werke eines Tages übersetzt werden.
Die Musiktitel
- Sergeij Rachmaninow: 2. Satz aus dem Klavierkonzert Nr.2 c-Moll
Lang Lang / Orchestra of the Mariinsky Theatre / Valery Gergiev
- Edith Piaf: Non, je ne regrette rien
- Louis Armstrong: What a Wonderful World
- Jorge Ben: Por Causa de Você
- Ravi Shankar: Raga Malgunji
9/22/2024 • 1 hour, 1 minute, 52 seconds
Mathias Morgenthaler, Beruf(ung)s-Coach
Er interessiert sich für Menschen, die mutig berufliche Veränderung wagen.Er weiss: Hinter vielen glanzvollen Berufskarrieren verbergen sich menschliche Abgründe. Mathias Morgenthaler hat sich seine Berufung zum Beruf gemacht: Und coacht Umsteigerinnen und Aussteiger.
Hohe Löhne und Statusdenken bedeuten ihm nichts. Was für ihn zählt, ist berufliche Erfüllung. Die Arbeit müsse den eigenen Talenten und Träumen gewachsen sein, sagt Morgenthaler. Dafür müsse man raus aus der Komfortzone und Verantwortung übernehmen. Was allerdings einfacher gesagt sei als getan.
Die Musiktitel
- Mani Matter: Warum syt dir so truurig [=_seid_ihr_traurig]- Polo Hofer & Die_Schmetterband
- Elton John: The Last Song
- Sophie Hunger: My Oh My II
- Unico Wilhelm van Wassenaer (Giovanni Battista Pergolesi)- Concertino No.2 in G-Dur: 3. Largo affettuoso
Academy of St. Martin in the Fields / Neville Marriner, Leitung
- Asaf Avidan: Labyrinth Song - Live at the Acropolis 2023
9/15/2024 • 1 hour, 1 minute, 39 seconds
Patricia Danzi – Direktorin der DEZA
Sie sass mit Rebellenführern am Verhandlungstisch, kann Kühe melken und Traktor fahren und ist für die Schweiz an den Olympischen Spielen angetreten. Können so viele Leben in eines passen? Patricia Danzi, Chefin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, beweist, dass es geht.
Von fremden Menschen erkannt zu werden: Daran habe sie sich noch nicht gewöhnt, sagt Patricia Danzi. Und doch passiert es ihr immer wieder. Auf der Strasse, im Zug oder sogar, wenn sie mit dem Velo vorbeiflitzt – und sich Mühe gibt, dabei keine Rotlichter zu überfahren. Dass eine Bundesangestellte zum Vorbild wird, gerade auch junge Menschen zu inspirieren vermag, dürfte nicht allzu häufig vorkommen. Doch bei Danzi überrascht es nicht: Die 55-Jährige ist die erste Frau an der Spitze der DEZA, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, Tochter einer Schweizerin und eines Nigerianers, ehemalige IKRK-Mitarbeiterin und Olympionikin. 1996 vertrat sie die Schweiz an den Sommerspielen in Atlanta im Siebenkampf. Eine Erfahrung, die diesen Sommer wieder besonders präsent war: Danzi begleitete Aussenminister Ignazio Cassis nach Paris und besuchte mit ihm das olympische Dorf: «Die vielen Sportlerinnen und Sportler aus verschiedenen Ländern, die zusammen essen und sich die Wettkämpfe anschauen, diese – vielleicht würde man heute sagen – Illusion, dass die Welt eine friedliche sein kann: Diese Erinnerung kam sehr schnell in mir hoch.»
Der Spitzensport sei eine Lebensschule für sie gewesen, sagt Danzi, das sei mehr als ein Klischee. Und er habe ihr berufliche Türen geöffnet, die sonst womöglich verschlossen geblieben wären. Nach einem Studium der Agrar- und Umweltwissenschaften arbeitete sie über 20 Jahre lang für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes; zuerst als Delegierte, später als Regionaldirektorin des afrikanischen Kontinents.
In «Musik für einen Gast» erzählt Patricia Danzi, was sie aus dieser Zeit für sich mitgenommen hat, warum ihr Haus in Genf den Übernamen «Villa Kunterbunt» trägt und wie sie sich als junge Frau zwischen der Liebe zum Sport und zur Musik entscheiden musste.
Die Musiktitel
- Survivor: Eye Of The Tiger
- W.A. Mozart – 1. Allegro maestoso aus dem Konzert für Flöte und Orchester Nr. 1 G-Dur, KV 313
Alexis Kossenko, Flöte / Gli Angeli Genève / Stephan MacLeod, Leitung
- Johnny Clegg – Asimbonanga
- Tracy Chapman – Talkin' Bout A Revolution [= Talking About]
- Trauffer - Müeh mit de Chüeh
- Francis Cabrel – «Je taimais, je taime, taimerai»
Sie weiss, was Trottoirs mit unserem Körperumfang zu tun haben, wie Lärm und Diabetes zusammenhängen und warum Kultur die Gesundheit beeinflusst. Um solche Beziehungen zu erkennen, braucht es einen langen Atem. Den hat Nicole Probst-Hensch. Denn was heute passiert, macht oft erst später krank.
Nicole Probst-Hensch sagt von sich: «Ich bin nicht gross, ich bin nicht Medizinerin, und ich bin eine Frau.» Trotzdem hat sie als Epidemiologin in einer lange männlich dominierten Forschungsdisziplin Karriere gemacht. Dabei geholfen hat ihr ihre Weitsicht. Sie hat früh den Wert von Langzeitstudien erkannt. Sie ist eine überzeugte Biobankerin. Seit vielen Jahren entwickelt die Epidemiologin am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut Langzeitstudien und Biobanken. Hier werden menschliche Proben über lange Zeit gelagert und die Menschen, von denen diese stammen, über Jahrzehnte beobachtet. Die Forscherin will wissen, was krank macht vor allem aber auch, was Menschen gesund hält. Trotzdem sieht sie in der Begrenztheit des Lebens auch Schönheit.
Die Musiktitel
- ANSAMBLI NewBorn ENSEMBLE - Vet' ke mbetë
- Beth Hart – My California
- Fairuz – Le Beirut
- Cesaria Evora – Sentimento
- Neil Young – This Old Guitar
Geboren wird Patti Basler in Zeihen im aargauischen Fricktal, wo sie auf einem Bauernhof aufwächst. Allerdings nicht im Dorf selbst, sondern abgelegen. Sie macht die Matura und das Lehrerdiplom für die Oberstufe und studiert Erziehungswissenschaften, Soziologie und Kriminologie.
Und sie arbeitet als Lehrerin in einer Sekundarschule. Als sie eines Tages mit einer Schulklasse eine Poetryslam-Veranstaltung besucht, weiss sie, dass das ihr Ding ist. Immer schon hat sie Gedichte geschrieben, immer schon ist sie damit aufgetreten. Also meldet sie sich selbst an einen Poetikwettbewerb an und ist zum ersten und einzigen Mal so richtig nervös. Nicht weil sie Angst vor dem Scheitern hat, sondern vor dem Erfolg. Denn sie weiss: Wenn das erfolgreich wird, wird die Bühnenpoetik zu ihrer Aufgabe.
Mittlerweile ist Patti Basler eine arrivierte politische Satirikerin. Mit ihrem Bühnenpartner Philippe Kuhn zusammen hat sie mehrere Bühnenprogramme erarbeitet – das aktuelle heisst «L¨cke» – sie ist Trägerin des Salzburger Stiers und anderer hoher Auszeichnungen, und sie tritt regelmässig am Radio und im Fernsehen auf. Unter anderen in der Politsendung Arena mit ihrem eigenen Format des «Instant-Protokolls».
Von ihrer Herkunft und ihrer Prägung, von ihren politischen Inhalten und satirischen Absichten und natürlich auch von ihrer Musik erzählt Patti Basler im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die Musiktitel
- César Franck: Die Sieben Worte Christi Am Kreuz: 2. Pater, dimitte illis.1. Wort
Philharmonie Schwäbisch Gmünd / Hubert Beck, Leitung / Edith Wiens, Sopran / Raimundo Mettre, Tenor / Thomas Pfeiffer, Bariton / Ivo Ingram, Bass
- Miriam Makeba – Pata Pata
- Danger Dan / Feat. Igor Levit – Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
- Édith Piaf – Autumn Leaves
- Zaz – Je veux
8/25/2024 • 1 hour, 2 minutes, 2 seconds
Elina Duni – Jazzsängerin
«Meine Stimme ist mein Weg», sagt Elina Duni, die sich als musikalische Nomadin versteht. In ihrer ersten Heimat Albanien wuchs sie in einer künstlerischen Familie auf und stand schon als Kind gerne auf der Bühne. Heute singt sie vielsprachig und zählt zu den bekanntesten Schweizer Jazzsängerinnen.
Seit sie sich erinnern kann, habe sie immer gerne gesungen, erzählt Elina Duni im Rückblick auf ihre ersten, glücklichen Lebensjahre in Tirana. Bereits als Kind trat sie in albanischen Fernsehshows und im Radio auf. Nach ihrem Umzug in die Schweiz im Alter von zehn Jahren waren der Kulturschock und die anfängliche Einsamkeit so gross, dass sie zunächst ihr Gehör verlor – es dauerte eine Weile, bis sie ihre Stimme wieder fand.
Bekannt wurde sie nach ihrem Klavier- und Gesangsstudium mit dem «Elina Duni Quartett», als sie über den zeitgenössischen Jazz einen neuen Zugang zu traditionellen albanischen Liedern fand - poetisch, nachdenklich, schillernd zwischen Lebensfreude und tiefer Wehmut. Heute suche sie ihren Ausdruck zunehmend in einer Leichtigkeit, die sie als «brillanten Melancholie» bezeichnet, sagt Elina Duni, denn: «In der Musik interessieren mich die Fragen des Lebens, die ohne Antwort bleiben.»
Die Musiktitel
- Johannes Brahms: Ungarischer Tanz Nr. 1 in g-Moll
Budapester Festival Orchester / Ivan Fischer, Leitung
- The Beatles: Across The Universe
- Charlie Haden: Silence (Album: The Ballad Of The Fallen)
- Elina Duni / Rob Luft / Matthieu Michel / Fred Thomas: E Vogël (Traditionelles albanisches Lied) (Album: A Time To Remember)
- Shirley Horn: Heres To Life
- Joâo Gilberto / Stan Getz: O grande Amor
8/18/2024 • 59 minutes, 7 seconds
REPRISE: Beatrice «Bibi» Bigler – Parfümeurin
Kreiert Bibi Bigler einen neuen Duft, spielt die Musik eine entscheidende Rolle: In ihrem Atelier wird sie ständig von Musik begleitet. Doch auch in der Natur findet sie Inspiration: Etwa während einer mehrmonatigen Auszeit als Schafhirtin auf einer Engadiner Alp.
Schon als Kind wusste Bibi Bigler, dass sie Parfümeurin werden will. «Die Welt der Düfte ist so faszinierend, weil sie einen zum Träumen bringt und Erinnerungen hervorruft. Sie ist eng mit den Emotionen verbunden.»
Beharrlich verfolgte Bigler ihren Weg: An der Universität Zürich erarbeitete sie sich zuerst im Biologiestudium das theoretische, naturwissenschaftliche Fundament und ging danach nach Frankreich, wo sie sich an der Internationalen Parfümerieschule in Grasse ausbilden liess, umgeben von Lavendel- und Rosenfeldern. Eine romantische Kulisse – aber eine harte Ausbildung: 1500 verschiedene Duftrohstoffe mussten Bigler und ihre Mitstudentinnen und -studenten auswendig lernen und unterscheiden können. Wie man das schafft? Das verrät Bibi Bigler in «Musik für einen Gast». Und sie erzählt, welche Gerüche sie während ihrer Auszeit auf der Alp Sarsura entdeckt hat, welcher Duft ihr bei Antonín Dvoráks Klaviertrio in die Nase steigt und wie sie dank einer uralten Mandarinensorte eine zweite Heimat fand.
Erstsendung: 30. April 2023
8/17/2024 • 1 hour, 33 seconds
REPRISE: Marc Graf – Forensischer Psychiater, Klinikdirektor
Die Berge haben das Leben von Marc Graf geprägt: Sei es, um beim Skifahren Abstand von seiner Arbeit zu gewinnen, als Kind, das in der Schneehöhle übernachtete, oder als junger Mann, der beim Klettern und Gleitschirmfliegen bis an die Grenzen ging – und darüber hinaus.
Einige der Menschen, mit denen Marc Graf beruflich zu tun hat, begingen Straftaten, die grosses Leid verursacht haben: Mörderinnen, Sadisten, Pädophile. Wie begegnet man solchen Menschen im Wissen um ihre Taten? Was sieht Graf, wenn er ihnen gegenübersitzt? «Ich meine zu glauben, dass ich immer auch das Menschliche erkenne», sagt der forensische Psychiater. «Es ist nicht meine Aufgabe, Straftaten zu entschuldigen, zu beschönigen. Sondern zu versuchen, zu verstehen.»
Verstehen: Das wollte Marc Graf schon früh. Als kleiner Junge, der beobachtete, wie schwer es Menschen fällt, liebevoll miteinander umzugehen, selbst wenn sie sich darum bemühen. Als Schüler, der miterlebte, wie Waisenkinder von einem Lehrer misshandelt wurden. Als Jugendlicher in einem Vorort von Chur, in dem die Patientinnen und Patienten der nahen psychiatrischen Klinik in weiten, weissen Gewändern spazieren gingen und behandelt wurden, als wären sie Teil einer anderen Welt.
In «Musik für einen Gast» gibt Marc Graf Einblicke in seine Arbeit, erzählt von der Faszination, die er bis heute verspürt, aber auch dem grossen Druck, der damit verbunden ist. So verfasst er unter anderem Gutachten, die von Gerichten verwendet werden, um über die mögliche Entlassung eines Gefangen oder über eine Verwahrung zu entscheiden.
Doch Graf gibt auch viel Persönliches preis: Er erzählt von seiner Liebe zu den Bergen, wie er schon als Zehnjähriger mit einem Freund allein in einer Schneehöhle übernachten durfte und später als junger Mann anspruchsvolle Berg- und Klettertouren unternahm, bis ihm sein jugendlicher Mut fast das Leben kostete.
Die Musiktitel
- Kenny Loggins: Heartlight
- Supertramp: School
- PINK: Just Give Me Reason (Pink & Nate Ruess)
- Pink Floyd: Is There Anybody Out There?
- Ronan Keating: Winter Songs
Erstsendung: 22.10.2023
8/11/2024 • 1 hour, 5 minutes, 5 seconds
REPRISE: Andreas Schaerer, Jazzsänger und Hochschuldozent
Wenn der Berner Andreas Schaerer ans Mikrofon tritt, kann es glucksen, röhren und kreischen. Aber auch ganz sanft werden. Und nachdenklich. Wie der Bub aus dem Emmental zu einem der Grossen der internationalen Impro-Jazz-Szene geworden ist.
Als Kind hütete er Schafe auf einer Alp und experimentierte stundenlang mit seiner Stimme. Als Jugendlicher machte er Punkmusik und wurde Lehrer.
Heute ist der studierte Musiker und Komponist Andreas Schaerer ein Grenzgänger, der sich irgendwo zwischen experimentaler Avantgarde und Mainstream verorten lässt.
Er ist ein Star der Jazz-Improvisation und ein umtriebiger Getriebener.
Die Musiktitel
- Andreas Schaerer - Pristine Dawn
Andreas Schaerer, Vocal / Kalle Kalima, Guitarre / Tim Lefebvre, Bass
- The Beatles – Magical Mystery Tour
von John Lennon
-Pink Floyd – Shine On You Crazy Diamond (Pts. 1-5)
- Caetano Veloso – Doideca
- Andreas Schaerer – Zeusler aus The Big Wig
Hildegard lernt fliegen / Lucerne Festival Academy / Mariano Chiacciarini
- Igor Stravinsky - Le Sacre du printemps
Part 1. LAdoration de la Terre - les augures printaniers
Cleveland Orchestra / Pierre Boulez, Dirigent
- Olivia Rodrigo – Vampire
von Daniel Nigro
Errstsendung: 07.01.2024
Sie arbeitet gerne langsam. Darum fotografiert sie oft mit einer Kamera, die keinen Autofokus hat. Und sie liebt die Berge. Ihre Abenteuerlust hat die Fotografin und Alpinistin Caroline Fink auf die Gipfel dieser Welt geführt. Am Berg findet sie Freiheit und Selbstbestimmung.
Schon als Kind liebte sie Abenteuergeschichten. Zum fünften Geburtstag bekam sie eine Kompaktkamera geschenkt, um Momente festzuhalten. Mit 20 zog es sie hinaus in die weite Welt, nach Nepal. Dort fand sie den Zugang zu den Bergen. Seither sind Alpinismus und Fotografie zentrale Elemente ihres Lebens. Abenteuer ohne Risiko, das gehe nicht, sagt Fink. Denn die Natur bleibe immer stärker.
Die Musiktitel
- Celine Dion: Ne partez pas sans moi
- Alanis Morissette: Hand in My Pocket
- Pallett: Vagabond
- Leonard Cohen: Joan of Arc
- Patti Smith: Dancing Barefoot
Erstsendung: 31.03.2024
8/4/2024 • 1 hour, 55 seconds
REPRISE: Beni Thurnheer - Sportreporter und Showmaster
«Schnurri der Nation wünscht sich Sound of Silence» - Beni Thurnheer liefert gleich selbst die Schlagzeile für die Sendung.Schlagfertig war er schon immer - musste es sein. Als Kind war er einer der kleinsten, und da er sich nicht mit den Fäusten wehren konnte, tat er es mit Worten.
Sprechen war seit jeher seine Leidenschaft, und dank seines geschliffenen Mundwerks bekam er gleich nach dem Jusstudium eine Stelle als Sportreporter - zuerst beim Radio, später beim Fernsehen. Erfolgreiche TV-Shows wie «Tellstar» oder «Benissimo» waren später ganz auf ihn als Moderator zugeschnitten. Beni Thurnheer hat zudem mehrere Bücher geschrieben, u.a. «Der Sportreporter und die Philosophen».
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle spricht Beni Thurnheer über sein Leben im Rampenlicht, seine Ordnungsliebe und darüber, warum er gerne Ranglisten führt. Er erklärt auch sein Interesse für die Philosophie und die Philosophen. Und wir erfahren, warum ihm Songs wie «Get off of my cloud» von den Rolling Stones oder Bonnie Tylors «Total eclipse of the heart» viel bedeuten.
Die Musiktitel
- The Rolling Stones – Get Off My Cloud
- Bonnie Tyler - Total Eclipse Of The Heart
- Simon & Garfunkel - The Sound of Silence
- Luciano Pavarotti - Nessun Dorma aus Turandot von Giacomo Puccini
London Philharmonic Orchestra / John Alldis Choir / Metha Zubin
- Queen - Bohemian Rhapsody
Erstsendung: 19. März 2023
7/28/2024 • 1 hour, 5 minutes, 36 seconds
REPRISE: Eva Herzog - Historikerin, Politikerin, Ständeratspräsidentin
Eva Herzog blickt auf eine lange Karriere zurück, die sie bis in den Ständerat geführt hat. In diesem Jahr ist sie Ständeratspräsidentin und richtet ihren Fokus auf die urbane Schweiz. Ein gutes Jahr nach der Nichtwahl in den Bundesrat beginnt für sie damit ein neues Kapitel.
Die Wurzeln ihres politischen Engagements liegen in Eva Herzogs Herkunftsfamilie, in der es selbstverständlich war, dass sie als Mädchen dieselben Chancen und Möglichkeiten bekommt wie ihr Bruder. Doch ist es vor allem die Erkenntnis, dass das anderswo nicht so ist, die ihre feministische Grundhaltung auslöst. Daneben engagiert sie sich für fairen Handel und arbeitet schon früh in den sogenannten Drittweltläden. Das parteipolitische Engagement beginnt erst später. Konkret 1993 bei der Nichtwahl Christiane Brunners in den Bundesrat. Dort beeindrucken sie die demonstrierenden SP-Frauen in Bern, denen sie sich anschliesst. Mittlerweile schaut die promovierte Historikerin auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück. 2004 wird sie Finanzdirektorin im Kanton Basel-Stadt und bleibt das 16 Jahre lang. Seit 2020 vertritt sie ihren Kanton als Ständerätin in Bern. Ihre Wahlresultate sind glänzend. Und dem Schock der Nichtwahl in den Bundeswahl steht mittlerweile die Wahl zur Ständeratspräsidentin gegenüber.
Von ihrer Zeit als politisch engagierter Teenager und ihren ersten Schritten in der Politik, von ihrem Studium als Historikerin und ihren Jahren in der Leitung der Kulturwerkstatt Kaserne, von ihrem Aufstieg als Politikerin und der Zeit nach der Nichtwahl in den Bundesrat und natürlich von ihrem engen Bezug zur Musik erzählt Eva Herzog im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die Musiktitel
- Deep Purple - Smoke on the Water
- Zucchero - Baila Morena
- Tim Bendzko - Nur noch kurz die Welt retten
- András Schiff - Johann Sebastian Bach: Das wohltemperierte Klavier,
Präludium Nr. 1 C-Dur
- Tina Turner - River Deep Mountain High
Erstsendung: 18. Februar 2024
7/27/2024 • 59 minutes, 21 seconds
REPRISE: Ueli Jäggi, Schauspieler
Ueli Jäggi gehört zu den erfolgreichsten und beliebtesten Schauspielern der Schweiz. Neben seinen unzähligen Rollen am Theater und den vielen Auftritten in Film- und Hörspielproduktionen kennt man ihn vor allem auch als Teil der Gruppe rund um den Theaterregisseuren Christoph Marthaler.
Ueli Jäggi, der jüngste von fünf Brüdern, stammt aus einer mehr als kulturaffinen Familie. Der Vater Pfarrer, die Mutter Lehrerin, interessierten sich beide für Musik und boten auch sonst ein kreatives und inspirierendes Zuhause. Schon früh interessiert sich Ueli Jäggi fürs Theater und findet nach ersten Schritten an einem Schülerkabarett und am Basler Jugendtheater den Weg ans professionelle Theater. Nach Stationen in München und Nürnberg folgt die Begegnung mit Christoph Marthaler, aus der eine 35-jährige Zusammenarbeit entsteht mit wegweisenden Produktionen am Theater Basel, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an der Volksbühne Berlin und am Schauspielhaus Zürich, wo Ueli Jäggi unter der Direktion von Christoph Marthaler Ensemblemitglied war. Daneben arbeitet Ueli Jäggi oft und gerne als Sprecher in Hörspielen und natürlich auch als Filmschauspieler. Und all das bis zum heutigen Tag.
Von seiner familiären Prägung und seiner frühen Begeisterung fürs Theater, von seinen ersten Schritten in den Beruf und der Arbeit mit Christoph Marthaler, vom Leben und Arbeiten an aufregenden Orten wie Berlin, Hamburg oder Venedig und von seinem Rückzugsort im Berner Oberland und natürlich auch von der Musik, die für ihn immer eine ganz besondere Bedeutung hat, erzählt Ueli Jäggi im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die Musiktitel
- W.A. Mozart: Mozart: Krönungsmesse... K 317 / 6. Agnus Dei
George Ainsley, Winchester Cathedral Choir, The Academy of Ancient Music, Christopher Hogwood, Leitung / Emma Kirkby, Sopran
- J.S. Bach: Magnificat für Soli Chor und Orchester - Deposuit potentes
Amsterdam Baroque Orchestra - Ton Koopman, Leitung / Gerd Türk, Tenor
- Carmen Linares - Romance De Don Boiso von Federico Garcia Lorca
- Bob Dylan - Blind Willie McTell (Bootleg Series Vol. 3)
- Pat's Big Band - That Ole Devil Called Love [= old] von Allan Roberts / Doris Fisher, Katharina Baur, Stimme
Erstsendung: 17. März 2024
7/21/2024 • 1 hour, 15 seconds
REPRISE: Lucien Leitess, Gründer des Unionsverlags
«Man steht mit den Füssen im Schlamm und greift mit den Händen nach den Sternen.» So beschreibt Lucien Leitess die Leitung eines unabhängigen Verlags, der Literatur aus allen Weltregionen zugänglich macht. Nun gibt er sein Lebensprojekt in andere Hände.
Seit einem halben Jahrhundert öffnet der Unionsverlag von Zürich aus ein Fenster zur Welt. Gegründet wurde er an einem Küchentisch mit minimalem Budget, im Geist der sozialen Bewegung der 68er. Das erste Buchlager befand sich unterm Ehebett, ein Büro gab es lange nicht. Niemand konnte wissen, dass der kleine Verlag einmal mehr als 1000 Bücher aus Regionen herausbringen würde, deren Literatur im deutschsprachigen Raum meist wenig Beachtung findet. Doch die Nationalität von Autorinnen und Autoren zähle für ihn nicht, sagt Lucien Leitess: «Es gibt nur eine grosse Weltliteratur.»
Auch die Playlist des Verlegers, der sich lieber als Büchermacher bezeichnet, spannt einen Bogen über mehrere Kontinente. In «Musik für einen Gast» erzählt Lucien Leitess von seiner allerersten LP, von den bewegten Gründungsjahren des Unionsverlags, von der Schönheit der Programmiersprache und von seinem bevorstehenden Abschied vom Verlag - obwohl die Liste der Bücher, die er gerne herausgeben würde, noch lang ist.
Die Musiktitel
- Mbube - The Lion Sleeps Tonight (Music From South Africa)
- Mavis Staples - The Voice
- Wyclef Jean – Masquerade
- Bo Diddley - The Black Gladiator
- Sam Cooke - Keep Movin' On
- B. B. King - Lucille & Friends
Erstsendung: 01.10.2023
7/20/2024 • 1 hour, 23 seconds
REPRISE: Eva Kirchhofer - Schuhmacherin
Sie sieht einem Schuh an, wie jemand durch die Welt geht: Eva Kirchhofer arbeitet seit vielen Jahren als Schuhmacherin in Zürich. Ihr Interesse an Menschen ist ebenso gross wie die Leidenschaft für ihr Handwerk. In ihrer Werkstatt hat sie ein eigenes Reich geschaffen.
Wer kreativ werden will, muss scheitern lernen. Diese Erfahrung gibt Eva Kirchhofer ihren Auszubildenden weiter, denn meist seien es Krisen, die einem im Leben dazu bringen, einen Kurswechsel zu wagen.
In ihrer Kindheit eckte sie an und war froh, als sie die Enge des Dorfs hinter sich lassen und auf die Kunstgewerbeschule gehen konnte. In den späten 80er Jahren lebte sie in der Zürcher Hausbesetzerszene, organisierte Konzerte und lotete Freiräume aus. Dann machte sie eine Lehre als Schuhmacherin und wurde glücklich mit diesem Beruf, bei dem das Handwerkliche, Künstlerische, Medizinische und Menschliche zusammenkommen.
Heute wohnt sie in einer WG mit rund 20 Menschen und mag es, für grosse Tische zu kochen. Ebenso wichtig sind ihr ungestörte Tage in ihrer Werkstatt. Mittlerweile findet sie Reparaturen spannender, als Schuhe nach Mass anzufertigen, denn das Tüfteln forder sie heraus. Und mit jedem Paar Schuhe kommt eine Lebensgeschichte in ihren Laden.
Die Musiktitel:
- Sister Rosetta Tharpe .. 1964 .. Didn't it Rain ..
- R.L. Burnside - It's Bad You Know (come on in)
- Dolly Parton - Jolene
- Grinderman - Decoration Day
- Asaf Avidan - In a Box ll - Your Anchor
- Tolouse Low Trax - Rushing Into Water - Themes For Great Cities
Erstsendung: 10.03.2024
7/14/2024 • 1 hour, 29 seconds
REPRISE: Kamilla Schatz, Leiterin der Pestalozzi Schulcamps
Kunst und Wissenschaft faszinieren Kamilla Schatz seit jeher. Diese Leidenschaft an Kinder zu vermitteln, ist ihr ein grosses Anliegen. Seit 2017 organisiert sie die Pestalozzi Schulcamps:
Projektwochen, in denen Primarschulklassen ausserhalb der normalen Unterrichtsstruktur eintauchen können in die Welt der Wissenschaften, der Musik und des Tanzes. Musikerin in ihrem ersten Beruf, war Kamilla Schatz früher als Geigerin und Kammermusikerin unterwegs, zudem ist sie seit 20 Jahren künstlerische Leiterin des Resonanzen Festivals im Engadin. Wie es kam, dass sie mit 48 Jahren die Geige weglegte und sich beruflich neu orientierte, was sie an ihrer neuen Aufgabe fasziniert und was sie mit der Musik von Nikolaj Roslavez verbindet, erzählt Kamilla Schatz in MfeG bei Eva Oertle.
