Alle 14 Tage stellt Daniel Erk spannenden Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft Fragen über ihr persönliches Verhältnis zu ihrer Arbeit.
"Wir sind keine Diener"
"Der Kunde oder der Gast in unserem Falle ist nicht der König oder die
Königin. Ich finde es wichtig, dass wir uns der Tatsache bewusst sind,
dass wir keine Diener sind", sagt Juliane Winkler im Podcast "Frisch an
die Arbeit". Sie ist Kellnerin und Restaurantleiterin im Sterne-Lokal
Nobelhart & Schmutzig in Berlin. Außerdem setzt sie sich mit der
Initiative Proud to Kellner dafür ein, dass der Beruf mehr wertgeschätzt
wird. "Wir alle, die in dem Beruf arbeiten, müssen aufhören, immer so
viel darüber zu meckern, sondern auch versuchen, die schönen Seiten nach
außen zu kommunizieren."
Winkler, 37, ist in Chemnitz aufgewachsen. Ihr Lehramtsstudium brach sie
nach nur wenigen Monaten ab – auch weil ihr ihr Nebenjob als Kellnerin
so viel Spaß gemacht habe, sagt sie. Danach ließ sie sich zur
Restaurantfachfrau ausbilden. Damit habe sie ihre Eltern beruhigen
wollen, denen es wichtig war, dass sie einen Abschluss macht. Im Podcast
erzählt Winkler, was sich ändern muss, damit Berufe in der Gastronomie
wieder beliebter werden. Und wieso ein Schminkkurs ihr als Kellnerin
nicht geholfen hat, um bei den Kundinnen und Kunden besser anzukommen,
ein Sprachtraining hingegen schon.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es
moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek.
Das Team erreichen Sie unter [email protected].
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26.3.2024 • 35 Protokoll, 53 Sekunden
Wieso lieben Sie es zu kellnern, Juliane Winkler?
"Der Kunde oder der Gast in unserem Falle ist nicht der König oder die
Königin. Ich finde es wichtig, dass wir uns der Tatsache bewusst sind,
dass wir keine Diener sind", sagt Juliane Winkler im Podcast "Frisch an
die Arbeit". Sie ist Kellnerin und Restaurantleiterin im Sternelokal
Nobelhart & Schmutzig in Berlin.
Außerdem setzt sie sich mit der Initiative #proudtokellner dafür ein,
dass der Beruf mehr wertgeschätzt wird. "Wir alle, die in dem Beruf
arbeiten, müssen aufhören, immer so viel darüber zu meckern, sondern
auch versuchen, die schönen Seiten nach außen zu kommunizieren."
Winkler, 37, ist in Chemnitz aufgewachsen. Ihr Lehramtsstudium brach sie
nach nur wenigen Monaten ab – auch weil ihr der Nebenjob als Kellnerin
so viel Spaß gemacht habe, wie sie sagt. Danach ließ sie sich zur
Restaurantfachfrau ausbilden. Damit habe sie ihre Eltern beruhigen
wollen, denen es wichtig war, dass sie einen Abschluss macht.
Im Podcast erzählt Winkler, was sich ändern muss, damit Berufe in der
Gastronomie wieder beliebter werden. Und wieso ein Schminkkurs ihr als
Kellnerin nicht geholfen hat, um bei den Kundinnen und Kunden besser
anzukommen, ein Sprachtraining hingegen schon.
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12.3.2024 • 38 Protokoll, 49 Sekunden
Wie wird man vom Gangmitglied zum Polizisten, Herr Mollenhauer?
"Als Jugendlicher war ich Teil einer Jugendgang, nie hätte ich gedacht,
dass ich später mal Polizist werde", sagt Jens Mollenhauer. "Doch
irgendwann wollte ich zu den Guten gehören". Vierzig Jahre lang war er
Polizist in Hamburg, eingesetzt unter anderem als verdeckter Ermittler
im Rotlichtmilieu. "Dann wurde das zu gefährlich und ich bin erstmal in
den Innendienst versetzt worden", sagt er.
Doch dort blieb er nicht lange. Zuletzt leitete Mollenhauer bis zu
seiner Pensionierung im Frühjahr 2023 die Jugendschutzeinheit der
Hamburger Polizei. Er kümmerte sich um straffällig gewordene Jugendliche
und sucht dabei immer auch das Gespräch mit den Eltern. "Ich hatte zum
Beispiel zwei 15-jährige Mädchen auf der Wache, die einen alten Mann
verletzt hatten", erzählt er. Doch als er die Eltern anrief, sagten die
nur: "Keine Zeit".
Wenn Kinder und Jugendliche kriminell werden, liege das oft an
Vernachlässigung oder eigenen Gewalterfahrungen, sagt Mollenhauer.
"Diese Wut im Bauch, die muss dann einfach raus." Er kenne das von sich
selbst aus seiner Jugend. Auch heute noch engagiert sich der 60-Jährige
ehrenamtlich an Schulen und Kindergärten und bietet dort Kurse zur
gewaltfreien Kommunikation und gegen Mobbing an.
Im Podcast spricht er mit Host Elise Landschek darüber, wie er den
Absprung von einer Jugendgang in ein Leben als Polizist geschafft hat.
Und wie schwer es ihm gefallen ist, als Vater von acht Kindern Berufs-
und Familienleben über die Jahre zu vereinen.
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27.2.2024 • 30 Protokoll, 34 Sekunden
Macht Reichtum glücklich, Patric Faßbender?
“Ich lag im Bett und konnte nicht mehr aufstehen. Als ob man mir einen
Stecker gezogen hätte. Ich lag, glaube ich, 48 Stunden einfach nur da
und war leer”, sagt Toniebox-Erfinder Patric Faßbender im Podcast Frisch
an die Arbeit. Gemeinsam mit Marcus Stahl hat er vor zehn Jahren das
Unternehmen hinter dem Abspielgerät Toniebox gegründet. Heute ist die
Tonies Gmbh mit mehr als 600 Millionen Euro an der Börse bewertet.
Nach Jahren, in denen es immer nur bergauf zu gehen schien, verkündete
Patric Faßbender Ende 2023 seinen Abschied als CEO und Gründer.
Irgendwann habe er gemerkt, dass er nicht mehr die richtige für die
Chef-Rolle sei, erzählt er im Podcast. “Ich hatte eine Unzufriedenheit,
die sich wie ein Grauschleier über meine Tagesabläufe gelegt hat.”
Vor seiner Zeit als Gründer arbeitete Faßbender als Kreativ-Direktor in
einer großen Werbeagentur. 2013 kam ihm die Idee für ein Abspielgerät
für Kinder, für das man bunte Figuren auf einen Würfel stellt.
Im Podcast erzählt Patric Faßbender, warum er gerade jetzt sein
Unternehmen verlässt, warum sein Vermögen ihm wenig bedeutet und was ihm
stattdessen wichtig geworden ist.
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13.2.2024 • 40 Protokoll, 53 Sekunden
"Wir erleben eine massive antisemitische Radikalisierung"
“Seit dem 7. Oktober – dem antisemitischen Terroranschlag der Hamas –
ist alles anders. Weltweit, in Deutschland, aber auch in Berlin. Wir
erleben eine massive antisemitische Radikalisierung”, sagt Samuel
Salzborn, der Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus.
Salzborn, 46, studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie und
Rechtswissenschaft in Hannover und promovierte in Köln. In seiner
Habilitation ging es um Antisemitismus-Theorien, anschließend war er
Professor an der Universität Göttingen. Seit 2020 arbeitet Salzborn in
seiner jetzigen Funktion für das Land Berlin und sorgt etwa dafür, dass
Polizei, Verwaltung und Sicherheitsbehörden in Sachen Antisemitismus
geschult werden. Oder auch dafür, das Land Berlin sein „Landeskonzept
zur Weiterentwicklung der Antisemitismus-Prävention“ umsetzt. Auch ist
er Ansprechpartner für jüdische Institutionen.
Im Podcast erzählt Salzborn, weshalb er in Zeiten von antisemitischen
Übergriffen kaum Feierabend machen kann und warum er denkt, dass sich
Schülerinnen und Schüler in Deutschland verpflichtend im Unterricht mit
Antisemitismus beschäftigen sollten.
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30.1.2024 • 33 Protokoll, 3 Sekunden
Warum streiken Sie immer wieder, Herr Bäselt?
René Bäselt ist Zugchef bei der Deutschen Bahn und Mitglied der Bahngewerkschaft GDL. Im Podcast erklärt er, warum er die häufigen Streiks notwendig findet.
16.1.2024 • 33 Protokoll, 51 Sekunden
Welches Essen hält uns gesund, Herr Smollich?
2.1.2024 • 34 Protokoll, 12 Sekunden
Was kann man beim Singen über sich und die Gesellschaft lernen, Herr Lehmann?
Martin Lehmann leitet den Dresdner Kreuzchor. Im Podcast erzählt er, was ihn schon als Kind an Bachs Musik rührte und wie man pubertierende Jungs für Gesang begeistert.
19.12.2023 • 46 Protokoll, 29 Sekunden
Wie blicken Sie auf das Leben und den Tod, Oliver Ahrens?
Oliver Ahrens überbringt Todesnachrichten und kümmert sich um Augenzeugen von Unfällen. Im Podcast erzählt er, wie das seine Sicht auf das Leben verändert hat.
5.12.2023 • 32 Protokoll, 12 Sekunden
Wie schwer ist es, auf Schiffen zu arbeiten, Carlotta Steinhauer?
"Wenn ich die wachhabende Ingenieurin an Bord bin, drehe ich Runden im Motorraum, kontrolliere die Temperatur, mache Sichtkontrollen auch darauf, ob irgendwas am Schiff nicht so läuft, wie es laufen sollte", sagt Carlotta Steinhauer, die als Schiffsingenieurin auf dem Mittelmeer arbeitet, im Podcast Frisch an die Arbeit.
Steinhauer, 30, hat Nautik studiert und danach mehrere Jahre lang auf mehr als 200 Meter langen und mehr als 20.000 kilowattstarken Ostseefähren gearbeitet. "An Bord der großen Schiffe findet man schon noch sehr viel toxische Männlichkeit und auch Rassismus und Sexismus. Als Frau ist das dann eben ein unangenehmer Arbeitsort" sagt Steinhauer. Auch deswegen arbeite sie mittlerweile für die Seenotrettungsorganisation Sea Watch.
Im Podcast erzählt sie, wie ihr Umfeld auf ihre Berufswahl reagierte, worauf sie als Erstes achtet, wenn sie ein Schiff betritt und warum viele Frauen irgendwann die Karriere "an Bord" aufgeben.
21.11.2023 • 41 Protokoll, 2 Sekunden
Wie rettet man Beziehungen, Frau Hoffmann-Bisinger?
Die Psychologin Ilka Hoffmann-Bisinger berät Paare in Krisen. Im Podcast erzählt sie, wann der Job sie frustriert und welcher Trick jede Beziehung glücklicher macht.
7.11.2023 • 43 Protokoll, 17 Sekunden
Worauf sollte man bei Kosmetikprodukten achten, Ella Vey?
Die Kosmetikmeisterin Ella Vey erzählt im Podcast, welche Vorurteile über Kosmetikerinnen sie ärgern und unter welcher Hauterkrankung die meisten Menschen leiden.
24.10.2023 • 40 Protokoll, 35 Sekunden
Was ist dran an den Klischees über Sexarbeit, Undine de Rivière?
Undine de Rivière ist hauptberuflich Domina. Im Podcast erzählt sie, dass es ihren Kunden auch um Nähe geht – und welche Vorurteile über ihren Job sie am meisten nerven.
10.10.2023 • 38 Protokoll, 13 Sekunden
Wie wollen Sie die Menschen mit Klassik erreichen, Igor Levit?
Igor Levit ist einer der populärsten Pianisten weltweit. Im Podcast erzählt er, was er über ein Stück lernt, wenn er es Dutzende Male spielt – und über sich selbst.
26.9.2023 • 45 Protokoll, 48 Sekunden
Wie stressig ist der Job eines Wiesn-Wirts, Michael Käfer?
"Es stresst mich unwahrscheinlich, wenn ich auf eine Veranstaltung komme und spüre, dass ein Mitarbeiter nicht weiß, von welcher Seite er das Essen anreichen muss und wie man einen Wein einschenkt", sagt Michael Käfer, Gastronom und Wiesn-Wirt im Podcast "Frisch an die Arbeit".
Ab Samstag wird der 65-jährige Michael Käfer wieder als Wiesn-Wirt arbeiten. Das Unternehmen Feinkost Käfer hat der Münchner von seiner Familie geerbt. Wenn gerade kein Oktoberfest ist, betreibt Michael Käfer mehrere Delikatessenläden und Restaurants, eines davon im Deutschen Bundestag in Berlin. Rund 1.250 Veranstaltungen beliefert Feinkost Käfer jährlich mit eigenem Catering, auf Wunsch organisiert das Unternehmen sogar ganze Hochzeiten. Um das alles zu stemmen, beschäftigt das Unternehmen mehr als 1.500 Mitarbeitende. Feinkost Käfer erwirtschaftet trotz des Fachkräftemangels und der schwierigen Pandemiejahre so viel Geld wie nie zuvor: Der Jahresumsatz lag zuletzt bei mehr als 200 Millionen Euro.
Im Podcast spricht Michael Käfer darüber, wie er Personal findet und welchen Rat er seinen Mitarbeitenden gibt, wenn die Gäste mal unfreundlich sind.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Das Team erreichen Sie unter [email protected].
12.9.2023 • 36 Protokoll, 3 Sekunden
Wie gefährlich ist das Bergsteigen, Susi Süßmeier?
Susi Süßmeier begleitet als Bergführerin ihre Gäste auf die höchsten Gipfel der Alpen. Im Podcast erzählt sie, wie man die Gefahren am Berg richtig verstehen lernt.
29.8.2023 • 40 Protokoll, 34 Sekunden
Was verändert ein Oscar-Gewinn, Volker Bertelmann?
Volker Bertelmann komponiert Filmmusik und hat für „Im Westen nichts Neues“ einen Oscar bekommen. Im Podcast erzählt er, wie sich sein Leben seitdem verändert hat.
15.8.2023 • 37 Protokoll, 14 Sekunden
Wie ist es, einen Tiger zu verarzten, Frau Hantschmann?
Früher hatte Anja Hantschmann romantische Vorstellungen vom Beruf der Tierärztin. Im Podcast erzählt sie, wie hart der Job im Zoo ist – und warum manche Tiere sie hassen.
1.8.2023 • 42 Protokoll, 55 Sekunden
Wie emotional ist der Job eines Geburtsmediziners, Wolfgang Henrich?
Der Podcast “Frisch an die Arbeit” hat neue Hosts. In der aktuellen Folge erzählt der Chefarzt der Charité-Geburtsklinik, wie er in kritischen Situationen ruhig bleibt.
18.7.2023 • 37 Protokoll, 50 Sekunden
Sagen Sie alles, was Sie wissen, Steffen Hebestreit?
"Der Kopf ist immer mit einem halben Ohr im Nachrichtenstrom. Ich merke das oft erst, wenn ich mit der Familie mal wandern gehe und ein, zwei Tage wirklich gar nicht zu erreichen bin", sagt Steffen Hebestreit im Podcast "Frisch an die Arbeit".
Hebestreit, 51, ist seit Dezember 2021 einer der drei Sprecherinnen und Sprecher der deutschen Bundesregierung und Chef des Presse- und Informationsamtes. Zuvor hatte er jahrelang als Journalist über Bundespolitik berichtet. Anschließend übernahm er die Pressearbeit für die damalige SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi und schließlich für Olaf Scholz im Finanzministerium.
Im Podcast erzählt er, was selbst Hauptstadtjournalisten nicht über den politischen Betrieb wissen und wie ihm die Filmreihe "Stirb Langsam" dabei geholfen hat, die Medienwelt besser zu verstehen. Und er erklärt, wie es zu einem im Internet bekannten Video kam, in dem er sich vor Olaf Scholz stellte, um Fragen zum Cum-Ex-Skandal zu unterbinden.
4.7.2023 • 46 Protokoll, 16 Sekunden
Wie entstehen neue Radwege, Martin Blum?
"Es gibt in Wien einmal im Jahr eine große Fahrradparade um die Ringstraße. Wenn man da mitfährt, ist es so faszinierend, wie man sich plötzlich in normaler Lautstärke unterhalten kann. Man hört die Vögel zwitschern von den Bäumen, wo normalerweise dreispurig Autos dahin brausen", sagt der Leiter der städtischen Wiener Mobilitätsagentur, Martin Blum im Podcast Frisch an die Arbeit.
Mit seiner Agentur setzt sich Blum, 47, seit zwölf Jahren dafür ein, dass Wien die Verkehrswende schafft. Das Team unterstützt die Stadt beispielsweise mit Kampagnen für neue Radwege oder Fußgängerzonen und kümmert sich um Kritik, meistens von Autofahrern. Ähnlich wie in Paris, New York, Montreal und Malmö sind auch in Wien in den letzten zehn Jahren immer mehr möglichst sichere Fahrradwege entstanden. Allein in diesem Jahr seien es 50 Projekte mit einer Gesamtlänge von mehr als 20 Kilometern, die seine Agentur mitgeplant habe, sagt Blum.
Im Podcast erzählt er, wie er mit Protesten von Autofahrern umgeht und warum er mit seinem "städtischen Startup", wie Blum die Agentur nennt, erst einmal Werbung für das Fahrradfahren machen musste. Außerdem: Welchen Weg man in Wien unbedingt mit dem Rad fahren sollte.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Das Team erreichen Sie unter [email protected].
20.6.2023 • 38 Protokoll, 8 Sekunden
Was wünschen Sie sich von Menschen ohne Behinderung, Mirjam Prahst Martinez?
6.6.2023 • 35 Protokoll, 51 Sekunden
Wie ist es, plötzlich Popstar zu sein, Danger Dan?
“Ich habe immer gedacht, es wäre schön, wenn ich von Musik leben könnte, aber dieser Erfolg ist größer als alles, von dem ich je geträumt habe. Es gab oft Momente, in denen ich gedacht habe: Ach du Schande, was passiert gerade!?”, sagt der Musiker, Rapper und Pianist Danger Dan im Podcast Frisch an die Arbeit.
Danger Dan, 40, heißt bürgerlich Daniel Pongratz und wurde als Mitglied der linken Rapgruppe Antilopen Gang bekannt. Sein 2021 erschienenes Soloalbum "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" stand 35 Wochen in den Albumcharts und schaffte es dort auch auf Platz eins.
Im Podcast spricht er darüber, wie sein Soloalbum ihn und seine Band vor der Insolvenz rettete und welchen Tipp ihm sein Freund Igor Levit für das Klavierspielen gab. Außerdem: Wie Danger Dan sich einmal mit einem Halbjahreszeugnis der elften Klasse in eine niederländische Hochschule hinein mogelte.
23.5.2023 • 44 Protokoll, 36 Sekunden
Wie enttarnt man eine Tarnorganisation des Verfassungsschutzes, Lilith Wittmann?
"Als ich angefangen habe, mich mit Geheimdiensten und dem Verfassungsschutz zu beschäftigen, gab es natürlich so eine Phase, wo ich das selbst ein bisschen krass fand und dachte: Was ist eigentlich, wenn das Leute nicht so cool finden?", erzählt die Hackerin und IT-Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann im Podcast Frisch an die Arbeit.
Wittmann, 28, hat mit 16 Jahren die Schule abgebrochen, um Software zu entwickeln und mit Datenbanken zu arbeiten. Sie hat schon mehrfach eklatante Sicherheitslücken aufgedeckt, etwa in der Corona-Tracking-App Luca des Fantastische-Vier-Rappers Smudo und in der Wahlkampf-App CDU connect. Dort waren private Daten ungesichert gespeichert worden. Wittmann hat zudem die zunächst nicht downloadbaren Abiturprüfungen in NRW im April öffentlich gemacht – und eine Tarnorganisation des Verfassungsschutzes entdeckt.
Im Podcast spricht sie darüber, weshalb es in mehreren Behörden Arbeitsgruppen mit dem Namen "Lilith Wittmann" gab und was die größten Gefahren bei der Digitalisierung des Staates sind. Außerdem: Warum Hacken oft nur bedeutet, zu Hause zu sitzen und zu recherchieren.
9.5.2023 • 45 Protokoll, 53 Sekunden
Wie wehrt man sich gegen irakische Sicherheitsbehörden, Jaafar Abdul Karim?
“Wir sagen nicht im Vorhinein, dass es kontrovers werden soll. Es wird kontrovers durch das, was wir ansprechen”, sagt Jaafar Abdul Karim im Podcast Frisch an die Arbeit. Er moderiert die Polit-Talkshow Jaafar Talk, die im arabischen Programm der Deutschen Welle gezeigt wird.
Erst im Februar hatten Karim und sein Team den Irak kurzfristig verlassen müssen, nachdem sie von irakischen Sicherheitsbehörden bedroht und verfolgt wurden. “Ich kenne das von anderen Journalist:innen, über die ich berichtet habe”, sagt Karim. Plötzlich war er selbst betroffen und mittendrin. Das sei ein krasses Gefühl gewesen. “Jetzt weiß ich, wie sich das anfühlt, wenn du mundtot gemacht werden sollst.”
Karim, 41, wurde als Sohn einer libanesischen Familie im westafrikanischen Monrovia in Liberia geboren, studierte Medieninformatik an der TU Dresden und arbeitete als Reporter für die Deutsche Welle. Ab dem Jahr 2011 moderierte er dort die Sendung die Jugendsendung Shababtalk, seit 2019 Jaafar Talk.
Im Podcast spricht er über seinen Drang nach Freiheit, seine Bekanntheit unter arabischen Muttersprachlern in Deutschland und wie er rasende Gedanken beim Schwimmen abschaltet. Und weshalb er bald wieder für seine Sendung in den Irak reisen will – auch wenn das für ihn gefährlich ist.
25.4.2023 • 46 Protokoll, 57 Sekunden
Wie wird man Musical-Darsteller, Gino Emnes?
"Für mich war es wirklich eine emotionale Sache, Leute auf der Bühne zu sehen, die so aussehen wie ich", sagt der Musical-Darsteller Gino Emnes im Podcast Frisch an die Arbeit über das erste Mal, als er das Stück "Hamilton" selbst als Zuschauer beiwohnte.
Mittlerweile spielt Emnes selbst eine Hauptrolle in dem Musical, in dem es um das Leben des US-Gründervaters Alexander Hamilton geht – mit einem mehrheitlich von People of Color besetzten Cast und viel Hiphop-Musik.
Emnes, 47, wurde in Den Haag geboren und ging mit 12 Jahren auf das Den-Haager-Ballett-Conservatorium, das er allerdings nicht abschloss. Er studierte dann lieber Public-Relations und ließ sich am Lucia Marthas Institute for Performing Arts in Amsterdam ausbilden, um Musical-Darsteller zu werden. Für die Rolle als Simba in "Der König der Löwen" kam Emnes 2001 nach Deutschland.
Im Podcast spricht er über seine Eltern, die seine Leidenschaft für Tanz früh förderten, über das frustrierende Ende seiner Ballett-Karriere und wie er durch fast märchenhafte Zufälle schließlich Musical-Darsteller wurde. Und darüber, wie unterschwelliger Rassismus ihn als person of color auch heute noch in seinen Möglichkeiten als Sänger und Schauspieler einschränkt.
11.4.2023 • 39 Protokoll, 30 Sekunden
Wie leitet man einen Flughafen, Aletta von Massenbach?
Mit einem Flughafen sei es wie mit der Fußballnationalmannschaft, sagt die BER-Chefin Aletta von Massenbach im Podcast "Frisch an die Arbeit". So wie es 80 Millionen Bundestrainer gebe, hätten viele Menschen auch eine explizite Meinung dazu, wie ein Flughafen funktionieren sollte: "Es gibt sehr, sehr, sehr viele Menschen, die sich mit den Abläufen an einem Flughafen als Passagiere auseinandersetzen. Aber ich freue mich über viele gute Anregungen."
Von Massenbach wurde 1969 geboren und wuchs im schwäbischen Wendlingen am Neckar auf. Seit 2021 leitet sie den Flughafen Berlin-Brandenburg als Vorsitzende der Geschäftsführung. Sie ist die erste weibliche CEO eines großen deutschen Flughafens. Im Podcast spricht sie über ihre Lieblingsflughäfen. Warum ein Flughafen nicht einfach ein sehr großer Parkplatz für Flugzeuge ist. Und wie es war, einen Flughafen mit 20.000 Beschäftigten nach der Pandemie wieder hochzufahren.
28.3.2023 • 45 Protokoll, 2 Sekunden
Wie baut man Gebäude nachhaltig, Matthias Sauerbruch?
"Es gibt die These, dass jeder Architekt in seinem Leben nur eine Idee hat. Wenn man das ganz fundamentalistisch betrachtet, könnte man sagen: ja, stimmt", sagt der Architekt Matthias Sauerbruch, der unter anderem das Museum Brandhorst in München mitentworfen hat. "Das Thema Ökologie hat zum Beispiel all unser Bauen begleitet."
Sauerbruch, 68, wurde in Konstanz am Bodensee geboren und studierte in den 70ern und 80ern Architektur in Berlin. Eine sehr arbeitsreiche Zeit sei sein Diplom gewesen, sagt er im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. "Wir haben nächtelang gearbeitet, waren am Ende vollkommen erschöpft und dachten: Schlimmer als das kann es niemals werden. Und dann kam der erste Job."
Das erste Gebäude, das Sauerbruch und Hutton ab 1991 in Berlin bauten, war direkt ein Wahrzeichen: das mit rot, orange und rosafarbenen Paneelen versehene GSW-Hochhaus unweit des Checkpoint Charlie, in unmittelbarer Nähe zum Springer-Hochhaus. "Unser Ansatz war damals, alles zu versuchen, um den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten." Dazu richteten Sauerbruch und Hutton das Gebäude so aus, dass nicht nur das Sonnenlicht optimal genutzt wurde, sondern auch der Einbau einer Klimaanlage unnötig wurde. Anders als man vielleicht erwarten würde, erzählt der Architekt, sei das Gefühl beim Vollenden eines Bau nicht immer nur Euphorie. "Wenn ein Gebäude fertig ist, sieht man plötzlich nur noch Fehler", sagt Sauerbruch.
14.3.2023 • 50 Protokoll, 4 Sekunden
Wie viel freie Zeit braucht der Mensch, Teresa Bücker?
"Mit dem Thema Zeit ist es mir ähnlich gegangen wie bei der feministischen Perspektive: Wenn man einmal entdeckt hat, welche Rolle das spielt, sieht man es überall", sagt die Publizistin Teresa Bücker, die im vergangenen Jahr das Buch "Alle_Zeit – eine Frage von Macht und Freiheit" veröffentlicht hat. Ihre Theorie sei, dass Zeit immer da ist, aber der Mensch nicht viel Macht darüber hat, was er mit ihr machen kann, sagt Bücker.
Bücker, 38, begann nach der Schule zunächst Veterinärmedizin und dann Publizistik in Berlin zu studieren, brach beides aber ab. "Publizistik war kein schönes Studium, weil das Institut sehr ausgeblutet war, die Professor:innen eher depressiv unterwegs waren und uns auch gesagt haben: Ihr werdet auf keinen Fall Journalist:innen", erzählt Bücker im Podcast "Frisch an die Arbeit" von ZEIT ONLINE.
"Bei mir war es so, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Verlage auf mich zugekommen sind und ein Buch mit mir machen wollten." Sie selbst sieht das kritisch. Im Buchmarkt würden die Personen immer wichtiger und die Themen immer unbedeutender, sagt sie. Deshalb habe sie erst einem Verlag zugesagt, als sie mit dem Buch über Zeit ein Thema gefunden hatte, von dem sie selbst überzeugt gewesen sei. "Eigentlich hätte ich gerne mal zwei Wochen am Stück nur für das Schreiben gehabt." Das aber, sagt Bücker, sei durch die Pandemie, ihre Kinder und die Personalprobleme in der Kita in Deutschland nie eingetreten.
"Beschäftigt sein ist ein Statussymbol", sagt Bücker. "Das kommt auch daher, dass sehr gute Arbeit in unseren Köpfen untrennbar verbunden ist mit sehr hohen Zeitaufwand." Sie selbst habe aber über sich gelernt, dass sie nur vier, fünf Stunden am Tag wirklich produktiv sein könne.
28.2.2023 • 39 Protokoll, 13 Sekunden
Was bringt es, sich durch Akten zu wühlen, Arne Semsrott?
Durch meine Arbeit habe ich die Ehrfurcht vor staatlichen Stellen verloren", sagt Arne Semsrott, der das Informationsportal Frag den Staat leitet. Bürgerinnen und Bürgern können über das Portal Anfragen an fast alle staatlichen deutschen Organisationen stellen – außer an die Geheimdienste. Nach dem Informationsfreiheitsgesetz müssen sie darauf Antworten bekommen. Und Semsrott und sein Team aus 20 Personen helfen ihnen dabei, mit Vorlagen, Vorschlägen und wenn nötig auch mit Rechtsbeistand. Und sie veröffentlichen alle Antworten. "Ich selbst habe mehr als 2000 Anfragen gestellt, dadurch hat sich bei mir grundsätzliche die Art verändert, wie ich mit Behörden kommuniziere und wie ich den Staat sehe. Ich fühle mich nicht mehr so ohnmächtig", sagt er.
Nach seinem Abitur in Hamburg studierte Semsrott, 34, Politikwissenschaft in Berlin und Istanbul und arbeitete als freier Journalist, ehe er 2014 Projektleiter von Frag den Staat wurde. "Wir haben den Ansatz, dass wir es so einfach wie möglich machen wollen, und zwar für so viele Menschen wie möglich, sich Infos von Behörden zu holen", sagt Semsrott im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. "Und das bedeutet: vom Bezirksamt um die Ecke oder auch vom Bundesinnenministerium."
Natürlich, sagt Semsrott, seien einige Behörden nicht begeistert, wenn sie Auskunft erteilen müssten. "Aber sie wissen auch, dass wenn sie die Informationen nicht rausrücken, dann verklagen wir sie", sagt er.
Die Arbeit beeinflusst auch sein sonstiges Leben: "Bei mir ist es inzwischen so, dass ich bei der täglichen Zeitungslektüre eigentlich bei jedem Artikel irgendwas finde, bei dem ich denke: Ach, das ist ja interessant – da frage ich doch schnell noch an, vielleicht kommt dabei was raus."
14.2.2023 • 43 Protokoll, 33 Sekunden
Wie macht man coole Musik für Kinder, Charlotte Simon?
"Als wir mit unserem Hörspiel angefangen haben, hatten wir den Eindruck: Musik für Kinder wird überhaupt nicht ernst genommen", sagt die Hörspiel-Autorin und Illustratorin Charlotte Simon, die sich gemeinsam mit ihrer Kindergartenfreundin Nina Addin und der Autorin Christina Raack die Serie "Eule findet den Beat" ausgedacht hat.
Die erste Staffel von "Eule findet den Beat" haben Simon und ihre Mitgründerinnen noch während des Studiums entwickelt, erzählt Simon, 37, im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. "Ich habe damals Illustration studiert und war kurz vor ihrer Bachelorarbeit in Musikmanagement und sie hatte sich mit dem Kinderbereich schon ein bisschen beschäftigt. Aber wir hatten beide das Gefühl: Bei Musik für Kinder ist noch so viel Potenzial!"
Dass das Hörspiel aber mehr wurde als ein Uni-Projekt, kam eher zufällig: Während eines Praktikums bei einer großen Plattenfirma begegnete Simons Miterfinderin Nina Addin im Aufzug nämlich Rolf Zuckowski, den wohl bekanntesten Sänger von Kinderlieder in Deutschland. "Am nächsten Tag haben wir Rolf unser Hörspiel geschickt und er war sofort begeistern und hat uns wahnsinnig unterstützt, einen Vertrag zu bekommen", erzählt Simon.
Mittlerweile gibt es vier Staffeln von "Eule findet den Beat". Dabei gibt es wütende, kindertaugliche Punksongs über die Verschmutzung im Wald, Lieder über Angst und Liebe – und welche, bei denen sich die Eltern der jungen Zuhörerinnen an die Band Bilderbuch oder Bob Dylan erinnert fühlen dürften, weil die berühmten Songs in den Kinderlieder anklingen. "Es ist echt ein schöner Beruf, weil er so kreativ ist und so viel Spaß macht – und weil wir zum Glück auch niemanden haben, der uns reinredet", sagt Simon.
31.1.2023 • 47 Protokoll
Wie fühlt sich ein Flug in einem Kampfjet an, Frau Winter?
