Unsere globale Gesellschaft steuert gerade auf eine ökologische und menschliche Katastrophe zu. Wir zerstören unsere eigene Lebensgrundlage. Frauen sind seit jeher der Hebel für gesellschaftlichen Wandel. Verschiedene Studien zeigen: Je höher der Bildungsgrad der Frauen, desto geringer die Säuglingssterblichkeit und Gewalt und desto höher die Lebenserwartung aller. Wir erzählen Geschichten von Frauen, die sich in besonders armen, gewalttätigen oder unfreien Ländern bilden und damit ihre Gesellschaften verändern. Wir hören den Frauen zu - in der Hoffnung, von ihnen zu lernen.
Die Kfz-Mechanikerinnen von Ouagadougou (10/10)
„Viele Leute haben mich ausgelacht“, sagt die 17-jährige Bérénice Zigani aus Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt. „Aber man darf sich im Leben nie entmutigen lassen“. Bérénice ist in ihrem letzten Ausbildungsjahr als Kfz-Elektrikerin. Wie die anderen Mädchen und jungen Frauen lernt sie hier neben technischem Knowhow, sich selbstbewusst gegen Männer zu behaupten. Denn obwohl Frauen Motorrad und Auto fahren - in den Kfz-Werkstätten des westafrikanischen Landes prägen nach wie vor Männer das Bild. Viele Mädchen in Burkina Faso besuchen keine weiterführende Schule. Noch immer ist fast jede dritte junge Frau arbeitslos. Durch die Ausbildung hoffen die Frauen, sich und ihren Familien ein besseres Leben zu ermöglichen. In blauen Arbeitsanzügen schweißen, schrauben und hämmern angehende Karosseriebauerinnen, Lackiererinnen und Kfz-Elektrikerinnen. Für Schuldirektor Bernhard Zongo war es eine soziale Ungerechtigkeit, dass alle zukunftsträchtigen Berufe in den Händen von Männern waren. Und das, obwohl 52 Prozent der Bevölkerung in Burkina Faso Frauen sind. Zusammen mit Kollegen gründete der Lehrer die Hilfsorganisation „ATTous-Yennenga“. Der Name erinnert an Prinzessin Yennenga. Eine legendäre Kriegerin, die im 12. Jahrhundert für ihr Königreich, aber auch für ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpfte. Nach ihrem Vorbild macht sich die Hilfsorganisation seit über 25 Jahren für die berufliche Zukunft von Mädchen stark. Vier Ausbildungszentren betreibt der Verein mittlerweile landesweit und bildet dort Mädchen und junge Frauen auch in Berufen aus, die bislang traditionell den Männern vorbehalten waren.
4/30/2023 • 23 minutes, 24 seconds
Haitis singende Helferinnen (9/9)
Haiti hat die höchste Mütter- und Kindersterblichkeit auf dem amerikanischen Kontinent. Es gibt eine Organisation, die daran etwas ändern will, teilweise auch mit ungewöhnlichen Methoden: die „Hebammen für Haiti“. Sie hat im Städtchen Hinche ihren Sitz. Die ärmlichen Behausungen sind aus Palmwedeln und Brettern, obendrauf ein Wellblechdach. Die Lebenserwartung der Menschen hier beträgt nur 64 Jahre. Was vor allem an der hohen Kindersterblichkeit liegt. Sie ist 16-mal höher als in Deutschland.
11/17/2022 • 20 minutes, 12 seconds
Lust ist ein Menschenrecht (8/9)
Tlaleng Mofokeng ist für die meisten nur: „the sex doctor“ oder: „Dr. T.“ Südafrikas bekannteste Gynäkologin. Aktivistin. Buchautorin. Kolumnistin. UN-Sonderberichterstatterin zum Recht auf Gesundheit als erste afrikanische Frau. Ihre Mission: Die Revolution des Begehrens. Sexuelle Bildung ist für Frauen wie Tlaleng Mofokeng der Schlüssel. Im Kampf gegen sexuelle Gewalt und AIDS. Und für mehr Spaß und Erotik. Aufklärung bedeutet für sie nicht nur, über Geschlechtskrankheiten und Verhütung zu sprechen. Sie erheben ihre Stimmen für die Lust… Jährlich sterben hunderte Frauen in Südafrika an den Folgen unprofessioneller Abtreibungen. Meistens Schwarze Frauen. Kaum eine Gruppe ist so benachteiligt im südafrikanische Gesundheitssystem, sagt Tlaleng Mofokeng. Und das will sie ändern.