Die Musiktitel
- Kamilla Schatz, Oliver Triendl - «1. Andante» und «2. Allegretto» aus den 24 Präludien für Violine und Klavier
- Benjamin Engeli - «2. Andante non troppo e con molto espressione» aus den 3 Intermezzi für Klavier, Op. 117
- Pink Floyd - Another Brick In The Wall (Part 1)
- Johann Sebastian Bach - «1. Allegro» aus dem Violinkonzert E Dur, BWV 1042
Isabelle Faust / Akademie für Alte Musik Berlin / Bernhard Forck
- Ann Malcolm - Evening (Beau Soir)
Erstsendung: 17.09.2023
7/13/2024 • 1 hour, 2 minutes, 14 seconds
REPRISE: Hansjörg Hinrichs, Südpazifikspezialist
«Reisen ist mein Tun, mein Tun ist mein Leben» - Hansjörg Hinrichs wollte seit seiner Kindheit weg. Aufgewachsen im St. Gallischen Steinach reiste er als Jugendlicher per Autostopp nach Deutschland, später zog es ihn immer weiter in die Ferne.
Nachdem er einige Jahre als Lehrer im Appenzellerland tätig gewesen war, beschloss er mit 28 Jahren, das Reisen zum Beruf zu machen. Vor allem die Inselwelt des Südpazifiks faszinierte ihn mit ihren Farben und Düften. Und so bereist der heute 74-Jährige, der ein kleines exklusives Reiseunternehmen leitet, immer neue Landschaften und Orte fernab von jeglichem Massentourismus.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Hansjörg Hinrichs über seine Liebe zur Inselwelt des Südpazifiks und über seine Beziehung zu den dortigen Menschen, aber auch über seine Verbindung zur Appenzeller Volksmusik. Und er spricht darüber, wie das Reisen ihn auch immer wieder an seine eigenen Grenzen bringt.
Die Musiktitel
- Iles Salomon (Musique De Guadalcanal) - Danses De Femmes, Loloele: Pana Tha Na Panani? (Label : Ocora)
- Teva Tetuanui, Rod Dannys, Roger Tetuanui: Borabora Nui
- Töbi Tobler, Sandro Friedrich, Heinz Bürgin: Töbis Zäuerli
- Joe Cocker – Live At Montreux 1987: With A Little Help From My Friends
- Mozart. Piano Concertos Nr. 27 & 20: Maria João Pires, Claudio Abbado, Orchestra Mozart: «2. Romance» Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-Moll KV 466
Das besprochene Buch
Hansjörg Hinrichs – Sehnsucht Südsee: Lebensraum und Lebenstraum.
Beschwörung einer entschwindenden Welt
Pacific Society
Erstsendung: 2.7.2023
7/7/2024 • 1 hour, 5 minutes, 11 seconds
Jul Dillier – Musiker, Komponist, Klangkünstler
In Jul Dilliers Familie steht die Sprache im Zentrum. Er selbst setzt auf die Musik. Er lernt Schlagzeug und Klavier, wird Komponist, Klangkünstler und Jazzmusiker. Und er vertont Lieder und findet seinen seinen eigenen Weg zur Sprache.
Jul Dillier wird 1990 geboren und stammt aus dem Kanton Obwalden. Sein Onkel ist der Mundartdichter und Radioredakteur Julian Dillier, sein Vater der Hörspiel- und Theaterregisseur Geri Dillier. Von beiden ist er stark beeinflusst, eine Theaterlaufbahn scheint im Bereich des Möglichen. Doch Jul Dillier wird Musiker, lernt Klavier und Schlagzeug, studiert in Luzern, Basel und Linz und macht seinen Masterabschluss.
Heute lebt und arbeitet Jul Dillier in Wien, spielt als Pianist im Jazz-Quintett «chuffDRONE» und im Avantgarde-Trio «other:M:other», komponiert und verfolgt weitere Projekte in den Bereichen Jazz, Klangkunst und Musikperformance. Ausserdem hat er mit «solétudes» ein erstes Soloalbum veröffentlicht. Und es gibt Lieder. Beispielsweise eine Reihe von Vertonungen der Gedichte seines Onkels Julian Dillier, dessen Werk anlässlich des 100. Geburtstags 2022 neu herausgekommen ist. So findet Jul Dillier nicht nur zur Sprache zurück, sondern auch zu seinem Heimatkanton Obwalden, mit dem er sich nach wie vor sehr verbunden fühlt.
Die gespielten Titel
- Jul Dillier – Glüt III
- Oumou Sangaré – Moussolou
- Stimmhorn - Penta
- Julian Sartorius - Trapp (Album Zatter)
- Friedrich Cerha - Eine Art Chansons; 1. Teil «Etüde in f» (Studio Dan, Agnes Heginger)
- Little Rosies Kindergarten - We Are Family; Protest for Protest
- Nik Bärtsch - Modul 8_9
6/30/2024 • 1 hour, 2 minutes, 26 seconds
Pia Zanetti – Fotografin
Als eine der ersten Fotoreporterinnen bereiste Pia Zanetti die Welt. Eine Pionierin nennen mag sie sich trotzdem nicht. Lieber erzählt sie von den Menschen, die sie in den letzten 60 Jahren kennengelernt und fotografiert hat – von Musikern über Minenarbeiter bis zu Vivienne Westwood und Max Frisch.
Wenn Pia Zanetti mit ihrer Kamera unterwegs ist, hat sie ein Ziel vor Augen: «Den Stolz, die Intelligenz, die Schönheit der Menschen zu zeigen.» Das galt für die afroamerikanischen Jazzmusiker, zu denen sie sich als 18-Jährige an einem Konzert in Basel mit einem Trick Zugang verschaffte. Die Frauen in Mexiko, die bei der Arbeit auf dem Feld ihre Kinder auf dem Rücken trugen und Zanetti darüber nachdenken liessen, was es für sie selbst bedeuten würde, Mutter zu sein. Die Bewohnerinnen und Bewohner eines indischen Dorfes, die die Traurigkeit eines Schweizer Volksliedes kaum ertragen konnten. Die Fotografie habe ihr Türen geöffnet: «Ich finde es einmalig, dass man dank dieses Berufs an Orte kommt, wo man sonst nie hingehen würde.»
Angetrieben von ihrer Neugierde und einem starken Gerechtigkeitssinn produzierte Pia Zanetti – oft gemeinsam mit ihrem Mann Gerardo, einem Journalisten – Fotoreportagen für renommierte Magazine. «Ich habe mich immer gefragt: Wie kann ich vermitteln, wie die Menschen leben, was das Leben ist?» So dokumentierte Zanetti auch politische und soziale Zustände, die sie selbst fassungslos zurückliessen. Etwa die Apartheid in Südafrika; die «whites only»-Schilder an den Badestränden, das Billigfleisch in den Metzgereien, das für die Angestellten bestimmt war – «und das man hier nicht einmal einem Tier vorsetzen würde». Doch auch Porträts von berühmten Persönlichkeiten wie Max Frisch, der Designerin Vivienne Westwood oder des Regisseurs Federico Fellini gehören zu ihren Arbeiten. Festgehalten sind sie in ihrem neuen Buch, das im Verlag «Edizioni Periferia» erschienen ist und als eines der schönsten Schweizer Bücher des Jahres 2023 ausgezeichnet wurde.
Wenige Tage vor ihrem 81. Geburtstag blickt Pia Zanetti in «Musik für einen Gast» auf ihr reiches, erfülltes Leben zurück – und nach vorne, auf alles, was es noch bringen mag.
Die Musiktitel:
- Art Blakey's Jazz Messengers – No hay problema
- Fatima Dunn – Anneli, wo bisch geschter gsi
- Lucio Dalla – Piazza Grande
- Pink Martini – Amado mio
- Mercedes Sosa – Gracias a la vida
6/23/2024 • 1 hour, 40 seconds
Anne-Chantal Daum, Konfiweltmeisterin
Ihre Kreationen heissen «Drunken Sailor» oder «Samichlous». Sie gehören zu den besten Konfitüren der Welt. Seit über zehn Jahren stellt Anne-Chantal Daum in ihrer Manufaktur Konfitüren für Gourmets her. Die studierte Islamwissenschafterin fing aus der Not mit Konfitürekochen an.
Sie war Lehrerin, forschte an der Uni und arbeitete als Journalistin. Doch dann wurde sie krank und ans Arbeiten am Computer war nicht mehr zu denken. In der Camargue fand sie zur Natur, zu sich und zur Konfitüre. Und wagte den Schritt in die Selbständigkeit.
Heute tüftelt sie nächtelang an neuen Kreationen und räumt mit ihren Konfitüren zahlreiche Medaillen ab.
Die Musiktitel
- Rick Astley - Never Gonna Give You Up
- Nirvana - Come as you are
- Macy Gray - A Moment to Myself
- Coconut Kings - Five times lucky
- Charlie Puth - One Call Away
6/16/2024 • 1 hour, 1 minute, 41 seconds
Elias Hirschl – Schriftsteller, Poetry-Slammer, Musiker
Elias Hirschl ist jung. Gerade mal 30 Jahre alt. Dennoch ist er schon mehr als zehn Jahre im Geschäft. Der preisgekrönte österreichische Sprachkünstler hat an Poetry-Slam-Meisterschaften reüssiert und Band-Projekte ins Leben gerufen. Ausserdem legt er mit «Content» bereits seinen fünften Roman vor.
Elias Hirschl wächst in Wien auf. Rasch entdeckt er sein Talent und sein grosses Interesse an der Sprache. Ausserdem hat er das Glück. Er trifft auf Deutschlehrerinnen, die ihn fördern, und hat Eltern, die nicht auf eine klassisch bürgerliche Berufsausbildung bestehen. Trotzdem studiert er, braucht aber die meiste Zeit für die Arbeit an und mit der Sprache. Schon als Teenager gründet er eine Schülerband namens «Hirschl», mit der er erfolgreich an einigen Ausgaben der FM4-Protestsongcontest teilnimmt. Daneben schreibt und veröffentlicht er erste Kurzgeschichten und nimmt am Poetry-Slams teil. Zuerst um seine Texte vor Publikum auszuprobieren. Später um zu gewinnen. Und um internationale Kontakte zu knüpfen und Gleichgesinnte zu treffen. Gleichzeitig interessiert ihn auch die lange Form. Fünf Romane gibt es mittlerweile. Zwei davon, «Salonfähig», eine Auseinandersetzung mit der Ära Sebastian Kurz und der «Generation Slim fit», und «Content», eine Satire auf sinnentleertes Listicle- und Artikelschreiben im Auftrag dubioser Content-Firmen, erscheinen beim renommierten Zsolnay-Verlag in Wien.
Von seiner frühen Prägung und seiner ständigen Arbeit an der Sprache, von seinen Auftritten bei Wettbewerben und seiner Freude an formalen sprachlichen Experimenten, von seinen musikalischen Aktivitäten und seiner Vorliebe für Band wie «Tocotronic» und natürlich auch von seiner eigenen Musik im Duo «Ein Gespenst» erzählt Elias Hirschl im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die gespielten Titel:
- Ein Gespenst – Ich tanze nur aus Höflichkeit (Einspieler Band von Elias Hirschl)
- Sprints – Drones
- Njelk – Leben auf dem Land
- Franz Fuexe -Everybody Linksextrem
- Pixies – Ive been tired
- Fink - Sie wollen uns erzählen
6/9/2024 • 58 minutes, 58 seconds
Elias Hirschl – Schriftsteller, Poetry-Slammer, Musiker
Elias Hirschl ist jung. Gerade mal 30 Jahre alt. Dennoch ist er schon mehr als zehn Jahre im Geschäft. Der preisgekrönte österreichische Sprachkünstler hat an Poetry-Slam-Meisterschaften reüssiert und Band-Projekte ins Leben gerufen. Ausserdem legt er mit «Content» bereits seinen fünften Roman vor.
Elias Hirschl wächst in Wien auf. Rasch entdeckt er sein Talent und sein grosses Interesse an der Sprache. Ausserdem hat er das Glück. Er trifft auf Deutschlehrerinnen, die ihn fördern, und hat Eltern, die nicht auf eine klassisch bürgerliche Berufsausbildung bestehen. Trotzdem studiert er, braucht aber die meiste Zeit für die Arbeit an und mit der Sprache. Schon als Teenager gründet er eine Schülerband namens «Hirschl», mit der er erfolgreich an einigen Ausgaben der FM4-Protestsongcontest teilnimmt. Daneben schreibt und veröffentlicht er erste Kurzgeschichten und nimmt am Poetry-Slams teil. Zuerst um seine Texte vor Publikum auszuprobieren. Später um zu gewinnen. Und um internationale Kontakte zu knüpfen und Gleichgesinnte zu treffen. Gleichzeitig interessiert ihn auch die lange Form. Fünf Romane gibt es mittlerweile. Zwei davon, «Salonfähig», eine Auseinandersetzung mit der Ära Sebastian Kurz und der «Generation Slim fit», und «Content», eine Satire auf sinnentleertes Listicle- und Artikelschreiben im Auftrag dubioser Content-Firmen, erscheinen beim renommierten Zsolnay-Verlag in Wien.
Von seiner frühen Prägung und seiner ständigen Arbeit an der Sprache, von seinen Auftritten bei Wettbewerben und seiner Freude an formalen sprachlichen Experimenten, von seinen musikalischen Aktivitäten und seiner Vorliebe für Band wie «Tocotronic» und natürlich auch von seiner eigenen Musik im Duo «Ein Gespenst» erzählt Elias Hirschl im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die gespielten Titel:
- Ein Gespenst – Ich tanze nur aus Höflichkeit (Einspieler Band von Elias Hirschl)
- Sprints – Drones
- Njelk – Leben auf dem Land
- Franz Fuexe -Everybody Linksextrem
- Pixies – Ive been tired
- Fink - Sie wollen uns erzählen
6/9/2024 • 58 minutes, 57 seconds
Han Sue Lee Tischhauser – Bluesmann
Auf der Bühne spielt er den Blues, hinter der Bühne hält er die Fäden zusammen, als Hauswart des Zürcher Schauspielhauses. Wie hat Hansueli – oder Han Sue Lee, wie er sich nennt – Tischhauser zu seinem musikalischen Stil gefunden?
Ob die Nebelschwaden über der Linthebene hängen oder in den Mangrovenwäldern von Louisiana: Für Han Sue Lee Tischhauser ist die Natur die grösste Inspiration. «Ich höre der Natur sehr gerne zu, den Vögeln, all den Geräuschen. Die Natur bringt am meisten mit», sagt er.
Seit rund 40 Jahren spielt Tischhauser auf den Bühnen dieser Welt, vom Gartenfest über schmuddelige Rockspelunken, das Cully Jazz Festival bis in die australische Einöde. Er tritt in unterschiedlichsten Konstellationen auf, häufig mit dem Duo «Los Dos», aber auch mit ganzen Orchestern, Tänzerinnen und lügenden Dichtern. Und: Immer spielt er den Blues.
Die Liebe zu dieser Musik wurzelt in Tischhausers Kindheit, als er unter der Bettdecke Radio Luxemburg hörte und mit dem Kassettenrekorder Howlin Wolf aufzeichnete – ohne zu wissen, wem diese eindringliche Stimme gehört. Das hat sich später aufgelöst. Wie so vieles: «Ich habe eigentlich viel mehr erreicht, als ich wollte in diesem Leben.»
In «Musik für einen Gast» erzählt er, wie er sich seinen eigenen Tod vorstellt, was es in ihm ausgelöst hat, mit rund 60 noch einmal Vater zu werden und warum man sich nicht wundern sollte, wenn man ihn klatschend oder singend in einem Wald antrifft.
Die Musiktitel
- Los Dos: The Blues Is In My Bones
- Howlin' Wolf - The London Howlin' Wolf Sessions: I Ain't Superstitious [feat. Eric Clapton, Steve Winwood,
Bill Wyman & Charlie Watts]
- Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich: Bend It
- Johnny & Edgar Winter: Rock & Roll Medley
- Link Wray: The Rumble
- Los Dos: Marie Laveaux
6/2/2024 • 1 hour, 34 seconds
Daniel Eckmann, Kommunikator, Jurist
Er sagt von sich, er sei militant unabhängig. Lege man ihm ein Halsband an, so beisse er die Leine durch. Er liebt Musik, doch Singen war sein schulisches Drama.Trotz eines schweren Fallschirmunfalls springt der ehemalige Kommunikationschef von alt Bundesrat Villiger noch heute aus dem Flugzeug.
Er stammt aus einer wohl situierten Arztfamilie. Als Sohn eines Chirurgen hätte Daniel Eckmann «sehr gut ein verwöhnter Gof werden können.» Doch der Spitzensport lehrte ihn Disziplin, Verantwortung und Teamfähigkeit.
Eckmann war Handball-Nationaltorhüter, lotste den damaligen Bundesrat Kaspar Villiger durch die Skandale der Geheimorganisationen P26 und P27 und gleiste später als stellvertretender Generaldirektor der SRG die Konvergenz auf.
5/26/2024 • 1 hour, 23 seconds
Thomas Demenga, Cellist und Komponist
Gemeinsames Musizieren gehörte im Elternhaus von Thomas Demenga einfach dazu. Dass er einmal international als Solist spielen würde, stand damals in den Sternen. Mindestens so wichtig wie das Cello waren ihm als Kind der Sport und die Beatles, die ihn zu seinen ersten Kompositionen inspirierten.
Auf einer alten Kassette, die Thomas Demenga während der Pandemie beim Aufräumen aufstöberte, entdeckte er ein Jugendwerk wieder: Eine Melodie, die er als Teenager geschrieben und auf der Gitarre gespielt hatte. Damals hörte er leidenschaftlich gerne die Hitparade, insbesondere die Beatles. Diese Kassette bringt Thomas Demenga mit in die Sendung und erzählt, wie er diesen Song ein halbes Jahrhundert später mit einem neuen Text aufnahm.
In «Musik für einen Gast» spricht er weiter über seine Kindheit in einer Berner Künstlerfamilie; über den Flow, den es braucht, um die Musik von sich aus sprechen zu lassen. Er beschreibt, wie sich sein Zeitbegriff im Lauf der Jahre verändert hat und weshalb er mit bald 70 Jahren immer noch gerne an der Musik-Akademie in Basel unterrichtet.
5/19/2024 • 1 hour, 9 minutes, 34 seconds
Gianna Molinari – Autorin (live aus Solothurn)
«Hier ist noch alles möglich»: Ein verheissungsvoller Titel für ein Debüt. Und tatsächlich war Gianna Molinaris preisgekrönter Roman erst der Anfang. Im Oktober erschien «Hinter der Hecke die Welt», das in einem kleinen Dorf und den Weiten der Arktis spielt.
Madeleine Scherrer ist leidenschaftliche Schauspielerin. Bis ein schwerer Unfall sie aus der Bahn wirft. Ihr Gesicht ist entstellt, an ein Weiterspielen ist vorerst nicht mehr zu denken. Eine geglückte Gesichtsoperation und eine Neuorientierung im Leben bringen die Wende und unerwartetes Glück.
Madeleine Scherrer wächst in einem kleinen Dorf im landwirtschaftlichen Umfeld auf. Die Schule widerstrebt ihr, Praktika als Bäuerin und als Betreuerin geistig beeinträchtigter Menschen machen zwar Freude, führen aber zu keinem Beruf. Also erfüllt sie sich einen Kindheitstraum und wird Schauspielerin. Um es mal nicht zu bereuen, es nicht versucht zu haben, meldet sie sich zur Aufnahmeprüfung an der Schauspiel-Akademie-Zürich und wird prompt genommen. Doch der Beruf entpuppt sich als härter als erwartet. Feste Engagements an Provinztheatern befriedigen sie nicht. Ein Leben als Freischaffende in Köln führt vorerst zu keinen Engagements. Und als es dann doch endlich läuft, kommt der Unfall. Ein Jahr mit entstelltem Gesicht, sieben Jahre Rechtsstreit mit dem Unfallverursacher und schliesslich eine weitere riskante Gesichtsoperation sind die Folgen. Ebenso eine vollkommene Neuorientierung im Leben. Die hat sie geschafft. Sie hat ein geheiltes Gesicht, eine eigene Familie und einen neuen Beruf als Pflegefachfrau in der Psychiatrie, wo sie ihre Erfahrungen als Patientin einbringen und Menschen in vergleichbaren Extremsituationen helfen kann, wofür sie dankbar und worüber sie glücklich ist.
Von ihren frühen Jahren auf dem Land und ihren Erfahrungen als Schauspielerin, von den Folgen ihres Unfalls und ihrem Weg zur Pflegefachfrau in der Psychiatrie, von ihrem Weg zurück ins Leben und vor allem auch von ihrer Musik erzählt Madeleine Scherrer im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die gespielten Titel:
- Leningrad Cowboys go America [Soundtrack] - Mambo from Säkkijärvi von Mauri Sumén
- Librairie Musicale - Valse du mythomane
- Los Zafiros - He venido
- Compay Segundo - Amor de loca juventud
- Prince – Purple Rain
5/5/2024 • 1 hour, 5 minutes, 40 seconds
Franz Hohler, Kabarettist, Liedermacher und Schriftsteller
60 Jahre Musik für einen Gast - über 1500 spannende Persönlichkeiten gaben Einblick in ihren Beruf, ihre Leidenschaften und vor allem in die Musik, die sie geprägt hat. Ein Grund zum Feiern! Dieses Jubiläum begehen wir mit einer Spezialsendung mit Publikum.
Zu Gast ist der Schweizer Kabarettist, Liedermacher und Schriftsteller Franz Hohler. Mit seinem unverwechselbaren Stil, seiner feinen Beobachtungsgabe und seinem humorvollen Blick auf die Welt, schafft es Hohler immer wieder, die Menschen zu berühren.
Im Gespräch mit Gastgeberin Eva Oertle spricht Franz Hohler u.a. über sein Leben auf der Bühne, über seine Freundschaft zu Mani Matter, über das Älterwerden und über die Liebe zu seinem Cello, das ihn jahrelang bei seinen Bühnenauftritten begleitet hat.
Die Musiktitel
- Giuseppe Sammartini – «2. Allegro» aus der Sonate für Sopran-Blockflöte und Basso continuo, G-Dur
Maurice Steger, Sopran-Blockflöte /Naoki Kitaya, Cembalo
- Arda String Quartet – W.A. Mozart: «1. Allegro» aus dem Streichquartett Nr. 2, D-Dur
- Mani Matter: Farbfoto
- Franz Hohler – Wenn i mol alt bin (wenn ich mal alt bin)
- Franz Schubert - Nachthelle (Die Nacht ist heiter und ist rein) D 892
Irwin Gage, Klavier / Karl Scheuber, DIR / Schmaz - Schwuler Männerchor Zürich und Orchester
4/28/2024 • 1 hour, 2 minutes, 25 seconds
Jacqueline Spoerlé – Tätowiererin
Um ihr Handwerk zu erlernen, reiste Jacqueline Spoerlé um die Welt, bis in den Dschungel der Marquesas-Inseln im Südpazifik. Heute gilt sie als feste Grösse in der Schweizer Tattooszene. Doch ausgelernt habe man nie, sagt sie – auch nicht nach drei Jahrzehnten.
Eine Koryphäe, eine Legende, eine Pionierin auf ihrem Gebiet: Wer sich mit Tattoos auskennt, hat für Jacqueline Spoerlé nur Lob übrig. Nicht nur in der Schweiz, für Tätowiererinnen und Tätowierer weltweit sei sie eine Inspiration, sagen Weggefährten.
Ihren Stil, ihre Handschrift hat Spoerlé über die letzten 30 Jahre entwickelt und wurde dabei stark durch ihre Reisen geprägt, vor allem in den Südpazifik. Doch auch ihre ursprüngliche Ausbildung als Grafikerin schimmert noch immer durch: Spoerlés Tattoos sind grossflächig, ornamental und zeichnen sich durch feine, präzise Linien aus, die die Zeit überdauern.
Wie entstehen diese Kunstwerke? «Zuerst schaue ich mir den Körper an», beschreibt die Inhaberin des «Corazon»-Studios in Luzern. «Ich gehe immer von den Linien, der Anatomie der entsprechenden Stelle aus.» Im Gespräch mit der Kundin oder dem Kunden entstehe schliesslich das Design – was jedes von Spoerlés Tattoo zu einem Unikat macht.
In «Musik für einen Gast» erzählt Jacqueline Spoerlé von diesem Prozess, von ihren Reisen, vom Respekt vor ihrem Beruf und wie sie dank eines Stopps an einer Autobahnraststätte auf ihn gestossen ist.
Die gespielten Titel
- Black Sabbath: Paranoid
- Nirvana - Smells Like Teen Spirit
- Pink Floyd: Shine On You Crazy Diamond
- Rolling Stones: Paint It, Black
- Sex Pistols – God Save The Queen und Problems
4/21/2024 • 1 hour, 23 seconds
Markus Schönholzer – Songwriter, Musiker, Gitarrist
Markus Schönholzer ist Liedermacher und Komponist. Er bewegt sich zwischen Musical und Chanson, schreibt für Shows, Theater und Film. Und für sich selbst. Denn jetzt ist er wieder mit einem eigenen Programm unterwegs. «Die Schönholzers», das soeben im Zürcher Hechtplatztheater Premiere hatte.
Geboren wird Markus Schönholzer in den USA. Er lebt mit seiner Familie in Buffalo, wo sein Vater als Elektroingenieur arbeitet und seine Mutter die Kinder betreut. Die Familie stammt zwar aus der Schweiz, spricht aber nur Englisch. In den USA leben bedeutet, Amerikaner zu sein. Man integriert sich und übernimmt auch die Sprache. Doch zu Beginn der 70er-Jahre ändern sich die Dinge. Die Depression zwingt die Familie, sich neu zu orientieren, was konkret bedeutet: Sie kehrt in die Schweiz zurück.
So landet Markus Schönholzer in einem kleinen Dorf im Rheintal. Ohne Schweizerdeutsch zu sprechen, ohne Freunde und mit den falschen Sportkenntnissen. Basketball statt Fussball. In dieser Situation entdeckt Markus Schönholzer die Gitarre, mit der er sich eine eigene Welt aufbaut und die ihn schliesslich mit viel Geduld und über viele Stationen zum Musiker und Songwriter werden lässt.
Von seiner amerikanischen Prägung und seinem Schweizer Hintergrund, von seiner Entwicklung vom gitarrenspielenden Jungen zum professionellen Musiker, von seinen Erfahrungen als Bandmitglied, Komponist von Musicals und Autor diverser Soloprogramme und vom entscheidenden Einfluss vieler wohlmeinender Freunde auf seine Karriere und natürlich auch ganz konkret von der Musk, die ihn geprägt hat, erzählt Markus Schönholzer im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die gespielten Titel:
- The Beatles - Abbey Road: Golden Slumbers, Carry That Weight
- Joni Mitchell - Both Sides Now: Both Sides Now
- Randy Newman - Dark Matter: She Chose Me
- Tom Lehrer - That Was The Year That Was: New Math
- Laura Marlin: A Hard Rain's a-Gonna Fall (von Bob Dylan)
4/14/2024 • 1 hour, 5 minutes, 12 seconds
Nicole Niquille, erste Bergführerin der Schweiz
Als erste Schweizerin machte Nicole Niquille 1986 das Diplom als Bergführerin. Seit einem Unfall lebt sie im Rollstuhl, was sie nicht daran hinderte, eine Bergwirtschaft zu leiten und ein Spital in Nepal zu gründen.
«Hast Du vor nichts Angst?» Diese Frage bekam Nicole Niquille schon als Mädchen zu hören. Mit ihrer Zwillingsschwester begann sie in den Gastlosen im Greyerzerland zu klettern, obwohl ihr Bein bei einem Motorradunfall schwer verletzt worden war. Sie habe von zu Hause mitbekommen, nie den einfachsten Weg zu wählen, erzählt Nicole Niquille im Rückblick. Sie suchte das Abenteuer, war lange mit dem Bergsteiger Erhard Loretan unterwegs, wagte sich an die Besteigung von Achttausendern im Himalaya und beschloss dann, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen: Als erste Frau absolvierte sie die harte Ausbildung zur Bergführerin.
Ein kurzer Moment vor bald 30 Jahren beendete ihr Leben als Alpinistin: Beim Pilzsuchen wurde Nicole Niquille von einem Stein getroffen, seither ist sie querschnittsgelähmt. Akzeptieren könne man so etwas nie, sagt sie heute, und doch habe sie ihre Lust am Leben immer behalten. Nach der Rehabilitationszeit machte sie das Wirtepatent, leitete eine Bergwirtschaft im Wallis und gründete in Nepal, wo sie früher auf Expeditionen war, ein dringend benötigtes Bergspital. Seit bald 20 Jahren setzt sie sich mithilfe einer Stiftung von der Schweiz aus für den Betrieb des «Hôpital Pasang Lhamu & Nicole Niquille» ein.
Erstsendung: 27. August 2023
Die gespielten Titel:
- Alexis Botkine et Son Ensemble Folklorique Russe: Tchoubtchik (Version Tzigane Russe)
- Janis Joplin: Summertime
- Vangelis – 1492: Music From The Original Soundtrack: Conquest Of Paradise
- Grand Corps Malade: Sixième sens = 6ème sens
- Joan Baez - Gracias A La Vida
Das Spital in Nepal: Hôpital Nukla:
https://www.hopital-lukla.ch/de/nicole-niquille/
Nicole Niquille: Und plötzlich ...am Himmel ein Berg. Schicksal einer Unbeugsamen
AS Verlag - SBN/GTIN978-3-906055-10-7
Sie arbeitet gerne langsam. Darum fotografiert sie oft mit einer Kamera, die keinen Autofokus hat. Und sie liebt die Berge. Ihre Abenteuerlust hat die Fotografin und Alpinistin Caroline Fink auf die Gipfel dieser Welt geführt. Am Berg findet sie Freiheit und Selbstbestimmung.