"Astronautin zu werden kann man nicht planen, das ist fast so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn", sagt die ehemalige Kampfjetpilotin Nicola Winter. Seit November 2022 ist sie in Astronautenreserve der European Space Agency (ESA) und hat so die Möglichkeit, die erste deutsche Frau im All zu werden.
Schon als Kind erzählt Winter, 37, habe sie gerne mit Flugzeugen gespielt, als Jugendliche wollte sie Pilotin werden: "Schon meine Mama war sechsfache Weltmeisterin im Drachenflug und meine Großmutter hat im Jahr 1944 mitten im Krieg einen Segelflugschein gemacht." Um selbst fliegen zu lernen, ging sie nach der Schule erstmal zur Bundeswehr, sagt Winter im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE.
"Es gibt wirklich wenig, was die Kampfflugzeugfliegerei toppen kann", sagt Winter. Trotzdem habe sie nach 14 Jahren als Pilotin und Fluglehrerin bei der Bundeswehr eine neue Herausforderung gesucht. Also ließ sie sich zur Rettungshubschrauberpilotin ausbilden und bewarb sich bei der European Space Agency (ESA) als Astronautin.
Mehr als eineinhalb Jahre sei sie in sechs Bewerbungsrunden immer wieder getestet und geprüft worden, erzählt Winter. Von der ESA sei sie bereits ausgesucht worden, weil aber Deutschland derzeit keine weiteren Astronauten oder Astronautinnen ins All schicken wolle, müsse sie nun warten.
17.1.2023 • 48 Protokoll, 33 Sekunden
Welche Yoga-Übung fällt Ihnen schwer, Patricia Thielemann?
"Früher ging es als Yoga-Lehrerin stark darum, mit Strahlkraft in einen Yoga-Raum reinzugehen, charismatisch zu sein und mit Sexappeal Menschen zu führen – und das konnte ich," sagt Patricia Thielemann, die Gründerin der Yoga-Studio-Kette Spirit Yoga. "Als ich mich 2004 entschieden habe, ein Yoga-Studio in Berlin zu eröffnen, ging es mir primär darum, diesen guten kalifornischen Lebensgeist, den ich als Schauspielerin in Amerika kennengelernt hatte, nach Deutschland zu bringen."Mittlerweile aber habe sich ihr eigener Blick auf Yoga stark verändert: "Heute lautet die Frage: Wie findet man wieder in seine Kraft? Wie macht man weiter, ohne dabei vor die Hunde zu gehen?"
Bis heute möge sie vor allem zwei Yoga-Haltungen: "Es ist einmal die Krieger-Position, weil ich da immer wieder üben kann, gelassen zu bleiben. Und Shavasana, also dieses Nachspüren am Ende der Yogastunde", erzählt Thielemann. Eine Übung, die sie überhaupt nicht mehr mache, sei dagegen der Kopfstand. "Früher bin ich gerne eine Viertelstunde auf dem Kopf gestanden, weil es einmal so die Weltsicht auf den Kopf gestellt hat – das finde ich aber jetzt nicht so prickelnd für die Halswirbelsäule."
3.1.2023 • 43 Protokoll, 32 Sekunden
Können Sie singen, während in Ihrer Heimat Krieg herrscht, Mariana Sadovska?
"Natürlich habe ich Angst von diesem Winter: Der Krieg ist ein Albtraum, ich will nur aufwachen und dass das alles vorbei ist", sagt die in Köln lebende ukrainische Sängerin, Musikerin und Komponistin Mariana Sadovska. "Meine Familie ist in der Ukraine – und mein Bruder und sehr viele befreundete Künstlerinnen und Künstler sind dort an der Front."
Sadovska, 50, wurde in Lwiw im Westen der Ukraine geboren, studierte klassisches Klavier an der staatlichen Musikhochschule und machte eine Theaterausbildung. Zu ihren Werken gehören unter anderem ein Requiem für Tschernobyl, das sie für das US-amerikanische Streichquartett Kronos komponierte, mehrere Aufnahmen von beinahe verschollenen ukrainischen Volksliedern sowie das Musiktheaterstück "Songs for Babyn Yar", das sie vor Kurzem in den Münchner Kammerspielen aufführte. Zudem leitet Sadovzska einen ukrainischen Chor in Köln.
Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist es für Sadovska schwer geworden, künstlerisch zu arbeiten. "In den letzten neun Monate habe ich Dinge getan wie Schutzwesten und Nachtsichtgeräte zu organisieren – und auch ukrainischen Künstlern zu helfen, die nach Deutschland geflüchtet sind", erzählt sie. "Ich hatte auch eine Phase, in der ich nicht mehr konnte, da war für mich die Grenze erreicht. Ich wusste nicht, wie ich weiter funktionieren soll – aber ich musste weiter funktionieren."
Gleichzeitig, erzählt die Sängerin, freue sie sich, dass die Menschen im Westen Europas sich durch den russischen Angriffskrieg nun für die Ukraine interessieren. "Für mich ist es wichtig, dass die Leute erfahren, wie vielfältig und multikulturell die Ukraine ist", sagt Sadovska. Die Traditionen würden noch wirklich gelebt und seien nicht nur in Archiven und Museen zu finden.
20.12.2022 • 48 Protokoll, 18 Sekunden
Wozu braucht Deutschland einen Ethikrat, Alena Buyx?
"Wir machen genau das Gegenteil von Polarisierung. Wir versuchen Konsens zu erarbeiten", sagt die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx. Die Professorin der Technischen Universität München ist seit April 2020 im Amt und hat in der Pandemie wichtige Entscheidungen treffen müssen. "Manchmal denke ich schon: Ihr lieben Leute, es hilft niemandem, wenn wir uns irgendwie in unsere Extrempositionen einbetonieren. Wir müssen ernsthafter diskutieren!"
Buyx, 45, ist in Osnabrück geboren und studierte Medizin sowie Philosophie und Soziologie in München, York und London. Im Jahr 2005 promovierte Buyx in Medizin und ist seitdem auch zugelassene Ärztin. Schon damals, erzählt sie im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE, habe sie sich mit der Frage beschäftigt, wie Ressourcen im Gesundheitssystem verteilt werden können – und wie in Notsituationen die Triage angewendet werden könnte.
"Ich erinnere mich, wir hatten in München eins der allerersten Corona-Cluster und ich habe mit dem Chef der Intensivmedizin der Uniklink gesprochen und der sagte: Eine Stufe können wir noch öffnen, dann ist Schluss", sagt Buyx. Er habe ihr mitgeteilt, dass dann die Triage kommen würde. "Das werde ich nie vergessen. Das war einer der beängstigenden Momente meines Lebens", sagt Buyx.
6.12.2022 • 47 Protokoll, 18 Sekunden
Wie ist es, Bücher zu verlegen, die im Iran verboten sind, Anahita Redisiu?
"Wir betreiben einen iranischen Verlag. Das ist nicht ungefährlich", sagt die Buchhändlerin Anahita Redisiu, die mit ihren Eltern Anfang der 80er Jahre vor der islamistischen Diktatur aus dem Iran geflohen ist. Heute hat die Familie in Köln einen Verlag und eine Buchhandlung für iranische Literatur aus dem Exil namens Forough. "Unsere Themen oder Autoren sind in Iran komplett tabu und die Autoren leben selten überhaupt noch dort. Alles andere", sagt Redisiu, "wäre einfach zu gefährlich."
Redisiu, 38, hat nach ihrem Studium in der persischen Redaktion der Deutschen Welle und für den Kölner Stadtanzeiger gearbeitet und als Stadtführerin Touren durch das "iranische" Köln geleitet – um dann doch in das Unternehmen ihrer Eltern einzusteigen. "Als Jugendliche habe ich nicht verstanden, warum mein Vater, der Ingenieurwesen studiert und meine Mutter, die Sozialarbeit studiert hat, nicht in ihren erlernten Berufen in Deutschland arbeiten, sondern einen Verlag eröffnet haben", erzählt sie. Und warum alle Bücher, die Forough als gesellschafts- und religionskritischer Verlag veröffentlicht, "immer so eine Schwere" mit sich gebracht haben. Durch die aktuellen Proteste in Iran, sei ihr erst richtig bewusst geworden, wie wichtig ihre Arbeit sei.
Dass auch das Regime in Iran die Bücher ihres Verlages kenne, wisse sie sicher, erzählt sie. "Vor drei, vier Jahren habe ich eine Anfrage der Staatsbibliothek in Teheran bekommen. Sie wollten von uns verlegte Bücher haben – aber nicht, um sie zum Verleih anzubieten. Sie wollten uns klar machen, dass sie wissen, was wir verlegen. Und sie wollten, dass wir wissen, dass sie das alles lesen." Ihre Eltern, erzählt Redisiu, hätten Drohbriefe und andere Einschüchterungsversuche von ihr und ihrer Schwester immer ferngehalten. Doch es sei bekannt, dass das iranische Regime Übersetzer und Verleger kritischer Bücher zur Aufgabe gedrängt – oder sogar ermordet habe. Deshalb sei es für sie und ihre Familie auch zu gefährlich, nach Iran zu reisen.
22.11.2022 • 43 Protokoll, 15 Sekunden
Was bringt die physikalische Grundlagenforschung, Dr. Sentef?
"Wir untersuchen, wie Materialien sich verhalten, wenn wir sie mit Licht beschießen", sagt der Physiker Michael Sentef vom Hamburger Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie. "Wir rechnen zum Beispiel in Modellen aus, wie Elektronen in einem Metall herumfliegen und wie sie dabei dessen Leitfähigkeit beeinflussen." Ziel sei beispielsweise herauszufinden, mit welchen neuen Materialien man Energie sparen kann.
Sentef, 42, leitet seit 2016 eine Arbeitsgruppe am Institut. Natürlich sei es schwierig, Laien zu erklären, was er genau mache, sagt er. Es sind Begriffe wie alkali-dotierte Fullerene und Licht-induzierte Supraleitung, die dann fallen. "Ich würde sagen, es gibt einige 100, vielleicht auch ein paar 1.000 Menschen, die verstehen, was ich mache – wenn man großzügig ist", sagt der Forscher. "Wenn man überlegt, dass es mehrere Milliarden Menschen auf der Erde gibt, ist das natürlich schon eine Nische."
Manche physikalischen Probleme beschäftigen ihn auch in der Freizeit. "Ich denke tatsächlich beim Einschlafen oft darüber nach, gerade weil man da ein bisschen zur Ruhe kommt", sagt Sentef. "Und wenn etwas wirklich spannend ist, nehme ich das bis an den Pool in den Italienurlaub mit. Dann ziehe ich mich nachmittags drei Stunden zurück und denke noch mal nach."
8.11.2022 • 44 Protokoll, 29 Sekunden
Wie verändert der Krieg Ihre Arbeit, Alexander Krone?
"Bei Soldaten ist der Unterschied im Gegensatz zu anderen Berufen, dass man am Ende Leib und Leben riskiert – man kann dabei schwer verletzt werden oder oder gar sterben", sagt Alexander Krone im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. Krone ist Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 "Freistaat Sachsen". Außerdem steht er einer NATO Response Force vor, den schnellen Eingreiftruppen des nordatlantischen Verteidigungsbündnisses. Man müsse wissen, dass dieser Aspekt – Tod und Verwundung – auf beiden Seiten möglich sei, sagt er, bei einem selbst und bei anderen.
Krone, 52, ist als NATO-Kommandeur für insgesamt 12.000 Soldatinnen und Soldaten verantwortlich, unter anderem aus Norwegen, den Niederlanden und Tschechien. Darunter sind auch 5.000 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland, die an sieben Standorten stationiert sind, vor allem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg. Seine Brigade umfasst beispielsweise Panzerbataillone, Bodentruppen, die im Verband organisiert sind, Pioniere, die Wege freiräumen und Brücken bauen und Aufklärer, die die Gesamtlage überblicken. "Das ist dann schon ein komplexes System", erzählt Krone, die für seine Arbeit viel von Standort zu Standort reist.
Dass die Bundeswehr auch auf Ablehnung stößt und in den vergangenen Jahren immer wieder für Skandale verantwortlich war, unter anderem wegen Rechtsradikalen in der Truppe, ist Krone bewusst. "Es ist richtig, dass bei uns als Uniform und Waffen tragende Organisation genau hingeguckt wird, ob alle Soldatinnen und Soldaten für diese Werte und die freiheitlich demokratische Grundordnung einstehen oder im extremistischen Bereich unterwegs sind", sagt er. "Das müssen wir uns gefallen lassen."
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine, erzählt Krone, habe sich die Wahrnehmung des Bundeswehr verändert. Zuvor habe er als Soldat nur bei beruflichen Reisen in die USA oder nach Kanada Wertschätzung erfahren. "Wenn ich da unterwegs war, passierte es ab und zu, dass irgendjemand auf einen zugekommen ist und sich bedankt hat, dass man Uniform trägt und Dienst leistet für das Land", sagt Krone. "Das ist mir jetzt auch hier in Deutschland passiert. Und das finde ich positiv."
25.10.2022 • 53 Protokoll, 4 Sekunden
Wie wird man Zahnschmerzen los, Stefan Fickl?
"Die Zahnmedizin ist eine der wenigen Disziplinen der Medizin, in der wir Patienten wirklich sehr schnell helfen können", sagt Stefan Fickl, Zahnarzt im fränkischen Fürth und Professor für Zahnmedizin an der Universität Würzburg. "Ja, die Behandlung beim Zahnarzt ist oft unangenehm – aber ein Zahnarzt kann auch sehr schnell Schmerzen nehmen. Und es gibt eigentlich nichts Unangenehmeres als Zahnschmerzen."
Fickl, 44, stammt aus einer Zahnärztefamilie, schon sein Großvater und sein Vater übten diesen Beruf aus. "Bei den meisten, die Zahnmedizin studieren, gibt es einen familiären Hintergrund – und auch mich hat das natürlich beeinflusst, dass es am Abendessen ständig um Zähne ging", erzählt Fickl im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE.
Was er an seinem Beruf sehr schätze, sei die Mischung aus mechanischer Arbeit und medizinischem Wissen. "Anders als ein Schreiner oder Schlosser kann ich nicht sagen: Ach, da mache ich einfach morgen weiter", sagt Fickl. Gleichzeitig sei die Zahnmedizin eine Branche, die alle Menschen beträfe und keine Saison kenne, er werde in den absurdesten Situationen um Hilfe gebeten. "Das passiert mir schon: Dass ich bei einer Gartenparty bin und jemand fragt: Du bist Zahnarzt? Kannst du mal schnell schauen?", erzählt Fickl.
Besonders schwerfalle ihm allerdings bis heute, die Patientinnen und Patienten richtig anzusprechen. "Ich quatsche sie nach wie vor während jeder Behandlung zu", sagt er. "Alle meine Helferinnen sagen immer: Bitte fragen Sie sie doch wenigstens Fragen, die die Patienten mit Ja oder Nein beantworten können! Aber ich mag das einfach ein bisschen mit den Menschen zu interagieren und vergesse dann manchmal, dass meine Hände in seinem Mund stecken."
11.10.2022 • 40 Protokoll, 11 Sekunden
Was macht eine gute Bar aus, Laura Maria Marsueschke?
"Wenn du was bestellst, was ich nicht empfehlen würde, dann bist es am Ende immer noch du, der ihn trinkt", sagt Laura Maria Marsueschke, die die Thelonious Bar auf der Weserstraße in Berlin-Neukölln betreibt. "Du bestellst den Drink, du trinkst ihn und im besten Fall bezahlst du ihn. Ob ich den jetzt gut finde oder nicht, ist absolut sekundär."
Marsueschke begann ihre Karriere in einem Sterne-Restaurant, arbeitete dann in Hotels in Ägypten und später für eine Berliner Kaffeerösterei Andraschko, ehe sie 2014 die Thelonious Bar in Berlin-Neukölln eröffnete. "Ich habe geschaut: Was gibt es im Kiez? Wollen die Leute hier wirklich eine Cocktailbar? Damals gab es kaum Cocktailbars in der Gegend", erzählt Marsueschke im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE.
Wichtig sei ihr das Theolonious ein angenehmer Ort sei, an den die Gäste gerne kämen. "Der nerdige Bartender, der seine Sachen mischt, nie lächelt und auch kein Gespräch aktiv fortführen kann: Den oder die gibt es bestimmt nach wie vor. Aber das holt die Menschen einfach nicht ab."
Glechzeitig, erzählt Marsueschke, sei sie kein Freund von unnötigem Schnickschnack oder jährlich wechselnden Trends bei Getränken. "Garnitur – im Volksmund: Deko – macht für mich zum Beispiel oft keinen Sinn: Was soll das, so viel Salatbuffet in einen Gin Tonic zu kippen?", fragt sie. Eine gute Bartenderin macht ihrer Meinung nach etwas anderes aus: "Dass du sechs verschiedene Drinks machst, dann dir noch zwei Bestellungen mit Sonderwunsch merkst, nebenbei vielleicht jemanden abkassierst und dabei schauen dir sechs Leute auf die Finger und das über sechs Stunden hinweg – das ist die Kunst!"
27.9.2022 • 49 Protokoll, 28 Sekunden
Wie ist es, einen Roman zu schreiben, Paul Bokowski?
"Ich habe in der ernsthaften Literatur noch immer das Gefühl, dass ich nicht so richtig dazu gehöre", sagt der Schriftsteller und Humorist Paul Bokowski, der durch Auftritte bei Lesebühnen und seinen Kurzgeschichtenband "Hauptsache nichts mit Menschen" bekannt wurde. Erst durch seinen neuen Roman gehe es ihm diesbezüglich besser: "Seitdem denke ich: Ich bin nicht bloß Autor – sondern wirklich Schriftsteller."
Bokowski, 40, der als Sohn polnischer Flüchtlinge in Mainz geboren wurde und in Hessen aufwuchs, studierte zunächst ein paar Monate lang Medizin in Berlin, ehe er das Studium mit Anfang 20 zugunsten des Schreibens aufgab. "Der Moment, als ich entschieden habe, dass das mit der Medizin und mir nichts wird, war total befreiend", erzählt Bokowski im Arbeitspodcast von Zeit Online. "Aber die Zeit danach war superhart. Ich habe ganz lange mega wenig Geld verdient."
Mittlerweile tritt er bis zu 140 Mal im Jahr auf Lesebühnen auf und schreibt dafür eigene Texte. Die besten hat er in drei Kurzgeschichtenbänden veröffentlicht. Als in der Corona-Pandemie plötzlich alle Veranstaltungen abgesagt wurden, hatte Bokowski plötzlich viel Zeit – und musste sich andere Einkommensquellen suchen: Er schrieb "Schlesenburg", einen Roman, der Mitte September erscheint. Er ist autofiktional, es geht um Fremdheit und Rassismus in seiner Jugend als Sohn polnischer Flüchtlinge in einer westdeutschen Blocksiedlung.
An dem Roman zu arbeiten sei etwas gänzlich anderes gewesen, als Kurzgeschichten zu verfassen, erzählt Bokowski im Podcast. "Ich habe mir beim Schreiben drei, vier halbe Wortwitze erlaubt, habe dann aber schnell gemerkt: Das passt hier nicht, das muss raus", sagt Bokowski. "Und ich habe gemerkt: Sich selbst zu lektorieren, ist immer Kacke und eine Qual."
13.9.2022 • 46 Protokoll, 50 Sekunden
Braucht jedes Kind ein eigenes Zimmer, Sima Niroumand?
"Viele Familien merken beim zweiten Kind, dass die Wohnung, in die die Eltern vielleicht noch als Paar gezogen sind, zu klein wird, sie können sich aber keine größere in der Gegend leisten", sagt die Innendesignerin Sima Niroumand aus Köln im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. Mit ihrem Designbüro Habitiny gestaltet sie für solche Kundinnen und Kunden Möbel, die mehr Platz auf kleinen Flächen bieten sollen.
Als sie mit dem zweiten Kind schwanger war, kam Niroumand, 40, die zuvor als Art-Direktorin in verschiedenen Digitalagenturen gearbeitet hatte, auf die Idee für ihre Firma, die sie 2019 gründete: "Ich dachte: Ich habe ja selbst zu Hause schon so viel gemacht, ich kann das bestimmt für andere Familien."
Mittlerweile beschäftigt sie ein Team aus acht festen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und lässt Möbelstücke nach Maß anfertigen. Dafür arbeitet sie mit Handwerkern, beispielsweise mit Schreinern und Tischlern, zusammen. "Wir schauen: Wo fehlt der Raum und wofür?", sagt sie. So entstehen Möbel, die beispielsweise Raumtrenner und gleichzeitig ein Schrank für Waschmaschine und Trockner sind. "Nicht jedes Kind braucht ein eigenes Zimmer", sagt Niroumand. Günstig sei das jedoch nicht. Durch die aktuell höheren Kosten für Rohstoffe seien auch ihre Preise angestiegen, mit bis zu 10.000 Euro pro Zimmer müsse man schon rechnen.
30.8.2022 • 43 Protokoll, 14 Sekunden
Wie baut man Obst wirklich nachhaltig an, Maria Giménez?
"In der freien Natur findest du keine Monokulturen", sagt Maria Giménez, die im brandenburgischen Dorf Märkisch Wilmersdorf auf 360 Hektar Land eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft entwickelt.
Giménez, die 1981 geboren wurde, arbeitete bis vor fünf Jahren als Malerin. Dann bekam sie von ihrem Schwiegervater, der ein Landhaus in Brandenburg erworben hatte, die Möglichkeit, ein Ackerland zu bewirtschaften. "Mein Partner und ich hatten uns schon vorher mit nachhaltiger Landwirtschaft, mit Permakulturen und und Agro-Forst-Systemen beschäftigt, aber mein Schwiegervater hat uns zu einer Entscheidung gedrängt", sagt Giménez. Sie entschied sich für das Risiko – und für einen Neustart als Quereinsteigerin in der Landwirtschaft.
"Ich habe als Kind in den Ferien sehr viel Zeit auf dem Land in Südspanien verbracht", erzählt sie im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. "Dort konnte man auch sehen, wie sehr die industrielle Landwirtschaft das Land kaputt macht."
Weil es sich in Brandenburg ähnlich entwickelt, will Giménez ihre Gärten und Äcker so zu strukturieren, dass die Vielfalt der Pflanzen und die Mischung aus Bäumen, Sträuchern und Äckern die Nährstoffe möglichst gut in der Erde hält. Dafür hat sie mittlerweile mehr als 200.000 Bäume gepflanzt. "Das hat den großen Vorteil, dass die Bäume den Wind bremsen, das Wasser besser in der Fläche halten und dadurch den Bodenaufbau fördern", sagt sie. Mittlerweile verkauft Giménez ihr Obst, Gemüse und ihre Salate auf fünf Wochenmärkten in Berlin und beliefert unter anderem Sterne-Restaurants.
16.8.2022 • 44 Protokoll, 41 Sekunden
Wieso vertreten Sie Drogenhändler und Attentäter vor Gericht, Mustafa Kaplan?
"Gerade am Anfang eines Ermittlungsverfahrens kann man viel erreichen, man kann aber auch Fehler machen – nicht nur als Anwalt, sondern auch als Beschuldigter", sagt der Rechtsanwalt und Strafverteidiger Mustafa Kaplan. "Da muss schnell reagiert werden, bevor ein Mandant sich um Kopf und Kragen redet."
Kaplan, 53, wurde in der südtürkischen Stadt Antakya, kurz vor der syrischen Grenze geboren und kam im Alter von acht Jahren nach Deutschland. Nach der Realschule und dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium arbeitete Kaplan für die Grünen und den WDR, jobbte in einem Krankenhaus und zog mit einer Theatergruppe umher, ehe er Jura studierte. Ein Fach, das ihn schnell begeisterte. "Die Strafrechtsfälle waren für mich spannender als jeder Kinofilm und jedes Buch", erzählt Kaplan im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. "Die Freiheit eines Menschen ist mit das höchste Gut, das wir haben – insofern ist das schon ein Rechtsgebiet, das mich von Anfang an interessiert hat."
Sein privates Umfeld reagiere auf seine Arbeit oft irritiert bis ablehnend, erzählt der Anwalt. "Ich werde schon gefragt: Wieso vertrittst du jetzt einen Islamisten? Bist du selber einer? Wieso verteidigst du einen Rocker und Drogenhändler? Warum einen Vergewaltiger?" Insbesondere seine Arbeit für den türkischen Präsidenten hätten viele nicht verstanden. "Es gab Bekannten, die einfach den Kontakt abgebrochen und quasi den Deckel zugemacht haben", sagt Kaplan. "Das finde ich traurig, wenn mir noch nicht mal die Möglichkeit gegeben wird, da mich zu erklären."
Gleichzeitig seien die meisten Fälle, die er bearbeite, viel weniger aufsehenerregend, erzählt Kaplan. "Man hat als Strafverteidiger im Alltag oft mit Banalitäten zu kämpfen: kleinere Verkehrsunfälle, Körperverletzung, Beleidigungen – das ist der Großteil der Arbeit", sagt er. Im Gespräch gibt er auch gibt Tipps, wie man als beschuldigte Personen reagieren sollte. "Natürlich macht es keinen Sinn, sich mit mit der Polizei auf einen Kampf einzulassen", sagt Kaplan. Viele Mandanten dächten, sie würden sich schon "irgendwie rausgeredet aus dem Dilemma", erzählt er. "Aber das geht meistens schief."
19.7.2022 • 48 Protokoll, 58 Sekunden
Wie fotografiert man eine Diktatur, Harald Hauswald?
"Je länger die Geschichte ist, die ein Bild erzählt, umso besser ist es", sagt der Fotograf Harald Hauswald im Podcast "Frisch an die Arbeit". In der DDR fotografierte er die Straßen Ost-Berlins, danach gründete er die Bild-Agentur Ostkreuz. "Wenn man ein Foto betrachtet, muss was in Bewegung kommen", sagt er. Geschehe das nicht, könne man es wegwerfen.
Der heute 68-Jährige ließ sich nach der Schule zum klassischen Fotografen ausbilden. Allerdings nicht, weil er das wollte, sondern weil sein Vater Fotograf gewesen sei. "Das war nicht mein Wunsch. Das war der Wunsch meines Vaters", erzählt Hauswald im Arbeitspodcast.
Später veröffentlichte er Alltagsszenen aus Ost-Berlin in den West-Berliner Stadtmagazinen Tip und Zitty und in Geo zu. Die DDR-Diktatur habe das natürlich als Provokation empfunden, erzählt Hauswald. Das Regime habe gegen ihm wegen der "Weitergabe geheimer Nachrichten" ermittelt und ihn sehr ausführlich von der Stasi ausspionieren lassen, sagt er.
Nach dem Fall der Mauer arbeitete Hauswald für etliche Zeitschriften und stellte seine Bilder weltweit aus. Er habe so arbeiten können, wie er es wollte, sagt er heute. Ob er jemals einen anderen Job hätte haben wollen? Hauswald schüttelt den Kopf. "Ich ziehe mir nicht gerne eine Zwangsjacke an – außer die, die ich selber für mich zurecht bastle."
5.7.2022 • 43 Protokoll, 40 Sekunden
Wie kann man mit Kunst Klischees brechen, Moshtari Hilal?
"Vor 2001 hat sich niemand für Afghanistan interessiert, nach dem 11. September in dem Jahr aber war Afghanistan überall Thema, auch in der Schule, in der ersten Klasse, in der ich damals war", erzählt die Künstlerin Moshtari Hilal, die zu der Zeit in Deutschland lebte. "Ich musste mich damals schon mit dem Land auseinandersetzen, weil die anderen Kinder Maschinengewehrgeräusche gemacht, mir Terrorismus unterstellt oder gefragt haben, ob meine Familie Osama bin Laden kennt."
Hilal, die 1993 in Kabul geboren wurde, kam als Asylbewerberin nach Deutschland und ging nach ihrem Abitur wieder für eine Zeit nach Afghanistan, auch um die Kunst- und Kulturszene ihres Geburtslandes kennenzulernen, wie sie im Podcast "Frisch an die Arbeit" erzählt. Obwohl sie sich eigentlich für Zeichnen und Kunst interessierte, begann sie zurück in Deutschland Islam- und Politikwissenschaften zu studieren. Mit der Zeit habe sie dann aber doch “mehr Zeit in die Kunst” als in ihr Studium gesteckt.
Dass ihre Kunst so viel mit ihrer Biografie zu tun hat, sei inhaltlich ein Privileg, künstlerisch aber manchmal auch belastend. “Wenn ich diese sehr aufwendigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die oft sehr detailliert und groß sind, verkaufe und dann quasi weggeben muss, fühlt sich das für mich an wie ein Verlust”, sagt Hilal.
Über die Jahre habe sie sich ein eigenes Publikum erarbeitet. "Das macht mich auch in gewisser Weise unabhängig von den Strukturen in der Kunstindustrie, in der ich halt eben nicht klassisch ausgebildet wurde und in der ich auch nicht diese Netzwerke habe." Trotzdem, erzählt Hilal, habe sie den Wunsch, unabhängiger von Social-Media-Plattformen wie Instagram zu werden. “Manchmal wünsche ich mir, Instagram einfach zu löschen – und es wäre irrelevant für meine Arbeit und mein Vorankommen.”
21.6.2022 • 44 Protokoll, 25 Sekunden
Wie reinigt man einen Tatort, Marcel Kreuzer?
"Man stellt sich ja immer vor, dass Tatortreiniger ausschließlich wegen Verbrechen, Mordfällen und überhaupt den schlimmste Delikten kommen", sagt der Oberdinger Tatortreiniger Marcel Kreuzer im Podcast Frisch an die Arbeit. "Das ist aber gar nicht so: Der Großteil sind Menschen, die einsam in ihrer Wohnung verstorben sind und unentdeckt wochenlang dort lagen."
Tatsächlich sei die Berufsbezeichnung "Tatortreiniger" etwas irreführend: Nur bei zehn bis 20 Prozent seiner Aufträge gehe es wirklich um Mordfälle, "viel weniger als man annimmt", erzählt Kreuzer im Arbeitspodcast von Zeit Online. Neben natürlichen Todesursachen kämen auch Suizide und Unfälle leider häufig vor. Entsprechend aufwändig sei auch die Reinigung. "Gerade in einer Wohnung, in der wochenlang eine Leiche lag, reicht es nicht zu putzen", sagt Kreuzer. "Dann muss tatsächlich die ganze Wohnung geräumt und manchmal auch saniert werden. Man bekommt den Geruch einfach nicht raus."
"Es gibt selten Momente, die uns wirklich schockieren – auch wenn das trotzdem vermutlich noch häufiger vorkommt als bei anderen Berufen", sagt Kreuzer. Besonders schwierig sei es, den richtigen Grad der Nähe zu den Angehörigen zu finden, sie seien letztlich ja Reinigungskräfte, keine Seelsorger: "In so einer Situation kann ein witziger Spruch ja schnell nach hinten losgehen."
7.6.2022 • 34 Protokoll, 12 Sekunden
Wieso sollten wir mehr Algen essen, Deniz Fiçicioglu?
"Unser Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich dazu zu bekommen, dass sie täglich Algen essen", sagt die Startup-Gründerin Deniz Fiçicioglu, die mit einen Dosenthunfischersatz aus Algen und Bohnen entwickelt hat. "Wir richten uns also nicht bloß an Veganer, die einen Ersatz für Thunfisch suchen, sondern an alle."
Fiçicioglu, 37, arbeitet früher als Planerin in Werbeagenturen, ehe sie sich wegen mehrerer Unverträglichkeiten begann, sich mit Lebensmitteln zu beschäftigen. Erst sammelte sie in ihrem Blog selbstentwickelte fruktosefreie Rezepte, dann veröffentlichte sie ein Kochbuch namens "Und was isst du dann?" gluten- und zuckerfreien Rezepten. Mit Algen habe sie sich beschäftigt, als ihr jetziger Mitgründer Jacob von Manteuffel, ein studierter Meeresbiologe, ihr von deren Vorteilen erzählt habe, sagt Fiçicioglu im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit.
Wie beim Kaffee entsteht der Geschmack erst durch die Weiterverarbeitung. "Es ist schon die Kombination aus Zutaten, die das Produkt ausmachen und das ist schon ‘verarbeiteter’ als andere", sagt Fiçicioglu. Beispielsweise sei der Thunfisch das erste halbe Jahr grün gewesen – algengrün. "Und dann fängt man an, Stück für Stück die Farbe zu optimieren, den Biss", sagt Fiçicioglu. Mittlerweile sähen die Produkte so aus wie echter Thunfisch und schmeckten auch so.
