«Kontext» ist die tägliche Hintergrundsendung zu Themen der Kunst, der Kultur, zu Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft, Religion und Politik. Eine Stunde lang täglich setzt «Kontext» einen Akzent gegen die kurzatmige, schnell konsumierte Berichterstattung - hintergründig, mutig und überraschend. Von Montag bis Freitag um 9 Uhr auf SRF 2 Kultur. Leitung: Sandra Leis Redaktion: Igor Basic, Katrin Becker, Norbert Bischofberger, Sabine Bitter, Katharina Brierley, Vanda Dürring, Noëmi Gradwohl, Irene Grüter, Brigitte Häring, Alice Henkes, Sarah Herwig, Anna Jungen, Ellinor Landmann, Monika Schärer, Susanne Schmugge, Bernard Senn, Michael Sennhauser, Dagmar Walser, Raphael Zehnder. Programmassistenz: Elisa Jaun Kontakt: [email protected]
Kultur-Talk: Trockene Gärten, durstige Parks
Wie kann man historischen Parkanlagen in Schweizer Städten helfen, sich an extreme Wetterlagen anzupassen? Ein Gespräch mit der Landschaftsarchitektin Brigitte Nyffenegger und Michael Steiner, Leitung Entwicklung Grünanlagen, Stadtgrün Bern.
Gärten und Parkanlagen in Schweizer Städten oder in Stadtnähe spielen eine wichtige Rolle als Naherholungsgebiete aber auch als Ökosysteme im urbanen Raum. Gerade wenn die Sommer heisser werden, gewinnen diese grünen Inseln an Bedeutung.
Andererseits leiden Gartenanlagen auch unter Wetterphänomenen wie extremen Hitzeperioden oder langanhaltendem Starkregen. In den Medien ist von «Klimastress» die Rede. Wie kann man damit umgehen? Welche technischen Angebote gibt es, Gärten zu schützen? Welche gärtnerischen Möglichkeiten, Parkanlagen fit für die Zukunft zu machen?
10/22/2024 • 28 minutes, 39 seconds
Fred Hersch – mit HIV seit 40 Jahren auf den Weltbühnen unterwegs (W)
Mit seinen Soloauftritten füllt der US-Pianist Fred Hersch die renommiertesten Konzertsäle der Welt und begeistert Jazz- und Klassikfans gleichermassen. Sein Leben auf Tournee ist aber nicht ohne grosse Strapazen – insbesondere deshalb, weil er sich in den frühen 80ern mit HIV angesteckt hat
Langzeitüberlebende aus der frühen AIDS-Krise sind heutzutage rar. Fred Hersch aber hat überlebt und kann von den Leiden und Ängsten berichten, welche HIV-Infizierte in den 80ern und 90ern durchlebten. Davon auch, wie damals gesellschaftlich mit dem Thema HIV/AIDS umgegangen wurde und Nahtoderfahrungen seine Kreativität beeinflussten.
Dank der modernen Medizin kann Fred Hersch heute ein erfolgreiches Künstlerleben führen. Mit seinem Coming-out Mitte der 90er wurde er aber zudem zum Sprachrohr vieler Betroffener und schliesslich zu einem angesehenen AIDS-Aktivisten.
Im Podcast zu hören sind:
* Fred Hersch, Pianist und AIDS-Aktivist
* Beate Schappach, Theater- und Literaturwissenschaftlerin und Autorin des Buches «Aids in Literatur, Theater und Film»
Erstsendung: 14.5.2024
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
10/22/2024 • 26 minutes, 42 seconds
Arbeiten mit über 65
Fast jede vierte Person in der Schweiz arbeitet auch nach Erreichen des Rentenalters weiter: 190'000 Menschen. Die Hälfte davon ist selbständig. Besonders häufig bleiben Führungskräfte im Erwerbsprozess. Was bewegt Leute im AHV-Alter, (noch) nicht den verdienten Ruhestand zu geniessen?
* 70% arbeiten aus Freude am Beruf weiter
* 30% vor allem wegen des Geldes
* Teilzeit ist gefragt
* Hauptsächlich in Kleinbetrieben arbeiten «Rentner» weiter
* Bei Führungskräften ist die Bereitschaft am grössten
* AHV, Pensionskasse: Worauf achten, wenn man mit 65 weiterarbeitet?
Im Podcast zu hören sind:
* Roland Amsler, Elektrokontrolleur, Dintikon AG, arbeitet nach 65 weiter
* Jonathan Bennett, Prof. Dr., Berner Fachhochschule, Institut Alter
* Daniel Derendinger, Finanzplaner, Geschäftsführer AVA Concept AG, Bern
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
10/18/2024 • 27 minutes, 37 seconds
Kultur-Talk: Italien unter Giorgia Meloni – Literatur im Gegenwind
Italien ist Gastland an der Frankfurter Buchmesse. Italienische Autorinnen und Autoren warnen indessen vor Einmischungen der Politik ins kulturelle Leben. Kulturkampf in Italien? Felix Münger spricht mit Tatiana Crivelli, Professorin für italienische Literatur an der Universität Zürich.
In einem offenen Brief kritisieren italienische Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ihre Rechtsregierung unter Giorgia Meloni mische sich «erstickend» in die Kultur und den Literaturbetrieb ein. Zum Eklat kam es, weil der regierungskritische Weltautor Roberto Saviano nicht Teil der offiziellen italienischen Delegation in Frankfurt sein sollte.
Tatsächlich hat Giorgia Meloni nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie sich der «linken Hegemonie» im Kulturbetrieb «entgegenstellen» wolle. Was bedeutet die Auseinandersetzung für Italien und seine Literatur?
Mehr zum Thema:
Nicoletta Cosentino – mit Sugo und Pesto gegen häusliche Gewalt
10/16/2024 • 27 minutes, 54 seconds
Zankapfel Auto – wie geht Mobilität in der Stadt von morgen?
In Zeiten des Klimawandels werden Forderungen nach kühlenden Grünflächen, mehr Velowegen und platzsparender Fortbewegung in der Stadt immer lauter. Die Autolobby hält mit Wirtschaftsargumenten und Elektroautos dagegen. Wie sieht nachhaltige Mobilität in der Stadt von morgen aus?
* Die Verkehrspolitische Umweltorganisation «Umverkehr» setzt sich dafür ein, dass der Autoverkehr in den Schweizer Städten deutlich reduziert.
* Die Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure „Auto Schweiz betont die Bedeutung des individuellen Autoverkehrs für die Wirtschaft.
* Wie kann ein guter Kompromiss gelingen und wie sieht es in anderen Ländern aus? Müssen wir unsere urbane Mobilität von Grund auf neu denken?
Im Podcast zu hören sind:
* Silas Hobi, Geschäftsleiter der verkehrspolitischen Umweltorganisation «Umverkehr»
* Peter Grünenfelder, Präsident der Vereinigung der offiziellen Automobil-Importeure «Auto Schweiz»
* Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher ZHAW
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
10/15/2024 • 27 minutes, 49 seconds
Kultur-Talk zum Literaturnobelpreis 2024
Am 10. Oktober 2024 wurde in Stockholm der Literaturnobelpreis 2024 bekannt gegeben. Heute präsentieren wir die ausgezeichnete südkoreanische Autorin Han Kang, geben Einblick in ihr Werk und diskutieren den Jury-Entscheid.
Im Westen wurde sie 2016 mit dem Roman «Die Vegetarierin» bekannt. Darin erzählt Han Kang von einer Frau, die von blutigen Träumen getrieben, kein Fleisch mehr essen will. Sie träumt davon, sich in eine Pflanze zu verwandeln und sich so der patriarchal geprägten Gesellschaft und ihren Zumutungen zu entziehen. Han Kang gelingt es in diesem und in anderen Büchern, eindringliche, verstörende und dennoch poetische Bilder für menschliche Probleme zu finden. Sie erzählt vom Verhältnis zwischen Männern und Frauen, Menschen und Staat und von politischer Gewalt.
Zwei Literaturwissenschaftlerinnen erzählen von ihrer persönlichen Begegnung mit den Texten Han Kangs:
* Salomé Meier, Literaturwissenschaftlerin und Podcasterin
* Hoo Nam Seelmann, Literaturwissenschaftlerin
Die Bücher von Han Kang, die im Talk erwähnt werden:
* Die Vegetarierin. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2016
* Menschenwerk. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2017
* Deine kalten Hände. Übersetzung von Kyong-Hae Flügel. Aufbau Verlag, Berlin 2019
* Weiß. Übersetzung von Ki-Hyang Lee. Aufbau Verlag, Berlin 2020
Die mit rund einer Million Euro dotierte begehrteste Literatur-Auszeichnung der Welt wird jedes Jahr an einem Donnerstag im Oktober bekanntgegeben und am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, durch den schwedischen König verliehen.
10/11/2024 • 27 minutes, 18 seconds
Kultur-Talk: Sexueller Missbrauch – was leistet das Kirchenrecht?
Im Zuge der Missbrauchsskandale wird der römisch-katholischen Kirche vorgeworfen, sie würde mit ihrem eigenen Kirchenrecht Täter schützen und Paralleljustiz zum weltlichen Recht betreiben. Stimmt das und macht der Vergleich überhaupt Sinn? Was ist vom geplanten nationalen Kirchengericht zu halten?
Dass die römisch-katholische Kirche ein eigenes Strafgesetz hat, mag manche überraschen. Doch auch andere grosse Unternehmen wie die FIFA oder Schweizer Banken haben privat geregelte Sanktionsmechanismen. In der Schweiz geht das staatliche Strafrecht immer vor. Die katholischen Bistümer können sich also nicht vom weltlichen Recht befreien, in dem sie sich auf ihr eigenes Kirchenrecht berufen.
Was also kann insbesondere das Strafrecht der römisch-katholischen Kirche leisten, wenn es um die Aufarbeitung von sexueller Gewalt geht? Welche Möglichkeit bietet es, wenn Missbrauchsfälle verjährt sind? Und welche Vorteile hätte ein nationales Straf- und Disziplinargericht, dass die Schweizer Bischöfe einführen wollen?
Im Kultur-Talk wird diesen Fragen zusammen mit Astrid Kaptijn nachgegangen. Sie ist Professorin für kanonisches Recht an der Universität Fribourg und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats, der die aktuelle historische Studie zu Missbrauch im Umfeld der römisch-katholischen Kirche Schweiz begleitet.
Mehr zum Thema und wie Aufarbeitung gelingen kann, beleuchtet eine aktuelle «Kontext»-Folge: Sie begleitet eine Betroffene und gewährt Einblick in kirchliche Geheimakten: https://www.srf.ch/audio/kontext/missbrauch-in-der-roem-kath-kirche-wie-gelingt-aufarbeitung?id=12649892
10/9/2024 • 28 minutes, 27 seconds
Sexberaterin «Dr. Ruth»: «Die Schweiz hat mir das Leben gerettet»
Die im Juli verstorbene bekannte US-amerikanische und deutsche Sextherapeutin Ruth Westheimer brach manches Tabu, wenn es um Liebesnot und Sexfrust ging. Über etwas aber konnte sie lange nicht sprechen: die Jahre als jüdisches Flüchtlingskind während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz.
Karola Ruth Siegel, die spätere Ruth Westheimer, wächst als jüdisches Kind in Frankfurt auf. Sie ist zehn Jahre alt, als sie 1939 mit einem Kindertransport in die Schweiz geschickt wird, um sie vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu retten. Sie lebt bis am Ende des Zweiten Weltkriegs mit anderen Flüchtlingskindern im «Wartheim» in Heiden. Der Podcast zeigt auf, wie sie zusammen mit den anderen Kindern den Verlust ihrer Eltern und den Heimalltag zu bewältigen versucht.
* Sexberatung
* Shoa
* jüdisches Flüchtlingskind
* Kindertransport
* Zweiter Weltkrieg
* Nationalsozialismus
* Tabu
* Resilienz
Im Podcast zu hören sind:
* Dr. Ruth Westheimer, Sextherapeutin, Psychologin, Soziologin, Shoa-Überlebende (hist. O-Ton)
* Walter Nothmann, Shoa-Überlebender (hist. O-Ton)
* Marga Miller, Shoa-Überlebende (hist. O-Ton)
* Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
10/8/2024 • 28 minutes, 45 seconds
Kultur-Talk: 7. Oktober – Ein Jahr Krieg: Trauma, Tod und Extremismus
In Nahost herrschen Elend und Krieg. Wie geht die israelische Zivilbevölkerung mit dem Krieg um? Welches Leid zählt? Welche Rolle spielen historischen Traumata der Juden, Jüdinnen, der Palästinenser, der Palästinenserinnen? Gespräch mit dem israelisch-schweizerischen Politologen José Brunner.
Der Terror der islamistischen Hamas auf Israel jährt sich zum ersten Mal. Die Hamas tötete am 7. Oktober 1200 Menschen, setzte gezielt sexuelle Gewalt ein, entführte Geiseln. Seither befindet sich Israel in einem Mehrfronten-Krieg. Die israelische Armee hat in Gaza über 41'000 Menschen getötet, die Zerstörung Gazas ist immens, die humanitäre Lage katastrophal. Auch im besetzten Westjordanland herrschen kriegsähnliche Zustände. Eine Bodenoffensive in Libanon steht möglicherweise kurz bevor.
Wie ist die Stimmung ein Jahr nach dem 7. Oktober in Israel? Wie geht die israelische Zivilbevölkerung mit dem Leid in Gaza um? Welche Rolle spielen historische Traumatas der Juden und Jüdinnen, der Palästinenser, der Palästinenserinnen in diesem Konflikt? Welche Rolle spielt religiöser Fanatismus auf beiden Seiten? Und welche kolonialen Aspekte trägt dieser Konflikt?
10/4/2024 • 28 minutes, 49 seconds
Cybercrime – Gefahren im Netz (W)
Cybercrime-Fälle sind erschreckend häufig. «Es kann jeden treffen», sagt Serdar Günal Rütsche, Chef Cybercrime der Kantonspolizei Zürich. Interpol schätzt den weltweiten Schaden durch digitale Kriminalität pro Jahr auf 10 Billionen US-Dollar. Das sind 10'000 Milliarden.
* Gehts um Geld oder um «Datenaktualisierung»? Vorsicht!
* Was zu schön aussieht, um wahr zu sein, ist nicht wahr.
* Strafanzeigen, leicht gemacht.
* Die Polizei sucht die Nadel im Heuhaufen.
* Das Vier-Augen-Prinzip: Bei Unsicherheit mit jemandem sprechen.
Im Podcast zu hören sind:
* Serdar Günal Rütsche, Chef Cybercrime Kantonspolizei Zürich
* Marc* (22), Elektriker, Opfer eines Online-Jobbetrugs
* Jasmin* (23), Studentin, hat gefälschte Computer-Hotline angerufen
*Namen geändert
Tipps der Schweizerischen Kriminalprävention: https://www.skppsc.ch/de/themen/internet/
Online-Anlagebetrug. Beitrag von «Kassensturz»:
https://www.srf.ch/play/suche?query=Betrug+mit+Online-Anlagen
Erstsendung: 12.4.2024
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10/1/2024 • 28 minutes, 24 seconds
Zwischen zwei Welten: Geflüchtete Ukrainer:innen in der Schweiz
Bis zuletzt konnte sie nicht glauben, dass Russland die Ukraine angreifen würde. Dann wird Alina am 24.2.2022 von einer Explosion in der Nähe ihrer Wohnung aus dem Schlaf gerissen. Mit ihrer Tochter flieht sie aus Charkiw in die Schweiz. Heute hat sie eine Arbeit und ist unabhängig von Sozialhilfe.
* Unter welchen psychischen Belastungen leiden Geflüchtete aus der Ukraine?
* Wie geht es den Kindern, die teilweise parallel zur Schweizer Schule auch noch online am ukrainischen Unterricht teilnehmen?
* Was fällt ukrainischen Geflüchteten in der Schweiz besonders schwer?
* Wieso haben immer noch vergleichsweise wenige ukrainische Geflüchtete in der Schweiz Arbeit gefunden?
* Wieso fühlen sich viele Geflüchtete aus der Ukraine schuldig?
Im Podcast zu hören sind:
* Alina, 43 Jahre alt, ausgebildete Ärztin aus Charkiw, die seit zweieinhalb Jahren in der Schweiz lebt
* Jenya Lavicka, leitet die Koordinationsstelle «Flucht und Ankommen» und das Projekt «ArbeitCo BL» der HEKS-Geschäftsstelle beider Basel
* Margarita Antoni, aktives Mitglied des Ukrainischen Vereins Schweiz
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9/27/2024 • 28 minutes
Das Publikum berühren: Ein junges Orchester denkt Klassik neu
Anton Bruckner gemischt mit Milonga, Jazz und Improvisation, ohne Noten und Dirigent, dafür mit Licht-Inszenierung und Choreographie: Das Berliner Stegreif Orchester erobert mit seinem Programm #freebruckner die Konzertsäle, auch in der Schweiz.
Dem traditionellen klassischen Sinfoniekonzert haftet ein Stigma an: Die Orchestermusikerinnen und -musiker sitzen in Fräcken und feinen Kleidern auf einer grossen Bühne hinter ihren Notenständern, ein Dirigent oder eine Dirigentin schlägt den Takt, und das Publikum muss still sitzen und lauschen, bis der letzte Ton erklungen ist – erst dann darf geklatscht werden.
Gerade junge Menschen schreckt dieses Setting ab. Dass es auch anders geht, zeigt ein junges Ensemble aus Berlin: Stegreif – The Improvising Symphony Orchestra. Seit 2015 erobern die 30 jungen Musikerinnen und Musiker die Konzertbühnen Deutschlands – und waren in diesem Jahr erstmals in der Schweiz zu hören, beim renommierten Lucerne Festival. Was machen sie anders als traditionelle Sinfonieorchester? Wie gelingt es ihnen, junges Publikum für klassische Musik zu begeistern? Und wie funktioniert ihre basisdemokratische Organisationsstruktur?
* Das Stegreif Orchester spielt ohne Noten, ohne Dirigent, dafür mit Schlagzeug, E-Gitarre und ganz viel Freiheit: Wie funktioniert das konkret?
* Ihr neuestes Programm #freebruckner denkt die 7. Sinfonie von Anton Bruckner weiter: Orchestermitglied Alistair Duncan hat die Sinfonie neu arrangiert, rekomponiert – und viel Raum für freie Improvisation geschaffen.
Im Podcast zu hören sind:
* Lorenz Blaumer, Künstlerische Co-Leitung Stegreif – The Improvising Symphony Orchestra
* Anne Anne-Sophie Bereuter, Geigerin und Vorstandsvorsitzende im Stegreif Orchester
* Milena Gutjahr, Geigerin im Stegreif Orchester
* Alexander Steinbeis, Intendant des Internationalen Musikfestivals Kissinger Sommer
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9/24/2024 • 25 minutes, 58 seconds
Bergwerkmusik: Beat Gysin bringt den Schiefer zum Singen
Die Räumlichkeit der Musik fasziniert den Basler Komponisten und Chemiker Beat Gysin. Für seine neuste Komposition befasst er sich mit Gesteinen und macht vier Schweizer Bergwerke zum Konzertort: Bergwerkmusik.
Die Schweiz ist ein Bergwerkland, denn die Liste an unterirdischen Minen ist lang. Die wissenschaftliche Neugier und der Wunsch nach dem schnellen Geld trieb die Menschen an, Rohstoffe in den Bergen zu suchen. Ihre Geschichte ist geprägt durch Enttäuschung. Roger Widmer ist Bergwerkforscher und Autor und hat gemeinsam mit dem Komponisten Beat Gysin, das Projekt Bergwerkmusik auf die Beine gestellt. Dabei ist das Eintreten ins Berginnere wie eine Reise zu sich selbst.
* Wie klingen Salz, Schiefer, Eisen und Asphalt?
* Wir blicken zurück auf die Bergwerkgeschichte der Schweiz.
* Bergwerkmusik ist eine Suite der Stille. Wie kann Stille unterschiedlich erlebt werden?
* Was ist das Potenzial der Räumlichkeit in der Musik?
* Bergwerkmusik: Ein Erfahrungsbericht.
Im Podcast zu hören sind:
* Beat Gysin, Komponist und Chemiker
* Roger Widmer, Bergwerkforscher und Autor
* Francisca Näf, Mezzosopranistin
Buchinweis: Roger Widmer. Bergwerke. Schweizer Bergbau – Die Geschichte von Glücksrittern. AS Verlag 2024.
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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9/20/2024 • 26 minutes, 26 seconds
Musikalische Schmankerl in luftigen Höhen: Kurorchester im Engadin
Die Camerata Pontresina ist das letzte Kurorchester der Schweizer Alpen. Jeden Sommer bringt sie eine Waldlichtung am Ortsrand zum Klingen – seit 1910. Damals gab es im Engadin lauter solche Orchester: Sie lieferten den Soundtrack für das Kurleben und spielten in den Grand Hotels zum Tanz auf.
* Im Sommer bespielt die Camerata Pontresina täglich den Konzertpavillon im Taiswald. Auf dem Programm stehen allerlei musikalische Schmankerl: Musicalpotpourris und Opernouvertüren, Filmmusik, Polkas und Walzer.
* Klarinettist Xaver Fässler ist seit 30 Jahren dabei und mittlerweile Intendant der Camerata Pontresina. Er ist es gewohnt, dass auch mal Hunde bellen oder kleine Kinder auf der Bühne spielen. Wenn ein Vogel mitten in seinem Solo zu singen beginnt, zwitschert er auf der Klarinette zurück.
* Salonorchester wie die Camerata Pontresina haben im Engadin eine lange Tradition: Ab den 1860er Jahren bis nach dem Zweiten Weltkrieg spielten sie in Hotels und Kurhäusern auf.
* Diese Musikensembles unterhielten die Kur- und Feriengäste, die aus aller Welt ins Engadin kamen: Sie untermalten Trinkkuren, Sportevents und Mahlzeiten. Bei den Bällen in den Grand Hotels spielten sie bis spät in die Nacht.
* Die Musikerinnen und Musiker wurden für die Feriensaison engagiert. Sie spielten mehrere Konzerte am Tag. Dafür schöpften sie jeweils aus einem Repertoire von weit über 1000 Stücken.
* In Pontresina wird diese musikalische Tradition bis heute gepflegt: Seit 1910 spielt die Camerata Pontresina im Taiswald. Mittlerweile ist sie das letzte offizielle Kurorchester in den Schweizer Alpen.
Im Podcast zu hören sind:
* Xaver Fässler, Klarinettist und Intendant der Camerata Pontresina
* Cordula Seger, Leiterin des Instituts für Kulturforschung Graubünden. Mitherausgeberin des Buchs «Salonorchester in den Alpen» (Chronos Verlag, 2024), zusammen mit Mathias Gredig und Matthias Schmidt
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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9/17/2024 • 26 minutes, 16 seconds
Guter Arzt = guter Musiker? Ein Klischee auf dem Prüfstand
Von rituellen Heilungen in grauer Vorzeit bis zu berühmten Doppelbegabungen der Gegenwart: Musik und Medizin gehören zusammen, seit Jahrtausenden. Aber warum eigentlich? Warum sollten musikalische Ärztinnen und Ärzte besser sein als unmusikalische? Auf den Spuren eines Klischees.
* Musik und Medizin gehören seit Jahrtausenden zusammen. Noch heute gibt es auffällig viele Medizinerorchester auf der ganzen Welt.
* Bekannt sind auch viele Doppelbegabungen: Der Mediziner und Organist und Musikwissenschafter Albert Schweitzer, der Psychiatrieprofessor und Jazzpianist Denny Zeitlin, der Zahnarzt und Gitarrist Guinga und viele mehr.
* Peter A. Schmid zum Beispiel: Der Zürcher Gastroenterologe verdiente schon im Studium Geld als Saxophonlehrer und arbeitete bis zur kürzlichen Pensionierung als Arzt und Jazzsaxophonist.
* Dass die musikalischen Ärzte die besseren Ärzte sind, stimmte bis ins 19. Jh. tatsächlich. Die Erklärung dazu ist verblüffend.
Im Podcast zu hören sind:
* Marie Louise Herzfeld-Schild, Musikwissenschafterin aus Wien, die zu Musik und Medizin geforscht hat
* Peter A. Schmid, Gastroenterologe und Jazzsaxophonist
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9/13/2024 • 24 minutes, 54 seconds
Kultur-Talk: Sprechen Sie Kapitalismus? Wie der Kapitalismus Sprache und Denken prägt
«Preise steigen», es droht ein «Finanz-Tsunami» oder Politiker, die vor einer «Gratismentalität» warnen. Das Buch «Die Sprache des Kapitalismus» zeigt auf, welche Vorstellungen hinter gängigen Formulierungen stecken und warum wir lernen müssen, genauer über wirtschaftliche Zusammenhänge zu sprechen.
Politiker und CEOs von Grossbanken nutzen gerne dramatisches Vokabular, wenn es darum geht, wirtschaftliche Zusammenhänge zu beschreiben: Die Märkte sind in Aufruhr, an der Wallstreet ziehen dunkle Wolken auf, Energiepreise explodieren.
Warum tun sie das? Und welche Folgen hat diese Art von Sprechen? Im Buch «Die Sprache des Kapitalismus» analysieren der Ökonom Daniel Stähr und der Kultur-und Literaturwissenschaftler Simon Sahner die Art und Weise, wie wir in unserer Wirtschaftsordnung sprechen. Eine erhellende Sprachkritik mit vielen Aha-Momenten, aber auch ein Buch mit steilen Thesen.
9/11/2024 • 28 minutes, 27 seconds
Zirkus zwischen Tradition & Moderne: Circus Monti auf Jubiläumstour
Vor 40 Jahren gegründet, begeistert Circus Monti noch heute sein Publikum. Das Besondere ist die Mischung aus Theatralik, Akrobatik, Tanz und Magie. Was als ambitioniertes Familienunternehmen mit Clown und Tier vor 40 Jahren begann, ist heute mehr Gesamtkunstwerk als klassisches Nummernprogramm.
* Zwischen Tradition & Innovation: Was wir mit dem Zirkus verbinden, hat sich verändert und wird dennoch von Nostalgie getragen.
* Mittlerweile ist Zirkus eine eigene Kunstform und Circus Monti wurde 2023 mit dem Schweizer Preis Darstellende Künste des BAK ausgezeichnet.
* Cirque Nouveau: Unterschiedliche Performing Arts, theatralische, musikalische und artistische Elemente verschmelzen im Zirkus zu innovativen Ausdrucksformen.
* Nachwuchsförderung in der Schweiz entspricht nicht der wachsenden Nachfrage.
* Heute wird Zirkusschaffen in der Schweiz auch finanziell gefördert.
Im Podcast zu hören sind:
* Johannes Muntwyler, Leitung Circus Monti & Jongleur
* Mario Muntwyler, Leiter Administration Circus Monti & Jongleur
* Nadja Berger, Festivaldirektorin Young Stage – International Circus Festival
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9/10/2024 • 25 minutes, 4 seconds
Missbrauch in der röm.-kath. Kirche: Wie gelingt Aufarbeitung?
Als junge Frau erlebt Frau O. durch einen Priester sexuelle Gewalt, wird ungewollt schwanger. Den Fall wischt die Kirche lange Zeit unter den Teppich. Ein Jahr nach der «Missbrauchsstudie» zeigen wir mit kirchlichen Geheimakten, wie der Fall aufgearbeitet wurde und was Betroffene brauchen.
Heute weiss Frau O. auch von anderen Frauen, die durch Priester G. J. ähnliches wie sie erlebt haben. Und obwohl das Bistum damals über ihre Geschichte informiert wurde, konnte der Priester viele weitere Jahre in der Kirche arbeiten. 2010 brach Frau O. ihr Schweigen und wandte sich ans Bistum Chur.
Der mutmassliche Täter musste sich bei ihr und drei anderen Frauen entschuldigen, wurde seines Amtes enthoben. Die Dokumente liegen SRF vor und geben Aufschluss darüber, wie die Kirche mit Fällen von sexualisierter Gewalt und deren Aufarbeitung umgeht. Sie zeigen zudem, dass die Geschichte von Frau O. mit dem Amtsenthebungsverfahren noch nicht abgeschlossen war.
Folgende Fragen werden in der Sendung beantwortet:
* Wo steht die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Schweizer röm.-kath. Kirche?
* Welche Entwicklungen fanden in den letzten Jahren statt?
* Welche Rolle spielen Akten und Akteneinsicht bei der Aufarbeitung?
* Was brauchen Betroffene?
Im Podcast zu hören sind:
* Frau O. wurde als junge Frau von einem Priester schwanger und konfrontierte viele Jahre später das zuständige Bistum Chur damit. Die Aufarbeitung des Falls zog sich bis in die letzten Jahre weiter.
* Vreni Peterer ist Präsidentin der IG Missbrauch im kirchlichen Umfeld. Seit Herbst 2023, als die Pilotstudie zu sexualisierter Gewalt in der röm.-kath. Kirche publiziert wurde, ist sie mit vielen Betroffenen im Austausch und weiss, wo die Kirche gut oder auch unprofessionell Fälle von spirituellem und sexuellem Missbrauch aufarbeitet.
* Joseph Maria Bonnemain, Bischof von Chur und in der Schweizer Bischofskonferenz für sexualisierte Gewalt zuständig. Als Offizial des Bistums Chur war er 2010 mitverantwortlich für den Umgang mit dem mutmasslichen Täter.
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9/6/2024 • 28 minutes, 5 seconds
81. Internationales Filmfestival Venedig: Die Gesprächsrunde
Zur letztjährigen Jubiläumsausgabe fehlten sie wegen des Schauspieler:innenstreiks in Hollywood. Dieses Jahr stehen sich die Superstars auf dem roten Teppich sprichwörtlich auf den Füssen herum: George Clooney, Sigourney Weaver, Brad Pitt, Cate Blanchett, Angelina Jolie sind nur eine kleine Auswahl.
So viel A-Prominenz sei schon lang nicht mehr am Lido vorbeigekommen, berichtete Festivaldirektor Alberto Barbera glücklich. Das älteste Filmfestival der Welt zelebriert gern den grossen Glamour. Dass es um das Kino grad gar nicht so gut bestellt ist, davon ist in Venedig nichts zu spüren – allein der internationale Wettbewerb besteht aus 21 Filmen. Vom «Joker»-Sequel mit Joaquin Phoenix bis zum sozialkritischen chinesischen Dokumentarfilm von Wang Bing ist die Spannweite sehr gross. Genug Stoff für eine einordnende Runde mit den beiden deutschen Kolleg:innen Anke Leweke und Patrick Wellinski.
9/4/2024 • 28 minutes, 38 seconds
Lebensaufgabe: Wenn der Sohn an Schizophrenie erkrankt
Rund 2 Millionen Menschen unterstützen in der Schweiz aktuell eine nahestehende Person, die an einer psychischen Erkrankung leidet. Betroffene ist auch die Mutter Laura Regli. Sie erzählt, was die Erkrankung ihres Sohns für sie bedeutet und wo sie sich mehr Gehör vom Gesundheitssystem wünscht.
* Der Verein «Stand by you» und das Sozialforschungsinstitut SOTOMO haben erstmals in der Schweiz Zahlen zu den Angehörigen erhoben.
* Angehörige übernehmen oft eine wichtige Rolle im Therapieprozess und entlasten das Gesundheitssystem.
* Angehörige von Menschen mit psychischer Erkrankung möchten stärker gehört und involviert werden.
* Psychiatrien profitieren davon, Angehörige in den Therapieprozess einzubeziehen, haben aber dafür im Arbeitsalltag zu wenig Zeit und manchmal hindert sie das Arztgeheimnis.
* Die Methode «Open Dialogue» setzt konsequent auf den Einbezug der Angehörigen. Im Berner Oberland arbeitet ein 12-köpfiges Psychiatrieteam nach dieser Methode.
Im Podcast zu hören sind:
* Laura Regli, angehörige Mutter
* Christian Pfister, Co-Präsident der Angehörigenorganisation «Stand by you»
* Erich Seifritz, Präsident von «Swiss Mental Health Care» und Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich
* Sabrina Müller, Leitungsmitglieder der Psychiatrie der Spitäler Frutigen, Meiringen und Interlaken
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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9/3/2024 • 28 minutes, 28 seconds
Lokalpatriotismus: Verankerung im Überschaubaren
Den eigenen Wohnort trotz der Trümpfe anderer Orte allem vorziehen? Das ist, in aller Kürze, Lokalpatriotismus. Er braucht nicht engstirnig zu sein, sondern kann einfach bedeuten, dass einem wohl ist in der vertrauten Landschaft mit ihren Sitten und Gebräuchen – und nicht zuletzt mit ihren Menschen.
* Landschaft, Kulinarisches, Dialekt, Fussballclub stiften Identität
* Leidenschaft für den Wohn- und Heimatort
* Das Lokale liegt näher als der Nationalstaat
* Die starke Identifikation mit dem Nahbereich als menschliche Konstante
* Integrationspotential und Ausschlussgefahr
* Das Überschaubare als Ruhepol in einer turbulenten Welt
Im Podcast zu hören sind:
* Roger Jean Rebmann alias Grabmacherjoggi, Basler Stadtführer und Website-Betreiber altbasel.ch
* Jens Jäger, Historiker, Universität Köln, Forschungsprojekt «Heimat Global»
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
8/30/2024 • 27 minutes, 42 seconds
Kultur-Talk: Die Verlegerin Sabine Dörlemann zieht Bilanz
2003 herrschte auf dem Buchmarkt Umsatzflaute. Die damals 42-jährige Lektorin Sabine Dörlemann liess sich davon nicht abschrecken und gründete ihren eigenen Verlag. Mit seinem kleinen, aber feinen Programm wurde der Dörlemann-Verlag zur Institution. Nun hat ihn Sabine Dörlemann verkauft.
Dörlemann-Bücher fallen durch ihre Einbände auf: keine Schutzumschläge, nur Leinen oder schönes Papier, gestaltet von Mike Bierwolf. Die Bücher sind aber nicht nur schön, sondern auch Entdeckungen. Anspruchsvolle Gegenwartsliteratur, Fundstücke, gelegentlich ein herausragendes Sachbuch – Martha Gellhorn, Iwan Bunin, Patrick Lee Fermor, aber auch der Schweizer Autor Jens Steiner machten den Dörlemann-Verlag speziell. Auch nach seinem Verkauf an den Kampa-Verlag wird er eigenständig weiterbestehen.
Sabine Dörlemann gibt Auskunft zu 21 Jahren Verlegerinnen-Leben.
8/28/2024 • 28 minutes, 24 seconds
Heinz Bigler: Jazz-Pionier und Wegbegleiter der DRS Big Band
Er war einer der ersten Europäer, der am Berklee College of Music in Boston Jazz studierte. Es war und ist noch immer einer der wichtigsten Jazz-Hochschulen der Welt. Nach diesem Vorbild baute Heinz Bigler auch die erste Jazz Schule Europas auf: die Swiss Jazz School in Bern.
In den 1960er Jahren traf der Saxofonist, Klarinettist und Komponist Heinz Bigler auf Hans Möckel, den damaligen Leiter der DRS Big Band. Während 10 Jahren hat Heinz Bigler immer wieder für dieses Radio-Orchester komponiert und über die Stücke soliert.
* Heinz Bigler lernte seine Instrumente autodidaktisch und wurde an einer Jam-Session im Berner Klub «Chikito» vom weltberühmten Pianisten Joe Zawinul entdeckt und nach Wien eingeladen.
* In Wien studierte er klassische Klarinette und gewann mit Hilfe des Pianisten Friedrich Gulda ein Stipendium für das Berklee College of Music, das er als einer der ersten Europäer besuchte.
* Nach dem Kompositionsstudium zurück in Bern nahm er die Zusammenarbeit mit der DRS Big Band auf, die zu dem Zeitpunkt schon 20 Jahre bestand.
* Die Radiostationen mussten eigene Orchester unterhalten, da die Schallplattenindustrie das Radio als Konkurrenz ansah.
* Um die Radio-Orchester wurde viel gestritten: der Standort, die finanziellen Mittel und das Repertoire.
* Die freie Szene belächelte das Unterhaltungsorchester, das nicht «Hot-Jazz» spielte, sondern eine musikalische Bandbreite abdeckte. Trotzdem lernten viele Musiker genau hier zu arrangieren: das Radio-Orchester als erste Institution, bevor es Jazz-Schulen gab.
* Heinz Bigler gründete 1967 die erste autonome Jazz-Schule Europas in Bern: die Swiss Jazz School.
* 1986 wurden die Radio-Orchester abgeschafft. Die Musikförderung blieb bei, hat sich aber verändert.
Im Podcast zu hören sind:
* Heinz Bigler: Komponist, Saxofonist und Gründer der Swiss Jazz School in Bern
* Theo Mäusli: Historiker, Experte für frühen Jazz in der Schweiz, Radiogeschichte und Verantwortlicher der Archive der SRG
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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8/27/2024 • 28 minutes, 1 second
Cricket – das Feigenblatt der Taliban
Cricket ist in Afghanistan enorm beliebt. Obwohl das Land eine relativ junge Cricketnation ist, erzielt das Nationalteam erstaunliche Erfolge. Die Taliban erhofft sich international politische Vorteile und treibt die Sportart voran. Derweil bereichern afghanische Geflüchtete die hiesige Cricketliga.
* Die englische Sportart Cricket erreicht Afghanistan.
* Warum Cricket in Afghanistan enorm populär ist.
* Afghanistan leidet, doch die Taliban fördert Cricket.
* Wie junge geflüchtete Menschen die Schweizer Cricketliga bereichern.
Im Podcast zu hören sind:
* Emran Feroz, österreichisch-afghanischer Journalist, Kriegsreporter und Autor
* Osama M., aus Afghanistan geflüchtet, spielt bei Zürich Lions Cricket-Club
* Mohamed Vasim, stellvertretender Vorsitzender Cricket Switzerland
Hörempfehlung aus dem Kontext:
* Sima Samar: Die verlorenen Freiheiten afghanischer Frauen.
* Nahid Shahalimi: Mutige Frauen aus Afghanistan.
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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8/23/2024 • 27 minutes, 52 seconds
Bal Folk: Vom französischen Hof in die urbane Alternativszene
Der Bal Folk scheint heute lebendiger denn je: eine urbane, links-grün-alternative Szene, wo Alt und Jung miteinander zu Live-Musik tanzen. Mit «Volkstanz» hat das Tanzrepertoire eher weniger zu tun: Die Tänze reichen hingegen bis an den französischen Hof, wo sie der Unterhaltung des Königs dienten.
Der Bal Folk ist eine lebendige Tanz- und Musikszene zum Mitmachen, die in der Schweiz schon seit fast 30 Jahren im Untergrund boomt.
* Beim Bal Folk werden Inklusion und Diversität grossgeschrieben: Die Szene ist generationenübergreifend und genderfluid. In einfachen Kreis-, Ketten- oder Paartänzen tanzen Menschen zu Live-Musik. Dabei steht die Begegnung und das friedvolle Miteinander im Vordergrund.
* Entstanden ist der Bal Folk aus der Folk-Bewegung der 1970er Jahre, wo sich junge Menschen mit langen Haaren und Gitarren gegen das bürgerliche Etablissement auflehnten: mit Musik und Tanz.
* Die Tänze im Bal Folk werden als «traditionell» beschrieben. Doch wenn man ihre Geschichte genauer unter die Lupe nimmt, führt sie bis an den französischen Hof, wo Adelige von einem Tanzmeister genaustens instruiert wurden, damit sie mit diesen Tänzen den König unterhalten konnten.
* Tänze aus verschiedenen europäischen Ländern kamen schon im 17. Jahrhundert nach Frankreich. Bei der Adaption ans französische Tanzrepertoire haben sie sich teilweise stark verändert – nicht nur im Schrittmaterial, sondern auch in der Musik.
* Das Repertoire der aktuellen Bal Folk-Szene setzt sich aus einer bunten Mischung an historischen und neueren Tänzen aus unterschiedlichen europäischen Ländern zusammen, die sich stetig verwandeln und dem jeweiligen Zeitgeist anpassen.
* Der Bal Folk ist ein Versuch, die Ideale der Monte Verità-Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts zu verwirklichen: eine Gemeinschaft, in der alles Platz hat und die offen und interessiert ist an einer Vielfalt von Menschen, die sich im Tanz begegnen.
Im Podcast zu hören sind:
* Dr. Florian Lippke: Präsident und künstlerischer Leiter des Festivals ‘Vertanzt' und Organisator diverser Bal Folk-Anlässe in der Schweiz
* Barbara Leitherer: Dozentin für Historischen Tanz, Schola Cantorum Basiliensis
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8/20/2024 • 33 minutes, 21 seconds
Nicoletta Cosentino – mit Sugo und Pesto gegen häusliche Gewalt
Nicoletta Cosentino hat vor fünf Jahren in Sizilien den Verein der «Cuoche combattenti» ins Leben gerufen, eine Sozialfirma, in der sie Frauen beschäftigt, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind.
Ihr Ziel ist es, den Frauen mit einem Praktikum in der Lebensmittelbranche eine Anlehre zu verschaffen und ihnen damit eine Startchance für eine berufliche und finanziell unabhängige Existenz zu vermitteln.
* Gewalt gegen Frauen
* häusliche Gewalt
* Femizide
* Selbstermächtigung
* Emanzipation
* Melonis Familienpolitik
* Melonis Sozialpolitik
* Italien
* Sizilien
Im Podcast zu hören sind:
* Nicoletta Cosentino, Opfer psychischer Gewalt in der Ehe, Initiantin der «Cuoche combattenti», Unternehmerin
* Dima, Opfer häuslicher Gewalt, ehemalige Mitarbeiterin der Cuoche combattenti
* Anita Bestler, Soziologin in Palermo, Autorin eines Sachbuchs über die sizilianische Mafia
* Giorgia Meloni, italienische Ministerpräsidentin (Archiv-O-Ton)
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8/16/2024 • 27 minutes, 46 seconds
Kultur-Talk: Das 77. Filmfestival Locarno: Same Same But Different?
Die 77. Ausgabe des Filmfestivals von Locarno ist die vierte unter der künstlerischen Leitung von Giona A. Nazzaro. Und die erste unter der neuen Präsidentin Maja Hoffmann. Sind Veränderungen auszumachen?
Der grösste internationale Kulturanlass der Schweiz ist fest verankert im Tessin. Mit Konkurrenz in Venedig, Cannes, Berlin und in Zürich. Wie versöhnt der künstlerische Direktor Giona A. Nazzaro die Locarneser Tradition mit den Anforderungen der Zukunft? Was bringt die in der globalen Kunstszene bestens vernetzte neue Präsidentin an internationalem Flair? Und wo steht die traditionelle Fusion von Filmkunst und Publikumskino im Zeitalter der allzeit verfügbaren Streaming-Flut? Eine kritische Runde mit Michael Sennhauser, Ruth Baettig (Filmexplorer) und Peter Claus (Filmjournalist aus Berlin).
8/14/2024 • 27 minutes, 51 seconds
Sebastian Steffen – Literat trotz Schreibschwäche
Geschichten sind sein Zuhause. Schon als Kind hat Sebastian Steffen sich gern Geschichten ausgedacht. Wenn er sie aufgeschrieben hat, gab's ein Problem: Die Rechtschreibung. Bis heute hat er Probleme damit. Trotzdem hat er am Literaturinstitut Biel studiert und bereits drei Romane veröffentlicht.
* Phantasie und Rechtschreibung: Muss man richtig schreiben um gut schreiben zu können?
* Albtraum Schule: Wenn das Lesen und Schreiben für schlaflose Nächte sorgt.
* Dumme Fehler? Von wegen! Menschen mit Legasthenie sind oft besonders intelligent.
* Schreiben mit der Gitarre – die Sprachmelodie hilft Sebastian Steffen beim Texten.
* Mundart macht das Schreiben leichter.
Im Podcast zu hören sind:
* Sebastian Steffen, Autor
* Monika Brunsting, Psychologin und Psychotherapeutin, Expertin für Dyslexie
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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8/13/2024 • 6 minutes, 59 seconds
Sebastian Steffen – Literat trotz Schreibschwäche
Geschichten sind sein Zuhause. Schon als Kind hat Sebastian Steffen sich gern Geschichten ausgedacht. Wenn er sie aufgeschrieben hat, gab's ein Problem: Die Rechtschreibung. Bis heute hat er Probleme damit. Trotzdem hat er am Literaturinstitut Biel studiert und bereits drei Romane veröffentlicht.
* Phantasie und Rechtschreibung: Muss man richtig schreiben um gut schreiben zu können?
* Albtraum Schule: Wenn das Lesen und Schreiben für schlaflose Nächte sorgt.
* Dumme Fehler? Von wegen! Menschen mit Legasthenie sind oft besonders intelligent.
* Schreiben mit der Gitarre – die Sprachmelodie hilft Sebastian Steffen beim Texten.
* Mundart macht das Schreiben leichter.