Schon als Kind liebte sie Abenteuergeschichten. Zum fünften Geburtstag bekam sie eine Kompaktkamera geschenkt, um Momente festzuhalten. Mit 20 zog es sie hinaus in die weite Welt, nach Nepal. Dort fand sie den Zugang zu den Bergen. Seither sind Alpinismus und Fotografie zentrale Elemente ihres Lebens. Abenteuer ohne Risiko, das gehe nicht, sagt Fink. Denn die Natur bleibe immer stärker.
3/31/2024 • 1 hour, 56 seconds
Christoph Trummer – Musiker, Autor, Kulturlobbyist
Familienalben haben die meisten Menschen zu Hause im Regal. Christoph Trummers Ausgabe besteht aus vierzehn Liedern und einem Buch, in dem er sich mit seiner eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt, vor allem mit dem frühen Tod seiner Eltern.
Ohne Gitarre zu verreisen: Für Christoph Trummer undenkbar. Wenn er länger als ein paar Tage unterwegs sei, habe er sein Instrument immer dabei. «Das heisst nicht, dass ich immer gleich ein Lied schreibe», erzählt er. «Aber nur schon spielen zu können, macht einen riesigen Unterschied für mich.»
Dass die Musik ein Ventil für ihn ist, das lernte Trummer – der meist einfach unter seinem Nachnamen auftritt – schon sehr früh. Als Jugendlicher, der die Welt nicht verstand und sich von ihr nicht verstanden fühlte. Als junger Mann, der innerhalb von nur drei Jahren seinen Vater und seine Mutter verlor. Als Musiker, der ausgerechnet in New York herausfand, dass er seine Gedanken und Emotionen in Mundart am präzisesten übermitteln kann.
Trummer ist nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen aktiv: Seit Jahren engagiert er sich für die Interessen und die Rechte von freien Musikschaffenden in der Schweiz, unter anderem im Vorstand des Verbands «Sonart». Wie politisch ist seine eigene Kunst? Und wie kann die Musik unser Zusammenleben verändern?
Die gespielten Titel:
- Trummer: Füürstell (Album: Familienalbum)
- Emmylou Harris: Timberline (Album: The Ballad of Sally Rose - Expanded Edition)
- Midnight Oil: Put Down That Weapon (Album: Armistice Day: Live at The Domain, Sydney)
- Marc Cohn: Rest for the Weary (Album: The Rainy Season)
- Tara Jane O'Neil: Howl (Album: A Ways Away)
- Anaïs Mitchell: Hadestown: Epic III (Album: Hadestown: The Original Broadway Cast Recording)
3/24/2024 • 1 hour, 4 minutes, 55 seconds
Ueli Jäggi, Schauspieler
Ueli Jäggi gehört zu den erfolgreichsten und beliebtesten Schauspielern der Schweiz. Neben seinen unzähligen Rollen am Theater und den vielen Auftritten in Film- und Hörspielproduktionen kennt man ihn vor allem auch als Teil der Gruppe rund um den Theaterregisseuren Christoph Marthaler.
Ueli Jäggi, der jüngste von fünf Brüdern, stammt aus einer mehr als kulturaffinen Familie. Der Vater Pfarrer, die Mutter Lehrerin, interessierten sich beide für Musik und boten auch sonst ein kreatives und inspirierendes Zuhause. Schon früh interessiert sich Ueli Jäggi fürs Theater und findet nach ersten Schritten an einem Schülerkabarett und am Basler Jugendtheater den Weg ans professionelle Theater. Nach Stationen in München und Nürnberg folgt die Begegnung mit Christoph Marthaler, aus der eine 35-jährige Zusammenarbeit entsteht mit wegweisenden Produktionen am Theater Basel, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, an der Volksbühne Berlin und am Schauspielhaus Zürich, wo Ueli Jäggi unter der Direktion von Christoph Marthaler Ensemblemitglied war. Daneben arbeitet Ueli Jäggi oft und gerne als Sprecher in Hörspielen und natürlich auch als Filmschauspieler. Und all das bis zum heutigen Tag.
Von seiner familiären Prägung und seiner frühen Begeisterung fürs Theater, von seinen ersten Schritten in den Beruf und der Arbeit mit Christoph Marthaler, vom Leben und Arbeiten an aufregenden Orten wie Berlin, Hamburg oder Venedig und von seinem Rückzugsort im Berner Oberland und natürlich auch von der Musik, die für ihn immer eine ganz besondere Bedeutung hat, erzählt Ueli Jäggi im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die gespielten Titel:
- W.A. Mozart: Mozart: Krönungsmesse... K 317 / 6. Agnus Dei
George Ainsley, Winchester Cathedral Choir, The Academy of Ancient Music, Christopher Hogwood, Leitung / Emma Kirkby, Sopran
- J.S. Bach: Magnificat für Soli Chor und Orchester - Deposuit potentes
Amsterdam Baroque Orchestra - Ton Koopman, Leitung / Gerd Türk, Tenor
- Carmen Linares - Romance De Don Boiso von Federico Garcia Lorca
- Bob Dylan - Blind Willie McTell (Bootleg Series Vol. 3)
- Pat's Big Band - That Ole Devil Called Love [= old] von Allan Roberts / Doris Fisher, Katharina Baur, Stimme
3/17/2024 • 1 hour, 14 seconds
Eva Kirchhofer - Schuhmacherin
Sie sieht einem Schuh an, wie jemand durch die Welt geht: Eva Kirchhofer arbeitet seit vielen Jahren als Schuhmacherin in Zürich. Ihr Interesse an Menschen ist ebenso gross wie die Leidenschaft für ihr Handwerk. In ihrer Werkstatt hat sie ein eigenes Reich geschaffen.
Wer kreativ werden will, muss scheitern lernen. Diese Erfahrung gibt Eva Kirchhofer ihren Auszubildenden weiter, denn meist seien es Krisen, die einem im Leben dazu bringen, einen Kurswechsel zu wagen.
In ihrer Kindheit eckte sie an und war froh, als sie die Enge des Dorfs hinter sich lassen und auf die Kunstgewerbeschule gehen konnte. In den späten 80er Jahren lebte sie in der Zürcher Hausbesetzerszene, organisierte Konzerte und lotete Freiräume aus. Dann machte sie eine Lehre als Schuhmacherin und wurde glücklich mit diesem Beruf, bei dem das Handwerkliche, Künstlerische, Medizinische und Menschliche zusammenkommen.
Heute wohnt sie in einer WG mit rund 20 Menschen und mag es, für grosse Tische zu kochen. Ebenso wichtig sind ihr ungestörte Tage in ihrer Werkstatt. Mittlerweile findet sie Reparaturen spannender, als Schuhe nach Mass anzufertigen, denn das Tüfteln forder sie heraus. Und mit jedem Paar Schuhe kommt eine Lebensgeschichte in ihren Laden.
Die Musiktitel:
- Sister Rosetta Tharpe .. 1964 .. Didn't it Rain ..
- R.L. Burnside - It's Bad You Know (come on in)
- Dolly Parton - Jolene
- Grinderman - Decoration Day
- Asaf Avidan - In a Box ll - Your Anchor
- Tolouse Low Trax - Rushing Into Water - Themes For Great Cities
3/10/2024 • 1 hour, 2 minutes, 31 seconds
Regula Mühlemann, Sängerin
Salzburg, Wien, Paris, Mailand, New York – die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann singt auf den wichtigsten Opernbühnen und in den renommiertesten Konzertsälen der Welt. Mit ihrer klaren, strahlenden Stimme und ihrer grossen Bühnenpräsenz zieht sie das Publikum in Bann.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt die sympathische Luzernerin, wie sie trotz ihres Erfolgs nie die Bodenhaftung verloren hat, sie spricht über ihre Liebe zur Natur und zu Frankreich und darüber, welche Musik sie am liebsten hört.
Die Musiktitel
- Dino Brandao, Faber, Sophie Hunger: Derfi di hebe
- Camélia Jordana: Ce qui nous lie. Bande originale du film
- Samuel Hasselhorn, Ammiel Bushakevitz: «Wohin?» aus Die schöne Müllerin von Franz Schubert
- Jessye Norman: «3. Beim Schlafengehen» aus den Vier letzten Lieder von Richard Strauss - Gewandhausorchester Leipzig, Kurt Masur, Leitung
Die vorgespielten Titel:
- Maria Stader – Non so più cosa son, cosa faccio. (Cherubino), I aus Figaros Hochzeit von W.A. Mozart
- Leonard Cohn: Like a Bird
- Philippe Jaroussky: Ombra mai fu von G. F. Händel
3/3/2024 • 1 hour, 1 minute
Anne Hodler - Schauspielerin
Als Kind war sie Sissi. Und Winnetou. An der Schauspielschule fand sie in einem intensiven Prozess zu sich selbst. Heute verkörpert sie unter anderem Margrit Schneuwly in der satirischen Doku-Soap «Experiment Schneuwly». Dazwischen trifft sie das pralle Leben immer mal wieder mit voller Wucht.
Sie liebt es, mit Laiendarstellern auf der grossen Freiluftbühne zu stehen, weil die Energie da ganz gewaltig sei. Auch wenn sie heute ausgeglichener sei als früher: ein bisschen Drama brauche sie immer noch.
Anne Hodlers Leben ist ein intensives Auf und Ab, eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Warum sich die ausgebildete Schauspielerin lieber mit dem Schicksal versöhnt als damit zu hadern: Darüber spricht Anne Hodler mit Simon Leu.
Die gespielten Titel:
- Barbara Streisand and Barry Gibb – Guilty
- Santana - Oye Como Va - Live At The House Of Blues Las Vegas 2016
- Faber, Dino Brandao, Sophie Hunger – Ich liebe dich, Faber
- Iggy Pop & Goran Bregovic - In The Death Car (Arizona Dream)
- Tori Amos – Cornflake Girl
2/25/2024 • 1 hour, 8 minutes, 35 seconds
Eva Herzog - Historikerin, Politikerin, Ständeratspräsidentin
Eva Herzog blickt auf eine lange Karriere zurück, die sie bis in den Ständerat geführt hat. In diesem Jahr ist sie Ständeratspräsidentin und richtet ihren Fokus auf die urbane Schweiz. Ein gutes Jahr nach der Nichtwahl in den Bundesrat beginnt für sie damit ein neues Kapitel.
Die Wurzeln ihres politischen Engagements liegen in Eva Herzogs Herkunftsfamilie, in der es selbstverständlich war, dass sie als Mädchen dieselben Chancen und Möglichkeiten bekommt wie ihr Bruder. Doch ist es vor allem die Erkenntnis, dass das anderswo nicht so ist, die ihre feministische Grundhaltung auslöst. Daneben engagiert sie sich für fairen Handel und arbeitet schon früh in den sogenannten Drittweltläden. Das parteipolitische Engagement beginnt erst später. Konkret 1993 bei der Nichtwahl Christiane Brunners in den Bundesrat. Dort beeindrucken sie die demonstrierenden SP-Frauen in Bern, denen sie sich anschliesst. Mittlerweile schaut die promovierte Historikerin auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück. 2004 wird sie Finanzdirektorin im Kanton Basel-Stadt und bleibt das 16 Jahre lang. Seit 2020 vertritt sie ihren Kanton als Ständerätin in Bern. Ihre Wahlresultate sind glänzend. Und dem Schock der Nichtwahl in den Bundeswahl steht mittlerweile die Wahl zur Ständeratspräsidentin gegenüber.
Von ihrer Zeit als politisch engagierter Teenager und ihren ersten Schritten in der Politik, von ihrem Studium als Historikerin und ihren Jahren in der Leitung der Kulturwerkstatt Kaserne, von ihrem Aufstieg als Politikerin und der Zeit nach der Nichtwahl in den Bundesrat und natürlich von ihrem engen Bezug zur Musik erzählt Eva Herzog im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Die gespielten Titel:
Deep Purple - Smoke on the Water
Zucchero - Baila Morena
Tim Bendzko - Nur noch kurz die Welt retten
Johann Sebastian Bach: Das wohltemperierte Klavier - András Schiff
Präludium Nr. 1 C-Dur
Tina Turner - River Deep Mountain High
2/18/2024 • 1 hour, 1 minute, 9 seconds
Sunnie J. Groeneveld – Unternehmerin, Verwaltungsrätin
Mit 25 Jahren gründete sie ihr eigenes Beratungsunternehmen, zehn Jahre später sitzt sie in fünf Verwaltungsräten, leitet einen Studiengang und tritt regelmässig an Podien und Konferenzen auf. Was ist der Soundtrack für Sunnie J. Groenevelds Leben auf der Überholspur?
Für «Musik für einen Gast» habe sie eine musikalische Zeitreise unternommen, sagt Sunnie J. Groeneveld: «Die Einladung in diese Sendung hat mich zu Stücken geführt, die ich mir ganz lange nicht mehr bewusst angehört hatte. Musik kann einen wirklich wieder in Situationen zurückversetzen, wie das wohl kaum etwas anderes kann.»
Die Reise führt sie in einen Sommer ihrer Kindheit, als sie mit ihrer Grossmutter im Garten Trompete spielte, in ihre Studienzeit an der Eliteuniversität Yale an der US-Ostküste und die vielen Stunden, die sie als Jugendliche und junge Frau auf dem Basketballplatz verbrachte.
Groeneveld erzählt, welche Lektionen sie dank des Sports gelernt hat, die sie heute als Unternehmerin anwenden kann, von der inspirierenden Stimmung auf dem Universitätscampus, wo einem beim Mittagessen die Physikerin, der Schauspielstudent oder die angehende Politikerin gegenübersitzen und von einem Traum, den sie sie sich letztes Jahr erfüllt hat: den New York Marathon zu laufen. Und sie spricht über die grossen Herausforderungen unserer Zeit, die multiplen Krisen und Konflikte – und was jede und jeder von uns beitragen kann, um die Zukunft positiver zu gestalten.
Die gespielten Titel:
Louis Armstrong / Ella Fitzgerald - Summertime (Aufnahme 1957)
Christoph Scheffelt – Beethoven: Bagatelle No. 25 in A minor, Für Elise
Sugarhill Gang - Rapper's_Delight (Aufnahme 1979)
Twista / Faith Evans - Hope
Coach Carter. Music From The Motion Picture
Alicia Keys - Empire State Of Mind
2/11/2024 • 1 hour, 5 minutes, 24 seconds
Fana Asefaw, Chefärztin der Jugendpsychiatrie der ipw Winterthur
Sie ist eine Brückenbauerin in mehreren Gebieten: Fana Asefaw arbeitet als Fachärztin mit psychisch erkrankten Jugendlichen und ihren Familien. Seit vielen Jahren engagiert sie sich zudem für die interkulturelle Vermittlung. Dabei hilft ihr die Erfahrung ihrer eigenen Kindheit in mehreren Ländern.
«Heimat ist dort, wo ich mich verstanden fühle», sagt Fana Asefaw, die ihre Schulzeit in verschiedenen Ländern als Bereicherung erlebt hat. Bildung hatte immer einen hohen Stellenwert für ihre Eltern, die in den frühen 80er Jahren aus Eritrea fliehen mussten. Nach Zwischenstationen in Äthiopien und Sudan kam sie im Alter von neun Jahren nach Deutschland. Dort studierte Fana Asefaw Medizin und promovierte an der Charité in Berlin über weibliche Genitalbeschneidung. Zudem absolvierte sie eine Ausbildung für transkulturelle Kompetenz.
In Musik für einen Gast spricht sie darüber, warum es ihr im Psychiatrie-Alltag sehr wichtig ist, Entscheidungen im Team zu treffen, und wie sie Medizin-Studierende an der Universität Zürich dafür sensibilisiert, eigene Vorurteile zu erkennen und Missverständnisse im Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu vermeiden.
Die Musiktitel:
- Mulatu Astatke: Yekermo Sew
- Pink Floyd: Another Brick in the Wall (Part 2)
- Libianca: People
- K'naan: Wavin' Flag
- Pat Metheny: The Sound of Silence
2/4/2024 • 58 minutes, 29 seconds
Dominik Muheim - Slam-Poet, Kabarettist, Erzähler
Dominik Muheim hat fünf Poetry-Slam Schweizermeistertitel. Jetzt - sechs Jahre und fünf Programme später - gewinnt er auch den Salzburger Stier, den bedeutendsten Kleinkunstpreis im deutschsprachigen Raum. In «Musik für einen Gast» erzählt er von seinem Weg zum Erfolg.
Dominik Muheims Heimat ist das Dorf. Konkret: das Dolf Reigoldswil ganz hinten im baselbieter «Feuflyybertal». Dort verbringt er eine unbeschwerte Kindheit und Jugend mit Streifzügen durchs Dorf oder auf nachmittagelangen Schlittenfahrten auf der nahe gelegenen «Wasserfallen». Rasch entdeckt er sein Erzähltalent. Geschichten, die er erlebt hat, bereitet er auf dem Heimweg von der Schule so vor, dass er sie am Mittagstisch wie kleine Kabarettnummern bringen kann. Über den Besuch einer Poetry-Slam-Veranstaltung kommt er auf den Geschmack und fängt selbst damit an, literarische Texte zu schreiben und zu performen. Schliesslich zieht er nach Basel und wagt nach drei Jahren als Primarlehrer schlussendlich den Schritt zum freischaffenden Künstler.
Von seinen Versuchen und Erfolgen, von seinen Slams und Programmen, von seinen Inhalten und Arbeitsweisen und natürlich auch von der Musik, die ihn als Sänger und Gitarristen der Band «The Ringdingbings» vom Drei-Akkord- Punk bis hin zu einem komplexem Powerswing geführt hat, erzählt der frischgebackene Salzburger-Stier-Gewinner Dominik Muheim im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Erstsendung: 29. Oktober 2023
Die gespielten Titel:
Mani Matter: Dr Alpeflug
Jonathan Richman: I, Jonathan
Stahlberger: Die Gschicht isch besser
Pascal Comelade: Paganini pata tot a nono
Esmeralda Galda und To Athena: Wältuntergang
The Ringdingbings: This Is No Tango
1/28/2024 • 58 minutes, 22 seconds
Nina Kunz – Autorin, Kolumnistin
Der Klimawandel, das Patriarchat, die Überidentifikation mit der eigenen Arbeit: In vielen ihrer Texte geht Nina Kunz Themen nach, die ein Unbehagen in ihr auslösen. Sie zu schreiben, sei wie das Lösen eines schwierigen Kreuzworträtsels.
Sich selbst als Autorin zu bezeichnen, war für Nina Kunz ein langer Prozess. Obwohl sie bereits seit ihren frühen Zwanzigern ihr Geld mit dem Schreiben verdient – unter anderem als Kolumnistin für «Das Magazin» – brauchte es einen Bestseller, bis sie sich traute, sich selbst diese Bezeichnung anzuheften: «Ich denk, ich denk zu viel» ist im März 2021 bei «Kein & Aber» erschienen und besteht aus einer Sammlung von dreissig Texten, in denen Kunz sich mit ihrem eigenen Erleben, ihren Gedanken, sowie jeder Menge Sekundärliteratur auseinandersetzt, von Jean-Paul Sartre über Roxanne Gay bis zum US-amerikanischen Linguisten William Labov.
Aufgewachsen ist Nina Kunz mitten in der Stadt Zürich, im Kreis 4. In «Musik für einen Gast» erinnert sie sich daran, wie sie als Kind auf einer Pingpongtischplatte sass und sich die Scherben aus den Fusssohlen zog, wie sie mit ihren Freundinnen Choreografien zu «Tic Tac Toe» einstudierte und wie sie als Jugendliche die «Bar Italia» in London besuchte; ein Ort, der die englische Rockband «Pulp» zu einem Stück inspiriert hat. Und sie spricht über eines der Themen, das sie so sehr beschäftigt, wie kaum ein anderes: die Auswirkungen des Klimawandels, die sich mittlerweile direkt vor ihrer Haustür zeigen.
Die gespielten Titel:
Tic Tac Toe - Ich find dich Scheisse
Ariana Grande - Thank U, Next
Pulp - Bar Italia
Sharon Van Etten - The End of the World
Stereo Luchs - Ziitreis
1/21/2024 • 59 minutes, 36 seconds
Sasha Huber, Künstlerin
Oft knallt es im Atelier von Sasha Huber: Ein wichtiges Werkzeug für die schweizerisch-haitianische Künstlerin, die in Helsinki lebt, ist die Bostitch-Pistole. Mit ihren Bildern und Aktionen erinnert sie an das koloniale Erbe und zeigt, wie es in die Gegenwart ragt.
Die Arbeit mit der Bostitch-Pistole hat für Sasha Huber grosse Symbolkraft: «Damit kann ich zurückschiessen. Gleichzeitig ist es eine Form, koloniale Wunden zu nähen.» Mit unzähligen Metall-Klammern zeichnet sie Porträts von Menschen mit afrikanischem Erbe, die Pionierleistungen erbracht haben. Wie Tilo Frey, die erste Schweizer Nationalrätin of colour. Oder der Schriftsteller James Baldwin, der eine Weile in Leukerbad gelebt hat. Dort hat Sasha Huber sein Porträt auf den Fensterladen des Chalets getackert, in dem er «Stranger in the village» geschrieben hat. Ein Essay, der Sasha Huber viel bedeutet.
In Musik für einen Gast spricht die Künstlerin über ihre Verbindung mit Haiti, der Heimat ihrer Mutter. Sie erzählt, weshalb sie seit mehr als 20 Jahren in Finnland lebt, und warum sie ihre künstlerische Arbeit über koloniale Themen immer wieder in die Schweiz führt
Die gespielten Titel:
Harry Belafonte – Haiti Cherie
Brandy Butler – Before The Tide
Billie Holiday – Strange Fruit
Morcheeba – The Sea
Linda Fredriksson – Juniper und Clea
1/14/2024 • 1 hour, 4 minutes, 19 seconds
Andreas Schaerer, Jazzsänger und Hochschuldozent
Wenn der Berner Andreas Schaerer ans Mikrofon tritt, kann es glucksen, röhren und kreischen. Aber auch ganz sanft werden. Und nachdenklich. Wie der Bub aus dem Emmental zu einem der Grossen der internationalen Impro-Jazz-Szene geworden ist.
Als Kind hütete er Schafe auf einer Alp und experimentierte stundenlang mit seiner Stimme. Als Jugendlicher machte er Punkmusik und wurde Lehrer.
Heute ist der studierte Musiker und Komponist Andreas Schaerer ein Grenzgänger, der sich irgendwo zwischen experimentaler Avantgarde und Mainstream verorten lässt.
Er ist ein Star der Jazz-Improvisation und ein umtriebiger Getriebener.
1/7/2024 • 1 hour, 4 minutes, 53 seconds
Silvester-Ausgabe: Das verloren gegangene Lied
Wie entscheidet man sich für fünf Musikstücke, die einem besonders viel bedeuten und mit dem eigenen Leben verwoben sind? Keine einfache Aufgabe, die unsere Gäste meistern müssen. In dieser Sendung kommen jene Stücke zum Zug, die es in diesem Jahr nicht in die engste Auswahl geschafft haben.
«Was, nur fünf Stücke?!» – Ein Satz, den wir als Moderationsteam von «Musik für einen Gast» häufig zu hören bekommen. Und womöglich geht es manchen Gästen auch so, dass sie ihre Auswahl im Nachhinein anpassen würden, weil ein besonders wichtiges Lied vergessen gegangen ist.
In der letzten Sendung des Jahres machen wir einen musikalischen Rückblick und sprechen mit fünf Gästen aus dem Jahr 2023 über ihre verloren gegangenen Lieder: Südpazifikspezialist Hansjörg Hinrichs, Autorin und Podcasterin Jagoda Marinic, Musiker Beatman Zeller, Journalistin und Moderatorin Vivian Perkovic und Autor Ralph Tharayil.
Die gespielten Titel:
Hansjörg Hinrichs: John Lennon and the Plastic Ono Band - Give Peace a Chance
Jagoda Marini?: Counting Crows - Mr. Jones
Reverend Beat-Man: The Beat-Man Way
Beatman Zeller: Screamin' Jay Hawkins - I Put A Spell On You
Vivian Perkovic: To Athena (alias Tiffany Limacher) – Wery Be
Ralph Tharayil: Kourosh Yaghmaie – Gole Yakh (Winter Sweet)
12/31/2023 • 59 minutes, 16 seconds
Marlise Pfander – ehemalige Gefängnisdirektorin
Als Marlise Pfander ihre Stelle als Direktorin im Regionalgefängnis Bern antrat, kommentierte ein Kollege: «Eine Frau auf diesem Posten? Das ist ein Fehler. Das hältst du kein halbes Jahr durch.» Pfander blieb – bis zu ihrer Pensionierung. Und erhält noch heute Briefe von manchen Insassen.
Marlise Pfander ist die erste Frau, die in der Schweiz ein Männergefängnis geleitet hat. Und: Pfander war eine Quereinsteigerin ohne akademischen Hintergrund. «Wenn man heute keine Meetings macht für ein Brainstorming mit den Stakeholdern, wenn man diese Sprache nicht beherrscht, wird man ja kaum mehr ernst genommen», stellt sie fest – doch ging unbeirrt ihren eigenen Weg. Ihre unkonventionellen Ansätze bewährten sich und brachten ihr den Respekt und sogar die Zuneigung der Inhaftierten ein.
In dieser Weihnachtsausgabe von «Musik für einen Gast» erzählt Marlise Pfander von der Einsamkeit, die während der Festtage in den Gefängnissen besonders präsent ist, von der Dankbarkeit, die sie für ihr eigenes Umfeld verspürt und davon, wie sie jedes Jahr am 25. Dezember in den Fluren des Gefängnisses «Stille Nacht» sang.
12/24/2023 • 1 hour, 1 minute, 46 seconds
Ruth Margot, Sängerin
«Durch den Schatten singen» – in ihrer soeben erschienenen Autobiografie erzählt Ruth Margot von ihrer Kindheit im Bernbiet, geprägt von Entbehrung und Lieblosigkeit. Als uneheliches Kind wuchs sie in ärmlichen Verhältnissen auf.
Immer wieder musste die Familie umziehen, da ihr alkoholkranker Stiefvater seine Stelle als Melker verlor. Ruth Margot schämte sich, litt und schwieg. Aber innerlich wusste sie, wenn sie erwachsen sein würde, dann würde sie ein anderes Leben führen. Sie besass schon als Kind eine schöne Stimme und sang leidenschaftlich gerne. Nach einer kaufmännischen Lehre machte sie eine Ausbildung zur Redaktorin. Doch der Wunsch, Sängerin zu werden, liess sie nicht los. Zusammen mit ihrem Mann, dem Musiker Res Margot, hat sie sich diesen Traum erfüllt. Die beiden treten gemeinsam auf, und haben vor kurzem eine CD mit sardischen Gesängen eingespielt. In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt die 78-jährige Ruth Margot auch davon, wie sie in Sardinien auf Spurensuche ging nach ihrem leiblichen Vater, einem italienischen Partisanen, und wie sie dabei die sardische Volksmusik kennen und lieben gelernt hat.
12/17/2023 • 1 hour, 3 minutes, 38 seconds
Samuel Herzog, Autor und Künstler
Für die meisten Menschen ist ein Bund Petersilie lediglich ein Büschel Küchenkraut. Für Samuel Herzog versteckt sich darin die ganze Welt. Der Grenzgänger zwischen Kunst, Küche und Literatur über sich und seine Lebensmusik.
Kennen Sie Lemusa? So heisst eine fiktive Insel, erdacht von Autor und Künstler Samuel Herzog. Neben der wöchentlichen Rubrik «Mundstücke» in der Neuen Zürcher Zeitung, erschafft Herzog Welten fluktuierend zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Ornamental arrangierte Lebensmittel werden zu Tischbildern, profanes Gemüse zu Begleitern von Weltereignissen und Postkarten aus dem letzten Jahrhundert zu Blaupausen einer Reise durch Feld, Wald und Wiese.
Samuel Herzog verwebt Dinge, die scheinbar nichts miteinander gemein haben, und verzaubert so gleichsam Lesende, Zuhörende und Essende.
In «Musik für einen Gast» spricht er über sich und sein vielfältiges Leben, das ihn als Schlafwagenschaffner zum Basilikumschmuggel trieb oder als archäologischer Ausgrabungstechniker der Bronzezeit nähergebracht hat.