Dennoch hätten viele Menschen Vorbehalte, weil sie nur vergammelte Algen vom Strand kennen. "Menschen, die unsere Produkte probieren, sagen häufig: Das schmeckt ja gar nicht nach Alge! Ich frage dann immer: Hast du denn schon mal Algen probiert?", erzählt Fiçicioglu.
24.5.2022 • 39 Protokoll, 42 Sekunden
Wie dokumentiert man Kriegsverbrechen, Sam Dubberley?
"Ich habe alles gesehen, was Menschen einander antun können", sagt Sam Dubberly, der für die Organisation Human Rights Watch ein Team leitet, das anhand von Videos und Bildern Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. "Ich habe in Syrien gearbeitet, nach den Angriffen auf Aleppo oder Idlib, ich habe in Äthiopien Massenmorde gesehen, ich habe die Leute gesehen, die am Kopf von Tränengaskanistern getroffen wurden und wie das aussieht."
Dubberly, 45, war früher Fernseh-Journalist in Krisengebieten und arbeitet seit gut zehn Jahren für Menschenrechtsorganisationen, hier hat er sich auf die digitale Beweissicherung spezialisiert. Dazu sichtet er gemeinsam mit vier Kollegen bei Human Rights Watch täglich Videos und Fotos aus Kriegs- und Krisengebieten wie der Ukraine. "Wir suchen die Bilder und Videos über Telegram, Tiktok und Twitter und sichten Satellitenbilder. Das hilft uns Beweise zu sammeln, die zeigen: Dort könnte es Kriegsverbrechen in der Ukraine gegeben haben," sagt Dubberly im Zeit-Online-Podcast Frisch an die Arbeit.
"Die Russen wissen, dass wir Satellitenfotos haben, die beweisen, was in Mariupol passiert. Wir hören häufig, dass die Menschen, die von dort fliehen, gezwungen werden, alle Bilder von ihren Handys zu löschen", sagt Dubberly. "Wenn Staaten Verbrechen begehen wollen, schalten Sie mittlerweile das Internet ab. Weil sie wissen, dass wir das sehen und darüber berichten werden. Und sie haben Angst. Angst vor der Wahrheit."
10.5.2022 • 38 Protokoll, 57 Sekunden
Ist die Pandemie jetzt vorbei, Herr Zickler?
"Wir fangen jetzt erst an, die Corona-Jahre aufzuarbeiten" sagt der Berliner Arzt Daniel Zickler, der in der Berliner Charité auf einer Intensivstation arbeitet und in den vergangenen beiden Jahren die Folgen der Corona-Pandemie sehr direkt miterlebt hat. "Wir hatten durch Corona ein extrem hohes Aufkommen an Patienten, viele waren extrem krank und viele sind gestorben – das haben wir sonst so nicht."
Zickler, 42, hat Medizin mit Schwerpunkt internistische Medizin studiert und sich dann zum Intensivmediziner fortgebildet, heute leitet er eine internistische Intensivstation der Charité. In ganz Deutschland bekannt wurde er mit der TV-Dokumentation "Charité Intensiv: Station 43" und einer Corona-Spezialsendung von Joko & Klaas, in der er für die Impfung und für Kontaktbeschränkungen appellierte.
"In der Hochphase von Corona sind unglaublich viele Menschen gestorben, auch junge Menschen, schwangere Menschen – das war eine unheimliche Belastung", sagt Zickler. "Man arbeitet im Akkord – und trotzdem sterben so viele Menschen. Irgendwann stellt sich dann auch die Sinnfrage", sagt er.
"Ein leeres Bett auf einer Intensivstation ist wirtschaftlich etwa ein Problem", sagt Zickler. Aus gesellschaftlicher Sicht sei es aber die Voraussetzung, "dass jemand kurzfristig aufgenommen werden kann". Er hoffe, dass die Pandemie da eine Wende bewirken könne, auch wenn politisch bislang wenig passiert sei. "Die Probleme, die durch Corona zu Tage getreten sind, sind ja nicht weg."
26.4.2022 • 38 Protokoll, 11 Sekunden
Was hilft traumatisierten Geflüchteten, Frau Meyeringh?
"Die letzten Wochen war sehr anstrengend", sagt die Psychotherapeutin Janina Meyeringh, die bei Xenion arbeitet, einem Berliner Behandlungszentrum für traumatisierte Geflüchtete. "Schon seit der Machtübernahme der Taliban letzten Sommer arbeiten wir weit über unsere Belastungsgrenzen hinaus, weil so viele Menschen zu uns gekommen sind, die therapeutische Hilfe brauchen. Und jetzt kommen natürlich auch Menschen aus der Ukraine zu uns."
Meyering, 42, arbeitet seit sechs Jahren vornehmlich mit Kindern und Jugendlichen, die in ihren Heimatländern, aber auch auf der Flucht Opfer von schwersten Menschenrechtsverletzungen geworden sind – unter anderem von Folter, Menschenhandel, Vergewaltigungen und überhaupt von massiver Gewalt. "Die Geschichten der Geflüchteten auszuhalten war, als ich in dem Job angefangen habe, auch für mich schwer", sagt Meyeringh im Podcast "Frisch an die Arbeit".
In der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, erzählt Meyeringh, gehe es vor allem darum, überhaupt ins Gesprächs zu kommen und dann zu schauen, wie man im Einzelfall helfen könne. "Wir versuchen ein Netz um die Menschen zu spannend, passend zu ihren Bedürfnissen", sagt Meyeringh. "Viele kommen und wollen ihre traumatischen Erlebnisse vergessen. Aber das funktioniert nicht. Das Ziel ist, dass die Kinder und Jugendlichen lernen, mit den Erfahrungen zu leben."
12.4.2022 • 43 Protokoll, 31 Sekunden
Wie berichten Sie als Exil-Journalist über Russland, Dmitry Vachedin?
„Der Krieg war ein Schock für mich und für unsere Redaktion“, sagt der Journalist Dmitry Vachedin im Podcast “Frisch an die Arbeit”, der für das russische und Putin-kritische Nachrichtenmagazin Meduza arbeitet.
Das Nachrichtenmagazin wurde 2014 von Redakteurinnen und Redakteuren der oppositionellen Webseite Lenta.ru gegründet, nachdem diese nach Meinung der staatlichen Behörden zu kritisch über den Überfall der russischen Armee auf die Krim berichtet haben. Sicherheitshalber verlagerte Meduza schon damals seinen Hauptsitz nach Riga in Lettland.
„Früher wirkte das seltsam, aber heute ist jedem klar, dass man in Moskau und überhaupt in Russland nicht als Journalist arbeiten kann“, sagt Vachdin. „Das Gute ist, dass Meduza von Pessimisten gegründet wurde, die schon 2015 verstanden haben, dass man über Russland nur aus der Ferne frei berichten kann.“
Im Podcast berichtet Vachedin, wie er und seine Kolleginnen und Kollegen seit dem Überfall der russischen Armee auf die Ukraine und die massiven Einschränkungen der Pressefreiheit in seinem Heimatland überhaupt noch arbeiten können. „Während die Redaktionsarbeit weiterging, haben wir gemeinsam versucht, so viele Mitarbeiter wie möglich aus dem Land zu bringen – während unklar war, ob Russland unsere Leute überhaupt gehen lässt“, sagt Vachedin.
Vachedin weiß, dass er einen Preis für seine Arbeit bezahlt: „Ich liebe meine Heimatstadt St. Petersburg über alles”, sagt er. “Aber ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal nach Russland reisen kann. Wahrscheinlich erst, wenn Putin weg ist. Und das kann dauern.“
29.3.2022 • 45 Protokoll, 2 Sekunden
Was lernte man als neue Abgeordnete im Bundestag, Tessa Ganserer?
"Im Vergleich mit dem Bundestag ist der bayrische Landtag fast ein Familienbetrieb", sagt die Bundestagsabgeordnete der Grünen Tessa Ganserer im Podcast "Frisch an die Arbeit". Im Bundestag sei alles größer, schneller, arbeitsintensiver. Bei der Bundestagswahl im vergangenen Herbst hatte sie mehr als 22 Prozent der Erststimmen im Wahlkreis Nürnberg-Nord gewonnen.
Ganserer, 44, die seit 1998 Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen ist, zählt zu den ersten beiden Abgeordneten, die sich zu ihrer Transidentität bekennen. "Die Nachricht ging um die Welt wie ein Lauffeuer – wir waren ja sogar in der New York Times", sagt Ganserer. Entsprechend aufregend seien die ersten Tage in Berlin gewesen.
Während Ganserer internationale Medienanfragen beantworten musste, habe sie auch ihr Büro-Team aufbauen müssen und sich eine Wohnung in Berlin suchen müssen. "Bis Weihnachten haben ich komplett aus dem Koffer gelebt und in einem Hotel gewohnt", erzählt Ganserer.
Dass sie heute Bundestagsabgeordnete sei, sei vor allem eine große Ehre, auch wenn die Aufgabe sehr arbeitsintensiv sei, erzählt Ganserer. Aber das gehöre eben auch zum Beruf: Politik, Demokratie, das Ringen um Kompromisse, das sei keine leichte Aufgabe. "Demokratie ist anstrengend", sagt Ganserer.
15.3.2022 • 25 Protokoll, 35 Sekunden
Was ist der beste alkoholfreie Drink zu besonderen Anlässen, Isabella Steiner?
"Zu viele Menschen denken bei nicht alkoholischen Alternativen immer noch an Rhababerschorle, Wasser oder an Mocktails", sagt Isabella Steiner, die den alkoholfreien Späti und Onlineshop nüchtern.berlin gründete. Im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit" erzählt sie, dass kaum jemand nach Feierabend sage: Jetzt ein alkoholfreier Spritz – das wär's! Steiner bedauert das: "Mir ist wichtig, dass die Leute wissen, dass es tolle Alternativen zu Alkohol gibt und dass sie die Wahl haben."
8.3.2022 • 37 Protokoll, 13 Sekunden
Lohnt es sich Kunst zu kaufen, Frau Polleit Riechert?
"Kunst als Investment ist interessant – aber am Ende liegt der Wert immer im Auge des Betrachters" sagt die Kunsthistorikerin und Sachbuchautorin Ruth Polleit Riechert im Podcast "Frisch an die Arbeit". "Das beste Investment ist immer ein Werk, das man eigentlich nicht wieder verkaufen möchte."
Schon als Jugendliche habe sie sich für Kunst interessiert, erzählt Polleit Riechert im Arbeitspodcast von Zeit Online. "Kandinsky hat mich schon gefesselt, als ich mir seine Werke in Büchern aus der Stadtbibliothek angesehen habe". Der Farbrausch von Kandinsky, aber auch von Macke und anderen habe sie nie mehr losgelassen.
Mittlerweile berät Polleit Riechert Menschen und auch Unternehmen, die Kunst kaufen wollen, hilft ihnen, den richtigen Preis zu ermitteln und eine gut strukturierte Sammlung aufzubauen. "Wenn Sie das wirklich als Wertanlage verstehen wollen, dann rate ich immer der Sammlung ein Thema zu geben", sagt Polleit Riechert. "Sonst ist es nur ein Sammelsurium."
15.2.2022 • 40 Protokoll, 47 Sekunden
Auf welche Stücke in der Elbphilharmonie freuen Sie sich, Herr Lieben-Seutter?
"Der befriedigendste Moment ist immer das Konzert", sagt Christoph Lieben-Seutter, der Generalintendant der Elbphilharmonie in Hamburg ist. "2.000 glückliche Gesichter, begeisterte Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne – da bekommt man die Energie zurück, die man am Tag in all die kleinen Probleme gesteckt hat."
Der 50-jährige, der in Wien geboren und aufgewachsen ist, habe schon als Jugendlicher gewusst, dass er mal einen Betrieb leiten wolle. "Ich hatte das vage Gefühl: Ich werde irgendwo die Ansagen machen", sagt er im Arbeitspodcast von ZEIT ONLINE. Lieben-Seutter arbeitete nach dem Informatikstudium zunächst in der Computerindustrie, wo er für Philips Software und die dazugehörigen Handbücher auf Fehler kontrollierte. Über Kontakte kam er als Direktionsassistent ans Wiener Konzerthaus. Seine Aufgabe war dort weiterhin Projektmanagement in einem komplexen Umfeld, in die neue Branche musste er sich aber von Grund auf einarbeiten.
Heute ist Lieben-Seutter einer von zwei Geschäftsführern der Elbphilharmonie – und für mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für das Programm verantwortlich: "Ich beschäftige mich auch mit Details, damit, wie die Website aussieht, was das Vorderhauspersonal anhat oder warum es Staus an den Liften gibt. Ich denke schon Tag und Nacht über die Elbphilharmonie nach."
1.2.2022 • 43 Protokoll, 45 Sekunden
Kann man mit Tiktok zum Star werden, Sophia?
"Mit Musik Erfolg zu haben, ist krasser, als ich mir es vorgestellt habe", sagt die 26-jährige
Sängerin und Goldschmiedin Sophia, die sich erst im Mai 2021 auf der Social-Media-
Plattform TikTok anmeldete, bei "Frisch an die Arbeit". Auf TikTok veröffentlicht sie seitdem
Videos von selbst geschriebenen deutschsprachigen Popsongs – und erreichte mehrfach
sechsstellige Aufrufe. Im Oktober erschien ihre erste Single bei einer großen Plattenfirma:
"Man spricht ja so viel von Followern und Likes, aber wenn man sich klarmacht: Das sind
alles Menschen, die man da erreicht! Das ist schon Wahnsinn."
Noch vor einem Jahr arbeitete Sophia, die ihren Familiennamen nicht öffentlich nennen will,
ausschließlich als angestellte Goldschmiedin in München, sie fertigte Ringe, Ohrringe, Ketten
und Armbänder. Diese Arbeit, erzählt sie, habe sie gewählt, weil sie nach der Schule einen
kreativen, aber auch handwerklichen Beruf gesucht habe. "Ich löte total gerne!", sagt sie. "Ich
mag das Feuer und mag, wenn das Metall glüht."
In den meisten ihrer Songs singt Sophia zu Klaviermusik, in einem ihrer TikTok-Videos sieht
man, wie sie aus den Geräuschen der Goldschmiedewerkstatt ein Lied komponiert. "Es gibt in
der Werkstatt total viele interessante Klänge", sagt sie. "Mein liebstes Geräusch da ist, wenn
man heißes Metall in Wasser abschreckt, das gibt so ein verrücktes Zischen."
Mittlerweile hat Sophia ihre Wochenstunden als Goldschmiedin reduziert und verbringt die
restliche Zeit damit, Musik zu machen. Beide Berufe zu verbinden, sei oft anstrengend, aber
das Feilen an ihrer Musik sei wichtig. "Es gibt auch Tage, da sitze ich den ganzen Tag in der
Werkstatt, fahre dann nachts ins Studio, komme um fünf Uhr nach Hause und stehe um neun
Uhr wieder in der Werkstatt." Daher sagt sie auch: "Wenn ich könnte, würde ich die Werkstatt
sofort komplett gegen das Studio eintauschen."
18.1.2022 • 37 Protokoll, 29 Sekunden
Wozu braucht man heute noch Schornsteinfeger, Christian Werner?
"Es gibt bis heute kein Bluetooth-Gerät, das den Schornstein reinigt!", sagt der Berliner Schornsteinfeger Christian Werner, der in Berlin-Pankow einen eigenen Betrieb führt. "Wir Schornsteinfeger kriechen immer noch durch die Schornsteine. Wir müssen manchmal immer noch auf allen Vieren herumkrabbeln, mit Gewichten hantieren und auf dem Dach balancieren!"
Ihm sei schon als Kind klar gewesen, dass er mal Schornsteinfeger wird, sagt der 41-Jährige im Podcast "Frisch an die Arbeit". "Schon in meinem Schulfreunde-Album stand bei Berufswunsch: Schornsteinfeger. Ich wollte nie Kosmonaut oder Lokführer werden wie die anderen Jungs", erzählt Werner.
Zwar gebe es immer weniger klassische Schornsteinfegerarbeit, weil Kohle- und Holzöfen seltener seien, doch er habe genug zu tun. Denn er sei nun auch für die Wartung und Reinigung von Gasheizungen und Lüftungsanlagen zuständig. "Aber eine Lüftungsanlage mit einer Taschenlampe zu kontrollieren und dann ein Protokoll zu schreiben – das ist im Vergleich zu den klassischen Aufgaben nicht ganz so spannend."
Dass er als Schornsteinfeger als Glückssymbol gilt, amüsiert Werner. "Es gibt jeden Tag einen, der mit dem Auto anhält und fragt: Ey, darf ich dich mal anfassen." Damit habe er kein Problem. Was ihn viel mehr irritiere, sei, dass ihn die Kinder von heute nicht immer als Schornsteinfeger erkennen würden.
4.1.2022 • 41 Protokoll, 26 Sekunden
Was feiern Juden an Chanukka, Rabbiner Weingarten?
„Es gibt ein Thema, auf das ich immer und immer wieder angesprochen werde – nämlich Antisemitismus“, sagt der Rabbiner Akiva Weingarten, der jüdischen Gemeinden in Dresden und Basel vorsteht, im Podcast Frisch an die Arbeit. „Wir Juden wissen natürlich, dass es Antisemiten gibt. Aber: Das ist ein Thema, mit dem sich die Bevölkerung beschäftigen muss. Das muss nicht immer die erste Frage an uns sein!”
Weingarten wuchs in Brooklyn in der streng religiösen, chassidischen Satmer-Gemeinde auf. Er besuchte ausschließlich eine religiöse Schule und zog mit Anfang 20 nach Israel, in einen ebenfalls chassidischen Vorort von Tel Aviv, Bnei Brak. „Wir hatten kein Fernsehen, keine Zeitung, keine Magazine, kein Radio, kein Internet und keine Smartphones”, erzählt Weingarten.
In Israel habe er dann mit Ende 20 den Entschluss gefasst, aus der Welt der chassidischen Juden auszusteigen, erzählt er im Podcast. „Das war eine sehr, sehr schwierige Entscheidung.“ Weil er unbedingt studieren wollte, zog er schließlich nach Berlin.
Für ihn selbst war nach seinem Ausstieg aus dem Chassidismus nicht klar, dass er Rabbiner werden würde, im Gegenteil. „Als ich nach Berlin kam, dachte ich: Ich fühle mich nicht mehr jüdisch und ich will überhaupt gar nichts mehr mit dem Judentum zu tun haben“, sagt Weingarten. „Als Aussteiger ist man von seiner Geschichte und seinen Erfahrungen traumatisiert.“
21.12.2021 • 36 Protokoll, 43 Sekunden
Wie vermeidet man sexistische Witze, Tommi Schmitt?
"Bei vielen Witzen gebietet es der Anstand, dass man sie nicht macht", sagt der Komiker Tommi Schmitt, der mit dem Podcast "Gemischtes Hack" bekannt wurde und dessen Sendung "Studio Schmitt" auf ZDFNeo läuft. Im Podcast "Frisch an die Arbeit" erzählt er, dass er mit seinem Team daran arbeitet, lustig zu sein, ohne sexistisch oder rassistisch zu werden. "Wir haben in der Redaktion von Studio Schmitt 50 Prozent Autorinnen und 50 Prozent Autoren. Und zwar nicht, um sagen zu können, dass wir geile Typen sind, weil wir so divers sind. Sondern weil es diese machohafte Cowboy-Haltung verhindert."
Seit 2017 macht er mit seinem Komiker-Kollegen Felix Lobrecht den Podcasts "Gemischtes Hack", der mit mehr als eine Million Zuhörerinnen und Zuhörern einer der erfolgreichsten in Deutschland ist. "Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet", sagt Schmitt. "Das ist keine Koketterie: Felix und ich hatten lediglich die Idee, einen Podcast aus der Comedy-Branche zu machen, von einem auf der Bühne und einem hinter Bühne, mehr nicht." Der Podcast entstehe mit minimalen Mitteln, ohne Studio und Produktion. Oft sprächen Lobrecht und er einfach per Smartphone und nähmen das Gespräch auf, das sei alles: "Felix und ich bereiten uns auf diesen Podcast nicht vor."
Entsprechend groß sei für ihn der Wechsel zum Fernsehen gewesen. "Ich war früher ja selbst schnell dabei, mich über Fernsehauftritte lustig zu machen – aber wenn man jetzt auf der anderen Seite ist, merkt man, wieviel Liebe und Arbeit in sowas steckt." Anders als als Gagschreiber für andere bekomme er nun auch alle Kritik direkt ab, in den sozialen Netzwerken und auch im Feuilleton. "Ich bin der Blitzableiter, ich halte das Gesicht hin", sagt Schmitt.
7.12.2021 • 46 Protokoll, 45 Sekunden
Haben Sie eine Lieblingsskischanze, Katharina Althaus?
„Es sind Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen: Wo sind meine Hände im Flug, wie stelle ich meine Ski?“, erzählt die Skispringerin Katharina Althaus, 25, die bei den vergangenen olympischen Spielen für Deutschland eine Silbermedaille geholt hat. Vor jedem Sprung konzentriere sie sich auf ein, zwei Aspekte im Bewegungsablauf und der Körperhaltung, die sie optimieren wolle, sagt sie im Podcast “Frisch an die Arbeit”: „Ich bin eigentlich nicht sehr perfektionistisch – außer beim Skisprung.”
Althaus, die aus Oberstdorf im Allgäu stammt, erzählt, dass sowohl ihr Großvater als auch ihr älterer Bruder Ski gesprungen seien. Ihm habe sie beim Training zugeschaut und mit sechs Jahren wagte sie sich auf eine Schanze – auf die Minischanze. Von der Großschanze in Obersdorf sprang sie dann zum ersten Mal als Jugendliche mit 13 Jahren. Bei aller Vorbereitung sei der Moment, wenn sie die Beine durchdrücke und fliege, bis heute etwas Besonderes, sagt Althaus: „Der Sprung ist immer wieder ein Megagefühl!“ Sie springe schon so lange, dass sie vor dem Sprung überhaupt keine Angst mehr verspüre.
Außerdem erzählt sie auch von schwierigen Momente. „Mich fragen Presseleute ganz direkt, was ich wiege”, sagt Althaus. “Ich finde das irritierend, das ist letztlich eine private Frage.” Außerdem merke sie auch jetzt noch, dass Frauen-Skisprung nicht so etabliert sei wie der Männersport. „Als Athletin wünsche ich mir die gleiche Aufmerksamkeit wie bei den Herren!“, sagt Althaus.
23.11.2021 • 38 Protokoll, 28 Sekunden
Wie bereiten Sie sich auf das Weihnachtsgeschäft im Buchhandel vor, Maria-Christina Piwowarski?
"Du kannst keine gute Buchhändlerin sein, wenn du nicht sehr gerne und sehr breit gefächert liest", sagt Maria-Christina Piwowarski, die in Berlin den Buchladen Ocelot leitet. Jeden Abend nehme sie sich vor, 50 Seiten zu lesen, das sei ein gutes Pensum. Das ist wie Zähne putzen – wenn ich das nicht mache, fühlt sich das ein bisschen eklig an", erzählt sie im Podcast Frisch an die Arbeit. In der Regel schaffe sie so acht Bücher im Monat. Doch jeden Abend zu lesen sei auch wie Sport: "Man muss sich das vornehmen, es passiert nicht zufällig."
Piwowarski, die als Kind eigentlich Schauspielerin, Lehrerin oder Meeresbiologin werden wollte, absolvierte eine Ausbildung als Buchhändlerin, vor allem weil sie mit Anfang 20 Mutter wurde und einen sicheren Beruf suchte. Auch wenn zur Arbeit einer Buchhändlerin "unglaublich viel putzen, Staub wischen und Bücher wieder gerade rücken" gehöre, sagt Piwowarski, finde sie ihren Beruf heute viel besser, als sie in der Ausbildung gedacht habe. "Ich bin immer wieder selbst überrascht, dass ich einkaufen kann, was mir gefällt – und dass dann Leute sagen: Boah, die Maria hat das ausgewählt, dann schaue ich mir das mal an!"
Gerade für das Weihnachtsgeschäft müsse man sich in einer Buchhandlung sehr gut vorbereiten und das nicht nur, weil ausreichend Geschenkpapier im Lager liegen müsse. "Es gibt Standardfragen, die auf jeden Fall kommen", erzählt Piwowarski. "Jemand braucht einen Krimi. Jemand braucht einen Krimi, der aber auf keinen Fall blutig sein darf, jemand drittes braucht was für die Schwiegermutter – wir bereiten uns intern tatsächlich auf diese Fragen vor und legen Tabellen an."
9.11.2021 • 37 Protokoll, 38 Sekunden
Kann man mit Schwarzen Puppen die Gesellschaft verändern, Olaolu Fajembola?
„Mir war als Kind nicht bewusst, dass ich Rassismus erlebe. Aber da war schon ein großes Unwohlsein”, sagt die Unternehmerin Olaolu Fajembola, die mit dem Onlineshop Tebalou ausgewähltes Spielzeug verkauft. Es ist für Kinder aller Hautfarben gemacht und bildet beispielsweise auch unterschiedliche Familienmodelle ab. Gemeinsam mit ihrer Co-Gründerin Tebogo Nimindé-Dundadengar hat Fajembola zudem ein Buch zum Thema veröffentlicht, es heißt "Gib mir mal die Hautfarbe – Mit Kindern über Rassismus sprechen”.
“Wenn in meiner Schulzeit Afrika als Thema aufkam, erinnere ich mich, wie rassistisch das aufbereitet war. Und wie ich immer stellvertretend für den gesamten afrikanischen Kontinent sprechen sollte“, erzählt die 41-Jährige im Podcast Frisch an die Arbeit. Sie habe dann oft nicht gewusst, was sie darauf antworten soll.
Als sie später ein Baby bekommen habe, habe sie gemerkt, dass sich viele Dinge seit ihrer eigenen Kindheit nicht verändert hatten. Noch immer habe es in die allermeisten Spielzeugläden nur weiße Puppen gegeben, sagt Fajembola im Podcast. Noch immer sei mit Hautfarbe nur ein Stift gemeint, mit dem man nur weiße Kinder malen kann. So sei sie mit Tebogo Nimindé-Dundadengar auf die Idee gekommen, Spielzeug anzubieten, das die Lebenswelt verschiedener Kinder abbildet: „Wir wollen zeigen, wie unterschiedlich Kinder sind und dass Puppen auch unterschiedlich aussehen können.“
26.10.2021 • 42 Protokoll, 56 Sekunden
Wie wird man Deutschlands jüngste Sterneköchin, Julia Komp?
Gastronomie und Service haben die Kölner Köchin Julia Komp schon als Kind fasziniert. Bei „Frisch an die Arbeit“ erzählt sie, wie sie mit Mitte 20 zur jüngsten Sterneköchin Deutschlands wurde und warum sie danach ein Jahr lang Praktika in Restaurants von Marokko bis Japan gemacht hat.
„In den letzten zehn Jahren habe ich im Durchschnitt elf bis zwölf Stunden am Tag gearbeitet, fünf Tage die Woche“, sagt die Kölner Köchin Julia Komp, die schon mit 27 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. „Aber so ist es eben: In der Küche sind die Tage lang und das Leben hart.“
Im Podcast Frisch an die Arbeit erzählt die heute 32-Jährige, wie sie schon als Kind ihre Liebe zum Kochen und Backen entdeckte: „Bei uns zu Hause wurde ganz gut gekocht und ich durfte immer mitmachen. Ich saß oft auf der Arbeitsplatte als Kind und durfte die Salatsoße anrühren.“ Nachdem Komp mit 14 Jahren ein Schulpraktikum in einem Hotel gemacht hatte, wusste sie: Im Service wird sie nicht mehr arbeiten, aber in der Küche, denn genau das wollte sie. Danach jobbte sie in den Ferien in Küchen. „Klar muss man als Frau zwischen all den Männern in der Küche bestehen können“, sagt sie. „Aber ich habe keine Erfahrungen mit Mobbing, Aggressionen und blöden Sprüchen gegenüber Frauen gemacht. Ich habe wirklich Glück gehabt, ich habe immer in coolen Küchen gearbeitet.“
Im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit" erzählt Komp auch, wie sie nach Abitur und Ausbildung mit erst 27 Jahren nach dem Weggang des vorherigen Küchenchefs plötzlich für das Essen eines Sternerestaurants verantwortlich wurde – und es tatsächlich schaffte, sich direkt einen eigenen Michelin-Stern zu erkochen.
12.10.2021 • 41 Protokoll, 46 Sekunden
Welcher Small Talk geht beim Taxifahren immer, Hartmud Lamprecht?
Seit drei Jahren fährt Hartmud Lamprecht Taxi in Hamburg. Im Podcast erzählt er, welche Themen er bei seinen Fahrgästen meidet und wie er mehr Trinkgeld bekommt.
"So gut wie im Taxi kann man sich sonst nie mit Fremden unterhalten – auch über persönliche Sachen", sagt Hartmud Lamprecht, der seit mehr als drei Jahren als Taxifahrer in Hamburg arbeitet. Allerdings müsse man bei ihm auch aufpassen, erzählt Lamprecht im Podcast Frisch an die Arbeit. "Ich bin ziemlich redselig." Manche Themen funktionierten besonders gut bei seinen Fahrgästen, erzählt Lamprecht. Über ihre Arbeit würden die allermeisten Gäste etwa sehr gern sprechen. Was dagegen schieflief: Gespräche über den Zweiten Weltkrieg. Einmal, erzählt Lamprecht, habe sich ein Fahrgast als Nazi und Hitler-Fan zu erkennen gegeben. "Selber schneide ich politische Themen nicht mehr an", sagt Lamprecht. In erster Linie komme es ja auch darauf an, was der Gast sagen wolle: "Dann schweigt man eben im Taxi. Das ist auch ganz nett."
28.9.2021 • 34 Protokoll, 27 Sekunden
Wie bereiten Sie sich auf den Wahlabend vor, Jörg Schönenborn?
"Vor dem Wahlabend versuche ich lange zu schlafen, die nächste Nacht wird ja meistens kurz", sagt der Moderator der ARD-Wahlsendungen und WDR-Programmchef Jörg Schönenborn. "Manchmal gehe ich an den Wahlabenden auch gar nicht ins Bett – je nachdem, wie lange ausgezählt wird."
Überhaupt, erzählt der 57-jährige Schönenborn im Podcast Frisch an die Arbeit, stecke in den Sendungen zu den Wahlen sehr viel Vorbereitung. Von Hintergrundgesprächen mit den jeweiligen Spitzenkandidatinnen und Kandidaten bis hin zum Wahltag, an dem er und seine Kolleginnen und Kollegen bereits um zwölf Uhr die ersten Einschätzungen der Meinungsforscher erhalten. "Gegen 16 Uhr setze ich mich mit meinem Team zusammen, wir essen Pizza und Nudeln und besprechen, ob die inhaltlichen Szenarien, die möglichen Sieger und Koalitionen, auf die wir uns vorbereitet haben, eigentlich zutreffen", sagt Schönenborn.
Seit dem Jahr 2019 ist er Programmdirektor des WDR für Information, Fiktion und Unterhaltung sowie Koordinator Fernsehfilm der ARD, er kenne mittlerweile beide Seiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – die journalistische, aber auch die bürokratische. Das bringe eine gewisse Demut mit sich.
Gerade an den Wahlabenden sei es ihm daher wichtig, den Tag mit seinem Team zu beenden, in Wohlwollen. "Wenn ich nicht gleich wieder mit einer Wahlanalyse im Morgenmagazin dran bin, weiß ich, dass die Kolleginnen und Kollegen von Infratest Dimas geguckt haben, ob die Hotelbar oder irgendwas anderen in der Nähe auf hat – und dann sitzen wir zusammen und es ist egal, wie kurz die Nacht wird."
14.9.2021 • 39 Protokoll, 41 Sekunden
Wie wird man Chefredakteur, Giovanni di Lorenzo?
"Jede vernünftige Meinung entsteht aus der Konfrontation"
Giovanni di Lorenzo ist Chefredakteur der Zeit und Fernseh-Moderator. Im Podcast "Frisch an die Arbeit" erzählt er, warum ihn autoritäres Gehabe im Job nicht weiterbringt.
"Es gibt keine Ausbildung zum Chefredakteur, dabei ist das ein Beruf, den man vorbereiten müsste", sagt Giovanni di Lorenzo, der seit dem Jahr 2004 Chefredakteur der ZEIT ist. Mit autoritärem Gehabe müsse man traditionell auf Eigenständigkeit und Unabhängigkeit gepolten Redakteuren jedenfalls nicht kommen, erzählt er in der 100sten Folge des Podcasts "Frisch an die Arbeit". Im besten Falle funktioniere es, wenn man überzeugend sei: "Aber man muss die eigene Mannschaft vor sich her treiben und also gedanklich immer etwas weiter sein."