Im Podcast zu hören sind:
* Sebastian Steffen, Autor
* Monika Brunsting, Psychologin und Psychotherapeutin, Expertin für Dyslexie
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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8/13/2024 • 30 minutes, 23 seconds
Kultur-Talk: Was braucht’s für eine Geschichte, Richard McGuire?
Der US-amerikanische Künstler Richard McGuire kann auf ungewöhnliche Weise erzählen, zum Beispiel mit Musik oder einigen wenigen Strichen. Seine Geschichten bringen dennoch schwierige Dinge auf den Punkt.
Richard McGuire hat viele Talente. Neben Illustrationen, Bildern und Musik macht er Filme, Kinderbücher, Skulpturen und Comics. Berühmt wurde er mit seiner Graphic Novel «Here» (2014), die keine einzelne Geschichte erzählt, sondern von Zeit und Raum und der Vergänglichkeit handelt. Das klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Wie er darauf kam und was ihn daran interessiert, erzählt Richard McGuire im Kultur-Talk. Ellinor Landmann hat mit ihm in seiner Ausstellung «Then and There, Here and Now» im Cartoon Museum Basel gesprochen (bis 3.11.).
8/9/2024 • 27 minutes, 27 seconds
Kultur-Talk: Stecken die Geisteswissenschaften in der Krise?
Die Zahl der Studierenden an Schweizer Universitäten hat innert zehn Jahren in manchen Geisteswissenschaften stark abgenommen. «Die traditionellen bildungskanonischen Fächer verlieren an Bedeutung», stellt die Schweizerische Akademie der Geisteswissenschaften fest.
Woran liegt es? Können Geisteswissenschaften (mit Ausnahme der Psychologie) ihren Nutzen nicht genügend vermitteln? Sind die Stärken geisteswissenschaftlicher Studien – Einordnen, Differenzieren, Gewichten – heute weniger gefragt als ökonomisch direkt verwertbares Wissen? Was tun? Moderiert von Raphael Zehnder, diskutieren Ursula Bähler, Professorin für Französische Literatur an der Universität Zürich, Lea Haller, Generalsekretärin der Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, und Flavio Eichmann, Generalsekretär der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte.
8/6/2024 • 28 minutes, 26 seconds
Kultur-Talk: Schonungslos und wahrhaftig: James Baldwin bleibt aktuell
Auch hundert Jahre nach seiner Geburt am 2. August 1924 im New Yorker Schwarzen-Viertel Harlem hat der US-amerikanische Bürgerrechtsaktivist und Autor James Baldwin nichts von seiner Relevanz eingebüsst. Deutsch kann man es im Gesamtwerk nachlesen, das im dtv-Verlag seit 2018 neu aufgelegt wird.
Betraut mit den Neuübersetzungen ist die in Hamburg ansässige Übersetzerin Miriam Mandelkow. Sie spricht über ihre Arbeit, ihre Faszination für Baldwin und über die Bedeutung dieses Autors, dem Selbsterkenntnis über alles ging und der in berührenden Geschichten existentielle Fragen stellte – unerbittlich, freimütig und komisch.
Mit Miriam Mandelkow spricht Franziska Hirsbrunner.
Buchhinweise:
James Baldwin: Kein Name bleibt ihm weit und breit. Deutsch von Miriam Mandelkow. dtv 2024.
James Baldwin: Von dieser Welt. Roman. Deutsch von Miriam Mandelkow. dtv 2018.
8/2/2024 • 28 minutes, 4 seconds
Züchtigung in Freikirchen – mehr als bedauerliche Einzelfälle
Nach dem viel beachteten SRF Dok-Film «Züchtigung im Namen Gottes» wurden die dort beschriebenen Fälle von Freikirchen-Vertretern als Einzelfälle abgetan. Dabei gehörte Züchtigung jahrzehntelang zum Repertoire evangelikaler Erziehungsmethoden – vermeintlich biblisch begründet.
Was macht das mit Betroffenen – und wo steht die Aufarbeitung heute?
Noch bis vor wenigen Jahren wurden viele Kinder in freikirchlichen Familien geschlagen. Der deutsche Kriminologe Christian Pfeiffer ging in einer Studie aus dem Jahr 2013 von jedem 6. Kind aus. Heute lehnt laut Befragungen die Mehrheit der Evangelikalen den Einsatz von Gewalt in der Erziehung ab – aber längst noch nicht alle. Das Schlagen wird mit einzelnen Bibelstellen begründet und hängt mit einem strengen Gottes- und Menschenbild zusammen.
Die Schweizerische Evangelische Allianz positioniert sich klar gegen den Einsatz von Gewalt, ebenso das Netzwerk «Gemeinsam gegen Grenzverletzung», dem rund 60 Kirchen und Verbände angehören. Christliche Erziehung wollen sie positiv sehen und prägen, etwa am «Symposium für gelingende Erziehung» Anfang September.
Alles wichtig und richtig, doch: Wie geht es Betroffenen, die nun im Erwachsenenleben angekommen sind? Wie prägen die Erfahrungen des Geschlagenwerdens ihr Leben? Warum ist das Thema derart tabu und warum lässt eine vertiefte Aufarbeitung auf sich warten?
Im Podcast zu hören sind:
* Lena, Mitte 20, Psychologin, aufgewachsen in einer Freikirche, wurde in ihrer Kindheit geschlagen
* Natascha Bertschinger, Trauma-Therapeutin, Mitarbeiterin der Evangelisch-Methodistischen Kirche Schweiz, aktiv bei stoppgrenzverletzungen.ch u.a.
Weitere Beiträge auf SRF zum Thema:
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
Weitere SRF-Beiträge zum Thema:
https://www.srf.ch/sendungen/dok/christliche-privatschule-chocolatier-juerg-laederachs-evangelikale-welt-unter-beschuss
https://www.srf.ch/play/tv/club/video/was-laeuft-an-christlichen-schulen?urn=urn:srf:video:3615d9ea-adf6-457f-b4a7-4ca96ba2e3eb
7/30/2024 • 28 minutes, 36 seconds
Gratwanderung Operngesang
Mit nur 50 Jahren hat die international berühmte Sopranistin Rachel Harnisch mit Singen aufgehört. Warum, das erzählt sie im Gespräch. Einiges läuft schief im Opernbetrieb. «Wir Sänger sind das kleinste Rädchen in diesem Betrieb. Austauschbar und ohne dass auf uns Rücksicht genommen wird», sagt sie.
* Der Intendant bestimmt. Und hat oft keine Ahnung von Gesang.
* Als Sängerin bist du austauschbar, wer ein Angebot nicht annimmt, wird ersetzt.
* Missbrauch und sexuelle Anspielungen gehören zur Tagesordnung.
* Sinnvoll wäre, ähnlich wie bei Spitzensportlern, den Sänger:innen Coaches zur Seite zu stellen.
Im Podcast zu hören sind:
* die Schweizer Sopranistin Rachel Harnisch
* Mariano Horak, ehemaliger Manager von Rachel Harnisch
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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7/26/2024 • 28 minutes, 31 seconds
Ein Metzger hadert: Illustrator und Ex-Metzger Martin Oesch
Metzger Erwin wälzt sich unruhig im Bett, geplagt von Albträumen und einem schlechten Gewissen. Erwin ist eine Kunstfigur aus einer Graphic Novel. Gezeichnet von Illustrator und Metzger Martin Oesch. «Erwin stellt sich dieselben Fragen, die ich mir gestellt habe. Dürfen wir Tiere töten und essen?»
* Martin Oesch ist gelernter Metzger- Er liebt das Handwerk, aber hadert mit der Fleischindustrie.
* Als Illustrator arbeitet er an einer Graphic Novel. Im Zentrum Metzgermeister Erwin, stolzer Berufsmann, aber geplagt von Sinnfragen.
* Graphic Novel soll über den Metzgerberuf und Fleischbranche aufklären.
* Fleischkonsum in der Fleisch. Was essen wir und welcher Einfluss hat die Agrarpolitik auf unseren Teller?
* Fleischkonsum und Klima
* Wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus?
Im Podcast zu hören sind:
* Martin Oesch, Illustrator und Metzger
* Heinrich Bucher, Direktor Proviande, Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft
* Robert Finger, Professor für Agrarökonomie und Agrarpolitik ETH Zürich
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7/23/2024 • 28 minutes, 9 seconds
Hebamme Ottilia Grubenmann – früh emanzipiert in Appenzell
Ottilia Grubenmann (1917-2003) war über 50 Jahre als Hebamme im Appenzellerland tätig. Sie eröffnete eines der ersten Geburtshäuser der Schweiz und engagierte sich für eine ganzheitliche Geburtshilfe. Sie ergriff Partei für ledige Mütter, auch wenn sie bei kirchlichen Autoritäten aneckte.
* Geburtshilfe
* ledige Mütter
* uneheliche Kinder
* Geburtshaus
* Frauenhaus
* Doppelmoral der römisch-katholischen Kirche
* Männermacht
* Schweizer Frauengeschichte
Im Podcast zu hören sind:
* Hebamme Ottilia Grubenmann (1917-2003) im historischen O-Ton aus dem Radioarchiv
* Stephan Grubenmann, Arzt, Heilpädagoge, Sohn
* Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin
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7/19/2024 • 28 minutes, 26 seconds
«Wir kommen» – Kollektives Schreiben gegen Tabus
Es war ein Experiment: 18 Autor:innen haben 6 Wochen lang anonym an einem Text gearbeitet. Das Ergebnis ist der Kollektivroman «Wir kommen». Es geht um Sex, das Alter und um weibliches Begehren. Das gemeinsame Schreiben bot den Teilnehmenden allerhand Freiheiten, doch es barg auch Konfliktpotenzial.
* Der Kollektivroman «Wir kommen» wurde im Frühjahr 2024 vom feministischen Literaturkollektiv «Liquid Center» herausgegeben, bestehend aus Elisabeth R. Hager, Verena Günter und Julia Wolf. Mitgeschrieben haben 18 Autor:innen unterschiedlichen Alters.
* Das Buch beinhaltet weibliche Perspektiven auf die Welt: Themen wie Menstruation, Begehren oder Wechseljahre gelten bis heute mitunter als nicht ernstzunehmender Gegenstand von Literatur.
* Schreiben im Kollektiv kann inspirierend sein und bietet einen Schutzraum, um sich zu öffnen.
* Hierarchien bleiben auch im Kollektiv bestehen.
* Gemeinsam zu schreiben bedeutet, Kontrolle abzugeben. Das kann zu Konflikten führen.
* Zwei Autor:innen von «Wir kommen» sind ausgestiegen. Ihre Texte blieben drin.
* Kollektives Schreiben ist kein neues Phänomen, sondern so alt wie die Literaturgeschichte selbst. Aber die Formen und Gründe dafür haben sich verändert.
Im Podcast zu hören sind:
* Elisabeth R. Hager, Mit-Herausgeberin des Kollektivromans «Wir kommen» und Autorin
* Erica Fischer, Mit-Autorin von «Wir kommen»
* Simoné Goldschmidt-Lechner, Mit-Autorin von «Wir kommen»
* Dr. Daniel Ehrmann, Literaturwissenschaftler Universität Wien
* Elke Heidenreich, Literaturkritikerin
* Lisa Christ, Literaturkritikerin und Slampoetin
* René Aguigah, Kulturjournalist
Buchangaben: «Wir kommen». Herausgegeben von «Liquid Center». Dumont Buchverlag 2024. 208 Seiten.
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7/16/2024 • 28 minutes, 38 seconds
Tonnenweise Treibhausgase: Die Klimakrise und die Wohlhabenden (W)
Julien Backhaus ist Unternehmer. Er fliegt gern und viel. Auch Privatjet. Meistens Kurzstrecke. Und er hat auch nicht vor, das zu ändern. Klimakrise hin oder her. Und die Daten zeigen klar: Je wohlhabender jemand ist, desto mehr schadet er dem Klima. Wie gehen wir als Gesellschaft damit um?
* Wohlstand ist ein Klimakiller: 1% der Weltbevölkerung verursacht rund 8,5 Milliarden Tonnen Treibhausgase pro Jahr, während die ganze ärmere Hälfte der Weltbevölkerung insgesamt 6,1 Milliarden Tonnen pro Jahr ausstösst (Quelle: World Inequality Lab).
* Was bedeuten diese Daten für die Klimagerechtigkeit? Wer trägt welche Verantwortung in der Klimakrise?
* Privatjets verbieten? Auf Fleisch verzichten? Anreize schaffen für klimafreundliche Technologien und Hoffnung auf eine technische Lösung? Wie meistern wir die Krise?
Im Podcast zu hören sind:
* Julien Backhaus, Verleger und Autor und Vielflieger
* Dominic Roser, Klimaethiker
* Helene Niedhart, Vizepräsidentin des Schweizer Branchenverbandes für Geschäftsfliegerei (SBAA)
* Isabelle Pasquier-Eichenberger, Nationalrätin Grüne
Erstsendung: 4.8.2023
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7/12/2024 • 28 minutes, 16 seconds
Kultur-Talk: Brennpunkt Taiwan
Der Konflikt zwischen Taiwan und China hat in jüngster Zeit beunruhigend an Schärfe gewonnen. Die Wurzeln der Auseinandersetzung liegen in der Historie. Droht ein Krieg? Und was wären die Folgen? Der deutsche Sinologe und Taiwan-Experte Gunter Schubert ist zu Gast bei Felix Münger.
Gunter Schubert ist Professor am Asien-Orient-Institut der Universität Tübingen und Direktor des dortigen «European Research Centers on Contemporary Taiwan». In seinem aktuellen Werk «Kleine Geschichte Taiwans» schildert er für Laien verständlich die historischen Wurzeln des Konflikts.
Taiwan will sich auf keinen Fall der Parteidiktatur Chinas mit ihren eklatanten Menschenrechtsverletzungen beugen. Dennoch fühlen sich viele auf dem Inselstaat kulturell China zugehörig. Gibt es überhaupt eine taiwanische Identität?
Buchhinweis: Gunter Schubert. Kleine Geschichte Taiwans. C.H. Beck 2024.
7/10/2024 • 28 minutes, 13 seconds
Wie viel Hund braucht der Mensch? (W)
Hunde sind im Trend – doch wie passen sie in eine moderne Gesellschaft?
Corona hat sichtbar werden lassen, was sich vorher schon abzeichnete: ein Trend zum Hund als Haustier. Damit verbunden sind Probleme wie illegaler Welpenhandel, überforderte Hundehalter:innen und überfüllte Tierheime. Trotzdem scheint das Interesse am Hund ungebrochen: Warum eigentlich?
In seiner ursprünglichen Funktion als Schutz-, Hüte- oder Jagdhunde ist das älteste Haustier des Menschen zwar immer noch im Arbeitseinsatz, doch im Privathaushalt sind weniger deren jahrhundertelang gezüchteten Qualitäten gefragt als vielmehr ihre emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Da geht es um Liebe. Doch Hund und Mensch sprechen nicht dieselbe Sprache, reden oft aneinander vorbei. Beissunfälle, Tierquälerei, Gekläff sind einige der Folgen. Passen Hunde, diese begnadeten Anpassungskünstler, wirklich noch in unsere komplexe Gesellschaft? Ja, wenn wir uns die Mühe nehmen, ihre Sprache besser zu verstehen. Die Wissenschaft jedenfalls hat sie schon ziemlich weit entschlüsselt.
Im Podcast zu hören sind:
* Annette, tapfere Mutter eines 16-jährigen Jungen, der sich sehnlichst einen Hund wünscht, mit ihm aber restlos überfordert war
* Cassy, eine schöne, aber höchst verhaltensgestörte Malinoishündin aus unseriöser Welpenproduktion auf dem Weg zur Besserung
* Alain und Shirin Scheidegger, zwei passionierte Hundetrainer, deren Spezialität schwierige Hunde und deren Menschen sind
Erstsendung: 29.12.2023
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7/9/2024 • 27 minutes, 54 seconds
Kultur-Talk: Liebe, Ritual, Verrat – warum wir küssen
Zungenkuss, Handkuss, Bruderkuss – das Küssen ist eine uralte Form der Kommunikation. Je nach Umständen kann es ganz Unterschiedliches bedeuten und Küssende auch in Gefahr bringen. Der Forscher Hektor Haarkötter unternimmt in seinem aktuellen Buch eine packende Reise durch die Welt des Küssens.
Hektor Haarkötter ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. In seinem Werk «Küssen – eine berührende Kommunikationsart» legt er dar, dass längst nicht alle Menschen küssen: In weiten Teilen des globalen Südens ist es wenig verbreitet.
Im Norden der Erde indessen spielt es seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle: als Begrüssungsritual, erotisches Spiel oder auch als verpöntes sündhaftes Treiben. Heute sei die grosse Zeit des Küssens vorbei, urteilt Haarkötter.
Buchhinweis: Hektor Haarkötter. Küssen – eine berührende Kommunikationsart. S. Fischer 2024 (284 S.).
7/5/2024 • 28 minutes, 4 seconds
Kultur-Talk: Wie belastet ist die Bührle-Sammlung, Raphael Gross?
Seit 2021 sind die umstrittenen Bilder des Waffenproduzenten als Leihgaben im Kunsthaus Zürich zu sehen. Nach einer heftigen Kontroverse hat der Schweizer Historiker Raphael Gross ihre Herkunft untersucht. Die Ergebnisse lassen aufhorchen.
Unter den Bildern, die Waffenproduzent Emil Bührle zwischen 1935 und 1955 kaufte, entstammen viel mehr als bisher bekannt aus jüdischen Sammlungen. Die bisher geleistete stiftungseigene Forschung weist Lücken und Fehler auf. Es ist weitere Forschung nötig. Das sind die wichtigsten Ergebnisse aus dem Forschungsbericht von Raphael Gross und seinem Team. Der Schweizer Historiker ist Präsident des Deutschen Historischen Museums, Mitglied in der beratenden Kommission, die in Deutschland über strittige Raubkunstfälle berät. Im Gespräch mit Ellinor Landmann erläutert er den Forschungsbericht.
Link zum Forschungsbericht:
https://www.stadt-zuerich.ch/kultur/de/index/kultur_stadt_zuerich/leitbild-publikationen/evaluation-buehrle.html
7/3/2024 • 26 minutes, 59 seconds
Kultur-Talk: Im Schatten der Scheinwerfer: Machtmissbrauch in der Musikbranche
Fans, Musikerinnen, Mitarbeiterinnen von Plattenfirmen und Agenturen: Viele Frauen in der Musikbranche scheinen Diskriminierung und sexualisierte Gewalt erfahren zu haben – ausgeübt von mächtigen Männern. Ein Talk mit Daniel Drepper darüber, was die Musikbranche anfällig macht für Machtmissbrauch.
Ausgehend von ihrer Investigativ-Recherche zu den Vorwürfen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann nehmen Daniel Drepper und Lena Kampf die Musikindustrie unter die Lupe – und decken Strukturen auf, die Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen: Musikstars werden teilweise wie Götter verehrt, für die keine Grenzen zu gelten scheinen. Deals werden nachts an der Bar eingefädelt. Über Missstände zu sprechen ist schwierig, in einer Branche in der jeder jeden kennt und Empfehlungen alles sind. Aber das System scheint ins Wanken zu kommen.
Buchhinweis: Daniel Drepper und Lena Kampf: «Row Zero. Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie», Eichborn Verlag, erschienen am 28.5.2024.
7/2/2024 • 28 minutes, 31 seconds
Warum Lärmschutz einen langen Atem braucht
Lärm schadet der Gesundheit: In der Schweiz gehen deshalb jährlich 70'000 Lebensjahre verloren. Doch der Lärmschutz kommt nur langsam voran. Betroffene, die ihr Recht einfordern, brauchen Zeit, Geld und Nerven. Wie Liselotte Rohr aus Seon (AG), die für eine Temporeduktion gekämpft hat.
- In der Schweiz sind 1,1 Millionen Menschen übermässigem Lärm ausgesetzt. Die grösste Lärmquelle ist der Strassenverkehr.
- Die Lärmliga kritisiert: Viele Strassen werden nur auf dem Papier saniert, weil eine Ausnahmeregelung in manchen Kantonen zu häufig angewandt wird.
- Bei der Umsetzung des Lärmschutzes gibt es erhebliche Zielkonflikte. Nun will das Parlament den Lärmschutz lockern, um das Bauen von Wohnungen zu erleichtern.
- Lärm ist ein Stressfaktor und hat langfristig gesundheitliche Folgen. Die Risiken werden unterschätzt, sagt ein Umwelt-Epidemiologe von der Universität Basel.
- Man kann sich nicht an Lärm gewöhnen – auch jene, die sich nicht gestört fühlen, haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko.
Im Podcast zu hören sind:
- Liselotte Rohr, Lärmbetroffene aus dem aargauischen Dorf Seon.
- Martin Röösli, Professor für Umwelt-Epidemiologe am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel.
- Sophie Ribaut, Juristin, Vorstandsmitglied der Lärmliga
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6/28/2024 • 27 minutes, 1 second
Kultur-Talk: Selbstdarstellung statt Faktentreue: Das «Moralspektakel»
Der Philosoph Philipp Hübl beschäftigt sich seit langem mit den gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung, zuletzt in seinem Buch «Moralspektakel». Um Aufmerksamkeit geht es in den sozialen Medien. Deren Akteure überbieten sich mit Darstellungen, wie moralisch sie sind.
«Moralische Urteile kann jeder fällen. Moral ist eine ideale Waffe im Statuskampf», schreibt Philipp Hübl. Er zeigt, wie sich viele in den sozialen Medien in «guter Gesinnung» übertreffen und gnadenlos über «Abweichler» aus dem eigenen Lager und über Gegner herfallen. Im Netz zeigt sich eine Spaltung der Gesellschaft, die offline nicht nachweisbar ist. Gerade die gut ausgebildete kreative Klasse in reichen demokratischen Ländern inszeniert sich als Hüterin der Moral. Doch welche ist die richtige? Und weshalb stellt sich sogar die CIA als «divers» dar? Ein Gespräch mit dem Berliner Philosophen.
Buchhinweis: Philipp Hübl: «Moralspektakel. Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht», 2024, München: Siedler.
6/26/2024 • 28 minutes, 30 seconds
Pionier des Laientheaters: Oskar Eberle (1902-1956)
Bekannt für seine christlich-nationalen Festspiele, geriet der Regisseur und Theaterforscher Oskar Eberle im Zuge der Aufarbeitung der Geistigen Landesverteidigung in Verdacht, sich an nationalsozialistischen Ästhetiken orientiert zu haben. Neue Forschungen zeigen, dass dies unhaltbar ist.
Aufgewachsen in Schwyz und geprägt von der Theatralität des katholischen Jahreskalenders, galt Oskar Eberles Leidenschaft schon früh dem Theater.
In den 1920er Jahren hat er die frühe Geschichte des Schweizer Theaters erforscht. Seine «Theatergeschichte der innern Schweiz 1200 – 1800» gilt bis heute als ein Standardwerk.
Eberle hat vier Mal das Einsiedler Welttheater inszeniert, die Luzerner Spielleute gegründet und wollte Luzern zur Festspielstadt machen. Neben grossen Erfolgen gab es auch immer wieder Abstürze und Rückschläge.
Aktuelle Forschungen zeigen ein neues Bild des umtriebigen Künstlers: Die Theaterhistorikerin Heidy Greco-Kaufmann hatte im Rahmen eines Nationalfonds-Forschungsprojekts erstmals Zugang zum privaten Nachlass von Oskar Eberle und konnte anhand der Tagebücher und Agenden aus den 1930er und 1940er Jahren zeigen, dass Eberle in Berlin enge Kontakte mit jüdischen und antifaschistisch eingestellten Wissenschaftlern und Theaterschaffenden pflegte.
Eberle stellte sein Theaterschaffen in den Dienst der Geistigen Landesverteidigung: Nationalsozialismus und Faschismus wollte er mit christlich-humanistischen Werten bekämpfen.
Im Podcast zu hören sind:
Heidy Greco-Kaufmann, Theaterhistorikerin und Eberle Expertin. Mitherausgeberin von «Theaterpionier aus Leidenschaft», Chronos Verlag Zürich 2024.
Oskar Eberle im historischen Oton und in Auszügen aus seinen Tagebüchern.
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
6/25/2024 • 28 minutes, 25 seconds
Vom Werden und Wirken von Werkzeug
Womit der Mensch werkt und wirkt. Die Kulturgeschichte des Werkzeugs und die erstaunliche Firmengeschichte von «PB Swiss Tools». Das Familien-KMU erfindet Werkzeug immer wieder neu. Und der Schraubenzieher mit dem leuchtend roten Griff aus dem Emmental ist eine Ikone des Schweizer Industriedesigns.
• Wie sich «Design aus der Steinzeit» bis heute bewährt.
• Wie Tiere Werkzeug nutzen.
• Wie aus einer Emmentaler Dorf-Schmitte ein international erfolgreiches KMU wurde.
• Wie Werkzeug immer wieder «neu» erfunden wird.
• Wie man einen Schraubenzieher macht.
• Warum manches Werkzeug übel stinkt – und was dagegen wirkt.
Im Podcast zu hören sind:
• Eva Jaisli, CEO / Inhaberin «PB Swiss Tools»
• Max Baumann, VR / Inhaber «PB Swiss Tools»
• Peter Bretscher, Kulturhistoriker
• Jürg Sedlmeier, Archäologe
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6/21/2024 • 28 minutes, 3 seconds
Wie Schweizer Museen von NS-Flüchtlingen profitierten
Der jüdische Bankier Hugo Simon floh 1933 vor den Nationalsozialisten nach Paris. Seine Kunst brachte er wie viele andere Sammler in Schweizer Museen unter. Neue Forschung zeigt, wie seine Notlage als Verfolgter durch Schweizer Akteure skrupellos ausgenutzt wurde.
Er schaffte es zwar aufs Schiff nach Brasilien, doch viel mehr als sein Leben konnte Hugo Simon 1941 nicht retten. Die Bilder aus seiner Sammlung hingegen hängen bis heute in Schweizer Kunstmuseen, in Zürich, Basel, Winterthur oder Chur. Wie sie dahin kamen, davon handelt dieser Kontext. Ein dunkles Kapitel Schweizer Kunstgeschichte mit Hugo Simons Urenkel, Rafael Cardoso, und der Provenienzforscherin Nina Senger.
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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6/18/2024 • 27 minutes, 50 seconds
Auktionen – Handel mit Hammerschlag
In Filmen sind Auktionen mondäne Veranstaltungen, an denen sich wohlhabende Sammlerinnen und Sammler tummeln und auch mal jemand ganz aus Versehen ein teures Kunstwerk kauft. Die Realität sieht etwas weniger glamourös aus, aber spannend.
* Wie funktionieren Auktionen?
* Trennungen, Todesfälle, Umzüge: Deshalb kommen Objekte zur Auktion.
* Wer kauft, wer verkauft an Auktionen?
* Mit Flohmarktfund Millionen machen – gibts das wirklich?
* Gehts im Auktionshaus nur um Geld?
Im Podcast zu hören sind:
* Marius Heer, Auktionator, Inhaber des Auktionshauses Dobiaschofsky, Bern
* Thomas Jarek, Kunsthistoriker, im Auktionshaus Dobiaschofsky verantwortlich für Gemälde
* Magda Spiegel, Verantwortliche der Abteilung Antiquitäten, Skulpturen und Grafik bei Dobiaschofsky
* Martina Schiller, Assistentin der Geschäftsleitung im Auktionshaus Dobiaschofsky
* Claude Reinhardt, Sammler
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6/14/2024 • 27 minutes, 28 seconds
Kultur-Talk mit Ronald Reng: «1974 – Eine deutsche Begegnung»
Manche Fussballspiele sind mehr als Sportereignisse. So auch das Spiel zwischen der DDR und der BRD am 22. Juni 1974 an der Fussball-WM in Westdeutschland. Der Journalist und Autor Ronald Reng hat die Geschichte des Spiels aufgearbeitet und erzählt so ein ganzes Kapitel deutscher Zeitgeschichte.
Nur ein einziges Mal treffen die Mannschaften der BRD und der DDR aufeinander. Und das ausgerechnet an der Fussball-WM 1974 in Westdeutschland.
Dass das Spiel am 22. Juni 1974 im Hamburger Volksparkstadion dank eines Tores Jürgen Sparwassers überraschenderweise zu Gunsten der DDR ausging, ist hinlänglich bekannt. Dass sich damit aber eine ganze Zeit- und Kulturgeschichte der Siebzigerjahre erzählen lässt, die die RAF, die Entspannungspolitik und den Rücktritt Willy Brandts, die Aufbruchstimmung und die trotzdem schlechte Menschrechtssituation in der DDR genauso zum Thema hat wie die Entstehung der TV-Kommissarin Bella Block durch das ehemalige DKP-Mitglied Doris Gercke, das führt uns der deutsche Journalist und Autor Ronald Reng (Robert Enke – Ein allzu kurzes Leben) in seiner aktuellen deutsch-deutschen Fussballgeschichte «1974 – Eine deutsche Begegnung» eindrücklich vor Augen.
Ein Gespräch mit dem Autor über viel mehr als Fussball.
6/12/2024 • 28 minutes, 24 seconds
Anna Louisa Karsch: Eine Wunderpoetin der Aufklärung
Anna Louisa Karsch war eine Ausnahmeerscheinung im 18. Jahrhundert: Als Frau aus ärmlichen Verhältnissen sorgte sie als Stehgreifdichterin für Furore und konnte von ihrer Dichtkunst sogar leben. Neben ihrem Talent fürs Dichten hatte sie eine Gabe fürs Netzwerken und baute sich einen Förderkreis auf.
* 1722 wurde Anna Louisa Karsch als Tochter eines Bierbrauers in Schlesien geboren. Sie besuchte nie die Schule und wurde dennoch zur gefeierten und gefragten Poetin im 18. Jahrhundert.
* Dank zahlreicher Unterstützer reüssierte sie ab 1761 in den literarischen Kreisen Berlins, machte Bekanntschaft mit Goethe, Klopstock, Lessing, Mendelssohn und vor allem Gleim, Sulzer und Bodmer.
* Egal ob Gedicht oder Brief: Sie sprach immer in Versen; hielt sich weder an Regeln noch Form, brachte dafür das zum Ausdruck, was der Augenblick, die Inspiration ihr bescherte und vertraute dabei ganz auf ihre Empfindungen.
* 1764 erschienen ihre «Auserlesenen Gedichte»: Die Ausgabe brachte Anna Louisa Karsch 2000 Taler ein, Freunde legten das Geld für sie an und sicherten ihr damit bis ans Lebensende ein Einkommen.
Im Podcast zu hören sind:
* Ute Pott, Direktorin im Gleimhaus in Halberstadt, Literaturwissenschaftlerin und Herausgeberin des Buches «Plötzlich Poetin!? Anna Louisa Karsch – Leben und Werk». Wallstein-Verlag
* Jana Kittelmann, Literaturwissenschaftlerin Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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6/11/2024 • 28 minutes, 4 seconds
Mit Geduld und Beharrlichkeit – was Vereine bewirken können
Die Schweiz gilt als «Vereinsweltmeisterin». Der Soziologe Markus Lamprecht beleuchtet die Motivation für ein Engagement im Verein und die Stabilität dieser Organisationsform. Elisabeth Schweighauser hat in Bottmingen soziale Projekte konzipiert und umgesetzt, mit Gleichgesinnten, in einem Verein.
* Vereine halten die Gesellschaft zusammen.
* Mit Geduld und Beharrlichkeit kommt man (vielleicht) voran.
* In Vereinen finden Menschen Spass und Austausch.
* Die Schweiz zählt zwischen 80'000 und 100'000 Vereine.
* 75% der Bevölkerung über 15 gehört einem Verein oder einer gemeinnützigen Organisation an.
* Ältere Menschen, solche vom Land und mit Schweizer Staatsangehörigkeit engagieren sich häufiger.
* Das Engagement in Vereinen ist seit Jahrzehnten stabil.
Im Podcast zu hören sind:
* Elisabeth Schweighauser-Winkler, brachte vor 20 Jahren mit ihren Vereinsaktivitäten das Familienzentrum in Bottmingen und die erste Tagesschule auf Primarstufe im Kanton Basel-Landschaft voran
* Markus Lamprecht, Soziologe, Mitautor des «Freiwilligen-Monitors Schweiz»
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6/7/2024 • 27 minutes, 51 seconds
Mit Geduld und Beharrlichkeit – was Vereine bewirken können
Die Schweiz gilt als «Vereinsweltmeisterin». Der Soziologe Markus Lamprecht beleuchtet die Motivation für ein Engagement im Verein und die Stabilität dieser Organisationsform. Elisabeth Schweighauser hat in Bottmingen soziale Projekte konzipiert und umgesetzt, mit Gleichgesinnten, in einem Verein.
* Vereine halten die Gesellschaft zusammen.
* Mit Geduld und Beharrlichkeit kommt man (vielleicht) voran.
* In Vereinen finden Menschen Spass und Austausch.
* Die Schweiz zählt zwischen 80'000 und 100'000 Vereine.
* 75% der Bevölkerung über 15 gehört einem Verein oder einer gemeinnützigen Organisation an.
* Ältere Menschen, solche vom Land und mit Schweizer Staatsangehörigkeit engagieren sich häufiger.
* Das Engagement in Vereinen ist seit Jahrzehnten stabil.
Im Podcast zu hören sind:
* Elisabeth Schweighauser-Winkler, brachte vor 20 Jahren mit ihren Vereinsaktivitäten das Familienzentrum in Bottmingen und die erste Tagesschule auf Primarstufe im Kanton Basel-Landschaft voran
* Markus Lamprecht, Soziologe, Mitautor des «Freiwilligen-Monitors Schweiz»
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6/7/2024 • 27 minutes, 51 seconds
Kultur-Talk: Lukas Bärfuss und das Welttheater Einsiedeln
Im Sommer kommt das Einsiedler Welttheater hundert Jahre nach der ersten Spielzeit zum 17. Mal als Freilichttheater vor der barocken Klosterkirche zur Aufführung. Die zeitgenössische Nachdichtung des barocken Moralspiels hat Lukas Bärfuss verfasst, Büchnerpreisträger und eminent politischer Autor.
Im Gespräch gibt der Autor Lukas Bärfuss Auskunft über seine Beziehung zu Einsiedeln und dem «Grossen Welttheater» von Pedro Calderón de la Barca. Worin liegt seine Perspektive auf das barocke Welt-Erklärungs-Stück? Wie überschreibt er das Drama und seine Figuren? Wie eng ist das Korsett? Was bleibt vom barocken Spiel übrig? Was verbindet ihn persönlich und als Schriftsteller mit Einsiedeln und seiner Theatertradition? Was kann Theater mit Laiendarsteller:innen in seinen Augen leisten, was macht es besonders?
Mit Lukas Bärfuss spricht Andreas Klaeui.
Welttheater Einsiedeln: Premiere am 11. Juni (Ausweichdatum 12. Juni), Vorstellungen bis 7. September
6/5/2024 • 28 minutes, 22 seconds
Festen mit Resten – ein Bankett gegen Food Waste (W)
Ein Drittel aller Lebensmittel in der Schweiz landet im Müll. Deshalb fordern Foodsave-Bankette zu mehr Wertschätzung auf: Einmal im Jahr gibt es an verschiedenen Orten ein Festessen aus Überschüssen. Dahinter steht der Verein Foodwaste.ch, der sich gegen die Verschwendung engagiert.
* Ein Besuch beim Foodsave-Bankett in Münsingen bei Bern: Freiwillige aus verschiedenen Generationen helfen mit, ein öffentliches Festessen für rund 500 Personen auszurichten.
* Können solche lokalen Initiativen gegen Food Waste zu einem Bewusstseinswandel beizutragen?
* Einen grossen Anteil am Food Waste in der Schweiz haben die Privathaushalte. Wie kann man Einzelpersonen zu einer Veränderung des Verhaltens bewegen?
* Der Bundesrat hat 2022 einen Aktionsplan verabschiedet mit dem Ziel, die Lebensmittelverschwendung in der Schweiz bis ins Jahr 2030 zu halbieren. Was muss geschehen, damit das realistisch ist?
Im Podcast sind zu hören:
* Johanna Knutti Rutishauser, Organisatorin des Foodsave Banketts in Münsingen
* Katrin Zaugg, Bio-Bäuerin in Beitenwil
* Rahel Galliker, Vizepräsidentin des BAFU
* Claudio Beretta, Umweltnaturwissenschaftler an der ZHAW und Präsident des Vereins Foodwaste.ch
* Freiwillige Helferinnen und Helfer des Food Save Banketts in Münsingen
Erstsendung: 29.9.2023
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6/4/2024 • 27 minutes, 4 seconds
Urs Habegger: «Vom Strassenverkäufer zum Buchautor»
Urs Habegger verweigert nach einem Schicksals-Schlag die Sozialhilfe und verdient Geld als Heft-Verkäufer in einer Unterführung. Dort sammelt er Geschichten, die ihn nach vielen Lebens-Wendungen zum Buch-Autor machen. Eine Erfolgs-Geschichte, die auch die Mängel des Schweizer Sozialstaates aufzeigt.
Der gelernte Schriftsetzer Urs Habegger steht bestens im Leben als ihn eine misslungene Operation aus der Bahn wirft. Er verliert seinen Job. Doch auf Hilfe des Staates will er nicht zurückgreifen. Er fürchtet, seine Freiheit und Mündigkeit zu verlieren. Fortan verdient Urs Habegger sein Geld in der Bahnhofsunterführung Rapperswil als Verkäufer eines Strassenmagazins. Was eine Notlösung war, erweist sich auch als Inspirationsquelle. Die Unterführung wird zu Urs Habeggers Bühne. Die Geschichten, die sich vor ihm abspielen, schreibt er auf und kann sie nun als Buch herausgeben. Dafür bekommt er, zurecht, viel Respekt. Doch Sozialwissenschaftler bemängeln, dass der Staat es in Not geratenen Menschen schwer macht, Sozialhilfe zu beziehen. Sie fordern ein Umdenken bei Behörden und Bevölkerung.
* Mythos «Ein Schicksals-Schlag nimmt eine unerwartete Wendung, die zum Happy End führt».
* Armut kann auch in der reichen Schweiz fast jeden treffen.
* Das Stigma der Sozialhilfe hält Menschen davon ab, diese zu beziehen.
Im Podcast zu hören sind:
* Urs Habegger, Surprise-Verkäufer in Rapperswil und Buchautor
* Carlo Knöpfel, Professor für Sozialpolitik und Sozialarbeit an der Hochschule für Soziale Arbeit in Basel, Projektmitarbeiter des Nationalen Armutsmonitorings des Bundes
* Diana Frei, Co- Redaktionsleiterin des Strassenmagazins Surprise
Buchhinweis: Habegger, Urs: Am Rande mittendrin. Erlebnisse eines Surprise-Verkäufers. Zürich 2024 (elfundzehn Verlag).
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5/31/2024 • 29 minutes, 10 seconds
Kultur-Talk: Ein anderer Kafka – zu entdecken in den Familienfotos
Franz Kafka lästerte gerne über seine Familie. Er wohne «im Hauptquartier des Lärms», schrieb er 1911 in sein Tagebuch. Doch bis zu seinem Tod 1924 blieb er das Zentrum dieser Familie. Nicht nur bei den Eltern, auch bei seinen drei Schwestern stand er immer an erster Stelle.
Der Kafka-Forscher Hans-Gerd Koch präsentiert in «Kafkas Familie. Ein Fotoalbum» neben bekannten über hundert bislang unbekannte Fotografien, die Franz Kafkas Familie ins Zentrum rücken. Man erfährt von ihrem bemerkenswerten Aufstieg aus ärmlichen südböhmischen Verhältnissen ins Bürgertum von Prag, bis sie im Holocaust fast ganz vernichtet wurde. Begleitet von kurzen Texten Kafkas und seines Umfelds zeigen die Fotos einen Lebensalltag, den Kafka prägte und der ihn prägte.
Mit Hans-Gerd Koch spricht Franziska Hirsbrunner.
Buchhinweis: Hans-Gerd Koch (Hrsg.). Kafkas Familie. Ein Fotoalbum. 208 Seiten. Wagenbach.
5/28/2024 • 28 minutes, 29 seconds
Kultur-Talk: Kritikerrunde vom 77. Filmfestival Cannes
Das Filmfestival von Cannes ist die Olympiade des Kinos. Kein anderes Festival mischt dermassen gekonnt Glamour und PR, Kunst und Kommerz. Wie wirkungsvoll feiert «le festival» dieses Jahr das Kino und seine Kunst? Michael Sennhauser diskutiert mit Katja Nicodemus und Anke Leweke.
Die Aufmerksamkeit von Cannes hilft dem Autorenfilm, aber auch den Kinos im Kampf gegen die Publikumsabwanderung. Der Mix aus neuen Namen und bewährten Grössen des Autorenfilms wie Francis Ford Coppola mit kommerziell schlagkräftigen Titeln wie etwa «Furiosa: A Mad Max Saga» sorgt für Medienpräsenz. Die Anwesenheit der Schönen und Berühmten auf dem roten Teppich sorgt für einen zwölftägigen Bilderstrom in den Medien der Welt. Wird Cannes seinem Ruf weiterhin gerecht? Gibt es Zeitzeichen im Wettbewerb? Michael Sennhauser diskutiert mit den Kritikerkolleginnen Anke Leweke und Katja Nicodemus.
5/26/2024 • 27 minutes, 39 seconds
Multiple Sklerose – und das Leben geht weiter
Die Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose nimmt zu. 18'000 Menschen sind hierzulande betroffen, 73 Prozent davon sind Frauen. Bei der letzten Erhebung waren es noch 15'000 MS-Betroffene. Der markante Anstieg in nur wenigen Jahren ist rätselhaft. Die gute Nachricht: MS kann man heute gut behandeln.
* MS ist ein Einschnitt ins Leben. Doch die Diagnose bedeutet nicht mehr schicksalshaft ein Leben mit Einschränkungen wie früher.
* Die Prävalenz von MS steigt, vor allem in Ländern mit städtischem Lebensstil.
* Fachleute verdächtigen Umweltfaktoren – kausale Zusammenhänge sind jedoch kaum bewiesen.
* Eine genetische Veranlagung löst nicht automatisch die Krankheit aus.
* Früher gab es für Betroffene kaum Therapien – heute werden jedes Jahr ein bis zwei neue Medikamente zugelassen.
* An den MS-Zentren der Universitäten wird intensiv geforscht, um MS noch besser zu verstehen und die Behandlung weiter zu optimieren.
Im Podcast zu hören sind:
* Nina Henz, 24 Jahre alt, kaufmännische Angestellte, MS-Betroffene.
* Viktor von Wyl, Epidemiologe, wissenschaftlicher Leiter schweizerisches MS-Register
* Onur Boyman, Immunologe, Universität Zürich
* Andrew Chan, Neurologe, Inselspital
* diverse Personen auf dem Insel-Campus
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5/24/2024 • 28 minutes, 21 seconds
Ciani-Sophia Hoeder: Bildungsaufstieg mit feinen Unterschieden
Die Journalistin Ciani-Sophia Hoeder seziert das Aufstiegsversprechen «Vom Tellerwäscher zum Millionär» als Mythos. Anhand von Working Poors zeigt sie auf, inwiefern das Postulat der Chancengleichheit im Bildungssystem nur selten erfüllt wird.
Ciani-Sophia Hoeder wuchs als Tochter einer alleinerziehenden Busfahrerin in Berlin in Armut auf. In ihrem Buch «Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher» schildert die 33-Jährige, wie sich die soziale Herkunft auf das alltägliche Leben als Kind und Jugendliche und auf die Bildungsmöglichkeiten auswirkt. Dabei blickt sie weiter über ihren eigenen Werdegang hinaus und zeigt auf, an welchen Stellen die Chancengleichheit im Bildungssystem auf der Strecke bleibt und welche Hürden es dabei zu überwinden gilt.
* Mythos «Vom Tellerwäscher zum Millionär»
* Chancenungleichheit im Bildungssystem
* Working-Poor
* Aufstiegsangst
* PISA-Studie
Im Podcast zu hören sind:
* Ciani-Sophia Hoeder, Journalistin und Sachbuchautorin, Berlin
* Margrit Stamm, emeritierte Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Freiburg im Ü. und führt mit Swiss Education ein eigenes Forschungsinstitut
Buchhinweis: Hoeder, Ciani-Sophia: Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher. Die Lüge von der Chancengleichheit. München 2024 (hanserblau in Carl Hanser Verlag).
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5/21/2024 • 28 minutes, 38 seconds
Kultur-Talk: Hat das Christentum bald ausgedient, Reinhold Bernhardt?
Pfingsten steht vor der Tür. Pfingsten, das «Geburtsfest der Kirche». Doch wie geht es diesem «Kind», das längst erwachsen geworden ist, wie geht es der Kirche heute? Und welche Rolle spielt Theologie dabei? Gespräch mit dem Basler Theologie-Professor Reinhold Bernhardt.