Die gespielten Titel
David Popper - Elfentanz für Violoncello und Klavier, Op. 39
Gauthier Capuçon, Violoncello / Orchestre de Chambre de Paris / Douglas Boyd, Leitung
Francis Poulenc – Sonate für Klarinette und Klavier. A la mémoire d'Arthur Honegger
2. Romanza
Jean-Philippe Vivier, Klarinette / Tamayo Ikeda, Klavier
Niels Lan Doky - Mot thoang tay ho = A moment of Westlake
Brigitte Fontaine – Prohibition
Lemon Jelly – Homage To Patagonia
Vieles verbindet sich mit Sylvia Eichenwald Bodenheimer. Die Liebe zur Musik, die Aufenthalte in Israel, die Jahre als Leiterin der Musikschule Basel. Etwas aber ist für diese Sendung von besonderer Bedeutung: Sie ist die Tochter von Roswitha Schmalenbach, der Erfinderin von «Musik für einen Gast».
Geboren wird Sylvia Eichenwald Bodenheimer als Tochter der Schauspielerin und Radiomacherin Roswitha Schmalenbach und des Komponisten Philipp Eichenwald. Die Lebendigkeit des Künstlerhaushaltes ist genauso prägend wie die politischen Diskussionen am Mittagstisch, aber auch wie das Schweigen über die Gräuel, die die jüdische Familie kurz zuvor noch erlebt hat. Entsprechend ihrer Begabung entscheidet sich Sylvia Eichenwald Bodenheimer für ein Musikstudium, studiert Flöte und Musiktheorie, findet aber rasch den Weg zum Theater, wo sie Lichtinspizientin wird. Später folgen die Jahre in der Direktion und schliesslich als Leiterin der Musikschule Basel gefolgt von Jahren zwischen der Schweiz und Israel, wo sie und ihr Mann Aron Bodenheimer die Winter verbringen. Heute widmet sich Sylvia Eichenwald Bodenheimer hauptsächlich dem Schreiben. Sie arbeitet gerade an ihrem dritten Roman.
Von ihrer Liebe zu Mozart und ihrer Leidenschaft generell für die Musik, von ihren Jahren am Theater und ihren Ideen als Musikschulleiterin, von ihren Begegnungen in Israel und ihrer Passion fürs Schreiben und natürlich auch von ihrer prominenten Mutter Roswitha Schmalenbach, auf die sie bis heute stolz ist, erzählt Sylvia Eichenwald Bodenheimer ihrem Gastgeber Michael Luisier.
Die gespielten Titel
Wolfgang Amadeus Mozart – Die Zauberflöte. Oper in 2 Akten. KV 620
1. Ouvertüre
Orchester der Oper Zürich / Nicolaus Harnoncourt, Leitung
Heinrich Schütz – Ich bin die Auferstehung und das Leben
Abendmusiken Basel / Jörg-Andreas Bötticher
Livestream vom 11. April 2021
Aufnahme: Oren Kirschbaum
Ludwig van Beethoven - An die ferne Geliebte
6. Lied: Nimm sie hin denn, diese Lieder
Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton / Jörg Demus, Klavier
Heinz Holliger - En c(h)oeur - encore, kleines Trio für 2 Oboen und Englischhorn
1. Praeludchen
2. Fughettchen
3. Rondes (Lobhymnus auf die Pfundnote)
Heinz Holliger / Andrea Bischoff / Marie-Lise Schüpbach
Hatikvah - Israelische Hymne
Leonard Bernstein / Israel Philharmonic Orchestra / The Kol Ysrael Symphony Orchestra
Er war einer der ersten Stars des Schweizer Fernsehens, seine Sendungen waren Strassenfeger: Mäni Weber wurde mit Quiz-Shows wie «Dopplet oder nüt» oder «Wer gwünnt?» landesweit bekannt. In «Musik für einen Gast» war er kurz nach seiner ersten Hochzeit im Gespräch mit Roswitha Schmalenbach.
Als «Mäni National» ging der Basler in die TV-Geschichte der Schweiz ein. Der studierte Ökonom kam als Sportreporter zu Radio DRS und machte in der goldenen Ära des Fernsehens Karriere, als sich die Nation am Samstag Abend um den Bildschirm versammelte. Mäni Webers Beliebtheit ging so weit, dass in der Stadt Baden Ende der 1960er Jahre einmal eine Gemeindeversammlung nicht beschlussfähig war, weil an diesem Abend «Dopplet oder nüt» lief. Nach seinem Tod 2006 stand in einem Leserbrief: «Mäni war ein Teil von uns allen.»
Mäni Weber war schlagfertig, charmant und genoss es, vor der Kamera zu stehen. Das Promi-Leben zelebrierte er mit Massanzügen, Zigarre und Porsche. Lange galt er als begehrtester Junggeselle der Schweiz. Seine Hochzeit 1968 mit der früheren Swissair-Stewardess Irène Monigatti wurde als Medienereignis gefeiert. Nur zehn Tage später plauderte er in «Musik für einen Gast» mit Roswitha Schmalenbach über sein Verhältnis zu Sport und Chauvinismus, über das Chaos in seinem Kleiderschrank, über seine Liebe zu Sportwagen und über seine Skepsis gegenüber den Demonstrationen der Jugendbewegung.
Sendung vom 01.09.1968
11/26/2023 • 1 hour, 59 seconds
Historische Reprise: Kurt Marti, Pfarrer und Schriftsteller
Der Berner Theologe und Dichter (1921-2017) wurde bekannt für seine Kunst, theologische Reflexionen mit engagierter Lyrik zu verbinden. Sein wacher, gesellschaftskritischer Geist spiegelt sich in seinen Musikwünschen für eine Ausgabe von «Musik für einen Gast» aus dem Jahr 1966.
«Wenn man sich nicht für Politik interessiert, wird Politik mit einem gemacht.» So knapp antwortet Kurt Marti auf die Frage der Moderatorin Roswitha Schmalenbach, ob es die Aufgabe eines Pfarrers sei, sich zum Tagesgeschehen zu äussern.
Kurt Martis Interesse an brennenden gesellschaftlichen Fragen zeigt sich auch in seinen Musikwünschen, mit denen er die langjährige Gastgeberin der Sendung verblüfft: Sein Engagement gegen die atomare Ausrüstung bringt er mit einem Blues von Charles Mingus über die Angst vor der Atombombe zum Ausdruck. Seine Unterstützung für die Friedensbewegung klingt an in «Le deserteur» von Boris Vian. Und die Anliegen der Bürgerrechtsbewegung in den USA greift er mit der Hymne «We shall overcome» auf, gesungen von Joan Baez.
Kurt Marti erzählt, wie ihn in seiner Jugend das Lebensgefühl faszinierte, für das Jazz damals stand. Er erklärt, weshalb er beim Schreiben eine Scheu davor hat, das Wort «Gott» zu verwenden und liest ein eigenes Gedicht, in dem er eine theologische Überlegung mit einer gesellschaftlichen Frage verbindet.
Sendung vom 28.09.1966
Die gespielten Titel:
Charles Mingus – Oh Lord, Dont Let Them Drop That Atomic Bomb On Me
Notker Balbulus – Pfingsthymnus
Sancti, Spiritus, Assid
Silvia Frei, Sopran / Walter Frei, Blockflöte
Robert Suter – Jeu inégal
Antoinette Vischer, Cembalo / Zeitgenössische Cembalo Musik
Boris Vian – Le Déserteur
Joan Baez – We Shall Overcome
Live Aufnahme, Miles College Birmingham, Alabama 5.5.1963
Karl Valentin – die Uhr von Löwe
Jean-Baptiste Lully – Gavotte
Quartett für Doppelrohrblattinstrumente Paris
Charles Mingus - Myself When I Am Real
Johann Sebastian Bach – Suite für Laute c-Moll (Lute works original versions, 10-string guitar)
1. Prélude
2. Fuge
Stefan Schmid, Gitarre
11/19/2023 • 1 hour, 4 minutes, 7 seconds
Historische Reprise: Erika Mann - Kabarettistin, Schriftstellerin, Journalistin
Die älteste Tochter von Thomas Mann brach mit vielen Konventionen ihrer Zeit. In «Musik für einen Gast» gab sie 1964 einen Einblick in ihr Leben als politische Kabarettistin, Weltreisende, amerikanische Kriegsberichterstatterin und Rennfahrerin.
«Der Ehrenplatz ist zwischen allen Stühlen. Ein unbequemer Platz, auf dem ich nun schon sehr lange sitze», sagt Erika Mann im Rückblick auf ihr rastloses Leben. Im Gespräch mit der Moderatorin Roswitha Schmalenbach erzählt die 58jährige, die damals schon viele Jahre in Zürich lebte, wie sie 1933 von Schweizer Frontisten mit Stinkbomben beworfen wurde, als sie mit dem politisch-literarischen Kabarett «Die Pfeffermühle» auftrat.
Diese einflussreiche kulturelle Unternehmung mit antifaschistischer Stossrichtung, die sie in die Emigration zwang, sei ihr von all ihren Projekten das liebste gewesen, sagt Erika Mann. Zwischen ihren Musikwünschen erzählt sie von ihrer Zeit im Exil als Vortragsrednerin in den USA und vom Ende des 2. Weltkriegs in Deutschland, das sie als amerikanische Kriegsberichterstatterin miterlebte. Sie erinnert sich an Weltreisen, eine Auto-Rallye, die sie am Steuer eines Fords gewann, und sie spricht über die grosse Bedeutung, die Musik in ihrem Elternhaus spielte und die Bücher ihres Vaters prägte.
Sendung vom 07. Juli 1964
Die gespielten Titel:
Heinrich Marschner – Hans Heiling. Romantische Oper in 1 Prolog und 3 Akten, Op.80
Act I: Aria: An jenem Tag, da du mir Treue versprochen
Heinrich Schlusnus / Studio Orchestra / Bruno Seidler-Winkler, Leitung
Georg Kreisler – Der Bluntschli
Robert Schumann – Liederkreis. 12 Lieder für Singstimme und Klavier, Op. 39
5. Die Mondnacht
Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton / Gerald Moore, Klavier
Johann Sebastian Bach – Cantatas – Jesu, der du meine Seele, BWV 78
No.2, Wir eilen mit schwachen, doch emsigen Schritten
Thomanerchor Leipzig / Gewandhaus Orchester Leipzig / Günther Ramin
Charles Trenet – La polka du roi
Gustav Mahler – Symphony No. 5
3. Adagietto. Sehr langsam
New York Philharmaonic / Bruno Walter
Samuel Barber – Excursions. 4 Stücke für Klavier
2. In slow blues tempo / 3. Allegretto / 4. Allegro molto
Andor Földes, Klavier
11/12/2023 • 1 hour, 2 minutes, 28 seconds
Historische Reprise: Roswitha Schmalenbach, Schauspielerin und Radiomoderatorin
Sie war die erste Moderatorin von «Musik für einen Gast» - in diesem Jahr wäre sie 100 Jahre alt geworden: Die Schauspielerin Roswitha Schmalenbach gehörte zu den bekannten Radiostimmen der Schweiz.
Am liebsten wäre sie Sängerin geworden, doch dafür habe ihre Stimme nicht gereicht, erzählt Roswitha Schmalenbach (1923-2002) im Gespräch mit ihrem Kollegen. Sie wurde Schauspielerin und Kabarettistin, später arbeitete sie bei Radio DRS als Redaktorin und Moderatorin. Zuerst hatte sie keine Lust, Prominente zu ihrer Lieblingsmusik zu befragen – ein Vorschlag des damaligen Radiodirektors, dem sie eine Absage erteilte. Doch dann fing sie Feuer für die Idee, die Sendung «Musik für einen Gast» als Porträt entlang von Musikwünschen zu gestalten. Ihre Sendung am Sonntagnachmittag wurde so beliebt, dass Roswitha Schmalenbach am Postschalter an der Stimme erkannt wurde.
Für die 300. Ausgabe wechselte sie auf die andere Seite des Mikrofons und liess sich von Heiner Gautschy befragen. In der historischen Reprise vom 28.6.1970 spricht sie über den Stellenwert der Musik in ihrem Elternhaus in Riehen bei Basel, über böse Hörerpost und ihre Liebe zum Theater und zur zeitgenössischen Musik, die sie dank ihrem Mann, dem Komponisten Philipp Eichenwald, kennenlernte.
Die gespielten Titel:
W.A. Mozart: Krönungsmesse KV 317: «Agnus Dei»
Maria Stader / Oralia Dominquez / Ernst Haefliger / Michel Roux / Chor Elisabeth Brasseur / Maurice Allard / Orchester Lamoureux / Igor Markevitsch
Richard Strauss – Ariadne auf Naxos: An Ihre Plätze, Meine Damen Und Herrn!
Gundula Janowitz / Teresa Zylis-Cara / Theo Adam / Rudolf Kempe / Staatskapelle Dresden
Mary Hopkin – Those Were The Days
Anton Webern - «Dormi Jesu» aus Five Canons on Latin Texts for Soprano, Clarinet, and Bass Clarinet, Op. 16
Grace-Lynn Martin / Mitchell Lurie / William Ulyate / Robert Craft
J.S. Bach - «Polonaise» aus der Suite Nr.2 H-Moll, BWV 1067
Severino Gazzelloni / I Musici / Berliner Philharmoniker / Wilhelm Schüchter
Franz Schuberts Trio No. 2 In E Flat Major, Op. 100 - Third Movement: Scherzo (Allegro Moderato)
The Immaculate Heart Trio
11/5/2023 • 1 hour, 2 minutes, 9 seconds
Dominik Muheim - Slam-Poet, Kabarettist, Erzähler
Dominik Muheim hat fünf Poetry-Slam Schweizermeistertitel. Jetzt - sechs Jahre und fünf Programme später - gewinnt er auch den Salzburger Stier, den bedeutendsten Kleinkunstpreis im deutschsprachigen Raum. In «Musik für einen Gast» erzählt er von seinem Weg zum Erfolg.
Dominik Muheims Heimat ist das Dorf. Konkret: das Dolf Reigoldswil ganz hinten im baselbieter «Feuflyybertal». Dort verbringt er eine unbeschwerte Kindheit und Jugend mit Streifzügen durchs Dorf oder auf nachmittagelangen Schlittenfahrten auf der nahe gelegenen «Wasserfallen». Rasch entdeckt er sein Erzähltalent. Geschichten, die er erlebt hat, bereitet er auf dem Heimweg von der Schule so vor, dass er sie am Mittagstisch wie kleine Kabarettnummern bringen kann. Über den Besuch einer Poetry-Slam-Veranstaltung kommt er auf den Geschmack und fängt selbst damit an, literarische Texte zu schreiben und zu performen. Schliesslich zieht er nach Basel und wagt nach drei Jahren als Primarlehrer schlussendlich den Schritt zum freischaffenden Künstler.
Von seinen Versuchen und Erfolgen, von seinen Slams und Programmen, von seinen Inhalten und Arbeitsweisen und natürlich auch von der Musik, die ihn als Sänger und Gitarristen der Band «The Ringdingbings» vom Drei-Akkord- Punk bis hin zu einem komplexem Powerswing geführt hat, erzählt der frischgebackene Salzburger-Stier-Gewinner Dominik Muheim im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
10/29/2023 • 58 minutes, 22 seconds
Marc Graf – Forensischer Psychiater, Klinikdirektor
Die Berge haben das Leben von Marc Graf geprägt: Sei es, um beim Skifahren Abstand von seiner Arbeit zu gewinnen, als Kind, das in der Schneehöhle übernachtete, oder als junger Mann, der beim Klettern und Gleitschirmfliegen bis an die Grenzen ging – und darüber hinaus.
Einige der Menschen, mit denen Marc Graf beruflich zu tun hat, begingen Straftaten, die grosses Leid verursacht haben: Mörderinnen, Sadisten, Pädophile. Wie begegnet man solchen Menschen im Wissen um ihre Taten? Was sieht Graf, wenn er ihnen gegenübersitzt? «Ich meine zu glauben, dass ich immer auch das Menschliche erkenne», sagt der forensische Psychiater. «Es ist nicht meine Aufgabe, Straftaten zu entschuldigen, zu beschönigen. Sondern zu versuchen, zu verstehen.»
Verstehen: Das wollte Marc Graf schon früh. Als kleiner Junge, der beobachtete, wie schwer es Menschen fällt, liebevoll miteinander umzugehen, selbst wenn sie sich darum bemühen. Als Schüler, der miterlebte, wie Waisenkinder von einem Lehrer misshandelt wurden. Als Jugendlicher in einem Vorort von Chur, in dem die Patientinnen und Patienten der nahen psychiatrischen Klinik in weiten, weissen Gewändern spazieren gingen und behandelt wurden, als wären sie Teil einer anderen Welt.
In «Musik für einen Gast» gibt Marc Graf Einblicke in seine Arbeit, erzählt von der Faszination, die er bis heute verspürt, aber auch dem grossen Druck, der damit verbunden ist. So verfasst er unter anderem Gutachten, die von Gerichten verwendet werden, um über die mögliche Entlassung eines Gefangen oder über eine Verwahrung zu entscheiden.
Doch Marc Graf gibt auch viel Persönliches preis: Er erzählt von seiner Liebe zu den Bergen, wie er schon als Zehnjähriger mit einem Freund allein in einer Schneehöhle übernachten durfte und später als junger Mann anspruchsvolle Berg- und Klettertouren unternahm, bis ihm sein jugendlicher Mut fast das Leben kostete.
10/22/2023 • 1 hour, 6 minutes
Alain Kupper, Künstler
Alain Kupper ist Künstler, Fotograf, Musiker und Gestalter. Zudem betätigt er sich als Galerist. Ein Besuch im Hinterzimmer seiner Galerie offenbart die Tonspur eines Lebens als Gesamtkunstwerk.
Buchantiquariate und Plattenläden seien die schönsten Orte, weil er da Dinge finde, die er nicht suchen würde, sagt Alain Kupper. Der gebürtige Basler betreibt eine Kunstgalerie in Zürichs Kreis Vier, betätigt sich als Musiker, als Gestalter und als Künstler. In der Laudatio, anlässlich der Verleihung des Eidgenössischen Kunstpreises (2008), wurde Kupper als «Brückenbauer zwischen der Hochkultur und dem Underground» gewürdigt. Welche Musikstücke sein Leben nachhaltig geprägt und beeinflusst haben, verrät Alain Kupper im Gespräch mit Hannes Hug.
10/15/2023 • 1 hour, 4 minutes, 19 seconds
Barbara Traber – Schriftstellerin, Journalistin, Lektorin
Barbara Trabers Wirken auf zwei, drei Wörter zu reduzieren, ist unmöglich. Und auch nicht sinnvoll. Zu vielfältig sind ihre Aufgaben, zu breit ihre Interessen. Was man aber sagen kann: Barbara Traber lebt für die Literatur und die Musik. Und hat ein Leben lang ganz besondere Begegnungen gemacht.
Geboren wird Barbara Traber 1943 in Thun. Ihr Vater ist Lehrer, ein leidenschaftlicher Geiger und gibt seiner Tochter früh die Liebe zur Musik weiter. Auch die Literatur tut es ihr früh bereits an. Schon als Mädchen liest sie alles, was ihr in die Finger kommt. Die Literatur im professionellen Bereich begegnet ihr ein erstes Mal in London, wo sie als Au-Pair-Mädchen ihr Englandjahr verbringt. Durch einen Zufall lernt sie den Schriftsteller Elias Canetti kennen und wird seine Privatsekretärin. Überhaupt zeichnet sich Barbara Trabers Leben durch viele besondere Begegnungen aus: Der Komponist Franz Reizenstein ist ihr Gastgeber im Englandjahr. Den Maler Ben Enwonwu trifft sie kurze Zeit später in Nigeria, wo sie auf der Schweizer Botschaft arbeitet. Viele bekannte Musiker lernt sie im Radiostudio Bern kennen, wo sie in den 70erjahren eine Stelle hat, und schliesslich begegnet sie dem Berner Troubadour Markus Traber, ihrem künftigen Ehemann, mit dem sie nicht nur eine Familie gründet, sondern auch eine kleine Firma: das Büro für fast alles.
Von ihren Aufgaben und Begegnungen, von ihren Reisen und Auslandaufenthalten, von ihrer Literatur und ihrer Musik erzählt Barbara Traber im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
10/8/2023 • 1 hour, 26 seconds
Lucien Leitess, Gründer des Unionsverlags
«Man steht mit den Füssen im Schlamm und greift mit den Händen nach den Sternen.» So beschreibt Lucien Leitess die Leitung eines unabhängigen Verlags, der Literatur aus allen Weltregionen zugänglich macht. Nun gibt er sein Lebensprojekt in andere Hände.
Seit einem halben Jahrhundert öffnet der Unionsverlag von Zürich aus ein Fenster zur Welt. Gegründet wurde er an einem Küchentisch mit minimalem Budget, im Geist der sozialen Bewegung der 68er. Das erste Buchlager befand sich unterm Ehebett, ein Büro gab es lange nicht. Niemand konnte wissen, dass der kleine Verlag einmal mehr als 1000 Bücher aus Regionen herausbringen würde, deren Literatur im deutschsprachigen Raum meist wenig Beachtung findet. Doch die Nationalität von Autorinnen und Autoren zähle für ihn nicht, sagt Lucien Leitess: «Es gibt nur eine grosse Weltliteratur.»
Auch die Playlist des Verlegers, der sich lieber als Büchermacher bezeichnet, spannt einen Bogen über mehrere Kontinente. In «Musik für einen Gast» erzählt Lucien Leitess von seiner allerersten LP, von den bewegten Gründungsjahren des Unionsverlags, von der Schönheit der Programmiersprache und von seinem bevorstehenden Abschied vom Verlag - obwohl die Liste der Bücher, die er gerne herausgeben würde, noch lang ist.
10/1/2023 • 1 hour, 20 seconds
Kashka Knapkiewicz – Architektin
«Grundrisse entwerfen, ist wie Musik spielen», sagt Kashka Knapkiewicz. Gemeinsam mit ihrem Partner Axel Fickert baut die Architektin Lebensräume mit Atmosphäre, Sinnlichkeit und Witz. Kashka Knapkiewicz über den «Sound» des Raumes und die Musik in ihrem Leben.
«Hornbach», «Vogelsang», «Lokomotive» – so lautmalerisch ihre Namen, so markant ist auch die Erscheinung der Wohnsiedlungen von «Knapkiewicz und Fickert». Erdacht seien ihre Bauten als «Bühnen des Lebens», sagt Kashka Knapkiewicz, die eine Hälfte des Architektenduos. Gemein sind ihren Bauwerken unübliche Grundrisse, überraschende Details und oftmals knallige Farben. Die unkonventionellen Bauten sorgen in der Architekturszene häufig für Irritation und bei den Bewohnenden für Begeisterung, bemerkt die Architektin. Worauf es ihr beim Bauen ankommt und wie sich die Musik der Rockgruppe «Led Zeppelin» auf ihren Autofahrstil auswirkt, verrät Kashka Knapkiewicz im Gespräch mit Hannes Hug.
9/24/2023 • 1 hour, 4 minutes, 13 seconds
Kamilla Schatz, Leiterin der Pestalozzi Schulcamps
Kunst und Wissenschaft faszinieren Kamilla Schatz seit jeher. Diese Leidenschaft an Kinder zu vermitteln, ist ihr ein grosses Anliegen. Seit 2017 organisiert sie die Pestalozzi Schulcamps:
Projektwochen, in denen Primarschulklassen ausserhalb der normalen Unterrichtsstruktur eintauchen können in die Welt der Wissenschaften, der Musik und des Tanzes. Musikerin in ihrem ersten Beruf, war Kamilla Schatz früher als Geigerin und Kammermusikerin unterwegs, zudem ist sie seit 20 Jahren künstlerische Leiterin des Resonanzen Festivals im Engadin. Wie es kam, dass sie mit 48 Jahren die Geige weglegte und sich beruflich neu orientierte, was sie an ihrer neuen Aufgabe fasziniert und was sie mit der Musik von Nikolaj Roslavez verbindet, erzählt Kamilla Schatz in MfeG bei Eva Oertle.
9/17/2023 • 1 hour, 4 minutes, 2 seconds
Thomas Baer – Hotelier, früherer Radiomann und Verlagsbuchhändler
Nach zwanzig Jahren als Pächter des «Hotel Weisses Kreuz Bergün» gibt Thomas Baer die Leitung des renommierten Gasthofs ab. Diese zwanzig Jahre sind allerdings nur eine - wenn auch sehr wichtige - Station in einem bewegten Leben mit mindestens drei Berufen.
Geboren wird Thomas Baer in Zürich, was der Basler scherzeshalber als sein Geheimnis bezeichnet. Mit drei Jahren zieht die Familie nach Basel, wo Thomas eine glückliche Kindheit verbringt. Die Dinge ändern sich mit dem Umzug in einen Vorort. Probleme mit Lehrern führen zu Problemen in der Schule. Schliesslich schicken ihn die Eltern in ein katholisches Internat im Kanton Fribourg, wo ein junger Präfekt, fortan «Schtumbbekarli» genannt, den Jungen auf den rechten Weg bringt. Seither gehts steil bergauf, wie Thomas Baer sagt. Es folgen eine Lehre als Verlagsbuchhändler und einige Jahre beim Zytglogge-Verlag in Bern und beim Lenos-Verlag in Basel, 19 Jahre beim damaligen Radio DRS1, wo er unter anderem für den «Querschnitt durch die Basler Fasnacht» zuständig gewesen ist, und die Zeit in Bergün, wo er zusammen mit seiner Frau Ursina Barandun das Hotel «Weisses Kreuz» geführt hat.
Von all dem berichtet Thomas Baer in «Musik für einen Gast» seinem Gastgeber Michael Luisier. Und natürlich auch von seiner tiefen Liebe zur Musik, die für ihn vor allem eines zu sein hat, egal ob sie nun als Volksmusik, Chanson oder Bluesnummer daherkommt: urchig.
9/10/2023 • 59 minutes, 32 seconds
Jakob Kern, ehem. Vize-Stabschef des UNO-Welternährungsprogramms
Ob mit US-Präsident Joe Biden, einem Lastwagenfahrer in Syrien oder der hungernden Bevölkerung einer belagerten Stadt: Jakob Kern bemüht sich, mit allen Menschen gleich umzugehen. Eine Eigenschaft, die ihm während seiner 25 Jahre beim Welternährungsprogramm der UNO oftmals zugutekam.
Loszulassen sei er sich gewohnt, sagt Jakob Kern. Über 50 verschiedene Jobs hat er im Laufe seines Lebens ausgeübt: vom Paketaustragen als Bub im appenzellischen Rehetobel, über die Arbeit als Ingenieur, Kayaklehrer, professioneller Fischer oder Babysitter bis hin zur Führungsperson im «World Food Programme» der UNO, das weltweit 160 Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt. Darum falle es ihm auch nicht schwer, sich auf die neue Phase in seinem Leben einzustimmen: Seit Mai dieses Jahres ist Jakob Kern pensioniert und blickt auf eine reiche, abenteuerliche Laufbahn zurück.
In «Musik für einen Gast» erzählt er sowohl aus seinem beruflichen, wie seinem privaten Leben: Wie er als Kind Cello spielen lernte, weil das Instrument noch fehlte in der Kammermusik der Familie Kern, wie er seine anfänglichen Pläne eines strukturierten, bürgerlichen Lebens über den Haufen warf, sich in Liberia in seine Frau verliebte, wie er nur eine Woche nach dem russischen Angriff in die Ukraine reiste, um die Zivilbevölkerung vor Ort zu unterstützen – und Joe Biden erklärte, was dabei die Herausforderungen sind.
9/3/2023 • 1 hour, 4 minutes, 15 seconds
Nicole Niquille, erste Bergführerin der Schweiz
Als erste Schweizerin machte Nicole Niquille 1986 das Diplom als Bergführerin. Seit einem Unfall lebt sie im Rollstuhl, was sie nicht daran hinderte, eine Bergwirtschaft zu leiten und ein Spital in Nepal zu gründen.
«Hast Du vor nichts Angst?» Diese Frage bekam Nicole Niquille schon als Mädchen zu hören. Mit ihrer Zwillingsschwester begann sie in den Gastlosen im Greyerzerland zu klettern, obwohl ihr Bein bei einem Motorradunfall schwer verletzt worden war. Sie habe von zu Hause mitbekommen, nie den einfachsten Weg zu wählen, erzählt Nicole Niquille im Rückblick. Sie suchte das Abenteuer, war lange mit dem Bergsteiger Erhard Loretan unterwegs, wagte sich an die Besteigung von Achttausendern im Himalaya und beschloss dann, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen: Als erste Frau absolvierte sie die harte Ausbildung zur Bergführerin.
Ein kurzer Moment vor bald 30 Jahren beendete ihr Leben als Alpinistin: Beim Pilzsuchen wurde Nicole Niquille von einem Stein getroffen, seither ist sie querschnittsgelähmt. Akzeptieren könne man so etwas nie, sagt sie heute, und doch habe sie ihre Lust am Leben immer behalten. Nach der Rehabilitationszeit machte sie das Wirtepatent, leitete eine Bergwirtschaft im Wallis und gründete in Nepal, wo sie früher auf Expeditionen war, ein dringend benötigtes Bergspital. Seit bald 20 Jahren setzt sie sich mithilfe einer Stiftung von der Schweiz aus für den Betrieb des «Hôpital Pasang Lhamu & Nicole Niquille» ein.