Di Lorenzo, der im Jahr 1959 in Stockholm geboren wurde und in Hannover aufwuchs, sagt außerdem, dass er eigentlich Manager oder Psychoanalytiker habe werden wollen. Dann aber habe er durch ein Schulpraktikum "so etwas wie ein Erweckungserlebnis" gehabt: "Am zweiten Tag meines Praktikums ließ mich der Chef der Kulturabteilung einen Artikel über Angelo Branduardi schreiben und als ich abends nach Hause gefahren bin, in meinem schrottreifen Fiat 127, da wusste ich: Das will ich wenn es irgendwie geht mein Leben lang machen."
31.8.2021 • 34 Protokoll, 54 Sekunden
Kann man Klimaschutz einklagen, Roda Verheyen?
„Das wir gegen die Bundesregierung gewonnen haben ist ein Epochenwechsel”, sagt Roda Verheyen. Die Hamburger Anwältin hatte im Frühjahr mit der sogenannten Klimaklage vor dem Bundesverfassungsgericht Erfolg. Die Obersten Richter gaben Verheyens Antrag recht, dass das Klimagesetz der Bundesregierung nicht ausreiche, um die von der Politik gesetzten CO2-Reduktionsziele zu erreichen. „Wir haben für junge Menschen gelten gemacht, dass das Klimaschutzgesetz die Zukunft nicht ausreichend schützt.“
Im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit” erzählt Verheyen, 49, heute eine der führenden Klimanwältinnen, dass sie sich schon als Jugendliche für den Umweltschutz interessiert hat: „Ich stand 1992 in der Staatsbibliothek der Uni Hamburg, schaute mir den ersten Bericht des Weltklimarats an – und musste mich wirklich setzen. Weil mir die Dimensionen dieses riesigen Experiments, das wir mit dem steigenden CO2 mit der Erde durchführen, zum ersten Mal klar wurde.“
„Wir haben in der Klimakrise mindestens 20 Jahre verloren und das kreide ich allen führenden Politikerinnen und Politikern dieses Landes und auch der EU an“, sagt die Juristin. Auch die Gerichte hätten nicht schnell genug gehandelt: „Was jetzt passiert, sind sehr kleine Schritte und sie kommen sehr spät. Das tut mir vor allem für meine Kinder leid.“
17.8.2021 • 40 Protokoll, 14 Sekunden
Nimmt mir eine Künstliche Intelligenz den Job weg, Frau Zweig?
„Wie erkennen heute gar nicht mehr, wo schon überall künstliche Intelligenz drin ist“, sagt die Informatik-Professorin Katharina Zweig. „Menschen waren mal erschüttert, dass Computer Schach spielen können. Heute sind wir erschüttert, dass Computer Texte schreiben können”, sagt Zweig im Podcast “Frisch an die Arbeit.”
Zweig, die ursprünglich Biochemie studierte und über ihr Interesse für Programmierung zur Informatik kam, promovierte zur Analyse komplexer Netzwerke und leitet heute den Studiengang Sozioinformatik an der Technischen Universität in Kaiserslautern.
„In den USA wird in Gerichtsräumen bereits Software verwendet um vorherzusagen, ob Kriminelle wieder rückfällig werden. Und auch in großen Sprachschulen werden solche Programm routinemäßig eingesetzt um Noten vorherzusagen”, sagt Zweig im Podcast. Das habe mehrere Vorteile, weil die Algorithmen in der Lage seien Muster zu erkennen und viel schneller zu Bewertungen zu kommen – rechtlich und moralisch sei das aber natürlich auch problematisch. „Wenn es darum geht, dass vor Gericht etwas entschieden wird, dass man als Arbeitslose klassifiziert wird oder dass Schulnoten maschinell erstellt werden, sollte man als Betroffene schon wissen, was da mit welchen Daten gemacht wurde”, sagt Zweig.
Und natürlich sei auch die Arbeitswelt vom Einsatz solcher Datenverarbeitung betroffen – auch in Bereichen, in denen es nicht rein um Tabellen oder die Ablage von Informationen ginge. „Wenn es um komplizierte Griffe geht, die Roboter vor einigen Jahren noch nicht konnten, können sich die Computer das nun dank Künstlicher Intelligenz beim Menschen abschauen”, sagt Zweig. “Das sind also durchaus gefährdete Jobs.“
3.8.2021 • 40 Protokoll, 25 Sekunden
Wie wird man Stamm-DJ auf Ibiza, Solomun?
"Ich versuche den Menschen mit meinen Sets ein Erlebnis zu ermöglichen, dass sie mit einem guten Gefühl nach Hause gehen und davon zehren" sagt der House-DJ Solomun, der in Clubs von Hamburg bis Ibiza und von Mexiko bis London auflegte und vermutlich bald wieder auflegt.
Mladen Solomun, der in Bosnien geboren und in Hamburg aufgewachsen ist, erzählt bei "Frisch an die Arbeit", wie er nach der Schule erst als Trockenbauer in der Firma seines Vaters arbeitete, dann beim Film jobbte und sich schließlich als DJ versuchte. Mit seinem eigenen Label DIY und dem Underground-Club Ego wurde Solomun erst in Hamburg bekannt. Mit Remixen für Lana del Rey, die Editors und Paul Kalkbrenner und eigenen Clubhits dann auch in ganz Deutschland. Mittlerweile wird er weltweit als DJ gebucht und legt an einem festen Tag pro Woche auf Ibiza auf.
"So eine DJ-Saison auf Ibiza ist sehr kräftezehrend", sagt Solomun. "Auf Ibiza werden die Partys mit großen Werbetafeln promotet, auch oft mit den Gesichtern der DJs." Entsprechend riesig seien auch die Veranstaltungen.
Immerhin habe er mit den Jahren gemerkt wie wichtig es ist, häufiger Nein zu sagen", sagt Solomun. Zwei Auftritte an einem Abend mache er mittlerweile überhaupt nicht mehr, erzählt Solomun im Podcast: "Früher wurde ich schon oft gefragt: ‘Hey, du spielst doch an diesem Abend in Amsterdam, willst du nicht auch noch in Belgien bei diesem Festival auflegen, wir lassen dich einfach mit dem Helikopter einfliegen."
20.7.2021 • 37 Protokoll, 37 Sekunden
Wovon lebst du eigentlich, El Hotzo?
„Für mich ist das unglaublich neu, dass ich von diesem Unsinn leben kann”, sagt Sebastian Hotz alias El Hotzo, der mit witzigen Bildern und Sprüchen auf Twitter und Instagram bekannt geworden ist. „Alle vier, fünf Tage schreibt mir jemand: ‘Hey Sebastian! Du hast mich richtig zum Lachen gebracht!’ – und das ist etwas, was mich unglaublich freut und gut einschlafen lässt.“
Hotz, 25, erzählt bei dem Podcast “Frisch an die Arbeit”, dass er schon immer beruflich schreiben wollte. Als Jugendlicher habe er von einer Karriere als Lokalreporter beim “Fränkischen Tag” geträumt, sich von Selbstzweifeln aber habe abhalten lassen. Schließlich habe er sich für eine vermeintlich sichere Berufswahl entschieden: ein duales Studium im betriebswirtschaftlichen Bereich bei einem Unternehmen.
Als seine Psychotherapeutin ihm im Jahr 2017 empfahl, Tagebuch zu führen, habe er sich stattdessen einen Twitter-Account zugelegt, um seine Weltsicht niederzuschreiben – und sei damit nach und nach bekannt geworden. „Ich war schon immer jemand, der Humor benutzt hat, um sich in den Mittelpunkt zu stellen” sagt Hotz. „Aber wenn man die Absicht hat, mit Twitter berühmt zu werden, dann wird man es nicht. Das alles ist kompletter Zufall.“
Gleichzeitig sei er sich absolut im Klaren darüber, dass sein derzeitiger Erfolg nicht für immer so weitergehen werde. „Ich kann nicht für immer eine Seite mit lustigen Fotos oder Videos führen”, sagt Hotz. Er hoffe, dass er künftig Bücher schreiben und Dinge schaffen könne, auf die er auch in zehn Jahren noch stolz sein. Mit seinen Sprüchen und Bildern, glaubt er selbst, hat er den Zenith vermutlich schon überschritten. „Aber die große Zeit des El Hotzo”, sagt El Hotzo, “ist vorbei.”
6.7.2021 • 32 Protokoll, 37 Sekunden
Wie wird man Pornodarsteller, Dante Dionys?
„Porno ist Arbeit. Wir machen das ja nicht, weil wir die ganze Zeit geil sind”, sagt Dante Dionys, der vor allem in Produktionen der europäischen Porno-Szene zu sehen ist. “Ich bereite mich gerne gut vor und achte auch sehr auf meine mentale Verfassung. Für einen Dreh brauche ich einen ziemlichen klaren Kopf, da muss man vorher gut essen, viel trinken und ausgeschlafen sein.”
Dionys, 25, erzählt bei dem Podcast “Frisch an die Arbeit”, dass es nie sein expliziter Berufswunsch gewesen sei, Pornos zu drehen. Er sei dazu eher zufällig gekommen. Mit einer Ex-Freundin habe er eine Video aufgenommen, das sie auf einer Amateur-Porno-Seite zum Verkauf angeboten hätten – und danach seien bald die ersten Produzentinnen auf ihn zugekommen, ob er nicht in einem professionellen Sexfilm mitspielen wolle.
Sein Arbeitsalltag sei dabei deutlich weniger sexuell und mondän, als sich viele das vielleicht vorstellen würden, erzählt Dionys. Er drehe vielleicht zweimal im Monat, manchmal noch einen kurzen Clip pro Woche, aber in großen Teilen sei sein Beruf auch nicht anders als bei Freischaffenden in der Medienbranche. „Ich verbringe relativ viel Zeit am Schreibtisch, muss Werbung schalten, Promotion auf Social Media machen, mit Partner und Kunden kommunizieren und meine Webseite pflegen.” Das sei nicht so unähnlich wie bei anderen Menschen, die im Home Office zuhause sitzen: „Vielleicht 10, 20 Prozent meiner Arbeitszeit bin ich am Set.“
22.6.2021 • 41 Protokoll, 3 Sekunden
Wie wird man mit 34 Jahren Aufsichtsrätin, Fränzi Kühne?
„Ich hatte keine Ahnung, was man in einem Aufsichtsrat macht“, sagt die Unternehmerin, Aufsichtsrätin und Autorin Fränzi Kühne im ZEIT ONLINE-Podcast “Frisch an die Arbeit”. „Aus Scheu habe ich aber auch nicht nachgefragt, sondern habe gesagt, ich bräuchte Bedenkzeit – und habe erst einmal gegoogelt.“
Kühne, 38, gründete 2008 mit zwei Freunden die Digitalagentur TLGG. Sieben Jahre später verkaufte sie die Firma an einen großen US-amerikanischen Konzern. Heute sitzt sie im Aufsichtsrat der Freenet AG und der Württembergischen Versicherung und weiß natürlich, wie sie erzählt, was man dort so macht: “Wie der Name sagt: eine Mischung aus ‘Aufsicht’ und ‘Rat’."
In ihrem eben erschienenen Buch “Was Männer nie gefragt werden. Ich frage trotzdem mal” stellt Kühne beruflich erfolgreichen Männern klischeehafte Fragen, die sonst vor allem Frauen gestellt werden – etwa, wie sie Familie und Karriere vereinbaren oder ob sie für junge Männer ein Vorbild sein wollen. „Ich dachte: hihi, jetzt stelle ich Männern mal diese Fragen, das wird lustig”, sagt Kühne. Aber lustig sei es dann nicht geworden, weil die Männer sehr ernsthaft und klug auf diese Fragen geantwortet hätten.
Vereinbarkeit von Familie und Karriere sei für sie selbst durchaus ein Thema, sie arbeite gerne und viel, erzählt Kühne: „Du musst fleißig sein, du musst alles andere um dich herum vergessen, um erfolgreich zu sein.”
8.6.2021 • 36 Protokoll, 22 Sekunden
Jan Delay: „Ich wusste schon als Kind, dass ich richtig Geld verdienen will“
„Ich wusste schon als Kind immer, dass ich mal Geld verdienen will“, sagt der Musiker Jan Delay im ZEIT-ONLINE-Podcast “Frisch an die Arbeit”. “Ich wollte genug Geld haben, dass ich in Urlaub fahren kann und dass ich Turnschuhe kaufen kann. Und das habe ich geschafft!“
Delay, 45, der bürgerlich Jan Philipp Eißfeldt heißt, wurde in den Neunzigerjahren als Teil seiner schon zu Schulzeiten gegründeten Rap-Band Beginner bekannt, durch Lieder wie “Füchse” und “Hammerhart”. Seit den Zweitausendern veröffentlichte er eine Reihe von Soloalben. Sein aktuelles Album “Earth, Wind & Feiern” sei eine Hommage an Afrobeat und Bass-Musik.
„Wenn ich eine Soloplatte mache, ist das meistens das Resultat aus fünf Jahren Musikhören“, sagt Delay. Er sammle ständig Text- und Musikideen in Notizbüchern und mit dem Smartphone. Das eigentliche Songschreiben gehe dann oft schnell: „Manchmal machen wir mit der Band Musik, die mich so flasht, dass ich am Abend noch den Text runterschreibe.” Er habe das Glück, dass er den Text zur Musik oft sofort im Kopf habe.
25.5.2021 • 37 Protokoll, 36 Sekunden
Wie geht’s Ihnen nach einem Jahr Pandemie, Doc Caro?
"Durch die Pandemie häufen sich die Tage, an denen mir mein Beruf zu viel wird", sagt die Notfallärztin Carola Holzner im ZEIT ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". "Ständig parat sein, sich gedanklich immer damit zu befassen, das zehrt."
Holzner, 39, arbeitet als leitende Oberärztin in der Notaufnahme des Universitätsklinikums Essen – und sie erzählt regelmäßig in den sozialen Netzwerken darüber. Als Doc Caro erklärt sie Facebook, Instagram und YouTube, wie Ärztinnen und Ärzte arbeiten und was die Pandemie mit dem Gesundheitssystem macht. Mittlerweile hat Holzner 207.892 Fans auf Facebook und 155.000 Follower auf Instagram.
Auch wenn sie das freue, habe es auch anstrengende Seiten, wenn Menschen viel im Internet über Krankheiten erfahren. "Wenn einer mit dem Handy in der Hand in die Notaufnahme kommt und mir erklärt, was er hat, sage ich: mal ganz piano", erzählt Holzner. "Es wäre schön, wenn ich einmal drei Fragen stellen dürfte und wir dann noch Laborwerte abnehmen – und dann schauen wir mal, ob Google und ich auf einen Nenner kommen."
11.5.2021 • 29 Protokoll, 22 Sekunden
Wie wird man Hollywood-Star, Sibel Kekilli?
“Es wird einem als Schauspielerin vorgeworfen, wenn man zu politisch ist und da pass ich schon auf, was ich preisgebe” sagt die Schauspielerin und frühere Tatort-Darstellerin Sibel Kekilli. “Aber als Person in der Öffentlichkeit habe ich auch eine gewisse Verantwortung.” Deshalb engagiere sie sich beispielsweise seit Jahren für Frauenrechte.
Kekilli, 40, machte zunächst eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte im Rathaus Heilbronn, ehe sie mit dem Fatih-Akin-Film “Gegen die Wand” in Deutschland und als die Prostituierte Shae in der Fantasy-Serie “Game of Thrones” weltweit bekannt wurde. Im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit” erzählt Kekilli, dass sie ihre Rollen nicht nach der Größe der Produktion oder dem erwartbaren Erfolg aussuche, sondern ihrem Bauchgefühl folge und schaue, ob der jeweilige Charakter sie berühre. Von verkrampfter Karriereplanung halte sie nicht viel: „Je verbissener man ist, desto weniger erreicht man seine Ziele”, sagt sie. „Wer mit mir arbeiten will, wird mich finden.“
Gleichzeitig, erzählt Kekilli im Podcast, sei sie “furchtbar streng” mit ihrer Leistung und ihren eigenen Schwächen: „Ich stand schon mit einer Lebensmittelvergiftung bei einem Nachtdreh, ich will das Filmteam in so einem Moment einfach nicht im Stich lassen.” Als Perfektionistin sei es für sie schwer, ihre Arbeit entspannt zu sehen, weil sie immer wieder Ding sehe, die sie gerne besser gemacht hätte: „Meine eigenen Filme zu sehen ist für mich Folter.“
27.4.2021 • 39 Protokoll, 31 Sekunden
Was muss man über Bitcoin wissen, Prof. Sandner?
„Bitcoin, Blockchain und Co sind ein sperriges Thema”, sagt Philipp Sandner, 41, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management und Leiter des dortigen Blockchain Centers. „Ich habe das mal ausgerechnet: Man muss 500 Stunden Beschäftigung investieren, um das Thema Bitcoin wirklich inhaltlich zu durchdringen.”
Sandner gründete nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik zunächst eine Unternehmensberatung, die auf Innovationsstrategien spezialisiert war. Seit dem Jahr 2017 lehrt er an der privaten Hochschule in Frankfurt Bitcoin und Blockchain. Mit Kryptowährungen habe er sich etwa seit dem Jahr 2013 beschäftigt, als in den Medien immer mehr darüber berichtet wurde, erzählt er im ZEIT-ONLINE-Podcast “Frisch an die Arbeit”: „Ich fand den Bitcoin damals technisch brillant – aber mir waren die ökonomischen Auswirkungen überhaupt gar nicht klar.”
Seit er sich mit Bitcoin befasse, sagt Sandner, habe sich die Wahrnehmung darüber stark verändert. „Vor fünf Jahren dachte man noch, es sei eine anonyme Währung für illegale Zwecke”, sagt er. “Heute gehen die meisten davon aus, dass mit Bitcoin ein digitaler Rohstoff ganz ähnlich wie Gold erfunden wurde.”
Im Privaten wird Sandner oft darauf angesprochen – jedoch mit den immergleichen Fragen, wie er erzählt: „Frage Nummer 1 ist immer nach dem Stromverbrauch und wie problematisch Bitcoin für die Umwelt ist. Frage Nummer 2 ist, ob das nicht einfach eine Währung für Kriminelle ist. Frage Nummer 3 ist: Wo steht der Bitcoin Ende des Jahres? Und Frage 4 ist, ob man Kryptowährungen ernst nehmen muss und ob das nicht bald wieder verschwindet.”
13.4.2021 • 43 Protokoll, 12 Sekunden
Wie gewinnt man eine Wahl, Frank Stauss?
“Die spannendsten Phase des Wahlkampf ist für uns als Berater der Anfang” sagt Frank Stauss, Wahlkampfberater und Geschäftsführer der Agentur Richel/Stauss, die gerade zwei Kampagnen für die SPD in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz entwickelt hat. Am Anfang würden die wichtigen strategischen Fragen entschieden, die später die Grundlage für die Kampagnen bilden. “Wenn für die Öffentlichkeit der Wahlkampf beginnt, ist er für uns fast zu Ende”, sagt Stauss im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit”: “Die Schlussphase des Wahlkampf ist für uns die Schlimmste, weil man da fast nichts mehr ändern kann".
Stauss, der zu den bekanntesten Wahlkampfberatern Deutschlands gehört, macht seit 30 Jahren Kampagnen – meist für die SPD, bei der Stauss auch Mitglied ist. Allerdings, erzählt er, habe er auch schon für Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen und der FDP sowie vor einigen Jahren auch eine ganze Kampagne für die österreichische ÖVP entwickelt. Zwar habe er gewisse politische Leitlinien, aber grundsätzlich sei er als Campaigner in erster Linie Dienstleister und eben nicht Politiker, sagt Stauss: “Wir sind Berater. Wir hängen nicht auf den Plakaten. Meine Karriere hängt nicht vom Wahlabend ab.”
Die Plakate und Slogans und die Fokussierung auf diesen einen Tag der Wahrheit, sagt Stauss, habe ihn schon sehr früh begeistert. “Ich wusste mit 12, dass ich Wahlkämpfe machen will – ich kann versichern, dass ist ein sehr einsames Hobby für ein Kind” sagt Stauss. Heute habe er in Wahlkämpfen selten Feierabend, doch er und sein Ehemann hätten sich daran gewöhnt. “Da gibt es keine Entspannung. Aber es gibt Atemtechniken, um damit umzugehen.”
30.3.2021 • 47 Protokoll, 4 Sekunden
Was kann man tun, damit einen die Arbeit nicht kaputt macht, Nele Groeger?
„Ich würde mir wünschen, dass Unternehmen ein Klima schaffen, das es ermöglicht Schwächen anzusprechen,” sagt Nele Groeger in "Frisch an die Arbeit". Sie ist eine der Gründerinnen von “Shitshow”, einer Berliner Agentur für psychische Gesundheit, die Organisationen und Unternehmen berät, wie sie die mentale Gesundheit bei der Arbeit schützen können.
Im ZEIT ONLINE-Podcast “Frisch an die Arbeit” erzählt Groeger, dass nicht nur eine Frage von Freundlichkeit sei: „Es ist gut, dass der Schutz von psychischer Gesundheit für Unternehmen auch wirtschaftliche Vorteile bringt”, sagt Groeger. Viele Unternehmen hätten bereits erkannt, dass Fehlzeiten reduziert und sie selbst als Arbeitgeber attraktiver werden, wenn sie Programme zum Schutz der psychischen Gesundheit umsetzen.
Auch wenn Groeger sehr froh ist, dass bei ihrer eigenen Arbeit Rücksicht auf ihre psychische Gesundheit genommen werde, könne sie sich trotzdem keinen Job vorstellen, bei dem sie mit weniger Leidenschaft und mehr Distanz bei der Sache sei. „Ich bin Millennial” sagt Groeger. “Die Idee, mich im Job zu verwirklichen, hat für mich nichts an Faszination eingebüßt.”
16.3.2021 • 37 Protokoll, 42 Sekunden
Wie wird man Vorständin der Deutschen Bahn, Sigrid Nikutta?
„Ich bin die Herrin der Güterzüge” sagt Sigrid Nikutta, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bahn und Vorstandsvorsitzende von DB Cargo. „Jede Tonne, die ich auf der Schiene transportiere, spart sofort 80 Prozent an CO2. Ich muss also keinen Purpose-Workshop machen, um den Sinn meiner Arbeit zu erkennen. Ich sehe den Sinn jeden Tag!”
Im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit” erzählt Nikutta, die als Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) erstmals Schlagzeilen machte, dass ihr Berufswunsch früher nichts mit Verkehr und Schienen zu tun gehabt habe: „Mein Traum war es, Psychologin im Justizvollzug zu werden”, sagt Nikutta. Dieses Ziel habe sie schon zu Schulzeiten verfolgt. Allerdings musste sie während ihres ersten Praktikums im Gefängnis feststellen, wie eine einzelne Psychologin im Gefängnis an den gesellschaftlichen Missständen ändern kann. „Ich bin dann in die Wirtschaft gewechselt”, sagt Nikutta.
Der Berufwunsch änderte sich, die Zielstrebigkeit blieb. „Mit Ende 20 wollte ich zu einem Großunternehmen”, erzählt Nikutta im Podcast. “Und zwar in den neuen Bundesländern, das war mein strategisches Ziel. So kam ich zur Bahn – und das hat extrem gut gepasst.” Im Rückblick hätte es sich ausgezahlt, rastlos zu bleiben, erzählt die Managerin. So sei sie nach der ersten Station bei der Bahn zur BVG und im Frühjahr des letzten Jahres auch wieder zurück zur Bahn gekommen. „Solche Entscheidungen zogen sich durch meinen Berufsweg. Nämlich nicht zu fragen: Was ist der leichteste nächste Schritt? Sondern: Was bringt mich wirklich weiter? Was ist die herausforderndste Tätigkeit?”
2.3.2021 • 37 Protokoll, 3 Sekunden
Wie schreibt man einen Roman, Kirsten Fuchs?
„Geschrieben habe ich immer” sagt die Schriftstellerin Kirsten Fuchs, die 1977 in Chemnitz geboren wurde und in Berlin-Hellersdorf aufwuchs. “Aber dass es mein Beruf sein könnte? Der Gedanke kam relativ spät.”
Im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit” erzählt Fuchs, wie sie schon als Vorschulkind ihrem Vater Geschichten diktierte, später malte sie ihre Geschichten vor allem und hätte sich sogar vorstellen können, als Illustratorin zu arbeiten. Als Jugendliche besuchte sie dann aber doch Workshops für kreatives Schreiben: „Ich wollte Germanistik studieren, aber dafür hat die Note nicht gereicht. Dann habe ich mich für ältere deutsche Literatur und Sprache eingeschrieben – das ging überhaupt nicht gut.” Sie brach das Studium ab und begann eine Ausbildung zur Tischlerin: „Ich wollte das Gegenteil von einem Studium machen. Es sollte konkret, laut und dreckig sein.”
Um auf ihre Geschichten zu kommen, habe sie ein einfaches Ritual: „Ich muss mich hinlegen, damit ich schreiben kann. Mich 20 Minuten ein bisschen löschen, dann ist die Stimmung da!” Daher schreibe sie zunächst auch immer viel zu viel – zu viel Dialog, zu viel Beschreibungen. Oft sei der erste Entwurf auch nur ein Herantasten, von dem manchmal nur eine Idee oder eine Person übrig bleibe. Aber das störe sie nicht. „Ich bin oft glücklich beim Schreiben” sagt Fuchs. „Das Scheitern beim Schreiben gehört einfach dazu.”
16.2.2021 • 48 Protokoll, 6 Sekunden
Kann man mit Instagram die Welt verbessern, Oğuz Yılmaz?
„Wir waren bei den Kids damals so bekannt wie die Kanzlerin”, sagt Oğuz Yılmaz, der mit der Commedygruppe Y-Titty einer der ersten Youtube-Stars in Deutschland war und auch bei Harald Schmidt und Stefan Raab auf der Couch saß. „Damals war ich der Eine von Y-Titty – heute fällt vielen erst auf, wenn ich meine Geschichte erzähle: Ach, du bist von denen!”
Heute managt Yılmaz Influencerinnen wie DariaDaria und Mirella, die Youtuber von Vegan ist ungesund und die Autorin und Journalistin Alice Hasters. „Es geht um Verträge verhandeln, Werbedeals besprechen und strategisch gucken, mit wem man arbeitet”, erklärt Yılmaz im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Sein Mitgründer Felix Hummel und er hätten sich vorgenommen, all die Dinge besser zu machen, die Yılmaz in seiner Zeit als Youtuber unangenehm fand. Sie wollen mit ihren Kundinnen und Kunden Verträge aufsetzen, die transparent machen, wer wieviel verdient und welche Provisionen vermittelt werden. Und sie wollen nur Deals mit Firmen machen, die Umwelt- und Naturschutz ernst nehmen und Diskriminierung aufgrund von Gender, sexueller Orietierung und Hautfarbe ablehnen.
“Aber es geht für uns nicht nur bei den Brands um Nachhaltigkeit. Sondern auch darum, dass wir den Karriereaufbau nachhaltig planen.” Der wichtigste Tipp sei aber ohnehin: „Nicht zu allem Ja sagen. Die Angebote kommen wieder.”
2.2.2021 • 41 Protokoll, 8 Sekunden
Wie plant man die Stadt der Zukunft, Frau Polinna?
„Viele Städte wachsen, dazu kommen die Mobilitätswende und die Klimakrise”, sagt Cordelia Polinna, Geschäftsführerin des Berliner Stadtplanungsbüro Urban Catalyst. So entstünden zur Zeit Probleme, die Städte nur lösen könnten, wenn sie langfristige Pläne entwickelten: “Die Kommunen müssen reagieren – und wir helfen ihnen dabei.”
Die promovierte Stadtplanerin Polinna, 45, wuchs in einer denkmalgeschützten Wohnsiedlung in Berlin auf. Schon als Jugendliche habe sie dort beobachtet, wie die ganze Stadt sich mit ihren Vierteln entwickelte, erzählt sie im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit”. Schon in der Schule habe sie sich bei einem Erdkunde-Kurs mit der Frage beschäftigt, wo Berlin seinen neuen Flughafen bauen solle. Das habe ihr gezeigt, wie komplex solche Prozesse seien. Heute spricht sie mit ihrem Team viel mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Ihre Erfahrungen sollten genauso berücksichtigt werden wie das, was die Gegend in Zukunft leisten müsse, erzählt sie. Im Schweizerischen Bern etwa verwandelte Polinna einen zentralen, aber etwas verwahrlosten Parkplatz zwischen einem Bahnviadukt und zwei Ausfallstraßen in einen urbanen Platz – mit einem Ideenpavillon und Flächen für Theater, Sport und Spiel. „Aber viele Politikerinnen und Politiker haben eben Angst vor Veränderung.” Für sie selbst sei das manchmal frustrierend: „Wenn ich schlecht drauf bin, denke ich: Wir produzieren eigentlich nur Pdf-Dateien.”
Als besonders motivierend erlebe sie hingegen, wenn die Prozesse von Politik, Verwaltung und Bürgerinnen und Bürgern eine eigene Dynamik entwickelten. In Bern zum Beispiel habe der Ideenpavillon dazu geführt, dass Stadtverwaltung und Anwohnerinnen und Anwohner die Qualitäten des Platzes erst erkannt hätten. Wo früher billig Autos abgestellt wurden, haben sie plötzlich Tänze gelernt und Feste gefeiert. Die Kinder sausten mit Fahrgeräten ungestört umher. „Am Spannendsten ist, wenn sich der Blick der Beteiligten weitet – und die Menschen mutig werden”, sagt die Stadtplanerin.
19.1.2021 • 38 Protokoll, 36 Sekunden
Wie baut man medizinisches Cannabis an, Herr von der Groeben?
„Wir werden das erste deutsche Unternehmen sein, das Cannabis anbaut”, sagt der Jurist und Start-up-Gründer Constantin von der Groeben über seine junge Firma Demecan, deren Name ausgeschrieben Deutsches Medizinal-Cannabis lautet. „Ende November haben wir die Betäubungsmittelumgangserlaubis bekommen und 2021 geht es los mit dem kommerziellen Anbau.”
Von der Groeben, der Jura studiert hat und erst in großen Kanzleien in Deutschland und den USA und dann im Bundeswirtschaftsministerium arbeitete, hat 2017 gemeinsam mit dem Arzt Adrian Fischer und dem Ökonomen Cornelius Maurer Demecan gegründet. Gemeinsam entwickelten sie ein Konzept, um in Deutschland legal Cannabis unter Laborbedingungen anzubauen und als Medikament in die Apotheken zu bringen.
„Zunächst dachte ich schon: Aha, das klingt ja verrückt”, gibt von der Groeben im Podcast zu. Doch dann habe er gesehen, dass es in einem so sensiblen Markt wie dem mit Cannabis auf die rechtliche Absicherung ankommt.
5.1.2021 • 37 Protokoll, 35 Sekunden
Warum stresst uns Weihnachten so, Eva-Maria Seibel?
"Ende November, Anfang Dezember gibt es häufig einen Ansturm auf psychotherapeutische Praxen", sagt Eva-Maria Seibel. Sie arbeitet als Diplom-Psychologin, systemische Therapeutin und Familientherapeutin in Berlin. Dass sich jetzt mehr Menschen bei Therapeuten melden, hätte sicher auch mit dem Winter zu tun, erzählt sie im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die Dunkelheit und der anstehende Rückblick auf das Jahr wirkten zudem belastend. Die Pandemie verstärke dieses Jahresendgefühl noch.
Seibel, 42, stammt aus dem Pfälzerwald und lebt seit 2005 in Berlin. Ehe sie sich als Therapeutin selbstständig machte, arbeitete sie als Psychologin in der Marktforschung und in der Werbestrategie. "In das Bild der schrulligen Therapeutin will ich reinwachsen", sagt sie im Podcast. In ihrer Praxis seien Familientreffen wie an Weihnachten zum Jahresende ein Thema. Die Beziehung zu den Eltern sei immer eine besondere und manchmal eben auch besonders anstrengend: "Man fährt zur Familie und zwei Tage lang ist es schön – dann kippt man in alte Muster", erklärt Seibel. Man fühle sich wieder als Kind oder rebellischer Teenager und auch die Eltern verhielten sich dementsprechend: "Das sind ganz übliche Abgrenzungsprobleme, die an Weihnachten, aber auch zu anderen Familienanlässen auftreten."