Menschen kehren den grossen Kirchen massenhaft den Rücken. Und immer weniger junge Menschen entscheiden sich für ein Studium der Theologie. Manche stimmen schon den Abgesang auf das christliche Zeitalter an.
Wie sieht das der emeritierte Professor für Dogmatik, Reinhold Bernhardt? Ist die Zeit der grossen Kirchen bald vorbei? Hat die Theologie ihre Chancen verpasst? Und was hat all das mit Pfingsten zu tun, einem Fest, bei dem die Kraft des Lebendigseins im Zentrum steht?
5/19/2024 • 27 minutes, 27 seconds
Ohne Swing kein Pop: Die Strahlkraft der frühen Schweizer Tanzorchester
Vor hundert Jahren feierte die Schweiz zu Jazz. Eingeheizt haben einheimische Tanzorchester wie einige Jahre später Teddy Stauffers Original Teddies. Damals waren sie Anführer einer Jugendbewegung, die in ihrer Breitenwirkung als erstes Pop-Phänomen der Schweiz gesehen werden kann.
Diese Musiker waren Schwerstarbeiter. Stundenlang spielten sie zum Tanz auf in einer Zeit, als das nur zu Livemusik möglich war. Die populären Schweizer Tanzorchester brachten der kriegsmüden Jugend eine fröhliche, freche Musik, die Grenzen sprengte. Und schufen so einen fruchtbaren Boden für die Zukunft: Sie haben der heutigen Schweizer Musikszene den Weg geebnet.
Die Entwicklung des populären Jazz in der Schweiz ist auch aus gesellschaftlicher Sicht interessant. Denn diese Musik war als Pulsgeberin immer dabei: ob in den 1920ern, als zu ihrem Beat gängige Verhaltensetiketten weggetanzt wurden, im Zweiten Weltkrieg, als sich in den Kurorten die Diplomaten amüsierten, oder in den Nachkriegsjahren, als hunderttausende GIs zur Erholung in die unversehrte Schweiz reisten. Er mag heute seicht wirken und hatte nie einen Kunstanspruch – der populäre Schweizer Swing war aber der Soundtrack einer folgenreichen Zeit.
Im Podcast zu hören sind:
* Sam Mumenthaler: Musikchronist, Buchautor und Musiker
* Zitate aus seinem Sachbuch «Hot – Jazz als frühe Popkultur» (Zytglogge Verlag: Februar 2024, gebunden, 328 Seiten)
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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5/17/2024 • 28 minutes, 38 seconds
Fred Hersch – mit HIV seit 40 Jahren auf den Weltbühnen unterwegs
Mit seinen Soloauftritten füllt der US-Pianist Fred Hersch die renommiertesten Konzertsäle der Welt und begeistert Jazz- und Klassikfans gleichermassen. Sein Leben auf Tournee ist aber nicht ohne grosse Strapazen – insbesondere deshalb, weil er sich in den frühen 80ern mit HIV angesteckt hat.
Langzeitüberlebende aus der frühen AIDS-Krise sind heutzutage rar. Fred Hersch aber hat überlebt und kann von den Leiden und Ängsten berichten, welche HIV-Infizierte in den 80ern und 90ern durchlebten. Davon auch, wie damals gesellschaftlich mit dem Thema HIV/AIDS umgegangen wurde und Nahtoderfahrungen seine Kreativität beeinflussten.
Dank der modernen Medizin kann Fred Hersch heute ein erfolgreiches Künstlerleben führen. Mit seinem Coming-out Mitte der 90er wurde er aber zudem zum Sprachrohr vieler Betroffener und schliesslich zu einem angesehenen AIDS-Aktivisten.
Im Podcast zu hören sind:
* Fred Hersch, Pianist und AIDS-Aktivist
* Beate Schappach, Theater- und Literaturwissenschaftlerin und Autorin des Buches «Aids in Literatur, Theater und Film»
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5/14/2024 • 26 minutes, 42 seconds
Kultur-Talk: Anne Weber: Dem Fremden in der Nachbarschaft auf der Spur
Dort hinschauen, wo sonst niemand hinblickt. Dies tut die mehrfach preisgekrönte und in Paris lebende deutsche Autorin Anne Weber in ihrem aktuellen Buch «Bannmeilen»: Sie erkundet die Banlieues. Anne Weber ist zu Gast bei Felix Münger im «Kultur-Talk» live von den Solothurner Literaturtagen.
Bei ihren Streifzügen erforscht Anne Weber behutsam die Lebensgeschichten, die sich hinter den Vorurteilen von Betonwüsten, Armut, Langeweile und Kriminalität verbergen. Und entwickelt in ihren Schilderungen eine grosse Poesie. Im Gespräch mit Felix Münger sagt sie, was die Chancen der Literatur sind, unser Interesse für Bedeutsames zu schärfen, das gerne übersehen wird – und uns doch viel über uns selbst erzählt. Anne Weber erhält den diesjährigen Solothurner Literaturpreis.
Buchhinweis: Anne Weber. Bannmeilen. 301 Seiten. Matthes & Seitz 2024.
5/10/2024 • 28 minutes, 18 seconds
Sieben Jahrzehnte archäologische Laienforschung – Werner Brogli
Seit dem Kindesalter durchkämmt Werner Brogli die 15 Quadratkilometer des Möhliner Feldes. Und er findet. Werkzeuge, Siedlungsplätze, eine Steinbeil-Werkstatt, Pfeilspitzen aus der Steinzeit. Sein Wissen hat er sich selbst angeeignet. Welche Chancen und Risiken birgt archäologische Laienforschung?
* Was im Boden liegt, gehört der Allgemeinheit.
* Milizforschung, «citizen science», Laienforschung.
* Unbekannte Vergangenheit.
* Alle sieben, acht Minuten findet Werner Brogli ein Werkzeug aus der Steinzeit.
* Ohne minutiöse Dokumentation sind Fundstücke wissenschaftlich wertlos.
* Wer wild gräbt, zerstört archäologische Zusammenhänge.
Im Podcast zu hören sind:
* Werner Brogli, begeht seit 70 Jahren das Möhliner Feld und hat über 100'000 archäologische Objekte gefunden
* Markus Peter, Archäologe, Universität Bern und Augusta Raurica
* Thomas Doppler, Aargauer Kantonsarchäologe
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5/7/2024 • 28 minutes, 3 seconds
Kultur-Talk: 60. Biennale Venedig
Die Biennale Venedig, eines der grossen Kunstevents, die auch über die Kunstwelt hinaus bekannt sind, blickt in diesem Jahr in den globalen Süden.
«Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere», steht als Titel über der diesjährigen Biennale. Fremde überall. Es geht um Fremdheit, um Einwanderer, Auswandererinnen, Menschen zwischen Kulturen, Nationen, Lebensformen. In dem Titel schwingt deutlich der Anspruch der Biennale mit: Kunst hat was zu aktuellen Situation, zu den aktuellen Krisen zu sagen. Kann die Ausstellung im Arsenale und im Zentralpavillon dieses Versprechen einlösen? Oder findet der beste Teil der Biennale in diesem Jahr in den Länderpavillons statt? Talk mit Deborah Keller, Chefredakteurin des Kunstbulletins, und Kathleen Bühler, Chefkuratorin des Kunstmuseums Bern.
5/5/2024 • 28 minutes, 31 seconds
Christine de Pizan – Feministin des Mittelalters
Sie ist eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit: Christine de Pizan (1364 bis etwa 1430) ist die erste französischsprachige Schriftstellerin, die von ihrer Arbeit leben kann. Sie gilt als eine der ersten Verlegerinnen. Und: Sie setzt sich vehement für die Frauenrechte ein.
* Wie wird Christine de Pizan von einer vergleichsweise unbekannten Autorin zur am meisten beforschten europäischen Schriftstellerin des Mittelalters?
* Wie meistert sie ihr Leben in einer Zeit des Krieges und der Krisen?
* Wie schafft sie es, von der Schriftstellerei zu leben und ein Netzwerk von Gönnern zu knüpfen?
* Wieso entscheidet sie, «Das Buch von der Stadt der Frauen» zu schreiben, das heute ihr berühmtestes Werk ist?
* Wie angesehen ist Christine de Pizan heute in Frankreich?
Im Podcast zu hören sind:
* Margarete Zimmermann, emeritierte Romanistikprofessorin und Expertin für Christine de Pizan. Herausgeberin und Übersetzerin von Christine de Pizans «Das Buch von der Stadt der Frauen», erschienen im Aviva Verlag.
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5/3/2024 • 27 minutes, 48 seconds
Altern heisst, sich weiterentwickeln
Didier Eribon ist Soziologe, Philosoph und eine der einflussreichsten Stimmen Frankreichs. In seinem Buch «Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben» setzt er sich mit dem Alter auseinander. Warum es wichtig ist, sich frühzeitig damit zu beschäftigen und auf politischer Ebene Forderungen zu stellen.
* Situation von betagten, abhängigen Menschen in Frankreich
* Strukturelle Defizite
* Gesellschaftliche & Politische Verantwortung
* Selbstverantwortung
* Autonomie im Alter
* Lebenskunst des Alterns
* Würde im Alter
Im Podcast zu hören sind:
* Didier Eribon, französischer Soziologe, Philosoph und Schriftsteller
* Heinz Rüegger, Schweizer Theologe, Ethiker und Gerontologe
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
4/30/2024 • 27 minutes, 43 seconds
Zweiter Frühling im Sinfonieorchester
Am 19. April hatte ein besonderes Orchester Premiere: die AHV-Philharmonie. Ein Sinfonieorchester für pensionierte Musiker:innen aus der ganzen Schweiz. Was sind für sie die Gründe, in einem solchen Orchester zu spielen? Finanzielle Aspekte, Leidenschaft? Im Pensionsalter etwas Sinnhaftes zu tun?
Mit Antonin Dvoraks 8. Sinfonie hat ein neues Profiorchester zusammengefunden: die AHV-Philharmonie, wie sie nicht ohne Ironie heisst. Ein Projektorchester, das künftig zwei Mal im Jahr ehemalige Orchestermusiker und -musikerinnen zusammenbringen will. Wer spielt dort warum mit? Was sind die Ansprüche. An sich selbst, an das Orchester als Ganzes? Darüber geben unter anderem die Konzertmeisterin Madeleine Caruzzo Auskunft. Der Hornist Bruno Schneider spielt nicht nur in seinem Orchester das Solohorn, sondern er hat es, im Jahr seiner eigenen Pensionierung, auch gegründet. Wie erging es ihm, als er die ersten Töne hörte? Der Pädagoge Bastian Hodapp erklärt, warum Musikmachen im Alter sinnvoll ist. Über die rein ästhetische Befriedigung hinaus. Es ist sozial wichtig und beugt unter anderem Demenzerkrankungen vor.
Im Podcast zu hören sind:
* Bruno Schneider, Hornist und Orchestergründer
* Madeleine Caruzzo, Konzertmeisterin
* Bastian Hodapp, Pädagoge
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4/26/2024 • 25 minutes, 52 seconds
Wie bringt man die Feldlerche zurück auf den Acker?
Um die Biodiversität auf den Schweizer Ackerflächen steht es schlecht. Die Zahl der Feldlerchen und Feldhasen ist seit Jahren steil im Sinkflug. Rebhühner und Grauammern, früher häufige Vogelarten auf den Äckern, sind so gut wie ausgestorben.
Markus Jenny von der Vogelwarte Sempach kämpft seit über 40 Jahren für den Erhalt dieser Tiere. Ein Pionierprojekt im Kanton Schaffhausen zeigt, wie sich die Ackerflächen erfolgreich aufwerten lassen. Doch die Sache hat einen Haken.
* Die Geschichte eines engagierten Biologen und Vogelschützers, der kein Blatt vor den Mund nimmt.
* Wie viel Biodiversitätsfläche braucht es, damit die Tiere überleben können?
* Warum kämpft der Bauernverband vehement gegen mehr Biodiversitätsflächen auf den Äckern?
* Wie wichtig sind Vorzeigebetriebe und wie kann die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Bauern konstruktiver werden?
Im Podcast zu hören sind:
* Markus Jenny, Biologe und pensionierter Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach
* Markus Ritter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes
* Urban Dörig, Pächter und Betriebsleiter der Staatsdomäne St Katharinental TG
Weitere Angaben zum Pionierprojekt im Klettgau:
https://www.vogelwarte.ch/modx/assets/files/publications/upload2022/Jenny%202022%20Monitoring%20Klettgau%202020-2021.pdf
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4/23/2024 • 28 minutes, 24 seconds
Kultur-Talk: Dokumentarfilmfestival Visions du Réel 2024 in Nyon
Der Dokumentarfilm ist nach wie vor das stärkste Exportprodukt der Schweizer Filmszene. An den Visions du Réel in Nyon trifft er Jahr für Jahr auf ein fasziniertes Publikum. Und auf die internationale Konkurrenz, in einem zunehmend globalisierten Austausch.
Die eh schon renommierten Visions du Réel in Nyon sind unter der Leitung der international bestens vernetzten Emilie Bujès zu einem der europäischen Hotspots für den Dokumentarfilm geworden. Der Basler Regisseur und Produzent Vadim Jendreyko ist mit seinem sehr persönlichen Europa-Essay-Film «The Song of Others» im internationalen Wettbewerb. Mit ihm und der Künstlerin und Szenekennerin Ruth Baettig («Filmexplorer») diskutiert Michael Sennhauser die Entwicklung des Festivals und den aktuellen Status des Dokumentarfilms in der Schweiz und im globalen Kontext.
4/21/2024 • 25 minutes, 48 seconds
Von Fehldiagnosen und unerkanntem Leidensdruck: ADHS im Alter
Dass ADHS nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene betrifft, weiss man schon länger. Doch ADHS im Alter ist noch weitgehend unbekannt. Und: Die Kompensationsmechanismen, mit denen sich Betroffene ein Leben lang über Wasser gehalten haben, versagen. Der Leidensdruck ist gross – das Wissen klein.
Doris Surber war schon als Kind verträumt, fiel als Jugendliche durch die Lehrabschlussprüfung als Schneiderin und hat sich ein Leben lang mit Hilfsjobs durchgeschlagen. Die Familie mit zwei Kindern hatte sie im Griff, wenn sie sich aber bei der Arbeit konzentrieren musste, etwa um die Arbeitszeit zu erfassen, oder für Schneiderarbeiten rechnen sollte, dann fiel ihr das schwer. Auch Termine einzuhalten, war nie leicht. Erst mit der Pensionierung erfuhr sie warum: Doris Surber hat ADHS. Das Thema ist bei Seniorinnen und Senioren weitgehend unerkannt. Fachleute gehen aber davon aus, dass rund drei Prozent betroffen sind. Oft werden ältere Betroffene fehldiagnostiziert, mit Depressionen oder Demenz. Und Medikamente, die für Patientinnen und Patienten über 65 zugelassen sind, gibt es nicht.
Der «Kontext» beleuchtet, welche zusätzlichen Probleme ADHS im Alter mit sich bringt und erzählt die Geschichte von Doris Surber.
Im Podcast zu hören sind:
* Doris Surber, Seniorin mit ADHS
* Rolf Surber, ihr Mann
* Ana Buadze, leitende Ärztin für das Spezialambulatorium ADHS an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich
Weiterführende Informationen:
* SRF-Sendung «Puls» zu ADHS im Erwachsenenalter
* ADHS Organisation
* Schweizerische Fachgesellschaft ADHS
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4/19/2024 • 28 minutes, 14 seconds
Unbehagen der Endzeit. Das Theater von Alexander Giesche
Alexander Giesche hat im Theater alles erreicht: Einladungen, Preise, eine unverkennbare Handschrift. Seine Visual Poems sind mit kleiner Geste, aber grosser Präzision verwobene Folgen berückender und zwingender Bilder, mit Nachhall fürs eigene Nachdenken. Nun kehrt er dem Theaterbetrieb den Rücken.
* Wer ist Alexander Giesche, was fasziniert an seiner Theaterarbeit?
* «Der Mensch erscheint im Holozän»: Das erste grosse Stück zur Klimakatastrophe
* Theater an der Schnittstelle von Mensch, Technik, Natur
* Der institutionelle Theaterbetrieb hinkt seinen Ansprüchen hinterher
* In der persönlichen Krise spiegeln sich strukturelle Verwerfungen
Im Podcast zu hören sind:
* Alexander Giesche, Theaterregisseur
* Karin Pfammatter, Schauspielerin
Zum Kontext «Das Theater mit den Kindern» .
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4/16/2024 • 27 minutes, 45 seconds
Cybercrime – Gefahren im Netz
Cybercrime-Fälle sind erschreckend häufig. «Es kann jeden treffen», sagt Serdar Günal Rütsche, Chef Cybercrime der Kantonspolizei Zürich. Interpol schätzt den weltweiten Schaden durch digitale Kriminalität pro Jahr auf 10 Billionen US-Dollar. Das sind 10'000 Milliarden.
* Gehts um Geld oder um «Datenaktualisierung»? Vorsicht!
* Was zu schön aussieht, um wahr zu sein, ist nicht wahr.
* Strafanzeigen, leicht gemacht.
* Die Polizei sucht die Nadel im Heuhaufen.
* Das Vier-Augen-Prinzip: Bei Unsicherheit mit jemandem sprechen.
Im Podcast zu hören sind:
* Serdar Günal Rütsche, Chef Cybercrime Kantonspolizei Zürich
* Marc* (22), Elektriker, Opfer eines Online-Jobbetrugs
* Jasmin* (23), Studentin, hat gefälschte Computer-Hotline angerufen
*Namen geändert
Tipps der Schweizerischen Kriminalprävention: https://www.skppsc.ch/de/themen/internet/
Online-Anlagebetrug. Beitrag von «Kassensturz»:
https://www.srf.ch/play/suche?query=Betrug+mit+Online-Anlagen
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4/12/2024 • 28 minutes, 24 seconds
Fürs Klima vor Gericht (W)
Rosmarie Wydler-Wälti verlangt mit den Klima-Seniorinnen von der Schweiz mehr Klimaschutz. Sie sind bei den Gerichten jedoch abgeblitzt und an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gelangt. Heute wird das Urteil publik. «Kontext» blickt zurück auf den Gang der Frauen nach Strassburg.
* Erstmals wurde vor einem Jahr eine Klimaklage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg verhandelt.
* Die Klima-Seniorinnen waren bei den Gerichten in der Schweiz abgeblitzt und haben deshalb eine Klage in Strassburg eingereicht.
* Das Urteil, das heute publik werden soll, wird für die europäischen Staaten wegweisend sein und aufzeigen, wozu sie beim Klimaschutz verpflichtet sind.
* Die europäischen Länder schauen mit Spannung auf das Urteil, das in der Rechtssprechung zu einem historischen Präzedenzfall wird.
Im Podcast zu hören sind:
* Rosmarie Wydler-Wälti, Klima-Seniorin, Psychologin
* Pia Hollenstein, Klima-Seniorin und ehemalige St. Galler Nationalrätin der Grünen
* Alain Chablais, Jurist, Bundesamt für Justiz
* Franz Perrez, Umweltamabassador, Bundesamt für Umwelt (BAFU)
* Jessica Simor, Menschenrechtsanwältin, Grossbritannien
* Siofra O'Leary, Präsidentin des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte in Strassburg
* Prof. Helen Keller, Völker- und Europarechtsspezialistin, Universität Zürich
* Studentin (Altea, 23) und Student (Basil, 23) der Universität Lausanne
Erstsendung: 14.4.2023
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4/9/2024 • 27 minutes, 53 seconds
Kultur-Talk: Das Einhorn – das coolste Tier, das es nicht gibt
Einhornforschung – ein Pferd mit Stirnhorn und Bambiblick trappelt seit Jahrtausenden durch die Geschichte der Menschheit. Oft gejagt, aber unsterblich, dient es als Projektionsfläche für den Traum vom Unschuldigen und Wilden, von Liebe und Einzigartigkeit und sonstigen Sehnsüchten jeglicher Art.
Das Pferd mit dem Horn auf der Stirn beflügelt die menschliche Fantasie seit Jahrtausenden. Einige wollen es gesehen haben. Andere haben davon gehört. Und angefasst haben es bisher nur Jungfrauen. Das Tier, dessen Horn wundersame entgiftende Eigenschaften nachgesagt werden, wird bereits in der Antike von Gelehrten beschrieben. Im Mittelalter erhält es sogar einen Platz auf der Arche Noah. Heute ist es Cashcow der Spielzeugindustrie und Maskottchen der LGBTQ+ Community. Einhornforscherin Julia Weitbrecht hat das unfassbare Wesen wissenschaftlich eingefangen.
4/7/2024 • 28 minutes, 14 seconds
Mundartboom in der Musik
Mundart ist «in» – auch in der Musik. Zum Mundartmusik-Kanon von Mani Matter und Co gesellen sich immer mehr junge Künstlerinnen und Künstler, die ihre Songs im Dialekt singen – von Pop bis Electronic ist alles dabei. Auch Riana: Die Appenzeller Sängerin erzählt, warum sie auf Dialekt singt.
* Längst hat der Dialekt die Popwelt der Schweiz erobert – nun wird Mundartmusik vielfältiger und genreübergreifend.
* Warum das Texte-Schreiben auf Mundart schwieriger sein kann.
* Woher kommt der Mundartboom?
* Warum gibt es so viel Mundartmusik auf Berndeutsch?
* Die Geschichte der Mundartmusik von den «Liedermachern» bis heute.
Im Podcast zu hören sind:
* Riana, Musikerin
* em. o. Prof. Dr. Helen Christen, Linguistin und Autorin (bis 2021 Professorin an der Universität Freiburg)
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4/5/2024 • 28 minutes, 51 seconds
Castingshows: Sprungbrett oder Durchlauferhitzer?
2004 produziert SRF nach anfänglichem Zögern die erste Schweizer Casting-Show. Ein Millionenpublikum schaut zu, wie Carmen Fenk zum MusicStar gekürt wird. Was folgt, ist eine emotionale Achterbahnfahrt, denn der Übertritt von der Fernsehbühne ins Musikerinnenleben ist schwierig.
* MusicStar
* Erste Schweizer Castingshow
* Mechanismen von Talentshows
* Musikbusiness
Im Podcast zu hören sind:
* Carmen Fenk, Musikerin, Sängerin, Produzentin
* Sebastian «Baschi» Bürgin, Popsänger
* Sabine Schweizer, selbständige Showproduzentin
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3/26/2024 • 28 minutes, 15 seconds
Kultur-Talk: Verteidigung des Humanismus – Gespräch mit Omri Boehm
In Zeiten polarisierter Debatten tritt der israelische Philosoph Omri Boehm gegen identitäres Denken an und beruft sich dabei auf Immanuel Kant. Für sein vieldiskutiertes Buch «Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität» bekommt er nun den «Leipziger Buchpreis für Verständigung».
Für welche Grundwerte stehen wir ein in liberalen Demokratien? Omri Boehm schlägt den Bogen von der Philosophie zur gegenwärtigen Politik und erinnert in seinem streitbaren Buch an das Erbe der Aufklärung und Kants universalistischen Humanismus.
Dabei kritisiert er identitäres Denken quer durch das politische Spektrum und mahnt an, sich nicht mit Konformismus zu begnügen. Omri Boehm führt aus, was seine universalistische Position in Bezug auf den Konflikt zwischen Israel und Palästina bedeutet und warum es eine Pflicht zur Hoffnung gibt, wenn man nicht bei einer Dystopie enden will.
3/24/2024 • 29 minutes, 19 seconds
Wie russische Menschenrechtler gegen Putins Regime kämpfen
OVD-Info ist eine der grössten russischen Menschenrechtsorganisationen: 5000 Freiwillige engagieren sich für das mehrfach preisgekrönte Projekt. Ihr Ziel: die politischen Repressionen im Land beenden. OVD-Info dokumentiert und analysiert die Verhaftungen politischer Kritiker:innen in Russland.
* Wie haben Grigory Okhotin und Daniil Beilinson OVD-Info 2011 gegründet?
* Warum existiert OVD-Info trotz der Repressionen durch das russische Regime immer noch?
* Wie haben sich die russischen Repressionen gegen die Zivilgesellschaft in den vergangenen zehn Jahren verschärft?
* Wie ist die Stimmung innerhalb der russischen Gesellschaft?
Im Podcast zu hören sind:
* Grigory Okhotin, Gründer von OVD-Info und Journalist
* Daniil Beilinson, Gründer von OVD-Info und Programmierer
* Stefan Melle, Leiter des Dialogbüros für zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit mit Ost- und Südosteuropa, langjähriger Geschäftsführer des Deutsch-Russischen Austauschs
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3/22/2024 • 28 minutes, 36 seconds
Mutiger Modernisierer – wie Karl Bürkli die Schweiz veränderte (W)
Karl Bürkli (1823-1901) ist einer der ersten, der sich in der Schweiz für die direkte Demokratie einsetzt. Ausserdem prägt der Sozialist die Genossenschaftsbewegung in der Schweiz und gründet die Zürcher Kantonalbank mit. Wieso ist er bis heute vergleichsweise unbekannt?
Themen in diesem Kontext:
* Karl Bürkli begeistert sich für die Theorien des französischen Frühsozialisten Charles Fourier: Der entwickelt eine Utopie, die «Luxus für alle» verspricht.
* Vorreiter für die direkte Demokratie: Karl Bürkli ist der erste, der Initiative und Referendum zusammenbringt.
* 1851 gründet Bürkli in Zürich den Konsumverein, eine Art Genossenschaft. Das Ziel: Die Menschen sollen günstig an Brot und andere Produkte kommen, ohne Zwischenhandel.
* Abenteuer in Texas: Mitte der 1850er-Jahre wandert Bürkli in die USA aus. Zusammen mit Gleichgesinnten will er dort die utopische Gesellschaft in die Tat umsetzen, von der Charles Fourier geträumt hatte.
* Bürkli eröffnet einen neuen Blick auf das 19. Jahrhundert. Viele meinen, vor allem liberale Politiker wie Alfred Escher hätten die Schweiz in dieser Zeit geprägt. Doch auch linksbürgerliche Kräfte und Sozialistinnen hinterliessen ihre Spuren.
Im Podcast zu hören sind:
* Urs Hafner, Historiker, Journalist und Autor einer neuen Biographie über Karl Bürkli: «Der Sozialist vom Paradeplatz», Echtzeit Verlag, 2023
* Bernard Degen, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Basel
Erstsendung: 20.10.2023
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3/19/2024 • 27 minutes, 58 seconds
Bruder Augustin und die Zukunft Taiwans: Asiens beste Demokratie
Im entlegenen Südosten Taiwans wirkt Bruder Augustin von der Missionsgesellschaft Bethlehem SMB seit über 60 Jahren für die Entwicklung in Asiens demokratischstem Staat, der bis heute von China bedroht wird.
* Schweizer Missionare trafen in autoritärem, verarmten Taiwan ein.
* Heute gehört das Land zu den wohlhabendsten und demokratischsten der Welt.
* Bruder Augustins Reise von einem Bauernhof im Rheintal an die Pazifikküste ist auch eine Reise Taiwans.
* Impulse aus der Schweiz haben Taiwan inspiriert und stark gemacht: Berufsbildung, Gesundheitswesen und Minderheitenschutz.
* Heute steht Missionshaus und Taiwan stark da, aber Zukunft ist unsicher.
* Bildung und Partizipation als Schlüssel für eine resiliente Demokratie.
Im Podcast sind zu hören:
* Bruder Augustin Büchel, Leiter des Bethlehem Missionshauses in Taitung, Taiwan
* Y, Jia-Ruei; Hou, YAn-Cheng; Zhang, Yi-Zhen, Schülerinnen und Schüler der San Min Junior High School in Taipei
* Claudia Fontana Tobiassen, Direktorin des Swiss Trade Office in Taiwan
* Eve Chiu, Chefredaktorin, Taiwan Fact Checking Center
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3/15/2024 • 28 minutes, 23 seconds
Taylor Swift: Eine Frau stiehlt allen die Show
Swift gilt als einer der wirkungsmächtigsten Menschen der Welt – ganz ohne politisches Amt. Sie bewegt die Massen und das Feuilleton rätselt: Warum eigentlich? «Kontext» begibt sich auf Spurensuche nach ihrer unbegreiflichen Strahlkraft.
* Taylor Swift: Die bodenständige Geschichtenerzählerin und strategische Geschäftsfrau
* Taylor Swift: Eine Emanzipationsgeschichte?
* Taylor Swift: Eine politische Grösse?
Im Podcast zu hören sind:
* Mara Schwab, «Swiftie» und Journalistin
* Jenni Zylka, freie Journalistin mit Schwerpunkt Film und Musik
* Karl Fluch, Kulturredakteur bei der Wiener Tageszeitung «Der Standard»
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3/12/2024 • 28 minutes, 52 seconds
Kultur-Talk: Und plötzlich ist alles anders – vom Umgang mit Krisen
Egal ob geplant oder plötzlich: Veränderungen im Leben sind meist eine Herausforderung. Unser Umfeld verändert sich, und wir verändern uns mit. Wie uns Krisen stark machen, davon schreibt die Entwicklungspsychologin Pasqualina Perrig-Chiello in ihrem neuen Buch «Own your age».
Manche Veränderungen fühlen sich leicht und befreiend an, andere sind schmerzlich und manchmal haben wir das Gefühl, daran fast zu zerbrechen. Weniger bekannt ist, dass Krisen immunisierend wirken, dass das, was uns herausfordert, auch stark machen kann. Die Entwicklungspsychologin Pasqualina Perrig-Chiello beschreibt im Gespräch nicht nur die drei Lebensphasen ab der Lebensmitte, sie fokussiert vor allem auf die Lebensübergänge. Und so viel sei bereits verraten: Wer Krisen und Umbrüche bewusst anpackt, ist auch mit Blick auf die verlustreichen Veränderungen im Alter gut gewappnet.
Hinweis zum Buch:
Prof. Dr. Pasqualina Perrig-Chiello: Own your age. Die Psychologie der Lebensübergänge nutzen. Beltz Verlag, 285 Seiten.
3/10/2024 • 28 minutes, 34 seconds
Sima Samar: Die verlorenen Freiheiten afghanischer Frauen
Die prominente afghanische Frauenrechtlerin Sima Samar lebt seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 im Exil. Sie blickt mit Erschrecken auf die «Geschlechterapartheid» in ihrem Land.
* Frauenrechtlerin im Exil
* Totalitäres Taliban-Regime
* Verlorene Freiheiten
* Verletzte Menschenrechte
* Diskriminierung der Frauen: «Geschlechterapartheid»
* Neue Taliban-Männergeneration
Im Podcast zu hören sind:
* die afghanische Frauenrechtlerin Sima Samar, ehemalige Frauenministerin und ehemalige Vorsitzende der afghanischen Menschenrechtskommission und Trägerin des Alternativen Friedensnobelpreises 2012
* Afghanistan-Experte und Journalist Emran Feroz
* Archiv-O-Töne
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3/8/2024 • 28 minutes, 38 seconds
Kultur-Talk: Antisemitismus heute: Altes Gift in neuen Schläuchen?
Antijüdische Hasspropaganda grassiert online und auf der Strasse. Der Antisemitismus kommt von rechts, von links und aus der Mitte. Wir besuchen die jüdische Schule Noam in Zürich und fragen deren Rektor Zsolt Zsolt Balkanyi-Guery, welchem Antisemitismus er begegnet und woher der kommt.
Gast im Kultur-Talk ist der Historiker Zsolt Balkanyi: Er ist Präsident der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, Rektor der jüdischen Schule Noam in Zürich, Familienvater und jüdischer Armeeseelsorger.
Balkanyi hat sich als Forscher mit der Geschichte von Antisemitismus in der Schweiz befasst. Er erlebt antisemitische Attacken aber auch im Alltag, mit seiner Familie und im Umfeld der jüdischen Schule Noam. Wie hält er das aus?
Als Präsident der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus GRA hat Zsolt Balkanyi die ganze Schweiz im Blick. Hier hat Antisemitismus hat neue Dimensionen angenommen: er wird laut artikuliert und gewalttätig ausagiert. Was hat die Schweiz, was haben Bildungssystem und Zivilgesellschaft hier versäumt?
Die antijüdischen Hass-Stereotype sind Jahrhunderte alt, neu werden sie in digitalen Schläuchen millionenfach reproduziert. Wie konnte das passieren?
Weitere Beiträge auf SRF zum Thema:
https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-religion/video/antisemitismus-und-muslimfeindlichkeit-in-der-schweiz?urn=urn:srf:video:33a1b163-fd1c-4b10-9e57-9903b7063f2a
https://www.srf.ch/audio/perspektiven/evangelikale-und-israel-ist-das-echte-zionsliebe?id=12480654
https://www.srf.ch/audio/kontext/kultur-talk-davos-ferien-vom-antisemitismus?id=12502512
3/5/2024 • 26 minutes, 27 seconds
Schichtarbeit: Feierabend am Morgen (W)
Ein Fünftel der Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten Schicht: in der Pflege, im öffentlichen Verkehr, bei Polizei und Feuerwehr, in der Reinigung, als Pizzakurier ... Laut Staatssekretariat für Wirtschaft verlassen 20% davon den Schicht-Job im ersten Jahr, die übrigen kommen damit zurecht.
* Regelmässige Schichtdienste ermüden weniger.
* Genügend Ruhetage sind essentiell.
* Planung ist das A und O.
* Frei haben, wenn andere arbeiten.
* Pflege und Polizei machen nicht um 17 Uhr Feierabend.
* Von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft.
Im Podcast zu hören sind:
* Fränzi Gall, Pflegeassistentin, arbeitet Schicht
* Elia Perler, Polizist, arbeitet Schicht
* Sibylle Marti, Historikerin, Universität Bern
Erstsendung: 1.9.2023
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
3/1/2024 • 28 minutes, 2 seconds
Kultur-Talk: Erik Wegerhoff: Wie das Auto die Architektur prägt
Blicken wir aus dem Fenster, wandern wir durch die Stadt, sehen wir Gebäude, Strassen und Autos. Erik Wegerhoff erkundet in seinem Buch «Automobil und Architektur» das Spannungsfeld der beweglichen Fortbewegungsmaschine und der unbewegten Bauwerke, und dies fast übers ganze 20. Jahrhundert.
Auf die Erfindung des Autos hätten die Architekten im frühen 20. Jahrhundert zunächst mit Panik reagiert, sagt Erik Wegerhoff, Dozent für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH Zürich. Denn die engen Städte taugten nicht für das schnelle Verkehrsmittel. Wegerhoff denkt anhand dreier Kapitel – «Beschleunigen», «Schalten», «Abbremsen» – darüber nach, wie sich das Automobil auf Gebäude, Städte, Strassen ausgewirkt hat. Der einstige Geschwindigkeitsrausch sei längst einer Planung gewichen, die auch dem langsamen Verkehr, den Radfahrerinnen und Fussgängern, grossen Stellenwert beimisst.
Buchhinweis: Erik Wegerhoff: «Automobil und Architektur», Berlin: Wagenbach.
2/27/2024 • 28 minutes, 20 seconds
Kultur-Talk: Kritikerrunde von der 74. Berlinale
Ein letztes Mal verantwortet der einstige Locarno-Leiter Carlo Chatrian das Programm der Berliner Filmfestspiele. Ein Drittel weniger Filme aus Spargründen, deutlich mehr Arthouse-Produktionen und politische Misstöne im Vorfeld. Nichts mehr zu verlieren oder ein Abschied in Ehren?
Die 74. Berlinale ist die letzte des Leitungsduos Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. Sparmassnahmen, schwindende Infrastruktur, das Absägen des einst als Hoffnungsträger geholten künstlerischen Leiters und die politischen Misstöne um wieder ausgeladene AfD-Parlamentarier drückten auf die Stimmung vor Europas grösstem Publikumsfestival. Dafür ist das Filmprogramm in allen Sektionen anspruchsvoller geworden und ambitionierter. Nutzt Chatrian das Programm als trotzige Abschiedsvorstellung? Michael Sennhauser fragt nach bei den Berlinale-Runde-Stammgästen Katja Nicodemus und Peter Claus.
2/25/2024 • 28 minutes
Öko Dschihad – was Klimaschutz im Namen des Islams bewirken kann (W)
Esra Doganay will als Muslimin positive Spuren hinterlassen auf der Welt. Sie setzt sich deshalb für den Klimaschutz ein, mit dem Islam als wichtige Motivationsquelle. Öko Dschihad heisst die Bewegung und will Menschen sensibilisieren, die von Klimaschutzbemühungen sonst wenig angesprochen werden.
Weniger Abfall, grüne Energien, klimafreundliches Reisen: Die Themen des Öko Dschihads unterscheiden sich nicht von jenen anderer Klimaschutzbewegungen. Die Argumentation hingegen schon: Der Öko Dschihad setzt auf die Werte des Islams, etwa die Bewahrung der Schöpfung. Oder eben den sogenannten «inneren Dschihad», also das Bemühen, für Gott ein besserer Mensch zu werden. Die Religion kann mit ihren Werten und den Emotionen, die sie anspricht, Menschen motivieren, ein klimafreundlicheres Leben zu führen, sind die Verfechterinnen des Öko Dschihads überzeugt. Unter ihnen auch Esra Doganay, die sich für die muslimische Klimaschutzorganisation Nour Energy für den Klimaschutz einsetzt.
Themen in diesem Kontext:
* Was ist Öko Dschihad?
* Was sagt der Koran zum Klimaschutz?
* Wie sieht Klimaschutz im Namen des Islams konkret aus?
* Welche Menschen werden angesprochen?
* Weshalb braucht es die Religion im Kampf gegen den Klimawandel in unserer immer säkulareren Gesellschaft?
Im Podcast zu hören sind:
* Esra Doganay, Umweltingenieurin und Klimaaktivistin bei Nour Energy
* Asmaa al Maaroufi, Juniorprofessorin für islamische Ethik an der Universität Münster
Erstsendung: 22.8.2023
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2/23/2024 • 28 minutes, 12 seconds
Die Last der Meinung – die Kultur und der Krieg in Nahost
Der Krieg in Nahost spaltet den Kulturbetrieb. In einer Musikhochschule in Berlin studieren Israelis und Araber Seite an Seite. «Es ist ein Versuch in Utopie», sagt die Leiterin Regula Rapp. Hier soll die Musik richten, was dem Rest der Welt nicht gelingt.
Denn Ideologien scheinen gerade stärker zu sein als die Kunst.
* Debattenkultur in der Kulturbranche
* Antisemitismus und Rassismus
* Musik als Verständigung
* Nahost-Konflikt
Im Podcast zu hören sind
* Regula Rapp, Leiterin der Barenboim-Said Akademie
* Karin Stögner, Soziologin, Universität Passau und Wien
* Jurriaan Cooiman, Leiter des Culturescapes Festival in Basel
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2/20/2024 • 23 minutes, 40 seconds
Erich Kästner und die Diktatur
Berlin, Anfang Dreissigerjahre. Kästner steht auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Dann die Zäsur. Die Nazis übernehmen die Macht. Kästners Bücher werden verbrannt. Er erhält Publikationsverbot. Trotzdem bleibt er und versucht, über die Runden zu kommen, was ihm recht gut gelingt. Das wirft Fragen auf.
Fragen, die der Podcast behandelt:
* Warum bleibt er?
* Wie verhält er sich unter den Bedingungen von Diktatur und Krieg?
* Welches sind seine Strategien und wovon lebt er?
* Wie entgeht er der Repression?
* Wie entwickelt sich seine Literatur in den zwölf Jahren der Naziherrschaft?
* Worin bestehen allfällige Kompromisse?
* Wie sieht er seine Rolle nach dem Ende des Dritten Reichs?
Im Podcast zu hören sind:
* Tobias Lehmkuhl. Literaturkritiker und Autor. Verfasser der aktuellen Kästner-Biografie «Der doppelte Erich – Kästner im Dritten Reich»
* Prof. Dr. Sven Hanuschek. Literaturwissenschaftler, Publizist und Professor an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Erich Kästner-Spezialist und -Biograf
* Prof. Dr. Katrin Meyer. Philosophin. Habilitation über Machttheorien von Michel Foucault und Hannah Arendt. Oberassistentin Gender Studies und Koordinatorin des interuniversitären Doktorprogramms Gender Studies an der Universität Zürich
2/16/2024 • 27 minutes, 43 seconds
Armut und Jugend: Zum Beispiel Vian Tobal
«Meine Kindheit und Jugend war von Armut geprägt», erzählt Vian Tobal. Schon mit 13 beginnt sie neben der Schule zu jobben, um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Armut sei ein Gefühl, als schwämme man mitten im Ozean und versuche nicht zu ertrinken, so Vian. Das ist ihre Geschichte.
* Armut in der Schweiz
* Gründe und Entwicklungen
* Jugend und Armut
* Armut und Bildung/Schule
Im Podcast zu hören sind:
* Vian Tobal, 21, in einer Banklehre
* Yann Bochsler, Institut für Sozialplanung FHNW, Armutsforscher
* Thomas Oetiker, Rektor Sekundarschule Binningen
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2/13/2024 • 28 minutes, 58 seconds
Kultur-Talk: Warum Grundeigentum?
Am Anfang war die Erde wüst und leer – und gehörte als Gemeineigentum allen. Als die Menschen sesshaft wurden, begann sich das zu ändern. Und heute bezahlen wir Miete oder Hypothekarzinsen für die Fläche, die wir bewohnen, weil wir nicht unter der sprichwörtlichen Brücke schlafen können. Warum?
Francis Cheneval, Professor für politische Philosophie an der Universität Zürich, und der emeritierte Anthropologe Carel van Schaik unterhalten sich darüber, wie es kam, dass der Boden zum Privateigentum wurde. Sie denken über Ungleichheit nach und über die Frage, wann Gewinnstreben auf Kosten der Mieterinnen und Mieter unethisch wird. Und weshalb das Eigentum in allen grundlegenden Texten von der Bundesverfassung bis zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als Grundrecht gilt.
2/11/2024 • 28 minutes, 25 seconds
Bildung selbstverständlich? Ein Autodidakt gegen alle Widerstände
Jakob Senn wuchs Mitte des 19. Jahrhunderts im Zürcher Oberland auf. Der Junge aus armen Verhältnissen hatte einen ungewöhnlich grossen Bildungshunger. Obwohl er fast keine Schulbildung erhielt und Bücher auf dem Land Mangelware waren, erreichte er sein Ziel Schriftsteller zu werden.
Jakob Senn konnte nur die Primarschule besuchen, danach musste er in seiner Familie bei der Heimweberei mitarbeiten. An Bücher kam er nur auf umständliche Weise, Zeit zum Lesen blieb ihm oft nur in der Nacht.
Aus diesem bildungsfernen Milieu gelang ihm der Weg zum Schriftsteller. In Zürich schrieb er sein Hauptwerk, den Entwicklungsroman «Hans Grünauer». Der Roman ist jetzt zum 200. Geburtstag von Jakob Senn im Limmat Verlag neu aufgelegt worden.
An Jakob Senn lässt sich viel über die Entwicklung der Schule in der Schweiz ablesen. Die Volksschule ist eine Folge des liberalen Umschwungs, der zur Gründung des Bundesstaates 1948 führte. Bis das Schulwesen professionalisiert war, dauerte es aber noch Jahrzehnte.
Im Podcast zu hören sind:
* Matthias Peter: Leiter der Kellerbühne St. Gallen. Der Publizist, Schauspieler und Regisseur hat Jakob Senns Leben erforscht und dokumentiert.
* Dr. Christina Rothen: Bildungshistorikerin und Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Bern
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2/9/2024 • 27 minutes, 31 seconds
Wie Designer Hiro Murase die Shibori-Färbetechnik Japans rettet
Viele kennen die Technik aus der Hippiezeit: Shibori ist ein altes Kunsthandwerk, um Stoffe zu färben. Hiruyoki Murase stammt aus einer Shibori-Familie. Der Modedesigner hat, als er nach Europa ging, begriffen, dass die Kunst seiner Ahnen zu verschwinden droht. Da hatte er einen Plan, sie zu retten.
* Shibori ist Japanisch und bedeutet abbinden, auspressen. Es ist eine Färbetechnik, bei der der Stoff abgeschnürt, genäht oder abgeklemmt wird.
* Hiroyuki Murase stammt aus Arimatsu aus Japan. Die Familien dort hatten jahrhundertelang das Exklusivrecht zum Stofffärben mittels Shibori-Technik.
* Der heute 41-Jährige wollte nicht ins Familienunternehmen seines Vaters eintreten und ging fürs Kunststudium nach Europa.
* Als Hiroyuki Murase realisierte, dass Shibori der Nachwuchs fehlt, hat er sein Modelabel Suzusan in Düsseldorf gegründet und die alte Tradition modernisiert.
* Heute gibt es wieder Nachwuchs für diese alte Handwerkstradition in Arimatsu.
* Was in Japan Shibori heisst, gibt es unter anderem Namen in verschiedenen Kontinenten: Es ist eine Technik, die dem Bedürfnis des Menschen zur Stoffgestaltung entspricht, weltweit.