8/27/2023 • 1 hour, 19 seconds
Vivian Perkovic - Journalistin, Moderatorin
Vivian Perkovic ist Moderatorin der Fernsehsendung «Kulturzeit» auf 3sat, die im letzten Herbst den Deutschen Fernsehpreis bekam. Dass das Kulturformat als Informationssendung ausgezeichnet wurde, passt zu Vivian Perkovic, deren Anspruch an den Journalismus ist vor allem ein gesellschaftlicher ist.
Vivian Perkovic stammt aus einer jugoslawischen Gastarbeiterfamilie, die in den Siebzigerjahren nach Deutschland gekommen ist und sich viel abverlangt hat. Entsprechend prägend ist die Arbeit auch für sie selbst, wie Vivian Perkovic sagt. Nach dem Abitur studiert sie Germanistik und Südslawistik, entscheidet sich dann aber für den Journalismus, den sie im Printbereich und in Form des Lokaljournalismus kennenlernt. Danach wechselt sie zum Radio, später Fernsehen. Und bald arbeitet sie als Autorin, Moderatorin und Reporterin für den Bayerischen- und den Westdeutschen Rundfunk, für RBB, den SWR und für Deutschland Radio Kultur. Und zwar nicht hintereinander und jeweils für kurze Dauer, sondern ihrer Arbeitsmoral entsprechend gleichzeitig und über eine lange Zeit. Mittlerweile ist Vivian Perkovic fester Bestandteil des Kulturjournalismus-Flaggschiffs «Kulturzeit», wo sie nicht nur als Moderatorin tätig ist, sondern auch zum Redaktionsteam gehört und gelegentlich als Reporterin unterwegs sein kann.
Von ihrer Prägung als Gastarbeiterkind und ihrer Einstellung zur Arbeit, von ihrem Ethos als Journalistin und ihrem Selbstverständnis Teil einer Gesellschaft und vor allem von ihrem grossen Wissen über Musik und ihrer Liebe zum Rap erzählt Vivian Perkovic im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
8/20/2023 • 1 hour, 2 minutes, 7 seconds
Vivian Perkovic - Journalistin, Moderatorin
Vivian Perkovic ist Moderatorin der Fernsehsendung «Kulturzeit» auf 3sat, die im letzten Herbst den Deutschen Fernsehpreis bekam. Dass das Kulturformat als Informationssendung ausgezeichnet wurde, passt zu Vivian Perkovic, deren Anspruch an den Journalismus vor allem ein gesellschaftlicher ist.
Vivian Perkovic stammt aus einer jugoslawischen Gastarbeiterfamilie, die in den Siebzigerjahren nach Deutschland gekommen ist und sich viel abverlangt hat. Entsprechend prägend ist die Arbeit auch für sie selbst, wie Vivian Perkovic sagt. Nach dem Abitur studiert sie Germanistik und Südslawistik, entscheidet sich dann aber für den Journalismus, den sie im Printbereich und in Form des Lokaljournalismus kennenlernt. Danach wechselt sie zum Radio, später Fernsehen. Und bald arbeitet sie als Autorin, Moderatorin und Reporterin für den Bayerischen- und den Westdeutschen Rundfunk, für RBB, den SWR und für Deutschland Radio Kultur. Und zwar nicht hintereinander und jeweils für kurze Dauer, sondern ihrer Arbeitsmoral entsprechend gleichzeitig und über eine lange Zeit. Mittlerweile ist Vivian Perkovic fester Bestandteil des Kulturjournalismus-Flaggschiffs «Kulturzeit», wo sie nicht nur als Moderatorin tätig ist, sondern auch zum Redaktionsteam gehört und gelegentlich als Reporterin unterwegs sein kann.
Von ihrer Prägung als Gastarbeiterkind und ihrer Einstellung zur Arbeit, von ihrem Ethos als Journalistin und ihrem Selbstverständnis Teil einer Gesellschaft und vor allem von ihrem grossen Wissen über Musik und ihrer Liebe zum Rap erzählt Vivian Perkovic im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
8/20/2023 • 1 hour, 1 minute, 38 seconds
Esther Elisabeth Schütz, Sexologin und Sexualtherapeutin
Als junge Primarlehrerin hat Esther Schütz in den 80er Jahren auch Sexualpädagogik unterrichtet. Später machte sie sich selbständig und gründete das Institut für Sexualpädagogik ISP in Uster, das sie über 20 Jahre leitete.
Ihr Lehrbuch «Praxis der Sexualpädagogik» wurde vom Bundesamt für Gesundheit ausgezeichnet und hat den Schweizerischen Kinder- und Jugendmedienpreis «Die rote Zora» gewonnen.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle spricht Esther Schütz über ihren Weg zur Sexologin und ihre Arbeit mit Paaren in der Sexualtherapie. Sie erzählt aber auch, wie sie nach einer langjährigen Beziehung mit einem Mann zur Partnerschaft mit einer Frau fand und welche Erinnerungen die Ballade «Bridge over troubled water» von Simon & Garfunkel in ihr weckt.
Erstsendung: 15. Mai 2022
8/19/2023 • 1 hour, 4 minutes, 10 seconds
Aeham Ahmad, «Der Pianist aus den Trümmern»
Der palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad ist im Flüchtlingslager Yarmouk bei Damaskus aufgewachsen. Sein Vater, ein blinder Instrumentenbauer, hat ihm die Liebe zur Musik mitgegeben und ihn zum Klavierspielen ermutigt.
Während des Bürgerkriegs in Syrien hat Aeham Ahmad begonnen, auf Strassen und öffentlichen Plätzen aufzutreten und mit den Kindern aus dem Quartier Musik zu machen. Videos von seinen Auftritten wurden in sozialen Netzwerken geteilt und das Bild mit dem Pianisten, der inmitten der Trümmer Klavier spielt, ging um die Welt. Seit seiner Flucht 2015 lebt er in Deutschland und gibt Konzerte. 2017 erschien seine Autobiografie «Und die Vögel werden singen».
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Aeham Ahmad über seine glückliche Kindheit in Syrien, über seine Flucht nach Deutschland, aber auch darüber, warum er heute lieber eigene Musik macht als Beethoven zu spielen.
Erstsendung: 19. Juni 2022
8/13/2023 • 1 hour, 5 minutes, 10 seconds
Kathrin Altwegg – Weltraumforscherin
Über Jahrzehnte hat sich Kathrin Altwegg, Physikerin und emeritierte Professorin der Universität Bern, mit dem Weltraum beschäftigt. Und sagt: Uns Menschen würde es guttun, wenn wir eines Tages erfahren sollten, dass wir nicht allein sind im Universum.
Zwölf Jahre lang reiste die Raumsonde «Rosetta» durch das All, um den Kometen «Chury» zu erforschen. An Bord: «Rosina», ein Massenspektrometer der Universität Bern. Dafür verantwortlich: Kathrin Altwegg, Physikerin und Professorin für Weltraumforschung. «Rosina war ein bisschen wie mein drittes Kind, neben meinen beiden Töchtern», sagt sie.
Am 30. September 2016 wurde die Sonde kontrolliert zum Absturz gebracht, Rosina lieferte keine Daten mehr. «Zu wissen, dass sie jetzt auf diesem Kometen liegt und nie mehr antworten wird, das war ein schwieriger, emotionaler Moment», erzählt Kathrin Altwegg, «auch wenn es der Abschluss einer hervorragenden Mission war.»
Ganz losgelassen hat Kathrin Altwegg das Projekt bis heute nicht: Obwohl sie offiziell im Ruhestand ist, ist sie immer noch an der Auswertung der Daten beteiligt und gibt ihr Wissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter.
Ihre eigene Laufbahn als Forscherin begann Kathrin Altwegg an der Universität Basel – als einzige Frau in ihrem Jahrgang. Ihre männlichen Kollegen hätten sie zwar freundlich behandelt, erzählt sie, aber die Einsamkeit habe ihr doch zu schaffen gemacht. Und auch mit Vorurteilen hatte sie zu kämpfen. So empfahl ihr beispielsweise ein Professor, doch besser im Warenhaus Strümpfe zu verkaufen, statt seine Vorlesungen zu besuchen. «Heute frage ich mich, warum ich mich nicht gewehrt habe. Aber damals hatte ich viel zu viel Respekt vor den Professoren und habe mich nicht getraut. Andererseits hat das auch immer bewirkt, dass ich mir gesagt habe: ‹Denen zeige ichs! Ich kann das!›».
In «Musik für einen Gast» erzählt Kathrin Altwegg von ihrer Faszination für den Weltraum, die über die Jahre immer nur noch grösser geworden ist, von der Hoffnung, eines Tages ausserirdisches Leben zu entdecken und von ihrer Kindheit im Kanton Solothurn, als sie als kleines Mädchen die Liebe zur Natur und zu den Büchern entdeckte.
Erstsendung: 02. April 2023
8/12/2023 • 58 minutes, 12 seconds
Nenad Mlinarevic – Spitzenkoch und Unternehmer
Kommt er in die Küche, schaltet er zuerst die Musik ein und dann den Herd: Nenad Mlinarevic betreibt drei Restaurants und gilt als einer der erfolgreichsten Köche der Schweiz.
Musik ist im Alltag von Nenad Mlinarevic allgegenwärtig: Ob zu Hause beim Zähneputzen, auf dem Weg zur Arbeit oder in der Küche. «In vielen Restaurants wird spätestens dann, wenn die Gäste kommen, die Musik ausgeschaltet», erzählt er. «Wenn einer meiner Köche Mühe haben sollte, sich zu konzentrieren, während Musik läuft, würde es schwierig für ihn. Bei uns ist das immer so – und wird auch so bleiben.»
Seit mehreren Jahren spielt Mlinarevic in der obersten Liga der Schweizer Gastronomie mit: 2016 wurde er zum «Koch des Jahres» gewählt, mit gerade mal 35 Jahren. Doch statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit: «Ich wollte meinen eigenen Weg gehen, die Dinge auf meine Art machen. Und bis jetzt bin ich nicht schlecht damit gefahren.» Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner betreibt er mittlerweile drei Restaurants in der Stadt Zürich; im November wird das nächste und bisher grösste Lokal eröffnet, im Zürcher Hauptbahnhof. Woher nimmt er diese Energie? «Sobald ich ein Ziel, das ich mir gesteckt habe, erreiche, verspüre ich eine Leere. Und überlege sofort: Was kommt als nächstes? Komm, machen wir weiter!»
In «Musik für einen Gast» erzählt Nenad Mlinarevic von diesem inneren Antrieb, seiner Leidenschaft für das Kochen, aber auch von den Schattenseiten seines Erfolgs, von der Rastlosigkeit und der Suche nach dem inneren Gleichgewicht.
Erstsendung: 19. Februar 2023
8/6/2023 • 1 hour, 4 minutes, 7 seconds
Wolfgang Beltracchi, Künstler
Mit gefälschten Bildern bekannter Maler wurde Wolfgang Beltracchi weltberühmt. Verurteilt als Kunstfälscher sass er eine längere Haftstrafe ab. Nun macht der Maler mit digitaler Kunst von sich reden.
Über Nacht flog Wolfgang Beltracchi als einer der grössten Kunstfälscher der Nachkriegszeit auf. Zum Verhängnis wurde ihm die Anwendung einer Farbe, die zur Lebenszeit des Malers, dessen Bild er fälschte, noch nicht existierte. Mit seinen Fälschungen versetzte Beltracchi Museen, Sammler und Handel gleichermassen in Aufruhr. Wenngleich die Rechtsprechung seine Fälschungen als gewerbsmässigen Betrug taxierte, und er dafür mit Gefängnis bestraft wurde, erfuhr der Maler auch Sympathie für sein Wirken. Mit Hannes Hug unterhält sich Wolfgang Beltracchi über seine Leidenschaft für die Malerei und die Zukunft seiner Kunst.
Erstsendung: 22. Mai 2022
7/30/2023 • 1 hour, 35 seconds
Lorenz Pauli – Kinderbuchautor, Geschichtenerzähler
An die 50 Kinderbücher hat er schon geschrieben. Die meisten zusammen mit der Illustratorin Kathrin Schärer. Dazu kommen Auftritte mit eigenen Programmen und das Verfassen von Kindergedichten. Lorenz Pauli ist produktiv und leidenschaftlich und lebt mittlerweile von seiner Liebe zur Sprache.
Lorenz Pauli stammt aus sogenannt einfachen Verhältnissen. Er wächst als jüngstes Kind einer fünfköpfigen Familie in einer engen Dreizimmerwohnung im Westen von Bern auf. Seine Kindheit bezeichnet er als glücklich und ist geprägt von Freiheit und Geborgenheit, was ganz stark mit einer Mutter zusammenhängt. Von ihr hat er auch die Liebe zur Sprache und zur Kinderliteratur. Nach einer Banklehre wird er Kindergärtner, was damals für einen Mann nicht nur aussergewöhnlich, sondern beinahe unmöglich war. Gleichzeitig beginnt er, seine Geschichten, die er im Kindergarten erzählt, aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Nach 25 Jahren wechselt er den Beruf, setzt ganz aufs Schreiben und auf seine Auftritte und macht so sein Hobby zum Beruf.
Von seiner Herkunft und Prägung, von seinen Büchern und Auftritten, von seiner Zusammenarbeit mit Kathrin Schärer und seiner lebenslänglichen Arbeit für und mit Kindern und natürlich auch von seinem nicht ganz immer harmonischen Verhältnis zur Musik erzählt Lorenz Pauli im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Erstsendung: 26. März 2023
7/29/2023 • 1 hour, 3 minutes, 48 seconds
Urezza Famos – Kultur- und Unternehmensberaterin, Verlegerin
Urezza Famos versteht sich als Brückenbauerin zwischen Wirtschaft und Kultur oder zwischen Geld und Geist, wie sie sagt, und hat schon eine Menge Projekte aus Kultur und Tourismus realisiert. Gleichzeitig ist sie Herausgeberin des «piz Magazin», des Magazins für das Engadin und die Bündner Südtäler.
Geht es um ihre Biografie, so spricht Urezza Famos von vier Leben. Eins als Kind und Jugendliche im östlichsten Zipfel der Schweiz, eins als Geschäftsleiterin, CEO und Verwaltungsrätin des elterlichen Betriebs in Samnaun, eins als Kulturförderin im Engadin und eins als Co-Präsidentin der Lia Rumantscha in Chur. Geboren wird Urezza Famos in Martina GR. Ihr Vater stammt aus Süditalien und vererbt ihr die vielen Ideen und ein Bewusstsein dafür, auf sich selbst zu hören. Ihre Mutter stammt aus Genf und bringt das Mondäne und Weltoffene mit, was den Menschen in der Zollfreiregion Samnaun ohnehin im Blut liegt. Nach einem Studium in Zürich kehrt sie in den elterlichen Betrieb zurück, wo sie 18 Jahre lang bleibt. Dann folgen die Jahre im Engadin, die von unzähligen Projekten und innovativen Ideen geprägt sind, unter anderem die Gründung des Kulturzentrums und Künstlerhaus Nairs in Scuol. Heute lebt Urezza Famos am Zürichsee und pendelt zwischen dem Unter- und dem Oberland hin und her, wobei sie sich derzeit viel in Chur aufhält, wo die «Lia Rumantscha» ihren Sitz hat.
Von ihrer Kindheit an der Grenze und ihrer Zeit im elterlichen Betrieb, von ihren Projekten im Engadin und den strukturellen Veränderungen ihrer Heimat, von ihrer Arbeit als Verlegerin und ihrer Liebe für die romanische Sprache und Kultur und natürlich auch ihrer Musik erzählt Urezza Famos im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Erstsendung: 23. Oktober 2022
7/23/2023 • 1 hour, 45 seconds
Niklaus Schweizer, Germanist und früherer Honorarkonsul in Hawaii
Seit mehr als 50 Jahren lebt Niklaus Schweizer in Honolulu und lehrt Germanistik an der Universität von Hawaii. Nebst seiner Professur war er lange Honorarkonsul für die Schweiz. Mindestens so gross wie seine Leidenschaft für Literatur ist sein Interesse an der hawaiischen Geschichte und Kultur.
Schon als Kind lauschte Niklaus Schweizer fasziniert der Radiosendung «Hawaii Calls» und wünschte sich, diese Inselgruppe mit ihrer besonderen Musik eines Tages selbst zu besuchen. Als Gymnasiast in den 1950er Jahren trat er als Amateurfunker von Zürich aus mit Menschen rund um den Globus in Kontakt. Auf diesem Weg schloss er erste Freundschaften in der Pazifikregion und begann, sich für die Kolonialgeschichte zu interessieren. Heute ist er ein ausgewiesener Kenner der bewegten Geschichte und Musik des ehemaligen Königreichs von Hawaii. Er spricht fliessend Hawaiisch und freut sich über das neue Selbstbewusstsein der traditionellen Kultur.
Erstsendung: 05. März 2023
Wenn Yvonne Apiyo Brändle-Amolo erzählt, dass in Kenia gejodelt wird, erntet sie erstaunte Blicke. Als sie in die Schweiz kam, half ihr die Volksmusik dabei, Anschluss zu finden. Heute engagiert sich die Afro-Schweizerin für Gleichstellung – mit künstlerischen und politischen Mitteln.
Aus dem Lebenslauf von Yvonne Apiyo Brändle-Amolo spricht der starke Wunsch, die Welt mitzugestalten. Die studierte Ökonomin kam vor mehr als 20 Jahren der Liebe wegen in die Schweiz. Sie arbeitete zunächst als Croupier in Spiel-Casinos, als Moderatorin bei Radio LoRa und später auch als Künstlerin.
Auf verschiedenen Wegen setzt sie sich für Chancengleichheit und gegen Diskriminierung ein – als interkulturelle Mediatorin und Kuratorin von Ausstellungen ebenso wie in der Gemeindepolitik und bei internationalen Organisationen. Ihre Leidenschaft fürs Jodeln hat Yvonne Apiyo Brändle-Amolo beibehalten.
Erstsendung: 05. Februar 2023
7/16/2023 • 1 hour, 2 minutes, 2 seconds
Jagoda Marinic – Autorin, Kolumnistin
Ein Gespräch sei ein Wagnis, sagt Jagoda Marinic. Ein Wagnis, das sie für ihren preisgekrönten Podcast «Freiheit Deluxe» immer wieder aufs Neue eingeht. Eine Begegnung in Heidelberg, am Tag nach dem Internationalen Literaturfestival, das Marinic dieses Jahr zum ersten Mal geleitet hat.
Jagoda Marinic war 21 Jahre alt, als sie vom Suhrkamp Verlag entdeckt wurde – ohne ein Manuskript eingereicht, ohne überhaupt daran gedacht zu haben, ein Buch zu veröffentlichen. «Das war ein Traum, der mir nicht zur Verfügung stand.»
Und selbst als das Angebot auf dem Tisch lag, war sie kurz davor, es abzulehnen: «Ich dachte: Niemand braucht das. Ich muss mich nicht zeigen und meine Geschichten auch nicht.» Doch Suhrkamp blieb hartnäckig. Zwei Jahre später eröffnete Marinic das Hauptprogramm des Verlags, gemeinsam mit dem Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa.
Gut 20 Jahre sind seither vergangen und Jagoda Marinic ist zu einer Stimme geworden, die weit über den deutschsprachigen Raum hinaus gehört wird. Sie hat mehrere Bücher und Theaterstücke veröffentlicht, schreibt Kolumnen und schafft mit ihrem Podcast «Freiheit Deluxe» einen Raum für Gespräche, die sich durch ihre Klarheit und ihre Tiefe auszeichnen.
Auf Twitter erntet sie dafür Applaus: «Ihr Podcast ist Weltklasse!», tat etwa kürzlich der frühere österreichische Bundeskanzler Christian Kern seine Begeisterung kund. Und auch aus der Branche gibt es Anerkennung: Das Magazin «Medium» kürte Marinic 2022 zur Kulturjournalistin des Jahres und begründete dies unter anderem mit ihrer leichtfüssigen, humorvollen und empathischen Gesprächsführung.
Seit diesem Frühling ist Jagoda Marinic zudem künstlerische Leiterin der Heidelberger Literaturtage – oder: der «feeLit», des «Internationalen Literaturfestivals Heidelberg», wie es unter ihrer Leitung neu heisst. Dieses solle nicht nur die Debatten der Talkshows und Feuilletons wiederholen, schrieb sie im Grusswort des Programmhefts, sondern «vor allem die Möglichkeit bieten, sich auf die Fiktion einzulassen. Schriftstellerinnen und Schriftsteller kommentieren nicht nur das Zeitgeschehen mit poetischen Worten, sie fügen etwas hinzu.»
In «Musik für einen Gast» erzählt Jagoda Marinic, was sie unter diesem Hinzufügen versteht, welche Euphorie die Literatur als Kind in ihr auslöste und warum die Begegnung mit einem Lied sie manchmal mehr berührt als jene mit einem Menschen.
7/9/2023 • 1 hour, 16 minutes, 20 seconds
Hansjörg Hinrichs, Südpazifikspezialist
«Reisen ist mein Tun, mein Tun ist mein Leben» - Hansjörg Hinrichs wollte seit seiner Kindheit weg. Aufgewachsen im St. Gallischen Steinach reiste er als Jugendlicher per Autostopp nach Deutschland, später zog es ihn immer weiter in die Ferne.
Nachdem er einige Jahre als Lehrer im Appenzellerland tätig gewesen war, beschloss er mit 28 Jahren, das Reisen zum Beruf zu machen. Vor allem die Inselwelt des Südpazifiks faszinierte ihn mit ihren Farben und Düften. Und so bereist der heute 74-Jährige, der ein kleines exklusives Reiseunternehmen leitet, immer neue Landschaften und Orte fernab von jeglichem Massentourismus.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Hansjörg Hinrichs über seine Liebe zur Inselwelt des Südpazifiks und über seine Beziehung zu den dortigen Menschen, aber auch über seine Verbindung zur Appenzeller Volksmusik. Und er spricht darüber, wie das Reisen ihn auch immer wieder an seine eigenen Grenzen bringt.
7/2/2023 • 1 hour, 5 minutes, 12 seconds
Beatman Zeller, Musiker
Beatman Zeller ist der ungekrönte König des Untergrunds in der Schweizer Musikszene. Seit dreissig Jahren betreibt der Berner sein Musiklabel «Voodoo Rhythm Records» und steht als Musiker auf der Bühne. Dabei scheut er weder Blut, Schweiss noch Tränen.
Bereits im Kindesalter springt der Funke: Beatman – damals noch Beat Zeller – erhält von seinen Eltern eine Kiste Single Platten mit Musik von Bill Haley, Elvis Presley und den üblichen Verdächtigen der Rockmusik aus den 1950er Jahren. In der Rauheit dieser Musik erkennt sich der ungestüme Berner Bub wieder. Als junger Erwachsener reist Zeller in die USA, um eines seiner Idole aufzusuchen. Auf dieser Reise macht Beatman Bekanntschaft mit dem mexikanischen Wrestling «Lucha Libre». Der Musiker beschliesst «Lucha Libre» mit seiner surrealen Rockmusik zu kombinieren und erfindet die Figur «Lightning Beatman». Eine Entscheidung mit existenziellen Folgen.
6/25/2023 • 1 hour, 1 minute, 18 seconds
Judith Hermann – Schriftstellerin
Mit ihrem Erstling «Sommerhaus, später» ist sie bekannt geworden. Mit ihrem aktuellen Buch «Wir hätten uns alles gesagt» ist sie derzeit auf Lesereise. Jetzt kommt die Schriftstellerin Judith Hermann in die Schweiz und so auch zu einem Auftritt in der Sendung «Musik für einen Gast».
Judith Hermann stammt aus Westberlin und wächst im Arbeiterbezirk Neukölln auf. Ihr Vater ist Mathematikstudent und Hausmann. Die Mutter Angestellte im öffentlichen Dienst. Als Kind spielt Judith oft und gern Klavier, auch um sich vor der beunruhigenden und teils depressiven Stimmung in der elterlichen Wohnung zu schützen. Nach dem Abitur folgen ein angefangenes Germanistik- und Philosophiestudium, ein angefangenes Musikstudium und eine abgeschlossene Ausbildung zur Journalistin. Danach eine kurze Zeit beim Radio, wo sie akustische Porträts von Mitmenschen macht. Das führt sie schliesslich zum literarischen Schreiben und zu ihren Erzählungen. Und die wiederum zu ihrem Erfolg mit «Sommerhaus, später». Mittlerweise ist Judith Hermann eine arrivierte Schriftstellerin, die sieben Bücher geschrieben hat und deren jüngstes Werk das Resultat einer Poetikvorlesung an der Goethe-Universität Frankfurt ist, eine Ehre, die nur den grössten Schriftstellerinnen und Schriftstellern des deutschsprachigen Raums zuteilwird.
Von ihrer Herkunft und Prägung, von ihrem Suchen und Finden, von ihrem Schreiben und ihrem Umgang mit Sprache und Rhythmus und natürlich auch von ihrer Musik erzählt Judith Hermann im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
6/18/2023 • 1 hour, 45 seconds
Salome Hohl, Direktorin «Cabaret Voltaire»
Psychedelische Salons, Analytisches Kabarett, Performances – seit drei Jahren leitet Salome Hohl das «Cabaret Voltaire» in Zürich, die Geburtsstätte des Dadaismus. Inwiefern ihr eigenes Leben Dada ist und wie sich dies in Ton und Klang niederschlägt, verrät sie in «Musik für einen Gast».
Vor 117 Jahren wurde von Kunstschaffenden im Zürcher Exil der Dadaismus erfunden. Ihr Treffpunkt war das Cabaret Voltaire im Niederdorf. Heute führt die Kunsthistorikerin Salome Hohl die Geschicke dieses geschichtsträchtigen Ortes. Wie die 38-jährige Ostschweizerin das Haus durch die Pandemie und einen langwierigen Umbau gesteuert hat und warum ihr die leibhaftige Debatte und der beseelte Diskurs am Herz liegen, darüber unterhält sich Salome Hohl im Gespräch mit Hannes Hug
Erst Mexiko-Stadt, dann Appenzell Ausserrhoden: Nadja Schnetzler ist in ganz unterschiedlichen Welten aufgewachsen – und gestaltet ihren Alltag bis heute so abwechslungsreich und bunt wie möglich.
Als Kind hat Nadja Schnetzler «ein Vollbad genommen» in der Musik: Sie blätterte für ihren Vater an der Orgel die Seiten um, war Teil eines Chors und überlegte sich gar, Sängerin zu werden. Die Liebe zur Musik ist geblieben. Beruflich hat Nadja Schnetzler einen anderen Weg eingeschlagen: Sie leitet Workshops in Organisationen und Unternehmen, «um aus Gruppen Teams zu machen», wie sie sagt. Denn Schnetzler ist überzeugt: Wenn es gelingt, nicht neben- sondern miteinander zu arbeiten, erzeugt das eine eigene Kraft – und macht vor allem sehr viel mehr Spass.
Der Spass, die Freude am Ausprobieren ist für Nadja Schnetzler ein zentrales Thema: «Jeden zweiten, dritten Tag bin ich ein bisschen anders: Was ich anziehe, was ich interessant finde, womit ich mich beschäftige.» Diese Experimentierlust haben Schnetzler und ihr Partner auch ihren gemeinsamen Kindern mitgegeben: Nemo und Ella sind beide Anfang 20 und feiern als Musiker und Fotografin bereits seit einigen Jahren beachtliche Erfolge. Kann man Kreativität also lernen, fördern? Oder geht es vielmehr darum, Freiräume zu schaffen, damit sie sich entfalten kann?
6/4/2023 • 1 hour, 11 minutes, 2 seconds
Dirk Stermann – Fernsehkomiker, Kabarettist, Autor
Dirk Stermann ist die eine Hälfte des Komiker-Duos «Stermann & Grissemann», das seit 16 Jahren die satirische Late-Night-Show «Willkommen Österreich» moderiert. Derzeit ist Dirk Stermann mit seinem ersten eigenen Kabarettprogramm unterwegs und hat auch in der Schweiz Station gemacht.
Geboren wird Dirk Stermann 1965 in Duisburg. Sein Vater ist Direktor der Stadtwerke in Ratingen, seine Mutter Hausfrau. Musik spielt keine Rolle im Elternhaus, ganz im Gegensatz zum Fernsehen und zur Literatur. Über seinen Vater entdeckt er die österreichische Krimiparodie und Kultserie «Kottan ermittelt», ausserdem die Romane von Walter Kempowski. Beides prägt seinen Humor. Genauso wie die Komikertruppe «Monty Python» oder das Humormagazin «MAD». Das Studium der Theaterwissenschaften führt Dirk Stermann nach Wien, wo er hängen bleibt. Allerdings bald ohne Theaterwissenschaften, stattdessen mit einem Job am Radio. Dirk Stemann arbeitet beim ORF, wo er Christoph Grissemann kennenlernt. Mit ihm moderiert er die Satire-Radiosendungen «Salon Helga» auf ORF und «Show Royale» auf «Radio Eins» in Berlin. Ausserdem folgen gemeinsame Bühnenprogramme und Fernsehauftritte. Ab 2007 dann die wöchentliche Late-Night-Show «Willkommen Österreich», die in Österreich Kultstatus besitzt und auch in der Schweiz ein treues Publikum hat.