Es seien viele junge Menschen, die sich bei ihr meldeten. "Sie sind Anfang 20 und wollen sich schon in jungem Alter mit sich selbst auseinandersetzen", sagt Seibel. Ältere Menschen würden seltener ihre Hilfe in Anspruch nehmen: "Sie haben ganz andere Durchhaltestrategien, gerade die, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit sozialisiert wurden." Gefühle runterzuschlucken und wegzudrücken seien Überlebensstrategien. Doch die könnten mit zunehmendem Alter auch stören.
Für sie als systemische Therapeutin sei wichtig, dass die Menschen, mit denen sie arbeitet, keine Patienten sind – sondern Klienten. Der Mensch werde nicht als krank angesehen. Die Symptome seien Ausdruck eines Problems im System. "Wir schauen: Welche Funktion haben Symptome und Konflikte im System?", sagt Seibel.
Wenn man zum Beispiel Sorgen wegen Weihnachten habe, müsse man das gesamte Wertesystem der Familie betrachten: "Was wird in der Familie etwa zum Thema Familienzusammenhalt propagiert, was zum Thema Harmonie? Und wie will man sich davon abgrenzen, sanft oder klar?"
Dann müsse man betrachten, was die betreffende Person erreichen will und welche Muster sie abhalten. "Oft hilft, wenn man sich fragt: Was müsste passieren, dass es an Weihnachten so richtig fetzt?", sagt Seibel. Um danach herauszufinden: "Wie kann man dieses Muster unterbrechen und was anderes ausprobieren?"
Wichtig sei ihr dabei, dass die Klientinnen und Klienten eigenverantwortlich bleiben. "Ich habe ein sehr großes Vertrauen in die Personen und deren Ressourcen", sagt Seibel. "Ganz viel Lösungspotenzial steckt in den Menschen drin. Man muss das manchmal nur ein bisschen reaktivieren."
22.12.2020 • 35 Protokoll, 30 Sekunden
Wie macht man Basteln zum Beruf, Andrea Potocki?
„Ich habe mich anfangs mit dem Wort „basteln“ schwergetan und mich lieber als Gestalterin bezeichnet” sagt Andrea Potocki, die mit WLKMNDYS eines der größten deutschen DIY- und Bastelblogs betreibt. Auf ihrem Blog, erzählt Potocki, bietet sie Entwürfe und Ideen für das ganze Jahr an: von Kostümen an Karneval, über Ideen für Kindergeburtstage, Basteleien zu Ostern, Weihnachten und Halloween, Laternen in Form von Raumschiffen, Einhörnern und Dackeln und Schultüten. “Wir haben immer Saison” sagt Potocki im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Sie sagt auch: “Ich habe mir meine eigene Welt gebastelt.”
Da sie aus einer Familie kommt, in der immer gebaut, geschneidert und auch gebastelt wurde, gründete sie nach der Geburt ihres dritten Kindes im Jahr 2014 WLKMNDYS, der Name ist die Kurzform von We Like Mondays – zu Deutsch: Wir mögen Montage. “Ich wollte kreativ arbeiten und gleichzeitig nicht riesengroß denken müssen.“ Mittlerweile ist ihr Blog derart erfolgreich, dass Potocki nicht nur Studioräume in Berlin-Kreuzberg bezogen hat, sondern auch eine Assistentin angestellt, und ein Netzwerk an freien Mitarbeiterinnen und Autorinnen aufgebaut hat.
Wie für das ganze Land war 2020 auch für Andrea Potocki ein spezielles Jahr, erzählt sie. Ihre Bastelsets verkauften sich spürbar besser als erwartet: “Seit März ging die Kurve in Bezug auf Bastelmaterial steil nach oben.” Gerade jetzt vor Weihnachten packe sie ganz schön viele Pakete mit Bastelmaterial statt sich neue Ideen, Entwürfe und Anleitungen auszudenken. “Jeden Tag schließe ich die Tür zu unserem Studio auf und bin wahnsinnig glücklich” sagt sie. “Aber es ist auch ein Geschäft und keine reine Leidenschaft.” Wenn sie Druck verspüre, ziehe sie sich auch einfach mal zurück oder bastle gegen die Anspannung. „Basteln ist mein Yoga“ sagt Andrea Potocki.
8.12.2020 • 37 Protokoll, 8 Sekunden
Warum sind Ihre Kunstwerke so teuer, Alicja Kwade?
„Man kann sich nichts Besseres wünschen, als sein Leben von der Kunst bestreiten zu können“, sagt die Künstlerin Alicja Kwade. Doch der tägliche Umgang mit Kunst sei nicht romantisch. “Das ist alles sehr handwerklich und hat viel mit Struktur und Organisation zu tun.“
Kwade, die im Alter von acht Jahren aus dem polnischen Kattowitz nach Deutschland kam und im niedersächsischen Hannover aufwuchs, gehört heute zu den erfolgreichsten und bekanntesten Künstlerinnen Deutschlands. Ihre Werke wurden bereits in der Schirn in Frankfurt am Main, in Kopenhagen, bei der Kunstbiennale in Venedig und im Museum of Modern Art in New York gezeigt. Für sie selbst und ihre Arbeit spiele das aber eigentlich keine Rolle, erzählt Kwade: „Dass ich eine Künstlerin bin, die im MoMA ausgestellt hat, das fühle ich eigentlich nicht.“
Ihre Werke, darunter Installationen, Plastiken sowie Video-, Licht- und Soundinstallationen handelten oft von “philosophischen Themen und gesellschaftlichen Codes“, erzählt sie im Zeit-Online-Podcast. In ihren bekannteren Werken kombiniert Kwade etwa besondere Gesteine mit Spiegeln (Link: https://showrooms.artbutler.com/732cb2bb/#pid=793889) oder arrangiert feine Bronzenadeln zu ausgefallenen Mustern (Link: https://showrooms.artbutler.com/732cb2bb/#pid=829949).
„Jedes Material hat eine bestimmte Symbolik“, erklärt Kwade. “Kohle steht für Energie und Industrie, Kupfer steht für Strom, Leitungen und Systeme – und der Zeiger steht für die Zeit.” Sie versuche, die Materialien möglichst ungefiltert zu nutzen. Verweise in die Kunstgeschichte oder biografische Bezüge in der Wahl der Materialien seien aber nicht ihr Ding: „Mich persönlich interessiert die künstlerische Aufarbeitung meiner Biografie nicht“, sagt Kwade.
24.11.2020 • 40 Protokoll, 29 Sekunden
Was kann man gegen den Islamismus tun, Imam Doukali?
“Am Anfang war es eine große Herausforderung und Bürde, mit dem Problem der Radikalisierung konfrontiert zu werden” sagt Mounib Doukali, der seit 2014 Imam der El-Iman-Moschee in Hamburg-Harburg ist. “Aber wir bereiten uns mit Seminaren und Fortbildungen auf Extremismus vor – und wir bieten auch Präventionsarbeit an, um gegen solche Ideologien zu wirken.”
Doukali, der selbst in Tunesien geboren wurde und ursprünglich zum Informatik-Studium nach Berlin kam, wollte schon als Jugendlicher Imam werden, erzählt er im Zeit-Online-Podcast “Frisch an die Arbeit”.
Neben den Gottesdiensten, der Seelsorge und dem Religionsunterricht für die Schülerinnen und Schüler der Gemeinde verwendet Doukali auch Zeit auf Präventionsarbeit – und auf den Dialog mit der Nachbarschaft der Gemeinde. “Ich lege großen Wert auf Dialog und Begegnung” sagt Doukali. “Wir als Gemeinde setzen uns für das Zusammenleben und für Demokratie ein – und das tun die meisten Muslime.”
Wie wichtig das Gemeindeleben für viele der Mitglieder sei, das habe gerade auch die Corona-Pandemie wieder gezeigt. “Gemeinsam nach dem Gebet zusammen zu sitzen und zu essen wurde wie alle Veranstaltungen stark beschränkt” sagt Doukali. “Wir beten mit Abstand und Maske und alle müssen ihren eigenen Gebetsteppich mitbringen. Und durch die Abstandsregelungen müssen wir das Freitagsgebet zweimal anbieten.”
10.11.2020 • 37 Protokoll, 30 Sekunden
Patricia Cammerata: "Man sieht nicht, dass die Partnerin eine To-do-Liste im Kopf hat"
"Als Frau bekommt man sehr früh kommuniziert, dass man sich um die Familie zu kümmern hat", sagt die Bestsellerautorin und Projektmanagerin Patricia Cammarata im Zeit-Online-Podcast Frisch an die Arbeit. Im Job würde niemand auf die Idee kommen, den Projektverantwortlichen auch noch die restlichen To-dos aufzuhalsen. Im Privaten sei das vielfach anders. "Irgendwann habe ich mich gefragt: Wie würde man das im professionellen Projektmanagement denn machen?", sagt Cammarata.
Darüber hat die 45-Jährige das Buch Raus aus der Mental Load-Falle – Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingt geschrieben. Im Arbeitspodcast erzählt sie, wie sehr sie selbst unter der Mehrfachbelastung von Kindern, Job und Partnerschaft gelitten hat. Schritt für Schritt habe sie sich dann selbst geholfen. "Als Erstes habe ich einfach Aufgaben reduziert – also statt selbst etwas für das Schulfest zu backen, einfach etwas kaufen. Damit wurde es besser, aber es wurde nicht gut", sagt sie. Irgendwann sei ihr dann klar geworden: "Es geht nicht um die eigentlichen Aufgaben, sondern um die Planung und die Verantwortung, die damit einhergehen."
Das mache die geistige und emotionale Last aus, die immer noch fast ausschließlich die Frauen und Mütter trügen. "Wenn man nur die Aufgaben anschaut, denkt man schnell: Wir teilen uns das doch gerecht auf!" sagt Cammarata. "Man sieht nicht, dass die Partnerin eine lange To-do-Liste im Kopf hat."
Die allermeisten Frauen wären sich dabei noch nicht einmal darüber bewusst, welcher Druck auf ihnen allein lastet. "Endlich gibt es mit 'Mental Load' einen Begriff für das, was an Arbeit bis dahin oft unsichtbar blieb", sagt Cammarata. Teil der Lösung sei es, nicht nur die konkreten Erledigungen unter den Eltern gerecht aufzuteilen, sondern ganze Aufgabenbereiche zu übernehmen, also beispielsweise nicht bloß ein Paar Winterstiefel kaufen, sondern für die Kleidung des Kindes das ganze Jahr verantwortlich zu sein. "Witzigerweise sind es oft Männer, die dann sagen: Das ist aber unromantisch, alles zu verhandeln und genau aufzuteilen", sagt Cammarata.
27.10.2020 • 41 Protokoll, 20 Sekunden
Macht Ihnen Fußballspielen noch Spaß, Matthias Ginter?
"Es gibt kaum einen Moment, in dem ich nicht darüber nachdenke, was mir hilft, ein besserer Fußballer zu werden", sagt der Bundesligaprofi und Nationalspieler Matthias Ginter im Zeit-Online-Podcast Frisch an die Arbeit. "Wenn ich mal was Ungesünderes esse, habe ich sofort ein schlechtes Gewissen – und dann lasse ich es lieber."
Heute spielt der 26-jährige Ginter als Innenverteidiger bei Borussia Mönchengladbach. Eigentlich stammt er aber aus einem Vorort von Freiburg, mit elf Jahren wechselte er dort zum SC Freiburg. "Mit dem Fußball angefangen habe ich wie viele kleine Jungs, weil es mir Spaß machte und mein Hobby Nummer 1 war", erzählt Ginter im Podcast. Ein Hobby, das früh einen großen Teil seiner Zeit einnahm. "Ich würde sagen, dass ich mit 16, 17 Jahren angefangen habe zu arbeiten", erzählt Ginter im Podcast. In diesem Alter bestritt er auch sein erstes Profi-Spiel, ein Freundschaftsspiel für den SC Freiburg in Bern. "Ich wollte nie etwas anderes werden als Fußballprofi", sagte er.
Ginter sieht auch, welchen hohen Preis er für seinen Erfolg zahlt: "Gerade nach Niederlagen denke ich, dass es schön wäre, einen Beruf zu haben, der nicht so viel Disziplin erfordert", sagt er. Und er sieht die Nachteile des Ehrgeizes: "Manchmal frage ich mich: Wann bin ich denn mal zufrieden?"
13.10.2020 • 37 Protokoll, 10 Sekunden
Wie erforscht man Pornos, Madita Oeming?
"Porno-Konsum ist ein großer Teil meines Jobs", sagt Madita Oeming im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 36-jährige Kulturwissenschaftlerin erforscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Paderborn die Rolle von Pornografie in der Gesellschaft und hält Seminare dazu. Um wissenschaftlich arbeiten zu können, sichtet sie fast täglich pornografische Inhalte. "Wenn ich einen Vortrag halte, brauche ich gutes Material. Gerade wenn ich spezielle fünf Sekunden suche, um mein Argument zu belegen", sagt Oeming.
Oeming schrieb ihre Masterarbeit zu Moby-Dick-Pornos, "was eine große Freude war", wie sie sagt. Weshalb Oeming sich dann den Porn Studies, den Porno-Wissenschaften, verschrieben hat, dazu aktuell promoviert und Seminare anbietet. Einfach sei es jedoch nicht, zu Pornografie und ihrer kulturellen Rolle in der Gesellschaft zu forschen: "Es gibt genau eine englische Fachzeitschrift zu Pornografie. Die ist in Deutschland ausschließlich an einer Universität zugänglich."
Mit der Bezeichnung "Porno-Wissenschaftlerin" habe sie sich gut arrangiert, sagt Oeming im Podcast: "Ich identifiziere mich sehr stark mit meinem Forschungsgebiet." Doch manches irritiere auch: "Menschen schicken mir manchmal interessante pornografische Aufnahmen. Das ist schon komisch, weil das ja heißt, dass sie beim Masturbieren an mich denken!"
29.9.2020 • 39 Protokoll, 51 Sekunden
Rappt man als Mann anders, Mavi Phoenix?
"Endlich ein Mann zu werden, ist eine riesige Chance für mich als Rapper ", sagt der österreichische Musiker und trans Mann Mavi Phoenix im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". "Ich werde mich äußerlich verändern und meine Stimme wird sich auch verändern. Das ist ein totales Privileg, weil ich mich wirklich verändere – und das nicht über einen neuen Style oder eine neue Frisur inszenieren muss." Mavi Phoenix, 25 Jahre alt, gab im Herbst des vergangenen Jahres öffentlich bekannt, dass er sich als Mann verstehe und künftig auch als Mann leben und auftreten werde. "Ich habe eine Testosteron-Creme, die schmiere ich seit einem Monat auf meinen Unterarm", erzählt Phoenix. Das werde natürlich auch seine Musik beeinflussen. "Ich habe wieder das Gefühl wie am Anfang: Ich muss mich beweisen! Ich muss zeigen, dass ich jemand bin!" sagt Phoenix. Um die Transition geht es auch auf seinem aktuellen Album "Boys Toys". Angefangen zu rappen hat Phoenix mit elf, zwölf Jahren. Zunächst veröffentlichte er seine Musik auf MySpace, seine erste EP "My Fault" war sein Durchbruch: Der Wiener Radiosender FM 4 nahm den Song "Green Queen" ins Programm, die Band Bilderbuch trat live mit Phoenix auf, noch ehe er seinen Schulabschluss hatte.
15.9.2020 • 40 Protokoll
Wie führt man ein gutes Gespräch, Matze Hielscher?
In dieser Folge ist Matze Hielscher zu Gast im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Der 40-Jährige ist der Gründer und Geschäftsführer des Onlinestadtmagazins Mit Vergnügen und Host des Interview-Podcasts Hotel Matze. Sein Geheimnis bei seinen langen Interviews mit Prominenten, sagt Hielscher, sei ganz simpel: "Ich halte mich an Roger Willemsens Ratschlag: Frag nur das, was dich interessiert." Die besten Gespräche seien die, wenn man merke, da habe jemand ein wirkliches Interesse an seinem Gegenüber.
Hielscher kommt aus Elsterwerda im Süden Brandenburgs. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Lampenfachverkäufer und spielte über zehn Jahre in der Indie-Pop-Band Virginia Jetzt!. Als sich die Band im Jahr 2010 auflöste, gründete Hielscher gemeinsam mit seinem Freund Pierre Türkowsky, der zuvor in Berliner Clubs gearbeitet hatte, erst die Partyreihe Remmidemmi, dann Mit Vergnügen, eine Mischung aus Blog, Booking- und PR-Agentur. Parallel legte Hielscher bei Partys auf. Die Eventtipps von Hielscher wurden schnell beliebt, Mit Vergnügen wurde zu einem "Medienhäuschen", wie Hielscher es formuliert, das mittlerweile neben Berlin auch in München, Hamburg und Köln Veranstaltungen empfiehlt. Nur die DJ-Karriere hing Hielscher bald an den Nagel: "Ich habe aufgehört aufzulegen, als die Leute mich gesiezt haben", erzählt er.
1.9.2020 • 50 Protokoll, 53 Sekunden
Wie können wir Frauen besser vor Gewalt schützen, Christina Clemm?
"Dass die Gewalt gegen Frauen und Kinder durch Corona zugenommen hat, das wissen wir aus Studien", sagt Christina Clemm, Fachanwältin für Strafrecht und Familienrecht, im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 52-Jährige registrierte die gestiegene Gewalt allerdings auch selbst: "Ich erlebe das auch in meiner Praxis. Ich habe viel, viel mehr Anfragen von Betroffenen von Gewalt als vor einem Jahr."
Clemm ist der Meinung, dass öffentlich viel mehr über Gewalt gegen Frauen und Gewalt in Familien gesprochen werden müsse. Im Podcast spricht sie auch darüber, was ihren Beruf so besonders macht: "Natürlich denke ich manchmal, als Anwältin in einem anderen Bereich hätte ich früher Feierabend und mehr Geld – aber das kann ich nicht und das, was ich mache, interessiert mich sehr", sagt Clemm. "Es gibt nicht besonders viele langweilige Tage in meinem Berufsleben."
Über die Erfahrungen ihrer Mandantinnen hat Clemm daher vor Kurzem ein Buch geschrieben: Es heißt "AktenEinsicht – Geschichten von Gewalt gegen Frauen", ist im März im Kunstmann-Verlag erschienen und umfasst acht Geschichten von Vergewaltigungen, Mordversuchen und Morden, "die tatsächlichen Ereignissen nachempfunden sind, aber in dieser Form nicht stattgefunden haben“. Dort erklärt sie: Wann ist es Mord, wann Totschlag und was ist Heimtücke? Und wie groß dürften die Dunkelziffern der Fälle sein?
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18.8.2020 • 43 Protokoll, 7 Sekunden
Was braucht eine Schule, um gut durch die Corona-Zeit zu kommen, Markus Plietzsch?
"Wir wussten, dass wir vergleichsweise gut durch die Corona-Zeit kommen würden", sagt Markus Plitzsch im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Der 51-Jährige unterrichtet als Lehrer die Fächer Deutsch, Politik und Wirtschaft an der Richtsberg-Gesamtschule im hessischen Marburg. Er sagt: "Wir haben seit einem guten Jahrzehnt intensiv auf Digitalisierung hingearbeitet, angefangen mit einem selbstgebastelten W-LAN." Dass Plietzsch selbst Lehrer wurde, war für ihn dabei lange nicht abzusehen: "Ich habe das Gymnasium nach der 9. Klassen wegen Langeweile verlassen", erzählt er. Doch gerade das sei für seine Arbeit heute besonders wichtig. Als Gesamtschullehrer habe er daher den Anspruch, seinen Schülerinnen und Schülern zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu entdecken, statt einfach ein fixes Curriculum durchzupauken. Doch vor zehn Jahren habe er gemerkt, dass er etwas ändern musste. Er habe daraufhin viel Zeit und Energie darauf verwendet, das pädagogische Konzept neu zu erfinden. Dazu hat Plietzschs Gesamtschule einerseits in Zusammenarbeit mit den Eltern und finanziert durch öffentliche Mittel den Unterricht komplett digitalisiert – und andererseits im Zuge eines Umbaus die Klassenzimmer abgeschafft. "Unser Grundgedanke war: Wie kann man Schule so verändern, dass Schüler kreativ arbeiten können?"
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4.8.2020 • 33 Protokoll, 3 Sekunden
Wie hilft man benachteiligten Jugendlichen, Freda von der Decken?
"Unser Ziel ist, dass weniger Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen", sagt Freda von der Decken im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 32-Jährige ist die Gründerin der in Hamburg angesiedelten Mut Academy, die Schülerinnen und Schüler aus benachteiligten Familien fördert. Gerade während Corona seien diese Jugendlichen noch mehr aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwunden als ohnehin schon. Sie selbst habe sich schon früh mit Bildungs- und Sozialpolitik beschäftigt: "Ich bin auf dem Land aufgewachsen und aus meiner Grundschule sind nur zwei, drei aufs Gymnasium gegangen." Da habe sie sich zum ersten Mal über die Chancenungleicheit gewundert – weil sie selbst merkte, wie viel leichter sie es an vielen Stellen hatte. "Ich komme aus einem extrem privilegierten Elternhaus", sagt von der Decken. Während ihres Studiums an der privaten Berliner Hertie School erforschte von der Decken die Auswirkungen von Schulreformen auf Kinder und Jugendliche. Danach begann sie mit dem Programm Teach First an einer Hamburger Stadtteilschule als ergänzende Lehrkraft zu arbeiten. Am Ende ihres ersten Jahres sollte von der Decken zehn Jugendliche, die durch die Prüfung zum Ersten Allgemeinen Schulabschluss gefallen waren, auf die Nachprüfung vorbereiten. Damals habe sie gedacht: "Die könnten diesen Schulabschluss auf jeden Fall schaffen. Es liegt nicht an ihnen selbst – sondern an den Umständen.“ Mit insgesamt 36 Schülerinnen und Schülern aus drei Schulen fuhr von der Decken mit anderen Hilfslehrerinnen in eine Jugendherberge, wo jeder in Ruhe an seinen Schwächen gearbeitet hat. Mit diesem Programm machte von der Decken sich selbstständig. Heute coacht ihre Mut Academy mit sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jährlich 240 Jugendliche zwischen der neunten Klasse und dem Ende der Probezeit ihrer Ausbildungsstelle.
21.7.2020 • 35 Protokoll, 35 Sekunden
Wie viel verdient man als Foodbloggerin wirklich, Lynn Hoefer?
„Ich bin keine strikte Veganerin, ich esse auch mal ein Ei“, sagt die Foodbloggerin Lynn Hoefer im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Seit fünf Jahren veröffentlicht die 30-Jährige auf ihrem Blog Heavenlynn Healthymehrheitlich pflanzliche und vegane Rezepte. Ein fester Stamm von rund 20.000 Leserinnen und Lesern verfolgtnach ihren Angaben den Blog. Hoefer, die aus Lüneburg stammt, studiert nach dem Abitur BWL und Internationales Management in Reutlingen und North Carolina. Sie war 22 Jahre alt, ernährte sich gesund, aber ohne Einschränkungen, und war sportlich, als ein Arzt während eines Auslandssemesters in den USA die Diagnose stellte, sie habe Bluthochdruck. „Das war lebensverändernd“, sagt Hoefer. Erst stellte Hoefer ihre eigene Ernährung um, dann begann sie während ihres Masterstudiums mit dem Bloggen, auch um in Kontakt mit anderen Betroffenen zu kommen. „Ich hatte mir als Deadline den Masterabschluss gesetzt und habe die Abschlussarbeit dann zwei Jahre hinausgeschoben, weil es schon so gut lief“, erzählt sie. Mittlerweile hat sich Hoefer mit ihrem Blog und als Kochbuchautorin selbstständig gemacht und Fortbildungen zur Ernährungsberaterin absolviert. Ihr Einkommen, erzählt sie, stamme vor allem aus Kooperationen mit Unternehmen, deren Produkte sie gekennzeichnet in ihrem Blog empfehle – aber auch aus ihren beiden Kochbüchern. „Ich werde mit dem, was ich mache, nicht reich”, sagt Hoefer.
7.7.2020 • 39 Protokoll, 55 Sekunden
Was lernt das Hotel Sacher aus der Corona-Krise, Matthias Winkler?
"Für einen Hotelier, dessen Beruf darin besteht, anderen eine Freude zu bereiten, ist das eine schlimme Situation", sagt Matthias Winkler im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit" über die Corona-Krise. Winkler, 47 Jahre, ist seit sieben Jahren der Geschäftsführer der Sacher Hotels in Wien und Salzburg. "Die Menschen fehlen. Auf der einen Seite unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf der anderen fehlen natürlich auch unsere Gäste." Das Sacher gehört bis heute den Nachfahren von Franz Sacher, der im Jahr 1832 als Konditorlehrling die Sachertorte erfand. Matthias Winkler kam in die Hotellerie über seine Frau Alexandra, eine der Sacher-Erbinnen, mit der er drei Kinder hat. Im Podcast erzählt er, welche Ideen er und sein Team für die Zeit nach Corona entwickeln. Wie das renommierte Hotel durch längere Lüftzeiten und verstärkte Reinigungsdienste für die Sicherheit seiner Gäste sorgt – und welche größeren Trends sich durch die Corona-Krise verstärken. "Die Nachfrage nach Entschleunigung, nach Platz, weniger Masse und maximale Individualität sind Trends, die wir im Tourismus schon länger gesehen haben", sagt Winkler. Der hohe Standard, der im Sacher herrscht, macht Winkler zuweilen demütig, erzählt der Geschäftsführer. "Ich gehe immer mit einer leichten Form des schlechten Gewissens nach Hause", erzählt Winkler. "Das ist erst weg, wenn meine drei Kinder mit Lego-Steinen auf mir rumturnen."
23.6.2020 • 37 Protokoll, 2 Sekunden
Wie spricht man mit Menschen über ihre tiefsten Abgründe, Jürgen Domian?
"Auch nach fast 23.000 Interviews gibt es Anrufer und Themen, bei denen mein Team und ich sagen: Das ist ja unfassbar!", sagt der Talkshow-Moderator Jürgen Domian im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Bekannt wurde der heute 62-Jährige mit seinem nächtlichen Radio-TalkDomian, der seit Mitte der Neunzigerjahre mit Unterbrechung im Radio und neuerdings auch im WDR-Fernsehen ausgestrahlt wird. Die Sendung bekam er nach einem Volontariat beim WDR. Damals schlug er dem Intendanten des Senders, Fritz Pleitgen, eine sogenannte Call-in-Sendung vor, in Anlehnung an die aufkommenden Talk-Formate in den USA. "Pleitgen sagte zu mir: Versuchen Sie, mit den Menschen privat zu reden. Sprechen Sie, als säßen Sie beim Kaffee oder Bier zusammen." Der spätnächtliche Programmplatz, eigentlich eine Notlösung, stellte sich bald als großer Vorteil heraus – weil die Anrufer in der Ruhe der Nacht offenbar ein größeres Zutrauen entwickelten, erzählt Domian im Arbeitspodcast. Drei Monate nach Sendestart meldete sich ein junger Mann namens Hubert, der Leukämie im Endstadium hatte und zum Sterben in seine Wohnung zurückgekehrt war, erinnert sich der Moderator. Domian kam mit ihm ins Gespräch: "Da habe ich gemerkt: das ist nicht einfach nur Talk! Das ist vielleicht sowas wie Seelsorge."
9.6.2020 • 34 Protokoll, 21 Sekunden
Warum sollte auf einer guten Trauerfeier auch gelacht werden, Julian Heigl?
"An den ersten Toten, den ich aufgebettet habe, erinnere ich mich bis heute gut", sagt der Berliner Bestatter Julian Heigl. "Ich hatte Tote bis dahin ja auch weder gesehen noch angefasst." An dem Tag habe er gemerkt, dass von den Toten eine große Ruhe ausgehe – eine Ruhe, die auch auf ihn übergehe. Der 39-Jährige versteht sich als alternativer Bestatter. Die Trauerfeiern, die er ausrichtet, orientieren sich an keinem festen Rahmen oder Ritus, sondern an den Bedürfnissen der Trauernden, erklärt Heigl im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. "Auf einer guten Bestattung wird geweint und gelacht“, sagt er. Für Heigl selbst war lange nicht absehbar, dass er beruflich mit Toten und Trauernden zu tun haben würde. Er studierte Musikwissenschaft, promovierte über Barockmusik und machte sich danach auf die Suche nach einem Beruf, der zu ihm passte. Dabei stolperte er über die Homepage eines alternativen Bestatters: "Ich hatte das Gefühl: Das ist es. Das mache ich jetzt." In einem Praktikum erlernte Heigl die handwerklichen und bürokratischen Aspekte des Berufs, die Fristen, die einzuhalten sind, und wie man einen toten Körper wäscht, anzieht und bettet. Mit seinem Bestattungsunternehmen Thanatos bekomme er heute mehr Anfragen, als er zusagen könne. Auch wenn es immer schwer sei, Trauernden abzusagen, sei es auch wichtig, dass er auf seine eigenen Grenzen achte: "Es tut mir nicht gut, wenn ich 15 Sterbefälle im Kopf habe und sie einfach abarbeite", sagt Heigl.
26.5.2020 • 46 Protokoll, 40 Sekunden
Was verändert sich durch Corona für Sie als Hebamme, Katharina Kerlen-Petri?
"Der Beruf der Hebamme hat etwas sehr Nahes", sagt die Katharina Kerlen-Petri, die selbst Hebamme in Berlin ist, im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. "Die Corona-Regeln widersprechen also eigentlich meinem Gefühl." Den Besuch bei den Familien möglichst kurz zu halten, Abstand zu wahren, dafür Sorge zu tragen, dass nur Mütter und Säuglinge im Raum sind, und stattdessen so viele Gespräche wie möglich am Telefon oder per Videocall zu führen, stehe all dem entgegen, was sie sonst an ihrem Beruf so schätze. "Ich merke auch, ich bin angespannter als sonst", sagt die 55-Jährige. Drei- bis achtmal am Tag sei sie derzeit im Einsatz. "Ich besuche weiterhin alle Frauen, die frisch ihre Babys bekommen haben." Kerlen-Petri sieht es positiv, dass ihr Beruf derzeit mehr Anerkennung bekomme als sonst. "Hebammen in der Klinik haben auch ohne Corona einen harten Job", sagt Kerlen-Petri im Podcast. "Vielleicht ist die Krise ein Anstoß nachzudenken, wie Geburten eigentlich sein sollen." Seit 30 Jahren arbeitet sie nun als Hebamme. Die Faszination des Berufs habe bis heute nicht aufgehört: "Was mich jeden Tag freut: Familien zu begleiten dabei, wie sie Familien werden."
12.5.2020 • 40 Protokoll, 6 Sekunden
Wie dreht man eine Serie wie „Unorthodox“, Maria Schrader?
"Als Netflix für Unorthodox ein riesiges Billboard am Time Square in New York gemietet hatte, ging ein großes Raunen durch unser Team", sagt die Regisseurin Maria Schrader im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. In der Verfilmung des autobiografischen Weltbestsellers der Autorin Deborah Feldman geht es um eine junge, strenggläubige Jüdin, die sich aus ihrer Gemeinde löst und in Berlin ein neues Leben beginnt. "Für Netflix-Verhältnisse ist das eigentlich eine kleine deutsche Serie und relativ schmal budgetiert", sagt die 54-jährige Schrader. Und dennoch sei die Serie vor allem in den USA mit großer Begeisterung aufgenommen worden. "Es haben sich Agenten aus Amerika gemeldet“, sagt sie. Schrader, die in Hannover geboren wurde und am Max-Reinhardt-Seminar in Wien Schauspiel studiert hat, wollte immer Theaterschauspielerin werden. Über ihre Beziehung zu dem Regisseur Dani Levy fand Schrader zum Film und zum Kino – erst als Schauspielerin, seit dem Levy-FilmMeschugge auch als Autorin und Co-Regisseurin. Im Podcast, der über das Internet aufgenommen wurde und dessen Fragen Schrader kurz vor Ostern von ihrer Berliner Wohnung aus beantwortete, erzählt sie, wie sie die Dreharbeiten für Unorthodox erlebte – und wie sie durch Corona hart ausgebremst wurde. "Als das mit Corona begann, waren wir auf dem Sprung: zu Premieren zu fahren, nach Frankreich zu einem großen Festival zu fahren – und das war dann alles weg", sagt Schrader. "Geblieben ist eine seltsame innere Unruhe. Es gab nichts zu tun, aber der innere Motor war auf Go."
28.4.2020 • 41 Protokoll, 19 Sekunden
Wie erkennt man einen Bestseller, Anvar Cukoski?