Im Podcast zu hören sind:
* Hiroyuki Murase, Modedesigner in Düsseldorf. Der 41-Jährige stammt aus Arimatsu und aus einer Shibori-Färberfamilie in fünfter Generation.
* Stephanie Lovász, Ethnologin und Kuratorin für Süd-, Zentral- und Ostasien am Museum der Kulturen Basel.
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2/6/2024 • 27 minutes, 24 seconds
Die Sportbegeisterung der Jugend
Seit 20 Jahren boomt im Land der Sport. Nur 16 Prozent der Bevölkerung geben an, nie Sport zu treiben. 18 Prozent dagegen tun es wöchentlich 7 Stunden oder länger. Besonders sportlich sind Menschen in der zweiten Lebenshälfte und die Jungen. Diese trimmen sich oft frei und nicht organisiert.
* Viele Junge trainieren im Kraftraum und im Fitnessstudio.
* Einzelsport und Vereinssport.
* Stolz auf die Leistung und die Selbstdisziplin.
* Das gute Gefühl nach der körperlichen Anstrengung.
* Sport hilft beim Abschalten vom Alltagsstress.
* Der sportliche Körper hat in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert.
* Frauen treiben gleich viel Sport wie Männer.
Im Podcast zu hören sind:
* Amerie Tran (18), Gymnasiastin, treibt viel Sport
* Felix Harenberg (19), Maturand, treibt viel Sport
* Rahel Bürgi, Soziologin, unterrichtet Sportsoziologie an der ETH Zürich, Mitverfasserin u.a. Studie «Sport Schweiz 2022»
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2/2/2024 • 28 minutes, 16 seconds
Ein Bild und seine Geschichte #2: Coortes Wiederentdeckung
1707 starb der Künstler Adriaen Coorte und wurde schnell vergessen. Das änderte sich 2014: Ein Stillleben des niederländischen Altmeisters wurde für über 5 Mio. Dollar versteigert. Wie kam es dazu?
Mit einer kleinen Ausstellung in der holländischen Provinz begann 1958 Adriaen Coortes wundersame Wiederentdeckung. Im Jahr 2008 findet eine Retrospektive statt und Coortes Gemälde erleben eine starke Wertsteigerung.
In einer Doppelfolge geht Kontext der Geschichte des «Stilllebens mit vier Kastanien» von Adriaen Coorte nach – von seiner Entstehung bis heute. Was braucht ein Künstler, damit es zu seiner Wiederentdeckung kommt? Wer betreibt sie? Und warum faszinieren Coortes Bilder noch heute? Darum geht es in Folge 2.
Im Podcast zu hören sind:
* Philippe Büttner (Sammlungskurator Kunsthaus Zürich)
* Quentin Buvelot (Kurator Mauritshuis, Den Haag)
* Susanne Schreiber (Kunstmarktredakteurin Handelsblatt)
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1/30/2024 • 26 minutes, 4 seconds
Kultur-Talk: Die 59. Solothurner Filmtage
Jedes Jahr im Januar versammelt sich die Schweizer Filmwelt in Solothurn: Seit bald 60 Jahren wird hier jährlich Bilanz über das Schweizer Filmschaffen gezogen. Die «Filmernte» des letzten Jahres, Premieren und Reprisen werden in der Barockstadt während einer Woche gezeigt.
Auch das Gespräch über das Schweizer Kino, über die gezeigten Filme, aber auch über filmpolitische und andere Themen wird in Solothurn gesucht und geboten. Zum zweiten Mal verantwortet der Tessiner Niccolò Castelli als künstlerischer Leiter das Programm – und er lädt jeden Vormittag zum öffentlichen Gespräch über die laufenden Filme ins Restaurant Kreuz. Funktionieren diese Publikumsgespräche? Was bewegt die Schweizer Filmwelt aktuell? Und welche Filme sind an dieser 59. Ausgabe besonders aufgefallen? Ein Bilanzgespräch, direkt von den Solothurner Filmtagen.
1/28/2024 • 28 minutes, 36 seconds
Mundart im Theater: Wenn Antigone Berndeutsch spricht
Auf den grossen Schweizer Theaterbühnen wird meist Hochdeutsch gesprochen. Der Basler Theatermacher Lucien Haug stellt diese historische Tradition in Frage. Seine Stücke auf Mundart stehen derzeit am Schauspielhaus Zürich, dem junges theater basel und dem Theater Basel auf dem Programm. Mit Erfolg.
Lucien Haugs Theaterkarriere hat am junges theater basel begonnen. Zuerst als Zuschauer, dann als Spieler, heute als Autor. Er hat dort ein Theater kennengelernt, in dem selbstverständlich Mundart gesprochen wird. Das hat ihn als Autor geprägt.
Fürs Theater Basel hat Lucien Haug zwei Klassiker ins Schweizerdeutsche übersetzt: Tschechovs «Onkel Wanja» und Sophokles «Antigone».
Die Berner Schauspielerin Vera Flück hat in München die Schauspielschule besucht und ist seit drei Jahren im Ensemble des Theater Basel. Sie erzählt, weshalb es ihr zuerst schwergefallen ist, auf der Bühne Schweizerdeutsch zu sprechen und wie ihr dadurch die Figur der Antigone nähergekommen ist.
Die Trennung zwischen Bühnendeutsch, das im Stadttheater gesprochen wird, und Mundart im Volkstheater, Kinder- und Jugendtheater oder der Kleinkunst hat historische Gründe. Aber macht sie auch Sinn?
Schliesst Mundart das Theaterpublikum aus, das kein Schweizerdeutsch spricht? Oder öffnet sich – im Gegenteil – das Theater damit einer Schicht von Zuschauer:innen, die sonst keinen Zugang zum klassischen Theater finden?
Im Podcast zu hören sind:
* Lucien Haug, Autor, Regisseur, Theatermacher. Sein neues Stück fürs junges theater basel hat im März Premiere.
* Suna Gürler, Hausregisseurin am Schauspielhaus Zürich. Auch sie hat ihre Theaterkarriere am jungen theater basel gestartet.
* Vera Flück, Schauspielerin, Ensemblemitglied am Theater Basel. Dort spielt sie auf Berndeutsch Sophokles «Antigone».
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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1/26/2024 • 28 minutes, 16 seconds
Ein Bild und seine Geschichte #1: In der DDR geraubt
1982 transportierten Mitarbeiter der Stasi Helmuth Meissners riesige Kunstsammlung aus Dresden ab und verkauften sie in den Westen. Auch in die Schweiz.
Die Kulturgutentziehungen in der DDR sind kaum bekannt. Um Devisen zu erwirtschaften, wurden Sammlerinnen und Sammler wie Meissner systematisch beraubt. Wie kam es dazu und welche Rolle spielte dabei der Schweizer Kunsthandel?
In einer Doppelfolge geht Kontext der Geschichte des «Stilllebens mit vier Kastanien» von Adriaen Coorte nach – von seiner Entstehung bis heute. Das Bild hing einst in Meissners Sammlung und gelangte über Lugano und eine Tarnfirma der DDR in den Kunsthandel. Welche Rolle spielt die Schweiz als Drehschiebe für den Handel mit dubioser Kunst? Darum geht es in Folge 1.
Im Podcast zu hören sind:
* Bernd Isphording (Deutsches Bundesarchiv, Berlin)
* Gilbert Lupfer (Vorstand Deutsches Zentrum Kulturgutverluste)
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1/23/2024 • 26 minutes, 41 seconds
Schweizer Weltkino: 100 Jahre Präsens Film
Mit der «Präsens-Film» wurde in der Schweiz vor 100 Jahre eine Produktionsfirma gegründet, die in ihren besten Zeiten Oscars in die Schweiz holte. Titel wie «Gilberte de Courgenay», «Die letzte Chance», der Welterfolg «Heidi» oder Franz Schnyders Gotthelf-Verfilmungen gehören zum Schweizer Filmerbe.
Der jüdische Einwanderer Lazar Wechsler gründete 1924 die Präsens-Film, als die etablierten Schweizer Wirtschaftsgrössen das Filmgeschäft noch für anrüchige Volksverblödung hielten. Aber wie die Studiopioniere in Hollywood hatte Wechsler die richtige Nase und ein Gespür für die politischen Notwendigkeiten. So war er bereit, als die Schweiz sich mit der «geistigen Landesverteidigung» und dem Reduit gegen Nazideutschland wappnete. Und auch nach dem Krieg wieder, als es galt, den Ruf des Landes als Nation pseudoneutraler Kriegsgewinnler mit humanistischer Völkerverständigung aufzupolieren. Die wechselvolle Geschichte der Präsens-Film ist (auch) eine Schweizer Kultur- und Sozialgeschichte.
* Füsilier Wipf
* Gilberte de Courgenay
* Landamman Stauffacher
* Die letzte Chance
* The Search
* Ueli der Pächter
* Heidi
* Heidi und Peter
* Es geschah am helllichten Tag
* Heiri Gretler
* Annemarie Blanc
* Zarli Carigiet
* Liselotte Pulver
* Geistige Landesverteidigung
Im Podcast zu hören sind:
* Benedikt Eppenberger, Filmhistoriker, Autor von «Heidi, Hellebarden & Hollywood – die Praesens-Film-Story» (NZZ Libro, 2024)
* Corinne Rossi, Co-Geschäftsführerin und Mitinhaberin von Präsens-Film
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1/19/2024 • 28 minutes, 13 seconds
Etty Hillesum – die unbekannte Tagebuchschreiberin aus Amsterdam
Die jüdische Niederländerin Etty Hillesum ist eine starke Frau. Sie studiert Jura, lebt ein freies Leben. In der Shoah findet sie zu Gott. Sie wolle das Massenschicksal ihres Volkes teilen, schreibt sie ins Tagebuch. Im Lager Westerbork hilft sie allerorts. Bis auch sie nach Auschwitz muss.
* Etty Hillesum wird am 15. Januar 1914 in einer Kleinstadt in den Niederlanden geboren. Sie stammt aus einer assimilierten Familie, studiert in Amsterdam und lebt ein ungewöhnliches und emanzipiertes Leben.
* Als die deutsche Wehrmacht die Niederlanden überfällt, findet sie zu Gott.
* Als Sozialarbeiterin des Judenrats ist sie vor Deportation vorerst geschützt und kann anderen Menschen im Durchgangslager Westerbork helfen. Denn sie will sich weder verstecken noch retten.
* Etty Hillesum will als Chronistin ihre Zeit dokumentieren und schreibt Tagebücher und Briefe.
* Mit nur 29 Jahren kommt sie in Auschwitz um.
* Jetzt ist ihr Gesamtwerk aus Tagebüchern und Briefen erstmals auf Deutsch erschienen.
Im Podcast zu hören sind:
* Etty Hillesum durch ihre Tagebücher und Briefe
* Pierre Bühler, emeritierter Theologieprofessor und Herausgeber der deutschen Gesamtausgabe von Etty Hillesums Werk (Ich will die Chronistin dieser Zeit sein. Sämtliche Tagebücher und Briefe 1941–1943, C. H. Beck Verlag)
* Katja Happe, Historikerin und Leiterin der KZ-Gedenkstätte Ladelund
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1/16/2024 • 28 minutes, 21 seconds
Kultur-Talk: Putin, Trump und Co.: Sylvia Sasse über verkehrte Wahrheiten
Putin bekämpft in der Ukraine ein faschistisches Regime. In den USA haben Demokratiefeinde Trump die Wahl gestohlen. Propagandalügen, welche die Realität ins Gegenteil verkehren, haben Konjunktur. Felix Münger unterhält sich mit der Slawistin Sylvia Sasse über die toxische Mechanik des Lügens.
Die Wahrheit ins Gegenteil zu verkehren, sei bei autoritären Machthabern seit jeher beliebt, sagt Sylvia Sasse. Sie ist Autorin eines aktuellen Essays zum Thema.
Verdrehungen und Fakenews würden sich zunehmend auch in liberale Demokratien fressen. Dies verunsichere die Menschen und untergrabe zuletzt deren Vertrauen in ihre demokratisch gewählten Exponentinnen und Exponenten. Es gelte, Verkehrungen zu entlarven, zu benenen – und ihnen so ihre Wirkung zu nehmen.
Buchhinweis: Sylvia Sasse: Verkehrungen ins Gegenteil. Über Subversion als Machttechnik, Matthes und Seitz 2023.
1/14/2024 • 28 minutes, 25 seconds
Viele schöne Seiten – wer macht eigentlich Kunstbücher?
Kunstbücher sind wie kleine Ausstellungen für die Couch. Sie sind aber auch eine Handelsware. Der Markt für Kunstbände steckt im Wandel. Publikumsinteressen ändern sich. Der Wettbewerb wird härter. Dennoch ist bei Macherinnen und Machern viel Leidenschaft fürs Produkt spürbar: für das schöne Buch.
* Wie macht man erfolgreiche Kunstbücher? Besuch bei Scheidegger & Spiess in Zürich.
* Wie finden Künstler zum Verlag? Und wie finden die Bücher zu den Leserinnen?
* Raum für Experimente: Die edition clandestin hat sich als Kleinverlag auf Kunstbücher spezialisiert.
* Nicht nur ein Buch, sondern ein Kunstprojekt: die Künstlerin Corinne Odermatt.
Im Podcast zu hören sind:
* Corinne Odermatt, Künstlerin, Luzern
* Judith Luks, Verlegerin edition clandestin, Biel/Bienne
* Thomas Kramer, Verlagsleiter Scheidegger & Spiess
* Antonie de Groot, Presseverantwortliche Scheidegger & Spiess
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1/12/2024 • 28 minutes, 22 seconds
Pathé'O – der westafrikanische Designer, der Mandela einkleidete
Ernstzunehmende Mode muss aus Paris kommen. Diese Auffassung herrschte lange Jahre in afrikanischen Ländern vor. Auch an der Elfenbeinküste, wo PathéO sich mit seinem Label auf traditionelles Handwerk und heimische Produktion besann. So erfolgreich, dass selbst Nelson Mandela seine Hemden trug.
* Pathé Ouédraogo wird 1950 in eine Bauernfamilie in Guibaré, einem kleinen Dorf in Burkina Faso, hineingeboren.
* Mit seinem Bruder bricht er 15-jährig nach Abidjan, Elfenbeinküste, auf, um eine Schneiderlehre zu machen.
* Als er sich mit seinem Label PathéO 1975 selbständig macht, will er die afrikanische Mode revolutionieren: heimische Handwerkstechniken und Muster statt Nachahmung der Mode aus Paris.
* Sängerin Miriam Makeba schenkt dem südafrikanischen Präsidenten Hemden, die PathéO mit traditionellen afrikanischen Mustern kreiert hat. Das ist sein Durchbruch als Modedesigner.
* Das renommierte französische Label Dior suchte 2029 die Zusammenarbeit mit PathéO. Letztlich eine schwierige Kooperation.
* PathéO kämpft dafür, dass die heimische Baumwollproduktion staatlich stattlich gefördert statt exportiert wird. Die Politik seines Landes interessiert dies nicht.
* Modedesignerin Susann Schweizer will die lokale Produktion in Westafrika ebenfalls stärken. Deswegen produziert sie ihre Kollektionen in Kleinbetrieben vor Ort.
Im Podcast zu hören sind:
* Pathé Ouédraogo, genannt PathéO, Modedesigner aus Abidjan, Elfenbeinküste
* Susann Schweizer, Modedesignerin mit ihrem Label «Poplin Project» aus Zürich
Buchhinweis: Pathé'O, Flurina Rothenberger, Hammer, Catherine Morand: «Pathé'O». Edition Patrick Frey, 2023.
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1/9/2024 • 28 minutes, 11 seconds
Das Theater mit den Kindern
Ins Leben des Künstlergenies passen Kinder nicht rein. Im Theater machen sie darum Eltern unsichtbar, denn das Theater ist die Familie, und Theaterschaffende sind ersetzbar. Langsam bewegt sich aber die hierarchische Theaterwelt: Eine Sendung über Vereinbarkeit und soziale Sicherheit am Theater.
* Die fehlende Perspektive: Warum es für Carearbeitende so schwierig ist am Theater zu arbeiten.
* Die junge Regisseurin: Wie sie versucht, Theater und Familie zu verbinden und das auch noch gleich zum Thema ihrer Kunst macht.
* Die Historie, das Bild des Künstlergenies prägt noch immer.
* Die grosse Konkurrenz am Theater und wie sie Veränderung hemmt.
* Die Bewegung, wie sich Schauspielerinnen in verschiedenen Netzwerken organisieren und zum Beispiel Betreuungskosten sichtbar machen.
* Blick in ein Haus: Wie das Luzerner Theater versucht, sich anders zu organisieren.
Im Podcast zu hören sind:
* Camille Hafner, Regisseurin und Mutter
* Andrea Zimmermann, Geschlechterforscherin
* Salva Leutenegger, Geschäftsleiterin SzeneSchweiz
* Katja Langenbach, Schauspieldirektorin am Luzerner Theater
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1/5/2024 • 26 minutes, 35 seconds
Kultur-Talk: Auch Kinderschmerzen können gross und stark sein
Schmerzen bei Kindern waren lange kein Thema. Bis in die 1980er Jahre wurden Babys ohne Narkose operiert. Man sprach ihnen das Schmerzempfinden ab. Noch heute findet der Schmerz von Kindern wenig Beachtung. Helen Koechlin erforscht den Schmerz der Kleinen und den blinden Fleck der Erwachsenen.
Jedes Kind hat Schmerzen. Hin und wieder. Das wissen wir. Weniger bekannt ist dagegen, dass auch bei Kindern nicht jeder Schmerz nachlässt. Jedes vierte Kind leidet unter chronischen Schmerzen – oft nicht diagnostiziert und nicht behandelt. Selbst Fachleute unterschätzen den Schmerz der Kleinen. Im Schnitt vergehen zwei Jahre, bis ein Kind in die Schmerzsprechstunde kommt. Dann hat sich das Leiden schon tief eingegraben: Im Gehirn, im Alltag, in der Psyche. Ängste, Depression und Suizidalität gehen oft mit dem Schmerz einher. Und der Schmerz bleibt oft bis ins Erwachsenenalter.
12/31/2023 • 28 minutes, 49 seconds
Wie viel Hund braucht der Mensch?
Hunde sind im Trend – doch wie passen sie in eine moderne Gesellschaft?
Corona hat sichtbar werden lassen, was sich vorher schon abzeichnete: ein Trend zum Hund als Haustier. Damit verbunden sind Probleme wie illegaler Welpenhandel, überforderte Hundehalter:innen und überfüllte Tierheime. Trotzdem scheint das Interesse am Hund ungebrochen: Warum eigentlich?
In seiner ursprünglichen Funktion als Schutz-, Hüte- oder Jagdhunde ist das älteste Haustier des Menschen zwar immer noch im Arbeitseinsatz, doch im Privathaushalt sind weniger deren jahrhundertelang gezüchteten Qualitäten gefragt als vielmehr ihre emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Da geht es um Liebe. Doch Hund und Mensch sprechen nicht dieselbe Sprache, reden oft aneinander vorbei. Beissunfälle, Tierquälerei, Gekläff sind einige der Folgen. Passen Hunde, diese begnadeten Anpassungskünstler, wirklich noch in unsere komplexe Gesellschaft? Ja, wenn wir uns die Mühe nehmen, ihre Sprache besser zu verstehen. Die Wissenschaft jedenfalls hat sie schon ziemlich weit entschlüsselt.
Im Podcast zu hören sind:
* Annette, tapfere Mutter eines 16-jährigen Jungen, der sich sehnlichst einen Hund wünscht, mit ihm aber restlos überfordert war
* Cassy, eine schöne, aber höchst verhaltensgestörte Malinoishündin aus unseriöser Welpenproduktion auf dem Weg zur Besserung
* Alain und Shirin Scheidegger, zwei passionierte Hundetrainer, deren Spezialität schwierige Hunde und deren Menschen sind
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12/29/2023 • 28 minutes
Eine Komponistin, dem Vergessen entrissen: Charlotte Sohy (W)
Charlotte Sohy (1887–1955), zeitlebens erfolgreiche Komponistin, wäre heute vergessen, hätte ihr Enkel nicht eine Edition ihrer Noten veranlasst. Mitbeteiligt an der Verbreitung von Sohys Werk, wie überhaupt dem komponierender Frauen, ist das Institut Palazetto Bru Zane.
* Wie viele Komponistinnen, sind auch die Werke Charlotte Sohys zeitlebens nicht verlegt worden. Gedruckte Ausgaben aber sind heutzutage fast Bedingung, um aufgeführt zu werden. Ihr Enkel hat sich zum Glück, wenn auch spät, darum gekümmert.
* Sohy schrieb nicht nur, wie von komponierenden Frauen erwartet wurde, Lieder und kleinformatige Kammermusik, sondern auch eine grosse Sinfonie.
* Diese Sinfonie, zusammen mit Musik von weiteren 20 Komponistinnen der so genannt grossen romantischen Epoche (1820 bis 1920), hat das Institut Palazzetto Bru Zane auf einer 8-CD Box herausgegeben.
* Palazzetto Bru Zane setzt sich somit ganz konkret für die Verbreitung dieser Musik ein. Nicht nur mit CD-Editionen, sondern auch mit Konzerten und selbst verlegten Notenausgaben.
* Da taucht Musik auf, die äusserst reichhaltig ist und ihren Weg in die Konzertsäle mehr als verdient hat.
Im Podcast zu hören ist:
* Etienne Jardin, wissenschaftlicher Co-Direktor des Palazetto Bru Zane, Zentrum für französische romantische Musik (Venedig/Paris)
Erstsendung: 18.7.2023
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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12/26/2023 • 28 minutes, 21 seconds
Kultur-Talk: Davos: Ferien vom Antisemitismus?
Seit 150 Jahren ist Davos Feriendestination. Genauso lang zieht der Kurort auch jüdische Gäste an: aus dem In- und Ausland. Rund 4'000 jüdisch-orthodoxe Menschen suchten diesen Sommer Erholung in Davos. Doch es kam zu Knatsch und Negativschlagzeilen wie: «Juden unerwünscht». Was steckt dahinter?
Jonathan Kreutner vom jüdischen Verband der Schweiz SIG ist schockiert: Pauschalisierende Posts werfen «den» jüdischen Gäste Littering vor. Davos stieg aus dem Vermittlungsprojekt des SIG aus, das Verständnis schaffen wollte zwischen jüdisch-orthodoxen Gästen aus dem Ausland und Davoser Hoteliers.
Was sagt Landammann Philipp Wilhelm dazu? Er steht für ein weltoffenes Davos.
Die Geschichte von Davos ist schillernd: Juden und Jüdinnen fanden hier Erholung von Tuberkulose und Antisemitismus. Zugleich war Davos Hotspot der Nationalsozialisten.
Nicole Freudiger befragt SRF-Religionsexpertin Judith Wipfler über die Hintergründe.
In der Sendung zu hören sind:
* Jonathan Kreutner (Jg. 1978), Davos-Tourist seit Kindertagen, seit 2009 Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG, Mit-Initiant des Vermittlungsprojekts Likrat Public in Schweizer Ferienorten; Doktorat zum Verhältnis Schweiz Israel
* Landammann Philipp Wilhelm (Jg. 1988), Architekt ETH, Gemeindepräsident Davos, Mitglied Grosser Rat GR; Mitbegründer des Vereins IG offenes Davos, der sich insbesondere für Geflüchtete einsetzt; engagiert für ein soziales, grünes und kulturell lebendiges Davos
12/24/2023 • 28 minutes, 21 seconds
Flavia Kleiner – ein Echo auf «Helvetia ruft!»
Die Politaktivistin Flavia Kleiner initiierte die Kampagne «Helvetia ruft!» mit dem Ziel, den Frauenanteil im Parlament zu steigern. Die Kampagne war bei den Wahlen 2019 sehr erfolgreich, der Frauenanteil im Nationalrat stieg auf 42% – ein Erfolg, der sich 2023 nicht halten liess. Was ist passiert?
* Frauenvertretung im Parlament
* Politische Kampagne
* Eidgenössische Wahlen
* Geschlechterdebatte
* Demokratie
Im Podcast zu hören sind:
* Flavia Kleiner, Historikerin, Politaktivistin, Mitinitiantin von «Helvetai ruft!»
* Cloé Jans, Politologin, GfS-Forschungsinstitut Bern
* Singer-Songwriterin Lilian Heimberg im hist. O-Ton
* Maya Graf, BL-Ständerätin (Grüne) im hist. O-Ton
* Nachrichtensprecherin im hist. O-Ton
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12/22/2023 • 28 minutes, 18 seconds
Antti Siegmann – der Traum vom eigenen Film
Seit seinen Jugendtagen im Berner Seeland träumt Antti Siegmann davon, im Filmbusiness Fuss zu fassen. Er arbeitete daran in Liverpool, in Peru, in London und in Kolumbien. Und seit ein paar Jahren will er in einem Science-Fiction-Film in Bogotà Gangs und Aliens aufeinandertreffen lassen.
Während andere nach ihrer Berufslehre in der Schweiz ihre lokale Laufbahn optimierten, lebte Antti Siegmann in Liverpool und London, arbeitete in Peru und in Kolumbien, als Gleisarbeiter für die Londoner U-Bahn oder als Casting-Assistent für die Netflix-Serie «Narcos» in Bogotà. Und dies alles stets mit dem Ziel, einst ein Filmprofi zu werden. Heute hat er viel Erfahrung, weiterhin grosse Pläne und die ungebrochene Hartnäckigkeit, für seinen Traum zu kämpfen.
* Filmkarriere
* Reiselust
* Casting-Erfahrung
* Filmfan
* Netflix, Narcos
* Attack the Block, Critters
* Pragmatismus und Optimismus
* Learning by doing
Im Podcast zu hören ist:
* Antti Siegmann, aspirierender Filmemacher und Lebenskünstler
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12/19/2023 • 24 minutes, 4 seconds
Kultur-Talk: Fotos mit Haltung. Pia Zanetti im Gespräch
Sie war eine der ersten Frauen, die in der Schweiz die Fotografie zum Beruf machten. Und Pia Zanettis Fotos erzählen immer Geschichten: tragische, lustige, menschliche. Ein neues Buch liefert einen Überblick über das Werk der Fotografin, die dieses Jahr ihren 80. Geburtstag feierte.
Der Schalk blitzt in ihren Augen. Pia Zanetti hat Humor. Oft genug entstehen die Geschichten, die ihre Bilder erzählen, weil die fotografierten Menschen auf Zanetti reagieren. Seit über 60 Jahren fotografiert sie auf der halben Welt, mit einem offenen Blick für die Situation der Ärmsten. Einen Überblick über ihr Gesamtwerk liefert nach der Ausstellung in der Schweizer Fotostiftung 2021 nun das Buch «Pia Zanetti», erschienen im Verlag Galleria Edizioni Periferia.
Warum Neugierde alles ist und wieso ihr digital mehr liegt als analog, darüber spricht Pia Zanetti im Kultur-Talk.
12/17/2023 • 26 minutes, 53 seconds
Mieten: Teuer, teurer, verdrängt – Stella Bogoni muss raus aus Zürich (W)
Seit Jahren steigen die Mieten nach Sanierungen oder bei Neubauten. Besonders in Städten wie Zürich, Genf oder Basel wird Wohnen immer teurer. Warum ist das so? Und was bedeutet das für die Städte und für Menschen wie Stella Bogoni, die sich das Wohnen in der Stadt Zürich nicht mehr leisten kann?
* Was bedeutet die Wohnungsnot für Menschen mit knappem Budget?
* Warum spitzt sich die Wohnungsnot zu? Warum steigen die Mieten seit Jahren überdurchschnittlich?
* Welche Rolle spielen institutionelle Eigentümer wie die Swiss Life im Immobilienmarkt?
* Welche Lösungen gibt es für bezahlbaren Wohnraum und gegen die Verdrängung?
Im Podcast zu hören sind:
* Stella Bogoni, pensionierte Kindergärtnerin. Wegen Renovierungen wurde ihr mehrmals die Wohnung gekündigt. In der Zwischenzeit kann sie sich die Mieten in Zürich nicht mehr leisten. Jetzt wohnt sie im Aargau.
* Paolo di Stefano, Leiter Immobiliengeschäft bei der Swiss Life. Die Swiss Life ist die führenden institutionelle Immobilieninvestorin der Schweiz.
* Beat Leuthardt, Senior Consultant beim Basler Mieterinnen- und Mieterverband
* David Kaufmann, Assistenzprofessor für Raumentwicklung und Stadtpolitik an der ETH Zürich
Erstsendung: 14.7.2023
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12/15/2023 • 28 minutes, 5 seconds
Aynur – gefeiert und verboten
Aynur bringt kurdische Volksmusik auf die grossen Bühnen der Welt. Von der Elbphilharmonie in Hamburg bis in die Carnegie Hall in New York. In der Türkei ist sie eine Ikone und hat ein Publikum weit über die kurdische Community hinaus. Den türkischen Behörden aber ist sie ein Dorn im Auge.
* Von Dersim in die Elbphilharmonie – Biografie der kurdischen Sängerin Aynur.
* Seit der Gründung der modernen Türkei unterdrückt der türkische Staat kurdische Kultur und Kunst. Die wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre.
* 100 Jahre Türkische Republik: Wie steht es in der Türkei generell um die Kulturlandschaft und Zivilgesellschaft?
Im Podcast zu hören sind:
* Aynur
* Asena Günal, Soziologin und Geschäftsführerin von Anadolu Kültür, eines der bedeutendsten unabhängigen Kunst- und Kulturzentren in Istanbul
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12/12/2023 • 28 minutes, 28 seconds
Das ewige Ungenügend – wie Frauen auf ihren Körper blicken
Wieso empfinden fast alle Frauen ihren Körper als unzulänglich? Wieso entdecken sie immer neue «Problemzonen», die geformt, gestrafft und schlimmstenfalls wegoperiert werden müssen? Die Schauspielerin Saralisa Volm hat sich intensiv mit diesen Fragen auseinandergesetzt.
Themen in diesem Podcast:
* Bodyshaming: Wieso es dazu führt, dass Menschen vereinsamen und sich aus der Gesellschaft zurückziehen.
* Schönheitsideale und Kapitalismus: Wie die Schönheitsindustrie gezielt bestimmte Körperregionen beschämt.
* Schönheitsideale und das Patriarchat: Wie Vorstellungen von «Normschönheit» genutzt werden, um Kontrolle auszuüben.
* Body Positivity und Body Neutrality: Wie die Bewegungen entstanden sind und was sie bringen.
Im Podcast zu hören sind:
* Saralisa Volm: Schauspielerin, Filmemacherin, Kuratorin und Autorin des Buches «Das ewige Ungenügend. Eine Bestandsaufnahme des weiblichen Körpers.»
* Elisabeth Lechner: Kulturwissenschaftlerin, Promotion zu «ekligen» weiblichen Körpern und Body Positivity an der Universität Wien, Autorin des Buches «Riot, dont diet! Aufstand der widerspenstigen Körper.»
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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12/8/2023 • 27 minutes, 22 seconds
Der Wald. Das Wild. Und Wolf und Luchs.
Dem Wald geht es nicht gut. Viele Bäume kommen mit dem extremen Wetter der letzten Jahre nicht zurecht. Andere Baumarten sind nötig. Doch gibt es ein Problem mit Hirsch, Reh und Gämse. Das viele Wild frisst in vielen Schweizer Wäldern so viele junge Bäume, dass sich der Wald nur schlecht erneuert.
Da ist zum Beispiel die Fichte. Die Wurzeln des häufigsten Baumes in den Schweizer Wäldern reichen nicht tief genug, um in den extrem trockenen Sommern genügend Wasser aus dem Boden zu holen. Darum bräuchte es in den Wäldern mehr Weisstannen und Laubbäume.
Doch ausgerechnet diese Baumarten werden vom Wild bevorzugt. In vielen Regionen gibt es mittlerweile so viele Hirsche, Rehe oder Gämsen, die sich an den Bäumen gütlich tun, dass junge Bäume kaum noch hochkommen. Lichtungen, in denen der Wald der Zukunft wachsen sollte, bleiben praktisch kahl.
Das Aletschgebiet im Oberwallis ist besonders betroffen. Peter Aschilier, der dortige Förster sieht die Entwicklung der letzten Jahre mit grosser Sorge. «Die Natur ist aus der Balance geraten», sagt Aschilier. Es müsste zum Beispiel viel mehr auf Hirsch, Reh und Gämse gejagd werden. Die Biologin Andrea Kupferschmid stimmt dem zu. An der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL erforscht sie seit Jahren die Wechselwirkung zwischen Wald und Wild.
Es gibt grossen Handlungsbedarf, um unsere Wälder für die zunehmend extremen Wetterbedingungen fit zu machen. Der Mensch muss wieder ins Lot richten, was er aus der Balance gebracht hat. Aber auch die Raubtiere, Wolf und Luchs, könnten helfen - wenn man sie denn liesse.
Im Podcast zu hören sind:
* Peter Aschilier, Förster im Forst Aletsch, Oberwallis
* Andrea Kupferschmid, Biologin, Eidg. Forschungsanstalt WSL
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12/5/2023 • 23 minutes, 29 seconds
Kultur-Talk: Mal tief Luft holen. Eine kulturelle Annäherung an die Pause
Zeit für eine Pause? Zu oft nehmen wir uns nicht die Zeit dazu. Dabei passiert in der Pause so viel – im Sport, im Theater, am Mittag. «Ohne Pausen gibt es keine Musik. Und das sagt doch schon alles», sagt Autorin Andrea Gerk. Eine Annäherung an die unterschätzte Unterbrechung des Alltäglichen.
Wir alle brauchen sie, wie die Luft zum Atmen: die Pause. Ob in der Schule, oder am Mittag, ob die berühmte Rauchpause, im Theater, die Kunstpause – die Pause scheint nichtig und kann doch alles sein. In ihr werden Ideen gesponnen, Freundschaften geknüpft, Körper und Seele regeneriert. Die Pause ist meist völlig unterschätzt. Und immer wieder scheitern wir am Pausemachen. «Das kleine Glück dazwischen» nennt die Autorin und Moderatorin Andrea Gerk die Pause. Sie nähert sich ihr in essayistischen Betrachtungen. Andrea Gerk ist bei Noëmi Gradwohl zu Gast im Kultur-Talk.
Andrea Gerk und Moni Port: «Pause! Das kleine Glück dazwischen». Kein und Aber Verlag 2023.
12/3/2023 • 27 minutes, 59 seconds
Bezahlt gepflegt – en famille (W)
Immer mehr Menschen wollen zu Hause gepflegt werden. Der Druck auf Angehörige, diese Pflege zu leisten, wächst. Er führt oft zu Überforderung und Lohn-Einbussen. Spitex-Organisationen bieten heute ein Erwerbsmodell für die Pflege von Angehörigen an. «Kontext» zeigt auf, was es damit auf sich hat.
* Steigender Pflegebedarf
* Zunehmender Anspruch, zu Hause gepflegt zu werden
* Druck auf Angehörige
* Innovatives Spitex-Modell
* Lohn für pflegende Angehörige
Im Podcast zu hören sind:
* Maria Köppel, MS-Patientin, diplomierte Pflegefachfrau und Spitex-Mitarbeiterin
* Sepp Köppel, Berufsschullehrer, pflegender Angehöriger (Ehemann) von Maria Köppel
* Iren Bischofberger, Pflegewissenschaftlerin
* Samuel Burri, Branchenverantwortlicher Pflege bei der Gewerkschaft Unia
Erstendung: 25.8.2023
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12/1/2023 • 27 minutes, 43 seconds
Ringfieber in der Schweiz: Ist Richard Wagner noch aktuell?
Gleich dreimal wird in der Schweiz der ganze «Ring des Nibelungen» von Wagner gemacht: Je 15 Stunden Oper, vier Abende, ein Mammutunternehmen. Warum dieser grosse Aufwand für ein Werk, von dem man glauben könnte, es sei reaktionär und veraltet.
Antworten geben die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen und der Intendant und Regisseur Andreas Homoki.
* Warum arbeiten sich zur Zeit so viele Regisseure und Regisseurinnen an Wagner Opus magnum, dem Ring des Nibelungen, ab? Was hat uns dieses Werk heute denn noch zu sagen? Die langen Arien, laut und schrill, wollen wir die heute noch?
* Ja, denn das Singen von Wagnerpartien verändert sich nach und nach, wird leichter, menschlicher, transparenter.
* Wie steht es mit dem Antisemitismus von Wagner? Kann man hier Werk und Autor trennen? Ja, denn Wagners Antisemitismus kompromittiert das Werk nicht.
* Wie sieht es mit dem Sponsoring aus: Zieht diese Oper mehr private Sponsoren an als andere? Ja, denn immer noch gilt: es steht einem Theater oder Opernhaus gut an, diesen Ringzyklus als Ganzes zu zeigen, denn er gehört zum bürgerlichen Kulturkanon.
* Tatsache ist: Wagner Opern sind begehrt beim Publikum. In Zürich sind die Ring-Vorstellungen meist ausverkauft, in Basel und Bern sind die Aufführungen auch gut besucht. Die Medien berichten mehr als über die andern Opern. Der Hype ist da.
* Denn der Stoff ist hochaktuell: Starke Frauenfiguren, Helden, die allesamt scheitern, Patriarchen, die untergehen. Und ein Goldschatz samt Goldring, der nur Unheil bringt. Am Ende geht alles zu Grunde. Nur die Rheintöchter überleben. Sprich: das Weibliche. Was könnte die Gegenwart besser spiegeln?
Im Podcast zu hören sind:
* Elisabeth Bronfen, Kultur- und Literaturwissenschaftler
* Andreas Homoki, Regisseur und Intendant am Opernhaus Zürich
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11/28/2023 • 27 minutes, 2 seconds
Bäume und Klima: Die Suche nach dem Wald der Zukunft (W)
Auch in der Schweiz gerät der Wald unter Druck, vor allem wegen der Klimaerwärmung. Hitzetage und Dürreperioden der letzten Sommer führten zu einem Absterben von Fichten und Buchen im Mittelland und im Jura. Aber auch die Edelkastanie an der Alpensüdseite hat zu kämpfen.
Der Klimawandel macht vielen Baumarten zu schaffen. Im Hardwald bei Muttenz sind die Schäden deutlich sichtbar: Der Wald ist ausgedünnt, die Bäume sind geschwächt, die Kronen geschädigt; tote Äste fallen herunter und Schädlinge befallen das Holz. Für den Kantonsförster Ueli Meier eine grosse Herausforderung: Welche Bäume werden die steigenden Temperaturen überleben?
* Welche Anpassungen an den Klimawandel leisten Bäume?
* Womit haben Bäume aktuell zu kämpfen?
* Verdurstet oder verhungert ein Baum?
* Welche Baumarten sind zukunftsfähig?
* Wie werden wir den unterschiedlichen Aufgaben des Waldes zukünftig gerecht?
Im Podcast zu hören sind:
* Ueli Meier, Leiter vom Amt für Wald beider Basel
* Esther Frei, Waldökologin, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL)
* Michael Reinhard, Leiter der Abteilung Wald im Bundesamt für Umwelt
* Ansgar Kahmen, Botanikprofessor an der Universität Basel
* Marcus Maeder, Ökoakustiker & Naturforscher
Erstsendung: 9.6.2023
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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11/24/2023 • 27 minutes, 38 seconds
Vom Wohlhabenden, der höhere Steuern zahlen will
Johann Hug (Pseudonym) hat festgestellt, dass er in anderen Sphären lebt als die Gleichaltrigen. Das familiäre Umfeld, eine Erbschaft und Glück mit Geldanlagen haben den 30-jährigen IT-Spezialisten aller materiellen Sorgen enthoben. Er fordert eine höhere Besteuerung von seinesgleichen.
* Ein Wohlhabender verlangt, dass Reiche höher besteuert werden
* Steuerpolitik und Chancengleichheit
* Ungleichheit bei Vermögen in der Schweiz
* Spenden statt Steuern?
* Vermögens-, Erbschafts- und Kapitalgewinnsteuer?
* Vermögen und Macht
Im Podcast zu hören sind:
* Johann Hug (Pseudonym), Millionär und IT-Spezialist, Mitglied von «taxmenow.eu»
* Isabel Z. Martinez, Ökonomin, Konjunkturforschungsstelle ETH Zürich
* Marco Salvi, Ökonom, Forschungsleiter Chancengleichheit Avenir Suisse
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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11/21/2023 • 27 minutes, 33 seconds
Kultur-Talk: Vernünftig diskutieren
Der Wissenschaftsjournalist Reto U. Schneider vermisst vernünftige Debatten mit rationalen Argumenten. Wir hätten verlernt, auf Fakten basierend zu diskutieren, sagt er. In diesem «Kultur-Talk» gibt er Tipps fürs kluge Streitgespräch.
«Filterblase», «Shitstorm», «Verschwörungstheorie», «gespaltene Gesellschaft». Das sind Begriffe, die in letzter Zeit oft fallen, wenn es um unsere Debattenkultur geht. Die Liste lässt sich problemlos erweitern – sogar um Wörter, die eigentlich aus dem Militär stammen: «Meinungskrieg» zum Beispiel oder «verhärtete Fronten».
Haben wir verlernt, uns ohne Kriegsrhetorik miteinander auszutauschen, andere Meinungen zuzu- oder uns selbst auch einmal umstimmen zu lassen? Haben wir verlernt, vernünftig miteinander zu diskutieren?
Der Schweizer Wissenschaftsjournalist Reto U. Schneider meint: Ja. In seinem neuen Sachbuch «Die Kunst des klugen Streitgesprächs» widmet er sich unserer desolaten Debattenkultur. So zelebrierten wir extreme Einzelfälle oder sähen Zusammenhänge, wo es gar keine gebe.
Im «Kultur-Talk» erklärt Schneider, auf welch zweifelhaften Wegen unsere Meinungen überhaupt zustande kommen, wie sehr Menschen ihr eigenes Wissen überschätzen – und woran man merkt, dass eine Diskussion mit jemandem vergeudete Zeit ist.
Buchangaben: Reto U. Schneider: «Die Kunst des klugen Streitgesprächs. Wer diskutieren will, sollte diese Regeln kennen – Ein Crashkurs in Vernunft». 160 Seiten. Kösel-Verlag, 2023.
11/19/2023 • 25 minutes, 49 seconds
Den genetischen Vater finden: Kinder aus Samenspenden
Zwei Schwestern erfahren, dass ihr Vater nicht ihr biologischer Vater ist. In «Kontext» erzählen die jungen Frauen, warum die Eltern dieses Familiengeheimnis lüften, was das mit der Beziehung zum sozialen Vater macht und wie sie ihren genetischen Vater finden.
Nora und Fabienne werden 2017 von ihren Eltern zu einer Familientherapiestunde verdonnert. Dort erfahren sie, dass eine fünfte Person zur Kernfamilie gehört: der genetische Vater. Sie wurden nämlich 1997 und 1999 mit Hilfe einer Spermienspende gezeugt. Damals erfolgten Samenspenden anonym. Seit 2001 sieht das Fortpflanzungsmedizingesetzt vor, dass Kinder aus Spermienspenden die Daten des Spenders erfragen können, sobald sie volljährig sind. Sie haben ein Recht auf Wissen der Abstammung.
Die beiden jungen Frauen erfahren damals bloss den Ort, an dem die Spermienspenden durchgeführt wurde, und die Namen der behandelnden Ärzte. Damit machen sie sich auf die Suche nach dem Samenspender. Eine kleine Odyssee beginnt. Im Frühling 2023 kommt es schliesslich zum ersten und bislang einzigen Treffen mit dem genetischen Vater. «Ich war mega aufgeregt», erinnert sich Nora und Fabienne ergänzt: «Er ist unserem sozialen Vater sehr ähnlich!».
Im Podcast geht es darum:
* Wie die beiden Schwestern mit dem Familiengeheimnis umgehen.
* Inwiefern es die Beziehung zum sozialen Vater beeinflusst.
* Was ihnen der genetische Vater bedeutet.
* Bologische vs. soziale Elternschaft.
* Forschungsstand zum Thema Kinder aus Spermienspenden.
Im Podcast zu hören sind:
* Nora und Fabienne, die mit Hilfe einer Samenspende gezeugt wurden
* Dr. Daniel Drewniak, Medizinethiker und am Forschungsprojekt «Human Reproduction Reloaded» der Universität Zürich beteiligt
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Thema:
Marina Belobrovaja erfüllt sich ihren Kinderwunsch allein. Mit einer Samenspende, ohne in eine Klinik zu gehen. Von Anfang an spricht sie offen über die Zeugungsgeschichte ihrer Tochter und bricht damit ein Tabu: Grossgeworden – Kinder aus Samenspenden .
11/17/2023 • 27 minutes, 31 seconds
Social Freezing: Fruchtbarkeit auf Eis gelegt
Immer mehr Frauen entscheiden sich dafür, ihre Eizellen einfrieren zu lassen. So hoffen sie, ihren Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt erfüllen zu können. Die Gründe dafür sind mehrheitlich eine fehlende Partnerschaft.