Von seiner Kindheit im Ruhrgebiet und seinen jungen Jahren in Wien, von seinen ersten Versuchen am Radio und seinen Erfolgen am Fernsehen, von seiner Zusammenarbeit mit Christoph Grissemann und seinem ersten eigenen Kabarettprogramm ohne Christoph Grissemann erzählt Dirk Stermann im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
5/28/2023 • 1 hour, 1 minute, 37 seconds
Ralph Tharayil, Autor - Live aus Solothurn
Wer den Klang von Ralph Tharayils Sprache hört, wird sich nicht wundern, dass zu seinem ersten Roman «Nimm die Alpen weg» auch eine Playlist gehört. In «Musik für einen Gast» spricht der Autor über den Sound, der mit seinem Debüt verwoben ist.
Bevor Ralph Tharayil zu schreiben begann, war die Musik sein wichtigstes Ausdrucksmittel. Als Jugendlicher in Liestal spielte er in verschiedenen Bands und dachte darüber nach, Gitarre zu studieren. Später, während der Ausbildung als Werbetexter in Hamburg, entdeckte er die Lust an der sprachlichen Gestaltung. Heute gehen Musikhören und Schreiben bei Ralph Tharayil Hand in Hand. In seinem ersten Roman «Nimm die Alpen weg» erzählt er von einer Kindheit in einer migrantisierten Familie, vom Umgang mit Fremdbestimmung und von der befreienden Macht der Sprache. Welche Stücke er dabei im Ohr hatte, erzählt er in «Musik für einen Gast».
5/21/2023 • 1 hour, 7 minutes, 21 seconds
Ralph Tharayil, Autor - Live aus Solothurn
Wer den Klang von Ralph Tharayils Sprache hört, wird sich nicht wundern, dass zu seinem ersten Roman «Nimm die Alpen weg» auch eine Playlist gehört. In «Musik für einen Gast» spricht der Autor über den Sound, der mit seinem Debüt verwoben ist.
Bevor Ralph Tharayil zu schreiben begann, war die Musik sein wichtigstes Ausdrucksmittel. Als Jugendlicher in Liestal spielte er in verschiedenen Bands und dachte darüber nach, Gitarre zu studieren. Später, während der Ausbildung als Werbetexter in Hamburg, entdeckte er die Lust an der sprachlichen Gestaltung. Heute gehen Musikhören und Schreiben bei Ralph Tharayil Hand in Hand. In seinem ersten Roman «Nimm die Alpen weg» erzählt er von einer Kindheit in einer migrantisierten Familie, vom Umgang mit Fremdbestimmung und von der befreienden Macht der Sprache. Welche Stücke er dabei im Ohr hatte, erzählt er in «Musik für einen Gast».
5/21/2023 • 1 hour, 2 minutes, 30 seconds
Andreas Reize - erster Schweizer Thomaskantor
Seit Andreas Reize 2021 als erster Schweizer zum Thomaskantor in Leipzig gewählt wurde, hat sich das Leben des 45-jährigen Dirigenten stark verändert: Als Nachfolger von J. S Bach hat er ein gewichtiges Amt, das auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Seine Woche ist durchgeplant, neben den täglichen Proben mit dem Knabenchor stehen Unterrichtstätigkeit aber auch Planungssitzungen und Pressetermine an, zudem regelmässige Proben mit dem Gewandhausorchester. Viel Zeit für seine zweite Leidenschaft, den Sport bleibt dem ehemaligen Triathlonkämpfer dabei nicht. Dennoch beginnt Andreas Reize seinen Tag immer mit körperlicher Bewegung und baut diese auch in die Proben mit den jungen Sängern ein.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt er über seine Rolle als Thomaskantor, über Parallelen zwischen Sport und Musik und über seine Liebe zu Mozart und Bach. Zudem spricht er über seine Kindheit als Solothurner Singknabe, und er erzählt wie er als Jugendlicher in schlaflosen Nächten Bachs Goldbergvariationen gehört hat.
5/14/2023 • 1 hour, 5 minutes, 24 seconds
Sara Winter Sayilir, Co-Leiterin des Strassenmagazins «Surprise»
Seit ihrer Kindheit im deutschen Norden interessiert Sara Winter Sayilir der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus – in ihrer journalistischen Arbeit ebenso wie in ihren kulturellen Interessen.
Die Welt als veränderbar zu betrachten, war für Sara Winter Saylir früh schon eine Selbstverständlichkeit. Sie wuchs in einer WG auf, in der die Diskussion über andere Gesellschaftsentwürfe ebenso zum Alltag gehörte wie Musik. Ihr Studium der Turkologie, Islamwissenschaft und Politik führte Sara Winter Sayilir nach Baku. Später arbeitete sie als Kulturmanagerin für internationale Festivals mit Schwerpunkt Aserbaidschan. Ihre ersten journalistischen Texte schrieb Sara Winter Sayilir für das Orientmagazin zenith. Heute ist Sara Winter Sayilir Co-Leiterin des Strassenmagazins «Surprise» und engagiert sich bei den Neuen Schweizer Medienmacher*innen gegen Rassismus in der Medienbranche.
5/7/2023 • 1 hour, 36 seconds
Beatrice «Bibi» Bigler – Parfümeurin
Kreiert Bibi Bigler einen neuen Duft, spielt die Musik eine entscheidende Rolle: In ihrem Atelier wird sie ständig von Musik begleitet. Doch auch in der Natur findet sie Inspiration: Etwa während einer mehrmonatigen Auszeit als Schafhirtin auf einer Engadiner Alp.
Schon als Kind wusste Bibi Bigler, dass sie Parfümeurin werden will. «Die Welt der Düfte ist so faszinierend, weil sie einen zum Träumen bringt und Erinnerungen hervorruft. Sie ist eng mit den Emotionen verbunden.»
Beharrlich verfolgte Bigler ihren Weg: An der Universität Zürich erarbeitete sie sich zuerst im Biologiestudium das theoretische, naturwissenschaftliche Fundament und ging danach nach Frankreich, wo sie sich an der Internationalen Parfümerieschule in Grasse ausbilden liess, umgeben von Lavendel- und Rosenfeldern. Eine romantische Kulisse – aber eine harte Ausbildung: 1500 verschiedene Duftrohstoffe mussten Bigler und ihre Mitstudentinnen und -studenten auswendig lernen und unterscheiden können. Wie man das schafft? Das verrät Bibi Bigler in «Musik für einen Gast». Und sie erzählt, welche Gerüche sie während ihrer Auszeit auf der Alp Sarsura entdeckt hat, welcher Duft ihr bei Antonín Dvoráks Klaviertrio in die Nase steigt und wie sie dank einer uralten Mandarinensorte eine zweite Heimat fand.
4/30/2023 • 1 hour, 34 seconds
Mona Petri - Schauspielerin, Altenpflegerin
Mona Petri entstammt der Theater-, Musiker- und Filmproduzentenfamilie Fueter. Kein Wunder, dass auch Mona Petri einen künstlerischen Beruf ergriffen hat und Schauspielerin geworden ist. Obwohl sie das ursprünglich gar nicht wollte.
Geboren wird Mona Petri 1976 in Zürich. Ihr Vater ist der Theatermusiker Daniel Fueter, ihre Mutter die Flötistin Anna-Katharina Graf. Ihre Patentante ist Sängerin und singt ihr auf höchstem musikalischen Niveau Gutenachtlieder vor. Und dann ist da noch die Grossmutter Anne-Marie Blanc, die Mona Fueter als sportliche und elegante Frau bezeichnet, die leider überhaupt nicht kochen kann. Nach einem Russlandaufenthalt und der Matura geht Mona nach Genf, um zu studieren. Übersetzerin will sie werden. Doch die akademische Uni behagt ihr nicht. Also bricht sie das Studium ab und wird über Umwege doch noch Schauspielerin. Nach dem Tod ihrer Grossmutter aber, den sie nahe begleitet hat, erkennt sie, dass sie kaum Kenntnisse darüber hat, wie man einen Menschen pflegt. Das schockiert sie. Und so beschliesst Mona Petri, neben der Schauspielerei auch noch die Altenpflege zu erlernen, was sie unterdessen auch getan hat.
Von ihrer Liebe zur Sprache und ihrem Weg zur Schauspielerei, von ihrer verstorbenen Schwester und ihrem Umgang mit dem Tod, von ihrer besonderen Herkunfts- und ihrer bunten eigenen Familie und natürlich auch von der Musik, die in ihrem ganzen Leben eine grosse Rolle gespielt hat, erzählt Mona Petri im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
4/23/2023 • 1 hour, 45 seconds
Christian Link - Sammler, Zauberer
Wie verkauft man einen Dinosaurier? Christian Link kennt die Antwort. In «Musik für einen Gast» verrät der Sammler und Zauberer, wie das Skelett eines 67 Millionen Jahre alten Tyrannosaurus Rex den Weg zu ihm gefunden hat, und weshalb die Gebeine des Urzeitbewohners nun zum Verkauf stehen.
Er sei gerne seines eigenen Glückes Schmied, sagt Christian Link. Der Sammler und Zauberer aus Zürich hat bereits in Jugendjahren geahnt, dass ihm die Welt mehr zu bieten hat als eine Bürotätigkeit. Als Tischzauberer in Restaurants fand er zu seinen ersten Engagements. Ein Filmstudium in den USA und längere Aufenthalte in Hollywood haben seine Sinne für Reisen in fantastische Welten geschärft.
Zeitgleich hat er mit dem Sammeln besonderer Gegenstände begonnen. Über die Jahre wuchs daraus ein Kuriositätenkabinett an Exquisitem; ausgestopfte Tiere, medizinische Exponate, rare Antiquitäten. Seine Sammlung bezeichnet Link als «Wunderkammer». Dieser Tage sorgt er mit der Auktion eines Dinosaurierskeletts für Schlagzeilen. In «Musik für einen Gast» spricht Christian Link über seine Leidenschaft fürs Sammeln und verrät seine akustischen Zaubertricks.
4/16/2023 • 59 minutes, 43 seconds
Ugonna Vitus Nwosu, Priester im Untergoms, Stürmer beim FC Ernen
Wenn Ugonna Vitus Nwosu die Messe feiert, darf gerne getanzt und gelacht werden. Der junge Pfarrer aus Nigeria wollte eigentlich nur für einen Sommer ins Bergdorf Ernen kommen. Zu seiner eigenen Überraschung sind daraus bereits fünf Jahre geworden.
Schon als 10jähriges Kind wusste Ugonna Vitus Nwosu, dass er später einmal Pfarrer werden möchte. Sein Studium der Theologie, Philosophie und Kommunikation führte ihn von Nigeria über Italien in die Schweiz. Heute ist er einer von fünf nigerianischen Priestern im Wallis und als Seelsorger zuständig für die Pfarreien Binn, Ernen und Lax. Wenn es den Gottesdiensten nicht in die Quere kommt, spielt er in seiner Freizeit beim FC Ernen.
Als Lebensziel hat sich Ugonna Vitus Nwosu vorgenommen, in Nigeria eine Schule zu bauen. Denn er ist überzeugt, dass nur Bildung dabei hilft, dem Machtmissbrauch durch die Eliten entgegen zu treten. Sein Wunsch nach gesellschaftlichem Wandel spiegelt sich auch in seinen Musikwünschen für die Sendung, die von nigerianischen Kirchenliedern über politischer Protestmusik bis zu Bob Marley reichen.
4/9/2023 • 1 hour, 2 minutes, 30 seconds
Kathrin Altwegg – Weltraumforscherin
Über Jahrzehnte hat sich Kathrin Altwegg, Physikerin und emeritierte Professorin der Universität Bern, mit dem Weltraum beschäftigt. Und sagt: Uns Menschen würde es guttun, wenn wir eines Tages erfahren sollten, dass wir nicht allein sind im Universum.
Zwölf Jahre lang reiste die Raumsonde «Rosetta» durch das All, um den Kometen «Chury» zu erforschen. An Bord: «Rosina», ein Massenspektrometer der Universität Bern. Dafür verantwortlich: Kathrin Altwegg, Physikerin und Professorin für Weltraumforschung. «Rosina war ein bisschen wie mein drittes Kind, neben meinen beiden Töchtern», sagt sie.
Am 30. September 2016 wurde die Sonde kontrolliert zum Absturz gebracht, Rosina lieferte keine Daten mehr. «Zu wissen, dass sie jetzt auf diesem Kometen liegt und nie mehr antworten wird, das war ein schwieriger, emotionaler Moment», erzählt Kathrin Altwegg, «auch wenn es der Abschluss einer hervorragenden Mission war.»
Ganz losgelassen hat Kathrin Altwegg das Projekt bis heute nicht: Obwohl sie offiziell im Ruhestand ist, ist sie immer noch an der Auswertung der Daten beteiligt und gibt ihr Wissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter.
Ihre eigene Laufbahn als Forscherin begann Kathrin Altwegg an der Universität Basel – als einzige Frau in ihrem Jahrgang. Ihre männlichen Kollegen hätten sie zwar freundlich behandelt, erzählt sie, aber die Einsamkeit habe ihr doch zu schaffen gemacht. Und auch mit Vorurteilen hatte sie zu kämpfen. So empfahl ihr beispielsweise ein Professor, doch besser im Warenhaus Strümpfe zu verkaufen, statt seine Vorlesungen zu besuchen. «Heute frage ich mich, warum ich mich nicht gewehrt habe. Aber damals hatte ich viel zu viel Respekt vor den Professoren und habe mich nicht getraut. Andererseits hat das auch immer bewirkt, dass ich mir gesagt habe: ‹Denen zeige ichs! Ich kann das!›».
In «Musik für einen Gast» erzählt Kathrin Altwegg von ihrer Faszination für den Weltraum, die über die Jahre immer nur noch grösser geworden ist, von der Hoffnung, eines Tages ausserirdisches Leben zu entdecken und von ihrer Kindheit im Kanton Solothurn, als sie als kleines Mädchen die Liebe zur Natur und zu den Büchern entdeckte.
4/2/2023 • 58 minutes, 20 seconds
Lorenz Pauli – Kinderbuchautor, Geschichtenerzähler
An die 50 Kinderbücher hat er schon geschrieben. Die meisten zusammen mit der Illustratorin Kathrin Schärer. Dazu kommen Auftritte mit eigenen Programmen und das Verfassen von Kindergedichten. Lorenz Pauli ist produktiv und leidenschaftlich und lebt mittlerweile von seiner Liebe zur Sprache.
Lorenz Pauli stammt aus sogenannt einfachen Verhältnissen. Er wächst als jüngstes Kind einer fünfköpfigen Familie in einer engen Dreizimmerwohnung im Westen von Bern auf. Seine Kindheit bezeichnet er als glücklich und ist geprägt von Freiheit und Geborgenheit, was ganz stark mit einer Mutter zusammenhängt. Von ihr hat er auch die Liebe zur Sprache und zur Kinderliteratur. Nach einer Banklehre wird er Kindergärtner, was damals für einen Mann nicht nur aussergewöhnlich, sondern beinahe unmöglich war. Gleichzeitig beginnt er, seine Geschichten, die er im Kindergarten erzählt, aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Nach 25 Jahren wechselt er den Beruf, setzt ganz aufs Schreiben und auf seine Auftritte und macht so sein Hobby zum Beruf.
Von seiner Herkunft und Prägung, von seinen Büchern und Auftritten, von seiner Zusammenarbeit mit Kathrin Schärer und seiner lebenslänglichen Arbeit für und mit Kindern und natürlich auch von seinem nicht ganz immer harmonischen Verhältnis zur Musik erzählt Lorenz Pauli im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
3/26/2023 • 1 hour, 1 minute, 2 seconds
Beni Thurnheer - Sportreporter und Showmaster
«Schnurri der Nation wünscht sich Sound of Silence» - Beni Thurnheer liefert gleich selbst die Schlagzeile für die Sendung.Schlagfertig war er schon immer - musste es sein. Als Kind war er einer der kleinsten, und da er sich nicht mit den Fäusten wehren konnte, tat er es mit Worten.
Sprechen war seit jeher seine Leidenschaft, und dank seines geschliffenen Mundwerks bekam er gleich nach dem Jusstudium eine Stelle als Sportreporter - zuerst beim Radio, später beim Fernsehen. Erfolgreiche TV-Shows wie «Tellstar» oder «Benissimo» waren später ganz auf ihn als Moderator zugeschnitten. Beni Thurnheer hat zudem mehrere Bücher geschrieben, u.a. «Der Sportreporter und die Philosophen».
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle spricht Beni Thurnheer über sein Leben im Rampenlicht, seine Ordnungsliebe und darüber, warum er gerne Ranglisten führt. Er erklärt auch sein Interesse für die Philosophie und die Philosophen. Und wir erfahren, warum ihm Songs wie «Get off of my cloud» von den Rolling Stones oder Bonnie Tylors «Total eclipse of my heart» viel bedeuten.
3/19/2023 • 1 hour, 5 minutes, 36 seconds
Flaka Jahaj, Modedesignerin
Als Kind flieht Flaka Jahaj aus dem Kosovo in die Schweiz. Heute arbeitet die preisgekrönte Designerin für renommierte Modeunternehmen wie «Wolford» und «JW Anderson». Wie die Kultur des Häkelns den Faden zu ihrem Herkunftsland aufrechterhält, darüber spricht Flaka Jahaj in «Musik für einen Gast».
Ihre Abschlussarbeit am Londoner Central Saint Martins College of Art and Design bildete ein Kleid aus Pompons. Damit gewann Flaka Jahaj 2014 den Schweizer Designpreis des Bundesamts für Kultur. Später erwarb das Zürcher Museum für Gestaltung das Kleid für seine permanente Designausstellung. Jahaj bezeichnet sich selbst als Europäerin. Sie war für den US-Designer Rick Owens in Paris tätig, wirkt heute vornehmlich für das Modeunternehmen «JW Anderson» in London und betreibt, gemeinsam mit ihrer Schwester, den Laden «Passenger» in Zürich. Inwiefern sich ihr Leben in der Musik spiegelt, verrät sie in «Musik für einen Gast».
3/12/2023 • 57 minutes, 22 seconds
Niklaus Schweizer, Germanist und früherer Honorarkonsul in Hawaii
Seit mehr als 50 Jahren lebt Niklaus Schweizer in Honolulu und lehrt Germanistik an der Universität von Hawaii. Nebst seiner Professur war er lange Honorarkonsul für die Schweiz. Mindestens so gross wie seine Leidenschaft für Literatur ist sein Interesse an der hawaiischen Geschichte und Kultur.
Schon als Kind lauschte Niklaus Schweizer fasziniert der Radiosendung «Hawaii Calls» und wünschte sich, diese Inselgruppe mit ihrer besonderen Musik eines Tages selbst zu besuchen. Als Gymnasiast in den 1950er Jahren trat er als Amateurfunker von Zürich aus mit Menschen rund um den Globus in Kontakt. Auf diesem Weg schloss er erste Freundschaften in der Pazifikregion und begann, sich für die Kolonialgeschichte zu interessieren. Heute ist er ein ausgewiesener Kenner der bewegten Geschichte und Musik des ehemaligen Königreichs von Hawaii. Er spricht fliessend Hawaiisch und freut sich über das neue Selbstbewusstsein der traditionellen Kultur.
3/5/2023 • 1 hour, 7 seconds
Bettina Spoerri - Schriftstellerin, Verlegerin
Bettina Spoerri hat schon viel erlebt. Sie hat zwei Romane geschrieben, eine längere Zeit als Leiterin des Aargauer Literaturhauses Lenzburg gewirkt und auch einmal die Solothurner Literaturtage geleitet. Jetzt hat sie mit einer Kollegin zusammen einen Verlag gegründet.
Der Verlag, den Bettina zusammen mit ihrer Kollegin Anne Wieser gegründet hat, ist der Geparden Verlag, der in diesem Frühjahr mit seinem ersten Programm startet. Dabei geht es Bettina Spoerri um literarische Qualität, gesellschaftliche und kulturelle Relevanz und hohen Unterhaltungswert. Ein hoher Anspruch. Aber ein erreichbares Ziel. Bettina Spoerri hat früh gelernt, die Dinge in die Hand zu nehmen.
Geboren wird Bettina Spoerri in Zürich, verbringt Kindheit und Jugend aber in Basel. Sie wächst als jüngste Tochter einer alleinerziehenden Mutter mit bipolarer Störung auf. Ihr Vater verlässt die Familie und verschwindet für zehn Jahre aus ihrem Leben. Nach der Matura zieht Bettina Spoerri zurück nach Zürich, verbringt aber den grössten Teil ihrer Studienzeit in Grossstädten. Berlin, Paris, London und Jerusalem. Zurück in der Schweiz widmet sie sich dem Kulturjournalismus und der Literaturvermittlung. Sie leitet eine Zeit lang die Solothurner Literaturtage und später das Aargauer Literaturhaus Lenzburg. Dann kommen die beiden eigenen Romane und schliesslich die Gründung des Verlags. Zentrales Thema ihres Lebens aber ist die Auseinandersetzung mit ihren Wurzeln. Mit zwölf Jahren erfährt sie, dass ihr Vater Jude ist, fängt an, sich intensiv mit dem Judentum zu beschäftigen und konvertiert. Der Kontakt zum Vater, übrigens der bekannte Jazzmusiker und Komponist Bruno Spoerri, ist längst wieder da. Vor ein paar Jahren reisen die beiden zusammen nach Israel.
Von ihrer frühen Prägung und ihren schwierigen Erfahrungen als Kind, von ihren Lehr - und Wanderjahren durch die Metropolen der Neunzigerjahre und ihrer Geschichte mit dem Judentum, von ihrer Leidenschaft für die Literatur und natürlich von der Musik erzählt Bettina Spoerri im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
2/26/2023 • 1 hour, 1 minute, 43 seconds
Nenad Mlinarevic – Spitzenkoch und Unternehmer
Kommt er in die Küche, schaltet er zuerst die Musik ein und dann den Herd: Nenad Mlinarevic betreibt drei Restaurants und gilt als einer der erfolgreichsten Köche der Schweiz.
Musik ist im Alltag von Nenad Mlinarevic allgegenwärtig: Ob zu Hause beim Zähneputzen, auf dem Weg zur Arbeit oder in der Küche. «In vielen Restaurants wird spätestens dann, wenn die Gäste kommen, die Musik ausgeschaltet», erzählt er. «Wenn einer meiner Köche Mühe haben sollte, sich zu konzentrieren, während Musik läuft, würde es schwierig für ihn. Bei uns ist das immer so – und wird auch so bleiben.»
Seit mehreren Jahren spielt Mlinarevic in der obersten Liga der Schweizer Gastronomie mit: 2016 wurde er zum «Koch des Jahres» gewählt, mit gerade mal 35 Jahren. Doch statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit: «Ich wollte meinen eigenen Weg gehen, die Dinge auf meine Art machen. Und bis jetzt bin ich nicht schlecht damit gefahren.» Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner betreibt er mittlerweile drei Restaurants in der Stadt Zürich; im November wird das nächste und bisher grösste Lokal eröffnet, im Zürcher Hauptbahnhof. Woher nimmt er diese Energie? «Sobald ich ein Ziel, das ich mir gesteckt habe, erreiche, verspüre ich eine Leere. Und überlege sofort: Was kommt als nächstes? Komm, machen wir weiter!»
In «Musik für einen Gast» erzählt Nenad Mlinarevic von diesem inneren Antrieb, seiner Leidenschaft für das Kochen, aber auch von den Schattenseiten seines Erfolgs, von der Rastlosigkeit und der Suche nach dem inneren Gleichgewicht.
2/19/2023 • 1 hour, 4 minutes, 18 seconds
Günther Vogt, Landschaftsarchitekt
Die Aussenräume der Tate Modern in London oder die Masoala-Halle im Zürcher Zoo – mit seiner Landschaftsarchitektur prägt Günther Vogt den Stadtraum inner- und ausserhalb von Hüllen aus Beton, Stahl und Glas.
Ob Urban Gardening, das Revival der Zimmerpflanzen oder die Debatte um begrünte Städte – das Mauerblümchendasein der Landschaftsarchitektur ist vorbei. Dies ist mit das Verdienst von Günther Vogt. Mit seinen Büros in Berlin, London, Paris und Zürich prägt der Landschaftsarchitekt Stadträume rund um den Globus. Zudem hat Vogt als Professor bis zum vergangenen Jahr am Institut für Landschaft und Urbane Studien der ETH Jahr gelehrt. Welche Musik in seinem Garten Eden gespielt wird und wie er im Spannungsfeld von grüner Stadt und Renditebauten wirkt, verrät Günther Vogt im Gespräch mit Hannes Hug
Wenn Yvonne Apiyo Brändle-Amolo erzählt, dass in Kenia gejodelt wird, erntet sie erstaunte Blicke. Als sie in die Schweiz kam, half ihr die Volksmusik dabei, Anschluss zu finden. Heute engagiert sich die Afro-Schweizerin für Gleichstellung – mit künstlerischen und politischen Mitteln.
Aus dem Lebenslauf von Yvonne Apiyo Brändle-Amolo spricht der starke Wunsch, die Welt mitzugestalten. Die studierte Ökonomin kam vor mehr als 20 Jahren der Liebe wegen in die Schweiz. Sie arbeitete zunächst als Croupier in Spiel-Casinos, als Moderatorin bei Radio LoRa und später auch als Künstlerin.
Auf verschiedenen Wegen setzt sie sich für Chancengleichheit und gegen Diskriminierung ein – als interkulturelle Mediatorin und Kuratorin von Ausstellungen ebenso wie in der Gemeindepolitik und bei internationalen Organisationen. Ihre Leidenschaft fürs Jodeln hat Yvonne Apiyo Brändle-Amolo beibehalten.
2/5/2023 • 1 hour, 2 minutes, 12 seconds
Michael Koch - Regisseur, Drehbuchautor
Mit «Drii Winter» feiert der Schweizer Filmemacher Michael Koch gerade grosse Erfolge. Gleich in sechs Kategorien ist der Film für den Schweizer Filmpreis 2023 nominiert. Und das, nachdem sogar eine Zeit lang eine Oscar-Nomination für den besten ausländischen Film im Raum gestanden hat.
Ein erstes Mal bekannt geworden ist Michael Koch allerdings nicht mit seinen Filmen, sondern als Schauspieler. Michael Koch spielte die männliche Hauptrolle in der Schweizer Filmkomödie «Achtung, fertig, Charlie!». Das war zwar ebenfalls ein grosser Erfolg und eine wichtige Erfahrung, führte aber auch dazu, dass sich Michael Koch klar darüber wurde, dass sein Weg ein anderer ist.
Der damals Zwanzigjährige, der seine ersten Schauspiel- und Theatererfahrungen im «Jungen Theater Basel» unter Uwe Heinrich und Sebastian Nübling gemacht hatte, beschloss nach «Achtung, fertig, Charlie!» an die «Kunsthochschule für Medien Köln» zu gehen, um sich dort mit Experimental- und Kurzfilmen auseinanderzusetzen. Danach folgten erste Inszenierungen an der Kaserne Basel, wo er das Regiehandwerk erlernte, und mit «Marija» ein erster Langfilm. Dabei spielte immer auch die Arbeit mit Laien eine Rolle, deren Echtheit und Authentizität Michael Koch ganz besonders interessieren, wie auch in «Drii Winter», der ausschliesslich mit Laien besetzt ist.
Von seinem Weg übers «Junge Theater Basel» und «Achtung, fertig, Charlie!» an die Kunsthochschule in Köln, von seiner Auseinandersetzung mit und seiner persönlichen Herangehensweise an den Film, von seiner Musik, die er bereits als Junge in der Knabenkantorei Basel kennen- und praktizieren gelernt hat, und von seiner Arbeit an «Drii Winter» und anderen Projekten erzählt Michael Koch im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
1/29/2023 • 59 minutes, 17 seconds
Bea Latal, Professorin für Entwicklungspädiatrie
«Andere wachsen sehen, ist das grösste Geschenk» - sagt Bea Latal. Sie ist Professorin für Entwicklungspädiatrie an der Universität Zürich und hat sich als Ärztin auf Kinder mit Entwicklungsrisiken spezialisiert. Die Arbeit mit Kindern ist ihre grosse Leidenschaft.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle spricht Bea Latal über ihre spannende Forschungstätigkeit als Entwicklungspädiaterin und wie sie ihr berühmter Vorgänger Remo Largo beeinflusst hat. Sie erzählt aber auch über ihre eigene Kindheit, über ihre Zeit in San Francisco und warum sie gerne Bach hört, wenn sie unterwegs ist.
1/22/2023 • 1 hour, 2 minutes, 9 seconds
Sven Ivanic, Stand-Up-Comedian und Jurist
Stand-Up-Comedian, Jurist, satirischer Videoschiedsrichter, aufgewachsen im Säuliamt, Wurzeln in Kroatien: In «Musik für einen Gast» erzählt Sven Ivanic aus seinem kontrastreichen Leben.