"Es reicht nicht, wenn ein Buch ganz gut ist und sich nett liest – es muss mich komplett umhauen!", sagt Anvar Cukoski. Der 37-jährige Lektor leitet den Bereich der Belletristik beim Blumenbar Verlag, der zum Aufbau Verlag gehört. "Oft ist ein Buch für einen Verlag eine Art Wette: Könnte das vielleicht ein Bestseller oder Kritikererfolg werden?", erklärt Cukoski im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Dafür müsse ein Verlag bereit sein, ein großes finanzielles Risiko einzugehen: "Für ein deutschsprachiges Debüt hab ich schon jeden Betrag gesehen – von 5.000 bis 500.000 Euro“, sagt Cukoski. Cukoski studierte Neuere Deutsche Literatur und Philosophie in Berlin. Nach einem Praktikum landete er beim Berlin Verlag. Das Klischee, dass viele Lektoren selbst Romane schreiben wollten, träfe auf ihn nicht zu, erzählt Cukoski: "Ich habe relativ schnell erkannt, dass ich gar nicht so dringend schreiben will." Schriftsteller stünden im Rampenlicht, mit ihrer Kunst und ihrem Namen. Den Beruf des Lektors erklärt er so: "Man tritt hinter die Idee des Buches zurück, das ist der Job. Manchmal bin ich Hebamme, manchmal Chef."
Sein eigener Geschmack sei bei der Auswahl der Bücher, die er ins Verlagsprogramm aufnehme, wichtig, aber letztlich habe er immer den Markt und die Leser im Kopf, sagt Cukoski. Manchmal bedauere er die Professionalisierung: "Die Unschuld beim Lesen ist weg", sagt er. Doch die Freude beim Lesen habe er nicht verloren: "Ein Manuskript zu beginnen und dann kommt die Euphorie – das ist ein Gefühl, das sich nicht abnutzt."
14.4.2020 • 38 Protokoll, 49 Sekunden
Warum sagen Sie als Hirnforscher, dass wir bei der Arbeit träumen sollten, Bernd Hufnagl?
"Mut, nichts zu tun, ist ein trivialer, aber wertvoller Tipp", sagt der österreichische Neurobiologe und Autor Bernd Hufnagel, 51 Jahre, im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Acht Wochen Urlaub im Jahr habe er sich daher selbst verordnet – um nicht zu einem der Kandidaten zu werden, die er in seinem Berufsalltag oft trifft: erschöpfte und enttäuschte Manager. Im Anschluss an sein Studium der Biologie und Medizin hatte sich Hufnagl zunächst der Forschung verschrieben: "Ich war getrieben von der Unfähigkeit, dass man das eigene Gehirn nicht versteht", sagt er. Seine Arbeit war mit vielen Rückschlägen verbunden – und mit Tierversuchen. "Die fünf, sechs Jahre Forschung an der Netzhaut haben kein positives Ergebnis gebracht. Mir war das zu wenig, dass man dafür Tiere umbringt", erzählt er. Deshalb gab er seinen sicheren, verbeamteten Job auf und wechselte in die Gesundheitsberatung. Sein Fokus: die Wichtigkeit des Tagträumens und der Pausen. "In Zeiten der Reizüberflutung müssen wir wieder lernen, tagzuträumen", sagt Hufnagl im Podcast. Mittlerweile ist er vor allem als Vortragsredner unterwegs. "Ich liebe den Applaus. Man wirft mir vor, ich sei eine Rampensau", sagt Hufnagl. Dass er dabei nicht mehr in der biologischen Forschung aktiv ist, sei für ihn in Ordnung: "Ich bin ich ein Übersetzer der Erkenntnisse meiner forschenden Kollegen", sagt er.
31.3.2020 • 37 Protokoll, 41 Sekunden
Wie wird man ein international erfolgreicher Comiczeichner, Flix?
"Comics zu zeichnen ist in Deutschland ein schwieriges Geschäft", sagt Felix Görmann, der unter dem Künstlernamen Flix zu den erfolgreichsten Comiczeichnern Deutschlands gehört. Der Verkauf von Comics reiche oft nicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, sagt der 43-Jährige im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Flix studierte Kommunikationsdesign an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken. Dort habe er als erster Studierender überhaupt einen Comic als Abschlussarbeit eingereicht. Später veröffentlichte er den Comic, das war der Anfang seiner Karriere. Als der französische Comicverlag Dupuis, der die Rechte an der Comicreihe Spirou und Fantasio hält, vor einigen Jahren auf der Suche nach einem Zeichner gewesen sei, habe Flix' deutscher Verleger ihn vorgeschlagen. "Das ist, wie wenn die Nasa anruft und fragt: Möchtest du zum Mond fliegen?!", erinnert sich Flix im Podcast. Er habe sofort zugesagt, schließlich seien diese Figuren der Grund, warum er Comiczeichner geworden sei: "Ich hab die als Kind gelesen, geliebt und durchgepaust." Für ihn seien die Spirou-Comics wie Tim und Struppi – "nur deutlich überdrehter, wie James Bond auf Speed", erzählt Flix.
17.3.2020 • 43 Protokoll, 56 Sekunden
Wie erfindet man glutenfreies Brot, Ava Celik?
"Ich wusste nicht, was ein Sauerteig überhaupt ist", sagt Ava Celik über ihre Anfänge als Bäckerin. Die 30-Jährige hat ein glutenfreies Sauerteigbrot entwickelt, das sie heute in ihrer eigenen Bäckerei in Berlin verkauft. Damit war sie in den letzten Jahren Tag und Nacht beschäftigt. Dabei hatte Celik eigentlich etwas anderes mit ihrem Leben vor. Schon vor dem Abitur arbeitete sie als Schauspielerin. Später studierte sie Philosophie- und Filmwissenschaften und nahm privaten Schauspielunterricht. Unter anderem spielte sie im Tatort mit. Doch sie stellte ihren Beruf infrage: "Ich war auf einer Preisverleihung und dachte: Was mache ich hier?" Zu diesem Zeitpunkt war bei Celik bereits eine Glutenunverträglichkeit festgestellt worden. Herkömmliches Brot konnte sie nicht mehr essen, alle Alternativen schmeckten ihr nicht. Da habe sie gedacht: "Entweder mache ich das selbst besser oder ich esse gar kein Brot mehr." Mit viel Aufwand, täglichen Versuchen und langen Tabellen erarbeitet sie, mit welchem Mehl aus Hirse, Buchweizen oder Reis und bei welcher Temperatur glutenfreies Brot so gut wird wie traditionelles Vollkornbrot. "Ich habe zwei Jahre am Rezept gearbeitet – ich habe nichts anderes gemacht, nur gelesen und gebacken." Mit einem Bankkredit eröffnete sie eine Bäckerei und beliefert heute Restaurants und Cafés, schickt Brote an Kunden in ganz Europa. Ihr Rezept will sie nicht verkaufen: "Man muss lernen, nein zu sagen", sagt Celik. "Das ist der Grund, warum ich heute glücklich bin."
3.3.2020 • 36 Protokoll, 27 Sekunden
Wie gut sind Ministeramt und Familie zu vereinbaren, Hubertus Heil?
"In Sitzungswochen des Bundestages geht es morgens zwischen sieben und acht Uhr los", sagt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Es sei nicht leicht, den Ministerberuf mit der Familie zu vereinbaren – "ich will meine Kinder ja nicht erst bei der Abiturfeier wiedersehen". Hilfreich sei dabei, sich über die Endlichkeit politischer Karrieren im Klaren zu sein. "Ich bin nicht süchtig nach Politik. Ich habe einen Plan B", sagt er. Hubertus Heil wurde in Hildesheim geboren. Als Schülersprecher hielt er auf Schülerdemonstrationen in seiner niedersächsischen Heimat Reden. Mit 26 Jahren wurde Heil das erste Mal Bundestagsabgeordneter. "Als junger Abgeordneter hätte ich nicht gedacht, dass ich innerhalb weniger Monate über den Kampfeinsatz der Bundeswehr im Kosovo abstimmen müsste. Das hat mir viele schlaflose Nächte bereitet. Als Arbeitsminister leitet Heil heute das Ministerium mit dem größten Etat und ist für viele der großen gesellschaftlichen Themen zuständig: Rente, Arbeitslosenversicherung, soziale Grundsicherung, die Arbeitsagenturen. Die schönsten Arbeitstage seien die, "wenn ich mit Menschen spreche, deren Lebensalltag durch Politik positiv beeinflusst wurde", sagt Heil. Für das Gespräch mit Menschen, erzählt er, brauche er keine spezielle Vorbereitung, "bei aller Rhetorik, ich bin ja kein Schauspieler". Vor einem Fernsehduell mit politischen Gegnern aber müsse er sich nicht nur inhaltlich, sondern auch mental vorbereiten, sagt Heil. Er habe im Auto auch schon mal "Eye of the Tiger" gehört, um sich in die richtige Stimmung zu versetzen.
18.2.2020 • 46 Protokoll, 38 Sekunden
Oliver Kienle, wie schreibt man eine Serie wie Bad Banks?
"Keiner wusste, dass Bad Banks ein Erfolg wird", sagt der Drehbuchautor und Regisseur Oliver Kienle, der die preisgekrönte Serie um die junge Bankerin Jana Liekam, gespielt von Paula Beer, geschrieben hat. "Viele, mich eingeschlossen, dachten sogar, dass die Quote der Serie eher schlecht wird." Die wichtigste Folge beim Drehbuchschreiben, erzählt der 38-Jährige, sei immer die allererste Folge – weil diese die Produktionsfirmen, die beteiligten Sender und auch die Schauspieler und Schauspielerinnen überzeugen müsse. Entsprechend viel Zeit sei in die erste Folge von Bad Banks geflossen: "Von der ersten Folge der ersten Staffel habe ich fünfzehn Fassungen geschrieben", sagt Kienle. Schon als Teenager habe er wie manisch begonnen, Geschichten zu schreiben: "Bis ich neunzehn war, hatte ich neun Romane geschrieben, die bestimmt alle scheiße waren." Mit Anfang zwanzig schrieb er auf eigene Faust und ohne jegliche finanzielle Unterstützung die ersten Filme. Bei seiner Arbeit muss Kienle heute auch immer viel Kritik einstecken. "Ich fordere sehr viel Feedback ein, auch wenn es nervt und einen anstrengt", sagt er. Sich einschränken lassen will Kienle sich bei seiner Arbeit am liebsten von niemandem. "Unter Karrieregesichtspunkten habe ich auch heikle Entscheidungen getroffen", erzählt er. So habe er etwa nach seinem Debütfilm einen Tatort abgesagt. "Ich will meine Geschichten erzählen, ich muss keine Karriere machen", sagt Kienle.
4.2.2020 • 45 Protokoll, 58 Sekunden
Warum ist es nicht schlimm, im Büro zu weinen, Magdalena Rogl?
Ganz lange habe ich versucht, zu verheimlichen, dass ich kein Abi und nicht studiert habe", sagt Magdalena Rogl im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 34-Jährige, die heute als Head of Digital Channels bei Microsoft arbeitet, war keine gute Schülerin. Mit 16 Jahren entschied sie sich dazu, die Schule abzubrechen. Sie wollte Kindererzieherin werden und begann eine Ausbildung. Mit 24 Jahren war sie zweifache Mutter, alleinerziehend und arbeitete Vollzeit in einer Krippe. Doch das ging nicht lange gut: Das Geld habe nicht gereicht, sie sei nur noch traurig gewesen. "Wenn man den ganzen Tag mit kleinen Kindern arbeitet und abends sind da schon wieder Kinder, da verliert man irgendwann die Liebe", erinnert Rogl sich im Podcast.
Rogl begann sich auf andere Stellen zu bewerben, schrieb über 50 Bewerbungen – und kassierte nur Absagen. "Da hatte ich richtig Angst. Ich hatte das Gefühl, das wird nichts mehr." Schließlich klappte es doch, im Jahr 2016 bekam sie eine Zusage von Microsoft Deutschland. Heute sitzt sie auf vielen Podien, tritt bei Konferenzen auf und spricht über Digitalisierung, Diversität und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Im Podcast spricht Rogl auch über Gefühlsausbrüche im Büro. Sie sagt: "Ich finde es nicht schlimm, wenn man auf der Arbeit heult.
21.1.2020 • 58 Protokoll, 34 Sekunden
Warum imitieren Sie Vogelgezwitscher, Herr Westphal?
"Ich hatte schon immer Spaß daran, mit meiner Stimme zu experimentieren, und habe sie über die Jahre wie ein Instrument ausgebildet", sagt der Biologe Uwe Westphal im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Der 62-Jährige kann 200 Tierstimmen imitieren, 130 davon sind Vogelstimmen. Schon als Jugendlicher brachte Westphal sich verschiedene Pfeiftechniken bei. Heute nimmt er Hörspiele auf, schreibt Bücher, bietet Exkursionen in Norddeutschland an und tritt mit einem Bühnenprogramm auf. Westphal wuchs auf einem Bauernhof auf und wollte schon als Kind Tierforscher werden. Später studierte er Biologie und arbeitete danach unter anderem beim Naturschutzbund in Hamburg. Doch die Arbeit machte ihn nicht glücklich: "Ich habe die Natur nicht mehr gesehen." Schließlich, sagt er, habe er nicht mehr gekonnt, Burn-out. Westphal verlor seinen Job. Die Idee, sich mit der Imitation von Tierstimmen selbstständig zu machen, sei daher aus der Not geboren. Die ersten Jahre seien hart gewesen. Das habe sich inzwischen geändert: "Es ist jetzt nicht mehr so, dass monatelang gar nichts kommt." Er sagt: "Mein Lebensziel ist nicht, möglichst viel Geld zu scheffeln. Ich möchte gut und sinnvoll leben." Westphal sieht sich als Vermittler zwischen Mensch und Tier. Er sagt: "Es geht letztlich ums Überleben der Menschheit: Man schützt nur, was man kennt und liebt.“
7.1.2020 • 44 Protokoll, 51 Sekunden
Herr Puhl, wie kann man Obdachlosen helfen?
"Helfen setzt gelegentlich Glückshormone frei", sagt der Berliner Sozialarbeiter Dieter Puhl im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Bis ins vergangene Jahr leitete der 61-Jährige die evangelische Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo in Berlin und kümmerte sich um Obdachlose. Heute ist er Lobbyist für die Themen Armut und Obdachlosigkeit. Er sagt: "Der Job ist nicht härter als andere Berufe", zumindest für ihn selbst nicht. "Wenn dieser Beruf mich ständig killen würde, dann würde ich das doch nicht seit 27 Jahren machen!" Was ihn auch durch die harten Tage trage, an denen etwa Obdachlose auf der Straße mitten in der Stadt stürben, sei einerseits sein christlicher Glaube und, wie Puhl es formuliert, eine "radikale Liebe den Menschen gegenüber." "Ohne Liebe" sagt Puhl, "ist alles nüscht." In der Zeit bei der Bahnhofsmission habe Puhl 70 Stunden pro Woche gearbeitet. Nach Feierabend ließ er die Sachen nicht hinter sich, sondern nehme sie bewusst mit nach Hause. Er sagt: "Die Menschen auf der Straße in ihrem Elend haben es verdient, dass ihr Schicksal für die anderen – für uns – nicht zu leicht wird."
10.12.2019 • 40 Protokoll, 26 Sekunden
Warum haben die Depressionen Sie zu einer besseren Chefin gemacht, Katharina Borchert?
Eine gute Führungskraft müsse Verletzlichkeit zeigen und Zweifel zulassen, sagt Katharina Borchert. "Die Tiefen, die ich durchlaufen habe, haben mir das erleichtert", sagt sie im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 47-Jährige arbeitet heute als Innovationschefin bei dem Tech-Unternehmen Mozilla im Silicon Valley. Im Podcast erzählt sie, dass sie früher unter Depressionen gelitten habe. "Ich hatte damit weit über zehn Jahre zu kämpfen", sagt sie. "Es gab viele Phasen in meinen Zwanzigern, in denen ich definitiv keine Vollzeitstelle hätte ausfüllen können.“ Geholfen hätten ihr „sehr gute Therapie und wahnsinnig viel Zeit.“ Sie sei durch ihre Erfahrungen empathischer, lasse ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Freiraum, könne Konflikte gut aushalten. Borchert wuchs auf einem Bauernhof bei Bochum auf. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als freie Journalistin, wurde später Online-Chefredakteurin der WAZ-Mediengruppe und dann Geschäftsführerin von Spiegel Online in Hamburg. Vor vier Jahren wechselte sie zu Mozilla und zog in die USA. Was Borchert antreibt, ist ihr Wille, etwas zu verändern. Daher wolle sie keinen Tag ungenutzt lassen. Die Erfahrungen mit den Depressionen, die sie als junge Frau gemacht habe, hätten sie kompromissloser gemacht. "Ich weiß besser, was mir guttut und was nicht", sagt sie. Um bei der vielen Arbeit emotional stabil zu bleiben, bewegt sie sich jeden Tag eine Stunde an der frischen Luft. "Klingt altmodisch, aber da komme ich am besten runter", sagt Borchert.
26.11.2019 • 55 Protokoll, 33 Sekunden
Wie kann man sich als Krankenpfleger Fehler verzeihen, Robert Kunz?
"Was mich an Krankenhausserien nervt, ist, wie die Position des Arztes dargestellt wird", sagt der Krankenpfleger Robert Kunz im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Der 30-Jährige arbeitet in einer kleinen Tagesklinik in Berlin. Die Rolle von Pflegerinnen und Pflegern werde durch das Bild im Fernsehen oft unterschätzt. Kunz sagt: "Der Kontakt der Patienten ist zu 90 Prozent mit den Pflegekräften und nicht mit den Ärzten.“ Kunz, der eigentlich mal Polizist werden wollte, sieht sich als Vermittler zwischen dem starren System Krankenhaus und seinen Patienten. "Das komplexeste an meinem Beruf ist das Sprechen mit den Patienten und Patientinnen – wie gehe ich mit Unsicherheiten und Aufregung um? Wie vermittle ich all die Informationen, ohne die Betreffenden zu überfrachten? Das muss man erst einmal einschätzen können.“ Als erfüllend nimmt er in seinem Beruf die Dankbarkeit von Kranken wahr. Im Podcast sagt Kunz aber auch: "Die Menschen verbinden mit einem sehr viele Hoffnungen. Aber natürlich passieren auch uns Pflegerinnen und Pflegern Fehler." Zu hohe Erwartungen hätten nicht nur Patienten, sondern auch er und seine Kollegen. Bei Fehlern gingen sie oft sehr hart mit sich ins Gericht. "Man muss sich auch mal einen Fehler verzeihen können – auch große Fehler", sagt Kunz.
12.11.2019 • 33 Protokoll, 44 Sekunden
Warum muss Arbeit wehtun, Max Herre?
"Es gibt zum Glück so was wie Abgabetermine", sagt der Musiker Max Herre im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Denn dem 46-Jährigen falle es schwer, ein Ende zu finden: "Ich muss das Gefühl haben, ich habe jetzt alles probiert. Wenn die Arbeit nicht wehgetan hat, ist sie nicht fertig." So habe er an seinem neuen Album "Athen", das Anfang November erscheint, seit 2015 gesessen. Herre wurde Ende der Neunziger mit der Band Freundeskreis bekannt. Die Single "A-N-N-A" war ein großer Erfolg und verkaufte sich 250.000-mal. Doch schon im Jahr 2000 gab Freundeskreis die letzten Konzerte. Herre zog mit seiner Frau, der Sängerin Joy Denalane, nach Berlin. Sie arbeiteten im Wechsel, mal war er mit einem Soloalbum an der Reihe, mal sie. Bei der Entscheidung sei es auch um die Vereinbarkeit von Familie und Musik gegangen. Herre sagt: "Wir wollen beide den Beruf machen. Aber wir haben eine Familie und können nicht in der Welt unterwegs sein, während die Kinder in die Schule müssen.“ Das ändere sich gerade wieder, da die Kinder größer sind. "Wir arbeiten gleichviel, aber gleichzeitig", sagt Herre. Neben der eigenen Musik mag Herre es weiterhin gern, Platten für andere Musikerinnen und Musiker zu produzieren. "Weil du da nicht dich selbst verhandeln musst", sagt er. Denn wenn man sich mit der eigenen Musik zeige, mache man sich immer angreifbar.
29.10.2019 • 38 Protokoll, 56 Sekunden
Worauf achten Sie, wenn Sie einen Film mit sich selbst sehen, Heike Makatsch?
"Wie mache ich das? Wie sehe ich denn da aus!?“ Diese Fragen gehen der Schauspielerin Heike Makatsch durch den Kopf, wenn sie zum ersten Mal einen Film mit sich selbst sieht. Doch wenn sie zufrieden mit sich sei, könne sie einen Misserfolg auch ganz gut ertragen, erzählt die 48-Jährige im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Makatsch studierte nach dem Abitur ein paar Semester Politik und Soziologie, da war sie bereits Moderatorin beim Musiksender Viva. Ihre erste Filmrolle hatte sie mit 25 Jahren in dem Film Männerpension von Detlev Buck, für die sie gleich zwei Preise bekam. Im Podcast erzählt Makatsch, wie sie sich auf ihre Arbeit vorbereitet: "Ich lese jedes Drehbuch sicher dreimal", sagt sie. "Ich schreibe mir immer die Subtexte auf: Was sagt meine Figur hier wirklich?“ Über die Stimmung am Set sagt sie: "Harmonie im Team ist für mich relativ zweitrangig." Das passe ganz gut zu ihrer eigenen Arbeitsmoral: "Ich bin diszipliniert, selbstkritisch und verlange mir was ab", sagt Makatsch. Das beinhalte auch eine gewisse Härte gegen sich selbst. "Während eines Drehs geht man auch mit Fieber zur Arbeit. An so einem Tag würde ich mich nie hängen lassen." Und überhaupt sei die Arbeit für sie keine Belastung, im Gegenteil: "Manchmal finde ich drehen sehr viel entspannter als den Alltag mit Familie." Manchmal wünsche sie sich allerdings, "ich würde mehr intellektuell arbeiten, als ich das tue.“
Ab dem 17. Oktober ist Makatsch in dem Kinofilm "Ich war noch niemals in New York" von Philipp Stölzl zu sehen.
15.10.2019 • 36 Protokoll
Wie organisiert man eine Band wie Deichkind, Henning Besser?
"Deichkind ist heute ein konzeptkünstlerisches Projekt, das im Gewand einer Popband daherkommt", sagt Henning Besser von Deichkind im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die Aufgabe des 39-Jährigen bei Deichkind sei eher ungewöhnlich, wie er selbst sagt: "Ich kümmere mich um alles außer die Musik und die Texte." Konkret heißt das, dass Besser sowohl für die Ästhetik als auch die Produktion der aufwendigen Liveshows von Deichkind zuständig ist. Besser begann seine DJ-Karriere einst unter dem Künstlernamen DJ Phono. Im Jahr 1998 wurde er Vizeeuropameister im Scratchen. Zu Deichkind stieß er zunächst als Tour-DJ und wurde erst im Jahr 2006 reguläres Mitglied der Band um Rapper Philipp Grütering. Knapp 30 Leute arbeiten heute Vollzeit für Deichkind, darunter Ingenieure, vor allem im technischen Bereich, der Bühnenkonzeption und im Bühnenbau. Dazu kämen, so Besser, Freelancer für Pressearbeit, Marketing und Artwork – und nochmals gut 70 Mitarbeiter, die mit der Band auf Tour unterwegs seien. Deichkind sei mittlerweile "eigentlich ein veritabler Mittelständler geworden", erzählt Besser. "Tief in meinem Herzen bin ich aber gar kein Unternehmer", sagt Besser. "Ich bin Künstler und spiele nur Firma!"
1.10.2019 • 34 Protokoll, 7 Sekunden
Wie können Sie sich als Frauenärztin von Ihren Patientinnen abgrenzen, Sheila de Liz?
"Mein Fach ist mit schönen Momenten gesegnet, gerade Schwangerschaften sind immer wieder etwas ganz Besonderes", sagt die Frauenärztin und Autorin Sheila de Liz über ihren Beruf im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". "Aber wenn man gerade einen Brustkrebs-Fall hatte und die nächste Patientin reinkommt rein und wegen der Wartezeit meckert – das ist besonders anstrengend." Eigentlich, sagte die 50-Jährige, müsste man "vor jeder Patientin eine Kurzmeditation machen, das Fenster aufreißen und die Energien loswerden“. Sheila de Liz wurde in New Jersey, USA, geboren und kam als Teenager mit ihrer deutschstämmigen Mutter nach Deutschland. In Mainz studierte sie Medizin. Seit über zwölf Jahren arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis in Wiesbaden. Im Podcast berichtet de Liz auch davon, wie viel Scham viele ihrer Patientinnen haben. Der verkrampfte und von unsinnigen Schönheitsvorstellungen geprägte Blick auf den Körper der Frau bringe Frauen in Gefahr: "Es gibt Frauen, die gehen nicht zur Mammografie, weil sie sich für ihre Brüste schämen.“ Darüber hat sie auch ein Buch geschrieben, es heißt: "Unverschämt – Alles über den fabelhaften weiblichen Körper".
17.9.2019 • 35 Protokoll, 33 Sekunden
Wie wird man ein Rockstar, Marco Wanda?
"Ich kann noch immer mein Glück nicht fassen, dass das mein Beruf ist“, sagt der Musiker Marco Wanda im Podcast "Frisch an die Arbeit". Der 32-jährige Österreicher erzählt von seiner Arbeit an Texten, aber auch vom Hype um die 2012 gegründete Band Wanda, die mit der Single "Bologna" bekannt wurde. Marco Wanda hat Sprachkunst an der Wiener Universität für angewandte Kunst studiert. Seine Berufung sei aber immer die Bühne gewesen. "Ich bin mir sicher, ich wäre in jedem anderen Lebensentwurf grandios gescheitert", sagt Wanda. "Ich bin überall rausgeflogen, wo man rausfliegen kann." Die Arbeit als Songschreiber und Musiker heute nehme er dagegen sehr ernst. Lieder schreiben sei für ihn wie ins Büro zu gehen, auch wenn ihm ein bisschen Alkohol dabei helfe und er beim Schreiben extrem viel rauche – im Grunde eine Schachtel für jede Strophe, sagt er im Podcast. Die Leidenschaft und Begeisterung im Publikum würden seine Band und ihn am meisten anstacheln. Sie würden versuchen, "jedes Konzert so zu spielen, als ginge es um Leben und Tod". Das neue Album "Ciao!" von Wanda erscheint am 6. September 2019.
3.9.2019 • 28 Protokoll, 47 Sekunden
Wie schafft man es, lange Zeit am Stück konzentriert zu arbeiten, Nora Markard?
"Bei einer guten Vorlesung sieht man in den Gesichtern, da passiert was im Kopf", sagt die Juristin Nora Markard im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die 41-Jährige ist Juniorprofessorin für Öffentliches Recht und Völkerrecht an der Universität Hamburg. In ihren Vorlesungen sitzen bis zu 400 Studierende. "Da muss man ziemlich ackern, um die Leute zu erreichen und die nicht dahinten drinsitzen und das über sich ergehen zu lassen", sagt sie. Markard hat Jura und Internationale Beziehungen in Berlin, Paris und London studiert. Derzeit sitzt sie an ihrer Habilitationsschrift. Im Podcast erzählt Markard von – wie sie sie nennt – manischen und depressiven Phasen im Arbeitsleben von Juristen. In den sogenannten manischen Phasen arbeite man unglaublich viel, alles funktioniere. In depressiven Phasen unterschätze man seine Expertise und halte die eigene Arbeit für banal. Sie spricht auch vom Hochstaplersyndrom: der Angst, dass man in Wirklichkeit gar nichts kann und andere es nur noch nicht bemerkt haben. Markard sagt: "Es geht darum, eine nachhaltige Art der Arbeit zu finden, die man über lange Zeit durchhält, ohne unglücklich oder krank zu werden." Und: "Zu viel ist grundsätzlich ein Problem in unserem Beruf. Man hat immer das Gefühl, es ist nicht genug."
20.8.2019 • 52 Protokoll, 27 Sekunden
Wie hat Ihre Arbeit Sie trotz schwerer Krankheit am Leben gehalten, Miriam Maertens?
"Im Grunde arbeite ich erst seit sieben Jahren ohne Schummelei", sagt die Schauspielerin Miriam Maertens im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die heute 49-Jährige hat seit ihrer Geburt Mukoviszidose, eine nicht heilbare Stoffwechselerkrankung, die unter anderem zu viel Schleim in der Lunge produziert. Bis zu ihrer Lungentransplantation vor sieben Jahren erzählte sie nur wenigen Kollegen und Regisseuren von ihrer Krankheit. In den Pausen ging sie nach Hause, um Übungen zu machen, und später, um sich an der Sauerstoffmaschine zu stärken. Miriam Maertens kommt aus einer Hamburger Theaterfamilie. Schon als Kind wusste sie, dass sie einmal Schauspielerin werden würde. Dass die Ärzte bei ihr eine Lebenserwartung von fünf Jahren prognostiziert hatten, verdrängte sie. Sie sagt im Podcast: "Das Verdrängen war in der Familie hoch angesagt, um auch Spaß am Leben zu haben." Mit 20 Jahren spielte sie ihre ersten Rollen, unter anderem an der Schaubühne in Berlin, dann als festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Zürich. Die Arbeit habe sie am Leben gehalten, sagt sie. Aber irgendwann ging es nicht mehr. Vor sieben Jahren bekam sie eine Spenderlunge. Im Podcast erzählt Maertens, wie sie mit der Krankheit arbeiten konnte – und auch, wie sich Arbeit für sie verändert hat, seitdem sie eine neue Lunge hat. So arbeitete sie in den ersten Jahren nach der OP zunächst sehr viel, weil sie endlich alles konnte. Aber sie sagt auch: "Ich mache manche Sachen nicht mehr, wenn ich sie nicht wirklich machen will." Stattdessen wolle sie lieber auch mal reisen – was sie früher auch nicht immer konnte. Zur neuen Spielzeit wechselt sie ins Ensemble des Schauspiels Hannover. Im vergangenen Jahr ist ihr Buch „Verschieben wir es auf morgen“ über ihren Kampf gegen Mukoviszidose erschienen.
6.8.2019 • 54 Protokoll, 19 Sekunden
Wie ist es, mit 23 Jahren das Weingut der Eltern zu übernehmen, Juliane Eller?
"Die Entscheidung für den Weinbau ist bei mir relativ spät gefallen", sagt Juliane Eller im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die 29-Jährige ist Winzerin im rheinhessischen Ahlsheim. "Ich wollte früher immer ein geregeltes Leben mit Fünf-Tage-Woche" – und das gehe im Weinbau gar nicht. Während Ellers Schulfreunde im Sommer an den See gefahren seien, habe sie ihren Eltern geholfen. Druck hätten sie ihr nie gemacht, erzählt Eller. Nach der Schule machte sie ein Praktikum im Weinbau. Dort habe sie erst die Vielzahl an Möglichkeiten verstanden, die ihr durch den Familienbetrieb offen standen. Sie entschied sich nicht nur, Weinbau zu studieren und den Betrieb zu übernehmen – sondern auch, das Unternehmen komplett umzubauen. Da war die gerade 23 Jahre alt. "Als ich bei meinen Eltern eingestiegen bin", erzählt Eller lachend, "habe ich erst einmal nur wahnsinnig viel Geld gekostet.“
Der anstrengendste Teil der Arbeit sei bei all dem, so sehr von der Natur abhängig zu sein – auch wenn für dieses Jahr die größten Gefahren wie Hagel und Unwetter überstanden seien. Die zunehmende Klimakrise sei auch für den Weinbau in Deutschland ein großes Problem, erzählt Eller: "Wir fangen heute Anfang September an zu ernten – mein Papa hat noch Ende November geerntet."
Eller hat zwei Wein-Marken etabliert: „Juwel", ihre eigene Marke. Und die Marke „Drei Freunde“, die sie zusammen mit dem Moderator Joko Winterscheidt und dem Schauspieler Matthias Schweighöfer gegründet hat.
23.7.2019 • 37 Protokoll, 59 Sekunden
Wie bewegt sich der Share-Now-CEO Olivier Reppert durch die Stadt?
"Ich bin von montags sieben Uhr bis freitags 22 Uhr voll für die Arbeit da – aber ich möchte das Wochenende für die Familie haben", sagt Olivier Reppert, CEO von Share Now, dem gemeinsamen Carsharing-Dienst von Mercedes-Benz und BMW. Am Wochenende arbeite Reppert nicht mehr als zwei Stunden, sagt der 45-Jährige im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit".