Das ist auch bei Fabienne so. Sie hat vor fünf Jahren ihre Eizellen eingefroren. Damals war diese Möglichkeit für sie eine Erleichterung. Wie war das für sie und wie geht sie mit der reproduktiven Freiheit um?
* Familienplanung
* Reproduktionsmedizin
* Fruchtbarkeit und Anti-Müller Hormon
* Erweiterte Freiheit für Frauen oder zusätzlicher Druck?
Im Podcast zu hören sind:
* Fabienne, 43, hat ihre Eizellen einfrieren lassen
* Barbara Bleisch, Philosophin und Co-Autorin «Kinder wollen. Über Autonomie und Verantwortung»
* Brigitte Leeners, Direktorin der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie am Universitätsspital Zürich
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11/14/2023 • 28 minutes, 29 seconds
«Las Toreras» oder die heilende Kraft der Kreativität
In ihrem Film «Las Toreras» ergründet die multidisziplinäre Künstlerin Jackie Brutsche die Lebensgeschichte ihrer Mutter. Diese litt an Schizophrenie und nahm sich das Leben. «Las Toreras» ist ein berührender Film, der zeigt, wie ein erschütterndes Ereignis zum Motor für Kreativität werden kann.
* «Las Toreras», Jackie Brutsche, Jack Torera
* Dokumentarfilm
* Familiengeschichte
* Psychische Krankheit
* Schizophrenie
Im Podcast zu hören sind:
* Jackie Brutsche, multidisziplinäre Künstlerin, Frontfrau The Jackets
* Alexander Zimmer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
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11/10/2023 • 28 minutes
Fallen, Fliegen, Träumen: Stuntfrau Petra Sprecher
Mit Charlize Theron war sie in «Aeon Flux» zu sehen, mit Tom Cruise in Spielbergs «Minority Report». Aber der Job einer Stuntfrau besteht darin, unerkannt zu bleiben. In «Kontext» erzählt Petra Sprecher von ihrem Weg vom Basler Kinderzirkus «Basilisk» über den Cirque du Soleil nach Hollywood.
Während Stuntmänner häufig den physischen Heldenpart der männlichen Stars übernehmen, bleiben für die Stuntfrauen im Kino und vor allem in Fernsehkrimis vor allem Opferrollen: Vergewaltigungen, verprügelt werden, erstochen, erwürgt oder gar überfahren. Aber daran dachte Petra Sprecher nicht, als sie ihren Trapez-Job beim Cirque du Soleil aufgab, um sich in Los Angeles ins Abenteuer als Stuntfrau zu stürzen. Zum Cirque du Soleil wiederum hatte sie es geschafft, nachdem sie ihrer Kindheit in Aesch BL etwas mehr Abenteuer Bewegung verpasst hatte, über den auch heute noch sehr aktiven Basler Jugendzirkus Basilisk.
* Zur Trapezartistin über den Kinderzirkus Basilisk
* Cirque du soleil als Sprungbrett nach Hollywood
* Stuntfrau auf Anhieb
* Stuntfrauen verkörpern häufiger Opfer als Stuntmänner
* Actors Strike und Covid als Zwangspause zur Weiterbildung
* Harter Job vs. Glamour-Factor
* Karma hilft
Im Podcast zu hören sind:
* Petra Sprecher, Los Angeles, Stuntfrau, Akrobatin, Schauspielerin
* Elena Avdija, Dokumentarfilmregisseurin «Cascadeuses»
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11/7/2023 • 27 minutes
Kultur-Talk: Philanthropie: «Gutes tun oder es besser lassen?»
Die Bevölkerung in der Schweiz ist überdurchschnittlich spendefreudig, das gesellschaftliche Engagement von Freiwilligen kann sich sehen lassen, und zahlreiche potente Stiftungen schütten Geld aus, wo es fehlt. Doch die Philanthropie ist auch mit Kritik konfrontiert.
«Gutes tun oder es besser lassen?» – Philanthropie neu denken
«Es gibt nichts Gutes. Ausser man tut es!» Das Zitat von Erich Kästner ist aktuell in Zeiten von Krieg, Krisen und menschlicher Not. Gefragt sind Spenden, Stifter, Gönnerinnen und Freiwillige. Doch gerade grosse Geldgeber werden kritisiert: Sie würden Macht mit Geld ausüben, das sie nicht selbst erarbeitet hatten, entzögen die Verteilung einem demokratischen Prozess und optimierten Steuern. In einem neuen Buch «Gutes Tun oder es besser lassen? Philanthropie zwischen Kritik und Ankerkennung», herausgegeben von Georg von Schnurbein, werden neue Perspektiven auf ein altes Engagement entwickelt.
Buch: Georg von Schnurbein (Hrsg.): Gutes tun oder es besser lassen. Philanthropie zwischen Kritik und Anerkennung. Christoph Merian Verlag. 2023.
11/5/2023 • 28 minutes, 37 seconds
Kultur-Talk: Neue Bührle-Ausstellung im Kunsthaus Zürich
Die Kritik war laut, als im Herbst 2021 die Bilder aus der Sammlung des Waffenhändlers Emil Bührle erstmals im Kunsthaus Zürich ausgestellt wurden. Zwei Jahre später wird die neue, überarbeitete Ausstellung eröffnet. Ist nun alles anders und besser?
Mit der Bührle-Sammlung schlitterte das Kunsthaus in die Krise. Für die Leihgaben wurde ein Erweiterungsbau für über 200 Mio. Franken erstellt. Nach wie vor ist unklar, ob unter den Werken Bilder sind, die zurückgegeben werden müssten.
Kritik gab es auch an der Ausstellung selbst: Der zeithistorische Kontext von Flucht und Holocaust werde ungenügend vermittelt, Emil Bührle unkritisch als Wohltäter präsentiert. Nach zwei Jahren legt das Kunsthaus unter neuer Leitung nun eine Überarbeitung vor – allerdings wieder begleitet von Misstönen. Der wissenschaftliche Beirat, der Unabhängigkeit hätte garantieren sollen, trat kurz vor der Eröffnung geschlossen zurück. SRF-Kunstredaktorin Ellinor Landmann schätzt die neue Ausstellung ein.
11/3/2023 • 27 minutes, 32 seconds
Menschen, Tiere und unser aller Gesundheit
Seit der Corona-Pandemie wissen wirs: Unsere Gesundheit und die Gesundheit von Tieren hängen zusammen. Je mehr wir die Lebensräume von Tieren einschränken, desto eher übertragen sich Krankheiten. Wer an Gesundheit denkt, muss Mensch, Tier und Umwelt mitdenken. Das will der Ansatz One Health.
Jakob Zinsstag ist ein Pionier für One Health. Der ausgebildete Tierarzt und Professor am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut Swiss TPH hat sich schon für One Health stark gemacht, als den Begriff noch kaum jemand kannte. Er hat unzählige Artikel dazu geschrieben, ein Lehrbuch verfasst, und vor allem hat er in vielen Weltgegenden Projekte nach dem One-Health-Prinzip aufgebaut.
Eines davon betrifft Tollwut in Afrika. Tollwut ist eine «Zoonose» - eine tödliche Infektionskrankheit, die zwischen Säugetieren übertragen wird, auch auf den Menschen. Kontext begleitet Jakob Zinsstag in die Elfenbeinküste und zeigt am Beispiel des Tollwut-Projekts «BlockRabies», wie One Health in der Praxis funktionieren kann.
Im Podcast erzählt er:
* Über sein erstes One-Health-Projekt bei Nomaden im Tschad.
* Weshalb Zoonosen zugenommen haben.
* Was für den Erfolg von One Health entscheidend ist.
* Wie sich mit dem Ansatz eventuell die nächste Pandemie verhindern liesse.
Auch im Norden hat One Health Schub bekommen. So hat die Universität Zürich vor Kurzem als erste europäische Uni ein eigenes Institut für One Health gegründet. Auch die Vetsuisse Fakultät der Universität Bern ist auf dem Feld sehr aktiv.
Im Podcast zu hören sind:
* Gertraud Schüpbach, Leiterin des Veterinary Public Health Institute der Uni Bern
* Thomas Lutz, Veterinärphysiologe Uni Zürich
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10/31/2023 • 28 minutes, 20 seconds
Janos Szekelys verschollener Roman
Nach 70 Jahren taucht ein altes Roman-Manuskript auf. Geschrieben hat es der ungarische Schriftsteller Janos Szekely in den 1950ern. Seine Biografie ist von ständiger Flucht geprägt. «Kontext» rekonstruiert dieses abenteuerliche Leben, in dem sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt.
Im Podcast zu hören sind:
* Kati Frohriep, Tochter von Janos Szekely
* Julia Richers, Osteuropa-Historikerin
* Michael Sennhauser, SRF-Filmredaktor
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10/27/2023 • 26 minutes, 32 seconds
Festival au Désert: Ein Musikfestival im Exil
Das «Festival au Désert» in der Wüste Malis war wohl eines der aufregendsten Musikfestivals, das es je gab! Kraftvoller Touareg-Wüstenrock, inmitten einer scheinbar menschenfeindlichen Umgebung. 2012 wurde das Festival aber Opfer von Terroranschlägen und es wird seither im Exil durchgeführt.
Dem Touareg Nomade Manny Ansar ist mit dem «Festival au Désert» ein Kunststück gelungen. Nicht nur hat er Zehntausende in die Wüste gelockt, die bei diesem aussergewöhnlichen Event dabei sein wollten – er hat den Touareg und ihrer Musik auch internationales Gehör verschafft. Diese Aufmerksamkeit und sein Renommee nutzt er auch, seit er mit seinem Festival fliehen musste. Unermüdlich kämpft er für Frieden und Völkervermittlung und macht mit seinem Festival im Exil auf den anhaltenden Konflikt im Norden Malis aufmerksam.
Im Podcast zu hören sind:
* Manny Ansar, Festivalgründer
* Jay Rutledge, Musikjournalist und Mali-Kenner
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Slowenien ist das Gastland an der Frankfurter Buchmesse. Mit seinen nur zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern hat es die dichteste literarische Produktion Europas. Im Gespräch mit Felix Münger sagt der slowenische Literat Aleš Šteger, warum sein Land seine Existenz der Literatur verdanke.
Slowenien stand bis zur Unabhängigkeit 1991 stets unter Fremdherrschaft: Habsburger, Königreich Jugoslawien, Besetzung, Tito-Jugoslawien. Dass sich dennoch eine slowenische Identität herausbildete, verdankt Slowenien laut Aleš Šteger der gemeinsamen Sprache, die Autorinnen und Autoren zwischen Buchdeckeln bannten.
Die Dichtung ist für das slowenische Selbstverständnis noch immer zentral. Entsprechend grosszügig ist die staatliche Förderung. Im Ausland ist die slowenische Literatur noch immer wenig bekannt. Die Buchmesse bietet die Gelegenheit, sie endlich zu entdecken.
10/22/2023 • 28 minutes, 6 seconds
Mutiger Modernisierer – wie Karl Bürkli die Schweiz veränderte
Karl Bürkli (1823-1901) ist einer der ersten, der sich in der Schweiz für die direkte Demokratie einsetzt. Ausserdem prägt der Sozialist die Genossenschaftsbewegung in der Schweiz und gründet die Zürcher Kantonalbank mit. Wieso ist er bis heute vergleichsweise unbekannt?
Themen in diesem Kontext:
* Karl Bürkli begeistert sich für die Theorien des französischen Frühsozialisten Charles Fourier: Der entwickelt eine Utopie, die «Luxus für alle» verspricht.
* Vorreiter für die direkte Demokratie: Karl Bürkli ist der erste, der Initiative und Referendum zusammenbringt.
* 1851 gründet Bürkli in Zürich den Konsumverein, eine Art Genossenschaft. Das Ziel: Die Menschen sollen günstig an Brot und andere Produkte kommen, ohne Zwischenhandel.
* Abenteuer in Texas: Mitte der 1850er-Jahre wandert Bürkli in die USA aus. Zusammen mit Gleichgesinnten will er dort die utopische Gesellschaft in die Tat umsetzen, von der Charles Fourier geträumt hatte.
* Bürkli eröffnet einen neuen Blick auf das 19. Jahrhundert. Viele meinen, vor allem liberale Politiker wie Alfred Escher hätten die Schweiz in dieser Zeit geprägt. Doch auch linksbürgerliche Kräfte und Sozialistinnen hinterliessen ihre Spuren.
Im Podcast zu hören sind:
* Urs Hafner, Historiker, Journalist und Autor einer neuen Biographie über Karl Bürkli: «Der Sozialist vom Paradeplatz», Echtzeit Verlag, 2023.
* Bernard Degen, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Basel
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10/20/2023 • 28 minutes
Austritt ist auch (k)eine Lösung
Seit Veröffentlichung der Vorstudie zu den Missbrauchsfällen in der römisch-katholischen Kirche sind die Austrittszahlen sprunghaft angestiegen. Auch Engagierte und der Kirche Verbundene sind wütend. Menschen hadern und kämpfen innerlich um die Frage: Austreten oder nicht?
Im Kontext erzählt Silvia Patscheider (71), wie kirchliches Leben und Engagement sie prägte. Dabei fällt immer wieder das Jahr 1972 als Schlüsselmoment: Damals öffnete sich die römisch-katholische Kirche in der Schweiz. Silvia Patscheider gestaltete als 20-jährige Gottesdienste mit, die sie als lebendig und gemeinschaftsstiftend erlebte. Die heute pensionierte Lehrerin blieb der Kirche treu und gestaltet diese bis heute mit. Dazu gehörten auch Protest-Demos gegen einen erzkonservativen Bischof oder ein Protest-Marsch der Frauen nach Rom. Die Missbrauchskrise hat sie demotiviert und auch bei ihr die Frage aufgeworfen: «Soll ich mich noch weiter engagieren?»
Im Podcast erzählt sie:
* Inwiefern ihr kirchliches Engagement ein «Trotzdem» ist.
* Wann sie an ihrer Kirche (ver)zweifelt.
* Vom Gedanken, auszutreten.
* Warum es so schwer ist, eine andere religiöse Heimat zu finden.
Auch die römisch-katholische Gemeindeleiterin Elke Kreiselmeyer (55) kennt das Hadern mit der eigenen Kirche. Von sich selbst und von Gemeindemitgliedern. Seit Veröffentlichung der Studie sei die Frage nach dem Austritt immer wieder aufgekommen, auch bei engagierten Menschen. Sie beschreibt das Spannungsfeld zwischen sinnstiftender Gemeinschaft und einer Institution, die Menschen systematisch diskriminiere.
Im Podcast zu hören sind:
* Silvia Patscheider, engagierte Katholikin aus Winterthur
* Elke Kreiselmeyer, römisch-katholische Gemeindeleiterin in Therwil und Biel-Benken BL
Studie der Universität Zürich: Schlussbericht zur Geschichte sexuellen Missbrauchs im Umfeld der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Beitrag im «Echo der Zeit»: Missbrauchs-Studie wühlt Betroffene auf
Beitrag im «Rendez-vous»: Katholische Kirche vertuschte Missbrauchsfälle systematisch
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10/17/2023 • 27 minutes, 55 seconds
Fashionista mit Kopftuch (W)
Hanan Osman aus St. Gallen ist eine Hijabista, eine Influencerin mit Kopftuch. Auf Instagram und als Model zeigt die Muslimin, dass islamische Mode modern sein kann. Und sie hat soeben ein Modegeschäft für «modest fashion» eröffnet.
Seit drei Jahren trägt Hanan Osman alias Shadia Black «modest fashion» und ein Kopftuch. Der Islam sei ihr immer wichtig gewesen, und das Kopftuch habe sich richtig angefühlt. Von Kommentaren aus ihrem Umfeld liess sie sich nicht beeindrucken. Doch sie merkte schnell: Kleider zu finden, die den Ausschnitt, Beine und Arme bedecken, nicht verrutschen und dabei noch gut aussehen, das ist gar nicht so einfach. Also beschloss Shadia Black, einen eigenen Laden für «modest fashion» aufzumachen. Sie will zeigen, dass Mode und «modest» gut zusammenpassen – und dass man auch mit Kopftuch modern sein kann.
Im Podcast zu hören sind:
* Hanan Osman, Mode-Influencerin für «modest fashion», islamkonforme Mode
* Silvia Martens, Islamwissenschaftlerin an der Universität Luzern
Erstsendung: 17.9.2021
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10/13/2023 • 27 minutes, 52 seconds
Meeresspiegel: Wie viel Anstieg liegt drin? (W)
Wenn jemand den Meeresspiegelanstieg bewältigen kann, dann die Holländerinnen und Holländer. Sie sind Weltmeister im Wasserbau. Doch um wieviel lassen sich die Deiche noch erhöhen?
* 1953 überspülte eine verheerende Sturmflut die Küstengebiete der Niederlande und forderte mehr als 1800 Todesopfer. Seither haben die Niederlande mit dem Deltaplan ein beispielloses Hochwasserschutzprogramm geschaffen.
* Der schleichende Anstieg des Meeresspiegels stellt das Land nun vor neue Probleme. Zwei bis maximal 5 Meter Meeresspiegelanstieg seien mit der heutigen Technik noch zu bewältigen, sagen die Experten. Dann müssten neue Lösungen gesucht werden, oder man müsse sich vor den Fluten zurückziehen.
* Zur Diskussion steht auch ein riesiger neuer Deich, 15 bis 20 Kilometer vor der Küste, der De Haakse Seedeich. Zwischen der alten und der neuen Küstenlinie entstünden Süsswasserseen. Der Rhein und die anderen Flüsse müssten über diesen neuen Deich ins Meer gepumpt werden.
* Andere Weltregionen wie Bangladesch, Indonesien oder Ägypten dürften kaum die Mittel aufbringen, um solche Schutzbauten zu errichten. In den Niederlanden ist die drohende Gefahr zwar erkannt, aber weil das Meer bis jetzt verhältnismässig langsam angestiegen ist, scheint vielen die Dringlichkeit noch nicht gross.
Im Podcast zu hören sind:
* Ria Geluk, Überlebende der grossen Flut im Jahr 1953, Museumsbegründerin und Lobbyistin für besseren Küstenschutz
* Harold van Waveren, leitender Experte in Sachen Flutrisiko bei der niederländischen Wasserbaubehörde
* Dick Butijn, Ingenieur und Planer des de Haakse Seedeichs, 15 Kilometer vor der heutigen niederländischen Küste
* Jeroen Aerts, Professor für Wasser- und Klimarisiken an der Freien Universität Amsterdam. Er berät Regierungen, Banken und Versicherungen weltweit.
Erstsendung: 24.3.2023
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10/10/2023 • 27 minutes, 54 seconds
Kultur-Talk: Herta Müller im Gespräch
Herta Müller gehört zu den renommiertesten Schriftstellerinnen überhaupt. Sie ist Literaturnobelpreisträgerin und Autorin erfolgreicher Romane wie «Herztier» und «Atemschaukel». Nun erscheint ein Band mit Reden, Artikeln und Essays, in denen sie sich einmal mehr mit ihrem Lebensthema befasst.
Und dieses Thema ist die Diktatur. 1953 als Kind Banater Schwaben in Rumänien geboren, gerät sie bald in Konflikt mit dem kommunistischen Regime Nicolai Ceausescus. Gleichzeitig überwirft sie sich mit ihren Banater Landsleute, deren Schweigen über die NS-Vergangenheit sie nicht mittragen will. Schreibend beginnt sie, sich mit sich und ihrer Situation auseinanderzusetzen, bis sie schliesslich Rumänien verlässt. Doch auch im Westen ist der Schrecken nicht vorbei. Eine Verleumdungskampagne führt dazu, dass sie sich auch hier wieder mit dem Vorwurf konfrontiert sieht, eine feindliche Agentin zu sein. Im Kultur-Talk mit Michael Luisier verrät Herta Müller, wie sie mit ihren Diktatur-Erfahrungen zurechtkommt. Und warum sie das Thema immer noch nicht ad acta legen kann.
Buchangaben: Herta Müller. Eine Fliege kommt durch einen halben Wald. Hanser Verlag, 2023.
10/8/2023 • 27 minutes, 42 seconds
Kultur-Talk: Der norwegische Schriftsteller Jon Fosse erhält den Nobelpreis
Gestern wurde in Stockholm der Literaturnobelpreis 2023 vergeben. Gewonnen hat ihn der norwegische Autor Jon Fosse. Wir stellen den Preisträger und sein Werk im Gespräch mit dem Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel und Klaus Müller-Wille, Professor für Nordische Philologie, vor.
Schon länger gilt er als Anwärter auf den Literaturnobelpreis, nun hat er ihn bekommen: Jon Fosse. Die Akademie begründet die Vergabe des Nobelpreises an Jon Fosse damit, dass er in seinen Theaterstücken und Prosawerken «dem Unsagbaren eine Stimme» gebe. Im Gespräch mit dem Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel und dem nordischen Philologen Klaus Müller-Wille stellen wir Jon Fosses Schaffen vor und gehen den Fragen nach, was Jon Fosses Literatur ausmacht, welchen Stellenwert seine Romane und Theaterstücke haben und was es denn konkret heisst, «dem Unsagbaren eine Stimme zu geben».
10/6/2023 • 27 minutes, 16 seconds
Sei ein Mann! Nur wie? – Das Männerbild im Umbruch
Lange galt: Der ideale Mann ist dominant, egoistisch und weint nie. Doch weil Geschlechternormen aufbrechen, steigen auch die Erwartungen an den Mann. Während sich die einen mit den Frauen solidarisieren, fordern andere die Rückkehr zum Patriarchat.
Mit der «toxischen» Männlichkeit stehen Mannsbilder auf dem Prüfstand – doch wie soll er sein, der neue Mann?
Im Podcast zu hören sind:
* Salim Bäumlin, Reporter für SRF-Rec, fragt sich: Was ist an seiner Männlichkeit toxisch?
* Fikri Anil Altintas, Buchautor aus Berlin, schreibt über Männlichkeit(en), Rollenbilder, Antifeminismus sowie die (De)-Konstruktion von migrantischer, muslimisch-türkischer Männlichkeit.
* Markus Theunert, Psychologe & Männeraktivist; Autor von «Jungs, wir schaffen das».
* Rolf Pohl, Soziologe & Sozialpsychologe, er forschte jahrzehntelang zu Männlichkeit und sexualisierter Gewalt.
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10/3/2023 • 28 minutes, 3 seconds
Festen mit Resten – ein Bankett gegen Food Waste
Ein Drittel aller Lebensmittel in der Schweiz landet im Müll. Deshalb fordern Foodsave-Bankette zu mehr Wertschätzung auf: Einmal im Jahr gibt es in verschiedenen Städten und Orten ein Festessen aus Überschüssen. Weshalb bleibt so viel übrig? Und wie lässt sich die Lebensmittelverschwendung bremsen?
* Ein Besuch beim Foodsave-Bankett in Münsingen bei Bern: Freiwillige aus verschiedenen Generationen helfen mit, ein öffentliches Festessen für rund 500 Personen auszurichten.
* Können solche lokalen Initiativen gegen Food Waste zu einem Bewusstseinswandel beizutragen?
* Einen grossen Anteil am Food Waste in der Schweiz haben die Privathaushalte. Wie kann man Einzelpersonen zu einer Veränderung des Verhaltens bewegen?
* Der Bundesrat hat 2022 einen Aktionsplan verabschiedet mit dem Ziel, die Lebensmittelverschwendung in der Schweiz bis ins Jahr 2030 zu halbieren. Was muss geschehen, damit das realistisch ist?
Im Podcast sind zu hören:
* Johanna Knutti Rutishauser, Organisatorin des Foodsave Banketts in Münsingen
* Katrin Zaugg, Bio-Bäuerin in Beitenwil
* Rahel Galliker, Vizepräsidentin des BAFU
* Claudio Beretta, Umweltnaturwissenschaftler an der ZHAW und Präsident des Vereins Foodwaste.ch
* Freiwillige Helferinnen und Helfer des Food Save Banketts in Münsingen
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9/29/2023 • 27 minutes, 13 seconds
Der junge Schweizer Konsul unter dem Nordpol
Auf halbem Weg zwischen dem Nordkapp und dem Nordpol liegt die Inselgruppe Spitzbergen. Als einziges Land der Welt unterhält die Schweiz in der Hauptstadt Longyearbyen eine diplomatische Vertretung.
Berns Mann vor Ort heisst Marcel Schütz und ist gerade einmal 34 Jahre alt. Ein Rendezvous zwischen Mitternachtssonne und Winternacht.
Im hocharktischen Spitzbergen-Archipel sind nicht nur die geografischen und klimatischen Rahmenbedingungen extrem: Hier stossen die vor knapp 100 Jahren im damaligen Völkerbund gemachten Regelungen für eine neutrale, demilitarisierte und internationale Zone auf die brutalen geopolitischen Wirklichkeiten von heute – wie unsere Begegnung mit dem jungen Schweizer Konsul vor Ort deutlich gemacht: Spitzbergen ist eine Erfolgsgeschichte der internationalen Diplomatie, der Forschung und des umsichtigen Umganges mit einer sensiblen Natur. Aber all dies wird nun auf dem Hintergrund des rasanten Klimawandels, der geopolitischen Spannungen und des boomenden Tourismus in Frage gestellt. Im Podcast von SRF Nordeuropakorrespondent kommen auch weitere Stimmen zu Wort: etwa die Vizegouverneurin des Archipels, die Rektorin der russischen Schule vor Ort und die wahrscheinliche nächste Bürgermeisterin von Longyearbyen.
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9/26/2023 • 28 minutes, 41 seconds
Kultur-Talk: Schneller, höher, lauter?
Musikwettbewerbe sind in der Kritik. Es würden nur «sportliche» Leistungen honoriert. Stimmt das?
Klar, gebe es so genannte «Wettbewerbs-Typen», sagt die Geigerin und Antje Weithaas. Jene, die ihr Instrument virtuos beherrschen, aber «kalt» spielen. Ein Musikwettbewerb sollte seine Kandidat:innen auch künstlerisch herausfordern, sagt sie. Das geht auch, wie ein Wettbewerb in Hannover zeigt. Für die Sängerin Mara Maria Möritz sind Wettbewerbe eine gute Vorbereitung, im Berufsalltag bestehen zu können. Aber auch sie, die gerade ihr Masterdiplom an der HKB absolviert hat, blickt kritisch auf Musikwettbewerbe.
9/24/2023 • 25 minutes, 22 seconds
Healing Rituals: Musik, die heilen hilft
Die Flötistin Naïssam Jalal lag über Monate im Spital und konnte sich kaum bewegen. Ein befreundeter Musiker kam und spielte für sie Gnawa-Musik am Krankenbett. Musik, die heilen soll. Diese Erfahrung möchte Naïssam Jalal in ihrer musikalischen Sprache weitergeben mit dem Album: Healing Rituals.
* Wie kann Musik Heilung unterstützen?
* Wie klingt diese Musik?
* Wie komponiert man Musik zu diesem Zweck?
* Wie funktioniert Musiktherapie?
* Wieso ist gerade Improvisation ein gutes Werkzeug der Musiktherapie?
Im Podcast zu hören sind:
* Naïssam Jalal, Flötistin und Komponistin
* Joana Maria Aderi, Musiktherapeutin, Musikerin und Dozentin
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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9/22/2023 • 24 minutes, 7 seconds
Diaty Diallo: Eine Jugend in der Banlieue
Diaty Diallo (*1989) ist in einem Vorort von Paris aufgewachsen. Das hat sie geprägt. Derart, dass sie darüber einen Roman geschrieben hat. «Deux secondes d'air qui brûle» erzählt die Geschichte von Jugendlichen in der Banlieue, die täglich von der Polizei durch Gewalt und Rassismus zermürbt werden.
* Leben in der Banlieue
* Polizeigewalt in Frankreich
* Bedeutung des öffentlichen Raumes
* Was engagierter Literatur bewirken kann – am Beispiel von Diaty Diallos Roman «Zwei Sekunden brennende Luft»
Im Podcast zu hören sind:
* Diaty Diallo, französische Schriftstellerin
* Christian Joppke, Professor für Soziologie an der Universität Bern
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9/19/2023 • 28 minutes, 46 seconds
Rache ist heilsam: «Männer töten» als Antwort auf Femizide
Alle zwei Wochen wird eine Frau von einem Mann getötet. Das gilt für die Schweiz ebenso wie für Österreich, das Heimatland der Autorin Eva Reisinger. In ihrem Roman «Männer töten» schafft sie ein neues Narrativ: Die Opfer werden zu Täterinnen und Rachegedanken zur Selbstermächtigung.
Eva Reisinger hat der strukturellen Gewalt an Frauen den Kampf angesagt: Als Journalistin berichtete sie engagiert über Femizide, sprach mit Expertinnen, schilderte die Taten und stellte Forderungen an die Politik und die Gesellschaft. Verändert hat sich jedoch kaum etwas. Die Anzahl getöteter Frauen ist unverändert hoch. Die Ernüchterung in der journalistischen Arbeit brachte Eva Reisinger zur Literatur. In ihrem Debütroman dreht sie den Spiess um und denkt konsequent zu Ende, was wäre, wenn: Was wäre, wenn sich die Frauen gegen ihre Peiniger zur Wehr setzten? Was wäre, wenn es für einmal die Frauen sind, die Männer töten? Was wäre, wenn es einen Ort gibt, wo das Patriarchat nicht existiert?
Themen in diesem Kontext:
* Was genau sind Femizide? Warum fühlen sich manche Männer dazu berechtigt, Frauen Gewalt anzutun, und was haben die Geschichten, die wir einander erzählen, damit zu tun?
* Der Journalismus spielt eine entscheidende Rolle dabei, auf sexualisierte Gewalt aufmerksam zu machen. Gleichzeitig können Gewaltdarstellungen und eine unachtsame Wortwahl das Problem Femizid zusätzlich verschärfen.
* Viele Frauen, die durch Männer Gewalt erfahren haben, fühlen nicht Wut, sondern Scham. «Female Revenge», der weibliche und oft brutale Racheakt in Büchern und Filmen, kann dabei helfen, sich als betroffene Frau mental über den Täter zu stellen.
* Dass häusliche und strukturelle Gewalt an Frauen öffentlich thematisiert wird, ist auch der Literatur zu verdanken. Gleichzeitig hat die Literatur jahrelang dazu beigetragen, tote Frauen als Normalität wahrzunehmen und romantisch zu verklären.
Im Podcast zu hören sind:
* Eva Reisinger, Autorin und Journalistin
* Agota Lavoyer, Expertin für sexualisierte Gewalt und Opferberatung
* Nadia Brügger, Literaturwissenschaftlerin und Mitinitiatorin des Rechercheprojekts «Stop Femizid»
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9/15/2023 • 28 minutes, 15 seconds
Kultur-Talk: Wie Gott im Parlament mitmischt
Aus religiöser Überzeugung gegen ein neues Gesetz zur erleichterten Sterbehilfe sein oder Gott um einen Auftrag fürs Parlament anfragen. Solche Einflüsse des persönlichen Glaubens von Politikerinnen und Politikern untersucht Vanessa Kopplin und stellt fest: Religiosität kommt in jeder Partei vor.
Politische Entscheide sind von persönlichen Überzeugungen und Werten beeinflusst. Dass Religiosität auch eine Rolle spielen kann, liegt auf der Hand. Welche Konsequenzen hat dies und passiert es bewusst oder unbewusst? Die Politik- und Religionswissenschaftlerin Vanessa Kopplin untersuchte anhand qualitativer Interviews den Einfluss von Religiosität auf politische Entscheide. Sie führte Gespräche mit rund 50 Parlamentarierinnen und Parlamentariern aus der Schweiz, aus Deutschland und Österreich und stellt fest: Religiosität kommt bei Mitgliedern aller Parteien vor.
9/12/2023 • 27 minutes, 23 seconds
Kultur-Talk: Gesprächsrunde vom 80. Internationalen Filmfestival Venedig
Sicher hätten sich die Verantwortlichen des Filmfestivals Venedig eine glanzvollere Jubiläumsausgabe gewünscht: Wegen des Schauspieler:innenstreiks in Hollywood fehlten nicht nur viele Stars auf dem roten Teppich, sondern auch die grossen US-amerikanischen Filme im Programm.
Zu reden gaben im Vorfeld auch die Einladungen von Roman Polanski, Woody Allen und Luc Besson, alle waren in der Vergangenheit mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Einige Misstöne also gab's im Vorfeld dieses 80. Geburtstags des ältesten Filmfestivals der Welt. Im Zentrum der «80. Mostra Internationale d'Arte Cinematografica» aber stand wie immer der internationale Wettbewerb, dem dieses Jahr wegen des Streiks die ganz grossen Kisten fehlten. Was das Festivalprogramm dennoch an Überraschungen bietet und was sonst für Diskussionen sorgt, darüber diskutiert in Venedig Filmredaktorin Brigitte Häring mit den beiden deutschen Kolleg:innen, der Filmjournalistin Anke Leweke und dem Filmjournalisten Peter Claus.
9/10/2023 • 28 minutes, 47 seconds
Paprika: Was wir von Drag Queens lernen können
Michel von Känel arbeitet als Lehrer und verwandelt sich nachts in die Drag Queen «Paprika». Zwei Karrieren, die sich nicht immer reibungslos unter einen Hut bringen lassen. Drag als Kunstform erntet immer wieder Kritik, besonders «Drag Queen Storytimes» – Lesungen von Drag Queens für Kinder.
* Warum wird über Drag-Veranstaltungen politisiert?
* Was sind kindergerechte Medien?
* Wie wird über Gender an den Schulen aufgeklärt?
* Was kann man von der Kunstform Drag lernen?
Im Podcast zu hören sind:
* Michel von Känel: Oberstufenlehrer und Drag Queen
* Prof. Dr. Christine Lötscher: Professorin für Populäre Literaturen und Medien Schwerpunkt Kinder- und Jugendmedien
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9/8/2023 • 25 minutes, 18 seconds
«Sauhund» – ein aktueller Roman über den Ausbruch von AIDS
Lion Christ ist ein junger Schriftsteller. Sein Debütroman «Sauhund» geht vierzig Jahre zurück und beschreibt die Münchner Schwulenszene in den 80er-Jahren. Ein Denkmal für die Opfer des ersten AIDS-Jahrzehnts. Aber auch eine Geschichte über eine Gesellschaft in einer Notsituation.
Wie gehen wir damit um, wenn uns plötzlich eine tödliche Krankheit bedroht, die zu allem Übel auch noch sexuell übertragen wird? Wie reagieren die, die als erste betroffen sind, und wie reagiert die sogenannte Mehrheitsgesellschaft. Eine Stadt wie München zwischen Franz Josef Strauss und Freddie Mercury ist der ideale Ort, um solchen Fragen nachzugehen.
Themen in diesem Kontext:
* Wie schaut ein junger Mensch auf die damalige Zeit, in der die Diskriminierung noch an der Tagesordnung war?
* Wie schauen Menschen, die die damalige Zeit erlebt haben, auf die heutige Zeit, in der Norm und Nichtnorm neu gedeutet werden?
* Was passierte mit der Schwulenszene durch den Ausbruch von AIDS?
* Was geschah durch AIDS mit der schwulen Emanzipationsbewegung und wo steht sie heute?
Im Podcast zu hören sind:
* Lion Christ, Schriftsteller und Autor des Romans «Sauhund»
* Linus Marcello Schumacher, Psychologe. Mitbegründer und erster Präsident der AIDS-Hilfe beider Basel und Delegierter für AIDS-Fragen. Heute Co-Präsident von «queerAltern Basel».
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9/5/2023 • 28 minutes, 11 seconds
Schichtarbeit: Feierabend am Morgen
Ein Fünftel der Erwerbstätigen in der Schweiz arbeiten Schicht: in der Pflege, im öffentlichen Verkehr, bei Polizei und Feuerwehr, in der Reinigung, als Pizzakurier ... Laut Staatssekretariat für Wirtschaft verlassen 20% davon den Schicht-Job im ersten Jahr, die übrigen kommen damit zurecht.
* Regelmässige Schichtdienste ermüden weniger.
* Genügend Ruhetage sind essentiell.
* Planung ist das A und O.
* Frei haben, wenn andere arbeiten.
* Pflege und Polizei machen nicht um 17 Uhr Feierabend.
* Von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft.
Im Podcast zu hören sind:
* Fränzi Gall, Pflegeassistentin, arbeitet Schicht
* Elia Perler, Polizist, arbeitet Schicht
* Sibylle Marti, Historikerin, Universität Bern
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9/1/2023 • 28 minutes, 2 seconds
Kunst fürs Bundeshaus: «Tilo» von Studio Renée Levi
Wie kein anderes Gebäude verkörpert das Bundeshaus die Schweizer Demokratie. Und so sieht es auch aus: Allegorische Frauenfiguren mit langen Gewändern zieren die Fassade. Eine zeitgenössischere Aussage machen Renée Levi und Marcel Schmid mit ihrem Mosaik, das Mitte September enthüllt wird.
* Wie entsteht Kunst fürs Bundeshaus?
* Was bedeutet sie und was hat sie allenfalls mit mir zu tun?
* Wie verhalten sich Mehrheiten zu Minderheiten in der Demokratie?
* Was ist der Unterschied zwischen über Kunst Reden und sie Ansehen?
* Warum ist auch für die Kunst wichtig, wie das Leben ist?
Im Podcast zu hören sind:
* Renée Levi und Marcel Schmid, Künstlerpaar
* Hans Rudolf Reust, Präsident der Kunstkommission Parlamentsgebäude
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8/29/2023 • 27 minutes, 15 seconds
Kultur-Talk: Schweiz, wie geht's?
Klimawandel, Krieg in der Ukraine, steigende Heizkosten und Versicherungsprämien – wie geht die Schweizer Bevölkerung damit um? Wie ist die allgemeine Stimmung in der Schweiz? Überwiegen die Sorgen oder dominiert die Zuversicht? Eine neue Studie gibt umfassend Antwort.
Im Auftrag der SRG hat das Forschungsinstitut gfs.bern eine breit angelegte Befragung der Schweizer Bevölkerung zu ihrem Befinden durchgeführt. Über fünfzigtausend Interviews wurden geführt, um ein aktuelles Stimmungsbild der Schweizer Gesellschaft zu erhalten. Ist die Schweiz eher von glücklichen Menschen bewohnt oder dominieren Sorgen unser Leben? Der «Kultur-Talk» mit Studienleiter Urs Bieri gibt detaillierten Einblick in die Gefühlslagen der Schweizer Bevölkerung.
8/27/2023 • 27 minutes, 21 seconds
Bezahlt gepflegt – en famille
Immer mehr Menschen wollen zu Hause gepflegt werden. Der Druck auf Angehörige, diese Pflege zu leisten, wächst. Er führt oft zu Überforderung und Lohn-Einbussen. Spitex-Organisationen bieten heute ein Erwerbsmodell für die Pflege von Angehörigen an. «Kontext» zeigt auf, was es damit auf sich hat.
* Steigender Pflegebedarf
* Zunehmender Anspruch, zu Hause gepflegt zu werden
* Druck auf Angehörige
* Innovatives Spitex-Modell
* Lohn für pflegende Angehörige
Im Podcast zu hören sind:
* Maria Köppel, MS-Patientin, diplomierte Pflegefachfrau und Spitex-Mitarbeiterin
* Sepp Köppel, Berufsschullehrer, pflegender Angehöriger (Ehemann) von Maria Köppel
* Samuel Burri, Branchenverantwortlicher Pflege bei der Gewerkschaft Unia
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8/25/2023 • 27 minutes, 43 seconds
Öko Dschihad – was Klimaschutz im Namen des Islams bewirken kann
Esra Doganay will als Muslimin positive Spuren hinterlassen auf der Welt. Sie setzt sich deshalb für den Klimaschutz ein, mit dem Islam als wichtige Motivationsquelle. Öko Dschihad heisst die Bewegung und will Menschen sensibilisieren, die von Klimaschutzbemühungen sonst wenig angesprochen werden.
Weniger Abfall, grüne Energien, klimafreundliches Reisen: Die Themen des Öko Dschihads unterscheiden sich nicht von jenen anderer Klimaschutzbewegungen. Die Argumentation hingegen schon: Der Öko Dschihad setzt auf die Werte des Islams, etwa die Bewahrung der Schöpfung. Oder eben den sogenannten «inneren Dschihad», also das Bemühen, für Gott ein besserer Mensch zu werden. Die Religion kann mit ihren Werten und den Emotionen, die sie anspricht, Menschen motivieren, ein klimafreundlicheres Leben zu führen, sind die Verfechterinnen des Öko Dschihads überzeugt. Unter ihnen auch Esra Doganay, die sich für die muslimische Klimaschutzorganisation Nour Energy für den Klimaschutz einsetzt.
Themen in diesem Kontext:
* Was ist Öko Dschihad?
* Was sagt der Koran zum Klimaschutz?
* Wie sieht Klimaschutz im Namen des Islams konkret aus?
* Welche Menschen werden angesprochen?
* Weshalb braucht es die Religion im Kampf gegen den Klimawandel in unserer immer säkulareren Gesellschaft?
Im Podcast zu hören sind:
* Esra Doganay, Umweltingenieurin und Klimaaktivistin bei Nour Energy
* Asmaa al Maaroufi, Juniorprofessorin für islamische Ethik an der Universität Münster
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8/22/2023 • 28 minutes, 12 seconds
Wagners «Ring des Nibelungen», historisch informiert
«Ad fontes», zurück zu den Quellen. Dieses Motto nehmen Kent Nagano und das wissenschaftliche Forschungsteam rund um Kai Hinrich Müller ganz wörtlich.
Sie werten die Aufzeichnungen aus, die rund um die Entstehung und die ersten Aufführungen von Richard Wagners Opus Magnum überliefert sind und bewerten sie vor dem Hintergrund der Bühnenpraxis des 19. Jahrhunderts.
So entsteht eine historisch informierte Interpretation der Tetralogie: Die Forschungsergebnisse werden zu Musik, zu überraschenden Höreindrücken. Besonders bedeutsame Worte werden teilweise gesprochen anstatt gesungen, das «R» wird konsequent gerollt, und Hunding heisst plötzlich Huuunding.
Kent Nagano hat dieses beispiellose und wegweisende Projekt zusammen mit dem Originalklang-Ensemble Concerto Köln bereits 2017 initiiert. Nun wird es von den Dresdner Musikfestspielen weitergeführt, gestützt mit Fördergeldern der deutschen Behörde für Kultur und Medien (BKM). Bis 2026 sollen alle vier Musikdramen des Rings konzertant aufgeführt und eingespielt sein. Das Resultat könnte die Wagner-Rezeption verändern.
Diesen Sommer ist «Das Rheingold» bei Lucerne Festival zu erleben, der erste Teil des zu grossen Teilen in Zürich und Luzern entstandenen Zyklus. Und sogar mit Schweizer Beteiligung: Der Tenor Mauro Peter gibt sein Rollendebüt in einer der Hauptrollen, der des Feuergotts Loge.
* Aufführungstraditionen vs. historische Quellenforschung.
* Die Auswertung von Wagners Schriften und der Probenotizen seiner Assistenten.
* Die Bühnensprache und Eigenheiten der grossen Wagner-Sänger:innen im 19. Jahrhundert: Julius Hey und Wagners Lieblingssängerin Wilhelmine Schröder-Devrient.
* Die Rekonstruktion der Instrumente des Ring-Orchesters.
* Der aufwändigere Probenprozess.
Im Podcast zu hören sind:
* Kent Nagano, Dirigent und Initiant des Projekts
* Dr. Kai Hinrich Müller, Musikwissenschaftler und Wagner-Experte
* Die Rheintöchter: Ania Vegry, Ida Aldrian, Eva Vogel
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8/18/2023 • 28 minutes, 17 seconds
Akiva Weingarten, ultraorthodoxer Aussteiger und liberaler Rabbi (W)
Akiva Weingarten wuchs in der Satmarer Gemeinschaft in New York auf und zog mit 18 Jahren nach Bnei Brak in Israel, beides ultraorthodoxe Gemeinschaften. Mit Ende 20 stieg er aus. Ausgerechnet in Deutschland fand er einen neuen Weg, jüdisch zu sein – aber anders.
Akiva Weingarten wollte sein Jüdischsein hinter sich lassen, als er vor etwa 10 Jahren von Israel nach Berlin zog. Es war ein Bruch mit dem ultraorthodoxen Glauben, mit der Ehe, der Gemeinschaft. Statt der erwarteten Freiheit fühlte er aber erstmal nur Leere. Gleichzeitig erlebte er: Wenn du am Nullpunkt bist, ist alles, was jetzt kommt, Plus. Nach der Dekonstruktion des Glaubens begann er einen Weg zu suchen, seine jüdische Identität neu und anders zu leben – angestossen durch Menschen, die sich für das Judentum interessierten und seine Erfahrung wertschätzten. Sein Verständnis von Regeln und Traditionen veränderte sich grundlegend. Es geht nicht mehr darum, aus Angst vor der Hölle einem zornigen Gott zu gefallen. Vielmehr sieht er die Traditionen heute als einen Schatz an, der Menschen beheimaten kann. Religion ist kein Müssen mehr – sondern ein Dürfen. Wie hat Akiva Weingarten, heute liberaler Rabbiner in Dresden und Basel, diese Rekonstruktion des Glaubens geschafft? Darum geht es in diesem Kontext.