11/10/2022 • 26 minutes, 4 seconds
Lerne und sei frei (7/9)
Die Vereinten Nationen verkündeten im Dezember 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. International verurteilten sie die Sklaverei. Die Erklärung der Vereinten Nationen war rechtlich nicht bindend. Für Mauretanien war sie weder die erste noch die letzte Erklärung zum Ende der Sklaverei, die nicht umgesetzt wurde. Es sollte noch mehr als 30 Jahre dauern, bis Mauretanien die Sklaverei als letztes Land der Welt offiziell abschaffte. Sklaverei begann in der Region, die später Mauretanien wurde, vor etwa 2000 Jahren, als arabische Händler, Menschen dunklerer Hautfarbe aus sub-sahara Afrika festnahmen und ohne Lohn für sich arbeiten ließen. Brahim Ramdhane, war als Sohn der Sklavin Thouweibetou im Mauretanien der 1960er Jahre ganz automatisch ebenfalls Sklave ihrer Master. Thouweibetou war nie zur Schule gegangen, konnte nicht lesen und schreiben. 1971 setzte gegen große Widerstände durch, dass ihr Sohn Brahim, in eine Klasse mit weißen Kindern eingeschult wurde.
11/3/2022 • 25 minutes, 15 seconds
Eine Welt ohne Atomwaffen - Beatrice Fihn, ICAN (6/9)
Beatrice Fihn ist vierzig Jahre alt und hat es mit ihrer Arbeit zu Weltruhm gebracht, als Geschäftsführerin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, kurz: ICAN. 2017 wurde ICAN der Friedensnobelpreis verliehen, Beatrice Fihn hielt die Nobelpreisrede. ICAN und Beatrice Fihn haben wesentlichen Anteil daran, dass mittlerweile 91 Länder (Stand Oktober 2022) der Erde den sogenannten „Atomwaffenverbotsvertrag“ unterschrieben haben. Die Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki gehören zu ICAN, die Opfer der Atombombentests im Pazifik, Friedensorganisationen, Mediziner und Rechtsanwälte gegen den Atomkrieg. 625 Mitgliedsorganisationen in über 100 Länder. Eine weltweite Kampagne. Unser Reporter Tilman Wörtz hat Beatrice Fihn zu einer UNO-Konferenz in Wien im Juni 2022 begleitet.
10/30/2022 • 25 minutes, 15 seconds
Apps and Girls (5/9)
Die Technologieszene in Tansania boomt. Bezahlsysteme per SMS gehören in dem Land mit knapp 60 Millionen Einwohner*innen schon lange zum Alltag. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl mobiler Internetzugänge vervierfacht. In Daressalam haben sich Technologiegiganten angesiedelt. In ihrem Dunstkreis entstanden Coworking Spaces, also Gemeinschaftsbüros, in denen Startups gegründet werden und Firmen auf Nachwuchsfang gehen. Wer Programmiersprachen beherrscht, beherrscht ein universelles Alphabet, mit dem Jobs jenseits von Feldarbeit möglich werden. Die Organisation „Apps and girls“ bringt vor allem Mädchen Codieren bei, denn in Tansania sind nur etwa zehn Prozent der Studierenden im Fach Informatik Frauen. Dadurch entsteht ein „Gender Tech Gap“: Während Männer in den Großstädten gut bezahlte Arbeit als Programmierer, Techniker oder Gründer finden, können die Frauen nicht am Aufschwung teilhaben. Das ändert sich durch die Kurse, die Trainer:innen wie Nancy Kaale von der Organisation „Apps and girls“ den Mädchen anbieten.
10/30/2022 • 24 minutes, 52 seconds
Marys Gemüse (4/9)
Laut der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, waren 2020 weltweit knapp 150 Millionen Kinder unter fünf Jahren chronisch mangelernährt. Mehr als ein Drittel von ihnen lebt in Sub-Sahara Afrika. In Malawi versuchen einige Frauen, diese Situation zu verbessern: Mary Madalo Harawa, legt Schulgärten an und bringt Kindern Gemüseanbau bei.
Der Wandel ist weiblich.
9-teilige Radio- und Podcast-Serie von Elisabeth Weydt, Tilman Wörtz u.a..
Mit Sandra Gerling, Anna-Maria Kuricova, Gloria Endres de Oliveira, Wanda Perdelwitz, Toini Ruhnke, Stefan Schad und Sonja Szylowicki.
Komposition: Julia Klomfass.
Technische Realisation: Christian Alpen und Sebastian Ohm.
Regie: Susanne Krings.
Redaktion: Christiane Glas.
Produktion: NDR mit der Agentur Zeitenspiegel 2022.
10/23/2022 • 24 minutes, 47 seconds
Wissen trinken gibt uns Wasser, Ecuador (3/9)
Der kleine Andenstaat Ecuador ist das einzige Land der Welt, dessen Verfassung die Natur zum Rechtssubjekt erhoben hat. Demnach sind Bienen, Flüsse und Wälder hier nicht nur schützenswert, weil sie dem Menschen dienen, sondern einfach so - weil sie Natur sind. Unter „Natur“ fallen dabei nicht einzelne Pflanzen oder Tiere, sondern ganze Ökosysteme wie der Nebelregenwald von Intag. Die Menschen hier glauben, dass die Natur ein Lebewesen ist und das dieses Wesen nicht zerstört werden darf. Kawsak Sacha, der lebendige Wald, ist ein Raum von unendlich vielen Lebewesen, die alle das Recht haben, zu leben. Aber diese Wesen werden gerade zerstört, durch den Klimawandel, das Artensterben, also braucht es den Menschen, der sie verteidigt. Zwei der mutigen Frauen im Kampf gegen die Regierung und für die Rechte der Natur sind die 27-jährige Kleinbäuerin Cenaida Guachamira und die Rechtswissenschaftlerin Adriana Rodriguez.