Als Kind, erzählt Reppert, wollte er eigentlich Archäologe werden. Dann studierte er Maschinenbau. Heute gehört Olivier Reppert zu den erfahrenen Managern im Bereich Carsharing. Ehe er Share Now übernahm, baute er Car2Go auf. "Damals", sagt Reppert, "war der Smart für uns das perfekte urbane Auto. Und schon damals war für uns klar: Der Smart muss elektrisch sein. Wir können es uns eigentlich nur noch leisten, uns elektrisch in den Städten zu bewegen.“ Er sagt: "Mein Thema sind Mobilitätsökosysteme. Wie viel Struktur braucht es? Wie viele Alternativen braucht es? E-Scooter? Öffentliche Verkehrsmittel? Wir sind alle nur erfolgreich, wenn das alles miteinander funktioniert", sagt Report. Er selbst, erzählt Reppert, der mit seiner Familie in Berlin wohnt, fahre gar nicht so oft Auto, auch wenn sein eigener Weg zur Arbeit grob acht Kilometer lang sei. "Ich fahre viel Fahrrad in Berlin. Da hat man auf dem Heimweg viel Zeit nachzudenken."
9.7.2019 • 33 Protokoll, 1 Sekunde
Wie wichtig nehmen Sie als Opernsängerin Applaus und Buhrufe, Annika Schlicht?
"Wenn ich mich abschminke und die Perücke abnehme, das ist am besten", sagt die Opernsängerin Annika Schlicht. Sie möge es, in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause neben Menschen zu sitzen, die gerade aus der Oper kämen, in der sie aufgetreten sei. Erkannt werde sie nie, dadurch bekäme sie häufig ungefiltert mit, was das Publikum über sie denke, sagt sie im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die 31-jährige Schlicht studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin Operngesang und gehört heute als Mezzosopranistin zum Ensemble der Deutschen Oper in Berlin. Im Podcast erzählt Schlicht, wie anspruchsvoll ihre Woche ist: "Ein voller Arbeitstag heißt: Probenstart um zehn Uhr für eine dreistündige Oper, dann Einzelwiederholungen und am Abend eine Vorstellung mit einer anderen Oper." Zu Hause höre sie daher gar keine Opern mehr, auch keine Radiomusik. Stille, sagt Schlicht, sei ihr am liebsten. Es gäbe keine Arbeitstage, die sie mit halber Kraft bewältigen könne. Krank habe sie allerdings schon gearbeitet. Ihre Sorge, das Publikum zu enttäuschen, ist groß. "Ich will nie gegen eine Buh-Wand laufen", sagt Schlicht. "Wenn ich mit mir selbst zufrieden bin, ist der Applaus nicht so wichtig. Aber an manchen Tagen kann einen der Applaus auch wieder hochpushen.“
25.6.2019 • 49 Protokoll, 41 Sekunden
Wie entspannt man als Start-up-Gründerin, Pia Frey?
"Ich hatte mir nicht vorgenommen, zu gründen", sagt Pia Frey, Gründerin und Geschäftsführerin von Opinary über die Anfänge ihrer eigenen Meinungsumfragefirma im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die 31-Jährige wollte eigentlich Journalistin werden. Nach dem Philosophiestudium begann sie ihre Karriere in einer Redaktion. Doch die oft mäßigen Kommunikationskanäle zu den Leserinnen und Lesern, wie sie sagt, hätten sie gestört. Als Frey mit ihrem Bruder, der in den USA studiert hatte und in einer Unternehmungsberatung arbeitete, darüber sprach, entstand schnell die Idee, ein Umfrageinstrument zu entwickeln, mit dem schnell und einfach Feedback zu Artikeln und Kommentaren eingeholt werden kann. Heute haben sie 60 Beschäftigte in Berlin, London und New York. Gemeinsam mit ihrem älteren Bruder eine Firma zu gründen, sei dabei eine Herausforderung gewesen, sagt Frey: "Als wir gesagt haben, dass wir das mit Haut und Haaren probieren wollen, war die Frage schon: Kriegen wir das in dieser Geschwisterkonstellation überhaupt hin?" Sie kriegen es hin. Im Podcast erzählt Frey auch, dass sie meistens lange arbeite, auch am Wochenende, und sie sogar bei Gesprächen mit Freunden darüber nachdenke, was deren Geschichten und Ideen für ihre Firma bedeuten könnten. Trotzdem könne sie gut abschalten: "Ich habe gelernt, die Zeit im Flugzeug zu mögen", sagt Pia Frey. Dort habe sie Zeit für sich selbst.
11.6.2019 • 35 Protokoll, 4 Sekunden
Gehört twittern zu Ihrer Arbeit, Frau Chebli?
"Ein guter Arbeitstag ist, wenn ich das Gefühl habe, es hat was gebracht", sagt Sawsan Chebli im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Die 40-Jährige ist in Berlin Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Bevollmächtigte des Landes beim Bund. Was sie schlimm fände: "Wenn die Leute sagen würden, dass ich keinen guten Job mache.“ Chebli wuchs in Berlin auf. Ihre Eltern hatten vor ihrer Geburt 20 Jahre in einem Flüchtlingslager im Libanon gelebt. In Deutschland war die Familie lange nur geduldet. Chebli sagt im Podcast: "Ich habe Arbeit immer als etwas Befreiendes empfunden." Sie habe nie so arm sein wollen wie ihre Eltern. Heute arbeite sie viel, oft auch am Abend und am Wochenende. „Ich habe ganz wenig Privatleben“, sagt sie. Aber das sei okay. Die Arbeit bereite ihr weniger Stress als Shitstorms auf Twitter. Dann könne sie manchmal auch nicht mehr gut schlafen. Oft liefert sie sich Kämpfe in dem sozialen Netzwerk, sie wird beschimpft. In manchen Wochen erstatte sie 20 bis 30 Anzeigen pro Woche. Warum sie sich das antut? "Alles andere wäre Kapitulation", sagt Chebli. Sie twittert auch während ihrer Arbeitszeit, zum Beispiel in Sitzungen. Trotzdem betont sie: "Twitter ist nicht Teil meiner Arbeit.“
28.5.2019 • 43 Protokoll, 49 Sekunden
Warum hatten Sie Angst vor dem Michelin-Stern, Ilona Scholl?
"Das Sakrale hergebrachter Restaurants finde ich nicht besonders genussförderlich", sagt die Gastronomin Ilona Scholl im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". Sie leitet das Restaurant Tulus Lotrek in Berlin und wurde zuletzt als Gastgeberin des Jahres ausgezeichnet. Ihr Restaurant erhielt Ende 2017 einen Michelin-Stern. Das habe die heute 36-Jährige aber nicht nur erfreut. "Ich hatte die Sorge, dass der Stern uns den Gastraum zerhackt", sagt Scholl. Aber die Gäste des Lokals seien weiterhin eher unprätentiös und uneitel. Ilona Scholl studierte Literaturwissenschaft und arbeitete nebenbei als Kellnerin. Ein erdender Nebenjob, wie sie sagt. Dennoch sei sie oft gefragt worden, ob sie nicht anders Geld verdienen könne. "In Deutschland gibt es diese Kellnerkultur wie in Italien, Frankreich und Österreich nicht", sagt Scholl. Das habe schon Zweifel ausgelöst: "Ich habe meine Begabung als nichts wert betrachtet." Dabei habe sie schon immer eine Leidenschaft für Essen gehabt.
14.5.2019 • 44 Protokoll, 10 Sekunden
Was macht man als Urologe genau, Herr Dr. Wittkamp?
"Es gibt nichts, wofür ich mich fürchte – außer davor, Fehler zu machen", sagt der Kölner Urologe und Autor des Buches "Fit im Schritt – Wissenswertes vom Urologen“, Volker Wittkamp, im ZEIT-ONLINE-Podcast „Frisch an die Arbeit“. Im Podcast erzählt er, wie sein Arbeitsalltag aussieht. Der 35-Jährige sagt: "Bei Urologie denkt jeder, die Patienten sind ältere Männer mit Prostata-Problemen." Tatsächlich seien Urologen aber für ein viel breiteres Spektrum an Organen zuständig – bei Männern wie Frauen für die Nieren, die Harnleiter und die Harnröhren, bei Männern außerdem für die Prostata und die Hoden. Wittkamp schätzt, dass etwa 70 Prozent seiner Patienten Männer und 30 Prozent Frauen seien. Wittkamp erzählt im Podcast auch von Fällen, in denen sich Männer Rosen in die Harnröhre geschoben haben und von Penisringen, die so fest am Gemächt saßen, dass Wittkamp die Feuerwehr rufen musste, um den betreffenden Ring vom Geschlechtsorgan flexen zu lassen. Nicht alle Fälle aber seien dramatisch. Manchmal könne er seinen Patienten auch einfach Erleichterung verschaffen, wie etwa im Falle eines Harnstaus – dann nämlich, wenn jemand durch eine Verkrampfung einfach keine Wasser mehr lassen kann. Er habe schon erlebt, dass Patienten statt der üblicherweise 300 Milliliter fast sechs Liter Urin in der Blase aufgestaut hätten, die er als Arzt durch einen Blasenkatheter habe ablassen können. "Das ist die größte Erleichterung, die man jemandem verschaffen kann", sagt Wittkamp.
30.4.2019 • 34 Protokoll, 52 Sekunden
Warum waren Sie ausgebrannt von Ihrer Arbeit, Edin Hasanović?
"Ich habe Angst vor Routine", sagt der Schauspieler Edin Hasanović im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Es sei nicht das Lob von anderen, sondern sein eigener Antrieb, der ihn immer wieder zu Höchstleistungen antreibe. "Ich spiele supergerne Rollen, die möglichst weit weg von mir ist. Das was nah dran ist, das ist für mich gar keine Arbeit", sagt der 27-Jährige, der derzeit im Audible-Hörbuch "Die Juten Sitten" den Gigolo Fritz spricht. Im Podcast spricht er auch über die Schattenseiten seines Berufs: Im vergangenen Jahr habe er zu viel gearbeitet, war am Ende ausgebrannt und stürzte dann auch noch im Urlaub so schlimm, dass er mehrere Wochen im Rollstuhl saß. "Aber das letzte Jahr war auch das Wichtigste, weil es so schlimm war. Ich muss meine Art zu arbeiten ändern, sonst macht das mich kaputt", sagt Hasanović. Was seine Lehren aus dieser Zeit sind, erzählt er im Podcast. Er sagt außerdem: "Ich bin mir bewusst, dass es Leute gibt, die besser sind, und dass jemand kommt, der mich ablöst. Darauf bin ich vorbereitet.“
16.4.2019 • 33 Protokoll, 13 Sekunden
Lena Meyer-Landrut, warum haben Sie darüber nachgedacht, aufzuhören?
Lena Meyer-Landrut, 27, wurde vor zehn Jahren bekannt, als sie den Eurovision Song Contest mit dem Lied "Satellite" gewann. Ihre drei Songs stiegen gleichzeitig in die Top 5 der Charts, das hatte es noch nie gegeben. Sie wurde unter anderem mit zwei Echos, dem Deutschen Fernsehpreis, zwei goldenen Kameras und der 1Live-Krone ausgezeichnet. Doch im Podcast erzählt sie von einer Phase in ihrem Leben, in der sie nicht mehr konnte. Das war vor anderthalb Jahren, als ihr neues Album fast fertig war. Sie sagt: "Ich war müde und erschöpft und traurig. Habe morgens keinen Bock gehabt, ich war lustlos." Und: "Ich hatte so langsam über die Jahre den Bezug zu mir selbst verloren." Sie entschied, das Album abzusagen. Das musste sie nicht nur den Fans, sondern auch ihrer Plattenfirma erklären: "Ich habe in Meetings gesessen mit Ü40-Männern, die mich anguckten, als würden sie die Welt nicht mehr verstehen, und ich sagte: Leute, ich fühl‘s einfach nicht. Es geht nicht.“ Sie verordnete sich eine Pause von ihren Social-Media-Kanälen und beschäftigte sich mit sich selbst. Wer bin ich? Was will ich eigentlich? Soll ich ganz aufhören? Sie sagt: "Ich hatte vor vielen Fragen, die ich mir gestellt habe, total viel Angst. Mein ganzes Leben hätte sich verändert." Eine Erkenntnis half ihr dabei weiter: "Dass es die Möglichkeit gibt, meine Person nicht verbiegen zu müssen für den Beruf." In diesen Tagen erscheint ihr neues Album "Only Love, L.“.
2.4.2019 • 47 Protokoll, 57 Sekunden
Was machen Sie mit Ihren 85 Millionen, Michael Brehm?
"Richtige künstliche Intelligenz gibt es noch nicht", sagt der Start-up-Gründer Michael Brehm im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. "Aber die Algorithmen entwickeln sich massiv weiter." Brehm wurde als Geschäftsführer von Deutschlands größtem sozialen Netzwerk StudiVZ bekannt, das wie ZEIT ONLINE zur Holtzbrinck-Gruppe gehörte. Noch vor seinem 30. Geburtstag verkaufte er das Netzwerk für 85 Millionen Euro. Heute leitet der mittlerweile 38-Jährige das KI-Start-up i2x, eine intelligente Sprachsoftware. Im Podcast erzählt Brehm, wie er nach dem Verkauf von StudiVZ zunächst Start-ups für Rabattgutscheine gründete und in andere Start-ups investierte. Irgendwann habe er jedoch bemerkt, dass Geld allein kein Antrieb für ihn sei. "Was erzählst du deinen Kindern, wenn du 65 bist, was du mit deinem Leben gemacht hast?", fragt er. Deshalb beschäftigt Brehm sich heute damit, wie man mit künstlicher Intelligenz Sprache versteht, strukturiert und besser auswertet. Er sagt: "Unsere Vision ist es, Menschen zu helfen, besser miteinander zu kommunizieren.“
19.3.2019 • 31 Protokoll, 11 Sekunden
Wie managt man soziales Engagement, Frau Silbernagl?
"Mein Beruf ist es, anderen Menschen zu helfen, die Welt besser zu machen", sagt Carolin Silbernagl, Vorstand der Spendenplattform Betterplace. Im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit" erzählt sie, wie sie zum Berliner Sozialunternehmen kam – und was bei der Planung eines gemeinnützigen Hauses für die Zivilgesellschaft alles bedacht werden muss. Unter anderem ist sie nämlich dafür zuständig, den Ex-Google-Campus in Berlin aufzubauen. Silbernagl, Jahrgang 1979, begann ihre Karriere bei Stiftungen, sie hat also Erfahrung mit solchen Aufgaben. Sie sagt: "Wenn einem finanzieller Status ein großes Anliegen ist, dann landet man nicht im Sozialen." Betterplace habe sich nach New-Work-Überlegungen organisiert und komme ohne klassische Hierarchien aus. "Wir haben die Führungspyramide infrage gestellt", sagt Silbernagl. Für manche Themen sei sie daher eine Führungsperson. Andere Bereiche aber liefen bei Kollegen zusammen. "Natürlich muss man ersetzbar sein – so muss ich meine Arbeit auch gestalten", sagt Silbernagl. Sie arbeite gern. Und sagt: "Ich habe mich immer gefragt, was es mit dieser Wochenendfixierung auf sich hat. Manchmal freue ich mich auch auf die Arbeitswoche."
5.3.2019 • 39 Protokoll, 59 Sekunden
Sind Sie ein Kontrollfreak, Maurice Ernst?
"Auf einmal bist du, ohne es bemerkt zu haben, plötzlich Chef", sagt Maurice Ernst im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Ernst, 30 Jahre alt, gründete in der Schulzeit zusammen mit Freunden die Band Bilderbuch. Auf der letzten Tour waren sie mit 40 Leuten unterwegs, die für die Band gearbeitet haben. "Das holt einen schon manchmal ein, für so viele Menschen verantwortlich zu sein", sagt er. Zum Beispiel dann, wenn er entscheide, mit einer befreundeten Person nicht mehr zusammen zu arbeiten. Maurice Ernst, der Sänger der Band, wuchs in Kremsmünster in Oberösterreich auf. Innerhalb von zwei Monaten bringen Bilderbuch nun das zweite Album heraus, "Vernissage my Heart". Momentan sei daher eine anstrengende Zeit, erzählt Ernst: "Ich höre nie auf zu arbeiten. Höchstens zwinge ich mich mal einen Tag in der Woche nicht zu arbeiten." Das Schönste sei für ihn, wenn er arbeite, ohne dabei zu merken, dass er arbeite. Arbeit bedeutet für Maurice Ernst aber nicht nur Musik zu schreiben. Momentan telefoniere er permanent. "Ich kann Dinge schwer aus der Hand geben", sagt er. So rede er beim Bühnenbild mit, der Vorbereitung der Videos, bei der Planung von Fotoshootings. Mittlerweile habe er sich daran gewöhnt, dass nicht immer alles klappt: "Ich habe Scheitern anerkannt."
19.2.2019 • 39 Protokoll, 44 Sekunden
Ist die Berlinale eine große Party – oder harte Arbeit, Herr Jurič?
"Nach der Berlinale ist man zehn Kilo leichter", sagt Jozo Jurič im Podcast Frisch an die Arbeit. Jurič ist PR-Agent für Schauspielerinnen und Schauspieler, unter anderem betreut er Caroline Peters und Bibiana Beglau. Er beschreibt seine Arbeit so: "Ich kümmere mich für meine Klienten nicht nur um die Presse, sondern um das komplette Image." Gleich nach Weihnachten beginnen für Jurič die Vorbereitungen für die Berlinale: Er klärt, wer in der Stadt sein wird, kümmert sich darum, dass seine Klienten die Einladungen für alle wichtigen Events bekommen, und überlegt sich, was sie anziehen. "Das Styling ist strategisch", sagt er im Podcast. Für die Berlinale erstellt er Stundenpläne: Wann ist er mit seinen Schauspielern wo? Sein Rekord: 36 Veranstaltungen in acht Tagen. "Während der Berlinale bin ich bis zu 20 Stunden am Tag im Einsatz", so Jurič. Doch was ihn wirklich stresst: "Faulheit", sagt er. "Ich bin sehr streng, auch zu mir selbst. Faule Leute regen mich auf." Daher bedeutet gutes Netzwerken für ihn auch, "wenn man Hähne zudreht, die nicht funktionieren". Bezahlt wird er von seinen Klientinnen nach Arbeitsumfang: Je mehr Filme seine Klienten drehen, desto mehr Pressearbeit ist nötig – und davon lebt Jurič.
5.2.2019 • 45 Protokoll, 4 Sekunden
Caroline Peters, können Sie sich jetzt als Schauspielerin zurücklehnen?
„Ich habe mich lange darüber hinweggemogelt, dass Frauen weniger verdienen als Männer“, sagt die Schauspielerin Caroline Peters, 47 Jahre, im ZEIT-ONLINE-Podcast „Frisch an die Arbeit“. Bis sie einmal im Nachhinein einer Produktion feststellen musste, dass sie weniger Geld verdient hatte als der Kollege. Warum sie es noch heute kompliziert findet, offen über Gehälter zu sprechen, erzählt sie im Podcast. Nach der Schauspielschule bekam Peters ihr erstes Engagement an der Berliner Schaubühne. Sie sagt: "Ich fand es cool, mit 22 Jahren einen Beruf anzufangen und ein Gehalt dafür zu bekommen." Heute gehört sie zum Ensemble des Wiener Burgtheaters, gerade wurde sie zum zweiten Mal zur Schauspielerin des Jahres gewählt. Ihre Filmrollen sind dabei oft komisch – so auch in der österreichischen Komödie „Womit haben wir das verdient?“, die am 24. Januar in die deutschen Kinos kommt. Derzeit läuft es gut für Peters. Sie sagt: "Alles hängt von Glück und Zufall ab. Deshalb erfreue ich mich immer an dem, was gerade ist – und bei dem, was kommt, denke ich immerzu in permanenter Not dran." Und: "Mir wär sehr viel wohler, wenn ich eine reiche Erbin wäre oder es ein Grundeinkommen für alle gäbe und es rein auf meinem Geschmack beruhen würde, ob ich arbeite oder nicht.“
22.1.2019 • 54 Protokoll, 22 Sekunden
Ist Fliegen für Sie noch etwas Besonderes, Frau Burg?
Als Gabriele Chanel Burg Pilotin werden wollte, gab es den Beruf für Frauen noch gar nicht. Heute fliegt sie große Passagiermaschinen für eine deutsche Billigfluggesellschaft. "Was immer noch faszinierend und schön ist: Wenn man dünne Nebellagen hat und das Flugzeug hochzieht – dann kommt plötzlich die Sonne", sagt Burg im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. "Aber ich denke heute nicht mehr jeden Tag: Wow, toll!" Burg ist eine der ersten und bis heute sehr wenigen Pilotinnen ihrer Generation. Weil die Lufthansa Anfang der Achtziger, als Burg Abitur machte, noch keine Pilotenausbildung für Frauen anbot, studierte sie zunächst Literatur, Linguistik und Theaterwissenschaften in München – um anschließend an einer privaten Flugschule doch noch eine Ausbildung zur Pilotin zu absolvieren. Burg sagt, der Beruf habe in den letzten Jahren deutlich an Tempo zugelegt: "Früher sind wir auf die Kanaren geflogen und standen da dann eine Stunde, und man konnte immerhin mal einen Kaffee in der Sonne trinken. Heute geht alles schnell, schnell, schnell und wir müssen sofort weiter.“
8.1.2019 • 41 Protokoll, 54 Sekunden
Lieber Herr Erzbischof, wie überstehen Sie Weihnachten?
Heiner Koch, der Erzbischof von Berlin, erzählt im ZEIT-ONLINE-Podcast „Frisch an die Arbeit“, dass er in den Tagen und Wochen vor Weihnachten kaum zur Ruhe komme. Er sagt: "Am Mittag des ersten Weihnachtsfeiertages lege ich mich dann erst einmal hin und schlafe.“ Koch, 64 Jahre, wuchs in Düsseldorf in einer katholischen Familie auf. Er selbst hatte als Jugendlicher ganz andere Zukunftspläne als die Eltern. "Mein Traum war: Ich wollte entweder Kaufmann werden – oder eine gut laufende Gaststätte betreiben.“ Doch dann studierte er nach dem Abitur Theologie auf Lehramt, promovierte und wurde im Jahr 1980 zum Priester geweiht. Seit 2015 ist Koch Erzbischof von Berlin – und entgegen dem Klischee sei Berlin eine zunehmend christliche Stadt. Im Podcast sagt er über seine Arbeit: "Das Regelmäßige an meinen Arbeitsalltag ist, dass ich morgens aufstehe und abends zu Bett gehe. Das Meiste ist aber nicht planbar.“
25.12.2018 • 38 Protokoll, 16 Sekunden
Henning May, wie kommen Sie mit so viel Aufmerksamkeit klar?
Henning May, 27, und seine Freunde Christopher Annen und Severin Kantereit gründeten während der Schulzeit in Köln die Band AnnenMayKantereit, später kam der Bassist Malte Huck dazu. Sie singen Lieder über Liebeskummer, Kiffen, Älterwerden. Sie wurden als Newcomerband gefeiert, spielen auf Festivals und füllen große Konzerthallen, wurden plötzlich überall erkannt. May kam mit der Aufmerksamkeit nicht gut klar, erzählt er im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit, er habe viel gekifft. "Ich habe mich isoliert und versucht, mich zu betäuben", sagt er. Er habe zwei Wochen durchgefeiert und immer noch eine Ausrede gefunden, sich am nächsten Abend doch wieder zu verabreden. Er habe aufgehört, Sport zu machen. Mittlerweile habe er sich an die Aufmerksamkeit gewöhnt. Er sagt: "Ich entziehe mich der Welt jetzt nicht mehr so oft." Darüber, wie die Band ihr Geld aufteilt, sagt Henning May lieber nichts. Nur so viel: "Wir verdienen genug Geld. Ich bin finanziell abgesichert." Wenn von dem neuen Album, das gerade erschienen ist, kein einziges Exemplar verkauft würde, könnte er von seinen Ersparnissen zehn Jahre lang leben, sagt er. Auf die Frage, ob er lieber mehr Freizeit, Geld, Sinn oder Anerkennung hätte, sagt er: "Freizeit und Geld brauche ich jetzt gerade nicht. Ich wäre einfach gerne wieder verliebt."
11.12.2018 • 43 Protokoll, 51 Sekunden
Frau Wegelin, warum sind Finanzkurse für Frauen wichtig?
"Wenn man seine Finanzen auf die Reihe kriegt, gibt das vielen Frauen das Gefühl, Superwoman zu sein", sagt Natascha Wegelin ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Die 32-Jährige ist die Gründerin und gleichzeitig der Kopf hinter dem Frauen-Finanzblog Madame Moneypenny, mit dem sie Frauen dabei unterstützt, finanziell unabhängig zu werden. Wegelin, geboren im Ruhrpott, verdiente ihr erstes Geld mit zwölf Jahren in einem Kinderchor, der regelmäßig in Musicals auftrat. Später studierte sie BWL – und erhoffte sich einen Job bei Google, wo sie ein Praktikum gemacht hatte. Aber es klappte nicht. Im Podcast sagt Wegelin: "Damals dachte ich: Wie doof muss man sein, das zu vermasseln?" Kurzerhand gründete Wegelin zusammen mit einem Kommilitonen ein eigenes Unternehmen, da war sie 26 Jahre alt: das Portal wg-suche.de. Im vergangenen Jahr verkauften sie es zum Teil an Immobilienscout24. Seit 2016 betreibt sie ihren Blog. In einer Facebook-Gruppe diskutiert sie mit Frauen über Finanzen, gibt Seminare und Webinare und hat gerade ein Buch veröffentlicht. Wichtiger als der Output aber, sagt sie, seien die Rückmeldungen ihrer Leserinnen: "Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich geholfen habe, ein Leben zu verändern."
27.11.2018 • 37 Protokoll, 50 Sekunden
Max Höhn, was lieben Sie am Haareschneiden?
An harten Tagen legt Max Höhn sich abends in die Badewanne, gibt ein paar Tropfen Pfefferminzöl dazu und bleibt im Wasser, bis es kalt ist. "Danach ist mein Kopf frei", sagt der 48-Jährige im ZEIT-ONLINE-Podcast Frisch an die Arbeit. Höhn arbeitet als Friseur, seit 13 Jahren hat er einen eigenen Laden in Berlin mit drei Mitarbeitern und einem Azubi. Er liebt es, Haare zu schneiden. Jeden Tag höre er viele glückliche Geschichten. Harte Tage seien die, wenn ihm mehrere Kunden von Schicksalsschlägen erzählten, von Trennungen und Krankheiten. "Da denke ich: Das ist jetzt wirklich zu viel Drama für heute." Höhn kommt aus Rheinland-Pfalz. Als er 15 Jahre alt war, schmiss er die Schule. Seine Mutter ging mit ihm zum Arbeitsamt und suchte ihm eine Ausbildungsstelle zum Friseur. Doch Höhn wollte lieber Schauspieler werden und arbeitete nach der Ausbildung an verschiedenen Theatern. Das sollte zunächst niemand mitbekommen. Er sagt: "Wenn man als schwuler Schauspieler auch noch Haare schneiden kann, wird man in Deutschland nicht ernst genommen." Erst als es mit der Schauspielerei nicht mehr klappte, wurde der Friseurberuf sein Hauptjob. Im Podcast sagt er: "Ich will nur noch mit Menschen arbeiten, die ich wirklich mag und wertschätze." Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, ist für ihn eine Herausforderung: Auf die letzte Ausschreibung für eine Lehrlingsstelle meldeten sich nur drei Leute.
13.11.2018 • 42 Protokoll, 46 Sekunden
Jochen Schropp, bekommen Sie jetzt keine Jobs mehr?
Der Moderator und Schauspieler Jochen Schropp outete sich im vergangenen Sommer als schwul. Er hatte damit so lange gewartet aus Sorge, keine Filmrollen mehr zu bekommen. Im Podcast „Frisch an die Arbeit“ erzählt der 39-Jährige: "Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so viel freier fühlen würde." Außerdem habe er seitdem bereits eine Rolle angeboten bekommen – und zwar die eines heterosexuellen Mannes. Schropp wuchs in Gießen auf, seine Mutter war Arzthelferin, der Vater Lehrer. Für ihn selbst war früh klar, dass er einmal auf einer Bühne stehen wollte. Bekannt wurde er mit seiner Rolle als Herzensbrecher in der ARD-Vorabendserie „Sternenfänger" an der Seite von Nora Tschirner. Heute moderiert er vor allem TV-Shows, unter anderem das Reality-Format "Promi Big Brother." Er sagt: "Ich bin halt Mainstream." Im Podcast erzählt er, dass er ein großes Sicherheitsbedürfnis habe. Wenn Jobs wegbrechen, mit denen er fest gerechnet habe, mache er sich Sorgen. Dann nehme er auch Jobs an, die er sonst nicht annehmen würde.
30.10.2018 • 45 Protokoll, 20 Sekunden
Mirian Lamberth, warum haben Sie Ihre Karriere hingeworfen, um Heilpraktikerin zu werden?
Noch vor acht Jahren arbeitete die 49-jährige Mirian Lamberth in New York als Kreativdirektorin bei Tommy Hilfiger. Sie fuhr einen SUV, hatte ein Haus auf den Hamptons, eine persönliche Assistentin und viel Geld auf dem Konto. Doch sie fragte sich oft: "Was macht mir wirklich Spaß?" Und: "Wo will ich denn noch hin?" Sie entschied sich, ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Jetzt arbeitet sie als Heilpraktikerin in Berlin. Sie sagt: "Am Anfang habe ich ein bisschen geweint, dass ich keine Corporate Credit Card mehr hatte." Heute hat Lamberth keine Rücklagen mehr aus dem früheren Arbeitsleben und keine finanzielle Absicherung – und ist trotzdem glücklicher. Ihre Klientinnen und Klienten besucht sie zu Hause. Ihr Honorar variiert dabei stark, je nach Patient und Fall. "Früher wollte ich meine Arbeit möglichst günstig anbieten, damit sie sich jeder leisten kann," erzählt sie. "Aber ich habe gemerkt, dass viele meine Zeit erst dann ernst nehmen, wenn der Preis höher ist."
17.10.2018 • 37 Protokoll, 9 Sekunden
David Kross, warum sind Sie so streng mit sich?
Der 28-jährige Schauspieler spielte in seiner Jugend im „Vorleser“ den Geliebten von Kate Winslet. Das machte ihn bekannt. Im Podcast „Frisch an die Arbeit“ sagt er: "Ich kannte sie auch nur aus Titanic – und saß plötzlich in New York und hatte eine Probe mit ihr. Das konnte ich selber gar nicht glauben.“ Bei den Dreharbeiten war Kross anfangs zu jung, um Sexszenen zu drehen. Er sagt: "Die haben damit extra noch gewartet, bis ich 18 wurde – damit uns keiner verklagen kann." Am Tag nach seinem Geburtstag lag er dann mit Winslet im Bett. Heute ist Kross sehr kritisch mit sich. "Ich schaue bei meinen Filmen immer, ob ich Fehler gemacht habe", sagt er. Erst wenn er einen Film dreimal gesehen habe, könne er sagen, ob er ihn gut finde. Dabei hat Kross viele Preise gewonnen, erst dieses Jahr gewann er den Bayerischen Filmpreis.
2.10.2018 • 31 Protokoll, 53 Sekunden
Der Schlafmediziner Ingo Fietze sagt: "Schlechter Schlaf ist eine Erkrankung …"
"… genauso wie ein Magengeschwür oder Krebs." Der 58-Jährige gründete vor knapp 30 Jahren das erste Schlaflabor. Heute leitet er an der Charité das Schlafmedizinische Zentrum und berät zum Beispiel die Tänzer des Staatsballetts Berlin beim Thema Schlaf. "Anfangs wurde ich mit meiner Arbeit nicht ernst genommen", sagt er im Podcast "Frisch an die Arbeit". Da war die Schlafmedizin noch ein Randgebiet in der Medizin. Das habe sich geändert: Jeder Zehnte in Deutschland leidet unter chronischen Schlafstörungen, jeder Dritte schläft nicht gut. Anders als früher seien heute viele seiner Patienten erst 20 Jahre alt. Der Auslöser dafür sei häufig Stress, sagt Fietze. Das kennt er selbst. Er sagt: "Wenn ich mein Arbeitspensum mit dem vergleiche, was ich vor 15 Jahren gemacht habe, dann habe ich damals gefaulenzt." Fietze sagt: "Eins meiner Vorhaben ist: mehr Entspannung." Dazu gehöre auch mehr Schlaf. Seine Einschlafrituale: Tiersendungen und eine Tasse Kräutertee. Wenn er tagsüber müde werde, mache er eben ein Nickerchen auf der Tastatur. Wenn man unbequem einschlafe, wache man nach ein paar Minuten ohnehin wieder auf und sei für die nächsten Stunden wieder fit.