Themen in diesem Kontext:
* Die Biografie von Akiva Weingarten, Autor des Buches «Ultraorthodox».
* Was prägte ihn im ultraorthodoxen Judentum?
* Was erlebte er nach seinem Ausstieg?
* Wie fand er einen Weg, das Judentum liberaler zu leben?
* Wie «funktioniert» Rekonstruktion nach der Dekonstruktion des Glaubens?
* Gibt es dieses Phänomen in allen Religionen, dass Menschen aus einem fundamentalistischen Glauben aussteigen und einen liberalen Glauben innerhalb derselben Religion wählen?
Im Podcast zu hören sind:
* Akiva Weingarten, liberaler Rabbiner, Gründer der Besht Yeshiwa in Dresden («die erste liberal-chassidische Yeshiwa weltweit») Rabbi u.a. der Liberalen Jüdischen Gemeinde Migwan in Basel
* Georg Otto Schmid, Religionsexperte und Ausstiegsberater bei relinfo
Erstsendung: 18.10.2022
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8/15/2023 • 28 minutes, 6 seconds
Kultur-Talk vom 76. Filmfestival in Locarno
Auch das 76. Filmfestival von Locarno hat die Auswirkungen des Streiks der US-amerikanischen Schauspielerinnen und Schauspieler zu spüren bekommen. Aber die im Vergleich zur Konkurrenz in Venedig stets geringere Stardichte hat sich dadurch als Vorteil erwiesen. In Locarno zählen die Filme. Oder?
Für den scheidenden Festivalpräsidenten Marco Solari ist diese 76. Ausgabe des Filmfestivals von Locarno die letzte. Für den römisch-schweizerischen künstlerischen Direktor Giona A. Nazzaro die dritte. Der Streik der US-amerikanischen Schauspielergewerkschaft hat sich als «Last minute»-Knacknuss erwiesen, einige der längst gesetzten Filme müssen sich ohne die medienmagnetische Präsenz ihrer Stars bewähren. Wie lässt sich der Programmmix in diesem Jahr an? Hat Giona Nazzaro dieses kleinste der grossen Festivals verändert? Und wie solide ist das Gebilde, das Festivalpräsident Marco Solari seiner Nachfolgerin Maja Hoffmann hinterlässt? Darüber redet Michael Sennhauser mit der Schweizer Filmjournalistin Ruth Baettig von filmexplorer.ch und mit dem freien Berliner Filmjournalist Peter Claus.
Das Genre Neoklassik ist voll im Trend. Auf Spotify werden Pianisten wie Lucovico Einaudi millionenfach gestreamt. Langweiliger Kitsch ist es für die einen, die Rettung der Klassik für die andern. Die Cellistin Lana Kostic alias Lakiko zeigt, dass Neoklassik ein spannendes Abenteuer sein kann.
* Neoklassik ist für die Musikindustrie zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden: Auf Spotify verzeichnen bekannte Neoklassiker wie Max Richter monatlich bis zu 3 Millionen Hörerinnen und Hörer.
* Die Bezeichnung Neoklassik entstand um das Jahr 2000 und ist bis heute eher schwammig. In der Regel bezeichnet man damit solistische Klaviermusik, die sich durch Einfachheit, Reduktion und Tonalität auszeichnet.
* In der Fachwelt wird die Neoklassik oft belächelt oder gar als Gefahr für die «richtige» Klassik gesehen. Seicht, verlogen und marktgetrieben sei diese Musik, so der Tenor.
* Mehr und mehr aber bewegen sich junge, top ausgebildete klassische Musikerinnen und Musiker in Richtung Neoklassik, die alles andere als langweilige Wellnessklänge herstellen. Eine davon ist die bosnisch-stämmige Schweizerin Lana Kostic alias Lakiko.
* Lakikos Debütalbum «What To Do, How To Live?» gehört zwar mit seinen repetitiven Loops und dem tonalen Gefüge zur Neoklassik. Aber ist eine spannende Reise durch das, was eine junge Generation heute umtreibt.
Im Podcast zu hören sind:
* Lana Kostic alias Lakiko, Cellistin, Sängerin, Komponistin
* Jörg Holzmann, Musikwissenschaftler, Musiker, Komponist
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8/11/2023 • 28 minutes, 24 seconds
Back for the future – Fortsetzung einer unmenschlichen Geschichte
1882 wurden elf Kawesqar in Europa ausgestellt als «Die Wilden von Feuerland». Fünf von ihnen starben dabei alleine in Zürich. Nun sind wieder elf Kawesqar hier – sie suchen Versöhnung und präsentieren uns ihre eigene Geschichte.
* Die elf Kawesqar, Nachfahren der hier zur Schau gestellten «Wilden von Feuerland», bringen eine Ausstellung nach Zürich. Sie wollen dem falschen und menschenunwürdigen Bild von damals ihre reale Kultur gegenüberstellen.
* Sie bringen weder Wut noch Hass mit, sondern Informationen und die Hoffnung auf Akzeptanz, denn in Chile werden sie für ausgestorben gehalten und entsprechend ignoriert.
* Ein Blick in die Vergangenheit ist nötig, um die Zukunft zu gestalten: Sie waren einst Seenomaden, unterwegs auf kleinsten Booten an den Ufern und in den Fjorden Patagoniens: Aus ihrem Territorium hat Chile ein Naturschutzgebiet gemacht und ihm den Namen der einstigen Bewohner gegeben. Für Touristen ist der Park gedacht – die einstigen Bewohner jedoch dürfen ihn nicht mehr nutzen.
* Der Widerstand der Kawesqar ist geweckt – ihr Besuch in Zürich gehört dazu. Ob allerdings ihre Strategie aufgeht, ist ungewiss. Die chilenische Regierung hat ihnen letzte Woche jegliche Gelder gestrichen.
Im Podcast zu hören sind:
* Francisco Gonzalez, Präsident Kawesqar Pueblo Foundation
* Pamela Gonzalez, Schwester von Francisco Gonzalez, Mitglied der KP-Foundation
* Maria Alvarez, Mutter von Francesco u. Pamela Gonzalez, Mitglied der KP-Foundation
* Maike Powroznik, Ethnologin und Kuratorin des Zürcher Völkerkundemuseums
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8/8/2023 • 27 minutes, 42 seconds
Tonnenweise Treibhausgase: Die Klimakrise und die Wohlhabenden
Julien Backhaus ist Unternehmer. Er fliegt gern und viel. Auch Privatjet. Meistens Kurzstrecken. Und er hat auch nicht vor, das zu ändern. Klimakrise hin oder her. Die Daten zeigen klar: Je wohlhabender jemand ist, desto mehr schadet er dem Klima. Wie gehen wir als Gesellschaft damit um?
* Wohlstand ist ein Klimakiller: 1% der Weltbevölkerung verursacht rund 8,5 Milliarden Tonnen Treibhausgase pro Jahr, während die ganze ärmere Hälfte der Weltbevölkerung insgesamt 6,1 Milliarden Tonnen pro Jahr ausstösst (Quelle: World Inequality Lab).
* Was bedeuten diese Daten für die Klimagerechtigkeit? Wer trägt welche Verantwortung in der Klimakrise?
* Privatjets verbieten? Auf Fleisch verzichten? Anreize schaffen für klimafreundliche Technologien und Hoffnung auf eine technische Lösung? Wie meistern wir die Krise?
Im Podcast zu hören sind:
* Julien Backhaus, Verleger und Autor und Vielflieger
* Dominic Roser, Klimaethiker
* Helene Niedhart, Vizepräsidentin des Schweizer Branchenverbandes für Geschäftsfliegerei (SBAA)
* Isabelle Pasquier-Eichenberger, Nationalrätin Grüne
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8/4/2023 • 28 minutes, 16 seconds
Kunst und Konfitüre – das Bauernhofprojekt von Chantal Michel
Die Berner Künstlerin Chantal Michel verwandelt einen verlassenen Bauernhof in Diessbach bei Büren in einen Ort der Lebenskunst. Auf dem 5000 m2 grossen Grundstück hat sie einen Garten angelegt, dessen Früchte sie erntet, fermentiert und serviert. Wichtig dabei ist der Gedankenaustausch mit Gästen.
* Die Sorge um die Natur und Fragen nach einer guten Lebensgestaltung treiben viele Menschen um. Die Berner Künstlerin Chantal Michel greift diese Fragen in ihrem Bauernhofprojekt auf.
* Chantal Michel wurde international bekannt mit Performances und inszenierten Fotografien. Raum und Körper sind wesentliche Themen ihrer Arbeit.
* Mehr und mehr wurden Gebäude als Orte der Lebenskunst wichtig in ihrem Schaffen.
* In ihrem Bauernhofprojekt bestellt sie einen Garten nach den Massgaben der Permakultur.
* Sie begreift Permakultur als Lebensphilosophie: Sie lebt Wertschätzung für das Alte, das Gebrauchte, dem sie neues Leben einhaucht.
* Chantal Michel ist auf ihrem Hof eine Einzelkämpferin, in der Kunstszene ist sie mit ihren Ideen nicht allein, nicht in der Schweiz und nicht international.
Im Podcast zu hören sind:
* Chantal Michel, Künstlerin, z.Zt. Diessbach bei Büren
* Kathleen Bühler, Kunsthistorikerin, Chefkuratorin am Kunstmuseum Bern
* Henri Racz, Galerist, Bern
* Marcus Pan, Permakulturgestalter und -lehrer, Feldbach ZH
* Susanna, Maria, Anna, Besucherinnen des Bauernhofs von Chantal Michel
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7/28/2023 • 28 minutes, 20 seconds
Wieder bei Null anfangen – AfghanInnen im Exil (W)
Intellektuelle, die aus einem Land fliehen, gewinnen an persönlicher Sicherheit. Ansonsten verlieren sie alles: ihre berufliche und soziale Stellung, ihre Perspektiven, die Sprache. Drei Geflüchtete aus Afghanistan berichten von ihrem Leben im Exil.
* Die Ungewissheit macht den Exilierten stark zu schaffen.
* Die sprachlichen Hürden sind enorm.
* Mental und psychisch schwierig.
* Weitermachen. Aber wie?
* Frauen in Afghanistan.
* Engagement für die Menschenrechte.
* Flucht vor Verfolgung und Unterdrückung.
* Vom PEN-Zentrum Deutschschweiz gerettet.
Im Podcast zu hören sind:
* Najiba Zartosht, Ökonomin und Chefredaktorin von «Afghan Women's Voice»
* Shabnam Simia, Juristin, ehemalige Staatsanwältin und Terrorismus-Ermittlerin
* Atiq Arvand, Journalist und Autor
* Ana Sobral, künstlerische Leiterin der Plattform «Weiter Schreiben Schweiz»
Erstsendung: 10.2.2023
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7/25/2023 • 28 minutes, 16 seconds
Keine Angst vor Trans-Sänger:innen! (W)
Sam Taskinen ist Bassbaritonistin. Weil sie trans ist, wird sie als Opernsängerin mit Vorurteilen konfrontiert. Und das, obwohl das Opernrepertoire eine Fundgrube für Genderfluidität ist.
* Transgender im klassischen Opernbetrieb
* Vorurteile von Mitarbeitenden, Publikum und Kritik
* Auswirkungen einer Transition auf die Stimme
* Der Unterschied zwischen Darsteller:in und Rolle
Im Podcast zu hören sind:
* Sam Taskinen, Bassbaritonistin
* Lucia Lucas, Heldenbaritonistin
* Silke Leopold, Musikwissenschaftlerin
Erstsendung: 27.1.2023
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7/21/2023 • 28 minutes, 18 seconds
Eine Komponistin, dem Vergessen entrissen: Charlotte Sohy
Charlotte Sohy (1887–1955), zeitlebens erfolgreiche Komponistin, wäre heute vergessen, hätte ihr Enkel nicht eine Edition ihrer Noten veranlasst. Mitbeteiligt an der Verbreitung von Sohys Werk, wie überhaupt dem komponierender Frauen, ist das Institut Palazetto Bru Zane.
* Wie viele Komponistinnen, sind auch die Werke Charlotte Sohys zeitlebens nicht verlegt worden. Gedruckte Ausgaben aber sind heutzutage fast Bedingung, um aufgeführt zu werden. Ihr Enkel hat sich zum Glück, wenn auch spät, darum gekümmert.
* Sohy schrieb nicht nur, wie von komponierenden Frauen erwartet wurde, Lieder und kleinformatige Kammermusik, sondern auch eine grosse Sinfonie.
* Diese Sinfonie, zusammen mit Musik von weiteren 20 Komponistinnen der so genannt grossen romantischen Epoche (1820 bis 1920), hat das Institut Palazzetto Bru Zane auf einer 8-CD Box herausgegeben.
* Palazzetto Bru Zane setzt sich somit ganz konkret für die Verbreitung dieser Musik ein. Nicht nur mit CD-Editionen, sondern auch mit Konzerten und selbst verlegten Notenausgaben.
* Da taucht Musik auf, die äusserst reichhaltig ist und ihren Weg in die Konzertsäle mehr als verdient hat.
Im Podcast zu hören ist:
* Etienne Jardin, wissenschaftlicher Co-Direktor des Palazetto Bru Zane, Zentrum für französische romantische Musik (Venedig/Paris)
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7/18/2023 • 28 minutes, 21 seconds
Mieten: Teuer, teurer, verdrängt – Stella Bogoni muss raus
Seit Jahren steigen die Mieten nach Sanierungen oder bei Neubauten. Besonders in Städten wie Zürich, Genf oder Basel wird Wohnen immer teurer. Warum ist das so? Und was bedeutet das für die Städte und für Menschen wie Stella Bogoni, die sich das Wohnen in der Stadt Zürich nicht mehr leisten kann?
* Was bedeutet die Wohnungsnot für Menschen mit knappem Budget?
* Warum spitzt sich die Wohnungsnot zu? Warum steigen die Mieten seit Jahren überdurchschnittlich?
* Welche Rolle spielen institutionelle Eigentümer wie die Swiss Life im Immobilienmarkt?
* Welche Lösungen gibt es für bezahlbaren Wohnraum und gegen die Verdrängung?
Im Podcast zu hören sind:
* Stella Bogoni, pensionierte Kindergärtnerin. Wegen Renovierungen wurde ihr mehrmals die Wohnung gekündigt. In der Zwischenzeit kann sie sich die Mieten in Zürich nicht mehr leisten. Jetzt wohnt sie im Aargau.
* Paolo di Stefano, Leiter Immobiliengeschäft bei der Swiss Life. Die Swiss Life ist die führenden institutionelle Immobilieninvestorin der Schweiz.
* Beat Leuthardt, Senior Consultant beim Basler Mieterinnen- und Mieterverband
* David Kaufmann, Assistenzprofessor für Raumentwicklung und Stadtpolitik an der ETH Zürich
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7/14/2023 • 28 minutes, 5 seconds
Von den Schürzen zum Stoff-Poeten: Albert Kriemler und Akris
Ob Michelle Obama, Lindsay Lohan oder Karin Keller-Suter: Sie alle tragen Mode von Akris. Angefangen hat das Familienunternehmen mit Schürzen vor über 100 Jahren. Der medienscheue Akris-Kreativchef Albert Kriemler gibt einen persönlichen Einblick in die Firmengeschichte und seinen Schaffensprozess.
* Bereits als kleiner Junge hat sich Albert Kriemler für Mode interessiert und viel gezeichnet. «Es gab nicht Schöneres für mich, als meine Freizeit im Stofflager zuzubringen.» Für ihn war klar: Er wollte in der Mode arbeiten.
* Als der Geschäftspartner des Vaters starb, stieg Albert Kriemler als 19-Jähriger nach der Matura direkt bei Akris ein. Unterdessen führt er als Creative Director mit seinem Bruder Peter Kriemler das Familienunternehmen in dritter Generation.
* Albert Kriemlers Grossmutter Alice Kriemler-Schoch hat Akris 1922 als Nähatelier für Schürzen gegründet. Später hat sein Vater Max Akris übernommen und zu einem Modeunternehmen ausgebaut.
* Seit einigen Jahren sucht Albert Kriemler in seinen Kreationen den Austausch mit anderen Künsten wie Architektur, Fotografie, bildende Kunst. Zudem interessieren ihn Stoffentwicklung und neue Technologien.
* Kuratorin und Kunsthistorikerin Karin Gimmi ordnet die Entwicklung des Familienunternehmens Akris in die Schweizer Textilgeschichte ein.
* Albert Kriemler ist 62 Jahre alt und nähert sich dem Pensionsalter. Was wird aus dem Familienunternehmen?
Im Podcast zu hören sind:
* Albert Kriemler, Modedesigner und Kreativdirektor von Akris, leitet das Familienunternehmen mit seinem Bruder Peter Kriemler in dritter Generation.
* Karin Gimmi, Kunst- und Architekturhistorikerin und Kuratorin am Museum für Gestaltung Zürich, hat eine Ausstellung zu Akris gemacht.
Ausstellung «Akris. Mode. Selbstverständlich» im Museum für Gestaltung in Zürich, bis 24. September 2023.
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7/11/2023 • 28 minutes, 14 seconds
Kultur-Talk: Simon Jaquemet und electric.film am NIFFF
Am Neuchâtel International Fantastic Film Festival NIFFF stellt der Schweizer Filmemacher Simon Jaquemet («Chrieg», «Der Unschuldige») sein Konzept für ein neuartiges, dezentrales und partizipatives Filmstudio vor. Das Ziel wäre ein transparenterer Zugang zur Filmindustrie für alle.
Simon Jaquemet hat mit seinem explosiven Erstling «Chrieg» 2015 frischen Wind in die Schweizer Filmszene gebracht. Nun stellt er am NIFFF ein Produktions-Konzept vor, das von den Erfahrungen der Covid-Jahre geprägt scheint. electric.film, ein dezentrales, partizipatives Filmstudio, das Web-3.0-Technologien nutzen soll, um innovative Ansätze für Entwicklung, Finanzierung, Vertrieb und Publikumsbindung zu schaffen, und damit einen neuartigen, transparenteren Zugang zur Filmindustrie. Wer soll da was produzieren? Und für wen?
7/9/2023 • 27 minutes, 17 seconds
Der Rammstein-Skandal: Wie weiter mit der Groupie-Kultur?
Sex mit Groupies, Drogen und laute Gitarren: Die Klischees von rebellischer oder heroischer Männlichkeit feiert und vergöttert die Rockmusik bis heute. Nach Missbrauchs-Vorwürfen gegen die Band Rammstein werfen wir einen Blick auf das Beziehungsgeflecht zwischen Stars, Bands und ihren Fans.
* Ein ehemaliges Szenegirl erinnert sich an ihre Zeit mit Rockstars, erzählt von Lust und Liebe im Tourbus bzw. Hotelbett und wie sie die erste Groupie-Regel gebrochen hat.
* Über Glamour und Schattenseiten: Die Geschichte der Groupies erzählt nicht nur von Emanzipation und Selbstbestimmung, sondern auch von Missbrauch und Unterdrückung.
* Eine Band und ihre Musik begleiten Fans über Jahre und Jahrzehnte, ihr Verhältnis ist Komplex: Einerseits binden sich Fans emotional an ihre Stars, andererseits hängen die Stars ökonomisch von ihren Fans ab. Ein Fan erzählt, warum er sich trotzdem öffentlich von einer seiner Lieblingsbands distanziert.
* Am Konzert mit seinen Idolen, die sonst unerreichbar scheinen, in Kontakt kommen zu dürfen – das scheint wie das grösste Glück. Zum Problem wird das, wenn ihre Begeisterung ausgenutzt wird, sie manipuliert werden, Drogen im Spiel sind.
* Die Vorwürfe gegen die Band Rammstein sorgen für eine neue Debatte um Machtmissbrauch in der Musikbranche. Inwiefern wird das einen Einfluss auf die Rock- und Pop-Kultur haben? Was muss passieren, damit #MeToo dort ankommt?
Im Podcast zu hören sind:
* Roxana Shirazi (*1973), Autorin («The Last Living Slut. Born in Iran, Bred Backstage», 2010), Journalistin und Akademikerin aus Bristol. Shirazi hatte Anfang der 2000er Jahre Beziehungen mit Mitgliedern von z.B. GunsnRoses, Skid Row oder Buckcherry.
* Sonja Eismann (*1973), Kulturwissenschaftlerin, Mitherausgeberin und -gründerin des feministischen Missy Magazine aus Berlin. Sie beschäftigte sich u.a. mit Machmissbrauch in der Musikbranche.
* Joël Billieux (*1979), Rockmusikfan und Professor für Klinische Psychologie, Psychopathologie und psychologische Beurteilung am Institut de psychologie, Université de Lausanne
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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7/7/2023 • 28 minutes, 4 seconds
Victor Jestin und der Dance Floor: Zwischen Faszination und Angst
Der Roman «Der Tanzende» erzählt die Geschichte eines leidenschaftlichen Nachtclubgängers. Nur zwischen Menschen auf dem Dance Floor verfliegt seine Unsicherheit. Victor Jestin selbst ist schüchtern, hasst das Tanzen. Gelingt es ihm, sich literarisch diese fremde Clubkultur anzueignen?
* Faszination Clubkultur
* Soziopolitische Bedeutung des Dance Floors
* Bedeutung von elektronischer Musik
* «Der Tanzende» (Kein & Aber 2023) – Um was geht es in Victor Jestins Buch. Wie ist es einzuordnen. Was kann es bewirken? Was sind die Probleme von sogenannten Clubkultur-Romanen?
Im Podcast zu hören sind:
* Victor Jestin, französischer Schriftsteller
* Manuel Fischer, Schweizer DJ, Produzent und Mitgründer des Zürcher Musiklabels und Kreativstudios Ozelot
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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7/4/2023 • 26 minutes, 21 seconds
Taschen nähen für eine Zukunft nach der Zwangsprostitution
«Ich brauche kein Mitleid, ich brauche einen Job.» Dieser Satz einer Frau in Zürich, Opfer von Zwangsprostitution, liess Tabea Oppliger aufhorchen. Opfer von Menschenhandel brauchen Zukunftsperspektiven. Mit ihrem Sozialprojekt «KitePride» in Israel nähen Ex-Prostituierte Taschen aus alten Segeln.
* Über die Begegnung mit einer Prostituierten in Zürich wird Tabea Oppliger auf die Schwierigkeiten aufmerksam, wenn Zwangsprostituierte aussteigen und sich eine andere Zukunft aufbauen wollen.
* Das veranlasst Tabea Oppliger, gemeinsam mit ihrem Mann, einem ehemaligen Polizisten, das Sozialunternehmen «KitePride» zu gründen, bei dem Opfer aus Zwangsprostitution nähen und zuschneiden lernen.
* «KitePride ist auch ein Upcycling-Projekt: Alte Segel Taucheranzüge und Fallschirme werden zu Taschen, Rucksäcken und Accessoires. Die Oppligers gehen damit nach Israel, das Start-Ups gegenüber offen ist. In der Schweiz sehen sie keine Möglichkeit.
* Tommy, eine 29-jährige Israelin und Opfer von Zwangsprostitution, hat durch Tabea Oppligers Unternehmen den Ausstieg geschafft. Sie arbeitet als Köchin, unter anderem bei «KitePride», denn das gemeinsame Mittagessen der Angestellten ist wichtiger Bestandteil der Firmenphilosophie.
* Die Aufenthaltserlaubnis für Tabea Oppliger und ihren Mann in Israel läuft aus. Wenn sie nicht das Bleiberecht bekommen – was geschieht dann mit dem Sozialunternehmen?
* Doro Winkler von der Fachstelle für Frauenhandel und Frauenmigration gibt Auskunft über Chancen und Schwierigkeiten beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution und der Möglichkeit zur Unterstützung dabei.
Im Podcast zu hören sind:
* Tabea Oppliger, 45-jährige Schweizerin, in Papua Neuguinea aufgewachsen. Gründerin vom Sozialunternehmen «KitePride» in Tel Aviv.
* Tommy, 29-jährige Israelin, ehemalige Zwangsprostituierte, die sich durch das Sozialprogramm von Tabea Oppliger eine Zukunft aufbaute. Heute arbeitet sie als Köchin.
* Doro Winkler, Geschäftsleitungsmitglied von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration FIZ und Expertin im Europarat für Menschenhandel.
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6/30/2023 • 28 minutes, 42 seconds
Kohl und Knolle von der Scholle in der Stadt
Urban Gardening ist in. Doch die neusten ökologischen Initiativen in der Stadt gehen weit über den eigenen Kräutergarten auf dem Balkon und die Tomatenzucht im Hinterhof hinaus. Die Gemüseinitiative «Plankton» testet im Kanton Basel-Stadt, wie das geht: Landwirtschaft in der Stadt.
* Landwirtschaft in der Stadt
* Gemüseanbau
* Biodiversität
* Ernährungspolitik
* Klimawandel
Im Podcast zu hören sind:
* Livia Matthäus, Postindustrial-Designer, Co-Projektleiterin und Innitiantin des Vereins «Plankton»
* Vera Obertüfer, Landwirtin
* Heidrun Moschitz, Agrarwissenschaftlerin
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6/27/2023 • 27 minutes, 7 seconds
Kultur-Talk: Klassische Musik quo vadis?
Wie geht's der Klassischen Musik? Erreicht sie das Publikum? Welches Publikum? Und wie reagieren die Veranstalter auf ein verändertes Nutzerverhalten? Darüber sprechen in diesem Kultur-Talk Ilona Schmiel, Intendantin der Zürcher Tonhalle, und Hiromi Gut, Leiterin von Guerillaclassics.
Was haben Veranstalter aus Corona gelernt? Zwar sind die Hörer:innen nach der Pandemie weitgehend wieder in die Konzerte zurückgekehrt, doch der vorübergehende Schwund hat auch deutlich gemacht, dass das Publikum nachhaltig umworben werden will und neue Schichten erschlossen werden müssen, um einem langsamen Ausbluten zu entgehen. Dabei scheinen massgeschneiderte individuelle Konzertangebote das Gebot der Stunde, gleichzeitig gibt es einen klaren Trend zu mehr Kurzfristigkeit, denn spontane Konzertbesuche werden attraktiver.
6/25/2023 • 27 minutes, 30 seconds
Irma Frei bricht das Schweigen über Zwangsarbeit in der Schweiz
Irma Frei wurde als Scheidungskind in verschiedenen Heimen platziert. Als Jugendliche wurde sie 1958 zur Arbeit in Emil Bührles Spinnerei in Dietfurt verpflichtet und in sein Fabrikheim eingewiesen. Mit über 80 bricht sie ihr Schweigen und erzählt ihre Geschichte als Zwangsarbeiterin in der Schweiz.
* Administrative Versorgung
* Zwangsarbeit in der Schweizer Industrie
* Fabrikarbeit minderjähriger Frauen
* Bevormundung
* Aufgebrochenes Schweigen
Im Podcast zu hören sind:
* Irma Frei, Zwangsarbeiterin in einer Spinnerei des Industriellen Emil Bührle und interniert im dazugehörigen Fabrikheim «Marienheim»
* Yves Demuth, Journalist und Autor des Buches «Schweizer Zwangsarbeiterinnen. Eine unerzählte Geschichte der Nachkriegszeit»
* Elfriede Steiger, ehemalige Zwangsarbeiterin in Zitatform (Buch)
* Nachkommen von Industriellen, die in der Schweiz Fabrikheime betrieben, in Zitatform (Korrespondenz Demuth)
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6/23/2023 • 28 minutes, 31 seconds
Kultur der Nachhaltigkeit: Ist das Theater auf Kurs?
Auf der Bühne sind Klimakrise und Umweltpolitik schon lange ein Thema. Hinter den Kulissen allerdings ist das Thema Nachhaltigkeit erst in den letzten Jahren angekommen. Welches sind die effizientesten Hebel, um den CO2-Ausstoss in der Kultur zu reduzieren? Und wo sind die Stolpersteine?
* Die Tänzerin und Choreographin Cosima Grand beschäftigt sich nicht nur auf der Bühne mit Umweltfragen, sondern versucht auch möglichst nachhaltig zu produzieren. In ihren letzten Stück arbeitete sie mit Kostümen aus Restposten und einem rezyklierten Bühnenbild.
* Mobilität ist in der Kultur ein grosses Thema, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Sind internationale Reisen noch möglich?
* Die Umweltmanagerin und Beraterin Annett Baumast war eine der ersten, die im deutschsprachigen Raum Nachhaltigkeit und Theater zusammengebracht hat. Sie sagt: Kulturinstitution brauchen vor allem Zeit und geteiltes Know-how, um ihre Betriebe nachhaltiger zu machen. Der Blick nach Skandinavien und England lohnt sich dabei.
* Die Kulturpolitik ist in der Pflicht: In der neuen Kulturbotschaft des Bundesamts für Kultur (2025 – 2028) ist Nachhaltigkeit ein Schwerpunkt der Förderung.
Im Podcast zu hören sein:
* Cosima Grand, Tänzerin und Choreographin
* Annett Baumast, Umweltmanagerin und Expertin für Nachhaltigkeit im Kulturbereich
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6/20/2023 • 27 minutes, 6 seconds
SUISA – seit 100 Jahren da für das Urheberrecht und Musikschaffende
Eine junge Singersongwriterin will ihre ersten eigenen Songs anmelden und kommt deshalb mit der SUISA in Kontakt. Doch greifbar ist die SUISA für sie nicht – dabei ginge es doch um ein mögliches Einkommen oder vielleicht sogar um ihre Altersvorsorge. Was ist die SUISA und was macht sie genau?
Die SUISA, die Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik, feiert 2023 ihr 100-jähriges Jubiläum. Für viele Musikschaffende war und ist sie sehr wichtig, denn die SUISA sorgt für einen Teil ihres Einkommens. Ausserdem macht sie sich auch für Musiker:innen stark, wenn es beispielsweise um Plagiatsvorwürfe geht. Doch darüber hinaus hat die SUISA auch für einen Coiffeursalon eine Bedeutung, und dessen ist man sich in der Gesellschaft nicht sonderlich bewusst. Wie die SUISA funktioniert und dass sie sich in Zukunft neuen Herausforderungem stellen muss, darum geht es in diesem Podcast.
Im Podcast zu hören sind:
* Veronica Kuzma, Singersongwriterin
* Claudio Strüby, Musiker und Musikproduzent
* Giorgio Tebaldi, Abteilungsleiter Kommunikation SUISA
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6/16/2023 • 25 minutes, 38 seconds
Die späte Ehrung der Schweizer Designerin Eleonore Peduzzi Riva
Die Schweizer Designerin und Architektin Eleonore Peduzzi Riva wird mit einem Schweizer Grand Prix Design 2023 ausgezeichnet. Sie hat ikonische Objekte gestaltet wie das De Sede Sofa DS 600. Die 87-Jährige blickt auf ein langes kreatives Leben zurück. Dennoch kennen sie auch Fachleute kaum. Warum?
* Eleonore Peduzzi Riva erhält einen Schweizer Grand Prix Design, die erste Schweizer Ehrung für die 87-Jährige.
* Die Schweizerin ist in den 1950er Jahren nach Mailand und hat dort ein Architekturbüro mitbegründet. Da Aufträge ausblieben, fing sie an, Objekte zu designen.
* Eleonore Peduzzi Riva vertritt in ihren Entwürfen einen praktischen Ansatz, der sich nach ihren Bedürfnissen richtet. Sie designt, was sie braucht und was ihr fehlt.
* Das ikonische Sofa DS 600, auch Tatzelwurm genannt, hat Eleonore Peduzzi Riva mit drei Kollegen geschaffen. Die männlichen Kollegen sind bekannt, sie nicht.
* Den Designprozess versteht Eleonore Peduzzi Riva als Teamarbeit, der Handwerkskunst und Produktion miteinschliesst.
* Zu Peduzzi Rivas Unsichtbarkeit habe ihr Verständnis von Autorschaft geführt, verstärkt durch ihr Wirken als Frau in einer mehrheitlich männlich geprägten Designszene. Dies sagt Designhistorikerin Meret Ernst.
Im Podcast zu hören sind:
* Eleonore Peduzzi Riva, Designerin und Architektin
* Meret Ernst, Designhistorikerin und Dozentin für Designgeschichte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel
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6/13/2023 • 27 minutes, 16 seconds
Kultur-Talk: Ein neuer Blick auf die koloniale Vergangenheit der Schweiz
Historiker Georg Kreis hat zusammengetragen, wie vielfältig Schweizerinnen und Schweizer am Kolonialismus beteiligt waren. Im Kultur-Talk spricht er über die koloniale Vergangenheit und ihre Konsequenzen auf die Gegenwart.
Kaufleute, Missionarinnen, Söldner oder Auswandererinnen. Schweizerinnen und Schweizer waren auf vielfältige Weise eingebunden ins koloniale System. Das zeigt der Historiker Georg Kreis in seinem neusten Buch. So gab es etwa den Plan, in Amerika Land zu kaufen für einen 23. Kanton, um die Armut in der Schweiz zu lindern. Waren Schweizerinnen und Schweizer also Trittbrettfahrer des Kolonialismus? Welche Rolle spielte der Staat? Und was heisst das für heutige Diskussionen um Rassismus und im Umgang mit der Vergangenheit? Darüber reden wir mit dem Historiker Georg Kreis.
Literaturhinweis: Georg Kreis. Blicke auf die koloniale Schweiz. Ein Forschungsbericht. Chronos Verlag, 2023.
6/11/2023 • 28 minutes, 33 seconds
Bäume und Klima: Die Suche nach dem Wald der Zukunft
Auch in der Schweiz gerät der Wald unter Druck, vor allem wegen der Klimaerwärmung. Hitzetage und Dürreperioden der letzten Sommer führten zu einem Absterben von Fichten und Buchen im Mittelland und im Jura. Aber auch die Edelkastanie an der Alpensüdseite hat zu kämpfen.
Der Klimawandel macht vielen Baumarten zu schaffen. Im Hardwald bei Muttenz sind die Schäden deutlich sichtbar: Der Wald ist ausgedünnt, die Bäume sind geschwächt, die Kronen geschädigt; tote Äste fallen herunter und Schädlinge befallen das Holz. Für den Kantonsförster Ueli Meier eine grosse Herausforderung: Welche Bäume werden die steigenden Temperaturen überleben?
* Welche Anpassungen an den Klimawandel leisten Bäume?
* Womit haben Bäume aktuell zu kämpfen?
* Verdurstet oder verhungert ein Baum?
* Welche Baumarten sind zukunftsfähig?
* Wie werden wir den unterschiedlichen Aufgaben des Waldes zukünftig gerecht?
Im Podcast zu hören sind:
* Ueli Meier, Leiter vom Amt für Wald beider Basel
* Esther Frei, Waldökologin, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL)
* Michael Reinhard, Leiter der Abteilung Wald im Bundesamt für Umwelt
* Ansgar Kahmen, Botanikprofessor an der Universität Basel
* Marcus Maeder, Ökoakustiker & Naturforscher
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6/9/2023 • 27 minutes, 38 seconds
Im Exil: Die russische Starschauspielerin Tschulpan Chamatowa (W)
Seit Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine lebt Tschulpan Chamatowa mit ihrer Familie im Exil in Riga/Lettland. Dort spricht sie in einem immer ausverkauften Theaterstück über ihren Schmerz, die Abgründe der russischen Kultur und die Propaganda des Putin Regimes.
* Tschulpan Chamatowa war eine der ersten russischen Künstlerinnen und Intellektuellen, die am 24. Februar 2022 in einem offenen Brief den Angriffskrieg gegen die Ukraine öffentlich verurteilt haben.
* Seit bald neun Monaten lebt sie mit ihrer Familie in Riga und steht im Neuen Theater Riga im erschütternden Theaterstück «Postscriptum» auf der Bühne. Sie gilt als eine der besten russischen Schauspielerinnen ihrer Generation. Im Westen kennt man sie u.a. aus dem Film «Good Bye Lenin».
* Tschulpan Chamatowa hat 2012 in einem Wahlvideo für Präsident Putin teilgenommen, weil er ihre Stiftung «Leben schenken» für krebskranke Kinder unterstützt hat. Das werfen ihr viele vor.
* Der bekannte lettische Regisseur Alvis Hermanis bezeichnet «Postscriptum» nicht als Theater, sondern als therapeutischen Raum für die Schauspielerin wie das Publikum. Er hat in seiner Karriere viele russische Autor:innen inszeniert.
* In Riga leben 36% russischstämmige Bürger:innen, die teilweise Putin und seinen Krieg unterstützen. Das russische Staatsfernsehen ist seit Juni 2022 in Lettland nicht mehr zu empfangen.
* Der Überfall auf die Ukraine aktiviert historische Traumata in Lettland. Von 1940 bis 1991 war das Land drei Mal okkupiert, zuerst von der roten Armee, später von Nazideutschland und dann wieder von der Sowjetarmee. Lettland ist seit 1991 wieder unabhängig.
Im Podcast zu hören sind:
* Die Schauspielerin Tschulpan Chamatowa (47) gilt als eine der besten russischen Theaterschauspielerinnen Russlands. Seit Kriegsbeginn lebt sie im Exil in Riga.
* Der Regisseur Alvis Hermanis (57) ist international bekannt und seit 25 Jahren der Leiter des Neuen Theater Riga.
Erstsendung: 25.11.2022
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6/6/2023 • 27 minutes, 16 seconds
Kultur-Talk: Lebenslanges Lernen
Stete Weiterbildung im Beruf und im Privaten sind heute selbstverständlich. Dennoch kriselt es seit einiger Zeit in der Erwachsenenbildungs-Branche. Wie gehen Anbieter damit um?
Veranstaltungen, die früher echte Publikumsmagneten waren, werden kaum noch gebucht. Vor allem bei den Sprachkursen hat sich einiges verändert. Und bei Kursangeboten, die eine Teilnahme über mehrere Wochen oder Monate erfordern. Modernes Lernen ist kurzfristiger, flexibler. Was bedeutet dieses veränderte Publikumsverhalten? Und wie reagieren Veranstalter darauf? Darüber hat Alice Henkes mit Katrin Kraus gesprochen, sie hat den Lehrstuhl für Berufs- und Weiterbildung an der Universität Zürich inne, und mit Pius Knüsel, dem Präsidenten des Verbandes der Schweizer Volkshochschulen.
6/2/2023 • 29 minutes, 18 seconds
Doing Family – aufwachsen in multilokalen Familienarrangements
Jelena wächst bei getrennten Eltern in der gleichen Siedlung auf. Die Mutter wohnt in einer grossen WG im 2. Stock, der Vater allein in einer Wohnung im EG. Wie pendelt Jelena zwischen diesen zwei Orten? Wer gehört für sie zur Familie? Und wie macht sie sich heimisch?
* Ein Forschungsprojekt des Marie Meierhofer Instituts in Zürich hat sich mit Kindern befasst, die mehr als ein Zuhause haben und regelmässig hin und her pendeln.
* In der Schweiz betrifft das rund 125'000 Kinder, die in Trennungs-, Patchwork- oder Regenbogenfamilien aufwachsen.
* Multilokale Familienarrangements bieten Alternativen zum dominanten Modell der traditionellen Kernfamilie, zum Beispiel in Bezug auf Geschlechterrollen.
* Oft orientieren sich aber auch neuere Familienmodelle weiterhin an der Kernfamilie und arbeiten sich daran ab.
Im Podcast zu hören sind:
* Jelena (14), wächst bei getrennten Eltern in der gleichen Siedlung auf
* Muriel Degen Koch, Soziologin am Marie Meierhofer Institut Zürich
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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5/30/2023 • 28 minutes, 18 seconds
Kultur-Talk: Kritikerrunde vom 76. Filmfestival Cannes
Das medial sichtbarste und grösste Filmfestival der westlichen Welt läuft mit seiner 76. Ausgabe zu fast schon klassischer Form auf. Und doch ist einiges anders: mehr Frauen im Wettbewerb. Und mehr kritische Stimmen im Vorfeld. Eine kleine Auslegeordnung aus Cannes.
Das Filmfestival von Cannes präsentiert dieses Jahr mit Namen wie Wim Wenders (77) oder Ken Loach (86) wieder ein paar seiner ältesten Eigenmarken. Gleichzeitig sind sieben von 21 Filmen im Wettbewerb von Frauen – ein Rekord für dieses Festival, dem sein (zu) kleiner Frauenanteil seit Jahren um die Ohren gehauen wird. Ist das ein Zeichen für Veränderung in der Filmindustrie, wie Festivaldirektor Thierry Frémaux meint? Mit seinen deutschen Kolleginnen Anke Leweke und Katja Nicodemus schaut Filmredaktor Michael Sennhauser ein paar der Filme und die aktuellen Zeichen der Zeit in Cannes genauer an.
5/28/2023 • 27 minutes, 47 seconds
Kultur-Talk: Mit Einfacher Sprache zur höheren Literatur
Die Autorin Julia Schoch hat zwei Geschichten in Einfacher Sprache verfasst. Sie ist begeistert von der Idee, «Literatur für alle» zu machen. Im Gespräch erklärt sie, auf welche Probleme sie beim Schreiben in Einfacher Sprache gestossen ist – und wie dieses Experiment in ihren neuen Roman mündete.
Rund 800.000 Menschen in der Schweiz zwischen 16 und 65 Jahren sind von einer Leseschwäche betroffen, «Illetrismus» genannt. Damit auch diese Menschen in den Genuss von Literatur kommen können, gibt es zwei Sammelbände in Einfacher Sprache. Ihr Titel: «Lies!».
Die deutsche Bestseller-Autorin Julia Schoch hat zwei Kurzgeschichten zu «Lies!» beigesteuert. Dieses Projekt samt den Begegnungen mit von Illetrismus betroffenen Menschen haben sie und ihr Schreiben geprägt. Aus dem Experiment, kurze Texte in Einfacher Sprache zu verfassen, ist schliesslich sogar ihr aktueller Roman entstanden, «Das Liebespaar des Jahrhunderts».
Besprochene Bücher:
* Hauke Hückstädt (Hrsg.): «Lies! Das Buch. Literatur in Einfacher Sprache». 288 Seiten, Piper 2020.
* Hauke Hückstädt (Hrsg.): «Lies! Das zweite Buch. Literatur in Einfacher Sprache». 256 Seiten, Piper 2023.
* Julia Schoch: «Das Liebespaar des Jahrhunderts». 191 Seiten, dtv 2023.
5/26/2023 • 28 minutes, 11 seconds
Dem Tabu einen Platz in der Sprache geben: Abtreibungen in der Literatur
Kaum jemand spricht über Abtreibungen. Das Thema bleibt eine «sensible Angelegenheit» und schambesetzt. Umso wichtiger wäre es, dass Abtreibungen in der Literatur vorkommen. Doch: Es gibt nicht viele fiktionale Texte zum Thema.
* Die junge deutsche Literatin Charlotte Gneuss hat abgetrieben – und die Erfahrung gemacht: Das Thema ist noch immer ein Tabu. Es wird nicht darüber gesprochen und auch in Büchern und Filmen nur selten behandelt. Sie kritisiert die fehlende Repräsentation in fiktionalen Werken.
* Gründe für die Tabuisierung: Abtreibungen sind nach wie vor übers Strafrecht geregelt. Betroffene empfinden Scham. Das Thema ist politisch umkämpft.
* Charlotte Gneuss hat sich künstlerisch mit Schwangerschaftsabbrüchen auseinandergesetzt: Sie hat ein Theaterstück geschrieben und einen Sammelband zum Thema mitherausgegeben.
* Der Sammelband mit dem Titel «Glückwunsch» bündelt 15 Erzählungen über Schwangerschaftsabbrüche. Das Wertvolle an dieser Anthologie: der Facettenreichtum, der das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
* Die Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert erklärt die systematische Abwertung von Autorinnen in der Literaturgeschichte: Ihre Bücher wurden ignoriert, ihre Themen für unwichtig erklärt. Zahlreiche Autorinnen gingen dadurch vergessen. Allmählich werden einige von ihnen wiederentdeckt, die dänische Schriftstellerin Tove Ditlevsen etwa.
* Ein Beispiel für die jahrelange Abwertung sogenannter Frauenthemen in der Literatur wird in der Sendung zu hören sein: Marcel Reich-Ranicki über einen Roman von Marlene Streeruwitz.
* Verschiedene Bücher, die Abtreibungen zum Thema haben, werden in der Sendung vorgestellt.
Im Podcast zu hören sind:
* Charlotte Gneuss, Schriftstellerin
* Nicole Seifert, Literaturwissenschaftlerin
Im Podcast erwähnte Bücher:
* Tove Ditlevsen: «Abhängigkeit» (Teil 3 der «Kopenhagen-Trilogie»). Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein. Aufbau 2021.