Morgens um halb 9 setzt sich Sven Ivanic an seinen Arbeitstisch und schreibt Witze – «zumindest im Optimalfall», wie er betont. Ein abendfüllendes Comedyprogramm auf die Beine zu stellen, braucht nicht nur Kreativität, sondern auch Routine und Disziplin. Die hat Ivanic aufgebracht und tourte 2022 mit seiner Soloshow «JUSländer» durch die Schweiz. Rund 80 Auftritte in einem Jahr und das neue satirische Videoschiedsrichter-Format «Das VAR‘s» von SRF Sport haben ihn einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Mittlerweile ist der Humor sein Hauptberuf. Studiert hat Ivanic Rechtswissenschaft, in Genf, auf Französisch: «Da kam vielleicht mein Ego ins Spiel: Ich wollte schauen, ob ich das kann.» Er konnte – und entdeckte in einem Rhetorikkurs, wie viel Freude ihm der Umgang mit Sprache bereitet.
Aufgewachsen ist Ivanic im Zürcherischen Säuliamt, seine Eltern in Kroatien: «Ich weiss genau, wie es riecht, wenn ich in Zagreb in den Lift steige und in den fünften Stock fahre zur Wohnung meiner Grossmutter. Oder auch der Geruch des Meeres oder das Zirpen der Grillen: All das ist untrennbar mit meiner Kindheit verbunden.»
In «Musik für einen Gast» erzählt er von den langen Autofahrten in den Süden, die als Kind seine Sommerferien prägten, warum es ihn als Jugendlichen für ein Jahr in den Kanton Jura verschlug und wie er am allerersten Konzert, das er gemeinsam mit seinen Eltern besuchte, einen Schuh verlor, aber Erinnerungen fürs Leben gewann.
1/15/2023 • 1 hour, 2 minutes, 48 seconds
Luca Koch - Künstler:in
Luca Koch beschreibt sich als «Weltenbürger:in auf diesem Planeten».
Nach einer Kindheit als Junge im Kanton Schwyz studierte Luca Koch Jazzgesang, lebt heute genderfluid und fühlt sich in verschiedenen Milieus zu Hause - bei avantgardistischen Auftritten mit der Band «Paper Crane» ebenso wie bei der musikjournalistischen Arbeit oder beim Dirigieren des Männerchors «Frohsinn».
1/8/2023 • 1 hour, 2 minutes, 15 seconds
Thomas Hürlimann, Schriftsteller
Seit Jahrzehnten gehört Thomas Hürlimann zu den führenden Schriftstellern der Schweiz. Seine Stücke, Romane und Erzählungen gehören zum Kanon der deutschsprachigen Literatur. Die Essays und Wortmeldungen im Feuilleton zeugen von einem unabhängigen und der Freiheit des Denkens verpflichteten Geist.
Geboren wir Thomas Hürlimann 1950 in Zug. Sein Vater ist der Zuger Regierungsrat und spätere Bundesrat Hans Hürlimann, seine Mutter entstammt einer St. Galler CVP-Dynastie. Mit elfeinhalb Jahren tritt er in die Stiftschule des Klosters Einsiedeln ein und erlebt dort «saure Jahre» als «kahlrasiertes Mönchlein in knöchellanger Kutte». Beides, die Herkunft aus dem katholisch-konservativen Elternhaus wie die langen Jahre der Klosterschule prägen später seine Literatur, dazu der frühe Tod seines Bruders Matthias an Knochenkrebs, den er später in mehreren Werken verarbeitet. Nach der Matura studiert Thomas Hürlimann Philosophie an der Universität Zürich und ab 1974 dann an der FU in Westberlin, wobei ihm das dortige dogmatische Klima das Studium vergällt. So bricht er es ab, geht zum Theater, arbeitet als Regieassistent und Produktionsdramaturg am Schillertheater Berlin und beginnt seine Laufbahn als freischaffender Schriftsteller. Erste Erfolge hat er als Dramatiker mit «Grossvater und Halbbruder» und «Stichtag». Sein Erfolgsstück «De Franzos im Ybrig» erlebt bis zum Ausbruch von Corona über 50 Inszenierungen. 1981 macht er mit «Die Tessinerin», dem ersten Buch des neugegründeten Amman-Verlags, dessen erster Autor er wird, auch als Prosaautor zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Spätestens aber seit dem Roman «Der grosse Kater» von 1998 gibt er als einer der führenden Schweizer Schriftsteller überhaupt.
Von seiner katholischen Prägung und seinem Verhältnis zum Politikervater, von der Klosterschule und dem frühen Tod des Bruders, von seiner Haltung zur Schweiz und seinem Interesse an Mystik und natürlich auch von seinem Weg zum Schriftsteller und seinem Bezug zur Musik erzählt der Thomas Hürlimann im Gespräch mit Michael Luisier.
12/25/2022 • 1 hour, 34 seconds
Reto Camenisch, Fotograf
Seit mehr als vierzig Jahren macht sich Reto Camenisch ein Bild der Welt.Der preisgekrönte Fotograf über Menschen, Berge und sich selbst.
Mit zwanzig Jahren eröffnet Reto Camenisch sein erstes Atelier. Heute, 44 Jahre später, blickt der preisgekrönte Fotograf auf ein schier unfassbares Werk: Porträts von Künstlern wie Franz Gertsch, karge Berglandschaften des Himalayas oder Alltagsszenen aus dem Süden der USA.
Nebst seinem Schaffen als Fotograf hat Camenisch den Blues-Professor Walter Liniger filmisch verewigt. Zudem war der gebürtige Thuner über zwanzig Jahre als Studienleiter Fotografie am MAZ, der Schweizer Journalistenschule in Luzern, tätig. In «Musik für einen Gast» erzählt Reto Camenisch davon, wie er die Welt sehend entdeckt und welche Musik er dazu und danach hört.
12/18/2022 • 58 minutes, 52 seconds
Andreas Vollenweider, Musiker
Der Mann, der einst die Harfe in die Popmusik einführte, wurde für seine Kreativität und seine Beharrlichkeit mit weltweitem Erfolg belohnt.Vor mehr als 40 Jahren ist Andreas Vollenweider mit dem Instrument der Engel ins Musikbusiness eingestiegen und hat damit die Welt erobert.
Heute tut er noch immer das, was seiner Leidenschaft entspricht: Er schart Musiker und Musikerinnen um sich – gerne auch bisher unentdeckte – und macht gemeinsam mit ihnen Musik. Die Tourneen sind zwar inzwischen weniger strapaziös als früher, aber neue Alben mit frischen Ideen erscheinen in schöner Regelmässigkeit.
Andreas Vollenweider hat im Verlauf seiner Karriere mehr als 15 Millionen Tonträger verkauft, ist durch alle Kontinente getourt und stand mit den Grossen der Musikszene auf der Bühne, von Bobby McFerrin über Bryan Adams bis Luciano Pavarotti. Zudem wurde er als bisher einziger Schweizer mit einem Grammy ausgezeichnet.
Die Musikwünsche von Andreas Vollenweider geben einen Eindruck seines akustischen Universums wieder. Luciano Pavarotti wird zu hören sein, Björk, Mariza, Joni Mitchell und eine Komposition von Ludwig van Beethoven.
Beni Huggel hat alles erlebt, was der Schweizer Fussball zu bieten hat. Sieben Meistertitel, fünf Cupsiege, unvergessliche Nächte in der Champions-League mit dem FC Basel, dazu Auftritte an WM und EM mit der Nationalmannschaft. Unterdessen ist er Unternehmer und hat seinen Weg auch als das gefunden.
Dass Beni Huggel Fussballprofi wird, ist nicht vorgesehen. Im Gegenteil. Zwar spielt er als Jugendlicher gern und gut Fussball, tut dies aber als Amateur neben der Schule oder der Lehre als Landschaftsgärtner in Dorfvereinen. Erst beim FC Münchenstein, dann beim FC Arlesheim. Doch dann klopft der grosse FC Basel an und bietet dem 21-jährigen einen Profivertrag. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten und einer hartnäckigen Verletzung setzt er sich durch, wird Stammspieler und später Teamstütze beim FC Basel, dann in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt und in der Nationalmannschaft. 2012 tritt Beni Huggel, der 2009 zum «Nationalspieler des Jahres» gewählt worden ist, als Fussballer zurück. Er braucht eine Weile, sich neu zu orientieren. Der Weg als Fussballtrainer scheint zwar vorgegeben, entspricht ihm aber nicht. Schliesslich wird er Unternehmer und gründet neben seiner Coaching-Firma «Beni Huggel bewegt» auch die Plattform «Athletes Network», die die Erfahrungen aus dem Spitzensport mit den Anforderungen aus der Wirtschaft verbindet. Dem Fussball bleibt er trotzdem verbunden. Seit einiger Zeit als TV-Experte bei SRF, als das er gerade an der WM in Katar weilt.
Von seiner Leidenschaft für den Fussball und seiner aussergewöhnlichen Karriere, von der Zeit danach und dem Neuanfang als Unternehmer und natürlich auch von der Musik, die er mit Cello und als in einer Schülerband auch aktiv betrieben hat, erzählt Beni Huggel im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
12/4/2022 • 1 hour, 2 minutes, 33 seconds
Historische Reprise: Kurt Früh und seine Tochter Katja Früh
Drehbuchautor und Regisseur Kurt Früh und seine Tochter Katja FrühKurt Früh, der mit schweizerdeutschen Filmen wie Oberstadtgass oder Bäckerei Zürrer bekannt wurde, war am 19. März 1967 von Roswitha Schmalenbach in die Sendung Musik für einen Gast eingeladen worden.
55 Jahre später hört sich seine Tochter Katja Früh jenes Gespräch an und spricht mit Röbi Koller über ihren Vater und wie es dazu kam, dass sie praktisch denselben Beruf ausübt wie er damals.
Es sei nicht einfach gewesen, dem Vater zu genügen, gibt Katja Früh heute zu, denn dieser habe durchaus einen gewissen Druck ausgeübt. Sehr gerne sah er seine Töchter in ähnlichen Bereichen arbeiten wie er. Kurt Früh hatte als Kinderdarsteller angefangen, leitete später Theaterproduktionen, machte sich dann aber vor allem einen Namen als Autor und Regisseur von inzwischen unvergesslichen schweizer Filmen.
Der Spagat zwischen Qualität und Erfolg hat ihm dabei immer zu Schaffen gemacht. Er könne nur zu wenigen seiner Filme vorbehaltlos stehen, sagte Kurt Früh in der historischen Sendung von 1967. Zu Unrecht, wie seine Tochter heute entgegnet, denn mehrere seiner Werke würden heute zu den besten des Genres gezählt: Polizischt Wäckerli, Hinter den sieben Gleisen oder Dällebach Kari, um nur einige zu nennen.
Auch Katja Früh hat für das breite Publikum geschrieben. Ihr grösster Erfolg war ihre Tätigkeit als Headwriter der TV-Serie Lüthi und Blanc, die sie selber erfunden hat. Heute schreibt und inszeniert sie Theaterstücke, unter anderem für das Theatercasino Winterthur.
Historische Reprise vom 19. März 1967
Sie war der erste weibliche Filmstar der Schweiz, die Schauspielerin Anne-Marie Blanc (1919-2009). Mit der Rolle der «Gilberte» im Film «Gilberte de Courgenay» von Franz Schnyder gelang ihr als 21-Jährige der Durchbruch als Schauspielerin.
Nach dem Kriegsende folgten dann Filmrollen auch im Ausland und Gastspiele in verschiedenen Theatern der Schweiz sowie auf deutschen und österreichischen Bühnen. Insgesamt spielte Anne-Marie Blanc in über 250 Theater-, Film- und Medienrollen von «Wachtmeister Studer» bis «Lüthi und Blanc». Sie war mit dem Filmproduzenten Heinrich Fueter verheiratet. 1986 erhielt sie den Hans-Reinhart-Ring, die höchste Theaterauszeichnung der Schweiz.
Anne-Marie Blanc war 1969 bei Roswitha Schmalenbach zu Gast. Dort erzählt sie u.a. wie sie als Jugendliche Medizin studieren wollte, wie sie im Garten beim Jäten ihre Emotionen ausleben kann, und sie spricht über ihre Liebe zur Musik.
Historische Reprise vom 21. Dezember 1969
11/20/2022 • 59 minutes, 43 seconds
Historische Reprise: Johannes Mario Simmel, Schriftsteller
Der österreichische Schriftsteller Johannes Mario Simmel (1924-2009) war einer der bekanntesten Bestsellerautoren im deutschsprachigen Raum - mehr als 70 Millionen Bücher wurden von ihm verkauft. Zudem schrieb er zahlreiche erfolgreiche Drehbücher.
International bekannt wurde er 1960 mit seinem Roman «Es muss nicht immer Kaviar sein». Die Literaturkritik warf ihm in den frühen Jahren vor, Trivialliteratur zu schreiben, später hat sie sich versöhnlicher über sein Schaffen geäussert. Die Nazizeit und der Rechtsextremismus waren zentrale Themen in Simmels Büchern, nicht zuletzt aufgrund seiner Familiengeschichte, denn seine Verwandten väterlicherseits waren fast alle dem Holocaust zum Opfer gefallen. Simmel setzte sich sein Leben lang gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit ein.
1968 war Johannes Mario Simmel bei Roswitha Schmalenbach zu Gast. Er erzählt, wie er in Zeiten, in denen er an einem Roman arbeitet, ganz diszipliniert um 6 Uhr aufsteht, sich hinsetzt und schreibt und dabei alles um sich herum vergisst. Er erzählt aber auch über seine Kindheit, über seinen ersten Berufswunsch Gärtner zu werden, wie er dann aber Chemie studiert hat, bei Kriegsende als Dolmetscher und später als Kulturredaktor gearbeitet hat. Und er spricht über seine Liebe zur Musik.
Historische Reprise vom 18. Februar 1968
Sie war die berühmteste Märchenerzählerin der Schweiz – Trudi Gerster. Mit ihrer unverkennbaren Stimme hat sie Kinder und Erwachsene begeistert. Von klassischen Märchen bis zu Volksmärchen und Sagen reichte ihr Repertoire.
Trudi Gerster war zudem als Schauspielerin tätig und hat mehrere Kinderbücher verfasst. 1968 wurde sie als eine der ersten Frauen ins Parlament gewählt und setzte sich für Kulturförderung und Frauenrechte ein.
Trudi Gerster war 1964 bei Roswita Schmalenbach zu Gast. Sie erzählt, wie sie schon als Zehnjährige gerne Märchen erfunden hat und mit ihren Schauergeschichten ihrer Schwester Angst eingejagte. Sie spricht darüber, wie sie als Mädchen mit einer Sängerinnenkarriere liebäugelte und welche Erinnerungen sie mit Puccinis Oper Madame Butterfly verbindet.
Die verstorbene Schauspielern, Märchenerzählerin und Politikerin Trudi Gerster zu Gast bei Roswitha Schmalenbach am 3. November 1964
11/6/2022 • 1 hour, 5 seconds
Esther Jenny-Keshava, indische Tänzerin
Esther Jenny-Keshava – als Tänzerin erzählt sie ihre Geschichten mit dem Körper, während ihre Mutter, die berühmte Märchenerzählerin Trudi Gerster, die Sprache als Ausdrucksmittel gewählt hatte.
Esther Jenny wollte schon als kleines Mädchen tanzen. Als sie dann mit 18 zum ersten Mal eine indische Tänzerin sah, wusste sie, genau das wollte sie lernen. Sie reiste nach Indien und studierte intensiv den indischen Tanzstil Bharatanatyam. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann, den Tanzmeister und Choreographen Vidvan Keshava kennen. 1976 gründeten die beiden in Basel eine Schule für indischen Tanz und Yoga und traten gemeinsam international als Tänzerpaar auf. In Musik für einen Gast erzählt Esther Jenny-Keshava von ihrer Kindheit voller Märchen und ihrer lehrreichen Zeit in Indien, sie spricht über ihre Faszination für indischen Tanz und Yoga und über ihre Liebe zum portugiesischen Fado.
10/30/2022 • 1 hour, 1 minute, 6 seconds
Urezza Famos – Kultur- und Unternehmensberaterin, Verlegerin
Urezza Famos versteht sich als Brückenbauerin zwischen Wirtschaft und Kultur oder zwischen Geld und Geist, wie sie sagt, und hat schon eine Menge Projekte aus Kultur und Tourismus realisiert. Gleichzeitig ist sie Herausgeberin des «piz Magazin», des Magazins für das Engadin und die Bündner Südtäler.
Geht es um ihre Biografie, so spricht Urezza Famos von vier Leben. Eins als Kind und Jugendliche im östlichsten Zipfel der Schweiz, eins als Geschäftsleiterin, CEO und Verwaltungsrätin des elterlichen Betriebs in Samnaun, eins als Kulturförderin im Engadin und eins als Co-Präsidentin der Lia Rumantscha in Chur. Geboren wird Urezza Famos in Martina GR. Ihr Vater stammt aus Süditalien und vererbt ihr die vielen Ideen und ein Bewusstsein dafür, auf sich selbst zu hören. Ihre Mutter stammt aus Genf und bringt das Mondäne und Weltoffene mit, was den Menschen in der Zollfreiregion Samnaun ohnehin im Blut liegt. Nach einem Studium in Zürich kehrt sie in den elterlichen Betrieb zurück, wo sie 18 Jahre lang bleibt. Dann folgen die Jahre im Engadin, die von unzähligen Projekten und innovativen Ideen geprägt sind, unter anderem die Gründung des Kulturzentrums und Künstlerhaus Nairs in Scuol. Heute lebt Urezza Famos am Zürichsee und pendelt zwischen dem Unter- und dem Oberland hin und her, wobei sie sich derzeit viel in Chur aufhält, wo die «Lia Rumantscha» ihren Sitz hat.
Von ihrer Kindheit an der Grenze und ihrer Zeit im elterlichen Betrieb, von ihren Projekten im Engadin und den strukturellen Veränderungen ihrer Heimat, von ihrer Arbeit als Verlegerin und ihrer Liebe für die romanische Sprache und Kultur und natürlich auch ihrer Musik erzählt Urezza Famos im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
10/23/2022 • 1 hour, 44 seconds
Sol Gabetta, Cellistin
Sol Gabetta ist eine der gefeiertsten Cellistinnen weltweit. Die gebürtige Argentinierin lebt seit längerer Zeit im aargauischen Dorf Olsberg, in der Nähe von Basel, wo sie seit 2006 ihr eigenes Musikfestival betreibt. Ein Weltstar mit Sinn fürs Lokale.
Die Reiserei hat für Sol Gabetta früh angefangen: Bereits als 8jährige wurde sie von ihrem Vater im Zweiwochenrhythmus von Cordoba ins 800km entfernte Buenos Aires gefahren, nur um sich von einer bestimmten Cellistin unterrichten zu lassen. Seither ist sie über mehrere Stationen stets ihren Lehrern nachgereist: nach Spanien, Frankreich und schliesslich in die Schweiz.
Die Cello-Virtuosin strahlt bei ihren Konzerten eine Leidenschaft aus, die ansteckend ist. Rund 120 Konzerte pro Jahr spielte die international gefragte Musikerin vor der Corona-Pandemie, derzeit sind es bereits wieder rund 80. Dabei ist es ihr ein Anliegen, den Klassikbetrieb aufzumischen und mit neuen Ideen zu bereichern. So ist es kein Zufall, dass sie in Lugano für das neu ins Leben gerufene experimentelle Festival Presenza die künstlerische Leitung übernehmen durfte.
Auf Sol Gabettas Playlist sind ausschliesslich Stücke zu finden, die von befreundeten Musikerinnen und Musikern eigespielt wurden, darunter Kompositionen von Messiaen, Schumann, Sibelius, Beethoven und Bach.
10/16/2022 • 1 hour, 4 minutes, 31 seconds
Koni Frei, Gastronomieunternehmer
Vom Protestlied anlässlich der Besetzung des Kaiseraugst-Areals, zum rotzigen Punk der Jugendunruhen, hin zum Eklektizismus des Heute - Der Soundtrack zum Leben von Koni Frei ist gleichsam Ausdruck seines bewegten Lebens.
«Das Rechts-Links-Schema passt nicht mehr zu mir. Ich bin ein Resistenzler, immer zuerst einmal ein bisschen dagegen, skeptisch gegenüber jeder Autorität», sagt Koni Frei. Der ehemalige Hausbesetzer und heutige Gastrounternehmer war und ist vom Globuskrawall, den Jugendunruhen, den Anfängen der Clubszene, bis hin zur Unterhaltungsindustrie der Jetztzeit stets ganz vorne mit dabei.
Frei gilt als Strippenzieher im Nachtleben der grössten Schweizer Stadt und scheut auch vor unkonventionellen Ideen nicht zurück. Über sein bewegtes Leben und die Musik dazu, spricht Koni Frei in «Musik für einen Gast».
10/9/2022 • 59 minutes, 23 seconds
Marcus Weiss – Saxophonist und Hochschullehrer
Markus Weiss ist einer der führenden klassischen Saxophonisten überhaupt. Er hat mit den besten Musiker:innen zusammengearbeitet und unzählige Uraufführungen zeitgenössischer Werke gespielt. Gleichzeitig gibt er als Professor für Saxophon und Kammermusik sein Wissen an junge Menschen weiter.
Schon mit neun Jahren weiss Marcus Weiss, dass er eines Tages Saxophonist werden will. Saxophonist und Professor für Saxophon. Doch weil das Saxophon kein klassisches Instrument ist und damals auch noch eher ein Schattendasein fristete, lernt er erstmal Klarinette. Erst mit 15 erinnert ihn seine Mutter daran, dass er eigentlich mal Saxophon spielen wollte. Ab dann beginnt Marcus Weiss Saxophon-Karriere. Er nimmt Unterricht und studiert in Basel und in Chicago, spielt bald schon als Solist mit führenden europäischen Orchestern und Ensembles und als Kammermusiker mit dem Trio Accanto und dem Saxophonquartett Xasax in Paris, arbeitet mit zeitgenössischen Komponisten wie John Cage, Giorgio Netti, Helmut Lachenmann, Karlheinz Stockhausen und anderen zusammen und wird schon 1995 Professor für Saxophon und Kammermusik an der heutigen Hochschule für Musik an der FHNW, wo er mit grosser Leidenschaft junge Musikerinnen und Musiker unterrichtet.
Von seiner musikalischen Prägung und seinen Anfängen als Musiker, von seinem Studium in Basel und seiner Begegnung mit Jimmy Carter in Chicago, vom Wesen des Saxophons und einer Musik, die sehr viel reicher und vielfälliger ist, als man es sich das als Nichtmusiker vorstellen würde, erzählt Marcus Weiss im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
10/2/2022 • 1 hour, 26 seconds
Jakob Zinsstag, Tierarzt und Epidemiologe
Jakob Zinsstag ist Professor für Epidemiologie am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel.Seit vielen Jahren setzt er sich u.a. für eine bessere Gesundheitsversorgung von Mensch und Tier ein, gerade auch in den armen Ländern.
Mehrere Jahre lebte Zinsstag mit seiner Familie in Westafrika und forschte dort u.a. zur Gesundheit der Nomaden. Dies hat seine Forschungskonzeption nachhaltig geprägt. So plädiert er seither für «One Health», einen integrativen Ansatz der Human- und Tiermedizin aber auch Lebensmittelproduktion und Umweltbedingungen berücksichtigt.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle blickt Jakob Zinsstag zurück auf sein Leben als Tierarzt und seine Zeit in Gambia, er erzählt über seine Forschungstätigkeit sowie über die Gefahr von Epidemien und über seine Liebe zur Musik.
9/25/2022 • 1 hour, 50 seconds
Annedore Neufeld - Dirigentin
Annedore Neufeld ist Chefdirigentin der Basler Münsterkantorei, des Zürcher Bach Chores und des Kammerorchesters des Musik-Collegiums Schaffhausen. Zudem hat sie kürzlich das Sinfonische Orchester Schweiz SOS gegründet.
In Süddeutschland geboren wuchs Annedore Neufeld in einer musikalischen Familie auf. Bereits als junges Mädchen war sie als Organistin tätig, ihre kirchenmusikalische Ausbildung schloss sie mit nur 15 Jahren ab. Später fokussierte sie auf die Fächer Chor- und Orchesterdirigieren und studierte in Stuttgart, Tübingen, Berlin und Zürich. In zahlreichen Workshops und Meisterkursen im In- und Ausland sammelte sie Erfahrungen und verfeinerte ihr Können.
Zu den Sternstunden ihrer beruflichen Karriere zählt sie ihre erste h-Moll-Messe mit dem Københavns Bachkor, Mendelssohns Reformationssinfonie mit dem Kammerorchester Basel, Bachs Matthäuspassion zum 1000-Jahr-Jubiläum des Basler Münsters, sowie die Zusammenarbeit mit musikalischen Grössen wie Fazil Say oder Miriam Feuersinger, die an ihrem Festival «5 x Bach um 5» mit dabei war. Mit der Gründung des Sinfonischen Orchesters Schweiz möchte Neufeld jungen Musikerinnen und Musikern zwischen Studium und Beruf zu Auftrittsmöglichkeiten verhelfen.
Annedore Neufelds Musikwünsche umfassen Werke von J. S. Bach, Sergej Rachmaninow, Einojuhani Rautavaara, Frank Martin und Keith Jarrett.
9/18/2022 • 1 hour, 4 minutes, 31 seconds
Prof. Dr. Frithjof Benjamin Schenk – Historiker
Frithjof Benjamin Schenk ist Professor für osteuropäische Geschichte an der Universität Basel. Zu seinem Fach ist er über sein Interesse an Russland und die Aufbruchstimmung der Gorbatschow-Jahre gekommen. Heute stehen für ihn auch andere osteuropäische Länder im Fokus. Mitunter auch die Ukraine.
Frithjof Benjamin Schenk wächst als jüngstes von vier Kindern im Süden Münchens auf. Sein Vater ist Volksschullehrer, seine Mutter Buchbinderin und Blockflötenlehrerin. Ein Musiker wird trotzdem nicht aus ihm. Er interessiert sich mehr für den Natur- und Umweltschutz und die damals entstehende Umweltbewegungen. Später folgen das Studium und schliesslich die Entscheidung, sich auf osteuropäische Geschichte zu fokussieren. Eine gute Zeit für dieses Fach, denn zu Beginn der 90erjahre befindet sich ganz Osteuropa im Um- und Aufbruch. Mittlerweile ist Frithjof Benjamin Schenk Professor an der Universität Basel und spricht angesichts der jungen Leute, die er ins Wissenschaftlerleben begleiten darf, vom «schönsten Beruf der Welt». Doch die Aufbruchstimmung der frühen Jahre ist aktualitätsbedingt etwas in den Hintergrund getreten. Und auch der selbstverständliche Zugang über Russland als Türöffner zu Osteuropa wird angesichts des Krieges in der Ukraine hinterfragt. Und so hat Frithjof Benjamin Schenk vor einiger Zeit schon ein Forschungsprojekt zur Ukraine ins Leben gerufen und grad neulich auch noch damit begonnen, Ukrainisch zu lernen.
Von der Prägung durch die Familie und den frühen Jahren in Bayern, von seiner Entdeckung Russlands und der Zeit in St. Petersburg, vom Studium an der FU und dem Leben in Berlin, vom Beruf des Universitätsprofessors und dem Leben in der Schweiz und natürlich auch von der Musik als ständiger Begleiter erzählt Frithjof Benjamin Schenk im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
9/11/2022 • 1 hour, 33 seconds
Yannick Aellen, Direktor Mode Suisse
Seit elf Jahren macht sich Yannick Aellen mit dem Bespielen der Modeplattform «Mode Suisse» um das einheimische Modeschaffen verdient. Über Musik als Gestaltungselement, Stimmungsbild und Traumkulisse spricht der umtriebige Fashion-Netzwerker in «Musik für einen Gast».
In den Nullerjahren hat Yannick Aellen das Luzerner «Gwand Fashion Festival» vom handgestrickten Stelldichein zum Event mit internationaler Ausstrahlung mitgestaltet. Beim Nachfolger «Stella Fashion Award» verantwortete der 45jährige die Showproduktion. Aellen hat sich in der Modemetropole Paris seine Sporen abverdient und ebenda für Louis Vuitton und Alexis Mabille gewirkt. Seit 2011 bespielt der gebürtige Steffisburger die Modeplattform «Mode Suisse», welche Modedesigner:innen, Modeschulen, die Textilindustrie und den Modehandel verbindet.
Über den schönen Schein der Oberfläche und sein Streben nach Tiefgang im schnelllebigen Modezirkus, spricht Yannick Aellen in «Musik für einen Gast».
9/4/2022 • 1 hour, 10 seconds
Fiona Coors, Schauspielerin
Schon als Kind liebte es Fiona Coors, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Als knapp 16-jährige bekam sie ihre erste Fernsehrolle.