18.9.2018 • 50 Protokoll, 59 Sekunden
Die Autorin Helene Hegemann sagt: "Geld macht schon ziemlich viel Freude"
Nach der Veröffentlichung ihres Debütromans „Axolotl Roadkill" hatte die Schriftstellerin und Regisseurin Helene Hegemann erst mal genug. Im ZEIT-ONLINE-Podcast „Frisch an die Arbeit“ sagt sie: "Mir fiel absolut nichts ein und ich wollte den Beruf eigentlich aufgeben.“ Erst als das Geld aufgebraucht war, habe sie wieder ernsthaft angefangen, zu schreiben. Jetzt ist ihr dritter Roman erschienen: „Bungalow". Darin geht es um ein zur jungen Frau reifendes Mädchen, das bei seiner alkoholsüchtigen Mutter in aussichtslosen Verhältnissen aufwächst. Über ihre Arbeit sagt die 26-jährige Hegemann im Podcast: "Schreiben erfordert ein gewisses Maß an Planung.“ Sie sei sich selbst eine "erstaunlich gute Chefin“ und arbeite sehr diszipliniert: "Ich bin sehr streng mit mir.“ Hegemann zog mit 13 Jahren zu ihrem Vater Carl Hegemann, der damals Dramaturg an der Berliner Volksbühne war, und begann, zu schreiben. Im Podcast sagt sie: "Ich habe mich nicht nach dem Lifestyle des Schriftstellers gesehnt." Viel Aufmerksamkeit bekam Hegemann für ihren Debütroman "Axolotl Roadkill", zu dessen Erscheinen sie gerade mal 17 Jahre alt war.
4.9.2018 • 33 Protokoll, 36 Sekunden
Die Dichterin Julia Engelmann sagt: "Ich könnte auch noch Grundschullehrerin werden"
Als in den sozialen Netzwerken vor vier Jahren ihr Beitrag bei einem Poetry-Slam viral ging, wurde die heute 26-jährige Julia Engelmann über Nacht bekannt. Angelehnt an das Lied "One Day/Reckoning Song" hatte sie ein Gedicht geschrieben. Der Refrain, ins Deutsche übersetzt: "Eines Tages, Baby, werden wir alt sein, oh Baby, werden wir alt sein, und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können." Engelmann, die aus Bremen kommt, studierte zu dem Zeitpunkt Psychologie und war mit dem Auftritt, dessen Video bis heute knapp zwölf Millionen Menschen gesehen haben, eigentlich auf dem vorletzten Platz gelandet. Im Podcast erzählt sie, dass sie die Aufmerksamkeit damals überwältigt habe. Sie sei erst einmal eine Woche ans Meer gefahren, habe ihr Telefon bewusst nicht angeschaltet und sich sortiert. Heute kann sie davon leben, Gedichte zu schreiben und Musik zu machen. Sie geht an ihren Beruf heran wie an einen Bürojob, sagt sie im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". "Im Schnitt sitze ich um 9.30 Uhr am Schreibtisch und arbeite." Sie habe eine Art Familienbetrieb: Ihre Mutter ist ihre Managerin, ihr Vater kümmere sich um die Locations und das Merchandise. "Wir sind ein lyrischer Wanderzirkus", sagt Engelmann. Ob ihr aktueller Erfolg weiter anhalte, sei ihr nicht sonderlich wichtig. Sie sagt: "Ich könnte auch noch Grundschullehrerin werden.“
21.8.2018 • 33 Protokoll, 39 Sekunden
Die Sängerin Sophie Hunger sagt: "Ich verspüre einen kleinen Neid auf normale Jobs“
Wenn die Schweizer Musikerin auf Tour ist, ist ihre größte Herausforderung: Chefin sein. Sie müsse dafür sorgen, dass die richtigen Leute im Team seien und alles funktioniere, erzählt sie im ZEIT-ONLINE-Podcast "Frisch an die Arbeit". "Früher war ich sehr unsicher und habe versucht, zu viel zu kontrollieren", sagt die 35-Jährige. Sophie Hunger wuchs in London, Bonn und in der Schweiz auf. Schon während der Schulzeit sei sie bei Chorauftritten in anglikanischen Kirchen aufgefallen, weil sie unbedingt ins Rampenlicht wollte. Trotzdem, sagt Hunger, verspüre sie manchmal "einen kleinen Neid auf normale Jobs". Für ihr neues Album "Molecules", das am 31. August erscheint, sei sie für einige Wochen nach Los Angeles gezogen. Dort wollte sie in einem Studio zu lernen, wie man die Musik optimal aufnimmt und produziert. "Ich war immer so abhängig von den Typen im Studio", sagt Hunger. "Das hat mich gestört." Auch wenn Hunger ihre Musik als Beruf sehr ernst nimmt, sei diese aber vor allem Ausdruck ihrer eigenen Rastlosigkeit. Es gehe ihr darum, mit dem Leben als Künstlerin intensiver zu leben als andere. Die Aussicht auf Ruhe wäre daher nichts für sie, erzählt Hunger: "Rente wäre für mich die Hölle."
7.8.2018 • 36 Protokoll, 15 Sekunden
Der Gründer Waldemar Zeiler sagt: "Besonders glücklich macht mich ein leerer Kalender"
Schon als Jugendlicher wollte Waldemar Zeiler, der Gründer der Kondomfirma Einhorn, Unternehmer werden. Sein Ziel: „Mit 30 Millionär sein.“ Nach einem BWL-Studium und Stationen bei Unternehmensberatungen und diversen Start-ups, die er „gegen die Wand gefahren hatte“, war erstmal Schluss: Burnout. Er nahm sich eine längere Auszeit, reiste durch Südamerika, und entschloss sich dann, zusammen mit Philip Siefer das Start-up Einhorn zu gründen. Die Idee: Bio-Kondome. So fair, wie die Kondome hergestellt werden, sollen auch die 18 Mitarbeiter behandelt werden. Sie arbeiten weitestgehend selbstständig, diskutieren gemeinsam ihre Gehälter und können so viel Urlaub nehmen, wie sie wollen. Zeiler selbst versuche sich aus dem operativen Tagesgeschäft so gut es geht herauszunehmen. "Besonders glücklich macht mich ein leerer Kalender", sagt Zeiler.
24.7.2018 • 30 Protokoll, 47 Sekunden
Moderator Joko Winterscheidt fragt sich oft: „Kann ich das wirklich, was ich da mache?“
Eigentlich wollte er nach seinem Abitur Pilot werden. Doch da Joko Winterscheidt die Grunduntersuchung der Lufthansa nicht bestand, träumt er bis heute vom Fliegen. Im Podcast "Frisch an die Arbeit" ruft er dazu auf, einmal in einem Cockpit mitfliegen zu dürfen. Beim Fernsehen landete Winterscheidt, 39, durch ein Praktikum. Bei MTV lernte er Klaas Heufer-Umlauf kennen, mit dem er später unter anderem "neo paradise" und "Circus Halli Galli" moderierte. Vor jeder Sendung frage er sich: "Kann ich das wirklich, was ich da mache?" 180 Sekunden vor einer Aufzeichnung bekomme er ein Blackout, spüre seine Arme nicht mehr und sei sehr nervös. Winterscheidt arbeitet nicht nur als Moderator, sondern investiert auch in Start-ups. Sein Antrieb sei sein großes Sicherheitsbedürfnis. "Ich habe immer das Gefühl, es könnte bald vorbei sein", sagt er. Winterscheidt ist unter anderem beteiligt an einer Produktionsfirma und an einer Werbeagentur, insgesamt arbeiten rund 60 Menschen für ihn. Doch als Chef möchte er sich nicht bezeichnen: "In meiner Welt sind die Zeiten von starren Hierarchien vorbei", sagt Winterscheidt.
10.7.2018 • 33 Protokoll, 57 Sekunden
Der Komponist Max Richter denkt: "Das wird sowieso niemand hören"
...wenn er am Klavier sitzt und neue Stücke schreibt. Bekannt wurde der 52-Jährige unter anderem mit seinem achtstündigen Konzeptalbum "Sleep", das als Einschlafhilfe gedacht ist. Gestresste schwören auf Richter, dank ihm kämen sie nachts endlich wieder zur Ruhe. Richter wuchs nördlich von London auf. Über seine Kindheit sagt er: "Ich wusste lange nicht, dass nicht alle Menschen ständig Musik im Kopf haben." Eine für seine Karriere entscheidende Figur, sagt Richter, war der Milchmann, der seiner Familie die Milch lieferte. Er sei ein Kenner avantgardistischer Musik gewesen. Richter sagt: „Der Milchmann nahm mich als Projekt an und lieferte morgens mit der Milch sehr experimentelle Schallplatten." Das änderte sein Leben. Er studierte klassische Komposition und Klavier in Edinburgh und an der Royal Academy of Music in London. Noch immer komponiert Richter am liebsten mit Bleistift und Papier und digitalisiert die Noten erst später, um sie am Computer hören zu können. Komponieren sei für ihn „wie Yoga“, sagt Richter: „Man muss seine Energie klug einteilen.“ Gerade das aber falle ihm schwer. „Ich kann nicht nein sagen“ sagt er, „ich mache immer zu viel.“
26.6.2018 • 22 Protokoll, 38 Sekunden
Lifecoach Laura Malina Seiler sagt: "Ich habe seit drei Jahren keinen Urlaub mehr gemacht."
Laura Malina Seiler konnte früher nichts mit Meditation und Achtsamkeit anfangen. Heute gehört die 31-Jährige zu den angesagtesten Lifecoaches in Deutschland. Bekannt geworden ist sie mit ihrem Entspannungspodcast Happy, holy & confident. Seiler bietet im Internet aber auch Selbsthilfekurse an. Einzelcoaching macht sie nicht mehr – denn sie habe die Vision, möglichst vielen Menschen zu helfen. Seiler studierte Politikwissenschaften, Spanisch und Italienisch in Düsseldorf und Istanbul. Später machte sie einen Master in Berkeley. Über die vielen Stationen in ihrem Lebenslauf sagt Seiler heute: "Ich dachte, wenn ich woanders hingehe, ist es da bestimmt voll schön mit mir, was natürlich totaler Quatsch ist, weil man sich selbst mitnimmt." Und mit sich selbst war sie früher ständig unzufrieden: "Ich fand mich ziemlich doof", sagt sie. Nachdem ihre Tante sie zu einem Meditationsseminar geschickt hatte, merkte sie, dass es ihr besser ging. Sie entschied sich, eine vierjährige Ausbildung zum Coach zu machen. Heute hat sie sieben Mitarbeiter. Während sie in ihren Podcasts den Zuhörerinnen dabei hilft, runterzukommen, kann sie selbst nicht gut abschalten. "Ich habe seit drei Jahren keinen Urlaub mehr gemacht", sagt sie.
12.6.2018 • 46 Protokoll, 4 Sekunden
Tim Mälzer verdient eine halbe Million Euro im Jahr
… "und ich gebe genauso viel aus", sagt der Koch im Podcast Frisch an die Arbeit. Dabei hatte er sich als Kind ausgerechnet, dass 40.000 Mark im Jahr reichen würden, um sich etwas leisten zu können: Coca Cola zum Beispiel statt der Cola vom Discountmarkt. Heute betreibt der 47-Jährige vier Restaurants, schreibt Kochbücher und tritt als Fernsehkoch auf. Er hat rund 200 Beschäftige. Während einige von ihnen lieber nur vier Tage in der Woche arbeiten würden, werde er selbst unruhig, wenn mal weniger los sei. Doch es gab eine Zeit, in der ihm der Stress zu viel wurde. Im Jahr 2006 brach Mälzer zusammen, Burn-out. Heute arbeite er stets bis zur Belastungsgrenze, wisse aber, wann er eine Pause brauche. "Wenn mir der Sitznachbar im Flugzeug zu viel ist und ich den Leuten nicht mehr ins Gesicht schauen kann, weiß ich, ich muss schnell reagieren." Um zu entspannen, reichen manchmal schon vier Kugeln Zimteis.
29.5.2018 • 49 Protokoll
"Für Frauen gibt es oft Jobs mit Dödelaufgaben", sagt Collien Ulmen-Fernandes
Sie solle einfach nur gut in der Deko aussehen, sagte ein Redakteur mal zu der Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes. Die Texte solle sie vom Teleprompter ablesen. Die heute 36-Jährige sagte den Job ab. Im Podcast "Frisch an die Arbeit" sagt sie, dass sie selbst bestimmen wolle, was sie vor Kamera sagt. Ulmen-Fernandes ging schon mit 13 Jahren zu ersten Castings, mit 15 zog sie von zu Hause aus. Bekannt wurde sie, als sie wenig später Moderatorin von Bravo TV und später von Viva wurde. Derzeit ist Ulmen-Fernandes an der Seite ihres Mannes Christian Ulmen in der Comedyserie "Jerks" auf ProSieben zu sehen. Über die Arbeit mit dem Partner sagt sie: "Ich fand es sehr anstrengend mit ihm." Als die erste Staffel gedreht wurde, habe er sie manchmal nachts um drei Uhr geweckt, weil er eine neue Idee hatte. Daher müsse er sich nun an ihre Bürozeiten halten – zwischen Freitagabend und Montagmorgen ist die Arbeit Tabu.
15.5.2018 • 34 Protokoll, 17 Sekunden
Der Polizist Oliver von Dobrowolski hat Verständnis für pöbelnde Demonstranten
Auf Demos hält Oliver von Dobrowolski den Kopf für Grundgesetz und Rechtsstaat hin – und hat sogar Verständnis für die Anfeindungen der Demonstrantinnen und Demonstranten: „Auch wenn das uncool ist – die dürfen das, das ist deren Recht“, sagt der 42-jährige Berliner Polizist und Vorsitzender der Grünen-nahen Beamtenvereinigung Polizei Grün im Podcast „Frisch an die Arbeit“. Er sagt: „Ich bin aus Idealismus Polizist geworden.“ Im Podcast erzählt er, was ihn an seinem Beruf besonders begeistert, dass er sich von der Polizei mehr Service wünscht und warum er unter anderem den Polizeieinsatz bei G20 so deutlich kritisierte.
1.5.2018 • 32 Protokoll, 45 Sekunden
Die Violinistin Ji-Hae Park lernte zuerst Noten lesen, dann schreiben
In Korea ist sie ein Star, sie hat viele Preise gewonnen, 100.000 Zuhörer kommen zu ihren Konzerten. Aber es gab eine Zeit, über die sie sagt: "Ich habe gehofft, es würde kein Morgen geben." Die heute 32-Jährige, die in Mainz geboren wurde, begann bereits als Kind, Geige zu spielen. Schnell wurde das Hobby zur Obsession: Nach der Schule begann sie zu üben – bis nach Mitternacht. Sie aß wenig, schlief kaum. Sie wollte so gut sein wie Anne-Sophie Mutter. "Ich war jeden Tag unglücklich, weil ich nicht so gut war wie sie", sagt Park. Erst im Studium erkannte sie, dass sie an Depressionen litt, erzählt Ji-Hae Park im Podcast. Sie ging zurück nach Seoul, Südkorea, und machte erst mal gar nichts mehr. Heute spielt sie weltweit 150 Konzerte im Jahr. Ihr Ausgleich: Eishockey spielen, nachts.
17.4.2018 • 46 Protokoll, 58 Sekunden
Der Schauspieler Bjarne Mädel verurteilt geldgierige Kollegen
… und musste trotzdem schlucken, als er einmal für eine Rolle 180.000 Euro angeboten bekam – und absagte, weil er weder hinter dem Kinofilm noch hinter der Rolle stand. Im Podcast erzählt der Schauspieler, der als Bernie in der Serie "Stromberg" und als "Tatortreiniger" bekannt wurde, wie er sein erstes Geld beim Abschlacken von Schiffen im Hamburger Hafen verdiente, wie ihn die Vorarbeiter dort drangsalierten und was er bei dieser Art von Job trotzdem gelernt hat. Als Kind aber, erzählt Mädel im Podcast, wollte er erst Fußballprofi, dann Schriftsteller werden: "Ich wollte am Strand von Malibu sitzen und Geschichten aufschreiben." Und Mädel erzählt auch, wie er während seines Studiums eher zufällig auf der Bühne des freien Jugendtheaters in Erlangen landete und was ihn an seinem Beruf bis heute glücklich macht. Im Podcast erzählt er, wie er zu Beginn seiner Schauspielkarriere noch in den Zoo ging, um sich bei Vögeln kleine Tricks für seine Figuren abzuschauen und warum es oft schwieriger ist, komische anstatt dramatische Rollen zu spielen. Gerade ist Bjarne Mädel im Kino im Familiendrama "1000 Arten, den Regen zu beschreiben" und war vor Kurzem außerdem in dem ebenfalls sehr ernsthaften Fernsehfilm "24 Wochen" zu sehen. Im Podcast erzählt Mädel, warum es ihm so wichtig ist, nicht nur als lustiger Typ, sondern als guter Schauspieler wahrgenommen zu werden, und warum man als Schauspieler auf die Dauer nicht darüber definiert wird, wie gut man spielt – sondern darüber, welche Rollen man annimmt. Und wie sich sein Lampenfieber vor Theaterpremieren immer noch bemerkbar macht.
3.4.2018 • 36 Protokoll, 37 Sekunden
Der Schauspieler Christian Ulmen freut sich seit seiner Kindheit auf die Rente
… doch er lebe zu verschwenderisch, um jetzt schon aufzuhören, erzählt er im Podcast. Christian Ulmen verdiente sein erstes Geld in den Neunzigerjahren mit Telefonsex. Dafür verstellten er und ein Freund ihre Stimmen und gaben sich gegenüber den männlichen Anrufern als Frau aus. 30 Mark verlangten sie pro Gespräch. Doch bald gaben sie den Job wieder auf, "weil es so einfach war und wir nie aufgeflogen sind", sagt er. Danach moderierte er eine Kindersendung und zog nach dem Abitur für MTV nach London. Bekannt wurde er mit seiner Hauptrolle in dem Kinofilm "Herr Lehmann". Seitdem hat er viele Filme gedreht. Auch Liebeskomödien. "Das sind durchaus Jobs, die man macht, weil man damit Geld verdient." In seiner Comedyserie "Jerks" spielt er jetzt nicht nur die Hauptrolle, sondern ist auch Regisseur, Produzent und Cutter. Sich selbst sei er ein etwas zu nachlässiger Chef, sagt er: "Ich gewähre mir viele Pausen und Nichtstun." Im Podcast erzählt er, dass er Thank-God-It's-Friday-Postings bei Facebook frustrierend finde. Einen Job machen, bei dem man sich nur aufs Wochenende freut, "das könnte ich nicht", sagt Ulmen. Trotzdem freut er sich auf seine Rente: Während er früher in den Kindergarten und zum Klavierunterricht musste, hätte sein Opa stets auf einem Stuhl vor dem Haus gesessen. Das erschien ihm schon da erstrebenswert.
20.3.2018 • 35 Protokoll, 3 Sekunden
Der Schauspieler Kida Ramadan bekommt gerade viele Jobangebote – als Gangster
Gast der 13. Folge bei „Frisch an die Arbeit“ ist der Schauspieler Kida Khodr Ramadan, bekannt aus der Gangsterserie „4 Blocks“. Ramadan wuchs in Berlin-Kreuzberg auf
6.3.2018 • 30 Protokoll, 47 Sekunden
Marie Nasemann über ihre Topmodel-Karriere und ihren Traumberuf als "Tatort"-Kommissarin
Gast der 12. Folge bei „Frisch an die Arbeit“ auf ZEIT ONLINE ist Marie Nasemann, von Beruf Schauspielerin, Model und Bloggerin. Bekannt wurde die 28-Jährige vor mittlerweile neun Jahren als Teilnehmerin der Castingshow „Germany’s Next Topmodel“. Und tatsächlich arbeitete Nasemann im Anschluss an die Sendung einige Jahre als Model und lebte auch in Paris. Im Podcast sagt Nasemann: „Die Zeit in Paris war hart.“ Und gibt einen Einblick hinter die Kulissen des Modellebens, erzählt von heruntergekommenen Model-WGs und davon, was sie in der Zeit verdient hat. Nach Abzug der Gebühren an die Agentur bleibe nicht viel übrig, sagt sie. Längst aber hat Nasemann eine Schauspielausbildung absolviert und sich von der herkömmlichen Modebranche emanzipiert, unter anderem mit ihrem eigenen Modeblog „Fairknallt“, in dem Nasemann über faire und ökologische Mode schreibt. Über ihre vielen unterschiedlichen Jobs sagt sie: „Manchmal fühle ich mich wie der DJ meiner Karriere.“ Ihr Traumberuf: einmal „Tatort“-Kommissarin spielen.
20.2.2018 • 30 Protokoll, 9 Sekunden
Der Modeblogger Carl Jakob Haupt von "Dandy Diary" über Punkrock, vegane Snacks und Stress mit Großkonzernen
Gast der 11. Folge bei "Frisch an die Arbeit" auf ZEIT ONLINE ist Carl Jakob Haupt vom Berliner Modeblog "Dandy Diary". Der 32-Jährige erzählt, dass er Mode im Grunde für ein "Quatschthema" hält und Modeschauen trist findet. Die Arbeit mit "Dandy Diary" wäre aber immer noch besser als jeder normale Job. "Ein fester Arbeitsalltag wäre für mich der größte Horror", sagt er. Als Kind wollte er eigentlich Punkrock-Musiker werden, wie der Sänger von Green Day. Und auf eine Art habe er genau das mit den provokanten und irren Aktionen und den wilden Feiern, für die "Dandy Diary" bekannt geworden sei, auch erreicht, sagt Haupt: "Ich mache Punkrock, nur ohne Gitarre."
6.2.2018 • 30 Protokoll, 12 Sekunden
Der Schauspieler Samuel Finzi über Faulenzen, Autowaschen und Werbespots
Gast der 10. Folge ist der Schauspieler Samuel Finzi. Er hat im vergangenen Jahr acht Filme gedreht, Theater gespielt und sagt bei „Frisch an die Arbeit“: "Mir kommt das nicht so wahnsinnig viel vor, wahrscheinlich habe ich ein etwas intensiveres Leben als andere“. Eigentlich wollte der heute 52-Jährige gar nicht Schauspieler werden – sondern Dirigent. „Weil Dirigenten so viel reisen“. Dann studierte er doch Schauspiel in Bulgarien, wo er auch geboren ist. Nach zwei Jahren brach er ab, er habe sich gelangweilt. Außerdem könne man das ohnehin nicht lernen: „Entweder ist man Schauspieler – oder nicht.“ Auf die Frage, ob ihm Anerkennung wichtiger sei oder Geld, sagt Finzi: "Geld bedeutet Zeit. So viel Geld zu haben, dass ich meine Zeit selbst einteilen kann, das ist der größte Luxus, den man haben kann." Als nächstes habe er sich vorgenommen, zwei Monate nichts zu tun. Denn: "Ich merke langsam, dass ich gerade ein bisschen zu viel mache. Ich laufe Gefahr, mich in eine Maschine zu verwandeln, die Dinge ausführt."
24.1.2018 • 42 Protokoll, 33 Sekunden
Der Berliner Rapper Romano über Gangster, Polizei und zu viel Arbeit
Gast der 9. Folge bei „Frisch an die Arbeit“ auf ZEIT ONLINE ist der Rapper und Musiker Romano. Bei Frisch an die Arbeit erzählt er, warum er jahrelang in Copyshops und Druckereien gearbeitet hat, warum das für seine Musik gut war und warum er bis zum Umfallen arbeiten will. Als Kind, sagt er, wollte er „Gangster oder Polizist werden – weil ich dachte, beide arbeiten nachts“. Später dachte er über ein Geschichtsstudium nach, entschied sich dann aber doch für die Ausbildung als Mediengestalter. Außerdem erzählt Romano bei Frisch an die Arbeit, warum das frühe Scheitern als Sänger einer Crossover-Metal-Boygroup für ihn lehrreich war – und warum Michael Jacksons Arbeitsethos für ihn so wichtig ist.
10.1.2018 • 27 Protokoll, 48 Sekunden
Linda Zervakis über Disziplin und Jogginghosen - der Podcast #8
Gast der 8. Folge bei „Frisch an die Arbeit“ auf ZEIT ONLINE ist die Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis. Bei Frisch an die Arbeit erzählt die 42-Jährige aus Hamburg, was sie eigentlich einmal werden wollte – nämlich Stewardess, wegen der schicken Uniformen. Und wie sie über Umwege in der Werbung und als Redakteurin beim krawalligen Nachmittagstalk schließlich als erste Tagesschau-Sprecherin mit migrantischen Wurzeln vor der Kamera landete. Noch heute helfen ihr die Erfahrungen aus ihrem ersten Job im Kiosk ihrer Mutter: „Ich kann arbeiten bis zum Umfallen und ich bin mir für nichts zu schade.“
20.12.2017 • 32 Protokoll, 7 Sekunden
Prinz Pi über Kindheitsträume - der Podcast #7
Gast der 7. Folge bei „Frisch an die Arbeit“ auf ZEIT ONLINE ist der Berliner Rapper und Musiker Prinz Pi, bürgerlich Friedrich Kautz. Prinz Pi, dessen letzten vier Alben allesamt auf Platz 1 der deutschen Albumcharts standen, erzählt bei "Frisch an die Arbeit" von den Schattenseiten, den Anfeidungen und der manchmal spöttisch und persönlich werdenden Kritik – nicht nur an seinem Werk, sondern auch an ihm als Menschen: „Man wird immer als Person bewertet und nicht nur die Arbeitsleistung.“ Bei „Frisch an die Arbeit“ erzählt Prinz Pi außerdem, was er als Kind werden wollte und wofür er heute gerne etwas mehr Geld ausgibt. Und er sagt über seine Konzerte: „Das Gefühl, dass da ein paar tausend Leute im Publikum stehen, die einen auf ein Bier einladen würden, ist super schön“
6.12.2017 • 29 Protokoll, 22 Sekunden
Herr von Eden über Geld - der Podcast #6
Der Gast in der sechsten Folge von „Frisch an die Arbeit“ ist Bent Angelo Jensen. Er ist der Modemacher hinter dem Anzugslabel „Herr von Eden“. Er könne zwar nähen und Schnitte anfertigen, sagt er im Podcast. Aber: "Ich zeichne nicht so viel, wie man sich das vorstellt. Ich bin kein Lagerfeld.“ Jensen wurde bekannt als der Schneider von Jan Delay. In den 2000er Jahren eröffnete einen Laden nach dem anderen, entwarf auch Frauenanzüge und kreierte ein Parfüm. Doch 2013 musste er Insolvenz anmelden: Herr von Eden hatte 600.000 Euro Schulden angesammelt. Über die schwere Zeit spricht er auch im Podcast - und über seinen Neuanfang. Er arbeite nun so viel, dass die Entspannung manchmal zu kurz käme. Was hilft: "Ich bin ein leidenschaftlicher Kiffer."
22.11.2017 • 43 Protokoll, 12 Sekunden
Bettina Rust über Entschleunigung - der Podcast #5
Der Gast der fünften Folge von „Frisch an die Arbeit“ ist die Moderatorin und Journalistin Bettina Rust. Sie studierte Kommunikation und Marketing in Hamburg und machte dann ein Volontariat beim Radio. Seit 15 Jahren moderiert sie die Radiosendung „Hörbar Rust“ beim Berliner Sender „Radio Eins". Außerdem hat Rust schon viele Talkshows moderiert. Zuletzt etwa die rbb-Sendung "Stadt, Rad, Hund", für die sie mit ihrem Hund im Korb durch Berlin radelte und sich von Prominenten ihren Kiez zeigen ließ. Derzeit arbeitet sie an einem Buch. Im Podcast erzählt die Moderatorin von einer Krise: "Ich war lebensplatt". Das war vor ein paar Jahren, sie war überarbeitet und privat lief es auch nicht so gut. Damals wusste sie nicht mehr, ob sie noch gut sein könnte. Sie habe dann "alle Maschinen heruntergefahren." Sie sagt: "Das hat nichts mit Ayurveda zu tun oder mit Thailand. Ich bin in meinem Leben geblieben und habe es verlangsamt." Ihre Strategie: Manchmal schaltet sie ihr Telefon zwei Tage nicht an. "Nicht weil ich denke, lasst mich alle in Ruhe, sondern weil ich es genieße.“
8.11.2017 • 47 Protokoll, 31 Sekunden
Edeka-Ikone Liechtenstein übers Armsein - der Podcast #4
Der vierte Gast bei „Frisch an die Arbeit“ ist der Künstler Friedrich Liechtenstein. Er studierte Puppenspiel an der Schauspielschule Ernst Busch und arbeitete in der freien Theaterszene. Bekannt wurde Liechtenstein Anfang 2014 als er die Hauptrolle in einer Edeka-Werbung spielte und sang: „Supermuschi, Supersushi, supergeil“. Da war er gerade insolvent, hatte sein Haus verloren und lebte im Turmzimmer eines Brillengeschäftes. „Manchmal hatte ich Hunger“, sagt er über diese Zeit. Heute verdient der 61-Jährige sein Geld mit Auftritten: bei Moderationen von Firmenveranstaltungen und Vorträgen - und in Clubs. Gerade hat er das Album „Ich bin dein Radio“ mit dem Friedrich Liechtenstein Trio herausgebracht. Im Podcast spricht er darüber, dass er eigentlich nicht länger als vier Stunden am Tag arbeiten möchte und warum er sein ganzes Geld in Taxifahren und gutes Essen steckt. Und er erzählt, warum er weder Besitz hat, noch eine Altersvorsorge.
25.10.2017 • 33 Protokoll, 9 Sekunden
Comedian Shapira zu Größenwahn - der Podcast #3
Der dritte Gast bei „Frisch an die Arbeit“ ist der Comedian Shahak Shapira. Er ist 1988 in Petach Tikwa in Israel geboren, zog in seiner Jugend nach Sachsen-Anhalt, wollte eigentlich Fußballer werden und war sogar bei einem Probespiel bei Carl Zeiss Jena. Aber ohne Erfolg. Also wurde Shapira nach der Schule erst einmal Grafiker, später Werber. Nach einem antisemitischen Angriff in der Berliner U-Bahn geriet Shapira ins Rampenlicht, zeigte sich dort überraschend schlagfertig, schrieb ein Buch und arbeitet seitdem als Comedian. Bei „Frisch an die Arbeit“ erzählt Shapira, ob es ihm um Aufmerksamkeit geht, ab welchem Betrag er nie wieder arbeiten oder einen schrecklichen Job machen würde. Er sagt: „Ich sehe meine Arbeit nicht als etwas, was die Welt unbedingt braucht.“
11.10.2017 • 29 Protokoll, 51 Sekunden
Musiker Jan Plewka über seine Arbeit - der Podcast #2
Der zweite Gast von „Frisch an die Arbeit“ ist der Sänger Jan Plewka. In den 90er Jahren gründete er die Hamburger Band „Selig“, die unter anderem mit ihrem Liebeslied „Ohne Dich“ erfolgreich wurde. In vier Jahren nahm die Band drei Alben auf, doch der Erfolg war zu viel für Plewka, er stürzte in eine Depression. Er wanderte nach Schweden aus, versuchte er sich mit einigen Jobs, kehrte aber schließlich nach Deutschland zurück. 2009 schloss Selig sich wieder zusammen, auch aus finanziellen Gründen. In der Band gelten seitdem neue Regeln, mehr Zeit für die Familie ist eine davon. Bei „Frisch an die Arbeit“ erzählt Plewka, welche Rolle Arbeit heute in seinem Leben spielt. Und sagt: „Ich verdiene nicht übermäßig Geld, aber genug, damit meine Familie und ich damit leben können und bin total zufrieden“. Am 3. November erscheint das neue Selig-Album „Kashmir Karma“.
27.9.2017 • 31 Protokoll, 39 Sekunden
Die Regisseurin Anika Decker hätte gerne doppelt so viel Geld - der Podcast #1
Der erste Gast von "Frisch an die Arbeit" ist die Regisseurin Anika Decker. Nach Jobs bei einem mexikanischen Partyservice, bei "Big Brother" und als Drehbuchautorin bei einer ZDF-Telenovela wurde sie von Til Schweiger entdeckt. Zusammen schrieben sie die Kinofilme "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken". Heute hat sie eine eigene Produktionsfirma, führt selbst Regie und setzt auf gute Gags und Starbesetzung. Am 14. September kommt ihr Film "High Society" in die Kinos. Wenn sie mal Schreibkrisen hat, stellt sie sich vor, einen Job mit geregeltem Einkommen und langweiligen Aufgaben zu haben.