* Annie Ernaux: «Das Ereignis». Aus dem Französischen von Sonja Finck. Suhrkamp 2021.
* Lotta Elstad: «Mittwoch also». Aus dem Norwegischen von Karoline Hippe. Kiepenheuer & Witsch 2019.
* Charlotte Gneuss, Laura Weber (Hrsg.): «Glückwunsch. 15 Erzählungen über Abtreibung». Hanser Berlin 2023.
* John Irving: «Gottes Werk und Teufels Beitrag». Aus dem Amerikanischen von Thomas Lindquist. Diogenes 1988.
* Claudia Piñeiro: «Kathedralen». Unionsverlag 2023.
* Nicole Seifert: «Frauenliteratur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt». Kiepenheuer & Witsch 2021.
* Marlene Streeruwitz: «Entfernung». S. Fischer Verlag 2008.
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5/23/2023 • 25 minutes, 1 second
Kultur-Talk: Auf welchem Boden stehe ich? Mina Hava über ihr Debüt «Für Seka»
In ihrem ersten Roman erzählt die 25-jährige Schweizer Autorin Mina Hava in Bruchstücken von einer jungen Frau, ihrer Familie, den bosnischen Wurzeln und dem Wunsch nach einem Platz in der Welt. In einer Achterbahn der Eindrücke und Gefühle sucht sie dabei im Grossen und Kleinen nach Zusammenhängen.
Mina Hava studierte am Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und danach Globalgeschichte und Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich. Sie ist gleichermassen Künstlerin und Forscherin und legte ihren Roman als riesigen Zettelkasten an. Weltpolitik, Wirtschaftsgeschichte, längst vergessene oder überlagerte Konflikte mischen sich darin mit privaten Erzählungen und ergeben faszinierende Muster.
Im Gespräch live von den Solothurner Literaturtagen erzählt Mina Hava von der Entstehung und den Hintergründen ihres ersten Romans.
Buchhinweis: Mina Hava. Für Seka. 277 Seiten. Suhrkamp Verlag.
5/19/2023 • 27 minutes, 17 seconds
Kultur-Talk: Hansjörg Schneiders Stadtwanderungen
Der Schriftsteller Hansjörg Schneider ist bekannt als Autor der Hunkeler-Krimis und einiger erfolgreicher Theaterstücke wie «Sennetuntschi». In seinem neusten Buch «Spatzen am Brunnen» macht sich der 85-Jährige auf Wanderungen durch Basel und erinnert sich unterwegs an sein Leben und sein Schaffen.
Die Kreise sind kleiner geworden, in denen sich der Schriftsteller mittlerweile bewegt. Nach zwei Spitalaufenthalten zwischen Herbst 2020 und Herbst 2021 beschränken sie sich noch auf eine lange Strasse durchs Basler St. Johann-Quartier und auf die beiden angrenzenden Plätzen. Umso erstaunlicher ist es, wie viele Geschichten, Erkenntnisse, Erfahrungen und Begegnungen Hansjörg Schneider aus diesem kleinen Revier für sein Buch generieren kann. Im Kultur-Talk mit Michael Luisier geht Hansjörg Schneider seinen Lebensstationen nach und erzählt von einem reichen Künstlerleben voller Aufs und Abs.
5/16/2023 • 28 minutes, 23 seconds
Kultur-Talk: Allein? Eine gute Gesellschaft!
Alleinsein ist in der Gesellschaft meist negativ konnotiert. Wer allein sei, sei per se unglücklich. Doch stimmt das? Diese Vorstellung trüge, sagt die Kulturwissenschaftlerin und Autorin Sarah Diehl. Sie ermutigt zu einem aufgeschlosseneren Umgang mit dem Alleinsein.
Ist jemand, der viel Zeit allein verbringt, unglücklicher als andere? Machen etliche soziale Verpflichtungen, Erfolg im Job, eine möglichst langjährige Partnerschaft und Familie glücklich? Die Kulturwissenschaftlerin und Autorin Sarah Diehl hat dazu in ihrem Sachbuch «Die Freiheit, allein zu sein. Eine Ermutigung» (Arche Verlag) eine dezidierte Meinung. Warum sie im Alleinsein einen Grundstein für ein verantwortungsvolles Miteinander und eine wichtige Triebfeder der Reflexion sieht, erklärt sie Noëmi Gradwohl im Kultur-Talk.
5/12/2023 • 27 minutes, 40 seconds
Benin Bronzen in der Schweiz: Toxisches Erbe aus der Kolonialzeit
Jahrzehntelang waren sie Aushängeschild europäischer Sammlungen: Benin Bronzen. Messingköpfe, Bronzereliefs, Elfenbeinzähne und Holzfiguren. Mittlerweile weiss man: Ein Grossteil von ihnen wurde von britischen Kolonialherren geraubt. Auch jene, die in Schweizer Museen ausgestellt sind.
* Auch in der Schweiz befinden sich Benin Bronzen aus dem ehemaligen Königreich Benin, dem heutigen Nigeria. Sie wurden 1897 im Rahmen der britischen «Strafexpedition» geplündert und geraubt.
* Die Objekte kamen über britische Kolonialherren und Antiquitätenhändler in hiesige Sammlungen.
* Im Königreich Benin hatten die Benin Bronzen unterschiedliche Funktionen: Sie dienten der königlichen Repräsentation, zeichneten Amtsträger aus oder waren Teil höfischer und religiöser Zeremonien.
* Messing und Kupfer für die Bronzen wurde aus Europa importiert: portugiesische Kaufleute tauschten u.a. Metallwaren und Kupferlegierungen gegen Sklaven ein.
* Die Einfuhr von Messing förderte die Kunstproduktion, die im 16./ 17. Jh. im Königreich von Benin seinen Höhepunkt fand.
* Die Benin Initiative Schweiz steht im Zusammenhang mit einer gesamteuropäischen Aufarbeitung der Folgen des Kolonialismus.
* Die Restitutionsbegehren aus ehemaligen afrikanischen Kolonien sind nicht neu, bereits in den 1960er Jahren forderte Nigeria seine Kulturgüter zurück.
Im Podcast zu hören sind:
* Prof. Bénédicte Savoy, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Berlin. Für den französischen Präsidenten erstellte sie 2018 einen Bericht, wie afrikanische Kulturgüter aus Frankreich an die Herkunftsländer zurückgegeben werden können.
* Dr. Michaela Oberhofer, Kuratorin für Afrika und Ozeanien am Museum Rietberg. Sie ist Co-Projektleiterin der Benin Initiative Schweiz.
* Prof. Abba Isa Tijani, Generaldirektor der National Comission for Museums and Monuments in Nigeria.
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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5/9/2023 • 28 minutes, 14 seconds
Kultur-Talk: Die Krönung Charles’ III – eine Zeremonie voller Symbolik
Am 6. Mai wird König Charles III in der Westminster Abbey gesalbt und gekrönt. Das Ritual ist rund 900 Jahre alt. Es spiegelt das Selbstverständnis des Königshauses, das sich explizit auf die biblischen Könige bezieht. Im Kultur-Talk: die Anglistin und christkatholische Theologin Susanne Cappus.
Manches wirkt archaisch beim Krönungsgottesdienst der britischen Monarchen. Sie sind die einzigen, die noch gesalbt werden, mit Öl vom Jerusalemer Ölberg. Schwerter, Zepter, goldene Sporen und Reichsapfel kommen zum Einsatz. Den Ritus vollzieht der Erzbischof von Canterbury, das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Der König gelobt, diese Kirche zu beschützen. – Die Theologin und Anglistin Susanne Cappus ist keine Royalistin. Angesichts der miserablen Lebensverhältnisse der Britinnen und Briten sei Kritik am Pomp angebracht. Zudem funkelt in den Kronjuwelen Kolonialgeschichte durch.
5/5/2023 • 28 minutes, 6 seconds
Kultur-Talk: Das Geld und wir – eine toxische Beziehung?
Es ist überall und doch nirgends – das Geld. Kaum ein Tabuthema ist in unserer Gesellschaft so omnipräsent. Was machen wir mit Geld und was macht Geld mit uns? Die Autorin Mareice Kaiser erzählt ihre eigene Geldgeschichte und trifft Menschen, mit denen sie über Geld spricht.
«Wie viel Geld ist genug?» – Das ist eine der Fragen, die die deutsche Journalistin Mareice Kaiser verschiedenen Menschen gestellt hat: vom 85 Jahre alten Pfandflaschensammler bis zum neureichen Selfmade Millionär. Die Portraits dieser Menschen geben einen tiefen Einblick, wie unterschiedlich unsere Gefühle in Zusammenhang mit Geld aussehen können: Scham, Neid, Angst. Aber auch Sicherheit, Glück und Freiheit. Das Buch «Wie viel – Was wir mit Geld machen und was Geld mit uns macht» regt dazu an, über die eigene Geldgeschichte nachzudenken und darüber, wie Geld gerechter verteilt werden könnte.
5/2/2023 • 28 minutes, 38 seconds
Kultur-Talk: Aktuelle österreichische Literatur
Was ist das Spezielle an der aktuellen österreichischen Literatur? Wo kommt sie her und wo geht sie hin? Und wie erklärt sich ihre andauernde hohe Qualität? Anlässlich des österreichischen Auftritts als Gastland an der diesjährigen Leipziger Buchmesse geht der Kultur-Talk diesen Fragen nach.
«Meaoiswiamia». Mit diesem wohl am ehesten mit «mehr als bloss wir» zu übersetzenden Motto betont das österreichische Gastland an der diesjährigen Leipziger Buchmesse seine Diversität. Und tatsächlich zeigt sich Österreich in Leipzig als Land mit einer mehrsprachigen und breitengefächerten Literatur. Der Kultur-Talk mit der Leiterin des österreichischen Auftritts Katja Gasser und dem Schriftsteller und ORF-Literaturredakteur Peter Zimmermann zeigt auf, was aktuelle österreichische Literatur ist, wer sie auf welche Art und Weise betreibt und wie der Weg zu diesem «Meaoiswiamia» verlaufen ist.
Buchangaben:
Karin Peschka. Dschomba. Otto Müller Verlag, 2023.
Robert Prosser. Verschwinden in Lawinen. Jung und Jung, 2023.
4/30/2023 • 28 minutes, 24 seconds
Arbeiterliteratur – wie ein Maler die Theater eroberte
Arbeiterliteratur gibt es schon lange. Sie beginnt mit der Industrialisierung und ist in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung noch immer präsent. Aber nie war sie so stark wie in den 70er Jahren, als die Stücke des Malers Heinrich Henkel die Bühnen der Welt eroberten.
* Wie kam es zum Boom der Arbeiterliteratur zu Beginn der 1970er Jahre?
* Wer waren ihre erfolgreichsten Vertreterinnen und Vertreter?
* Was hat die damalige Arbeiterliteratur bewirkt und warum hat sie das Publikum mitgerissen?
* Warum ist sie plötzlich verschwunden und was geschah mit ihren Exponentinnen und Exponenten?
* Welche Mechanismen herrschen am Theater im Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und Modererscheinungen?
Im Podcast zu hören sind:
* Heinrich Henkel, Maler und Dramatiker 1937 – 2017
* Ursula Werdenberg, ehemalige Dramaturgin des Theater Basel und des Luzerner Theater
* Karlheinz Braun, Begründer des «Verlag der Autoren» und Verleger Henkels
* Wolfram Berger, Schauspieler und Zeitzeuge
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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4/28/2023 • 27 minutes, 32 seconds
Lebenselixier Musik: Die wunderbare Geschichte von Tobias Preisig
Schon als ich Tobias Preisig als Teenager kennenlerne, hat er nur einen Wunsch: So viel Musik machen wie möglich. Dabei kann er damals nicht damit rechnen, älter als 25 zu werden – er hat Zystische Fibrose. Dass er dennoch Jazzgeiger geworden und heute so fit ist wie nie zuvor, grenzt an ein Wunder.
* Cystische Fibrose (CF)
* Musik als Lebenskraft
* CF-Medikament Trikafta
* Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod
* Tod als kreativer Motor
Im Podcast zu hören sind:
* Tobias Preisig, Jazzgeiger
* Dr. Alexander Möller, leitender Pneumologe am Kinderspital Zürich
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4/25/2023 • 28 minutes, 21 seconds
Kultur-Talk: Wie weiter? Die Ethnologie im Rampenlicht
Spätestens seit der Debatte zu den Benin-Statuen steht die Ethnologie im Rampenlicht wie nie zuvor: Das ist gut so – meint Anna Schmid, Direktorin des Basler Museums der Kulturen, die froh ist um die plötzliche Aufmerksamkeit und den Beginn längst fälliger Diskussion – auch in der Öffentlichkeit.
Die Ethnologie abschaffen, weil sie im Fahrwasser des Kolonialismus entstanden ist? Oder ihr endlich einen gebührenden Stellenwert beimessen, gerade weil sie sich seit je her mit der Erforschung fremder Kulturen beschäftigt und dabei über ein Wissen verfügt, das für eine sinnvolle Dekolonialisierung dringend nötig ist? Aspekte wie z.B. kulturelle Aneignung sind Themen, die zur Geschichte der Ethnologie gehören, aber erst seit Emanuel Macrons Rede über die Rückgabe afrikanischer Objekte nun auch die breite Öffentlichkeit erreicht haben.
4/23/2023 • 28 minutes, 49 seconds
Porträt einer Unbekannten: Die Sackler Stiftung in Basel
Das Mäzenatentum der Familie Sackler ist wegen der Opioidkrise in den USA in Verruf geraten. Namhafte Kulturinstitutionen haben den Namen aus ihren Räumen entfernt. In Basel gibt es weiterhin eine Sackler Stiftung. Was fördert sie? Und wie steht es um Transparenz im boomenden Stiftungsplatz Schweiz?
* Protest mit Wirkungsmacht: Die international bekannte Fotografin Nan Goldin erreichte mit Aktionen in Museen, dass sich viele Kulturinstitutionen vom Sponsoring der Familie Sackler distanzierten.
* Die Sackler Stiftung in Basel gibt keine Auskunft über ihre Fördertätigkeit. Das muss sie auch nicht: Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit ist für Stiftungen in der Schweiz freiwillig.
* Der Stiftungssektor boomt: Das Stiftungsvermögen hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt auf rund 140 Milliarden Franken. Was sind die Gründe dafür?
* Braucht es mehr Transparenz über die Tätigkeit von gemeinnützigen Stiftungen?
Im Podcast zu hören sind:
* Nils Güggi, Leiter der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht ESA
* Georg von Schnurbein, Professor für Stiftungsmanagement und Direktor des Center for Philanthropy Studies der Universität Basel
* Zitate von Nan Goldin aus dem Dokumentarfilm «All the Beauty and the Bloodshed»
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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4/21/2023 • 27 minutes, 57 seconds
Beten zwischen Sichtbeton: Das Kloster Baldegg
Schwester Martine Rosenberg ist vor 50 Jahren in das neue Kloster Baldegg umgezogen. Der bekannte Bauhaus-Architekt Marcel Breuer hat es für die Schwestern gebaut. Damals gab es einen Sakralbauboom in der Schweiz. Über 1000 neue Kirchen, Kapellen und Klöster wurden nach 1950 gebaut.
* Das weitläufige Kloster im Bauhaus-Stil ist mit viel Sichtbeton, Natursteinen und grossen Fenstern gebaut.
* Nicht nur das Kloster wurde modernisiert, auch die Ordenstracht. Dafür reisten die Schwestern zum angesagten Modedesigner André Courrèges nach Paris.
* Das Kloster Baldegg hat einen Strategie- und Transformationsprozess eingeleitet, denn die Schwestern werden immer älter und es gibt keine neuen Eintritte mehr.
* Wegen enormem Platzbedarf baute die römisch-katholische Kirche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Gotteshaus nach dem anderen.
* Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil fiel das Moderneverbot im Sakralbau der römisch-katholischen Kirche.
* Der Sakralbau ist immer Ausdruck der Theologie und religiösen Praxis der jeweiligen Zeit.
Im Podcast zu hören sind:
* Schwester Martine Rosenberg, Zeitzeugin
* Elsbeth Jordi, Zeitzeugin und Kunsthistorikerin, reisten mit den Schwestern zu André Courrèges
* Johannes Stückelberger, Kunsthistoriker, Titularprofessor in Basel und Dozent für Religions- und Kirchenästhetik an der Universität Bern
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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4/18/2023 • 28 minutes, 21 seconds
Kultur-Talk: Ist Russland ein «Reich des Bösen»?
Der Ukraine-Krieg verstört. Auch weil die Fronten zwischen Russland und dem Westen so sehr verhärtet sind, wie schon lange nicht mehr. In dieser Konfrontation zeige sich ein historisches Grundmuster, sagt der Osteuropa-Historiker Manfred Hildermeier im Gespräch mit Felix Münger.
Als 1991 der Kalte Krieg endete, schien es möglich, dass Russland und der Westen nun zu Partnern würden. Ein Trugschluss. Heute macht vielmehr die Vorstellung die Runde, Russland sei «ein Reich des Bösen».
Aus russischer Sicht sei der Westen stets beides gewesen – Vorbild und Feindbild, erklärt Manfred Hildermeier, emeritierter Professor an der Universität Göttingen. Zuwendung und Abschottung hätten sich abgewechselt, bisweilen auch recht schnell. Besteht also Hoffnung auf einen Wandel?
Buchhinweis: Manfred Hildermeier: Die rückständige Grossmacht – Russland und der Westen, C.H. Beck 2022.
4/16/2023 • 29 minutes, 41 seconds
Fürs Klima vor Gericht
Rosmarie Wydler-Wälti verlangt mit den Klima-Seniorinnen vom Staat mehr Klimaschutz. Die älteren Frauen sind bei allen juristischen Instanzen in der Schweiz abgeblitzt. Nun wurde ihre Klage am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte angehört. Das Urteil wird juristisch neue Massstäbe setzen.
* Die erste und bisher wichtigste Klimaklage wird vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg verhandelt.
* Die Klima-Seniorinnen sind bei den Gerichten in der Schweiz abgeblitzt, haben aber erfolgreich eine Klage in Strassburg eingereicht.
* Das Urteil, das Ende Jahr erwartet wird, wird für die europäischen Staaten wegweisend sein und ihnen aufzeigen, wozu sie beim Klimaschutz verpflichtet sind.
* Die europäischen Länder schauen mit Spannung auf das Urteil, das in der Rechtssprechung Bzu einem historischen Präzedenzfall wird.
Im Podcast zu hören sind:
* Rosmarie Wydler-Wälti, Klima-Seniorin, Psychologin
* Pia Hollenstein, Klima-Seniorin und ehemalige St. Galler Nationalrätin der Grünen
* Alain Chablais, Jurist, Bundesamt für Justiz
* Franz Perrez, Umweltamabassador, Bundesamt für Umwelt (BAFU)
* Jessica Simor, Menschenrechtsanwältin, Grossbritannien
* Siofra O'Leary, Präsidentin des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte in Strassburg
* Prof. Helen Keller, Völker- und Europarechtsspezialistin, Universität Zürich
* Studentin (Altea, 23) und Student (Basil, 23) der Universität Lausanne
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4/14/2023 • 28 minutes, 17 seconds
Iran und die Revolution: Moné Sharifi probt die Freiheit
Moné Sharifi ist Schauspielerin aus dem Iran. Sie liebt die vibrierende Theaterszene in Teheran – aller Zensur zum Trotz. Ihr ist aber auch klar: Als Frau*, als Kurdin, als Schauspielerin kann sie unter dem gegenwärtigen Regime nicht frei sein. Die Geschichte einer Künstlerin und Kämpferin.
* Welchen Einfluss haben die revolutionären Prozesse auf die Theaterszene in Teheran?
* Welche Freiräume schaffen sich Schauspieler:innen trotz der allgegenwärtigen Zensur?
* Wie arbeitet die Zensurbehörde? Welche Bedeutung hat der Ersch?d, das Ministerium für Kultur und islamische Führung?
Im Podcast zu hören sind:
* Moné Sharifi, Schauspielerin und Aktivistin
* Sepeher Sharifzadeh, Produzent / Performing Arts Producer, Kurator
* Nava Zarabian, Islam- und Musikwissenschaftlerin, Bildungsreferentin
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4/11/2023 • 28 minutes, 37 seconds
Klingende Quantenphysik: Wenn Musik den Quantencomputer erklärt
Internationale Quantenphysiker treffen sich in Basel im Tinguely Museum mit Musikschaffenden, um einem Laienpublikum die Quantenphysik näher zu bringen. Die Komponistin Linda Leimane hat dafür ein multimediales, überwältigendes Werk geschaffen.
* Auftraggeber ist der Nationale Forschungsschwerpunkt NCCR Spin und das Infinity Festival.
* «Tinguely entanglet» heisst das Projekt – passend zum Begriff «Entanglement», der in der Quantenphysik zentral ist. Die lettische Komponistin Linda Leimane lässt diesen und andere Begriffe aus der Quantenphysik von Physikerinnen und Physikern live vor Ort auf der Bühne erklären, während das Musikensemble sich rund ums Publikum bewegt und eine Videoinstallation das Ganze begleitet.
* Das Projekt bestätigt einen Trend: Immer öfter werden Kunstschaffende als Brückenbauer angefragt von naturwissenschaftlichen Instituten, um ein breiteres Publikum zu erreichen. Was bringts? Was sind die Gefahren?
* Die Komponistin Linda Leimane steht für eine neue Generation von geradezu besessenen Künstlerinnen, denen es um mehr als die Kunst allein geht.
* Das Projekt zeigt, dass Quantenphysik genau so schwindelerregend sein kann wie manche Musikstücke – und diese Analogie zu nutzen, hat Potential.
Im Podcast zu hören sind:
* Linda Leimane, Komponistin
* Dominik Zumbühl, Physikprofessor an der Universität Basel
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4/4/2023 • 27 minutes, 44 seconds
Kultur-Talk: «Credit Suisse»: Ethische Fragen zur seltsamen Finanzwelt
Die CS machte in 10 Jahren 3 Milliarden Franken Verlust – und bezahlte intern 32 Milliarden an Boni. Kann man das verstehen? Kann überhaupt noch jemand die Finanzwelt verstehen, vielleicht sogar die Banker selbst?
Im Gespräch mit Raphael Zehnder macht sich der Wirtschaftsethiker und Theologe Thomas Wallimann (Institut für Sozialethik «ethik22») Gedanken über Risikobereitschaft und Verantwortungsgefühl, über Fairness und Gier, über Ethik und undurchsichtige Finanzprodukte.
4/2/2023 • 27 minutes, 37 seconds
Russische Musik: Spielen oder nicht?
Russische Komponisten wurden von Programmen gestrichen, gar ganze Opernaufführungen annulliert – der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wirft auch in der Musikwelt Fragen auf. Wie geht man heute mit russischer Musik um?
* Rachmaninoff und Co. – was haben sie mit dem Krieg zu tun?
* Neue Kodierung und Rekontextualisierung russischer Musik seit dem Krieg.
* Blick in die Geschichte: Wie wurde diese Diskussion in vergangenen Konflikten geführt?
* Russland als kulturelle Hegemonie, und was dabei verloren geht.
Im Podcast zu hören sind:
* Sergey Tanin, russischer Pianist
* Boris Belge, Musikhistoriker, Autor «Klingende Sowjetmoderne»
Folgende sind auch noch in einmaligen kurzen Clips zu hören:
* Victoria Poleva, ukrainische Komponistin
* Valentin Silvestrov, ukrainischer Komponist und Pianist
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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3/31/2023 • 24 minutes, 50 seconds
«Ich bin nicht nur meine Diagnose! Aktivismus für mentale Gesundheit»
Mit dem Fotoprojekt #ganzabNORMAL macht Martin Fankhauser seine Diagnose (generalistische Angststörung) öffentlich und bricht damit ein Tabu. Er ist Teil einer Bewegung von Betroffenen, die sich aktiv für die Entstigmatisierung von psychischen Krankheiten einsetzt.
* Mental Health Activism
* Aktivismus für mentale Gesundheit
* Madnesst
* Mad Pride
* Entstigmatisierung
* Psychische Krankheit
Im Podcast zu hören sind:
* Martin Fankhauser, Aktivist für psychische Gesundheit bei Madnesst, Initiator Projekt #ganzabNORMAL
* Yvik Adler, Co-Präsidentin des Berufsverbands für Psychologinnen und Psychologen (FSP) und praktizierende Psychotherapeutin
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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3/28/2023 • 27 minutes, 41 seconds
Meeresspiegel: Wieviel Anstieg liegt drin?
Wenn jemand den Meeresspiegelanstieg bewältigen kann, dann die Holländerinnen und Holländer. Sie sind Weltmeister im Wasserbau. Doch um wieviel lassen sich die Deiche noch erhöhen?
* 1953 überspülte eine verheerende Sturmflut die Küstengebiete der Niederlande und forderte mehr als 1800 Todesopfer. Seither haben die Niederlande mit dem Deltaplan ein beispielloses Hochwasserschutzprogramm geschaffen.
* Der schleichende Anstieg des Meeresspiegels stellt das Land nun vor neue Probleme. Zwei bis maximal 5 Meter Meeresspiegelanstieg seien mit der heutigen Technik noch zu bewältigen, sagen die Experten. Dann müssten neue Lösungen gesucht werden, oder man müsse sich vor den Fluten zurückziehen.
* Zur Diskussion steht auch ein riesiger neuer Deich, 15 bis 20 Kilometer vor der Küste, der De Haakse Seedeich. Zwischen der alten und der neuen Küstenlinie entstünden Süsswasserseen. Der Rhein und die anderen Flüsse müssten über diesen neuen Deich ins Meer gepumpt werden.
* Andere Weltregionen wie Bangladesch, Indonesien oder Ägypten dürften kaum die Mittel aufbringen, um solche Schutzbauten zu errichten. In den Niederlanden ist die drohende Gefahr zwar erkannt, aber weil das Meer bis jetzt verhältnismässig langsam angestiegen ist, scheint vielen die Dringlichkeit noch nicht gross.
Im Podcast zu hören sind:
* Ria Geluk, Überlebende der grossen Flut im Jahr 1953, Museumsbegründerin und Lobbyistin für besseren Küstenschutz
* Harold van Waveren, leitender Experte in Sachen Flutrisiko bei der niederländischen Wasserbaubehörde
* Dick Butijn, Ingenieur und Planer des de Haakse Seedeichs, 15 Kilometer vor der heutigen niederländischen Küste
* Jeroen Aerts, Professor für Wasser- und Klimarisiken an der Freien Universität Amsterdam. Er berät Regierungen, Banken und Versicherungen weltweit
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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3/24/2023 • 27 minutes, 54 seconds
Kultur-Talk: Stadt-Land-Kluft? (2/2)
Der politische Einfluss der Städte ist in der Schweiz kleiner als jener der Landkantone. Gesellschaftlich soll es zwischen Stadt und Land in Zukunft mehr Annäherung geben als auch schon.
Die Kluft zwischen Stadt und Land wird hier wie dort beklagt. Die landwirtschaftliche Genossenschaft Fenaco hat sich deshalb vorgenommen, diesen Graben mit einem verstärkten Dialog zwischen der städtischen und ländlichen Bevölkerung zu überwinden. Dafür hat sie 10 Millionen Franken an eine Stiftung überwiesen. Im Stiftungsrat ist Yvonne Koller Renggli, Bäuerin und Bildungsverantwortliche beim Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband. Im Kultur-Talk schildert sie, wie sie den Stadt-Land-Graben wahrnimmt und welche Projekte zu seiner Überwindung lanciert werden.
3/22/2023 • 26 minutes, 1 second
Kultur-Talk: Stadt-Land-Kluft? (1/2)
Die bevölkerungsmässig kleinen Landkantone haben in der Schweiz im Vergleich zu den grössten Städten überproportional viel zu sagen. Der politische Einfluss der Städte ist beschränkt, obwohl ihre Mitwirkung in der Verfassung garantiert wird.
Nach der letzten Bundesratswahl wurde die Kluft zwischen Stadt und Land beklagt: Ob es sich um Kandidierende der SVP oder der SPS handelte - eine Vertretung vom Land für den Bundesrat kam im Parlament besser an als eine aus der Stadt. Es schien, als hätten die Schwarznasenschafe eine bessere Presse als Unternehmer und Wissenschaftlerinnen in den städtischen Zentren, die auf eine europäische Vernetzung angewiesen wären. Politologe Sean Müller hat die Interessensvertretung der Städte im föderalen System untersucht und zeigt im Kultur-Talk auf, wie es um ihre Vertretung in Bundesbern steht.
3/21/2023 • 28 minutes, 34 seconds
Kultur-Talk: Wie künstliche Intelligenz das literarische Schreiben verändert
Chatbots wie ChatGPT schreiben und kommunizieren mittlerweile wie Menschen. Der Hype ist riesig und doch schwingt die Sorge mit, dass die digitale Schöpfung den Menschen irgendwann überflügelt. Wer braucht noch Schriftsteller, Poeten und Journalisten, wenn auch die künstliche Intelligenz das kann?
Hannes Bajohr ist Medien- und Literaturwissenschaftler und Experte für digitale Literatur. Er hat keine Angst vor schreibenden Maschinen. Vielmehr stellt er das Paradigma der Literatur in Frage. Für ihn stellen künstliche Intelligenz und machine learning das literarische Schreiben vor neue Herausforderungen. Was bedeuten Begriffe wie Genie oder Kreativität, wenn Maschinen plötzlich Texte verfassen? Im Kulturtalk sprechen wir über neue Ästhetiken und poetische Formen und hören, wie es klingt, wenn Maschinen zu fabulieren beginnen.
3/19/2023 • 28 minutes, 41 seconds
Entdecker vergessener Bücher: Der Verleger Peter Graf
Peter Graf sucht nach vergessenen Autorinnen und Autoren und stöbert jahrzehntealte Texte auf. Seine Neu- und Wiederentdeckungen gelten immer wieder als Sensationen. Für Peter Graf sind die Bücher vor allem notwendig, damit wir nicht einsam in der Gegenwart stehen.
* Peter Grafs Leidenschaft für vergessene Bücher begann in seiner Jugend. In den Geschichten, die er wiederentdeckt, findet er moralische Vorbilder.
* Mit dem Roman «Requiem» hat Peter Graf einen literarischen Schatz aus den Dreissigerjahren gehoben. Die Entdeckungsgeschichte des Romans ist selbst Stoff für gute Literatur.
* Wie entdeckt Peter Graf diese alten Texte? Wie finden Sie ihn?
* Grafs Leidenschaft steht bisweilen in Konflikt mit wirtschaftlichen Kriterien. Viele seiner Entdeckungen lassen sich nicht publizieren und bleiben in der Öffentlichkeit unbekannt.
* Längst vergessene Bücher zu entdecken, bedeutet auch den literarischen Kanon zu erweitern. Damit erhalten verstorbene Autorinnen und Autoren den Platz in der Literaturgeschichte, der ihnen zusteht.
* Was schöpfen wir heute aus wiederentdeckten Büchern? – Warum diese Texte auch heute gesellschaftlich relevant sind.
Im Podcast zu hören sind:
* Peter Graf, Verleger, Lektor und «Kurator» vergessener Bücher
* Hildegard Keller, Literaturwissenschaftlerin und -Kritikerin
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
3/17/2023 • 28 minutes, 9 seconds
Mediale Monokultur? «baba news» hält dagegen
Die Schweizer Bevölkerung ist längst vielfältig, in den Redaktionsstuben aber herrscht in weiten Teilen Monokultur. Besonders punkto kultureller und soziökonomischer Herkunft. Das ist ein Problem, findet Albina Muhtari, Chefredaktorin bei «baba news – von und für Šhvicer*innen». Warum?
Albina Muhtari arbeitet als Journalistin bei grossen Medienhäusern und stellte fest, wie wenig Diversität es in den Schweizer Redaktionen gibt und wie einseitig teilweise über migrationsspezifische Themen berichtet wird.
«Immer wenn ich einen Artikel über Gruppen aus dem Balkan las, hatte ich Angst, schon wieder Fragen beantworten und mich als Anwältin einer ganzen Community profilieren zu müssen», erinnert sich Muhtari. In der Zwischenzeit hat sie und ihr Team sich mit «baba news» selbstständig gemacht: «Wir machen Journalismus auf Augenhöhe und berichten direkt aus einer multikulturellen Community heraus. Neugierig, kritisch und ohne Scheuklappen.»
Im Podcast zu hören sind:
* Albina Muhtari, Chefredaktorin «baba news»
* Sara Winter Sayilir, Co-Präsidentin der Neuen Schweizer Medienmacher:innen und Co-Leiterin des Surprise Strassenmagazins
* Nadia Bellardi, Beraterin für interkulturelle Kommunikation mit Schwerpunkt auf Medien
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
Mehr zum Kontext Podcast: https://srf.ch/audio/kontext
3/14/2023 • 28 minutes, 14 seconds
Kultur-Talk: Brennpunkt Amazonas
Der Amazonas ist bedroht und seine indigenen Bewohner:innen mit ihm: Umweltzerstörung und Corona machen ihnen das Leben schwer bis unmöglich. Doch jetzt ist nicht mehr der brasilianische Präsident Bolsonaro am Ruder, sondern Lula da Silva. Könnte das eine Kehrtwende bedeuten?
Vor 22 Jahren machte die Ethnologin Ulrike Prinz im Indigenen-Schutzgebiet am Rio Xingu Feldforschung. Als wegen Corona und Präsident Bolsonaros «Gesundheitspolitik» im Amazonasgebiet das grosse Sterben losging, wurde sie eingeladen zum traditionellen Totenfest. Sie traf auf ihre ehemaligen Gastgeber:innen und deren Kinder, die zwischen Tradition und Moderne neue Wege suchen, ideologisch unterstützt vom prominenten indigenen Widerstandskämpfer Ailton Krenak. Grosse Hoffnung setzen die Indigenen auf den neuen Präsidenten Lula da Silva, der ihnen den Schutz des Amazonas versprochen hat. Ulrike Prinz im Gespräch mit Maya Brändli.
3/10/2023 • 29 minutes, 9 seconds
Kultur-Talk: Das kreative Erbe der Schweizer Psychiatrie
Katrin Luchsinger erforscht seit Jahrzehnten die künstlerischen Werke aus psychiatrischen Kliniken der Schweiz. Die Kunsthistorikerin und Psychologin kennt das kreative Schaffen, das in Archiven, Abstellkammern und Akten verstaut ist, wie kaum eine andere. Ein Erbe, das mancher Klinik eine Last ist.
Katrin Luchsinger weiss, was Menschen in die Psychiatrie brachte. Damals in den ersten Jahrzehnten der kantonalen psychiatrischen Kliniken zwischen 1850 und 1920. Welche Eigenarten, welche Diagnosen. Sie liest, welche Geschichten ein aus Seegras gestrickter Strumpf, ein hölzerner Zeppelin, ein Revolver aus Brot erzählen. Geschichten von der Sehnsucht nach Würde, Sicherheit und Freiheit.
Was treibt Katrin Luchsinger an. Was lässt sie Schätze bergen, deren Wert noch heute nicht allen Klinikdirektoren bewusst ist. Und warum ist die Kreativität der Patienten ab den 1920er Jahren versiegt.
3/7/2023 • 29 minutes, 17 seconds
Kultur-Talk: Franz Hohler als Schriftsteller. Ein Gespräch zum Achtzigsten
Bekannt wurde er als gesellschaftskritischer Kabarettist. Aber Franz Hohler veröffentlicht seit bald 60 Jahren auch literarische Texte. Entstanden ist ein reiches Werk zwischen Realismus und Phantastik. Dieses diskutiert er, anlässlich seines 80. Geburtstages, mit Literaturredaktor Markus Gasser.
Die Literatur von Franz Hohler ist alles andere als harmlos. Seine Texte kommen oft im freundschaftlichen Plauderton daher, entgleiten dann aber mit unerbittlicher Konsequenz ins Ungeheuerliche. Immer wieder wird die Natur zur alleszerstörenden Macht. Oder das Unheimliche greift wie die behaarte Hand des Grauens in unseren glatten Alltag hinein. Zugrunde liegt ein gutschweizerischer Realismus, der mit der exzessiven Phantasie des Autors ins Katastrophale getrieben wird. Franz Hohler erzählt über seine Motive und Absichten und hält Anekdoten zur Entstehungsgeschichte einiger Erzählungen bereit.
Besprochene Bücher und CDs:
Franz Hohler: Die Rückeroberung. Erzählungen. 112 Seiten, btb, 12.90
Franz Hohler: Der Rand von Ostermundigen. Geschichten. 104 Seiten, Wagenbach, 12.90
Franz Hohler: Der neue Berg. Roman. 448 Seiten, btb, 17.90
Franz Hohler: 52 Wanderungen. 288 Seiten, btb, 14.90
Franz Hohler: Der Enkeltrick. Erzählungen. 160 Seiten, Luchterhand, 31.90
Franz Hohler: Rheinaufwärts. 128 Seiten, Luchterhand, 29.90
Franz Hohler: Der Flug nach Milano. Hörbuch als CD, Zytglogge, 29.90
3/5/2023 • 30 minutes, 43 seconds
Kunst ist immer ein Risiko – ein Vereinslokal geht um die Welt
Es hätte eine künstlerische Aufwertung des neuen Klubhauses des Winterthurer FC Tössfeld werden sollen. Das Resultat war ein globaler Shitstorm. Was ist da schiefgelaufen? Warum polarisiert Kunst und Bau dermassen? Und welche Funktion für die Gesellschaft soll Kunst im öffentlichen Raum haben?
Im Podcast zu hören sind:
* Maureen Kägi, Künstlerin
* Martin Zgraggen, Vereinspräsident FC Tössfeld
* Nicole Kurmann, Leiterin Bereich Kultur der Stadt Winterthur
* Ronny Hardliz, Experte für Kunst und Bau
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3/3/2023 • 27 minutes, 37 seconds
«Kinder brauchen Kunst, keine Frage!»
Der holländische Theatermacher Jetse Batelaan macht innovatives Theater für Kinder und Jugendliche. Ein Theater, das auch Erwachsene begeistert. Er ist davon überzeugt, dass für die Entwicklung von Kindern gute Kunst wesentlich ist und traut dem jungen Publikum dementsprechend viel zu. Mit Erfolg.
* Vielfach ausgezeichnet gilt Jetse Batelaan (44) als einer der kreativsten Theaterschaffenden für Kinder und Jugendliche in Europa.
* Am Theater Basel inszeniert er zurzeit das Stück «Streit. Ein Stück, das mit nichts einverstanden ist». Es zeichnet seine Arbeit aus, dass er das Theater und sich selbst mit jedem Stück neu erfindet.
* Die Theaterhistorikerin Beate Hochholdinger-Reiterer hat erforscht, seit wann Kinder als spezifisches Publikum gesehen werden. Es begann im 19. Jahrhundert mit dem Weihnachtsmärchen.
* Das Bild von Kindheit von damals prägt auch heute noch unseren Blick auf das Kinder- und Jugendtheater: Kinder sollen im Theater unterhalten und erzogen werden.
* Die holländische und flämische Theaterszene ist seit Jahrzehnten eine Vorreiterin für innovatives Theater für ein junges Publikum, in dem künstlerische Experimente selbstverständlich sind.
Im Podcast zu hören sind:
* Jetse Batelaan, Regisseur und künstlerischer Leiter am holländischen Theater Artemis
* Beate Hochholdinger-Reiterer, Professorin für Theaterwissenschaft am Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Bern
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2/28/2023 • 26 minutes, 54 seconds
Kultur-Talk: Kritikerrunde von den 73. Berliner Filmfestspielen
Wie sieht die Berlinale aus, wenn ihr die Festivalkinos wegbrechen und sich die Welt anfühlt wie in den Zeiten des kalten Krieges? Verträgt sich Sean Penns Dokumentarfilm über Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski mit einem Thriller wie «BlackBerry» zu Aufstieg und Niedergang eines Tech-Konzerns?
Die Berlinale, das grösste Publikumsfilmfestival der Welt, war einst ein Kind des kalten Krieges und lange eine Verständigungsplattform durch den eisernen Vorhang hindurch. Heute kämpft das Festival mit den Folgen der pandemieveränderten Publikumsgewohnheiten und mit dem Verschwinden langjähriger Festivalkinos. Spiegeln die Filme des Wettbewerbs den Zustand der Welt? Ist da auch Platz für Freude, Kunst und Glamour? Zur Halbzeit der 73. Berlinale diskutiert Michael Sennhauser mit «Zeit»-Redakteurin Katja Nicodemus und Filmjournalist Peter Claus über Zustand und Aussichten der Filmfestspiele.
2/26/2023 • 27 minutes, 26 seconds
Wie kreativ russische Frauen gegen den Ukrainekrieg protestieren (W)
In Russland gegen den Ukrainekrieg zu protestieren, ist gefährlich. Trotzdem tauschen sich tausende Russinnen darüber aus, wie sie gegen das Regime und seine Politik demonstrieren können – in einem feministischen Online-Protestkanal. Gegründet hat ihn die 28-jährige Russin Ella Rossman.
* Welche kreativen Protestformen gibt es?
* Wie gross ist das Risiko für die Aktivistinnen?
* Wie ist die Stimmung innerhalb der feministischen Community in Russland?
* Wie viel kann der Protest des «Feministischen Antikriegs-Widerstands» bewirken?
* Welche historischen Vorbilder gibt es für diesen feministischen Protest?
Im Podcast zu hören sind:
* Ella Rossman, Historikerin und feministische Aktivistin, Gründerin des russischsprachigen Protestkanals «Feministischer Antikriegs-Widerstand» (FAS)
* Eva Maria Hinterhuber, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Genderforschung an der Hochschule Rhein-Waal
Erstausstrahlung: 2.9.2022
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2/24/2023 • 27 minutes, 19 seconds
Kultur-Talk: Ljudmila Ulitzkaja – ein Gespräch übers Erinnern
In ihrem neuen Essayband «Die Erinnerung nicht vergessen» befasst sich die russische Autorin mit dem persönlichen und politischen Erinnern. Ein Gespräch zu Ljudmila Ulitzkajas 80. Geburtstag an ihrem neuen Wohnort Berlin, übersetzt von ihrer langjährigen Übersetzerin Ganna-Maria Braungardt.
Seit einem Jahr lebt Ljudmila Ulitzkaja im Berliner Exil. In Moskau, wo sie den grössten Teil ihres Lebens verbracht hat, ist sie nicht mehr sicher. Jetzt legt sie mit «Die Erinnerung nicht vergessen» ihren zweiten Band mit autobiografischer Prosa vor, in dem sie ihre persönlichen Erinnerungen weitergibt. Zugleich denkt sie über das Verhältnis zwischen individueller Freiheit und Totalitarismus, über Glaubensfragen und über die Umweltkrise nach, um in ihrem Essay über die verbotene Menschenrechtsorganisation «Memorial» zum Thema «Erinnern» zurückzukehren.
Buchangaben: Ljudmila Ulitzkaja. Die Erinnerung nicht vergessen. Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt und Christina Links. 190 Seiten. Hanser Verlag, 2023.
2/21/2023 • 28 minutes, 17 seconds
Kultur-Talk: «Unsere Hoffnung heute ist die Krise» – Bert Brecht im Interview
Zum ersten Mal erscheinen alle 91 bekannten Interviews, die der Dichter und Dramatiker Bertolt Brecht in seinem Leben gegeben hat, als Buch. Allesamt kommentiert und versehen mit Hintergrundinformationen des Herausgebers Noah Willumsen. Eine einzigartige Biografie, bestehend aus 91 Momentaufnahmen.
Ganze 750 Seiten stark ist die neue Brecht-Publikation aus der Küche des Suhrkamp-Verlags. Und ihre Bedeutung ist durchaus vergleichbar mit den posthum veröffentlichten Liebesgedichten, die 1982 nochmals einen ganz neuen Blick auf Brecht ermöglichten. Auch jetzt erleben wir einen Brecht, wie wir ihn noch nicht gekannt haben: radikal und unerbittlich in seinen künstlerischen und politischen Ansichten. Geschickt in der Vermarktung und Positionierung seiner selbst und seiner Ideen. Ein Gespräch mit dem Herausgeber und Brecht-Spezialisten Noah Willumsen im Brechthaus in Berlin.
Buchangaben: Bertolt Brecht. «Unsere Hoffnung heute ist die Krise». Interviews 1926-56. Herausgeber: Noah Willumsen. 750 Seiten. Suhrkamp-Verlag, 2023.
2/19/2023 • 28 minutes, 30 seconds
Kultur-Talk: Sexismus und Machtmissbrauch am Arbeitsplatz
Der Artikel der Ex-«Magazin»-Redaktorin Anuschka Roshani im «Spiegel» weckt viel Interesse und Empörung: Ist die Medienbranche, ist die Arbeitswelt heute tatsächlich so machistisch, so abwertend gegenüber Frauen?