Heute ist sie einem grossen Publikum vor allem als Kriminalhauptkommissarin Kerstin Klar in der erfolgreichen Krimiserie «Der Staatsanwalt» bekannt, eine Figur, die sie seit 17 Jahren spielt und die sich mit ihr auch entwickelt hat. Doch ihrer erfolgreichen Fernsehkarriere vorausgegangen ist eine anstrengende Schulzeit, denn Fiona Coors ist Legasthenikerin, was sie selbst lange Zeit nicht wusste. Ihr Defizit wurde weder von ihren Eltern noch in der Schule erkannt. Und sie selbst versuchte jahrelang, ihre Schwäche zu überspielen und zu verstecken. Nun tritt sie mit ihrer Autobiografie «Darf ich vorstellen: Legasthenie – Die Rolle meines Lebens» damit an die Öffentlichkeit.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Fiona Coors über ihre Liebe zum klassischen Ballett, über die Beziehung zu ihrer englischen Mutter, die viel zu früh verstorben ist, über ihren Umgang mit der Legasthenie und was sie an der Musik des norwegischen Sänger Einar Selvik mag.
8/28/2022 • 1 hour, 4 minutes, 53 seconds
Andrea Zogg, Schauspieler und Regisseur
Andrea Zogg hat sich als junger Mann bei mehreren Schauspielschulen beworben. Sowohl in der Schweiz wie auch im Ausland lehnte man ihn jedoch ab, angeblich weil er zu wenig führ- und formbar sei.
Dass Andrea Zogg als Schauspieler ohne Diplom trotzdem reüssiert hat, verdankt er seiner Leidenschaft und Spielfreude. Aber die Arbeit an etablierten Bühnen im deutschsprachigen Raum schränkten ihn zu stark ein, gab er schon vor Jahren zu. Oder er war mit dem Honorar einer Produktion nicht einverstanden. Den schweizer Tatort musste er nach wenigen Folgen wieder verlassen, angeblich wegen zu hoher finanziellen Forderungen.
Die kantigen Figuren des Volksschauspielers sind uns aus Filmen wie Sennetuntschi, Schellen-Ursli oder Zwingli in bester Erinnerung. Und Zoggs Schaffenskraft ist wenige Monate vor dem Pensionsalter noch lange nicht am Ende. Als Gast bei Röbi Koller wird er deshalb nicht nur auf biografische Schlüsselstellen zurückschauen, sondern auch über zukünftige Projekte reden.
Musik ist für den Bündner Schauspieler in seiner zweiten Lebenshälfte immer wichtiger geworden. Seit 2016 hat er mehrere Opern inszeniert. Zudem steht er nach wie vor im Solostück Georg Friedrich Händels Auferstehung als Erzähler und Sänger auf der Bühne. Aktuell probt Andrea Zogg ein Stück, das seine Frau Eva Roselt geschrieben hat: «WOM White Old Men – Eine Totenmesse», mit Musik von Henry Purcell bis Nina Hagen. Premiere ist am 4. September in Chur.
Auf Andrea Zoggs Playlist finden sich Songs wie «Als der Zirkus in Flammen stand» von Georg Kreisler, das in ihm, als er 6-jährig war, die Sehnsucht nach einem Leben im Scheinwerferlicht weckte. Auch ein Stück von Johann Sebastian Bach, seinem Lieblingskomponisten, ist dabei: die Arie «Erbarme dich» aus der Matthäus Passion. Diese kommt nämlich im Stück «White Old Men» vor.
8/21/2022 • 1 hour, 34 seconds
Bobby A. Leiser - die Roadielegende
Wenn die Rollings Stones auf Tournee sind und die Sommerfestivals ihre Tore öffnen, erinnert sich einer an unzählige Konzerte, bei denen er mithalf, Sound-Anlagen bereitzustellen: Bobby Leiser, Roadie-Pionier und Backline-Spezialist der ersten Stunde.
Der pensionierte Unternehmer erzählt aus seinem Leben an der Seite von Rock- und Jazzgrössen und lässt in seine Playlist hineinhören.
Stars, die Konzerte geben, bringen nicht ihr ganzes Equipment selber mit. Drums, Hammondorgeln, Verstärker, Effektgeräte – was zur sogenannten Backline gehört, wird meist vom Veranstalter gestellt. Bobby Leiser war sein Berufsleben lang dafür besorgt, dass Künstler wie Miles Davis oder die Stones auf der Bühne genau das vorfanden, was sie vertraglich bestellt hatten. Aus der Arbeit für die Stars sind im Laufe der Jahre einige Freundschaften entstanden.
Bobby Leiser hat seine Firma Swiss Cheese and Chocolate Backline Ltd inzwischen einem Partner und seiner Tochter weitergegeben. Der umtriebige Unternehmer (Markenzeichen: dicker Schnauz, Zylinder, kurze Hosen) hat aber nichts an Emotionalität verloren. Mit Begeisterung wühlt er in Anekdoten und präsentiert Geschichten, die nur ein Backstage-Insider erlebt haben kann.
Für den Talk mit Röbi Koller hat Leiser Musik von Spooky Tooth, Jeff Beck, Roy Orbison und natürlich von Miles Davis und den Rolling Stones ausgesucht.
8/14/2022 • 1 hour, 54 seconds
Dina König – von der Konzertbühne in den Tramführerstand
«Als Sängerin schrieb niemand über mich, jetzt plötzlich interessiert sich die Presse für mich», sagt Dina König. Der ungewöhnliche Jobwechsel der 30-Jährigen hat das öffentliche Interesse an ihr geweckt.
Vor Corona war sie als freischaffende Sängerin unterwegs, hatte schon erste Auftritte als Solistin am Theater Basel und in der Berliner Philharmonie. Und dann waren von einem Augenblick auf den andern alle Engagements weg. Doch anstatt zu verzweifeln beschloss Dina König, einen neuen Job zu suchen. Bei der BVB hat sie ihn gefunden: seit einem Jahr arbeitet sie in Basel als Tramfahrerin. Ein radikaler Wechsel, den sie bis heute nicht bereut, denn er hat viel Positives in ihr Leben gebracht: eine sichere finanzielle Situation, geregelte Arbeitszeiten, Freizeit und ein Ende des Konkurrenzkampfs, unter dem sie als Sängerin gelitten hatte. Denn in der Musikszene musste sie sich täglich neu beweisen und hatte das Gefühl, nie gut genug zu sein.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Dina König über ihre Kindheit in Kasachstan, über die Gründe für ihren radikalen Berufswechsel und über die Musik, die sie gerne hört.
Erstsendung: 20. Februar 2022
8/13/2022 • 1 hour, 2 minutes, 33 seconds
Sam Burckhardt - Saxofonist, Sänger und Komponist
Sam Burckhardt ist einer der erfolgreichsten Bluesmusiker der Schweiz. Seit vierzig Jahren lebt er in den USA, wo er mit den besten Musikern Chicagos zusammengespielt hat. Jetzt ist er für kurze Zeit in der Schweiz und macht auch einen Zwischenhalt in «Musik für einen Gast».
Geboren wird Sam Burckhardt als Samuel Balthasar Burckhardt in Sursee. Sein Vater arbeitet damals als wissenschaftlicher Assistent an der Vogelwarte Sempach. Zwei Jahre später kehrt die Familie nach Basel zurück, wo Samuel mit der Musik in Kontakt kommt. Bei der Knabenkantorei (damals «Singbuebe» genannt) erhält er eine klassische Gesangsausbildung, beim Blues-, Jazz- und Soulmusiker Chester Gill lernt er Schlagzeug und Saxofon. Mit 14 spielt er im Berner Gaskessel mit dem amerikanischen Bluesmusiker Eddie Boyd zusammen, was ihn dank eines schönen Zufalls auch zu Sunnyland Slim führt. Dieser wiederum holt den mittlerweile 25-jährigen Saxofonisten nach Chicago und in seine Band.
Unterdessen sind vierzig Jahre vergangen. Aus dem Ethnologiestudenten Samuel Burckhardt ist der Bluesmusiker Sam Burckhardt geworden, der eine höchsterfolgreiche Karriere gemacht hat und mittlerweile auch das amerikanische Bürgerrecht besitzt. Von seinem langen Weg von Basel nach Michigan, wo er mittlerweile lebt, erzählt Sam Burckhardt im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Erstsendung: 21. November 2021
8/7/2022 • 1 hour, 2 minutes, 12 seconds
Ruedi Häusermann, Musiker, Komponist und Regisseur
Der Theatermacher Ruedi Häusermann ist bekannt dafür, Neues auszuloten und angstfrei zu experimentieren. Aber sein Werk war auch stets in einen vergnügt kindlichen Humor eingebettet. Publikum und Kritiker belohnen Häusermanns Schaffen seit Jahren mit einer beispiellosen Treue.
Geboren, getauft, eingeschult und sozialisiert in Lenzburg: Ruedi Häusermann ist nie von seinem Heimatstädtchen weggezogen. Gedanklich bricht er aber jederzeit aus Konventionen und Korsetten aus. Regeln waren für ihn schon als Kind eine Einladung, dieselbigen zu brechen, voller Neugierde, was man damit auslöst. So gaben er und sein Bruder ihr erstes Hauskonzert mit je einem einbandagierten Arm, um nur die linke beziehungsweise die rechte Hand der Haydn Sonate spielen zu müssen.
Einige von Häusermanns musikalischen Projekten lassen schon vom Namen her Ungewöhnliches erwarten: «Jerry Dental Kollekdoof», «Tanto Pressanto» oder «Früher war ich sehr ruhig, jetzt ists etwas besser». Seine Bühnenstücke sind mit Heiterkeit durchzogen und von Nonsense geprägt. Nach Robert Walser, dessen Werk er intensiv studiert hat, hiess eines seiner Projekte «Unterricht in der Kunst, die Fröhlichkeit nicht einzubüssen».
Aber der Eindruck täuscht: Hinter der gespielten Leichtigkeit in Projekten wie «Kapelle Eidg. Moos» oder «Randolphs Erben. Blas- und Streichinstrumente An- und Verkauf» steckt akribische Detailarbeit. Aktuell arbeitet Ruedi Häusermann mit Gerhard Polt und den Biermösl Blosn zusammen. Die gemeinsam erarbeitete Inszenierung soll «A scheene Leich» heissen – ein Stück über das Geschäft mit dem Tod.
Ruedi Häusermann bringt Musik zur Sendung mit, die ihn durchs Leben begleitet hat: ein Ländler von Kasi Geiser, ein Violinkonzert von Johann Sebastian Bach, eine Ballade von Chet Baker und mehr. Röbi Koller stellt die Fragen dazu.
Erstsendung: 5. September 2021
8/6/2022 • 1 hour, 54 seconds
Katja Brunner, Autorin
Sie schreibe die «schönste Nahkampfliteratur Europas», wird von Katja Brunner gesagt. Weshalb sie näher am Nahkampf ist, als an der Schönheit, erklärt die Autorin und Dramatikerin in «Musik für einen Gast».
Hörspiele, Sprechtexte, Theaterstücke – das Schaffen von Katja Brunner sucht stets den direkten Weg zum Publikum. Ihre Arbeiten zielen auf die Magengrube, gehen ans Herz und geben zu denken. Sie schreibe aus Empörung über eine vereinfachende Sicht auf die Welt in gut und böse, schwarz und weiss, richtig und falsch, sagt Brunner über sich selbst. Wie sie zu Worten findet und wann aus Sprache Musik in ihren Ohren wird, verrät Katja Brunner im Gespräch mit Hannes Hug.
Erstsendung: 12. Dezember 2021
7/31/2022 • 1 hour, 2 minutes, 16 seconds
Richard Wherlock: Choreograf
Der Lebenslauf von Richard Wherlock erinnert an den Film «Billy Elliot – I will dance», wo ein englischer Junge aus dem Bergbaumilieu gegen den Willen seines Vaters ein erfolgreicher Tänzer wird.
Auch Richard Wherlock stammt aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater arbeitete im Bergbau, die Verwandten mütterlicherseits waren Seeleute. Seine Eltern hatten keinerlei Bezug zum Tanz, deshalb hatten sie kein Verständnis für Richards Berufswunsch, Tänzer zu werden. Allen Widrigkeiten zum Trotz schaffte er es dank seinem Talent und seiner Leidenschaft an die renommierte Rambert Ballett School in London. Bereits während seiner internationalen Karriere als Tänzer begann er, Choreografien zu entwickeln. Sein Weg führte ihn dann als Ballettdirektor nach Hagen, Luzern, Berlin und schliesslich nach Basel. Und hier hat er seine zweite Heimat gefunden: seit 20 Jahren ist Richard Wherlock Ballettdirektor und Chefchoreograf am Theater Basel. In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt er, warum er Tänzer werden wollte, wie er seine Frau, ebenfalls eine Tänzerin, kennenlernte und was er mit Francis Lais Filmmusik zu «Un homme et une femme» verbindet.
Erstsendung: 9. Januar 2022
7/30/2022 • 59 minutes, 29 seconds
Eva Menasse - Schriftstellerin
Zum Erscheinen ihres Romans «Dunkelblum» unterhält sich Gastgeber Michael Luisier mit der Eva Menasse über eine Kindheit zwischen Tennis und Klavier, über Journalismus und Schriftstellerei, über die Gefahren der Digitalisierung und natürlich über den neuen Roman.
«Dunkelblum» behandelt eines von Eva Menasses Lebensthemen: Die Schuld und Mitverantwortung Österreichs an den nationalsozialistischen Verbrechen und das Schweigen und Leugnen zu Beginn der Zweiten Republik. Konkret geht es um ein Massaker an ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern während der letzten Kriegstage, dessen Hergang nie ganz genau aufgeklärt werden konnte. Aus der Sicht des Jahres 1989 schaut die Autorin zurück auf das Kriegsende und die Zeit danach zurück und deckt in ihrem gewohnt humoristischen Ton die Verlogenheit und Falschheit der damaligen Zeit auf.
Im Gespräch mit Michael Luisier erzählt die Schriftstellerin von ihrer eigenen Kindheit als Tochter eines jüdischen Vaters, der im englischen Exil aufgewachsen ist und später einer der renommiertesten österreichischen Fussballer wurde. Sie erzählt von ihrer frühen Liebe zum Klavier und ihrer späten Liebe zum Gesang. Sie erzählt von ihrem Werdegang als Journalistin und Schriftstellerin. Und sie äussert sich einmal mehr dezidiert zu den Gefahren der Digitalisierung für Gesellschaft und Demokratie.
Erstsendung: 29. August 2021
7/24/2022 • 58 minutes, 33 seconds
Rebecca Clopath, Köchin und Bergbäuerin
Was in Rebecca Clopaths Gaststube auf den Teller kommt, stammt fast ausschliesslich vom Bio-Bauernhof, den sie zusammen mit ihren Eltern bewirtschaftet. Was es dort nicht gibt, besorgt sie aus der Region.
Wer sich von ihr bekochen lassen möchte, hat eine kurvenreiche Anreise in die Berge vor sich: nach Lohn, hoch über der Viamala und dem Bündner Hinterrhein.
Sie hat bei Chrüter Oski die Lehre gemacht und sich danach bei Stefan Wiesner, dem »Hexer aus dem Entlebuch« weitergebildet. Und sie sucht in der Küche das Aussergewöhnliche. Rebecca Clopath hat es aber nicht darauf angelegt, möglichst ausgefallene Menüs mit exotischen Zutaten zu erfinden, sondern den Gästen in sogenannten »Esswahrnehmungen« den echten Geschmack der Rohstoffe zu zeigen. Clopath plädiert für einen respektvollen Umgang mit Lebensmitteln und wünscht sich, dass wir unseren Konsum wieder vermehrt der Natur anpassen.
Inzwischen ist Rebecca Clopath durch ihre Auftritte in der TV-Sendung »Gesichter und Geschichten« einem breiten Publikum bekannt. Weit davon entfernt, eine gewöhnliche Fernsehköchin zu sein, stellt sie in ihrer Rubrik »Vom Feld auf den Teller« Produzenten vor, die mit einer ähnlichen Philosophie arbeiten wie sie, sei es ein Schnapsbrenner, ein Metzger oder eine Kräuterspezialistin.
Da Rebecca Clopath mit wenigen Ausnahmen alle Speisen unter freiem Himmel auf dem Feuerring brät, steht in ihrer Küche kein Kochherd. Eine Lautsprecherbox darf allerdings nicht fehlen. Aus ihr ertönt während des Rüstens meistens Technosound. Welche Lieder sie früher mit ihrer Mutter beim Kochen gehört hat und was sie auflegt, wenn sie ganz alleine ist, verrät sie Röbi Koller im Gespräch.
Erstsendung: 22. August 2021
7/23/2022 • 1 hour, 1 minute, 12 seconds
Tobi Müller - Journalist und Autor
In seinem aktuellen Buch «PLAY PAUSE REPEAT» verquickt Tobi Müller die Popmusik und ihre Trägermedien zur Geschichte unserer musikalischen Prägung.
In «Musik für einen Gast» schlägt der Autor und Journalist den Bogen von der selbst bespielten Audiokassette aus seinen Jugendjahren zur gestreamten Musikauswahl, welche seine Laufrunden in Berlin untermalt.
Tobi Müller schreibt und berichtet als freier Journalist (u.a. für ZEIT Online, Deutschlandfunk Kultur und republik) über Theater, Pop und digitale Medien. Müller lebt in Berlin und gestaltet ebenda den «Popsalon» im Deutschen Theater. Der gebürtige Oltner ist Ko-Autor von drei semi-dokumentarischen Theaterstücken gemeinsam mit seinem Bruder, Mike Müller. Zudem ist er als freier Autor für Theater und Film tätig.
Welchen Einfluss die Popmusik und ihre Medien auf sein Leben und seine kulturelle Prägung haben und wie er sich die Entdeckerfreude für neue Klänge und Ungehörtes bewahrt, verrät Tobi Müller im Gespräch mit Hannes Hug
Erstsendung 7. November 2021
Nach dreissig Jahren in Amsterdam geht Elsbeth Gugger jetzt in Pension. Im «Musik für einen Gast» schaut sie auf ein intensives und erfüllendes Berufsleben zurück und erzählt von ihrem genauso intensiven und erfüllenden Leben in den Niederlanden.
Aufgewachsen ist Elsbeth Gugger aber erstmal in der Schweiz. In Konolfingen im Emmental und in einer Familie, in der viel gesungen und viel politisiert wird. Weitere prägende Jahre verbringt sie in Bern, wo sie mitunter die erste Managerin von «Züri West» wird. Vor allem aber findet sie den Weg zum Radio. Sie arbeitet zuerst bei Extra BE, dann bei Radio Förderband und bekommt dort eine erste Chance zu lernen und sich auszuprobieren. Nach einem Zwischenhalt bei der Nachrichtenagentur SRD und einer berufsbegleitenden Weiterbildung an der Journalismus-Schule MAZ wechselt sie nach Amsterdam, wo es ihr gelingt, den «blinden Flecken Niederlande» auf der Korrespondentenlandkarte für Radio DRS / SRF zu gewinnen.
Von ihrer Kindheit im Emmental und ihren frühen Jahren in Bern, von ihren ersten Schritten ans Radio und ihrer mitunter auch belastenden Berichterstattung vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, von einem kurzen Abstecher nach Berlin und ihrem Leben in Amsterdam und natürlich auch von ihrer Liebe zur Musik erzählt Elsbeth Gugger im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
7/10/2022 • 1 hour, 36 seconds
Marie-Claire Graf, Umweltaktivistin
Aufgewachsen in Gelterkinden realisierte Marie-Claire Graf als Teenager noch nicht, dass Umweltanliegen und Politik eng miteinander verknüpft sind. Trotzdem verschaffte sie sich bereits mit 14 Jahren als Mitglied des Jugendrates Baselland Achtungserfolge.
Heute ist sie UNO-Klimabotschafterin für Kinder- und Jugendanliegen und lobbyiert an internationalen Umweltkonferenzen.
Wer sich mit Marie-Claire Graf unterhalten will, muss hellwach und aufmerksam sein. Ihre Anliegen, die sie mit spürbarer Begeisterung vertritt, sind glasklar, ihre Ideen unmissverständlich. Die junge Frau, die als Tochter eines Schulleiters und einer Lehrerin in ländlichen Verhältnissen aufwuchs, erlebte ihre Eltern als naturverbunden und umweltbewusst, «ohne, dass sie dies als Label hervorstreichen wollten», wie sie betont. Durch ihre Studien in Umwelt- und Naturwissenschaften sowie in Politikwissenschaften stellte sie aber bereits die Weichen für ihr Engagement als Kilmaaktivistin. Denn sie will nicht nur reden und fordern, sondern Veränderungen erreichen – auf globaler Ebene.
Marie-Claire Grafs Musikliste vereint Pop von der Britischen Band The Muse mit Filmmusik von Hans Zimmer und einem Cellokonzert von Joseph Haydn. In schöner Erinnerung geblieben ist ihr die Zeit als Cellistin beim Jugendsymphonieorchester Baselland, mit dem sie Tourneen durch Italien, Spanien, Österreich und Ungarn machen durfte.
7/3/2022 • 1 hour, 2 minutes, 28 seconds
Richard Dorfmeister, DJ/Produzent
Als die eine Hälfte von «Kruder & Dorfmeister» gestaltete Richard Dorfmeister den Soundtrack zum gepflegten Herumfläzen in den Neunzigerjahren. Unter dem Namen «Tosca» kreiert der DJ und Produzent neue Klangwelten.
Richard Dorfmeister über das Erzeugen von Atmosphäre und seine musikalischen Lieblinge. Benebelte Langsamkeit, gepaart mit entspannter Lässigkeit – «Kruder & Dorfmeister» etablierten vor dreissig Jahren den Gegenentwurf zum nervös zuckenden Techno. Sie nannten ihren Stil «Downbeat» und brachten damit etliche Nachahmer auf den Plan. Die attraktive Klangtapete mutierte zu klebriger Loungemusik und die hedonistischen Neunzigerjahre wichen der Ernsthaftigkeit der Nullerjahre. «Kruder& Dorfmeister» gingen getrennte Wege und Richard Dorfmeister wendete sich neuen Abenteuern zu. Unter dem Namen «Tosca» gestaltet er, gemeinsam mit dem Pianisten und Komponisten Rupert Huber, neue Klangwelten. In «Musik für einen Gast» verrät der studierte Flötist und Gitarrist, wieso er nicht für die irische Rockband «U2» tätig sein mochte, und wann seine Ohren Augen machen.
6/26/2022 • 58 minutes, 52 seconds
Aeham Ahmad, «Der Pianist aus den Trümmern»
Der palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad ist im Flüchtlingslager Yarmouk bei Damaskus aufgewachsen. Sein Vater, ein blinder Instrumentenbauer, hat ihm die Liebe zur Musik mitgegeben und ihn zum Klavierspielen ermutigt.
Während des Bürgerkriegs in Syrien hat Aeham Ahmad begonnen, auf Strassen und öffentlichen Plätzen aufzutreten und mit den Kindern aus dem Quartier Musik zu machen. Videos von seinen Auftritten wurden in sozialen Netzwerken geteilt und das Bild mit dem Pianisten, der inmitten der Trümmer Klavier spielt, ging um die Welt. Seit seiner Flucht 2015 lebt er in Deutschland und gibt Konzerte. 2017 erschien seine Autobiografie «Und die Vögel werden singen».
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Aeham Ahmad über seine glückliche Kindheit in Syrien, über seine Flucht nach Deutschland, aber auch darüber, warum er heute lieber eigene Musik macht als Beethoven zu spielen.
6/19/2022 • 1 hour, 5 minutes, 18 seconds
Lukas Hartmann, Schriftsteller
Der ehemalige Lehrer ist heute einer der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller der Schweiz. Lukas Hartmann war zudem als Journalist, Jugend- und Medienberater tätig, bevor er sich dem Schreiben widmete.
Seit 1975 hat Lukas Hartmann mehr als 30 Bücher geschrieben. Diese wurden in ein Dutzend Sprachen übersetzt und gesamthaft einige hunderttausend Mal verkauft. Unter Hartmanns Werken finden sich neben Romanen auch Hörspiele, Theaterstücke, Fernsehspiele und Filme. Seine Leidenschaft gilt historischen Stoffen, in denen er Fakten mit erfundenen Figuren und Begebenheiten kombiniert und damit zum Leben erweckt. Für seine Arbeiten wurde Hartmann mehrfach ausgezeichnet.
Im letzten Roman «Schattentanz» nimmt Lukas Hartmann die Leserschaft mit auf eine Reise durch die Biographie des Schweizer Malers Louis Sutter war ein Künstler, der trotz der Unterstüztung seines berühmten Cousins Le Corbusier nicht die Anerkennung bekam, die er verdient hätte.
Lukas Hartmann versteht es, mit seiner Sprache auch junge Menschen zum Lesen zu motivieren. «Die magische Zahnspange» entstand auf Wunsch seines zahnspangengeplagten Enkels. Darin wird ein schüchterner Aussenseiter zum alleswissenden Helden, derweil sich die Story in einen regelrechten Krimi verwandelt.
Auf Lukas Hartmanns Musikwunschliste werden klassische Kompositionen zur Auwahl stehen. Da er Musik immer mit Menschen verbindet, die mit ihm ein Stück seines Lebensweges gegangen sind, wird mit Sicherheit auch ein Titel des Berner Chansionniers Fritz Widmer darunter sein.
6/12/2022 • 1 hour, 42 seconds
Geoffrey Abbott - Theatermusiker
Geoffrey Abbott ist Pianist, Korrepetitor, Arrangeur und musikalischer Leiter. Also alles, was man am Theater als Musiker sein kann. Sein Herz aber gehört der Musik von Kurt Weill und der Liedtexte von Bertold Brecht. Kein Wunder hat ihn sein Lebensweg in Brechts Geburtsstadt Augsburg geführt.
Geboren wird Geoffrey Abbott 1951 in London. Als Junge entdeckt er das Klavier im Elternhaus und beginnt zu spielen. Später lernt er es richtig und studiert Musik in Birmingham. Eine erste Begegnung mit der Musik Kurt Weills anlässlich einer Aufführung des Mahagonny-Songspiels an den «London Proms» 1969 wird zur Initialzündung. Geoffrey Abbot entdeckt «seine Musik». Später zieht er nach Deutschland, wo es Stellen als Theatermusiker gibt. So hat er mehrere Male die Gelegenheit, die grossen Brecht/Weill-Stücke wie «Die Dreigroschenoper», «Happy End» und andere musikalisch zu betreuen.
Von seiner frühen Zeit in London und seinem Studium in Birmingham, von seinem Wechsel nach Deutschland und seiner fast weltweiten Recherchearbeit auf den Spuren Kurt Weills, von seiner Tätigkeit als Liedbegleiter und der als Arrangeur und natürlich auch von der überraschend anderen Musik, die er privat gerne hört, erzählt Geoffrey Abbott im Gespräch mit Michael Luisier.
6/5/2022 • 1 hour, 43 seconds
Iannis Kalifatidis, Übersetzer und Musiker
Iannis Kalifatidis übersetzt deutsche Literatur ins Griechische. Der Athener tritt aber auch als Gitarrist und Sänger auf und schreibt Songs für seine eigene Band.
In Athen geboren und aufgewachsen lernte Iannis Kalifatidis bereits als Gymnasiast Deutsch. Nach seiner Ausbildung zum Mineralogen arbeitete er in Darmstadt, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg Übersetzer wurde. Er überträgt literarische Werke aus dem Deutschen ins Griechische, unter anderem von Stefan Zweig, Friedrich Glauser und Friedrich Dürrenmatt. Iannis Kalifatidis hat in Griechenland den Staatlichen Übersetzerpreis für Literatur gewonnen und wurde mit mehreren Preisen und Stipendien im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.
Zur Zeit arbietet Iannis Kalifatidis in der Schweiz, ihm wurde von der Landis & Gyr-Stiftung in Zug ein dreimonatiges Atelierstipendium angeboten.
Iannis Kalifatidis zweites Standbein ist die Rockmusik. Er ist Sänger, Gitarrist und Komponist der Griechischen Band Penny Dreadful. Röbi Koller unterhält sich mit ihm über die Verwandtschaft zwischen dem Übersetzen und dem Musizieren. Auf der Wunschliste, die Kalifatidis für die Sendung zusammengestellt hat, finden sich Titel von Neil Young, PJ Harvey und Frank Zappa.
5/29/2022 • 1 hour, 1 minute, 15 seconds
Wolfgang Beltracchi, Künstler
Mit gefälschten Bildern bekannter Maler wurde Wolfgang Beltracchi weltberühmt. Verurteilt als Kunstfälscher sass er eine längere Haftstrafe ab. Nun macht der Maler mit digitaler Kunst von sich reden.
Über Nacht flog Wolfgang Beltracchi als einer der grössten Kunstfälscher der Nachkriegszeit auf. Zum Verhängnis wurde ihm die Anwendung einer Farbe, die zur Lebenszeit des Malers, dessen Bild er fälschte, noch nicht existierte. Mit seinen Fälschungen versetzte Beltracchi Museen, Sammler und Handel gleichermassen in Aufruhr. Wenngleich die Rechtsprechung seine Fälschungen als gewerbsmässigen Betrug taxierte, und er dafür mit Gefängnis bestraft wurde, erfuhr der Maler auch Sympathie für sein Wirken. Mit Hannes Hug unterhält sich Wolfgang Beltracchi über seine Leidenschaft für die Malerei und die Zukunft seiner Kunst.