Der Wandel ist weiblich.
9-teilige Radio- und Podcast-Serie von Elisabeth Weydt, Tilman Wörtz u.a..
Mit Paul Behren, Julian Greis, Sandra Gerling, Anna-Maria Kuricova, Toini Ruhnke, Stefan Schad und Sonja Szylowicki.
Komposition: Julia Klomfass.
Technische Realisation: Christian Alpen und Sebastian Ohm.
Regie: Susanne Krings.
Redaktion: Christiane Glas.
Produktion: NDR mit der Agentur Zeitenspiegel 2022.
10/20/2022 • 24 minutes, 39 seconds
Die kleinen Nonnen von Nepal (2/9)
In armen Familien in Nepal ist häusliche Gewalt gegenüber Mädchen, Kinderarbeit oder eine frühe Ehe mit 15 oder 16 Jahren immer noch verbreitet. Um die oft noch sehr jungen Mädchen davor zu schützen, hat die buddhistische Nonne Ani Choying Dolma die Arya Tara School gegründet. Dorthin kommen Mädchen aus verschiedenen abgelegenen Teilen Nepals. Hier bekommen sie eine bessere Schulbildung als an vielen öffentlichen oder privaten Schulen. Nach dem Abschluss ermuntern die Lehrer die jungen Nonnen zum Studium an Colleges und Universitäten in Kathmandu und Indien und die Schule unterstützt sie dabei finanziell. Aber der Schulbesuch bedeutet auch: Die 60 Schülerinnen sehen ihre Familien nicht mehr – oft viele Jahre lang. Die jüngste Nonne ist erst sechs Jahre alt. Eine Kindheit ohne Eltern? Wie prägt das die Mädchen?
Der Wandel ist weiblich.
9-teilige Radio- und Podcast-Serie von Elisabeth Weydt, Bernd Hauser, Tilman Wörtz u.a..
Mit Julian Greis, Gloria Endres de Oliveira, Toini Ruhnke und Sonja Szylowicki.
Komposition: Julia Klomfass.
Technische Realisation: Christian Alpen und Sebastian Ohm.
Regie: Susanne Krings.
Redaktion: Christiane Glas.
Produktion: NDR mit der Agentur Zeitenspiegel 2022.
10/12/2022 • 26 minutes, 9 seconds
Die Trümmerfrauen von Ruanda (1/9)
Die 26-Jährige Sarah Uwase wurde zwei Jahre nach dem Völkermord an der Tutsi-Minderheit in Ruanda geboren. Ein Genozid, der das Land bis heute traumatisiert. Die Erinnerungen daran legen sich wie dunklen Schatten über jedes Gespräch, über jede Begegnung. Auch über die mit Sarah. Aber sie schaut nach vorne, will selbstbestimmt leben. Dafür nutzt sie all ihre Talente. So wie die Psychologin und Soziologin Assumpta Mugiranzea und die Psychotherapeutin Dative Nakagonye aus der ersten Folge und all die anderern Frauen in unserer Reihe "Der Wandel ist weiblich".
Der Wandel ist weiblich.
9-teilige Radio- und Podcast-Serie von Elisabeth Weydt, Michael Gleich, Tilman Wörtz u.a..
Mit Sandra Gerling, Julian Greis, Hedi Kriegeskotte, Anna-Maria Kuricova und Sonja Szylowicki.
Komposition: Julia Klomfass.
Technische Realisation: Christian Alpen und Sebastian Ohm.
Regie: Susanne Krings.
Redaktion: Christiane Glas.
Produktion: NDR mit der Agentur Zeitenspiegel 2022.
10/12/2022 • 25 minutes, 15 seconds
Trailer: Der Wandel ist weiblich
Unsere globale Gesellschaft steuert gerade auf eine ökologische und damit auch menschliche Katastrophe zu. Wir zerstören unsere eigene Lebensgrundlage. Frauen sind seit jeher der Hebel für gesellschaftlichen Wandel gewesen. Die Zahlen verschiedener Studien zeigen: Je höher der Bildungsgrad der Frauen in Gesellschaften, desto geringer die Säuglingssterblichkeit und Gewalt, aber desto höher die Lebenserwartung aller. Wir erzählen Geschichten von Frauen, die in besonders armen, gewalttätigen oder unfreien Umgebungen lernen und damit ihre Gesellschaften verändern. Wir hören den Frauen zu - in der Hoffnung, dass auch wir etwas von ihrem Wissen in unser Gemeinwesen übertragen können.