«Ich habe täglich mit sowas zu tun», sagt Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle Gleichstellung des Kantons Zürich. Sowas: Das sind Fälle von Machtmissbrauch und Sexismus in Unternehmen. Vorfälle, wie sie die ehemalige «Magazin»-Redaktorin berichtet, sind keineswegs Einzelfälle. Warum ist das so? Warum schweigen Opfer und Zeugen oft? Wie muss sich eine Firma aufstellen, um das Risiko zu vermindern? Ein Gespräch mit Helena Trachsel.
2/17/2023 • 28 minutes, 18 seconds
Die Gefühle ertränkt: Christine Koschmieder und ihre Alkoholsucht
Als Schriftstellerin und Literaturagentin ist Christine Koschmieder bekannt. Bislang nicht bekannt war ihre Alkoholsucht. Die hat sie jahrzehntelang geheim halten können. Jetzt traut sich Koschmieder damit an die Öffentlichkeit. Sie erzählt von ihrem Weg in die Abhängigkeit – und aus ihr heraus.
* Die Autorin Christine Koschmieder war jahrzehntelang alkoholabhängig. Niemand in ihrem Umfeld hat die Sucht bemerkt. Sie war eine «funktionierende Alkoholikerin».
* Christine Koschmieders Leben: Sie wuchs mit alkoholkranken Eltern auf. Demütigende Erlebnisse «behandelte» sie schon als Teenager mit Alkohol. Später erlebte sie weitere Schicksalsschläge. So starb beispielsweise ihr Ehemann mit Anfang dreissig.
* Trotz Alkoholabhängigkeit meisterte Koschmieder jahrelang einen überaus stressigen Alltag: Sie zog drei Kinder gross, die sie jeden Morgen pünktlich weckte. Sie schrieb Romane, übersetzte, war als Literaturagentin und Fundraiserin tätig. Fast jeden Abend trank sie eine Flasche Wein, mindestens.
* Seit zwei Jahren ist Koschmieder trocken. Sie hat gelernt – und ist noch dabei –, mit Gefühlen, Druck und Stress ohne Alkohol umzugehen.
* Christine Koschmieder hat ein berührendes, autobiographisches Buch geschrieben. Titel: «Dry». Darin rollt sie ihr Leben auf und zeigt, wie sich der Alkohol hineingeschlichen hat.
* Ein schweiz- wie weltweiter Trend: Der Alkoholkonsum von Frauen steigt.
* Gründe für den steigenden Alkoholkonsum von Frauen sind die Emanzipation, gezieltes Marketing sowie Stress und Überlastung im Alltag.
Im Podcast zu hören sind:
* Christine Koschmieder, Schriftstellerin
* Ruth Kinzy, Psychotherapeutin an der Forel Klinik
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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2/14/2023 • 26 minutes, 58 seconds
Wieder bei Null anfangen – AfghanInnen im Exil
Intellektuelle, die aus einem Land fliehen, gewinnen an persönlicher Sicherheit. Ansonsten verlieren sie alles: ihre berufliche und soziale Stellung, ihre Perspektiven, die Sprache. Drei Geflüchtete aus Afghanistan berichten von ihrem Leben im Exil.
* Die Ungewissheit macht den Exilierten stark zu schaffen.
* Die sprachlichen Hürden sind enorm.
* Mental und psychisch schwierig.
* Weitermachen. Aber wie?
* Frauen in Afghanistan.
* Engagement für die Menschenrechte.
* Flucht vor Verfolgung und Unterdrückung.
* Vom PEN-Zentrum Deutschschweiz gerettet.
Im Podcast zu hören sind:
* Najiba Zartosht, Ökonomin und Chefredaktorin von «Afghan Women's Voice», https://voiceow.com
* Shabnam Simia, Juristin, ehemalige Staatsanwältin und Terrorismus-Ermittlerin
* Atiq Arvand, Journalist und Autor
* Ana Sobral, künstlerische Leiterin der Plattform «Weiter Schreiben Schweiz», https://weiterschreiben-schweiz.jetzt
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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2/10/2023 • 28 minutes, 16 seconds
Das Ohr spielt mit: Die einzigartige Kunst der Videospielmusik
Längst sind Videospiele eine eigene Kunstform und deren Musik auch. Videogamemusik weckt Emotionen, dient der Orientierung und begleitet die Gamerinnen und Gamer auf ihren Reisen durch fremde Welten.
Doch Computerspielmusik begegnet uns auch in vielen anderen Kontexten: in der Musikwissenschaft, im klassischen Konzert, in der Werbung oder in der Popmusik.
* Von «Tetris» über «Super Mario» bis hin zu den epischen orchestralen Soundtracks heutiger Videospiele: Wir hören Highlights aus 40 Jahren Videogamemusikgeschichte.
* Wie die Musik so komponiert und gestaltet wird, damit sie dynamisch auf Spielsituation und -verhalten der Spielenden reagieren kann: die Grammy-Gewinnerin Stephanie Economou berichtet über die Entstehung des Soundtracks zu «Assassins Creed Valhalla – Dawn of Ragnarök».
* Wie die Musik in Computerspielen unsere Musikerfahrung und damit unseren Musikgeschmack wesentlich mitprägt – und dies keineswegs nur beim Spielen.
* Die Computerspiel-Industrie boomt: Von dieser Entwicklung profitiert auch die Musik.
* Videogamemusik hat den Sprung auf die Konzertbühne geschafft. Warum sie sich durchaus mit einer klassischen Sinfonie vergleichen lässt.
Im Podcast zu hören sind:
* Stephanie Economou (*1990 in New York), Komponistin für Film und Medien und Grammy-Gewinnerin für ihre Musik zum Videospiel «Assassins Creed Valhalla – Dawn of Ragnarök».
* Melanie Fritsch (*1980 in Frankfurt am Main), Juniorprofessorin und Ludomusikologin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
* Eckehard Stier (*1972 in Dresden), Dirigent. Seit 2012 dirigiert Stier regelmässig Konzerte mit Computerspielmusik, unter anderem mit dem London Symphony Orchestra.
Hinweis: Am 5. Februar 2023 wurden in Los Angeles die 65. «Grammy Awards» von der Recording Academy verliehen. Erstmals auch in der Kategorie «Bester komponierter Soundtrack für Videospiele und andere interaktive Medien».
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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2/7/2023 • 28 minutes, 7 seconds
Kultur-Talk: Let’s talk about Sex, Habibi
Liebe, Begehren und Sex sind voller Widersprüche, Konflikte und tiefem Glück. Der Journalist Mohamed Amjahid hat genau darüber mit Menschen zwischen Kairo und Casablanca gesprochen.
Mohamed Amjahid wirft in seinem Buch «Lets talk about Sex, Habibi» einen ungetrübten Blick in die Schlafzimmer Marokkos, Tunesiens oder Ägyptens und erzählt von Menschen und ihren Sehnsüchten, ihrer Lust, von feministischen Befreiungskämpfen und über das nordafrikanische Savoir-vivre. Aber auch von Gewalt, Patriarchat und Queerfeindlichkeit.
2/5/2023 • 28 minutes, 57 seconds
Wer putzt, macht Kunst – Mierle Laderman Ukeles’ Performances
Nachdem sie ihr erstes Kind bekommen hat, schreibt die US-amerikanische Performancekünstlerin Mierle Laderman Ukeles 1969 ein Manifest. Darin erklärt sie: Wenn sie wasche, putze und koche, sei all das Kunst. Von da an putzt sie auch im Museum. Mierle Laderman Ukeles macht Care-Arbeit sichtbar.
Themen in diesem Kontext:
* In ihren Performancearbeiten wirft Mierle Laderman Ukeles gesellschaftspolitische Fragen auf: Wer kümmert sich um die Kinder? Wer putzt das Museum? Wer hält die Stadt sauber? Und: Wertschätzen wir diese Arbeit genug?
* Seit 1977 ist Ukeles einzige und unbezahlte Artist in Residence bei der New Yorker Stadtreinigung. Im Kontext erzählt sie von einer ihrer berührendsten Performances.
* In ihrer Arbeit «Touch Sanitation» von 1979/1980 begleitet Mierle Laderman Ukeles alle 8500 Angestellten der New Yorker Stadtreinigung bei ihrer täglichen Putzschicht und dankt ihnen dafür, dass sie «New York City am Leben erhalten». Die Performance dauert elf Monate. Was halten Angestellte der Basler Stadtreinigung heute von der Aktion?
Im Podcast zu hören sind:
* Mierle Laderman Ukeles, US-amerikanische Performancekünstlerin
* Sandra Beate Reimann, Kuratorin der Ausstellung «Territories of Waste» im Tinguely Museum
* Sven Ammann und Marcel Bachmann von der Basler Stadtreinigung
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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2/3/2023 • 28 minutes, 10 seconds
Kultur-Talk: Braucht der Mensch Helden? Warum (nicht)?
Kein Tag ohne Wolodimir Selenski, kein Kino ohne Superhelden, keine Erzählung der Geschichte ohne Überfiguren und Gründungsmythen. Überall begegnen uns übergrosse reale und fiktive Figuren. Seit dem Gilgamesch-Epos in Babylon, bis heute. Warum?
Die Gräzistik ist üblicherweise ein kleines Fach. Deshalb wurde Anton Bierl, Professor für Gräzistik an der Universität Basel, vom Ansturm auf seine Vorlesung regelrecht überrascht: Nicht weniger als 200 Hörerinnen und Hörer strömten in seine Vorlesung zum Thema Helden. Was macht Helden aus? Warum haben sie gerade jetzt Hochkonjunktur? Weshalb benötigen viele Menschen überhöhte Vorbilder als Leitsterne? Anton Bierl gibt im Gespräch mit Raphael Zehnder Auskunft über eine Konstante der Menschheitsgeschichte – von Odysseus über Wonder Woman bis Wolodimir Selenski.
1/31/2023 • 28 minutes, 18 seconds
Keine Angst vor Trans-Sänger:innen!
Sam Taskinen ist Bassbaritonistin. Weil sie trans ist, wird sie als Opernsängerin mit Vorurteilen konfrontiert. Und das, obwohl das Opernrepertoire eine Fundgrube für Genderfluidität ist.
* Transgender im klassischen Opernbetrieb
* Vorurteile von Mitarbeitenden, Publikum und Kritik
* Auswirkungen einer Transition auf die Stimme
* Der Unterschied zwischen Darsteller:in und Rolle
Im Podcast zu hören sind:
* Sam Taskinen, Bassbaritonistin
* Lucia Lucas, Heldenbaritonistin
* Silke Leopold, Musikwissenschaftlerin
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1/27/2023 • 28 minutes, 18 seconds
Wer redet, ist raus – Machtmissbrauch in der Theaterwelt
Die Debatte um Machtmissbrauch in den darstellenden Künsten reisst nicht ab. Für Betroffene bleibt es schwierig, Missstände zur Sprache zu bringen. Die Hierarchien sind steil, die Verträge meist befristet – wer Kritik übt, riskiert die Karriere. Bewegt sich etwas in der Branche?
* Die Schweizer Schauspielerin Sylvie Rohrer erzählt, wie es zu einem offenen Brief über Machtmissbrauch am Wiener Burgtheater kam. Unter der Leitung von Matthias Hartmann herrschte eine Atmosphäre der Angst in der Belegschaft. Erst unter dem Eindruck der #MeToo-Debatte fand das Ensemble eine gemeinsame Sprache dafür.
* Als Folge des offenen Briefs gibt es heute am Burgtheater einen Zusatz zum Vertrag, der zu einem respektvollen Umgang verpflichtet. Hat ein solcher Verhaltenskodex eine Wirkung?
* Welche Strukturen begünstigen Machtmissbrauch in der Theaterwelt, und was wird dagegen getan?
* Gibt es einen Bewusstseinswandel in der Branche?
Im Podcast zu hören sind:
* Sylvie Rohrer, Schauspielerin aus Bern, langjähriges Mitglied des Burgtheater-Ensembles
* Salva Leutenegger, Leiterin der Geschäftsstelle von «Szene Schweiz», dem Berufsverband der Darstellenden Künste
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1/24/2023 • 26 minutes, 35 seconds
Kultur-Talk: Kohl, Kürbis und Kopfsalat vom Acker in der Stadt
Kräuter im Vorgarten, Tomaten auf dem Balkon und Kürbis im Hochbeet im Hinterhof: Urban Gardening ist hip. Die neusten Initiativen gehen über den eigenen grünen Daumen und den Schrebergarten hinaus.
In den Städten soll ein Urban Food System entwickelt werden, das vermehrt pflanzliche Nahrungsmittel produziert, damit nicht nur einzelne Haushalte, sondern auch Grossbetriebe beliefert und den Selbstversorgungsgrad erhöht. Die Landwirtschaft in der Stadt soll 80 Jahre nach der «Anbauschlacht» im Zweiten Weltkrieg aufblühen. Ein grosses Versprechen in einer Zeit, in der sich die Schweiz ihrer globalen Abhängigkeit bewusst wird. Der Kultur-Talk geht mit der Agrarwissenschaftlerin Heidrun Moschitz der Frage nach, welche Formen diese Anbau-Initiativen annehmen und was sie leisten können.
1/22/2023 • 26 minutes, 42 seconds
30 Jahre Albanien: Von Radio Tirana zum Lebenswerk (W)
Seit 1990 die sozialistische Diktatur zusammengebrochen ist, reist Fotograf Hans Peter Jost regelmässig nach Albanien. Seine Bilder dokumentieren den rasanten Wandel eines Landes, das den Anschluss an Europa sucht und dabei mit kriminellen Strukturen zu kämpfen hat. (Erstausstrahlung: 24.5.2022)
* Albanien unter der sozialistischen Diktatur
* Was die Öffnung der albanischen Grenzen 1990 bewirkte
* Wirtschaft und Gesellschaft im heutigen Albanien
* Warum immer noch viele Menschen aus Albanien auswandern
Im Podcast zu hören sind:
* Hans Peter Jost, freischaffender Fotograf
* Prof. Dr. Oliver Jens Schmitt, Institut für osteuropäische Geschichte Wien
* Tony Mena, als 15-Jähriger alleine aus Albanien ausgewandert
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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1/20/2023 • 27 minutes, 21 seconds
Kultur-Talk: Das Alter neu denken
Mit der Pensionierung ist das Leben noch lange nicht vorbei, auch die Schaffenskraft nicht. Doch die Gesellschaft tut sich schwer, diese zu nutzen, ausgerechnet in Zeiten, wo Arbeitskräfte knapper werden. Wo klemmt es? Und was hilft, um sich die Schaffenskraft möglichst lange zu erhalten?
Das Alter muss neu gedacht werden, sagt die Soziologin Margrit Hugentobler als Fazit einer breiten Untersuchung mit dem Titel «Neues Alter»: Fünfzig Menschen jenseits der Pensionierung wurden in ausführlichen Interviews nach ihren Lebenswegen befragt, um herauszufinden, was diese Wege so fruchtbar gemacht hat, dass die Befragten ihre Schaffensenergie auch in hohem Alter erhalten konnten. Festgestellt wurden auch mögliche Barrieren wie starre Sozialversicherungen, monotone Jobs und falsche Altersbilder. Was das für Folgen hat – dazu Maya Brändli im Gespräch mit Margrit Hugentobler.
1/17/2023 • 28 minutes, 20 seconds
Grossgeworden – Kinder aus Samenspenden
Marina Belobrovaja erfüllt sich ihren Kinderwunsch allein. Mit einer Samenspende, ohne in eine Klinik zu gehen. Von Anfang an spricht sie offen über die Zeugungsgeschichte ihrer Tochter und bricht damit ein Tabu.
Themen in diesem Kontext:
* Wie kam es dazu, dass Marina Belobrovaja «single mother by choice» wurde? Wie geht sie damit um?
* Warum haben in der Schweiz alleinstehende Frauen keinen Zugang zu offiziellen Samenbanken und wie ist das ethisch einzuordnen?
* Wie ist das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung gegenüber dem Kindswohl abzuwägen und zu gewichten?
* Warum es ein Recht auf Wissen der eigenen Abstammung gibt und anonyme Samenspenden in der Schweiz verboten sind.
* Welche Rolle spielt der Spendervater?
Im Podcast zu hören sind:
* Marina Belobrovaja, Künstlerin und Hochschuldozentin
* Andrea Büchler, Rechtsprofessorin an der Universität Zürich und Präsidentin der Nationalen Ethikkommission im Bereich Humanmedizin
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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1/13/2023 • 27 minutes, 27 seconds
«Norient und der Klang der Vielfalt»
Line-Ups, Playlists, Online-Magazine, Feeds: Wer sie kuratiert, bestimmt, wer gesehen und gehört wird. Kuration bedeutet also auch: Macht. Wie geht man mit dieser Macht um, wie verteilt man sie?
In Mitteleuropa wird diese Macht auch 2023 oftmals noch aus einer klassisch heteronormativen und eurozentrischen Perspektive eingesetzt. «Norient» aus Bern steht seit 20 Jahren für einen anderen Weg. Das globale Netzwerk ist ein wichtiges Sprachrohr für Musikszenen von Argentinien über Ghana bis Pakistan und setzte sich für eine faire, diverse Musiklandschaft jenseits von Eurozentrismus, Exotismus und Diskriminierung ein.
* Die Geschichte von Norient: wie ein Schweizer Blog zu einer internationalen Plattform für globale Musikkultur und Underground-Strömungen wurde, tiefgründige Geschichten findet und diese über Musik und Sound erzählt.
* Über koloniale Strukturen in der Musik, von westlicher Bevormundung und eurozentrischem Dünkel.
* Prinzipien und Methoden des Kuratierens, die Machtstrukturen und eurozentrische Denkmuster kritisch hinterfragen; Teilhabe und Diversität ermöglichen und authentische Einblicke in globale musikalische Szenen und Entwicklungen bieten.
* Warum unabhängige, nicht-profit-orientierte Plattformen wie Norient und neue, auch kritische Stimmen, Positionen und Perspektiven in der Musik heute wichtiger sind denn je.
Im Podcast zu hören sind:
* Thomas Burkhalter (*1973 in der Schweiz), Musikethnologe, Musikjournalist, Kulturschaffender, Autor, Filmemacher und Gründer der Norient-Plattform «The Now in Sound»
* Sandeep Bhagwati (*1963 in Indien), Komponist, Künstler, Kurator, Autor und Professor für Inter-X-Art Practice and Theory an der Concordia University in Montréal. Mit seinen vielen Essays ist er eine führende Stimme in gegenwärtigen Diskursen zur Provinzialisierung und Dekolonisierung eurologischer Konzertmusik geworden.
Aktuelle Ausgabe des Norient Festivals: Zum 12. Mal veranstaltet Norient das Norient Festival, das sich kollektiv, international und interdisziplinär rund um Musik, Klang und Lärm abspielt. Es findet vom 11.-15.01.2023 in Bern statt. Hinweise zu sämtlichen Filmvorführungen, Live-Veranstaltungen und Gesprächsrunden: https://norient-festival.com .
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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1/10/2023 • 28 minutes
Kultur-Talk: Gusel Jachina – «Wo vielleicht das Leben wartet»
In ihren Romanen spricht die russisch-tatarische Schriftstellerin Gusel Jachina Themen aus der frühen Sowjetunion an, die bis heute tabuisiert sind. Den Bürgerkrieg, die Hungersnöte, den Terror der Stalin-Zeit. Ganz bewusst trifft sie so auch Aussagen zur heutigen Situation.
Gusel Jachina lebt in Moskau. Sie hat sich dafür entschieden, in Moskau zu bleiben. Trotzdem hat sie ein grosses Interesse daran, dunkle Kapitel der jüngeren Geschichte aufzuarbeiten und dem Vergessen zu entreissen. Sie hat auch allen Grund dazu. Ihre eine Grossmutter ist als «Kulakin» ins GULAG verschleppt worden, worüber Gusel Jachina in ihrem ersten Roman «Suleika öffnet die Augen» geschrieben hat, ein anderer Grossvater erlebte das Schicksal der verwahrlosten Kinder während der Hungersnöte der 1920er Jahre, worüber sie nun in ihrem dritten Roman «Wo vielleicht das Leben wartet» schreibt. Im Gespräch mit Michael Luisier am Rande ihrer Lesereise durch Deutschland und Österreich spricht sie über die Vergangenheit. Und meint damit auch eine Gegenwart, über die sie derzeit nur so sprechen kann.
1/8/2023 • 29 minutes, 2 seconds
Taiwans Umwelt-Schriftsteller Wu Ming-Yi
Wu Ming-Yi ist einer der renommiertesten Schriftsteller Taiwans. Zudem engagiert er sich in der Umweltbewegung. Dass seine Leidenschaft einmal der Natur und der Literatur gelten würde, war alles andere als absehbar.
* «Der Mann mit den Facettenaugen» ist das erste Buch Wu Ming-Yis, das ins Deutsche übersetzt wurde. Der Roman greift die Verschmutzung der Weltmeere auf eindringliche Weise auf. Das Buch ist der Anlass, diesen Autor dem deutschsprachigen Publikum einmal vorzustellen.
* Wu Ming-Yi wächst in einer tristen Hochhaussiedlung auf. Seine Liebe zur Natur wird durch einen ganz besonderen Studentenjob geweckt.
* Wu Ming-Yi beschreibt in seinen Texten den Klimawandel. Neben dem Schreiben ist er in der Umweltbewegung aktiv. Als solcher hat er beispielsweise den Bau einer weiteren Petrochemischen Anlage in Taiwan mit verhindert.
* Der Inselstaat Taiwan ist von Klimaschäden in besonderem Masse betroffen. Das hat geographische sowie politische Gründe.
* Wu Ming-Yis Bücher lassen sich der Klimafiktion zuordnen. Die Klimafiktion ist einer der grössten Trends der Gegenwartsliteratur. Aus dem Science-Fiction-Bereich ist sie nun in die Belletristik geschwappt.
* Ein Blick in die Geschichte der Klimafiktion: Franz Hohler hat die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen schon in den 1970er Jahren thematisiert – in seinem Lied «Der Weltuntergang».
Im Podcast zu hören sind:
* Wu Ming-Yi, Schriftsteller und Umweltaktivist
* Dr. Simona Grano, Sinologin an der Universität Zürich
* Franz Hohler, Schriftsteller und Liedermacher
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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Er schreibt sich tatsächlich mit fünf «J», da sein Name eines der Worte ist, welches ihn am häufigsten stottern lässt. JJJJJerome Ellis ist Musiker und Autor und hat gelernt, seine Sprechstörung nicht nur zu akzeptieren, er erlebt sie als musikalisches Phänomen und Möglichkeitsraum für Begegnung.
* Stottern kann stumm sein.
* Zum Stottern braucht es zwei, denn Kommunikation ist geteilte Verantwortung.
* Jerome Ellis sieht seine Sprechstörung als Chance.
* Unflüssigkeit als musikalisches Phänomen.
* Wie durchbricht Sprechfluss die Zeit.
* Den Ideal-Speaker gibt es nicht.
Im Podcast zu hören sind:
* JJJJJerome Ellis, Multi-Instrumentalist, Autor und stolzer Stotterer
* Prof. Wolfgang G. Braun, Logopäde und Dozent
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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1/3/2023 • 27 minutes, 24 seconds
Freundschaft unter Feinden im Israel-Palästina-Konflikt
Bassam Aramin und Rami Elhanan hätten allen Grund, sich zu hassen. Denn beide haben im Israel-Palästina-Konflikt eine Tochter verloren: erschossen von einem israelischen Soldaten und in die Luft gesprengt von einem Selbstmordattentäter der Hamas. Doch sie setzen sich gemeinsam für den Frieden ein.
Themen in diesem Kontext:
* Die Geschichte der Freundschaft von Bassam Aramin, Palästinenser, ehemaliger Häftling und Friedensaktivist, und Rami Elhanan, Israeli, Graphiker und heftiger Kritiker der israelischen Regierung.
* Wie Bassam und Rami den Verlust ihrer Töchter verarbeiten und wie sie daraus Kraft ziehen für ihre Friedensarbeit.
* Wie die beiden Friedensaktivisten an israelischen und palästinensischen Schulen ihre Geschichte erzählen und dabei immer wieder auf Hass und Widerstand stossen. Oder in Rami Elhanans Worten: «Es ist, wie wenn Du sehenden Auges in einen brodelnden Vulkan läufst.»
* Was dialogorientierte Friedensarbeit im Israel-Palästina-Konflikt bewirken kann. Und weshalb die Friedensarbeit zurzeit einen schweren Stand hat.
Im Podcast zu hören sind:
* Bassam Aramin, palästinensischer Friedensaktivist
* Rami Elhanan, israelischer Friedensaktivist
* Dana Landau, forscht über Mediation und Friedensarbeit bei Swiss Peace
* Inbal Ben Ezer, forscht über die Psychologie von Friedensarbeit an der ETH Zürich
Buchtipp: Die Geschichte von Bassam Aramin und Rami Elhanan steht im Zentrum des Romans Apeirogon von Colum McCann, erschienen im Rowohlt Verlag.
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12/30/2022 • 28 minutes, 27 seconds
Max Planck: Der Physik-Gigant und die Tragödie seines Lebens
Führer oder Familie? Diese Frage stellte sich dem Nobelpreisträger Max Planck 1944: Sein Sohn Erwin war als Hitler-Attentäter verhaftet worden. Der Deutsche Autor Steffen Schroeder erkundet in seinem aktuellen Roman den schwersten Moment in Max Plancks Leben – dokumentarisch dicht und erschütternd.
* Max Planck war kein Nazi. Aber er verhielt sich dem Regime gegenüber opportunistisch, um in Deutschland weiterhin seine Wissenschaft betreiben zu können.
* 1944 verhafteten die Nazis Plancks Sohn Erwin wegen dessen Beteiligung an der Verschwörung zum gescheiterten Hitler-Attentat vom 20. Juli und verurteilten ihn zum Tod.
* Die Nazis verlangten von Max Planck, sich loyal zu Hitler zu erklären und bescherten ihm damit einen unmenschlichen Gewissenskonflikt.
* Der deutsche Schriftsteller Steffen Schroeder unternimmt in seinem Roman «Planck oder Als das Leben seine Leichtigkeit verlor» eine literarische Spurensuche nach dieser tragischen Seite im glanzvollen Leben des Physikgenies.
* Der Roman entwirft ein dokumentarisch dichtes und menschlich berührendes Kaleidoskop – sowohl von Plancks innerem Konflikt als auch von den damaligen Zeitumständen. Wichtige Rollen spielen dabei auch andere herausragende Figuren wie Albert Einstein oder der berühmte Arzt Ferdinand Sauerbruch.
* Steffen Schroeder ist ein entfernter Nachkomme von Max Planck.
Im Podcast zu hören sind:
* Max Planck, Physiker
* Steffen Schroeder, Schriftsteller
* Dieter Hoffmann, Wissenschaftshistoriker
Buchhinweise:
* Stefen Schroeder: Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor, Rowohlt Berlin 2022. (Hörbuch erschienen bei Hierax Medien)
* Dieter Hoffmann: Max Planck. Die Entstehung der modernen Physik, C.H. Beck 2008.
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12/27/2022 • 28 minutes, 20 seconds
Kultur-Talk: Freiwillige Unterwerfung: Wie Narzissmus unsere Gesellschaft spaltet
Die österreichische Philosophin Isolde Charim wirft einen neuen Blick auf das Phänomen Narzissmus. Sie spricht dabei nicht von einer individuellen psychischen Krankheit, sondern von einer Ideologie, die die Menschen gegeneinander aufbringe – Narzissmus als antigesellschaftliches Prinzip.
Wir zählen unsere Likes, arbeiten To-Do-Listen und Karrierepläne ab und trainieren Resilienz. Wir perfektionieren uns in der Hoffnung. in der Konkurrenz zu bestehen. Wir rennen einem Ich-Ideal hinterher, das nicht zu erreichen ist, sagt dazu die österreichische Philosophin Isolde Charim in ihrem neuen Buch «Die Qualen des Narzissmus». Sie beobachtet eine neue Form von Narzissmus, die über eine individuelle pathologische Persönlichkeitsstörung hinausgeht und sich als Ideologie in den westlichen Gesellschaften niedergeschlagen hat. Sie gibt uns vor: Du musst besser und mehr werden als Du bist.
12/25/2022 • 28 minutes, 21 seconds
Kann uns Humor durch schwere Zeiten helfen?
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, Iran bringt Demonstrantinnen und Demonstranten um, die Klimakrise, in Deutschland verschwören sich Rechtsextremisten gegen die Demokratie ... Die Welt spinnt. Vielen macht das schwer zu schaffen. Ist Humor eine Gegenstrategie?
Kann uns Humor dabei unterstützen, psychisch unbeschadet durch die Wirrungen der Gegenwart zu kommen? Antworten vom Humorpraktiker Mike Müller und vom Humorforscher Peter Hain.
* «Wir sind Unterhaltungskünstler», sagt Mike Müller.
* Eskapismus und Satire.
* Der Alltag als Quelle des Humors.
* Humor als «reifster Abwehrmechanismus» (Sigmund Freud).
* Probleme ins Absurde weiterdenken.
* Eine wohlwollend distanzierte Haltung zu sich und den eigenen Problemen.
Im Podcast zu hören sind:
* Mike Müller, Schauspieler und Komiker
* Peter Hain, Psychologe und Psychotherapeut in Zürich
Buchtipps:
* Barbara Wild (Hg.): «Humor in Psychiatrie und Psychotherapie», Stuttgart: Klett-Cotta, 2016 (2. Aufl.)
* Sigmund Freud: «Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten» (1905), Frankfurt: Fischer, 2009
* Henri Bergson: «Das Lachen» (1900), übersetzt von Roswitha Plancherel-Walter, Hamburg: Felix Meiner Verlag, 2011
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12/23/2022 • 28 minutes, 34 seconds
Auf Schatzsuche: Hanny Christen und die Schweizer Volksmusik
Die Basler Volksmusiksammlerin Hanny Christen war eine absolute Pionierin. Mit grossem Enthusiasmus, aber auch einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit hat sie Volksmelodien aus allen Ecken der Schweiz gesammelt und aufgeschrieben.
Die Volksmusik-Sammlung der Hanny Christen hat dieses Jahr den Schweizer Musikpreis gewonnen, sie ist die grösste Sammlung instrumentaler Schweizer Volksmusik und spielt eine wichtige Rolle in der Neuen Schweizer Volksmusik-Szene.
* Hanny Christen hat zwischen 1936 und 1962 gegen den Willen ihrer Familie und die damaligen gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen ihre Feldforschungsreisen durchgeführt.
* Hanny Christen hatte ganz klare Vorstellungen darüber, was «authentische» Schweizer Volksmusik sei: die Melodien sollen alt sein, langsam gespielt werden und frei von modernen und fremden Einflüssen sein. Ländler waren ihr ein Graus.
* 1991 entdeckte der Komponist Fabian Müller Hanny Christens handschriftliche Notensammlung im Untergeschoss der Universitätsbibliothek Basel und verbrachte die nächsten 10 Jahre damit, diese rund 12 000 Melodien zu publizieren.
* Um die Musik der Sammlung Hanny Christen auch zum Klingen zu bringen, gründeten Fabian Müller und bekannte Namen der Schweizer Volksmusik die Gruppe Hanneli-Musig, eine Gruppe, die sehr künstlerisch mit diesen Volksmelodien umgeht.
* Die grosse Frage lautet: Was ist eigentlich «authentische» Schweizer Volksmusik? Sind es die alten Tonbandaufnahmen, die Hanny Christen auf ihren Expeditionen gemacht hat oder etwa doch die modern interpretierten Stücke, die heute zelebriert werden?
Im Podcast zu hören sind:
* Fabian Müller, Komponist und Herausgeber der Hanny Christen-Sammlung
* Dr. Dieter Ringeli, Musikethnologe und Spezialist für Schweizer Volksmusik
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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12/20/2022 • 26 minutes, 34 seconds
Kultur-Talk: Was tun gegen Zwangsehen, Anu Sivaganesan?
Rund 350 junge Menschen in der Schweiz melden pro Jahr, dass sie zwangsverheiratet wurden oder werden sollen. Die Zahl ist seit Jahren auf einem hohen stabilen Niveau. Wie kann sich das ändern? «Kultur-Talk» mit Anu Sivaganesan, Menschenrechtlerin, Gründerin und Leiterin der Fachstelle Zwangsheirat.
Obwohl Straftatbestand, werden jedes Jahr Hunderte von Zwangsehen in der Schweiz geschlossen. Anklagen gibt es fast nie. Betroffene wollen ihre Angehörigen nicht hinter Gitter bringen. Die Heiraten sind eingebettet in ein religiös-kulturelles Wertesystem. Eltern wollen ihre Kinder innerhalb der Gemeinschaft verheiraten. Die Ehe soll heterosexuell sein und möglichst jungfräulich eingegangen werden. Zwangsehen werden nicht nur in islamischen Gemeinschaften geschlossen, und auch Männer leiden darunter. Anu Sivaganesan sagt, um wirksam gegen Zwangsheirat vorzugehen, brauche es mehr Sichtbarkeit fürs Thema.
12/18/2022 • 27 minutes, 57 seconds
Alles fliesst: Die unglaubliche Geschichte des Dainis Ivans
Als junger Journalist enthüllte Dainis Ivans Mitte der Achtziger Jahre in einem naturwissenschaftlichen Magazin die Pläne der kommunistischen Führung in Moskau, grosse Teile Südlettlands mit einem gigantischen Stausee unter Wasser zu setzen.
Die Publikation löste in der damaligen Sowjetrepublik und weit darüber hinaus eine umfassende Protestwelle aus, die schliesslich zur Unabhängigkeit der baltischen Staaten und zum Zerfall der östlichen Supermacht führte.
Dainis Ivans trug nicht nur zu dieser Entwicklung bei, sondern prägte sie über Jahre auch mit und gilt bis heute in Lettland als demokratisches Gewissen, dessen Wirken auf dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine neue Aktualität entfaltet.
Themen in diesem Kontext:
* Die Daugava – ein Fluss als Lebensader, Kulturraum und Machtinstrument.
* Die Rolle und Verantwortung eines Einzelnen in einer historischen Zeitenwende.
* Demokratie und Umwelt als zwei Seiten der gleichen Medaille.
* Die Impulse des gesellschaftlichen Aufbruches vor über 30 Jahren in der heutigen Krise.
Im Podcast zu hören sind:
* Dainis Ivans, Journalist und führender Kopf der lettischen Unabhängigkeits- und Demokratiebewegung
* Anna Mucha, Informationschefin der lettischen Nationalbibliothek
* Anna Zeibarte, Leiterin des lettischen Demokratiemuseums
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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12/16/2022 • 24 minutes, 48 seconds
Die Hutmacherin – kein behüteter Beruf
Caroline Buchs ist Hutmacherin bei den Bühnen Bern – und damit eine der «lucky few», die auf ihrem Beruf arbeiten kann. Dies, weil die Mode sich verändert hat. Hutmacherinnen gibt es noch in Theatern oder in der High Fashion.
Noch immer werden Modistinnen ausgebildet. Zu Recht findet Katharina Tietze, Professorin an der Zürcher Hochschule der Künste.
* Caroline Buchs hat ihre Lust am dreidimensionalen Arbeiten mit Filz zum Beruf gemacht und übt diesen mit Begeisterung aus.
* Die gelernte Theaterschneiderin hat sich während ihrer Ausbildung in New York wenig Gedanken über ihre Berufschancen gemacht, jedoch in der Schweiz bald eine Stelle am Theater gefunden.
* Wenn sich die Gesellschaft wandelt, verändert dies auch die Mode; dann brechen Berufsfelder weg.
* Um weiterhin das Kunsthandwerk zu ermöglichen, seien die Theater und auch die Kunsthochschulen in die Pflicht genommen, findet Design-Professorin Katharina Tietze.
* In kunsthandwerklichen und Design-Berufen sollen die Studierenden ihr Berufsfeld stetig neu erfinden und es verändern können.
Im Podcast zu hören sind:
* Caroline Buchs, Hutmacherin bei den Bühnen Bern
* Katharina Tietze, Professorin Trends and Identity an der Zürcher Hochschule der Künste
Bei Fragen, Anregungen oder Themenvorschlägen schreibt uns: [email protected]
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12/9/2022 • 28 minutes, 10 seconds
Kultur-Talk: Iran – Revolution der Frauen?
«Die iranischen Machthaber haben Angst vor den Frauen», sagt die Nahost-Korrespondentin Golineh Atai. Über die Frauen habe das Regime bisher die Gesellschaft kontrolliert. Kommt es zu einer Revolution der Frauen?
Die Macht der iranischen Mullahs über die Frauen sichere ihre Macht über das ganze Land, stellt die in Iran-Spezialistin Golineh Atai fest, die im Alter von 5 Jahren mit ihrer Mutter ins Exil gegangen ist. Mit den aktuellen Protesten, die von Frauen massgeblich geprägt werden, stehe jetzt die Existenz des ganzen Systems auf der Kippe. In ihrem Buch «Iran. Die Freiheit ist weiblich» skizziert die Autorin den Mut und die Hartnäckigkeit von iranischen Frauen, die seit Jahren daran sind, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Im «Kontext-Talk» schildert sie, mit welchen Formen des Widerstands Frauen diese Macht zunehmend unterlaufen.
12/7/2022 • 28 minutes, 44 seconds
Romance Scam – wie ein Opfer Liebesbetrug im Netz verhindern will
Helga Grotheer wurde vor 14 Jahren von einem Romance Scammer betrogen. Heute kämpft sie dafür, dass genau das anderen nicht passiert. In ihrem Forum informiert sie über die Maschen der Betrüger. Und: Sie versucht, ihnen das Handwerk zu legen.
Themen in diesem Kontext:
* Warum sind Scammer so erfolgreich?
* Wie gross ist das Problem in der Schweiz?
* Wieso stammen viele der Scammer aus Westafrika?
* Mit welchen Mitteln arbeiten die Betrüger?
* Wieso machen sich Opfer von Romance Scams teilweise der Geldwäsche schuldig?
* Wie versuchen Helga Grotheer und ihre Mitstreiterinnen, die Betrüger zu überlisten?
Im Podcast zu hören sind:
* Helga Grotheer, Gründerin des Online-Forums «RomanceScambaiter»
* Jan Beek, Ethnologe mit Fachgebiet Betrug von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
* Carmen Surber, Pressesprecherin der Kantonspolizei Zürich
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12/2/2022 • 28 minutes, 15 seconds
Hatsune Miku – ein virtueller Superstar
Sie singt und tanzt auf der Bühne, und tausende von Fans jubeln ihr zu: Hatsune Miku, ein japanischer Popstar mit zwei langen türkisblauen Zöpfen. Aber – Hatsune Miku gibt es gar nicht. Zumindest ist sie kein Mensch: Sie ist ein Vocaloid, eine virtuelle Stimme, zu der eine Figur erfunden wurde.
* Wie aus einem Computerprogramm ein weltberühmter, virtueller Popstar wurde.
* Die Kommerzialisierung von Vocaloids.
* Virtuelle Bands von den 50ern bis heute.
* Was kann ein virtueller Popstar, was ein echter nicht kann?
* Virtuelle Popstars als Spiegel unserer Zeit.
Im Podcast zu hören sind:
* Dr. Rafal Zaborowski, Medienwissenschaftler am Kings College London
* Aki Glancy (EmpathP), Musikproduzentin
* Dr. Alicia Stark, Musikwissenschaftlerin
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11/29/2022 • 27 minutes, 48 seconds
Kultur-Talk: Warum sich fürs Klima an Bilderrahmen festkleben?
2022 ist das Jahr, in dem Klimaaktivistinnen und -aktivisten sich in Kunstmuseen begeben, sich an Bilderrahmen festkleben oder Gemälde mit Flüssigkeiten oder Kartoffelbrei bewerfen. Warum tun sie das? Warum wird die Kunst zum Ziel von Klimaprotesten?
Im September klebten sich Max Voegtli und ein weiterer Aktivist im Kunsthaus Zürich an Giovanni Segantinis «Alpenweide» fest. «Renovate Switzerland», die Organisation, der er angehört, begründete dies so: «Keine idyllischen Landschaften in einer brennenden Schweiz, keine Kunst auf einem toten Planeten.» Im «Kultur-Talk» unterhalten sich Max Voegtli und Philip Ursprung, Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich, über Kunstmuseen als Schauplätze des Klimaprotests. Warum gerade Kunstmuseen? Was, wenn tatsächlich Kunstwerke beschädigt werden? Verscherzt sich «Renovate Switzerland» durch solche Aktionen nicht viele Sympathien?
11/27/2022 • 28 minutes, 19 seconds
Das Geheimnis der Schamanin von Bad Dürrenberg
Still liegt sie in knöcherne Einzelteile zerlegt in ihrer Vitrine, angeschrieben vorderhand noch als «Frau von Bad Dürrenberg»: Eine westeuropäische Jägerin und Sammlerin, 155 Zentimeter gross, 9000 Jahre alt, intakter Schädel, perfektes Gebiss, fast vollständiges Skelett.
Ein archäologischer «Cold Case», der gerade dabei ist, als «Schamanin von Bad Dürrenberg» ein Weltstar zu werden.
* Die Dame wurde bereits 1934 per Zufall ausgegraben und von zwei nationalsozialistischen Wissenschaftlern als «männlicher Urgermane» klassifiziert, blond und hellhäutig natürlich.
* Ideologischer – wenn auch falscher – könnte die nationalsozialistische Analyse nicht gewesen sein.
* Bei Nachgrabungen in Bad Dürrenberg kamen 2019 noch zahlreiche neue Fundstücke aus dem Grab zu Tage, die einen gigantischen Forschungsschub ausgelöst haben. Unter anderem – das zeigten neuste DNA-Analysen – ist die Dame aus dem Mesolithikum dunkelhäutig, schwarzhaarig und blauäugig.
* Es gibt weltweit nur zwei weitere Individuen aus derselben Zeit, die es aus archäologischer Sicht mit ihr an Bedeutung aufnehmen können. Das eine lebte im heutigen Texas, das andere im heutigen Israel.
* Maya Brändli ist nach Halle gereist und hat im Landesmuseum für Vorgeschichte die bewegte Karriere der Schamanin von Dürrenberg rückverfolgt.
Im Podcast zu hören sind
* Harald Meller, Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt und Leiter des Landesmuseum für Vorgeschichte in Hall
* Wolfgang Haak, Anthropologe und Paläogenetiker am Max-Planck-Institut Leipzig
* Jörg Orschiedt, Prähistoriker und Anthropologe, u.a. am Landesamt für Denkmalpflege, Archäologie und Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle
* Holger Dietl, Archäologe und Prähistoriker im Landesamt für Denkmalpflege, Archäologie und Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle
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11/25/2022 • 27 minutes, 58 seconds
Im Exil: Die russische Starschauspielerin Tschulpan Chamatowa
Seit Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine lebt Tschulpan Chamatowa mit ihrer Familie im Exil in Riga/Lettland. Dort spricht sie in einem immer ausverkauften Theaterstück über ihren Schmerz, die Abgründe der russischen Kultur und die Propaganda des Putin Regimes.
* Tschulpan Chamatowa war eine der ersten russischen Künstlerinnen und Intellektuellen, die am 24. Februar in einem offenen Brief den Angriffskrieg gegen die Ukraine öffentlich verurteilt haben.
* Seit bald neun Monaten lebt sie mit ihrer Familie in Riga und steht im Neuen Theater Riga im erschütternden Theaterstück «Postscriptum» auf der Bühne. Sie gilt als eine der besten russischen Schauspielerinnen ihrer Generation. Im Westen kennt man sie u.a. aus dem Film «Good Bye Lenin».
* Tschulpan Chamatowa hat 2012 in einem Wahlvideo für Präsident Putin teilgenommen, weil er ihre Stiftung «Leben schenken» für krebskranke Kinder unterstützt hat. Das werfen ihr viele vor.
* Der bekannte lettische Regisseur Alvis Hermanis bezeichnet «Postscriptum» nicht als Theater, sondern als therapeutischen Raum für die Schauspielerin wie das Publikum. Er hat in seiner Karriere viele russische Autor:innen inszeniert.
* In Riga leben 36% russischstämmige Bürger:innen, die teilweise Putin und seinen Krieg unterstützen. Das russische Staatsfernsehen ist seit Juni 2022 in Lettland nicht mehr zu empfangen.
* Der Überfall auf die Ukraine aktiviert historische Traumata in Lettland. Von 1940 bis 1991 war das Land drei Mal okkupiert, zuerst von der roten Armee, später von Nazideutschland und dann wieder von der Sowjetarmee. Lettland ist seit 1991 wieder unabhängig.
Im Podcast zu hören sind:
* Die Schauspielerin Tschulpan Chamatowa (47) gilt als eine der besten russischen Theaterschauspielerinnen Russlands. Seit Kriegsbeginn lebt sie im Exil in Riga.
* Der Regisseur Alvis Hermanis (57) ist international bekannt und seit 25 Jahren der Leiter des Neuen Theater Riga.
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